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--Ä 2L7, 10. Dezember 1912. Mchtamtlicher Teü. Nichtamtlicher Teil. Weihnachtskataloge 1912. i. Bilden die Barsortimentstataloge das Rüstzeug des Buch händlers, Hand- und Nachschlagewerke zur Verschreibung und Lagerergänzung und, in besonderen Ausgaben, auch zum Gebrauche für das Publikum im Laden wie zur Kunden werbung, so wenden sich die Weihnachtskataloge unmittelbar an den Büchcrkäufer, ihm die neuen Schätze unserer Literatur in Wort und Bild vorzufllhren, die Lust am Besitze zu Wecken und zum Kaufe anzuregen. Von den zu diesem Zwecke für die bevorstehende Festzeit hinausgesandten Katalogen sind als reine, von Bücherlagern unabhängige Literaturberichte anzusprcchcn: Seemanns Lite rarischer Jahresbericht 1912, Literarischer Weihnachtskalalog der Wilhelm und Bertha von Baensch-SIislung, der Lite rarische Jahresbericht und der Weihnachtskatalog des Dürer bundes. Der 42. Jahrgang von »Seemanns Literari schem Jahresbericht für 1912« trägt auf der Stirn seite des Umschlags ein Titelbild, das einen umgestülpten Folianten zeigt, aus dessen Blättern die Wissenschaft, Kunst und Poesie darstellende Gestalten Hervorkommen. Zu den literarischen Kostproben hat der sinnige Naturschilderer Her mann Löns eine liebenswürdige Plauderei »Aquariumsphilo sophie« aus seinem Buche »Der zweckmäßige Meyer« beige steuert. Eine kurze Charakteristik August Strindbergs führt in dessen scharfsinnige, psychologische Studie »dtomssis ckivina« ein, der aus der Sammlung »Die blutrote Perle« von Hans Ludwig Rosegger eine Skizze aus der letzten russischen Revo lution »Der rote Zar« folgt. Aus Roald Amundsens »Er oberung des Südpols« ist das vierte Kapitel »Auf der Eis platte« wiedergcgebe», das durch zwei Abbildungen erläutert wird. Ein Abschnitt aus dem hinterlassenen Werke des frühe re» Leipziger Stadlbibliothekars Gustav (nicht Georg) Wust mann »Gottfried Geißler, der Zeichner der Leipziger Völker schlacht« mit einem Probebild führt in jene furchtbare Prü fungszeit zurück, deren hundertjähriges Gedächtnis eine Hoch flut von darauf Bezug nehmenden Schriften veranlaßt hat. Der literarische Jahresbericht bietet aus der Feder bekannter Fachleute, wie Prof. Lehmann-Leipzig, Prof. Mann-Frankfurt, Prof. Opitz-Leipzig, Prof. Ruge-Bautzen, Prof. Sturmhöfcl- Leipzig u. a., eine kritische Würdigung der neuen Wecke aus den einzelnen Gebieten der Literatur, beginnend mit der Ge schichte und ihren Hilfswissenschaften, der Länder- und Völker kunde, der bildenden Künste ufw. Das 16 zweispaltige Sei ten umfassende systematische Verzeichnis besonders empfohle ner Bücher ist durch die wichtigeren Neuerscheinungen ergänzt worden und hebt diese durch Sperrdruck hervor. Dem mit einer Reihe meist gut gelungener Bilderproben geschmückten Bande, der zugleich zahlreiche Verlegeranzeigen enthält, ge reicht ein schöner Farbendruck »Herbst im Rhätikon« aus Fritz Schmidts Farbenphotographie zur besonder» Zier. Druck- und Papierausstattung sind von gewohnter Güte. Mit einer köstlichen humoristischen Plauderei von Otto Ernst »Wie ich Weihnachten feiere«, seinem neuen Buche »Aus meinem Sommergarten« entnommen, führt sich der »Lite rarische W e i h n a ch t s k a t a l o g« der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung in Dresden ein. Den Umschlag mit einem entsprechenden Titelbild von Paul Höfer geschmückt, stellt er wieder eine engere, in fünf Gruppen eingeteilte Auswahl »Hervorragende Neuigkeiten — Weihnachten 1912« und ein Register zum syste matischen Verzeichnis an die Spitze des Inhalts und gewährt in der »Literarischen Rundschau« einen überblick über die