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X- 2S5. 2«. Dezember IS30. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. langen, daß nicht durch eine einseitige, lediglich von finanzpoliti schen Gesichtspunkten geleitete Politik der verantwortlichen Stel len die Grundlagen der Existenz der deutschen Lehrmittelindustrie und des deutschen Lehrmittelhandels untergraben und es letzten Endes unmöglich gemacht wird, der deutschen Schuljugend neue wertvolle Lehrmittel zur Beifügung zu stellen. In letzter Minute wenden wir uns deshalb nochmals an das Verantwortungsbewußtst!!! der maßgebenden Stellen im Reich, in den Ländern, Städten und Gemeinden. Wir fordern, daß bei aller Notwendigkeit von Sparmaßnahmen genügende Mittel zur Erneuerung, Ergänzung und Erweiterung der Lehr mittelbestände bereitgestellt werden, damit die Leistungsfähigkeit und die Existenzgrundlagen des deutschen Lehrmittelgewerbes als Schöpfers wichtigster Bildungs- und Kulturgüter erhalten blei ben und damit der deutschen Schuljugend auch weiterhin erstklas sige Lehrmittel für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden können. Sonst wird dieses einst blühende, an sich lebensfähige Gewerbe, ein Kulturfaktor ersten Ranges, binnen kurzem zum völligen Erliegen gekommen sein und das deutsche Schulwesen mit Sicherheit einen verhängnisvollen Abstieg erfahren. Die schwierige Notlage der Gegenwart fordert gebieterisch die Rückstellung aller kleinlichen Augenblicksbedenken und ver langt besondere Maßnahmen. Unter ihnen müssen beste Aus bildung der Jugend mit Hilfsmitteln von höchstem Gehaltswerte und die Bereitstellung der dazu notwendigen Mittel an erster Stelle stehen. Dieser Einsicht wird sich keine ihrer Verantwor tung wirklich bewußte Stelle verschließen können, denn die Zu kunft des deutschen Volkes beruht auf der richtigen Erziehung der Jugend zum erfolgreichen Bestehen eines erschwerten Existenzkampfes. Der Gesamtvorstand des Vereins Deutscher Lehrmittel-Verleger und -Fabrikanten c. B>, Sitz Leipzig. vr. Döring, l. Vorsitzender. Weiteres zur Vorgeschichte des „Malerischen und romantischen Westfalen". Non Professor vr. Kl. Löffler. Wie Gustav Engel bereits in Nr. 270 und 283 ausgeführt hat, sind am malerischen und romantischen Westfalen nicht'nur die beiden aus dem Titel genannten Verfasser Frciligrath und Schiicking be teiligt, sondern auch Annette v. Droste-Hülshoff. Der Anteil Freiligraths ist ohne weiteres abgegrenzt. Der Rhein, der Wein und die Liebe, dieser von unseren rheinischen Dichtern mit fabelhafter Variationskunst immer wieder besungene Dreiklang, liehen ihn in Unkel nur zu einem einzigen Druckbogen kommen, der das Gedicht vom Freistuhl zu Dortmund, die Schilderung der Porta Westphalica und die Abgrenzung Westfalens enthält. S. 17—19 der ersten Auflage sind teils von Frciligrath, teils schon von Schlicking, der Freiligraths Manuskript überarbeitete. Von S. 20 ab hat Schiicking allein das Wort. Uber den Anteil der Droste sagt Schlicking selbst in den Lebens- ertnnerungen (1, 147): »Das Land nach allen Richtungen hin zu durch ziehen, um noch unbekannte Striche ans eigener Anschauung kennen zu lernen, dazu war nicht die Zeit gelassen, auch begann der Winter, es unmöglich zu machen. Hier half eben Annette; sie kannte von frü heren Aufenthalten auf Gütern der Verwandten jene Punkte, und so schrieb sie mit ihrer kleinen, oft mikroskopisch feinen Hand ganze Blättlein dazu, die in der Abschrift ganze Bogen wurden. Tann gab sie den Sagen- und historischen Stoffen, welche sich dazu zu eignen schienen, mit ihrer unvergleichlichen Leichtigkeit der Produktion die poetische Form, in welcher diese Bearbeitungen später in ihren Gedichten erschienen sind. Und so kann man bas Buch ent standen nennen aus einer Zusammenarbeit von Frciligrath, dem frei lich nur die erste Lieferung angehört, Annette von Droste und mir.