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Dresdner neueste Nachrichten : 15.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192406155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19240615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19240615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner neueste Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-15
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 15.06.1924
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- N . . der Di Lage Die kleine Sängerin Die lchte hinterlassene Erzählung von Eli-s Okszoszko Er ließ Piele und Spaten fallen und lief hin: Hinter dem Zelt stand eine sauber gefchrcinerte, kleine die-trete Katbine Unsd in die Tür derifelsben war ein schöne-z Herz eingefchnittew Ein fchiichaerner Verehrer hatte dieiegnGeichenl heimlich bei Nacht aufgestellt, um es für sich reden zu lassen. Das gab igm einen furchtbaren Stich. Und als Frau Hetty frö« lich aus dem Zelt trat, itbershiiuftc er sie mit milden Born-tiefem Er schva daß er den Speis-der ausfindig machen und ihm den Hals umdrehen werde. Frau Heity wies ihn kühl in seine Schranken Da wurde er klein und klagte ihr feine Not. Sie hatte auf ;richtigeg Mitleid mit ihm, aber sie wußte keinen Rat. »Er erinnerte an den ersten Punkt ihres neuen Volks rechtes und bat bescheiden. oh sie nicht mit ihm die neue Ehe brechen Einve. Sie lächelte fpöitisscht Mit so billigen Pointen pflege sie nicht zu arbeiten. Da ging er hoffnungslos an seine Arbeit. Aber er hatte ein Riesenglüch Als er am Abend nach Haus kam, war Leoneida mit einem Handels agenien durchgegangen Es dauerte lange, ehe Frau Hetty einwilligte, daß ein zweites Gericht einberufen wurde, welches die neue Ehe schied und das alte Ehepaar wieder verheiratete Und sie dat es nur unter der Bedingung, daß Higginfom der den Ort feiner Schmach Hals über Kopf verlassen wollte, noch volle vier Wochen in Golofield mit ihr aus-hielt, nm als Buße iiiir den cesåten Schaden nun auch »den Spott zu ernten- Nun ich kann bezeugen, daß in dsieifen vier Wochen niemand gefpottet hat. Und als die Postkutsche mit dem Paar fortfuhr, da fiel kein lautes Wort. Wir halbcn Hände gefchüttelt. Wir that-en gewinkt. Wir haben geftarrt, gestarri bis nichts mehr zu sehen war. dain sie ein andermal in Gestalt einer weichen Wolle mit goldschimmerndem Rande, um den Jüngling von Kopf this zu Fuß zu umfangen und ihn in ferne Gefilde zu entstihrem wo er seiner Dirtin völlig vergessen sollte. Mhnen Sprunges aber stürzte Rus in die iese des Flusses und blieb dort so lange unter der Oberfläche, bis »die Wolke vordeigezogen war. Dann warf er sich zu den Füßen seiner Lerche und umschlang mit zittern-den Dänden ihre Hüften. « Endlich entschlvß sich die Nymphe, als Gottin dem Wisderfpenstigen entgegenzutreten und sie sprach: ~Wisse,daß du seltdst dein Schicksalsth zu entscheiden hast- Artemis. deren Liebling ich bin, will dir die Un sterblichkeit sehen-ken, wenn du mir solsft und deine Hirtin verliikt.« Sie schil· erte ishtn noch die authrosischen Freudene die seiner im Reiche der Geister harrten, und war liest-liest als ek ihr aufs neue mit jenem feierlich-en Tone wie einst entgegnete: » »Mit meiner Lerche will ich loben und sterben. Ohne sie kann die Unsterblichkeit mir nur eine unstet-h -liche Qual seini« Die Nymphe erlhoid ihre weiße Hand und sprach: »Sieh, du Tor, dort laßt der Adler sich von der Höhe auf eine Platane nieder-. Soviel Zeit sei dir zur Ueberlemmg Mrn bis er den Gipfel des- Baumes erreicht, willst du mein sein, oder keine Rücksicht nehmen« auf mich uiro dich?