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1798 Börsenblatt s. d. Dtjchn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teü. — Sprechsaal. ^ 34. 10. Februar 1912. wird. Wer ohne eine solche Ausweiskarte Bestellungen auf nimmt, kann mit einer Geldbuße bis zu 1000 Frcs. belegt werden. Aufenthalt in der Schweiz. Wer sich in der Schweiz zwar nicht dauernd, doch aber längere Zeit aufzuhalten gedenkt, wird gut tun, sich mit einem gültigen Heimatsschein zu versehen, dessen Vorlage auf Grund des jetzt gültigen Deutsch.Schweize rischen Niederlassungsvertrags vom 13. November 190S verlangt werden kann. Die Vorlage eines Leumundszeugnisses oder eines gesandt- schaftlichen Zeugnisses ist fortan nicht mehr erforderlich. (Nachrichten für Handel, Industrie u. Landwirtschaft.) Post. — Die Post-Dampfschiffverbindung mit Dänemark auf den Linien Warnemünde —Gjedser und Kiel—Korsör ist durch Eis noch gestört. Die Post wird während der Dauer der Störung über Vamdrup—Nyborg geleitet. Die Organisation der geistigen Arbeit. — Geheimrat Prof. Wilhelm Ostwald-Großbothen stiftete aus dem ihm 1S04 verliehenen Nobelpreis für die Vereinigung »Die Brücke« 100 000 ^8. »Die Brücke« will, wie bereits in dem 2. Münchener Briefe in Nr. 186 des vor. Jahrgangs ausgeführt wurde, eine Organisation der geistigen Arbeit schaffen, was dann eine Orga- nisation der geistigen Arbeiter ohne weiteres zur Folge haben müßte. Sie will dem geistigen Arbeiter ein stärkendes Element sein und ihm das Arbeiten erleichtern, indem sie ihm eine Menge zeitraubender Klein- und Vorarbeit erspart. Sie will, indem sie sich aus den Reihen der geistigen Arbeiter rekrutiert, die Vor arbeit ein für allemal tun, die heute noch von Tausenden immer wieder von neuem verrichtet wird. Münchener Knnstbörse. — In München ist die Gründung einer Kunstbörse beschlossen worden. Gegenstand des Unter nehmens ist die Schaffung eines großen organisierten Verkaufes für alle Gebiete der freien und angewandten Kunst und die Herausgabe eines literarisch-künstlerischen Organs. Ferner denkt man an die Errichtung von Wohlfahrtsinstitutionen für Künstler. Solange man noch nicht weiß, wer hinter dem Unternehmen steht, bleibt abzuwarten was dabei herauskommt. DaS 5V jährige Jnbilänm des «tatistischeu Amtes der Stadt Berlin. — Das Statistische Amt der Stadt Berlin konnte am 8. Februar auf ein SOjähriges Bestehen zurückblicken. Im Aufträge der Deputation für Statistik hat der Direktor des Amtes, Professor I)r. H. Silbergleit, in einer Jubiläumsschrift eine kurze Geschichte über die Entstehung dieser Dienststelle und über ihre Tätigkeit während der abgelaufenen Jahre herausgegeben. Aus dem mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis verfaßten Buch ist zu ersehen, daß das Statistische Amt, dessen Tätigkeit im Jahre 1862 mit einem Supernumerar eingesetzt hat, jetzt fast 60 wissen schaftliche und technische Beamte beschäftigt. Ein besonderes Kapitel ist der Bibliothek desjStatistischen Amtes gewidmet worden, die im Jahre 1876 von dem damaligen Direktor Richard Böckh angelegt worden ist. Seit dieser Zeit hat sich die Bibliothek auf 86 100 Bände vermehrt, die einen Wert von 70 000 X aufweisen, wenigstens sind sie mit dieser Summe gegen Feuersgefahr ver sichert. In wissenschaftlicher Hinsicht sind aber die Schätze dieser einzigartigen kommunalstatistrschen Fachbibliothek von unschätz- barem Werte. Jur geplante« Neuregelung der SonntagSrnhe im Handelsgewerbe läßt sich die »Tägl. Rundschau« von »einge- weihter Seite« folgendes melden, Die gesetzliche Neuregelung erfolgt nicht als Novelle zur Gewerbeordnung, sondern als selbst, ständiges Gesetz. Die wichtigste Neuerung ist die Herabsetzung deS gesetzlichen Arbeitsmaximums an Sonntagen von fünf auf zwei Stunden. Unberührt bleibt die Bestimmung, die den Ge meinden das Recht verleiht, durch Ortsstatut die