« Die Prosabeiträge der Droste beziehen sich auf das Weserland, die Paderborner Gegend und das Sauerland. Sie mit den Mitteln moderner Stilbeobachtung und Stilvergleichung genauer festzustellen und abzngrenzen, versuchte Richard Fritze in seiner Greifswalder Dissertation von 1911: Der Anteil Annette von Droste-Hülshoffs au Levin Schiickings Werken. Seinen Spuren folgte Eduard Arens in dem Büchlein: A. von Droste-Hülshoff. Westfälische Skizzen und Landschaften. Münster, Aschendorff 1612. Die Kriterien der Aus- 1182 scheidung sind dieselben: vor allem der verschiedene Stil und das ver schiedene Verhältnis zur Natur, dazu äußere Zeugnisse, d. h. Äuße rungen Schückings und ein im Nachlasse der Droste gefundener Foliobogen mit Ortsbeschreibungen, endlich Parallelen ans anderen Werken der Dichterin. Arens glaubte, wie schon der Titel seines Büchleins zeigt, 15 »Skizzen und Landschaften« als Eigentum der Droste aussondern zu können und gab sie so heraus. Aber der neueste Herausgeber ihrer Werke, Schulte-Kemminghausen (München, Georg Müller) erklärt das für verlorene Liebesmühe. Die Gegenüberstellung einer erhalte nen Skizze mit dem Texte Schückings zeigt, daß dessen Änderungen einschneidender sind, als Arens annahm. Schlicking selbst kannte genauer den Kern des alten Westfalen landes, die Bistümer Münster und Osnabrück. Da habe ich nun Nach weisen können, daß er auch selbst zu den Autoren gehört, die er aus schreiben konnte. Es handelt sich um die »Briefe aus West falen«, die er im »Athenäum, Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Leben«, Jahrgang 2, Nürnberg 1839, Septemberheft S. 38—80, veröffentlicht hatte. Die Zeitschrift, an der u. a. David Friedrich i Strauß und Ludwig Feuerbach milarbeiteten, hatte schon im März-/ Heft 1839 einen Aufsatz von Schücking »Moderne Lukubrationen« ge-/ bracht. Der etwas abrupte Schluß der »Briefe aus Westfalens spricht dafür, daß sie fortgesetzt werden sollten. Aber die Zeitschrift» ist schon mit dem November-Dezemberheft 1839 eingegangen, und mit/ ihr sind auch die »Briefe« verschollen und vergessen. Der Schückings forschung sind sie entgangen. Ich habe von der Zeitschrift in Nord^ deutschland nur ein Exemplar (in Königsberg) auftreiben können. Im Süddeutschland besitzt die Stadtbibliothck in Nürnberg ein vollstän? diges, während das der Bayerischen Staatsbibliothek in Münchei» schon mit dem Märzheft 1839 abbricht. ; Aus seinen »Briefen ans Westfalen« hat Schücking zahlreiche Stel len in das »Malerische und romantische Westfalen« übernommen. Sie^ sind in meinem Neudruck des Aufsatzes in der Beilage »Unsere Hei mat« zum »Münsterischen Anzeiger« Jg. 4 (1929), Nr. 5—7, kennt lich gemacht. Zu ihnen gehört auch die berühmte Schilderung der westfälischen Heide, die schon der bekannte (durch Josef Wincklers Tollen Bömberg noch bekannter gewordene) münsterische Naturforscher Landois für die Droste in Anspruch genommen hatte. Fritze dagegen fühlte richtig, daß der Stil »durchaus Schückings eigenes Gepräge« trägt. Arens dagegen meinte, das Stück »trage in mehr als einem Zuge, inhaltlich wie stilistisch Annettesches Gepräge«. Für Frciligrath hatte übrigens die Sache ein unangenehmes Nachspiel. Schücking schreibt um Neujahr 1841 an die Droste (Süd deutsche Monatshefte 1909 S. 458): »Denken Sic, der Vater Lange- wiesche will jetzt den armen Frciligrath einklagen; dann ist er erst recht Sonderrath. Langewiesche schrieb mir, nachdem er einige Manuskriptsendungen erhalten, mein Text gefiele ihm sehr gut; nach dem er aber die Sendung erhalten, worin ich Ihre Beschreibung aus genommen, schreibt er, mein Text gefalle ihm jetzt noch besser. Das ist von einem Buchhändler, der die Ware bezahlen muß, ein unge heurer Enthusiasmus! In seinem letzten Brief sagt er, er habe nun an die 8000 Taler in das Werk gesteckt! Und ich armer Schelm mußte ihni antworten: Lieber Herr L., schicken Sie mir 71 Taler- Honorar für das bis jetzt Gedruckte. Die 71 sind mir sauer ge worden, ging aber nicht anders. Was sollt' ein armer Poet machen, wenn er nicht auf Neujahr reimen könnte Honorar?« Das Honorar betrug für Frciligrath und wohl nachher auch für Schücking 17 Taler für den Bogen. Adreßbuch des Deutschen Buchhandels. Ter neue (93.) Jahrgang des Adreßbuches des Deutschen Buch handels*) lag diesmal erfreulicherweise schon am 1. Dezember fertig vor. Durch diesen früheren Erscheinungstermin hatte der Benutzer bei den letzten eiligen Bestellungen für das Weihnachtsgeschäft bereits die neuesten Angaben zur Hand und so können Verzögerungen, die sonst durch fehlende Kenntnis der vielen Veränderungen eintreten, vermieden werden. Wie groß die Zahl der Veränderungen von Aus gabe zu Ausgabe ist, läßt sich schon durch Beachtung der allwöchent lich im Börsenblatt veröffentlichten Übersichten, die jedoch nur die wesentlichsten bringen, ermessen. kucbksuckls^ /xXV^I,^40.^44^i40^110^8^b^