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x° 164, 18. Juli 1931. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. voll sind die Stimmen der Verleger und Sortimenter. Nach ihnen ist die Neigung zur Lyrik immer lebendig gewesen. Erfolgreiche Autoren werden angeführt, teils mit Auflageziffern. Es wird aber auch Klage geführt über die Vernachlässigung gerade dieser Kunst form durch die Presse und Kritik, wodurch der Verkauf außer ordentlich erschwert sei. Das Sortiment betont, daß der gebildete Leser immer wieder nach Lyrik fragt. Die Zahl derer, die Gedichte lesen, sei schließlich immer kleiner gewesen wie di« der Romanleser. Doch gute Lyrik setze sich immer wieder durch, und die Buchhändler, die sich dafür verwenden, würden immer Erfolg verzeichnen können. Sa. Kleine Mitteilungen Mein Sommeraufenthalt im Buchhändler-Erholungsheim Lauen stein, Erzgebirge. — Vor zwei Jahren hatte ich im Buchhändlerheim in Oberstöorf drei Wochen» verlebt, die in jeder Beziehung genuß reich waren. Nun war ich begierig, auch das Lauensteiner Buch händlerheim kennenzulernen. Lauenstein ist Station der Kleinbahn von' Heidenau nach Altenberg. Die Fahrt bei herrlichstem Sonnen schein war ganz wundervoll, dem Lauf der Müglitz talaufwärts fol gend geht es in unzähligen Windungen dem Reiseziel entgegen. Recht verheißungsvoll wirkte die Fahrt; bald an schroff abfallenden Hängen, bald an blumigen Wiesen vorbei bieten sich den Blicken immer neue Bilder. Wie schön und reizvoll liegt das Städtchen auf der Höhe in seinem malerischen Aufbau vor uns. In etwa zehn Minuten vom Bahnhof hatten wir das Haus erreicht. Von Fräulein Patz, der Verwalterin des Hauses, freundlich empfangen, wurde uns ein behagliches Zimmer mit Balkon angewiesen. Da die Essensfrage flir viele sehr wichtig, ist, will ich verraten, daß wir mit dem Essen sehr zufrieden waren. — Nun galt es, auch außer dem Hause Ent deckungen zu machen. Zunächst fetzte uns der Park, der das Heim umgibt, in Erstaunen. Was gab es da zu klettern, bis man oben das Ende erreicht hatte, all die vielen einladenden Plätzchen und den prächtigen, auf einem Felsen thronenden Pavillon. Wer nicht wan dern will, kann den ganzen Tag im Park verweilen, was von vielen Gästen, namentlich von den älteren, auch getan wurde. Nachdem wir den Park durchschritten hatten, gelangten wir oben auf eine Liege- wtese und von da ins Freie. Aber welch herrliches Panorama bot sich dort unseren erstaunten Blicken. Was gab es da alles zu sehen, die vielen Dörfchen in näherer oder weiterer Entfernung, nicht zu vergessen das Schloß Bärenstein und der Geisingberg mit seinem Aussichtsturm. Manch schöne Fahrt in die weitere Umgebung von Lauenstein haben wir gemacht. Was wir erreichen wollten, hatten wir erreicht, erfrischt an Leib und Seele kehrten wir heim. Wenn auch die körperliche Erfrischung nicht immer von erwünschter Dauer ist, ist die Erinnerung doch bleibend. Paul Deter -Quedlinburg. In der Zeit vom 26. Juli bis 1. August und vom 15. August bis auf weiteres können wir unseren und den Mitgliedern des Börsenvereins nvch Aufenthalt in diesem Heim gewähren. Der volle Pensionspreis beträgt bei anerkannt vorzüglicher Küche und reich lichen Mahlzeiten für die Mitglieder beider Vereine RM 3.60 je Tag und Person. Nichtmitglieder werden, soweit Platz vorhanden, zum Tagespenfionspreis von RM 4.50 ausgenommen. Kinder können leider keine Aufnahme finden. Anmeldungen an die Geschäftsstelle des Vereins Erholungsheim für Deutsche Buchhändler e. V., Berlin W 30, Gossowstr. 9, erbeten. »Palm 1874«, Verein jüngerer Buchhändler in München. — An läßlich des 125. Todestages des Nürnberger Buchhändlers Joh. Phil. Palm am 26. August unternimmt der »Palm 1874« am Doppelfeiertag den 15. und 16. August eine Autofahrt nach Braunau, um seinen Namenspatron' an seiner Richtstätte gebührend zu ehren. Nach stehendes Programm ist vorgesehen: 15. August: 7 Uhr Abfahrt vom Parkplatz an der Frauenkirche. — In Altötting eine Stunde Aufenthalt. — 13 Uhr gemeinsames Mittagessen im Stechelgarten in Braunau. — 14 Uhr 30 Rundgang durch die Stadt uuter Führung des Herrn' Höglinger in Ka. Stampfl L Co. Besichtigung des Heimatmuseums, des Palm-Gefängnisses, des Palm-Denkmals, des Palm-Grabes auf dem Friedhof. — An schließend Gedenkakt an Palms Richtstätte mit Kranzniederlegung. — 20 Uhr Festabend unter Beteiligung einer Braunauer Musik kapelle und Braunauer Vortragskünftler. 