wichtigsten Erscheinungen der schönen Literatur, der Litera tur-, Kunst- und Musikgeschichte usw., an dem durch kürzere und eingehendere Kritiken wieder Arthur Brabant, Ottomar Enking, Pros. Gravelius, Cornelius Gurlitt u. a. beteiligt sind. Den Schluß des Bändchens bildet ein in 26 Haupt- und viele Unterabteilungen gegliedertes Verzeichnis empfeh lenswerter Werke, das durch die Neuigkeiten ergänzt wurde. Eine Reihe trefflicher Probebilder auf Kunstdruckpapier und zahlreiche Anzeigen beleben den Inhalt des Verzeichnisses, dgs auch in seiner Druck- und Papierausstattung seiner Vor gänger würdig erscheint. Der »Literarische Jahresbericht« des Dü- rerbundes, im Verlage von Georg D. W. Callwey in München, stellt eine jährliche Ergänzung des »Literarischen ! Ratgebers« des Dürerbundes dar, der dieses Jahr in neuer Auslage mit erheblich vermehrtem Inhalt erschien. Auf 143 ! zweispaltigen Seiten großen Lexikonsormats gibt der »Jahres- ' bericht« eine in etwa dreißig Gruppen angeordnete kritische Würdigung der neuenBücher und Bilderwerke, die als die bedeu- ^ tendsten erkannt wurden oder zu denen aus bestimmten Grün den Stellung genommen werden mußte. Diese Beurteilungen, von etwa einem halben Hundert anerkannter Gelehrten und ^ Fachschriftstcllcrn nach dem Grundsatz größter Objektivität ab- gegeben, sind innerhalb der Gruppen sachlich in viele Unler- ^ abteilungen geordnet, wozu ein ausführliches Inhaltsverzeich nis den Schlüssel bildet. Auch das Vorwort der vorliegen den Ausgabe bittet die Leser des Jahresberichts, ihre Bllcher- bestellungen demjenigen Buchhändler zuzuwenden, der ihnen 1 den Bericht geliefert hat. Papier und Druck — kleine scharf geschnittene Antiqua — geben dem Bande ein vornehmes Ge präge. Ist in dem Jahresbericht ein wertvoller Führer auf dem unübersehbaren Gebiete der neuesten Literatur aller Wis senschaften zu erblicken, so will sich der »Weihnachts katalog des Dürerbundes« den Bedürfnissen des Bücherfreundes anpassen, der eine Auswahl Bücher zu Ge schenkzwecken treffen will. »Eine Weihnachtsfeier in Brun sode« aus Dietrich Speckmanns Roman »Geschwister Rosen- brock« leitet die Bücherbesprechungen ein, die mit den Jugend schriften beginnen. Ein Märchen aus Richard Leanders »Träumereien an französischen Kaminen« führt zu dem näch sten Abschnitt, »Deutsche Romane und Novellen«. In dieser Weise werden die Kritiken der Neuerscheinungen der einzelnen Gebiete, denen meist eine Liste guter älterer Wecke angefügt ist, durch noch einige, recht lesenswerte Aufsätze bereichert, wie »Vom Schenken«, »Welche Ausgabe soll ich kaufen?«, »Kunst- geschichte und Kunstgenuß«. Der Katalog bietet sich in sau berem Druck in kleiner, klarer Antiqua dar, von vielen Ver« lcgerbcilagen durchsetzt und durch zahlreiche Prodebilder ge schmückt. Den braunen Umschlag ziert ein von B. Jäger ge zeichneter Weihnachtsmann, auf dessen Schultern das Christ kind reitet, mit einem Tannenbäumchen in der Hand. Eine besondere Stellung unter den Vertriebsmitteln nimmt der »Deutsche L i t e r a t u r sp i e g e l« von Rudolf Greinz, aus dem Verlage von L. Staackmann in Leipzig, ein. In dem Aufsatz »Wege zum Publikum« un tersucht Rudolf Greinz die Möglichkeit einer tiefer ins Volk dringenden Verbreitung guter Literatur. Er weist dabei auf die Wirkung des gesprochenen Wortes in Vorträgen über Dichter und Schriftsteller mit Wiedergaben aus deren Werken nicht allein durch Literaten, Lehrer und Schauspieler, sondern auch durch Literatursreunde aus allen Kreisen hin, deren Ver anstaltung sich das Sortiment annehmen müßte, wobei zu gleich ein Teil der jetzt oft nutzlos versandten Besprechungs- soss»