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Redaktioneller Teil. 218, 15. September 1921. doch seine von scharfer Beobachtung, warmer Vaterlandsliebe und aufrechtem Charakter zeugenden Feuilletons in einer Wie ner Tageszeitung der größten Ausmerksanrkeit des Publikums zu erfreuen. Seine Lokalskizzen blieben nicht an der Oberfläche der Erscheinungen haften, sondern vertieften sich zu geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Bildern. Den Wienern zu schmeicheln, wie dies manche seiner Kollegen taten, lag ihm fern; seine Schilde rungen waren freimütig und rückhaltlos. Noch heute sind seine Skizzenbücher: »Wiener Lust-, »Wiener Blut«, »Wienerisches« eine unerschöpfliche Fundgrube für die Lokalgeschichte des letzten Drittels des vergangenen Jahrhunderts. Schlögl war zeit sei nes Lebens ein eifriger Büchersammler und er hat seine Leiden schaft für Bücher mit gutmütigem Spotte in einer noch heute sehr lesenswerten und darum als Einleitung zu dem erwähnten Kata loge zum Abdruck gebrachten Skizze »Biichcr-Freunde und Biicher- Narren« beschrieben. Die Ausrufspreise wurden bei der Versteigerung ziemlich an sehnlich überschritten; einige erzielte Resultate dürsten auch heule noch Interesse haben, wenn auch die antiquarischen Bücher seither wiederum eine Wertsteigerung erfahren haben. Daß die Erst ausgaben der Wiener Dichter: Anzengruber, Nestroy, Raimund viel umstritten wurden, ist begreiflich. Für den Cottaschcn Anzengruber, 1V Leincnbände 1890, der mit 600 K ausgerufen wurde, bezahlte man 2500 li, und Nestroys gesammelte Werke, herausgegeben von Chiavacci und Ganghofer, 1890, 48 Lieferun gen, gingen von 450 n auf 2050 K; einen noch wesentlich höheren Preis erzielte Raimunds Erstausgabe 1837, in 4 Halblederbün den, mit 7000 li. Man muß eben bedenken, daß derzeit weder von Nestroy, noch von Raimund schöne Ausgaben existieren; es heißt, daß sich welche in Vorbereitung befinden, und man spricht von sehr hohen Ladenpreisen. Bemerkenswert ist Wohl noch, daß für ein leider unvollständiges Exemplar des berühmten Biographi schen Lexikons des Kaisertums Österreich von C. Wurzbach, 59 statt 60 Bände, in Originalumschlag 6200 li bezahlt wurden. Goe- dekes Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, 3 Bände in 2 Halbfranzbänden, Hannover 1859—1881 — wie sehr hat das j schätzenswerte Werk in den neuen Auflagen an Umfang zugenom men —, ging von 400 U auf 4000 li. Nicolais berühmtes Reise werk: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781, 12 Halbleinenbände, erzielte 9000 l<, die Wiener Theaterzeitung, Jahrgang l, 2, 3, 7—53, teils gebunden, teils in Heften, 15 500 li, Fuhrmann, Historische Beschreibung von Wien, 1768-70, 4 Pappbände, 3500 ii. Großes Interesse zeigte sich für die Klassiker und Romantiker: Heines Gedichte, Berlin 1822, Halblederband aus der Zeit, 7600 >1, desselben Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo, Berlin 1823, Originalpappband, 8200 I(, desselben Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland, 2 Teile in l Band, Paris 1837, Leinenband 3500 l(, Hölderlins Gedichte, Stuttgart 1826, Halbleinwand, 3500 ü, Brentano, Rothkehlchens, Liebseel chens Ermordung und Begräbnis, Zürich 1843, Papierumschlag, 10 400 K, desselben Die Märchen, Stuttgart 1846, Halbleder bände, 7000 K, Satiren und poetische Spiele, Leipzig 1800, Lein wandband, 3700 li, Godwi oder das steinerne Bild der Mutter, Bremen 1802, Pappbände, 8200 K, Ponce de Leon, ein Lustspiel, Göttingen 1804, Pappband, 6000 K, Chamisso, Peter Schlemihls wundersame Geschichte, Nürnberg l842, Halblcder, 2600 K. In der Einleitung des Katalogs wird behauptet, daß diese Bibliothek Wohl die letzte Altwiener Bllchersammlung ist, die auf den Markt kommt. Es heißt eben Abschied nehmen von Alt-Wien und den guten alten Zeiten. Ein Widerspruch gegen diese Be zeichnung wird sich in unseren Tagen Wohl kaum erheben. Wien, Ende August 1921. Friedrich Schiller. Das Buch und wir. Gedankensplitter von Walther Körner -Altenburg. ES ist eine köstliche Sach', wer die Bücher wohlweise liest, eine schändliche aber, wer die Bücher nur liefet um bald damit zu Ende Zn sein. Wer die Bücher nur obenhin liest, der taugt zum Bücherlcsen soviel wie der Ochs zum Brettcrspiel. 1376 Das Bücherlcseu muß eine edle, nützliche, wohlbehutsamc, vorteil hafte, achtsame und nachdenkliche Sache sein. -r- Es ist besser zwischen Büchern, als unter ungeschickten Menschen zu Hausen. Ein gutes Buch ist der beste Führer zur Idealität, ein Edelstein dagegen führt zum Realismus. Meide schlechte Bücher ebenso, wie unehrenhafte Gesellschaft Ein Buch zensiert sich durch die Zeit selbst. Beurteile kein Buch nach dem Titelblatt. Büchernarren sind solche Leute, die Bücher ohne Unterschied lesen und die nicht genug Geld ausgcben können, um in Besitz von unzüch tigen, verliebten und verbotenen Büchern zu gelangen. » Bücherkaufcndc Kinder dürfen nicht oberflächlich bedient werden, sondern ihnen muß der Büchervcrküufer sein ganzes Können entgegen- bringcn, denn man kann als Buchhändler zur seelischen Weiterentwick lung der Kleinen gar viel beitragen. Buchhandel ist ein Bertrauensgcschäft, und daher mnß ein Kunde in den Bücherverkäufer dasselbe Vertrauen setzen können, das er als Kranker dem Arzt entgegenbringen würde. Bücher sind die besten und treuesten Freunde, denn weder in Freud uoch Leid verlassen sic nns. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Redaktion des Börsenblattes, Leipzig, Buchhändlerhaus, Gerichtsweg 26, zu richten. Vorhergehende Liste 1921, Nr. 210. Bücher, Broschüren usw. Archiv für Buchgewerbe und Graphik. Begründet von Alexander Waldow. 58. Band, Heft 7/8 vom Juli-August 1921 mit dem Sondertitel: »M e i st e r e i u b ä n d e<. Leipzig, Ver lag des Deutschen Buchgcwerbevcreins. Ans dem Inhalt: P. Ker- sten: Der Jakob Krause-Bund, sein Zweck und seine Ziele. G. A. E. Bogeng: Buchbinderei Einbandkunst -- Einbandlieb haberei. Ernst Collin: Die heutige Buchbinderei als Handwerk, Kunsthandwerk und Industrie. H. Nitz: Uber die Bucheinband- Materialien. l),-. Alfred Rohde: Künstlerische Bucheinbände von Franz Weiße, Hainburg. Karl Mar Poppe: Die Werkstatt Earl Sonntag juu., Leipzig. I)r. Arthur Richter: Der Stand der Jakob-Krause-Forschung. l> u e st - und X u n s t cl r u e li. VVk^vewei- für Druclisaesten-IIeistbl- 1921. Vorsteriestt. Bücherverzeichnis, Deutsches, der Jahre 191 5 b i s 1 920. Eine Zusammenstellung der im deutschen Buchhandel er schienenen Bücher, Zeitschriften und Landkarten. Mit einem Stich- und Schlagwortregister. Bearbeitet von der Bibliographischen Abteilung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Liefe rung 1 (»A«—Bauer). Gr. 8». 100 S. Leipzig 1921, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Preis 30.—. Buchhändler, Der. Halbmonatsschrift und Ankündigungsblatt für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel und das Antiquariat in der Tschechoslowakei. Herausgeber und Verleger: Johann K ü n st ncr, Verlag B.-Leipa. 2. Jahrgang, Nr. 17 vom 1. Sep tember 1921. Aus dem Inhalt: Will). Hannich: Der Buchhandel auf der Neichenberger Messe. — E. D. Werner: Wie mißt man Bilder ab? Buchhändler-Zeitung, Allgemeine. Zeitschrift für die Gesamt-Interessen des deutschen Buch-, Kunst-, Lehrmittel-, Mus, kalten- und Schreibwaren-HandelS. 23. Jahrgang, Nr. 21 vom 25. August 1921. Berlin W 35, Schöneberger Ufer 22, Alfred Streißler G. m. b. H. Ans dem Inhalt: Die steuerliche Bewer tung des Bücherlagers. Die Zeitschriften-Zentralen.