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250 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 5, 8. Januar 1912. bringen müssen, so würden wir auch zum Ziele kommen. Diese Einsicht in die Notwendigkeit von Opfern auf beiden Seilen muß allerdings erst Gemeingut des Verlags und des Sortiments werden. Bis jetzt ist sie es noch nicht. Ich bitte nun die Herren vom Verlag und Sortiment, die gleich mir von der Notwendigkeit einer durchgreifenden Reform des Buchhandels überzeugt sind, auch ihre Ansichten hier ausführlich darzulegen. Denn nur dadurch, daß jeder seine Meinung sachlich und offen äußert, kommen wir zu brauchbaren Vorschlägen, durch die sich eine für lange Jahre dauernde Sanierung des Buchhandels erreichen läßt. Ein Großstadt-Sortimenter. Kleine Mitteilungen« Bibliothek Franz von Winckels (vgl. Nr. 3). - Der so eben verstorbene Professor der Geburtshülfe und Gynäkologie Geheimrat I)r. Franz von Winckel hat seine umfangreiche und namentlich auch durch die reichhaltige Abteilung älterer Schrift steller wertvolle Bibliothek schon bei Lebzeiten an die Firma Speyer L Peters in Berlin verkauft. Ein Katalog hierüber ist kürzlich erschienen. Ans Anlatz des 2V0. Geburtstages Friedrichs des Großen plant der Verein für die Geschichte Berlins eine festliche Ver anstaltung. Es soll am 4. Februar die einzige Oper des Königs zur Ausführung kommen, die bisher überhaupt nur ein einziges Mal gespielt worden ist, das Schäferspiel »I! rs paZtore«. Ein Denkmal für Ehr. Muff. — Dem verstorbenen Rektor der Landesschule Pforta, Professor vr. Christian Muff, soll in seinem Geburtsort Treffurt an der Werra ein würdiges Denkmal gesetzt werden; die Geldmittel dazu werden von Muffs ehemaligen Schülern aufgebracht werden. Genossenschaft Deutscher Tonsetzer und Pariser Soclste. — Das Vertragsverhältnis der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer in Paris, das ursprünglich auf 5 Jahre abgeschlossen war, ist, wie die »Lpz. Neuesten Nachr.« erfahren, auf weitere 10 Jahre fest verlängert worden, d. h. die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer ist berechtigt, allen ihren Kontrahenten das gesamte Repertoire der französischen Gesellschaft für das Deutsche Reich, wie bisher, mit zu vergeben, und umgekehrt, die Pariser Sociote für ihren Vertretungsbezirk das Repertoire der Genossenschaft. Die Bücherflut in Frankreich. — Aus Paris wird der »Franks. Ztg.« geschrieben: Gegen die Überflutung des Bücher marktes wird in Frankreich, wie übrigens auch anderweitig, schon lange heftig protestiert, ohne daß die auf Steuerung der Über produktion abzielenden Vorschläge sich als praktisch und durch- führbar erwiesen hätten. Nunmehr heißt es, die Verleger seien selbst zur Einsicht gekommen, daß es nicht so weiter gehe, und bereiteten einen wahren Staatsstreich vor. Dieser bestände darin, daß sie keine Werke von Unberufenen mehr verlegen wollen, die aus Eitelkeit sich zur Zahlung der Druck- und sonstigen Kosten verstehen und durch ihre meist mehr als mittelmäßigen Erzeugnisse die guten Werke sozusagen ersticken. So einfach wird das aber nicht gehen. Denn es ist eine leider nur zu be kannte Tatsache, daß selbst talentierte Literaten sich oft sehr schwer zur Anerkennung im Publikum emporringen und daß das vielen überhaupt nie gelingt. Besonders haben Dichter, Historiker und Gelehrte in unserer Zeit wenig Aus sicht, ein hinreichend großes Publikum, das zum Zahlen bereit ist, für ihre Werke zn gewinnen. Wenn man bedenkt, daß einer der geschätztesten französischen Dichter, der verstorbene Akademiker Sully Prudhomme, jährlich für seine sämtlichen Werke von seinen Verlegern kaum sechshundert Francs bezog, kann man sich einen Begriff davon machen, wie es um den Konsum der Poesie in Frankreich bestellt ist. Eine wahre Blüten lese hervorragender Werke könnte zusammengestellt werden, die nur auf Kosten der Verfasser