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700 41. 8. April. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. ich es aus Erfahrung. daß die Arbeitslast des Sortimcntshänd- lers sich jetzt, im Vergleiche zu früher, verdoppelt, um nicht zu sagen, sich verdreifacht hat. Hinsichtlich des dabei erzielt wer denden Gewinns scheint dagegen leider fast das umgekehrte Vec- hälrniß stattzusinden. Anerkannte Thatsache ist es jedenfalls, daß die Zeit von Michaelis bis zur Ostermessc für den Sortimen ter eine sehr mühevolle und beschwerliche ist, welche eine unaus gesetzte, angestrengte Thätigkeit von reichlich 8 Monaten erfor dert, in einer Ausdehnung, wie sie wohl kaum in irgend einem andern Geschäfte Vorkommen mag. Erst nach der Ostermesse tritt wahrend der Sommermonate dann die stillere Geschäftszeit ein, in der sowohl dem Prinzipal als seinen Mitarbeitern es vergönnt ist, sich hin und wieder eine kleine Erholung von den eben übcr- standcnen Mühen verschaffen zu können. Vielleicht mit Aus nahme einiger weniger, in dieser Beziehung bester gestellten, grö ßerer Sortimentsgcschäfte, in denen eine Reihe von Gehilfen und Mitarbeitern jederzeit zur Verfügung steht, dürste das eben Gesagte durchgängig zutreffend sein. Abgesehen nun von den mancherlei Arbeiten, die in den Sortimentsgeschästen, wegen Mangel an Zeit im Winter, erst in den Sommermonaten erledigt werden können, wird es jetzt nach den neuesten Vorschlägen beab sichtigt, dem armen Sortimentshändler und seinen treuen Mit arbeitern auch noch diese theilweise Erholung von sehr kurzer Dauer wegzuescamotiren und sie dazu zu verurtheilen, fortan in den häufig die lästigste Hitze mit sich bringenden Monaten Juni undJuli unausgesetzt an das Arbeitspult gefesselt zu sein., um das doch gewiß mühselige, Geist und Körper gleich sehr in Anspruch nehmende Geschäft des Remittirens zu besorgen. In einer Verwirklichung dieser Vorschläge würde ich meincstheils nur einen Act des Undanks gegen Gott und der Versündigung an den Menschen erkennen können. Mein dringender Wunsch, dem gewiß Viele beipflichtcn werden, ist daher der, daß keine Be stimmungen getroffen werden mögen, durch welche d e n S o r tim enter n, P r in z i p a l e n wieGehilfen, auch noch der letzte übrig gebliebene Rest von Zeit verküm mert wexde, in der sie bisher noch Gelegenheit ge habt haben, sich von den Mühen zu erholen, Erfri schung in Gottes freier Natur zu schöpfen und sich dadurch Stärkung für die neuen Berufspflichten zu verschaffen. Der Hauptgrund für eine Aendcrung des bisher Bestehen den ist doch wohl zunächst der, weil die verspätete Ankunft einer Maste von Novitäten am Ende des Jahres und darüber hinaus einerseits dem Sortimenter nur Mühe und Arbeit, sowie unnö- thige Portokosten verursacht, anderseits dem Verleger aber, in Ermanglung des Absatzes, ebenfalls keinen Vorrheil bringt. Warum denn aber, frage ich, nicht das Uebel an der Stelle an fasten, wo es sitzt, und wofür das Mittel zur Abhilfe doch so nahe zu liegen scheint? Verleger und Sortimenter brauchen sich ja nur dahin zu vereinigen, daß alle diejenigen Novitäten, welche, nach Ausweis der Veröffentlichungen der Hinrichs'schen Buchh. im Börsenblatte, erst nach dem letzten October in Leipzig eingetrof- fcn. desgleichen Fortsetzungen (Journale