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7308 BöyenblaU f. d. Dtschn. vuchhandcl. Nichtamtlicher Teil. 137, 15. Juni 1912. ausgaben und 1 ^-Serien wir dieser Lösung ferner stehen wie jemals. Kehren wir zur Frage des Einheitspreises zurück, so blieb noch zu prüfen, ob diese Lösung nicht die großartige Ausge staltung unseres Kommissionssystems, an dessen Fortbestand der Gesamtbuchhandel das größte Interesse hat, gefährden könnte. Ich glaube nicht. Zunächst möchte ich darauf Hin weisen, daß es schon einen Spezialzweig des Buchhandels gibt, wo ein Unterscheiden zwischen ä cond. und Barrabatt zu den Seltenheiten gehört: den Bahnhofsbuchhandel. Nach meinen Erfahrungen ist der prozentuale Absatz in diesem Zweige für den Verleger in der Regel höher wie im Sorti ment; wenn der Verdienst des Verlegers im allgemeinen trotz dem nicht größer ist, so hat das andre Gründe. Im einzelnen würde sich der Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter dann so abspielen, daß jeder kreditwürdige Sortimenter ein oder mehrere Exemplare in Kommission er hielt. Hat er das Buch verkauft und glaubt noch mehr ab setzen zu können, so wird er in genau so vielen Fällen nachbe ziehen, wie bisher. Hat er es verkauft ohne Aussicht auf Weilern Absatz, so fällt der Scheinbarnachbezug mit all seinen Kosten und Arbeiten für beide Teile fort, und er bezahlt es zur nächsten Ostermesse. Hat er es nicht verkauft, so remittiert er wie bisher. Es steht natürlich nichts im Wege, bei Ausgabe des Buches Sonderrabatte für Barbezug einmalig anzubieten. Ebenso bin ich mir darüber klar, daß bei besonders intensivem Verkehr zwischen zwei Firmen auch in Zukunft besondere Abmachungen Platz greifen werden. Eine Beseitigung des differenzierten Rabatts, die m. W. außer im Bahnhofsbuchhandel auch schon bei einzelnen fach wissenschaftlichen Büchern besieht, würde zunächst einer un würdigen und lächerlichen Komödie, dem Scheinnachbezng ein radikales Ende bereiten, sie würde einem Paragraphen seine Berechtigung nehmen, der in der Praxis dauernd im beider seitigen Einverständnis überschritten wird; sie bringt beiden Parteien in der arbeitsreichen Winterzeit eine bedeutende Spesen- und Arbeitsersparnis und wird — hier kann ich aller dings zunächst nur meine persönliche Meinung äußern — dem Gesamtbuchhandel keinen Schaden bringen, insbesondere unser so wertvolles Kommissionsshstem nicht gefährden. Franz Ledermann. Kleine Mitteilungen. Pofener Provinzial »Buchhändler »Verband. — Der am 18. März 1887 zu Posen gegründete Verband blickt in diesem Jahr auf 25 Jahre segensreicher Tätigkeit zum Wohl seiner Mit- glieder und des allgemeinen Buchhandels zurück. Er will eine Feier dieses 25jährigen Jubiläums mit der diesjährigen Haupt versammlung verbinden und ladet daher seine Mitglieder auf Sonntag, den 23. Juni d. I., nach Posen ein. Alles Nähere über die Tagesordnung usw. ist aus der Bekanntmachung im amtlichen Teil der heutigen Nummer zu ersehen. Konkurseröffnung. — Uber das Vermögen des Buchbinder obermeisters Alfred Göhre in Leipzig-Reudnitz, Inhabers der Großbuchbinderei unter der Firma Moritz Göhre in Leipzig, Salomonstraße 15, wurde am 12. Juni, nachmittags 6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Wie wir in Nr. 135 bereits mit teilten, ist Göhre seit 7. Juni aus Leipzig verschwunden. Die Tagung der Deutschen Presse in München. — In den Tagen vom 16. bis IS. Juni finden sich in Bayerns Haupt- stadt die Vertreter des deutschen Schrifttums zur Beratung über eine Reihe bedeutsamer Standesfragen zusammen. Nach dem nun feststehenden Programm wird der Reichsverband der Deutschen Presse sich u. a mit der Gerichts- und Kon greßberichterstattung, mit der Vorbildung der Journalisten, mit der Frage der Nachdrucksverfolgung im Zusammenhänge mit der Errichtung von Schiedsgerichten und mit der rechtlichen Stellung der Presse im Rahmen des § 193 des Strafgesetzbuches beschäftigen. Den Humanitären Bestrebungen, die der Reichsverband zum Besten seiner Mitglieder durchführen will, gelten Vorschläge und Anträge auf Schaffung von Versicherungseinrichtungen und auf Gründung eines Er holungsheims. Im Mittelpunkte der Beratungen des Verbandes Deutscher Journalisten- und Schrift- stellervereine, der gleichzeitig mit dem Reichsverband tagt, stehen Anträge, die eine Reorganisation des Verbandes zum Ziele haben. Außerdem werden noch Referate erstattet über: Urheber- recht und Kinematographentheater und über den Verlags, betrieb auf Kosten des Autors. Von Interesse für die Berufskreise ist auch ein Antrag auf Schaffung einer Zentral, stelle für die Deutsche Presse, die bei allen aus der Betätigung der Redakteure und Journalisten im öffentlichen Leben sich er- gebenden Differenzen ausgleichend und vermittelnd wirken soll. Die Pensionsanstalt Deutscher Journalisten und Schrift, steiler hält ebenfalls im Zusammenhänge mit der Tagung ihre Hauptversammlung ab. Neben dem geschäftlichen Teile der Tagung gehen verschiedene festliche und gesellige Veranstaltungen her, unter denen ein Begrüßungsabend im Festsaal des Künstler- Hauses, ein Festmahl im alten Rathaussaale, gegeben von der Stadtgemeinde, ein Besuch der Bayerischen Gewerbeschau, ein Festmahl im Ausstellungspark, gegeben von der Leitung der Ge- werbeschau, und ein Ausflug mit Sonderzug auf den Wendelstein genannt seien. Das Pressewesen auf der Internationalen Buchgewerbe» Ansstellnng Leipzig 1914. — Zwischen den »Leta. ckiurva«, den öffentlichen und regelmäßig durch Anschlag bekanntgegebenen Nachrichten Caesars, zu denen auch Parlamentsberichte des römischen Senats gehörten, bis zu den »drahtlosen« Bordzeitungen der Ozeandampfer unserer Tage liegt die Entwicklung der »Presse«. Von den primitiven Holzschnitten des Mittelalters, die über Mord, Krieg und Pestilenz berichteten und zuweilen auch rein literarische und künstlerische Erzeugnisse in die breite Masse trugen, bis zu der photographischen Berichterstattung und den wundervollen farbigen Reproduktionen von heute — welch ein gewaltiger Fortschritt! Von den »Meßrelationen« des 16. und 17. Jahrhunderts, deren Herstellung und Vertrieb Wochen erforderte, bis zu unfern mehrmals am Tage erscheinenden großen politischen Zeitungen, die für eine Ausgabe Papier kilo- meterweise gebrauchen und zuverlässige Nachrichten bringen über Vorgänge, die erst wenige Stunden vorher sich ereignet haben — welch ein fortwährendes Spiegelbild des politischen, geistigen und materiellen Lebens der Nationen; welch eine Fülle von Dokumenten der Kulturentwicklung der Menschheit bietet die Presse und ihre Geschichte! Um so seltsamer ist es, daß auf all den vielen Ausstellungen der letzten Jahrzehnte bisher noch niemals eine zusammenhängende, er schöpfende Darstellung des gesamten Zeitungswesens geboten worden ist, aus der seine gewaltige Bedeutung als Kultur faktor und Spiegel der Kultur für jedermann verständlich wurde. Zum erstenmal wird die Presse als geschlossenes Ganzes auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig 1914 in umfassender Weise in die Er scheinung treten. Hier wird sie in dem großen Rahmen dieser das gesamte Buchgewerbe und die graphischen Künste darstellenden, von allen Kulturnationen beschickten Ausstellung in einer eigenen großen Gruppe »Das Zeitungs. und Nachrichten- wesen, die Bekanntmachungs- und Werbemittel« zur Vorführung gelangen. In fünf Klassen gelangen zur Darstellung; Die Geschichte der Entwicklung des Zeitungs-, Nachrichten- und Bekanntmachungs wesens, Tageszeitungen und Zeitschriften aller Art, Nachrichten dienst, Fernschreib- und Ferndruckwesen, Illustrierte Zeitschriften, Fachpresse, Reklamedrucksachen, Bekanntmachungs- und Werbe mittel. Da die Ausstellung unter der Mitarbeit erster Fachleute, in Leipzig, der Hochburg des Buchgewerbes und des Buchhandels, stattfindet, so darf erwartet werden, daß wie das gesamte Unter nehmen in allen seinen Teilen, so auch das Zeitungswesen eine erschöpfende Darstellung erfahren wird. Der Verband Deutscher Zeitungsverleger hat der Ausstellungsleitung seine Sympathie ausgedrückt und ihr mitgeteilt, daß er die Ausstellung nach jeder Richtung hin unterstützen werde. Es ist nun Aufgabe der Presse