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LörleNblätt f. d. Ltschn. Buchhandel. Redaktioneller TeiL. L93, 16. Dezember 1S16. herumgeblättert haben, würden sic mit besonderem Vergnügen min auch lernen, auf Titel, Einband, Papier und Druck zu achten. Reich an Belesenheit und Fachkenntnis, jugcndfroh würden sie dann hinaus- zichen, um in der Fremde unserem guten Rufe zu dienen. Und ich stehe ihnen im voraus dafür, daß ihre Aufgabe anziehender sein würde — ich sage nicht, als einen Artikel zu schreiben —, wohl aber, als Schulaufgaben zu korrigieren. Ans, ihr jungen Lizentiatinnen Frank reichs, zum Heil des französischen Buchhandels! Eine G y m n a s i a l - L e h r e r i n. Kleine Mitteilungen. Der Ausschuß für die Bestcllanstalt zu Leipzig wendet sich an deren Benutzer mit folgender Bitte, der wir in ähnlicher Form schon in Nr. 279 Ausdruck gegeben haben: Durch die vielfachen Einberufungen unseres Personals gezwungen, bitten wir im Interesse der gewohnten schnellen Erledigung uns dadurch zu unterstützen, daß bei Einliefernng von Bestellzetteln, Remittendensattnren und sonstigen Geschäftspapieren der Kom missionär des Empfängers in der linken oberen Ecke, wenn auch ab gekürzt, angegeben wird. Bei Nem.-Fakturen und Abschlußzetteln em pfiehlt es sich, diese »ach Kommissionären gebündelt einzuliefern. Der artig gekennzeichnete Geschäftspapiere können dann sofort weiter befördert werden. Die Inschrift am Neichstagsgebäude. — Aus Berlin wird uns geschrieben: Die Mitteilung des Herrn Fr. Soennccken an die Presse, daß für das Haus eine lateinische Schrift gewählt worden sei, ist unrichtig. Tatsächlich ist bisher in dem Be schlüsse, für die Inschrift eine U n z i a l e d e u t s ch e n Charakters zu wühlen, keinerlei Änderung eingetreten. Die Deutsche Tageszeitung fügt dieser Mitteilung hinzu: Weshalb Soennccken seine alte Behaup tung wiederholt hat, ist völlig unverständlich und nur dadurch, daß seine Leidenschaft für die Antiquaschrift sein Urteil ungünstig be einflußt hat, zu erklären. Der Literarische Verein der Pfalz hielt am 10. Dezember eine Mitgliederversammlung in Neustadt a. ö. H. ab, die sich eines guten Besuches zu erfreuen hatte. Der Vorsitzende, Seminardirektor Eid- Speyer, begrüßte die Anwesenden und gab Herrn I)r. Becker-Zwei brücken das Wort zu seinem Vortrag: »Pfälzer Geistesleben 1816— 1916«, der ein mit lebhaftem Dank anfgcnommcnes, fesselndes Bild des kulturellen Lebens der letzten hundert Fahre zeichnete. Dann erstattete der Vorsitzende, Herr Scminardirektor Eid, den Rechenschaftsbericht, dem zu entnehmen ist, daß der Verein gegenwärtig 340 Mitglieder zählt. Die ins Feld gesandten »Pfälzer Heimatgrüße«, von denen 10 000 Exemplare abgesetzt wurden, sind von den Feld grauen mit Freuden begrüßt worden. Ein Antrag, Leseabende einznführen, bei denen Werke von den Verfassern zur Vor lesung kommen sollen, wurde an die Ortsgruppen verwiesen, wah rend der Antrag unseres Kollegen Jacob P c t h-Zweibrücken, durch Werbeanschläge für die Verbreitung pfälzischer Literatur zu wirken, in wohlwollende Erwägung gezogen werden soll. Eine Sammel- stellc für Pfälzer Kriegsliteratur soll von Herrn P. Loth-Zweibrücken eingerichtet werden. Ausländer an deutschen Universitäten zur Kriegszeit. Die feind lichen Ausländer sind mit dem Eintritt ihrer Länder in den Krieg alsbald von unseren Universitäten verschwunden oder wurden ausge wiesen, soweit ihnen nicht in wenigen Fällen (vor zwei Jahren etwa 60, jetzt 106) aus persönlichen und politischen Gründen das Wei- terstndinm gestattet wurde; die Zahl der verbündeten Ausländer ist na turgemäß sehr znrttckgegangen, und auch die neutralen Staaten halten ihre Angehörigen mehr oder weniger stark zurück, am meisten Amerika, während aus Luxemburg der Besuch stärker ist als je zuvor; auch ans der Schweiz, Holland und aus Schweden und Norwegen ist der Zu gang beträchtlich bzw. nicht wesentlich geringer als zur Fricdenszeit. Die anwesenden Angehörigen der feindlichen Staaten sind überwiegend Polen und Balten oder im übrigen deutscher Abstammung und Ge sinnung. Durch den Eintritt Polens in den Kreis der Mittelmächte wird sich die Zahl der noch anwesenden feindlichen Ausländer stark vermindern, da den Polen die deutschen Hochschulen künftig zweifellos offen stehen. Ans den einzelnen Ländern sind anwesend: Österreich- Ungarn 550 gegen 800 im Frieden, Schweiz 220 gegen 310, Bulgarien 93 (131), Luxemburg 78 (39), Türkei 46 (70), Griechenland 44 (l04), Schweden und Norwegen 32 (43), Holland 26 (32), Dänemark 5 (10), Rußland 95 (2200), Italien 5 (37), Belgien 2 (9) und Frankreich 2 (25). Aus Amerika stammen 119 gegen 300, ans Asien 42 gegen 180, ans Afrika 14 gegen 29 und aus Australien 1 gegen 2. Wie im Frieden, so sind auch zur jetzigen Kriegszeit die Ausländer am stärksten an den Universitäten der Großstädte Berlin, München und Leipzig und neuestens auch an der neueröffneten Universität Frankfurt vertreten. Aus der Berliner Akademie der Wissenschaften. In der Ge samtsitzung vom 30. November las Professor Orth über »das bio logische Problem in Goethes Wahlverwandtschaften«. Aus der Erör terung aller einschlägigen Fragen aus der Vererbungslehre ergab sich, daß die Goethesche Erklärung der besonderen Körperbcschaffenheit des Kindes von Eduard und Charlotten zwar gewisser allgemeiner tat sächlicher Grundlagen nicht entbehrt, daß sie aber im einzelnen der naturwissenschaftlichen Kritik nicht standhält. Das genannte Problem besteht nicht in der Wirtlichkeit, sondern nur in der Phantasie des Dichters. — Prof. Stumpf legte eine Abhandlung des Leiters der Anthropoidenstation auf Teneriffa, Hrn. 1)r. Wolfgang Köhler, vor: »Jntelligenzprüfnngen an Anthropoiden«. Darin werden zahlreiche Versuche mit Schimpansen beschrieben, ans denen hervorgeht, daß sie zur Erreichung eines erwünschten Zieles (Bananen) aus eigenem Antrieb den Umstünden angepaßte Umwege oder Werkzeuge gebrauchen, auch mehrere Werkzeuge miteinander verbinden. Der Verfasser schließt daraus, daß sie innerhalb gewisser Grenzen einsichtiger Handlungen fähig sind, d. h. ein erwünschtes Ziel durch eine mehrere Teilhand- Inngen umfassende, aber einheitlich zusammenhängende und auf dem überschauen einer Gesamtsituation beruhende Handlung erreichen können. Eßwaren statt Bücher. — In der »Tägl. Rundschau« lesen wir: Lieb liche Gerüche führten auf dem Berliner Ostbahnhof wieder zur Entlar vung einer Fälschung. Eine Eilgntsendnng Bücher war ans dem Osten für einen Herrn in der Bregenzer Straße angekommen. Die fünf Kisten dufteten fein nach frischen Näncheridaren und allerhand Gewürzen. Das war verdächtig, und noch mehr, daß ans einer Kiste ein unbe stimmbares Naß heraustropste. Weil man Bücher nicht zu räuchern und noch weniger naß zu versenden pflegt, so öffnete man die Kisten und fand darin statt der geistigen allerhand schöne und schmack hafte leibliche Nahrung. Eine Kiste enthielt fünf geräucherte Schin ken und frisches Rind-, Kalb- und Schweinefleisch. In anderen fand man Büchsen mit allerhand Konserven, Butter, Schmalz, Mehl, Hafcr- flocken, Tee, Zucker, Hülsenfrüchte, kurz alles, was man jetzt so nötig braucht lind doch nur so schwer bekommen kann. Daneben enthielt die Büchersendnng auch noch Spielware», Herren- nnd Damenstiefel und allerhand Schmucksachen. Die sonderbaren Tropfen aber rührten von Eiern her, die unterwegs leider stark geknickt waren. Die Sen dung war von Eydtkuhnen nach Berlin gerichtet. Sie wurde von der Polizei beschlagnahmt. Keine Nobel-Friedenspreise für 1915/16. - Das Nobelkomitee be schloß, wie aus Christiania gemeldet wird, die Nobel-Friedenspreise für 1915 nnd 1916 nicht zu verteilen. Der Preis für 1915 wird dem Sonderfonds des Komitees überwiesen, der Preis für 1916 für nächstes Jahr Vorbehalten. SprechsiiLl. Zum KavNe! DUckerbetlel. Ein Professor, namens Müller in K., nach der zitterigen Hand schrift zu schließen ein älterer Herr, der am Gymnasium aushilfsweise unterrichtet, bekam auf sein Ersuchen um ein Freiexemplar, dem der vorgeschriebcne Amtsstempel fehlte, die vom Deutschen Verlegerverein mit den Lehrervcreinignngen vereinbarten »Bestimmungen über die kostenlose Hergabe von Schnlbücher-Handexcmplaren« zngcschickt. Daraufhin wagt es dieser Erzieher der Jugend, dem Verleger auf einer Postkarte folgendes zu schreiben: »Auf den Wisch, den Sie mir statt des gewünschte» . . . geschickt haben, erwidere ich Ihnen: ich bin kein Betrüger, habe den Unter richt hier, wie Sie lasen. Professor !>., also wahrscheinlich auch angestcllt. Und wenn Sie wirklich einem armen Probckandidaten ein Exemplar schenken, so ist das bei dem ungeheuren Verdienst, den Sie an dem Bnche haben, kein Opfer. Ich habe die 714 Pf. noch darangewandt.« So wird den Verlegern ihre Freigebigkeit belohnt! Dem Kellner gibt man freiwillig ein Trinkgeld, ein — nicht einmal festangestellter Lehrer — sich als solchen ansznweisen unterläßt der genannte Herr — beansprucht ohne weiteres einen Anteil an dein Verlegcrgewinn. 1S28 Stamm L Seemann. SämtUch in Leiozig. - Adresse derStedaktton und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBuchhLndlerhauSl