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137. 15. Juni 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 7509 selbst, eine für Fachleute wie Laien belehrende und interessante Ausstellung des gesamten Pressewesens zu organisieren, und es darf nach den bereits vorliegenden Äußerungen aus ihren Kreisen angenommen werden, daß eine erschöpfende und glänzende Presse ausstellung zustande kommen wird. «egen die Kougretzsucht bringt der »Reichsbote« folgende Zeilen: Für Leser und Presse bedeuten die Kongresse allmählich eine wachsende Belästigung. Es ist deshalb nicht zu ver wundern, daß Mitte Juni dieses Jahres sich in München gleich zeitig der Reichsverband der deutschen Presse und der Verband der deutschen Journalistenvereine zu ihrer Hauptversammlung zusammenfinden (siehe S. 7308) und dort auf Mittel und Wege sinnen werden, um dieser Kongreßwut in irgendeiner Form zu begegnen. Man hat nämlich nicht mit Unrecht allmählich den Eindruck gewonnen, daß nur die ausführliche Berichterstattung in der Tagespresse überall diese Tagungen gefördert hat, ohne daß die Tagespresse und das Publikum einen im Verhältnis zu den Aufwendungen stehenden materiellen und ideellen Gewinn daraus gezogen haben. Viele dieser Kongresse sind im Laufe der Jahre mehr in die Breite als in die Tiefe ge gangen. Eine weitere Kategorie von Kongressen hat sich all- mählich sogar zu förmlichen Reklametagungen herausgewachsen. Allen diesen Übelständen wird der deutsche Pressekongreß in München wohl durch einen Beschluß auf Beschränkung der Kongreß, berichterstattung ein wenig die Flügel beschneiden, und es wird sich dann wahrscheinlich zeigen, daß es auch so geht. 8 26 des Verlagsrechts. — Zu der in Nr. 12S, S. 6V15 mitgeteilten Bekanntmachung des »Deutschen Verlegervereins« teilte Herr Robert Voigtländer dem Vorstand dieses Vereins mit, wie wir ebenfalls den »Mitteilungen« des Verlegervereins entnehmen, daß er dazu übergegangen ist, in Verlagsverträgen dem letzten Satze folgende Fassung zu geben: »Außerdem ist er berechtigt zum Kaufe von Exemplaren gegen Zahlung von drei Vierteln des Ladenpreises. Will er solche Exemplare verkaufen, so darf dies nur zum Ladenpreise geschehen«. Er bemerkte dabei, daß dieser Fassung der Vorzug zu geben sei, weil sie den Anschein vermeidet, den Verfasser in der Verfügung über sein Eigentum beschränken zu wollen, und weil der Verleger kein Interesse daran hat, den Verfasser an der Veräußerung ge- lauster Exemplare zu verhindern, sofern dies zum Ladenpreis geschieht. Die Autographeriverfteigerung bei Karl Ernst Henriei in Berlin, die von Montag den 10. Juni an abgehalten wurde, ergab u. a. folgende Resultate, Eigenhändige Briefe von Ludwig van Beethoven brachten 610 und 650 ein eigenhändiges Musikmanuskript von Beethoven erzielte 756 und wurde er- worben von dem musikhistorischen Museum in Köln. Dieselbe Stelle kaufte acht Briefe von Hans v. Bülow für den Preis von 220 Vier eigenhändige Briefe von Gluck, jeder eine volle Quart seite, von denen zwei mit Namensunterschrift, Wappensiegel und eigenhändiger Adresse versehen und von ausnehmendster Seltenheit sind, erzielten 8300 ein offizielles Dokument desselben Kompo- nisten, datiert Wien, 18. Oktbr. 1874, mit Unterschrift von Khevenhüller-Metsch, 600 Ein eigenhändiges, vollständiges Musikmanuskript von Mendelssohn-Bartholdy, Quintett aus dem 42. Psalm, brachte 600 Ein eigenhändiges, vollständiges Musikmanuskript, 8 Menuette mit Trio für Klavier von Mozart, brachte 3600 In der Abteilung »Dichter, Schrifsteller und Gelehrte Deutschlands und anderer Länder« erzielte ein amtliches französisches Schriftstück über Börne (Klage gegen die Stadt Frank furt a. M.) 115 ein entzückendes Jugendbriefchen von Goethe an Schlosser brachte 206 und wurde von dem Goethe-National museum in Weimar erworben. Ein eigenhändiges Gedicht Goethes mit Unterschrift und der Überschrift »Herrn Graf Karl Harrach« brachte 780 Das Hauptstück der Sammlung, eine Anzahl Heine scher Briefe an Meyerbeer, bisher vollkommen unbekannte Stücke, wurde mit 3500 nach Leipzig verkauft. Ein Manu skript Eduard Mörikes, des schwäbischen Dichters, brachte 616 X, Schillersche Briefe 600—800 Schopenhauersche Briefe 310 Wielandsche Briefe 440 ein eigenhändiges Gedichtmanuskript! Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Grillparzers »Entsagung« 425 ein eigenhändiger Brief Ludwigs XIV. 236 ein ungewöhnlich schöner Brief der Königin Luise, Potsdam, 15. Februar 1801 datiert, 240 ein Brief der Ninon de Lenclos brachte 300 ein Brief der Pompadour 340 ein Brief George Washingtons 800 ein Brief Andreas Hofers, ein Prachtstück der Sammlung, brachte 300 Vertreten waren bei der Versteigerung u. a. das Märkische Museum Berlin und die Königliche Bibliothek, Pariser und Leipziger Kunsthändler. Das Gesamtergebnis war außerordentlich günstig. Schließung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. — Die Tierärztliche Hochschule in Stuttgart wird nunmehr mit Ende dieses Sommersemesters geschlossen werden. Das Mini sterium des Kirchen- und Schulwesens glaubt eine Fortführung der Hochschule über diesen Zeitpunkt hinaus nicht verantworten zu können, da die Zahl der Studierenden auf 16 herabgegangen ist und einige Professoren ihre Vorlesungen wegen Mangels an Hörern bereits eingestellt haben. Wahrscheinlich wird die Grün dung einer neuen Tierärztlichen Fakultät in Tübingen doch noch durchgesetzt werden, die als Ersatz für die eingegangene Stuttgarter Hochschule gelten dürfte. A«S Amerika. Grundsteinlegung für das neue Germanische Museum der Harvard-Universität in Cam- bridge. — In Gegenwart einer glänzenden Festversammlung und unter Teilnahme der gesamten Studentenschaft fand am 8. Juni d. I. die Grundsteinlegung für das neue Germanische Museum der Harvard.Universität in Cambridge statt. Die Feier, die durch die Anwesenheit des deutschen Botschafters Grafen Bernstorff noch besondere Bedeutung erhielt, nahm den eindrucksvollsten Verlauf. Adolphus Busch von St. Louis, dessen finanzieller Beihilfe der Bau des Museums zu verdanken ist, war aus gesundheitlichen Gründen an der Teilnahme verhindert. Professor vr. Lowell, der Präsident der Universität, feierte in seiner Festrede Busch als Gründer des Museums. Der deutsche Botschafter, der die Glückwünsche Seiner Majestät des Kaisers und des Reichskanzlers übermittelte, sprach über die freundschaft lichen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika. Ein Schreiben Büschs wurde verlesen, in dem dieser ausführte, daß die Harvard.Universität stets für die deutschen wissenschaftlichen Ideale eingetreten sei. Das Museum sei ein Symbol der Be- ziehungen der Deutschamerikaner zu Deutschland und Amerika. Sodann widmete der Vizepräsident des Germanischen Museums Neisinger seine Ansprache den Verdiensten des Kurators des Museums, Professors Kuno Francke, um das Zustandekommen des Museums. Professor Francke habe jahrelang vorgearbeitet: das Germanische Museumsgebäude, dessen sich Harvard bisher erfreute, war nur als eine vorläufige Einrichtung gedacht. Der eigent lichen Feier der Grundsteinlegung folgte ein Frühstück im Unionklub von Harvard, an dem die Fakultäten der Uni versität und alle Direktoren des Museums teilnahmen. Das Museum wird nach seiner Vollendung das bedeutsamste Spiegelbild deutscher Kultur auf fremdem Boden sein. Zu seiner Errichtung hat Adolphus Busch 300 000 Dollars gestiftet. Das Museumsgebäude, das nach den Plänen des Dresdner Baumeisters Professor Bestelmayer errichtet wird, soll im romanischen Stil gehalten sein und drei große Räume enthalten: je einen für germanische, romanische und Renaissancekunst. Die ersten Geschenke für das Museum stiftete der Deutsche Kaiser, seinem Beispiel folgend machten unter anderen der König von Sachsen, der Prinz-Regent von Bayern und der Herzog von Braunschweig Stiftungen. Spenden des Deutschen JngenteurvereiuS. — Der Verein Deutscher Ingenieure hat auf seiner jetzt abgehaltenen Tagung in Stuttgart zur Förderung eines Unternehmens, da- die Heraus gabe illustrierter technischer Wörterbücher bezweckt,50000^ (auf fünf Jahre verteilt) unter der Bedingung bewilligt, daß von anderer Seite jährlich mindestens 60 000 ^ dem gleichen Zweck zur Verfügung gestellt werden. Der Deutschen Versuchsanstalt für Luftschiffahrt und Flugtechnik ist auf die Dauer von drei Jahren ein jährlicher Zuschuß von 10 000 ./il zugebilligt worden. Die nächstjährige Hauptversammlung wird in Leipzig stattfinden. 653