Sonntagsarbeit im Handelsgewerbe überhaupt zu verbieten. Stiftungen für Universitäten. — I P Morgan hat der Universität Göttin gen 60000 Dollar gestiftet, um ihr zu helfen, die Überlegenheit ihrer Bibliothek englischer Literatur aufrechtzuerhalten. — In der Sitzung der Zweiten badischen Kammer vom 8. Februar teilte bei Beratung des Hochschul- budgets der Kultusminister vr. Boehm mit, daß ein früherer An gehöriger der Universität Heidelberg dieser für naturwissenschaft liche Zwecke ein Legat von einer Million Mark hinterlassen hat. Das Vermächtnis fällt aber der Universität erst nach dem Tode der Frau des Erblassers zu. Pers onalnachrichten. Ernennung zum Hofbuchhävdler. — Herrn Carl Koch, Inhaber der Ferber'schen Universitätsbuchhandlung in Gießen, wurde vom Großherzog von Hessen der Charakter eines Hofbuch. Händlers verliehen. Sprechsaal. Ein Wort zur Lieferung von Zeitschriften. Der Wunsch des Herrn Praktikus in Nr. 26 d. Bl. ist natürlich ganz berechtigt: kein Sortimenter sollte zwei Zeitschriften auf einem Zettel bestellen. Jeder Sortimenter weiß, daß unpünktliche Zeitschriftenlieferung das beste Mitte ist, um seine Kunden rasch los zu werden. Das sollten sich aber auch die Herren Verleger sagen. Fast kein Freitag ohne Zeit schriften - Reklamation! Das ist oft geradezu ekelhaft! Inter- essant ist dabei, daß gerade die weitentfernten Stuttgarter Ver leger ihre Zeitschriften am schnellsten nach Leipzig zu befördern scheinen, während die Berliner oft Anlaß zu Reklamationen geben. Bei einem Verlag ist es mir sogar passiert, daß ich, um nicht immerfort Ärger und Extra-Porto zu haben, die Zeitschrift durch die Post bezog und die Quittung, wie üblich, mit der Bitte um Rabattvergütung einschickte. Was aber Albert Langen und viele andere Firmen anstandslos gewähren, das tut dieser Verlag nicht. So blieb mir, um meinen sehr guten Kunden zu befriedigen, gar nichts anderes übrig, als dieses Blatt drei Jahre lang nicht nur ohne Verdienst, sondern sogar mit Verlust zu liefern, so daß ich froh war, als es der Bezieher endlich abbestellte. Auch durch das viel zu frühe Liefern der Zeitschriften ent steht viel Wirrwarr. Wenn ein Journal mit dem Datum vom 1. Juli schon Ende Mai erscheint, werden die Abonnenten oft ganz konfus. Wir Verleger und Sortimenter sollten uns doch wirklich gegenseitig nicht unnütze Arbeit, Kosten und Arger verursachen! Auch die so oft schon gerügte Verzögerung in der Versendung der Auszüge und Ostermeß - Remittenden - Fakturen gibt in diesem Jahre wieder zu Klagen Anlaß. Sortimenticus. Fakturenformat. <Vgl. Nr. 2S u. IZ.) Es freut mich, daß die Anregung betr. einer einheitlichen Regelung der Größe bzw. des Formates unserer »Fakturen« von seiten des Verlags ausgeht. Allerdings glaube ich wohl der Er zählung, daß die Sortimenter jetzt z. T. dazu übergegangen seien, die Rechnungen der Verleger in Briefordnern aufzubewahren, widersprechen zu dürfen. Das ist meines Erachtens bei der so verschiedenartigen Anordnung unserer Rechnungsformulare direkt unmöglich. Trotzdem wäre es für sämtliche Verleger ein leichtes, hier durch eine einheitliche Regelung die für den Sortimenter so äußerst wichtige Angelegenheit des Fakturenordnens zu einer einfachen und allen Sortimentern und Verlegern befriedigenden Lösung zu bringen. Als Norm müßte das auch im kaufmännischen Betriebe allgemein übliche 4°.Format 22:28 dienen. Ev. käme für kleinere Fakturen 8'.Format quer 22:14 in Frage. Was in kaufmännischen Betrieben geradezu selbstverständlich ist, sollten wir das nicht auch im Buchhandel erreichen können? — Würde die Ausführung dieses sehnsüchtigen Wunsches aller Sortimenter wirklich einmal zur Tatsache werden, dann gibt's vielleicht auch für den Verleger noch »Reformen« anderer Art, die den Verkehr zwischen Verlag und Sortiment in vorteilhafter Weise vereinfachen könnten. Moers. Aug. Steiger.