16. August: 9 Uhr Abfahrt nach Burghausen. Dort Rundgang und Besichtigung der Burg unter Führung des Herrn Baumgärtner. — 11 Uhr Aufführung der historischen Tanzspiele. — 12 Uhr 30 Mittagessen. — 14 Uhr 30 Abfahrt nach Traunstein, am Chiemsee vorbei nach Wasserburg. — Dort Führung von Herrn Grau. Etwa 22 Uhr Rückkehr nach München. Wer von früheren Palmianern und auswärtigen Kollegen sich an dieser Fahrt beteiligen will, ist herzlich willkommen. Fahrpreis NM 11.50. Anmeldungen an Herrn Franz Münnemann, Orff- straße 14/1. Sch. Lersonalnackrickten. Gestorben: am 9. Juli Herr Heinrich Bender, Inhaber der Sorti ments- und Antiquariatshandlung gleichen Namens in Dresden. Der Verstorbene machte sich am 1. September 1907 selbständig. Er hat sein Geschäft mit Erfolg durch viele Jahre geführt und er freute sich wegen seines liebenswürdigen Wesens allgemeiner Be liebtheit. Er setzte sich besonders für die moderne Literatur ein, von der er mit gutem Geschmack das Beste erfaßte und zur Geltung zu bringen suchte. Ferner: am 15. Juli noch kurzer schwerer Krankheit im Alter von 63 Jah ren der Buchhändler und Antiquar Herr Max Perl, In haber der Firma gleichen Namens in Berlin. Der Verstorbene gründete 1895 seine Firma in kleinem Umfange. 1906 führte er mit der Auktion Mutzenbecher als erster die biblio phile Bücherauktion in den Berliner Buchhandel ein, die als eine der ersten maßgebenden deutschen Bllcherversteigerungen dauernd Be deutung behalten wird. Eine große Reihe von Auktionen schloß sich an, darunter die Bibliotheken von Biedermann, Davidsohn und Bu- soni. Rund 166 Auktionen hat Max Perl von 1006 bis heute veran staltet und sich damit besonders um das bibliophile Antiquariat große Verdienste erworben. Nebenher betrieb er ein modernes Sortiment, in dem er manchem Leser dank seines tiefen Wissens und feinen lite rarischen Verständnisses besten Rat erteilen konnte. — Den Werde gang des Verstorbenen sowie seines Geschäftes schilderte Herr S. Martin Fraenkel ausführlich im Börsenblatt 1928, Nr. 62 bei Anlaß des 60. Geburtstages Max Perls. Sprecbsaal ^beu Bestimmungen^llbe^bie^Lerwallung des Börsenblatts.! Dringende Bitte an den Verlag! Im Bbl. Nr. 161 vom 15. Juli findet mau die Bekanntmachung der Abrechnungs-Genossenschaft Deutscher Buchhändler. Dank sei der Ge nossenschaft, daß sie selbständig eingegriffen hat, daß dem Unmög lichen Rechnung getragen werden muH und daß wir in Zeiten' leben, in denen Wege gesucht werden müssen zur Rettung und nicht solche zur völligen Vernichtung. Es ist tief bedauerlich, daß ein Teil des deut schen Verlages wenig Verständnis für die Not des Tages hat. Die Banken geben kein Geld heraus, die Tageskassen sind so, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen sind. An dieser Stelle richten wir an den Verlag die dringende Bitte, uichtNach nahmenzu sen den, nicht unnötig zu drängen, denn Unmögliches ist nicht möglich zu machen, und wenn Verleger glauben, rigoros Vorgehen zu können, so werden sie selbst den größten Schaden davontragen. Der Verlag muß sich in diesem Monat gedulden, er muß selbst mit den Monatskonten warten», bis sich alles geklärt hat, denn der Sortimenter kann einfach nicht zahlen. Der Staat zahlt nicht, die Banken zahlen nicht, die Kunden zahlen nicht. Woher also nehmen? Ortsverein Bremer Buchhändler. W. Hermann. E. Spiegel. Anhaltsverzeichnis. Bekanntmachung des Geschäftsf. Vorstandes des B.-V. und der Vereinigung des katholischen Buchhandels betr. Bücherlieferungeu in den Priesterseminaren. S. 681. Artikel: Schutz von Werken russischer Urheber außerhalb Rußlands. Von vr. Hillig. S. 6Ä. Verkauf durch Automaten. S. 682. »Der Buchhandel lebt nur vou der Cholera«. S. 683. Besprechung: Der Lyrik eine Bresche. S. 683. Kleine Mitteilungen S. 684: Mein Sommerausenthalt im Buchhändler-Erholungsheim Lauenstein / Palm, München. Personalnachrichten S. 684: Gestorben: Heinrich Bender, Dresden; Max Perl, Berlin. Sprechsaal S. 684: Dringende Bitte an den Verlag. Berantw. Schriftleiter: t. B. CrrrtStreubel. — Verlag: DerBörsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck: E. Hedrtch Nachs. Sänrtl. in Leipzig. — Anschrift b. Schriftlettuvg u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg?« IBuchhanülerhauSj, Poftschliebsach274/7V. 684