« « i »Der Tod schreckt mich nicht«, saate der-Ideen »wenn ich ihn in den Armen meiner Lerche finde. Kann ichs mit iihr usauimen untergehen, so werden die Wogen des » Flusses-für mich süßer sein als Nektar und ·Ambrofia.«- LüstSornig schrie die göttliche Jungfrau letzt in dic; e: ~Aotemis komme, räche die Schmach deines Sehützlsiniasi Verwandle ihn in ein »Wesen, das ruhelos umher-irrem keinen Wideohall auf seine Gebete finden und die Elemente zum Aufrtglzr reizen soll. Dke Wolken unid die Winde, die E e und das Meer, sie sollen alle ihn verfluchen, daß er ihnen- die Stille und das Behagen raubt. Und nie darf er selbst auf seiner irdischen Pilaetfahrt Rast und Erholung sinden.« Kaum war ihr Fluch ausgesprochen so verschwand Ilus im tiefen Gehölz. Ein heftiger Wind veitichic hieraus die Fluten des Wasser-, rauschte durch die Kronen der Bäume, durch die Zweige der Busche umsd bog ldieGråier aus« dem Felde. Untern-is hatte das »in« riiiistige Gebet der Nymphe erdört und den über smutiaen Jäger in einen Wind verwandelt. « ; Er sollte zur Strafe für seinen Eigensinn das sunbeständinste Element unter der Sonne und unter den Sternen werden, das sich keinem Willen beugt, aber »auch keine feste Wohnstätte llsindei. Gefürchtet von den Wolken wnd von den We en sollte er den Luftraum ierfiillen nnd sich vergebens nach Rast und Ruhe sehnen. s In dem tiefsten Dickicht des Warnen mit den JFelderm am Meeresstrand, in den Schluchten der Berge, Hinter Dornen- und Distelhecken suchte die kleine Sanaerin ihren Freund. Sie achteie nicht auf die blutigen Wunden, mit denen ihre Fittichen sich hedeeltem und weinend rief sie immer wieder den teuren Namen, bis ihr Gesicht immer blasser und ihre Augensterne immer matter wurden. Bald sah sie einein flindliehen Gespenst ähnlich. eine-r irrenden Seele, die Im ihrem arenzenlosen Schmerz nicht weiß. wo sie in der Welt bleiben solle. Zu ihrem eigenen Troste täuschte sie sich über den Kummer zeitweilig hinwegi indem sie von dein früheren Gluck ihrer Liebe sang Dann wuode ihre Stimme so stark und hob sich mit solch einer Gewalt empor, so Idaß der Widerhall unter deni aaneen Firmament zu hören war, und die Wellen. die Felsen, der Adler, die IMöwe und die Blumen andachtsooll zu lasusschen Ischienetn Begieriaer als alle Wesen unid alle Gebilde der Erde sog aber der wirdelnde Wind die herz sengreifenden Töne ausf. s Empfindsam. wie die kleine Lerche durch alle ihre iLeiden geworden war. fühlte sie besonders dann gerade »den Drang, die Laute ihrer Silberkehle erklingen zu Ilassen, wenn der Wind tosen-d ihr Antlitz berührte und imitleidia über ihre wunden Füße strich. Der Atem des Windes tat ishr unsäalich wohl. ! »Und während sie form-echt um den verlorenen Geliebten klarste ihn zu iuehen nicht müde wurde und seiner im Gesange stets aedachte, schien ihr zarter Körper zn schwinden und sich in Miriaden von Tönen aufzulösen ’ Der Wind arisf diese Töne auf, trua sie auf un sichtbaren Fittichen immer weiter-, und von seinem stufi beruhigt, wund-e die ihnen isnnewoshnensde Klasse und Pein immer milder, fernster und harmonischen » Seit jener Zeit erfaßt der Wind jeden Klang, der aus einer Flöte. einer Laute oder ausdcr Menschenbrust kommt, drückt ihn an sein Herz und macht ihn weit vernehmbar, bis sein Schliiihzen unter »dem lustig-en Kusse verstummt. Sowie der ans-steigende Ton leiser, aeheimnisvoller und ersterbender wird, dann ——- küßt der schöne. treue Itus seine blauäiniige Sinnierin und sie ist vom Kummer erlöst. iTseutfch von Marie Besimerins Von ausdesohmkkhm v. mindsten