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man bei Erörterung des betreffenden Falls nicht zugezogen hatte, was die Herren verschnupfte. Ein dritter Beitrag Kirchhoff's „Zur Geschichte der Ent wicklung der Censurverhältnisse" läßt uns einen Blick thun in die heillose Verwirrung der Privilegien und Censursachen zur Zeit der Gegenreformation in Schlesien. Kaiserliche, landesfürstliche (welche schließlich den Sieg davontrug) und städtische Preßpolizei standen in vielfachem Widerspruch zu einander, hatten aber alle drei das gemeinsame Merkmal der — Willkür. Das führte z. B. in Breslau zu dem curiosen Fall, daß 1643 Kaiser Ferdinand III. die Privilegien des Buchdruckers Georg Baumann confirmirte, trotzdem derselbe durch sein städtisches Privileg ausschließlich der Censur des streng lutherischen Rathes der Stadt unterworfen war, der naturgemäß den Druck anti-katholischer Bücher begünstigen mußte. Erst 1702 wurde in Breslau die Errichtung einer specifisch katholischen Druckerei durch die Jesuiten durchgesetzt. „Die geschäftlichen Verhältnisse des deutschen Buchhandels im achtzehnten Jahrhundert. Von F. Herm. Meyer." Eine sehr verdienstliche und fleißige Arbeit des Bibliothekars unserer Börsen- Bibliothek, eine werthvolle Ergänzung der früheren Forschungen über diese Periode von Büchner, Kirchhofs, Schürmann — zum aller größten Theile geschöpft aus den in den Sammlungen der Biblio thek befindlichen Briefen, Circularen, Rechnungs- und anderen Geschäftspapieren. In einer Fülle von Auszügen aus denselben gibt der Verfasser die mehr als hundertjährigen Parallelen zu der vielseitigen Gestaltung des heutigen buchhändlerischen Verkehrs und constatirt für viele der heutigen Gebräuche die Zeit ihrer Ent stehung und ihre allmähliche Weiterbildung. Die Reichhaltigkeit und Vielartigkeit des Inhalts dieser Darstellung macht einen Auszug aus derselben unthunlich; wir meinen vielmehr, daß dieselbe von Jung und Alt der jetzigen Generation mit Aufmerksamkeit und besonderem Interesse von Anfang bis Schluß wird gelesen werden, weil sich hundertfache Fäden der Vergleichung zwischen damals und jetzt herüber und hinüber spinnen. Die Arbeit rückt uns übrigens die Wichtigkeit, ja Unent behrlichkeit des oben erwähnten Kleinkrams von Geschässpapieren recht deutlich vor Augen, und mahnt uns, auch unsererseits Sorge zu tragen, daß dem künftigen Geschichtsschreiber des Buchhandels des 19. Jahrhunderts solche Materialien nicht fehlen. Geschäfts papiere jeder Art, Anzeigeblätter rc., welche für die jeweilige Ge staltung unseres Verkehrs einen charakteristischen Beitrag liefern, sollten in unserer Bibliothek systematisch gesammelt und künftigen Jahrhunderten überliefert werden. In dem letzten Aufsatz gibt Fr. Kapp den Schluß der „Akten stücke zur Geschichte der preußischen Censur- und Preß-Verhältnisse unter dem Ministerium Wöllner" — 36 Documente aus dem geh. Staatsarchiv in Berlin aus den Jahren 1794—96. Dieselben be treffen fast ausschließlich das Verbot der von Fr. Nicolai gegründeten, weitverbreiteten und einflußreichen allgemeinen deutschen Bibliothek. Mannhaft wehrten sich ein Theil der Minister, sowie die Berliner und Hallischen Buchhändler gegen die Zumuthungen Wöllner's und seiner Creaturen; als praktische Männer betonen sie in allen Ein gaben die Gefährdung des fiskalischen Interesses, die Einbußen, welche Steuer-, Post-, Zoll- und Accise-Caffen erleiden werden, wenn durch fernere Handhabung der widersinnigen Censur-Edicte der preußische Buchhandel seinem Ruin zugeführt würde — und diese Rücksicht scheint denn auch schließlich den Ausschlag gegeben zu haben, denn das Verbot wurde zurückgezogen. — Die Bedeutung Berlins — in der