Verleger fanden. Bei der Vorliebe der großen Massen, selbst der gebildeten Kreise für Produkte, in denen eine besondere Phantasie die Hauptrolle spielt, wie für die Verbrecher- und Detektiv-Erzählungen, deren literarischer Wert sehr gering zu veranschlagen ist, können sich nur wenige Verleger dazu entschlies-en, einen unbekannten Schriftsteller sofort auf ihre Kosten dem Publikum bekannt zu machen. Daher wird es wohl bei den guten Vorsätzen bleiben, und die talentvollen jungen Schriftsteller werden auch weiterhin erst durch andere Mittel als durch ihr literarisches Genie sich die Summen verschaffen müssen, die zur Ausgabe ihrer Erstlingswerke erforderlich sind. »Ostmark« BuchhandlungS-Gehttfen Verein in Königs berg i. Pr. — Der 28. Dezember 1911 war für die »Ostmark« wieder einmal ein Festtag. Veranlassung dazu gab die alljähr liche Weihnachtsfeier, die durch ein Festessen eingeleitet wurde, woran sich eine Verlosung schloß. Zur Feier hatten sich 12 Kollegen eingefunden. Mit einer beherzigenswerten Rede eröffnete der Vorsitzende, Kollege Beyer, den Festabend, streifte in einem kurzen Rückblick das stete Weiterblühen des Vereins, der in acht Jahren bereits sein öOjähriges Jubiläum feiern wird und gedachte mit Worten des Dankes aller, die sich daran betätigten. Weitere Ansprachen und Darbietungen brachten dann die Kollegen Würminghausen, Charisius, Crüger, Schmidt und Müller, so daß der Abend einen in jeder Beziehung guten Verlauf nahm. Nur allzu kasch flog die Zeit dahin, so daß Mitternacht längst vorüber war, als man den Heimweg antrat. Zum Schluß sei es noch gestattet, an dieser Stelle den Herrn Verlegern, die den Verein mit Bücherspenden für die Verlosung bedacht haben, hierfür recht herzlich zu danken. 6. Reue Bücher, Kataloge »fw. für Buchhändler. 8". 108 8. 2619 Nrn. — VerstsigsruuA: Uitt^oob, cken Personalnachrichten. Jubiläumsfeier. — Am 2. Januar versammelten sich im festlich geschmückten Direktionsbureau des Stammhauses der Verlagsanstalt vorm. G. I Manz in Regensburg das gesamte Kontorpersonal und die Abteilungsvorstände, sowie eine Deputation des technischen Personals, um die 25jährige Wiederkehr des Tages zu feiern, an dem Herr Prokurist Max Kühner in die Firma eintrat. Der Direktor der Firma Herr Kommerzienrat Paul Schelosky aus München hob in markanten Worten den großen Pflichteifer und die Verdienste des Jubilars hervor und überreichte ihm zugleich namens des Aufsichtsrats den Ehrensold. Nach einer Ansprache des Prokuristen Herrn Otto Hartmann, die er mit einem persönlichen Geschenk begleitete, übergab ein Vertreter des technischen Personals dem Jubilar ein künstlerisch ausgeführtes Diplom als äußeres Zeichen der Dankbarkeit und freudigen Teilnahme an diesem Ehrentage, sowie als Ausdruck des herzlichen Wunsches, daß es dem Jubilar in steter Gesundheit noch eine Reihe von Jahren hindurch vergönnt sein möge, im Dienste der Firma tätig zu sein. Auch wir wünschen dem tüchtigen Manne noch viele Jahre befriedigender Wirksamkeit. Gestorben: am 21. Dezember, wie uns erst jetzt mitgeteilt wird, der Buchhändler F. B. Müller in St. Gallen nach vierzehn tägiger Krankheit an Brustfellentzündung. Der Ver storbene gründete im September 1884 in Herisau eine Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung und verlegte sie im Juli 1886 nach St. Gallen. Mario Rapisardi -f. In Catania ist am 4. Januar der Dichter und Literarhistoriker Mario Rapisardi im Alter voll 68 Jahren gestorben. Sein erstes größeres Werk, -mit dem er 1868 als Vierundzwanzigjähriger hervortrat, war »1-a kalinxensZi«; drei Jahre später ließ er ihm »UioorckanLe«, 1875 »6s.t>aUo 6 I-esbia« folgen. Seine tiefste Schöpfung war die mythische Dichtung »lEiksro«, (1878), der 1885 »6iodbs«, 1887 »?ossi6 rs1i§io86«, 1889 »^.tlantiäs« sich anreihten. Er war seit 1872 Professor der Literaturgeschichte an der Universität seiner Vaterstadt Catania.