Volltext Seite (XML)
Nr. 147 (N. 77). Leipzig, Sonnabend den 28. Juni 1930. 97. Jahrgang. RrdMioucUer Teil Kreisverein Ost- und Westpreußischer Buchhändler. Bericht über die 49. Hauptversammlung am Sonntag, dem 15. Juni 1930 in Zoppot. ' Der Vorsitzende, Herr Bernh. Teichert, Königsberg, eröff- nete um 9.30 Uhr die Sitzung und begrüßte die Erschienenen, besonders den Vertreter des Börsenvereins der Deutschen Buch händler zu Leipzig, Herrn Boysen-Hamburg. Nach Erstattung des ausführlichen Jahresberichts durch den Schriftführer Herrn Heinrich Kuttenkeuler, Königsberg, und nach Erledigung des Kassenberichts wurde der bisherige Vorstand einstimmig wieder gewählt. Als Tagungsort für die nächstjährige Hauptversamm lung, die die 50. ist, wurde Königsberg bestimmt. Dieses Jubi läum des Vereins soll in entsprechender, würdiger Weise be gangen werden und die notwendigen Mehrkosten wurden ohne Widerspruch bewilligt. Uber den »Tag des Buches- referierte der stellvertretende Vorsitzende Herr Karl Danehl, Allenstein. Der Referent trat warm für die Beibehaltung des Tages ein, ob wohl er den 22. März als Termin nicht für glücklich hält. In allen Teilen des Reiches sind die Veranstaltungen zum »Tag des Buches« verschiedener Art gewesen, der Erfolg deshalb nicht überall gleich. Wenig ist in Ostpreußen geschehen, wo nur in einigen Städten des Tages gedacht wurde. Daß das Versäumte in Zukunft nachgeholt werde, war der Zweck des Referats. Nach vorangegangener Begründung stellte Danchl-Allcnstein den An trag' dem Börsenverein zu Leipzig vorzuschlagen, für den »Tag des Buches« 1931 das Motto: »Das Buch und die Heimat» zu wählen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Daß die Presse den Buchhandel bei den Veranstaltungen zum »Tag des Buches« bereitwilligst und großzügig unterstützt hat, wurde besonders hervorgehoben. Herr Bernh. Koch-Königsberg sprach über die Belieferung der Volksbüchereien durch die Hauptwohl- sahrtsstelle in Königsberg und die Zentralstelle für Volksbücherei wesen in Leipzig. Seit Bestehen der Bücherberatungsstellen bei den Regierungen werden nicht nur Volksbüchereien, sondern auch Städtische Büchereien von obigen Stellen mit Büchern ver sorgt unter Ausschluß des ortsansässigen Sortimentsbuchhandels. Zurzeit schweben Verhandlungen zwischen dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler und der Zentralstelle für Volksbücherei wesen iu Leipzig. Da der Erfolg dieser Verhandlungen abge wartet werden muß, konnte ein Beschluß nicht gefaßt werden. Wir wollen hoffen, daß die Verhandlungen in Leipzig ein für den Sortimentsbuchhandel günstiges Resultat zeitigen, denn so notwendig es ist, daß gerade in den Grenzgebieten Volks- und Wanderbüchereien geschaffen und unterhalten werden, ebenso notwendig ist es aber auch, daß der Buchhändler in der Provinz bei der Belieferung der Büchereien nicht übergangen wird, da mit er existenzfähig bleibt und seiner Aufgabe, der deutschen Kultur durch den Vertrieb des guten deutschen Buches zu dienen, gerecht werden kann. Eine Aussprache über das Schulbuchgefchäft ergab, daß die ses ein Verlustgeschäft und iu diesem Jahr besonders schlecht ge wesen ist. Wünschenswert ist, daß seitens der Vorgesetzten Be hörden die Schulen endlich einmal in Ruhe gelassen werden, Bisher jagte eine Neueinführung die andere zum Schaden der Schule, der Eltern und Buchhändler. Nach Erledigung einer internen Vereinsangelegenheit wurde die Sitzung um l Uhr geschlossen. Um 2 Uhr fand im See- terrassen-Restaurant des Kurhauses ein gemeinsames Mittagessen statt, bei welchem die Teilnehmer durch den Vertreter der Stadt Zoppot, Herrn Baurat Professor Doeing begrüßt wurden. Bernh. Teichert, Vors. H. Kuttenkeuler, Schriftf. Der Kongreß der Association littLraire et artistique internationale in Budapest (4.-10. Juni 1930). Von Rechtsanwalt vr. Willy Hoffmanu in Leipzig. Der diesjährige Kongreß der Association war zahlreich be schickt: Belgien, das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien waren durch Landesgruppen und Einzel mitglieder vertreten und sogar aus USA. sein in den Annalen der Association wohl einzig dastehender Fall) waren drei Film fachleute gekommen, die sich außerordentlich lebhaft an der Dis kussion beteiligten. Von der deutschen Landesgruppe waren er schienen: Baum, Bock, Gebhardt, Hoffmann, Klauer, Mackeben, Magnus, Marwitz, Milos, Mintz, Moser, Plügge, Räber, Smo- schewer, Wolf. Noch nie war die deutsche Landesgruppe auf einem Kongresse so zahlreich vertreten. Und es war auch das erste Mal, daß Deutsche als Referenten im Kongresse auftraten: Hoffmann hatte das Referat über das Funkurheberrecht, wäh rend Marwitz — neben Homburg — über den Schutz des nach schaffenden Künstlers, Smoschewer — neben Piola Caselli — über das Urheberpersönlichkeitsrecht referierten. Die außerordent lich rege Tätigkeit der Deutschen Landesgruppe läßt es als gewiß erscheinen, daß in künftigen Kongressen den deutschen Vertretern noch weitere Referate zufallen werden, wie es zu hoffen steht, daß der auf diesem Kongreß zum ersten Male gemachte Versuch, in deutscher Sprache (mit anschließender französischer Übersetzung) zu referieren und zu diskutieren, beibehalten wird. Nach Eröffnung des Kongresses gab Direktor llr. Ostertag (ohne dessen an Richard Strauß erinnernden Gelehrtenkopf ein Kongreß der Association nicht denkbar ist) als Leiter des Berner Büros wie üblich eine Übersicht über die wichtigsten Ereignisse seit dem letzten Kongreß (Dezember 1929). Naturgemäß konnte dieser kaum sechs Monate erfassende Bericht nur sehr kurz sein. Er war aber wieder nach Form und Inhalt ein Meisterwerk. Ostertag hob hervor, daß die Schweiz die Ratifikation des Rom textes der Revidierten Berner Übereinkunft (R.B.ü.) vorbcreite, während eine Revision ihres Urheberrechtsgesetzes, abgesehen von Art. 25 (Zeitungsartikel) nicht beabsichtigt sei. Die Stimmung in den Vereinigten Staaten von Amerika scheint (in gleichem Sinne berichteten die drei amerikanischen Vertreter) dem Eintritt von U.S.A. in die R.B.Ü. günstig zu sein. Eine dahin lautende Bill liegt vor, kommt aber in dieser Session nicht mehr zur Beratung. Jugoslawien ist (mit dem zu erwartenden Vorbehalt wegen des 805