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handschriftlich bemerkt ist: Mit dem bei uns üblichen Rabatt, Der Katalog ist in meinen Händen und steht Ihnen gern zu Diensten," Ein ähnlicher Fall wird uns aus Frankfurt a/M, gemeldet: Nachdem Lorentz jetzt den Rabatt nicht mehr ziffermäßig aus den Katalog schreiben kann, sucht er das Gleiche durch mündliche Offerten zu erreichen. Eine andere Umgehung der Erklärung zeigt die handschriftliche Bemerkung einer Leipziger Firma auf den Schul- bücher-Verzeichnissen bedeutender Berliner und Leipziger Verlagshandlungen, dahin lautend: „Zu beziehen durch N, N, in Leipzig mit 15—20"/o Rabatt," Ebenso auf einem anderen Katalog, Eine neue Methode ist folgende: In den Vorhallen der Gymnasien, Lateinschulen, Realschulen u, s, w, wird durch einen gedungenen Schüler öffentlich erklärt und ausgerufen, daß in der und der Buchhandlung die und die Bücher mit hohem Rabatt geliefert werden. Ein eigengearteter, nicht uninteressanter Fall, über den man vielleicht getheilter Meinung sein kann, obwohl ich der Ansicht bin, daß man derartige Manipulationen nicht auskommen lassen darf, ist folgender: Die Erziehungsdirection (Cultus- ministerium) des Cantons Bern läßt autographirte Bestell-Formulare au die Verleger via Leipziger Bestellanstalt durch Vermittlung der Firma Heinrich Matthes in Leipzig befördern. Diese Formulare, u, A, adreffirt an Karl Thicnemann's Verlag, Gebhardt in Leipzig, Trewendt in Breslau, Winckelmann L Söhne in Berlin, Steinkopf in Stuttgart, Huber in Frauenseld, Berndt in Leipzig, lauten: „Die Unterzeichnete Direktion beabsichtigt, zu Prämienzwecken für die Schulen ihres Cantons die nachverzeichnete» Werke Ihres geschätzten Verlags zu verwenden. Da dieselbe jedoch nur über knapp -»gemessene Mittel verfügt, so kann sie nur solche Bücher bestellen, bei welchen ihr die Herren Verleger den Buchhändler-Baarrabatt gewähren, Falls Sie hierauf cinzugehen geneigt sind, wollen Sie gütigst die Exemplare mit quittirter Rechnung Herrn Buch händler Heinrich Matthes in Leipzig Präsentiren lassen, Bern, den 12, August 1883. Hochachtungsvoll Erziehungs-Direktion des Cantons Bern," Berndt's Verlag in Leipzig schickte den Zettel an Dalp und schrieb dazu: „Ich liefere selbstverständlich nicht, und gestatte mir Ihnen diesen Bestellzettel zu etwaiger Ausführung zu übersenden." Ferner schreibt Steinkopf in Stuttgart an K, Schund (Dalp'sche Buchhandlung), „Geehrter Herr Schmid! Aus vorstehendem Schreiben der Erziehungsdirection und meiner Antwort wollen Sie den Gegenstand ersehen. Es ist mir natürlich daran gelegen, daß dadurch mein Verlag nicht liegen bleibt und bei einem sogenannten coulanten Verleger gekauft werde; ich sende daher meine Antwort durch Ihre gef. Vermitte lung, die Sie derselben durch Rücksprache mit den bestimmenden Herren wollen angedeihen lassen. Längst schon habe ich die Ueberzeugung, daß die Schweizer Reduktion von M, 3 in Fr, 4 böses Blut macht und als ungerecht empfunden wird. Es würde leichter sein, sich alles Rabattiren fern zu halten, wenn dieses Plus die Leute nicht immer stutzig machte," Winckelmann L Söhne in Berlin haben folgende Antwort an die Erziehungsdirection gerichtet: „Auf das uns auf Buchhändlerwege -»gekommene Schreiben (autographirt) erwidern wir ergebenst, daß wir nicht in der Lage sind, zu einem vom Ladenpreise abweichenden ermäßigten Preis unseren Verlag zu liefern. Aus Rücksicht aus unsere Geschäftsfreunde, die sich den Vertrieb unserer Verlagsartikel angelegen sein lassen, können wir auch mit den, Publikum in keinen Verkehr treten nach solchen Orten, wo sich Sortimentsbuchhandlungen befinden. Wir bitten, uns eine etwaige Bestellung durch eine dortige Handlung zu machen, die gewiß billigen Wünschen gern Rechnung tragen wird," In dieser Angelegenheit hat sich der Vorstand des Lokalvereins Bernischer Buchhändler an den Verband gewendet mit solgendem Schreiben: Au den Vorstand der Provinzialvereine Deutscher Buchhändler, „Der Unterzeichnete Lokalverein Bernischer Buchhändler sieht sich genöthigt, gegen die Firma Heinrich Matthes klagend aufzutreten, und erlaubt sich, zu diesem Zwecke Ihnen Folgendes zu unterbreiten: Genannte Firma hat — wir wissen nicht, seit wann — mit der hiesigen Erziehungs-Direktion Geschäftsverbindungen angeknüpst. Wir bekamen zum ersten Male im vorigen Jahre Kenntniß davon durch den Sekretär genannter Direktion, welcher bei uns anfragte, ob wir im Stande wären, eine Partie von 100 Jugendschriften in je 5 Exemplaren zu den von Matthes offerirten Preisen zu liefern. Diese Offerte bestand durchweg in Lieferung zum Buchhändler-Nettopreise, mit 5°/„ Ausschlag; bei Bändchen L 50 Pfg, netto wollte Matthes sich sogar mit 4°/„ begnügen. Wir antworteten, neue Bücher zu solchen Preisen zu liefern, sei unmöglich; wenn ihnen hingegen mit älteren Auslagen oder antiquarischen Exemplaren gedient sei, und man uns genügend Zeit lasse, so glaubten wir, durch Inserate rc, die benöthigte Anzahl beschaffen zu können. Die Erziehungsdirection ging hierauf ein und die Concurrenz war für diesmal abgewendet. In diesem Jahre blieb Bestellung aus. Statt dessen erhielten mehrere Mitglieder unseres Vereins (Huber L Co, von Thienemann in Stuttgart und Berndt in Odessa, die Dalp'sche Buchhandlung (K, Schmid) von I, F, Steinkopf in- Stuttgart und Winckelmann L Söhne in Berlin) von befreundeten Verlegern Zuschriften, aus welchen folgendes überraschende Factum her vorging, Die Erziehungs-Direktion Bern hat aus Buchhändlerwege (also mit Benutzung der Bestellanstalt) an alle diejenigen Verleger, deren Bücher sie gebraucht, Bestellungen gerichtet, die nur unter der Bedingung der Gewährung von Buchhändlerrabatt ausgeführt und mit Quittung Herrn Matthes in Leipzig zur Einlösung präsentirt werden sollten. Auf welche Weise die Erziehungs-Direktion aus diesen neuen Modus verfallen ist, liegt ziemlich unverhüllt zu Tage, Daß sie selbst ihn nicht ersonnen, ebensowenig von sich aus die Befugniß hatte, die Bestellanstalt für ihre Privatzwecke zu