ausgenommen), welche nicht spätestens bis zum 24. December in Leipzig vcrthcilt wor den sind, so ipso in die Rechnung des neuen Jahres zu stellen sind, insofern nicht schon non Seiten der betreffenden Verleger solches selbst auf der Factur bestimmt worden ist. Auf solche Weise würde für den Vertrieb der nach den bestimmten Endter minen eingehenden Bücher eine längere und zweckmäßigere Zeit gewonnen sein, als in den Monaten April und Mai nach den Vorschlägen des Hrn. Brockhaus, und die seit Jahrhunder ten üblich gewesene Zeit der Abrechnung könnte alsdann unver ändert ohne Nachtheil fortbcstehcn, oder aber nach dem Vorschläge des Hrn. Geibel auf die zweite Hälfte des Mai festgesetzt wer den, wenn cs, namentlich von Seiten der die Messe Besuchenden, gewünscht würde, die mit dem verschiedenen Eintreten des Oster festes verbundcncn.Schwankungen zu vermeiden. Kiel, 2. April 1861. G. v. Maack. XXVII Es erscheint wünschenswerth, im Gegensatz zur Stimmen sammlung für den Antrag des Hrn. Heinrich Brockhaus, betref fend die Hinausschiebung der Abrcchnungszeit auf Ende August, auch diejenigen Firmen zu verzeichnen, die gegen denselben Ge sinnungen hegen. Die Unterzeichneten Firmen der Stadt Halle sind darin einig, daß die in Rede stehende Umgestaltung für den Gesammtbuchhandcl mxhr Nachtheile als Vortheile mit sich bringt; sie stimmen in allen Punkten mit dem Aufsatze (XI.) des Hrn. R. B. in Nr. 36. überein und wollen durch ihr Hervortretcn Gleichgesinnte zum Anschluß zu veranlassen suchen. Halle, 2. April 1861. Julius Fricke. Richard Mühlmann. Eduard Heynemann. H. Petersen. G. E. Knapp's Verlag. H. W. Schmidt. XXVIII. Die Unterzeichneten erklären sich für einen fixen Abrech nungstermin, und zwar für Monat Mai. Jede weitere Hinausschiebung der Abrechnung halten wir für Verleger und Sortimenter gleich nachtheilig. Wien, 28. März 1861. Carl Gerold's Sohn, Sortimentsbuchhandlung und Verlagshandlung. XXIX. Das bekannte Formular betreffs des Beitritts zur Erklä rung über die Prolongation des Abrechnungstermins habe ich mit der ausdrücklichen Veränderung „bis Ende Juni" unterschrie ben. Den sub Nr. X. u. XI. in Nr. 36. d. Bl. enthaltenen Aus einandersetzungen ist die Hoffnung zu entnehmen, daß die Mehr zahl der Verleger den Termin nach Pfingsten, resp. 15. Mai bis 15. Juni, gern acceptiren würde, und ohne eine maßgebende Mei nung aussprechen zu wollen, glaube ich, daß gleich mir dieMehr- zahl der Sortimenter ebenso gern den erwähnten Termin accep tiren wird, keineswegs aber eine Verlegung desselben bis Juli oder gar Ende August. Es würde sich nur noch eine Rücksicht nahme auf den süddeutschen Abrechnungstecmin empfehlen, dem der norddeutsche unmittelbar vorauszugehen hätte. Königsberg, 27. März 1861. E. Th. Nürmberger. Recept für Jeden, welcher sich noch über die Verlegung der Buchhänd lermesse im Börsenblatte vernehmen lassen will. Lies: 1. die Vorverhandlungen im Börsenblatte 1845. S. 337. 406. 453. 472. 527. 596. 619. 691. 721. 763; 2. die Verhandlungen Ser Generalversammlung vom 10. Mai 1846. Börscnbl. 1846. S. 557. Ferner S. 649. u. 1157; 3. den Bericht des Hrn. A. Borrosch (besonders gedruckt); 4. die Verhandlungen der Generalversammlung vom 2. Mai 1847. Börsenbl. 1847. S. 587. Mit einigem Maß Geduld einzunehmen und gehörig zu ver dauen. Spondäus.