Concurrenz mit Leipzig — als Verlagsort und Bücherspeditionsplatz nach dem Norden wird in den Schriftstücken wiederholt hervorgehoben und durch interessante Ziffern illustrirt. An Briefen und Eingaben von Buchhändlern enthalten die Akten stücke solche von I. Fr. Hartknoch in Riga, Fr. Nicolai und Fr Vieweg dem ältern in Berlin. Die Miscellen enthalten Notizen zur Geschichte der Bücher- Auctionen und des Antiquarbuchhandels im vorigen Jahrhundert u. a. m. H. Provinzialverein Schlesischer Buchhändler und Schlesisches Vereins-Sortiment, E. G. Am 24. Febr. fand in Breslau die erste ordentliche General versammlung obiger Vereine statt und waren trotz der ungünstigen Zeit doch der größte Theil der Breslauer Mitglieder, sowie mehrere Collegen aus der Provinz der Einladung gefolgt. Die Versamm lung, und zwar zuerst die Generalversammlung des Provinzial vereins, wurde um 11 Uhr Morgens durch den Vorsitzenden des Vereins, Hrn. E. Morgenstern, mit einer Begrüßung der An wesenden und einer längeren Einleitung über das buchhändlerische Vereinswesen eröffnet, worauf die Vorlesung des Jahresberichts, sowie des Kassenberichts stattfand. Nach ersterem gehören dem Verein bereits 96 Mitglieder an, somit die Hälfte der schlesischen Buchhändler, und dürfen wir Wohl hoffen, bald die gesammte Col- legenschaft Schlesiens vereinigt zu sehen. Aus der vorgenommenen Wahl ging der alte Vorstand wieder hervor und wurde damit die Sitzung geschloffen. Nach einer halbstündigen Pause reihte sich daran die General versammlung des Schlesischen Vereins-Sortiments E. G., welche gleichfalls Hr. Morgenstern als Vorsitzender des Aufsichtsrathes eröffnete. Hr. Alsleben, der Vorsitzende des Vorstandes und gleichzeitiger Leiter des Sortiments, erstattete einen ausführlichen Bericht über den Geschäftsgang des Vereins-Sortiments, seinen Umsatz, Gewichtszahl der beförderten Beischlüffe rc. rc., sowie eine genau detaillirte Cassenübersicht. Das Resultat befriedigte die Ver sammlung sichtlich und wurde speziell Hrn. Alsleben für seine treue Hingabe an das gemeinschaftliche Unternehmen der Dank der Mit glieder ausgesprochen. Es wurde beschlossen, den Bericht, sowie den Caffenabschluß zu drucken und an die Herren Verleger, welche dem Vereins-Sortiment Conto eröffnet haben, sowie an sämmtliche Provinzialvereins-Mitglieder zu schicken. Nach einigen Berathungen über Lageranschaffungen wurde zur Wahl des Vorstandes und Aufsichtsrathes geschritten; sämmt liche Herren wurden wiedergewählt, bis auf Hrn. G. Knorrn in Waldenburg, welcher eine Wiederwahl abgelehnt hatte; an seine Stelle wurde Hr. H. Scholtz in den Aufsichtsrath gewählt. Um 2H Uhr hatte diese Sitzung ihr Ende erreicht und ver einigte ein gemeinschaftliches Mittagessen die Mitglieder zu einer noch recht heiteren gemächlichen Tafelrunde, die erst am Abend ihren Abschluß fand. Zur Schleuder«. Die Firma Carl Stange in Frankenberg sandte kürzlich an die Schüler des Gymnasiums und der Realschule hiesigen Orts folgendes Circular: . . . Durch vortheilhaste Partie-Büchereinkäufe gegen baare Zahlung und anderweitige günstige Lieferungsabschlüsse, wie die dadurch be trächtlich verminderten hohen Commissions- und Emballagespesen, bin ich in der angenehmen Lage, Ihnen sämmtliche literarische Er scheinungen, insbesondere auch alle benöthigten Schulbücher, Wörter bücher und Atlanten mit mindestens iS—20yh Rabatt vom Ladenpreise excl. Einband, bei Franeo-Zusendnng zu liefern, falls der Nettobetrag wenigstens die Höhe von 10 Mark erreicht. — Bei Musikalien und bedeutenderen Bücheraufträgen lasse eine noch größere Preisermäßigung eintreten und erkläre mich aus gefällige Anfragen zu eingehenderen Mittheilungen gern bereit. — 158*