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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 215, 15. September 1916. Das Urheberrecht an allen solchen Werken, ob znm ersten Male veröffentlicht oder hervorgebracht, nach oder vor Erlaß dieses Gesetzes, soll als dein öffentlichen Verwalter übereignet angesehen werden in dessen Eigenschaft als amtlich bestelltem Hüter gemäß der Zusatzakte 1914, betreffend den Handel mit dem Feinde, und der öffentliche Ver walter soll, den Weisungen des Handelsamts (»lloard ok trade«) unterstellt, alle solche Vollmachten, Rechte und Rechtsmittel haben, wie eine solche vorbezeichnete Person gehabt haben würde, wenn ein Kriegs zustand nicht bestände; und alle so dem öffentlichen Verwalter über- eignctcn Rechte und irgendwelches Geld, das ihm in Ausübung seiner Rechte als dem Inhaber von irgendsolchem Urheberrecht znflicßt, sollen von ihm in der gleichen Weise verwaltet werden, wie ihm übertragenes Eigentum gemäß der Zusatzakte 1914, betreffend den Handel mit dem Feinde, und wie Sektion fünf dieser Akte, wenn durch irgend welche späteren Zusätze erweitert, entsprechend anzuwenden sein wird. Wenn irgend eine Person vor Erlaß dieses Gesetzes irgend eine Handlung betätigt hat, durch die sie in Verbindung mit der Herstel lung oder Aufführung irgend eines solchen vorbezeichnetcn Werkes Ausgaben gehabt hat oder Verbindlichkeiten eingegangen ist, so soll der öffentliche Verwalter in Gewährung ihres bezüglichen, innerhalb sechs Monate nach Erlaß dieses Gesetzes einzureichendcn Gesuchs ihr einen Erlaubnisschein bewilligen, das Werk innerhalb solcher Fristen und unter solchen Bedingungen, wie sie nach seinem Ermessen recht und billig sind, herznstellcn oder aufzuführen. Kurzer Titel. 2. Dieses Gesetz möge angeführt werden als die »DadinZ vvitkr Ms (OopvriAüt) ^.et, 1916« und soll in Übereinstimmung mit der »l'radinS xvitki tlrs Lnemy ^nrendment ^.et, 1914« ausgelegt werden. (Übersetzung ans »Hie publisüsrs' Oireular« (London), 1916, Seite 183.) Verbotene tschechische Schullescbüchcr. — Wie der Brünner tschechische »Den« (»Tag«) berichtet, haben die Leitungen der tschechi schen Volksschulen in Mähren die amtliche Verständigung erhalten, daß alle bisher benutzten Lesebücher als beanstandet beseitigt und durch ein neues, vom K. K. Schnlbücherverlag herausgegebenes Lesebuch für die tschechischen Volksschulen ersetzt werden sollen. In den tschechischen Bürgerschulen Mährens sind die bis dahin benutzten Lesebücher bereits Ende 1915 beseitigt worden; in den letzten Mo naten des Schuljahres mußte der Unterricht ohne Lesebücher erteilt werden. Für den Geist, der in den bcmerkenswerterweise vom K. K. Schulbücherverlag in den Jahren 1911 1913 heransgegebenen tschechi schen Lesebüchern für Volks- und Bürgerschulen herrschte, ist bezeich nend, was die »Deutsche Arbeit« darüber berichtet: In diesen Lese büchern erfahren die Schulkinder fast von jedem nur einigermaßen her vorragenden Manne der Tschechen, auch von Fabrikanten, Zeitungs- Herausgebern n. dgl.; eigene Lesestücke handeln über Moskau, Peters burg und russische Gegenden, auch ist die russische, serbische und eng lische Literatur in ziemlich breitem Umfange aufgenommen, während über die übrigen Völker Österreichs, namentlich die Deutschen, über ihre Geschichte, ihre Kultur und Wirtschaft verschwindend wenig geschrieben ist. Ter »Entente«- und namentlich der allslawische Geist wurde so schon den kleinsten Schulkindern planmäßig eingeimpft. Diesem Unfug soll nun endlich eine Schranke gezogen werden. (Voss. Ztg.) Personalnachrichten. 70. Geburtstag. — Am 15. September begeht der Alterschef der Firma Breitkopf L Härtel in Leipzig, Herr Geheimer Hofrat vr. Oskar von Hase, in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 70. Geburtstag. Geboren als jüngster Sohn des im Jahre 1890 ver storbenen bekannten Jenaer Kirchenhistorikers Karl von Hase, erlernte er 1866 bei Adolf Marcus in Bonn (gegr. 1818 und nachmals Emil Strauß sSort. u. Antigu.f, mit dem Hase besonders eng befreundet wurde) den Buchhandel. Nach Abschluß geschichtlicher und volkswirt schaftlicher Studien im Jahre 1869, mit der Doktorarbeit: »Die Ko- berger, Buchhändler-Familie zu Nürnberg«. 8°. (106 S., Lpzg. 1869, Br. L H., no. 20 Groschen), betätigte er sich im Hanse Breilkopf L Härtel, an das ihn verwandtschaftliche Bande knüpften; seine Mutter war eine geborene Härtel. 1870 diente er dem Vaterlande als kricgs- freiwilliger Kürassier und kehrte mit dem Eisernen Kreuze geschmückt an die vorher verlassene Stätte zurück. Am 2. September 1875 wurde er Teilhaber der Firma Breittopf L Härtel. Zu den hauptsächlichen , Aufgaben, die ihm zufielen, gehörte die Durchführung der musikalischen Klassiker-Gesamt-Ansgaben, dann die Veröffentlichung der Edition Breitkopf K, Härtel (ursprünglich Volksausgabe), heute annähernd 5000 Bände umfassend, wie überhaupt das große Gebiet der Musikliteratur, das als besondere Verlagsgrnppe (Musiker-Biographien usw.) mit gro ßer Liebe gepflegt und gefördert wurde. Selbstschöpferisch bot er dar: 1885 die 2. nengearbeitete Auflage von: »Die Koberger. Eine Dar stellung des bnchhändlerischcn Geschäftsbetriebes in der Zeit des Über ganges vom Mittelalter zur Neuzeit«. 8°. (616 S. m. 5 Fksms.) Br. K H., no. ./i 10.—; 1907: »Einil Strauß, ein deutscher Buchhändler am Rhein. Gedenkbuch eines Freundes«; »Breitkopf und Härtel, Buch drucker, Buch- und Musikalienhändler in Leipzig. Aus den Papieren des Breitkopf L Härtelschen Geschäftsarchivs«; »Die Entwickelung des Buchgewerbes in Leipzig«. Vortrag. (In deutscher, französ. n. engl. Sprache); »Der Verband der Bernfsgenossenschaften. Begründung, Aufgaben und Grenzen«; »Das Anmacr Hasennest. Urheimatliches ans unserer Hanschronik. Geschichte der Anmaer Hasen in 5 Jahr hunderten« sowie die nicht im Handel befindliche Schrift »Kürassier briefe eines Kriegsfreiwilligen«. Erinnert sei hier auch an die umfas sende Mitwirkung des Jubilars bei der Abfassung der Geschichte des deutschen Buchhandels und an seine Vorarbeiten für die Geschichte des Leipziger bzw. des deutschen Musikalienhandels, sowie an die Ver dienste H.'s um die Errichtung des Deutschen Buchhändlerhauses. Gustav Freytag schrieb (11. Dezbr. 1885): »Sie haben der Geschichte des deutschen Buchhandels einen guten Dienst geleistet«. Wir können heute anssprechen: Sie haben uns und unserem Stande, in stetem Kampfe um ideelle und wirtschaftliche Güter, nicht bloß große, sondern unschätzbare Dienste geleistet. Geheimrat vr. Oskar von Hase gehörte im Börsenverein der Historischen Kommission von 1876—1884 und 1889—1893 als ihr Vorsitzender an; dem a. o. Ausschuß zur Revision der Satzung trat er 1887, dem Vorstand 1884—1889 als 2. Schatzmeister bei; am 29. Oktober 1884 gründete er den »Zentralverein für das ge samte Buchgewerbe in Leipzig« (jetzt Deutscher Buchgewerbevercin), dessen 1. Vorsteher er bis 1901 war, und dem er jetzt noch als Altersvor steher angehört. In dem Verein der Deutschen Musikalienhändler zu Leipzig (gegr. 1829), dem Verein der Buchhändler zu Leipzig (gegr. 1833), dem Verein Leipziger Musikalienhändler (gegr. 1885) und dem Deutschen Musikalienverlcger-Verein (gegr. 1899) hat er viele Jahre als Vorstands mitglied gewirkt und sich unschätzbare Verdienste erworben. Besonders zeitgemäß ist der Hinweis auf seine Gründung der Anstalt für musikali sches Aufführungsrecht in Leipzig (1898) in Gemeinschaft mit dem All gemeinen Deutschen Musikverein. Sein Wirken im deutschen Musik leben, im Allgemeinen Deutschen Musikverein, der Internationalen Musilgcscllschaft, Bachgesellschaft u. a. kann hier nur angedeutet wer den. Im Verein mit seinem Vetter Herrn Geheimrat vr. Ludwig Volkmann, der zurzeit als Offizier im Felde steht, leitet der Jubilar noch heute mit staunenswerter Tatkraft die weit verzweigten Geschäfte des fast 200jährigen Wclthauses. Möge uns der hochverehrte und beliebte Kollege, dem für alle Mühe und erfolgreiches Streben allerseits herzlichster Dank und Anerkennung gebühren, noch viele Jahre in voller Frische und Rüstigkeit erhalten bleiben und er noch oft, wie bisher in vorderster Reihe stehend, für Vaterland, Deutschtum, Buch- und Musikalicnhandel in die Schranken treten! Znm Geleit das Platosche Wort: » »Denken was wahr, und fühlen was schön, und wollen was gut ist, Darin erkennet der Geist das Ziel des vernünftigen Lebens«. ^1. Gestorben: am 2. September nach schwerem Leiden Herr Georg Brat fisch, Inhaber der Firma gleichen Namens in Frank furt a. Oder, im 59. Lebensjahre. Als Sohn eines Obermusikmcistcrs in Glogau geboren, erlernte er in seiner Vaterstadt den Musikalienhandcl und machte sich, nachdem er in größeren Firmen in Trier, Dresden und Frankfurt a/O. sich weitere Geschäftskenntnisse erworben hatte, 1884 in der letztgenannten Stadt selbständig. Obwohl nur mit geringem Kapital ausgerüstet, gelang es ihm bald, den kurz nach Errichtung des Musiksortimcnts ungegliederten Verlag weiter ansznbauen, so daß der Katalog der Firma heute 1900 Verlagswerke aufweist; ferner am 8. September nach langjährigen! Leiden Herr Hugo Harrweg, Prokurist der Firma A. Francke in Bern, der er in treuer, mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit hervorragende Dienste geleistet hat. ^ruck. Namm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. Adresse der Redaktion und Sxped.tion. -eipzig. (Nrichtöweg 28 ^nchhandlerhan...