Donnerstag starb in der Blüte seiner Jahre der erste Vorsitzende unseres Vereins Herr Ferdinand Lomnitz. Seit 1904 hat er unserem Vorstand angehört, seit 1909 leitete er ihn als erster Vorsteher. Die Freudigkeit, mit der er sein mühevolles Amt verwaltete, seine Klugheit und Zuverlässigkeit, seine Lerzensgüte und vornehme Gesinnung sichern ihm unsere Dankbarkeit und werden sein Andenken bei uns wach erhalten. Erschüttert nehmen wir von dem teueren Manne und lieben Freunde Abschied. Leipzig, den 22. August 1913. Der Vorstand und der Hauptausschuß des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Der Sortimenter als Verlags- und Bezirks vertreter. »Sortiment, wo bist du?« ruft ein Leipziger Verleger in seinem ganzseitigen Inserat von Ende Juni d. I., nachdem er auf eine im Anfang Juni ebenfalls in einem ganzseitigen Inserat angezeigte Novität, trotz der angebotenen 7/6 mit 40 °/°, zahlbar O.'M. 19l4, nur von 170 Firmen Bestellungen erhalten hat. Am 6. August las ich im Sprechsaal die Notiz einer bedeu tenden Verlagshandlung, daß von dem L cond.-Versand des Jahres 19l2 im Betrage von 159 987 nur 13 821 .K, also rund nur 8°/-°/» als abgesetzt verrechnet wurden. Würden die ebengenannten Fälle vereinzelt dastehen, so könnten wir über sie zur Tagesordnung übergehen. So sind sie jedoch typisch für einen großen Teil des Novitäten- und Kom missionsvertriebes und verdienen eine ernste Untersuchung der Gründe, die zu diesen Verhältnissen geführt haben, sowie der Wege, die zu einer Gesundung der Verhältnisse führen könnten. Was ist nun schuld an der Verfahrenheit der Verhältnisse beim Novitäten- und Kommissionsvertriebe? Woran liegt es, daß das Sortiment nur einen geringen Bruchteil der gegen frühere Zeiten enorm gewachsenen Verlagserzeugung unterzubringen vermag? Ist hieran der einzelne Sortimenter schuld oder unsere ganze Organisation, in die der einzelne Sortimenter und Ver leger eingespannt ist? Unsere Organisation hat sich im Laufe der Jahre als eine für den ganzen Buchhandel segensreiche Ein richtung erwiesen. Wenn sie fiele, wäre es für den Gesamtbuch handel ein großes Unglück. Aber gerade um das Zusammen brechen dieser vorzüglichen Organisation zu verhüten, müssen wir sie der Entwicklung des modernen Wirtschaftslebens an passen. Denn schuld an der abschüssigen Bahn, auf der wir uns mit dem Novitätenvertrieb befinden, ist die Organisation des Kommissionsverkehrs zwischen Verlag und Sortiment. Die zwi schen Verlag und Sortiment im Kommifsionsbetriebe bestehende Verkehrsform, die unter früheren Verhältnissen die richtige war, lähmt jetzt bei dem auf das höchste gesteigerten Wirtschastsbetriebe die ganze Stoßkraft des Sortiments. Diese Verkehrsform führt mit Naturnotwendigkeit zu einer Zersplitterung der Kräfte beim Vertriebe, die bei dem jetzigen intensiven Wirtschaftsbetriebe unbedingt den Keim des Mißerfolges in sich trägt. An dem in folge der Zersplitterung des Vertriebes, trotz redlicher Arbeit des einzelnen Sortimenters stets wiederkehrenden Mißerfolge liegt es, daß das Sortiment dem Novitätenvertrieb, als unrentabel, nicht mehr die frühere Sorgfalt angedeihen lassen kann. Die 1090 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang.