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A I B ^ 283, 5. Dezember 1908. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 14223 o Max Kerze; Neue Leiprlger lllarriker-Nurgaben o behaupten als lebcnstrene Zeugnisse der historischen Wirklichkeit. Ein wahrer Hansschatz sür die Geschichte der Dichtung wie für die Geschichte Deutsch-Österreichs wird diese Gesamt-Ausgabe weit über den Kreis der engeren Landsmannschaft dem ganzen deutschen Volke einen Dichter und Sittenschitderer im vollen großen Bereich seines edlen künstlerischen Wollens und Vollbringens vor Augen stellen und ins Herz dringen lassen. Kurz vor seinem Tods hat Ferdinand von Saar den Wiener Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung zum Erben seiner Urheberrechte eingesetzt. Diese hochherzige Widmung wußte die Wiener Schillerstistung nicht würdiger zu erwidern, als durch die Veranstaltung einer möglichst vollständigen und billigen Gesamt-Ausgabe- Die Text-Gestaltung fiel Professor vr. Jakob Minor zu, der seine kritische und philologische Sorgfalt in einer mustergültigen Prüfung allen gedruckten Texten und den noch unveröffentlichten Manuskripten des Nachlasses zugute kommen ließ. Saars Leben und Schaffen schildert vr. Anton Bettelheim, dem für diese fast durchweg aus hand schriftlichen Grundlagen ruhende Darstellung von der Familie und dem Freundeskreise des Dichters reiche Quellen erschlossen wurden. So wurde hier eine für alle Zeiten grundlegende Ausgabe geschaffen, wie solche für wenige auserwählte Dichter meist erst nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist zu erscheinen pflegen, und es darf dies um so mehr als ein literarisches Ereignis gelten, als die Ausgabe ihres überaus mäßigen Preises wegen eine wirkliche Volks- Ausgabe ist, kosteten doch bisher allein die 2 Bände »Novellen aus Österreich« 12.— ! Urteile deutscher Literarhistoriker über Ferdinand von Saar: Vogt und Koch in ihrer Literaturgeschichte; „Bestes aber wurde dem Schatze deutscher Novellen hinzu gefügt durch die Dichtungen Ferdinand v. Saars und die Freifrau Marie v. Ebner-Eschenbach." Richard M. Meyer in seiner Literaturgeschichte: „Fast wie ein österreichischer Doppelgänger Storms steht neben Storni Ferdinand v. Saar." Karl Storck in seiner Literaturgeschichte (3. Auflage, S. 466): „An der Seite der Ebner-Eschenbach ist Ferdinand v. Saar zu nennen; diesen feinsinnigen Dichter haben wir uns in Deutschland noch lange nicht genug zu eigen gemacht.... Literarische Feinschmecker sollen ihn sich nicht entgehen lassen." Adolf Stern in feinen „Studien", Neue Folge: „. . . . Saars Lyrik ist der Ausdruck eines reichen, inneren Lebens, einer durchaus selbständigen Persönlichkeit . . . . Wohl erscheint er esoterischer, sensitiver als sie (Anzen gruber, Rosegger, Ebner-Eschenbach!), wohl spiegelt sich namentlich in seinen Novellen das Völkergemisch, das dem deutsch-österreichischen Leben eine nicht zu ver wischende Eigentümlichkeit gibt. Aber die Wurzeln seines Gemütslebens, seiner geistigen Anschauungen, seiner Kunst senken sich tief in den deutschen Boden; auch Ferdinand v. Saar ist ein deutscher, kein österreichischer Dichter." Adolf Bartels in seiner Literaturgeschichte: . . und aus der Gesamtheit seiner Novellen tritt uns das Österreich von gestern und heute fast noch klarer und lebendiger entgegen als aus den Werken der Ebner- Eschenbach . . ." „. . . aber Saar ist der Dichter, wo seine aristokratische Landsmännin nur die große Er zählerin ist . . und derselbe Literarhistoriker an einer anderen Stelle: „Den Novellisten Haar hat man einfach zu kennen so gut, wie man Storm, Heyse, Theodor Fontane und Marie v. Ebner-Eschenbach kennt. . . . Saars .Novellen aus Österreich' gehören in jede gute deutsche Bibliothek" .... „Ich als Schleswig-Holsteiner darf am Ende be haupten, den ganzen Reiz Storms nachzuempfinden. Der Lyriker Storm steht mir auch höher als der Lyriker Saar, aber den Novellisten Saar ziehe ich dem Novellisten Storm vor. Weitere Horizonte, frischere Luft, schärfere Umrisse, tieferes Verstehen . . ." Als hervorragendes und vornehmes Weihnachtsgeschenk wird sich die Saar-Ausgabe von selbst empfehlen. Ich bitte um gef. recht rege Verwendung, die ich durch umfangreiche Reklame kräftig unterstützen werde. Hochachtungsvoll Leipzig, 5, Dezember 1908. Mar Hesses Verlag. »i