Goldgriiber sind ein ielisamer Menschen chl ch erinnere mich, daß wir eines Tages in Goldsle Zwist-, in grosser Aufregung waren, weil eit pj inLon weinte. - Diese reinen bedeuteten nämlich »Mei- eine dfsenili e Ungelegenheit, als deity igginson die einzige rau im ernsten Canw war. Zum was sonst an wei lichen Wegen ch einsam-, das war mekr oder weniger wurmsti ig nnd dildeie ein miser Sirt des i— - Und et i nivnweinte, weil - Nr.oigqiu on »- eines UTenFF nicht von der slrdeit deimgekeörn Frau MU- batte iin ehelichen Zelt die ganze Nacht awf M gewartet In der Ilnnaäme daß er einer vergniiqteu Rette in die Hände gesa· en fei, mit der er sich im »Sqloon« sselsdaekneipt habe, hatte sie sich nicht weiter geängstigt le er am Morgen noch nicht da war, machte sie sich ans ihn zu suchen. Sie M nach idm im Camp. - Ja, er wäre gestern na itag von seinem Clqim mit den andern zurückgekommen Gewiß, er wäre auch« in den Saloon mit ihnen eingekehrt Dann wurden sie ichweigsam und verlegen und konnten sich nicht mehr entsinnen. Bis ein alter Sau-saus, ein redet-, taltloser Fle el, der nicht wuåtr. wie man eine san-; behandelt, mit Zeinet Weisheit rausplahtez Mit p« mexiianischen eoneita sei Higginson aus dem Sein-on fortgegangen . Ein-.Te.uieldeoeibi Vor dem Mittagessen würde er wohl kaum nach Hause kommen, Uhu —. Eine haarige Fett-F legte sich dislvet um die HWige Gurgel. Idee rnu Detiy hatte sich schon gegewandt Weinend lief sie in ihr Zelt zurück Es war wirkligoxehr peinlich, und die Miners blickten betreten zu en. »Well", sagte endlich ein würdiger Gran-learn »das hilft nun nicht« Er letzte sich langsam in Bewegung· Alle folgten ihm. Als der Zug bei der-Hütte der Leoneita anlangte war inzwischen die Mannschast des Campis so ziemlich zur Stelle. Der Grau-hart sah sich im Kreise um. Dann klopfte er an die Dür. Es dauerte eine Weile, bis drinnen eine weibliche Stimme nach dem Begehr fragte. »Im Namen des Gesetzes von Revada«, antwortete der Alte. »Hier ist«-Tom Dani- init den Jungens.« Es dauerte abermals eine Weile, dann erschien Leoneita auf der Schwelle Sie sauchir. Hinter ihr tauchte George Viæinion aus. »Wir den ein-Wort mit dir zu reden, George Higginsom Leoncita, «du kannst auch gleich mit lommen.« s « Es lag etwa-s sd Zwingended in den Mienen der Miners, d stdie bei-den sich in den Zug einrethten, ohne quch nur eine Frage zu tun. In einer Mulde außerhalb des Canws wurde heilige-nacht- Mitderszautderhaiien Ge schwindigkeit, die nur durch langjähråne Uebung entsteht, brannte im Augenblick ein Feuer. in Kesselmit Tecr schmiårtte darüber, und ein Sack Federn wurde daneben geste . · « ~Gentlemen«, begann Tom David ernst, Jeder Lump unter und weiß, da man sich nicht in Privatangselegens heiten mischt." Ein Beifallögemurmel antwortete »Aber hier liegt der Fall anders: durch die Schuld eines Dickschåsdels, und vor aller Augtn hat die Lady geweint. Unsre Pflicht ist ed deshalb, die Tränen der Ladn wieder zu trocknen nnd ihre-und unsre Ehre rein zuwaichen - Aus diesem-Grunde wird uns nichts andres übrigbleiben, als unsern Freund George Hing-inson,zu ieeren und zu sedcrn. Was meint Ihr, Jungenö?« Im Bewußtsein der asui ilmen lastenden Verant wortung gaben die Goldgräder ihre Zustimmung. Und ehe noch Georgc Maginssson die Hand asn den Revolver legen konnte, war er durch einen »zuvorlommenden" Griff en-twafsnet. Der flüssige Teer wurde über eine niannsgroße Fläche ausgegassen.« Die Federn wurden gewissen-haft danebengebreiiei. Und man war gerade im Begriff, den zappelnden Higainson die- aus die Haut aus-zwiehen, alsnuf dem Rande der Minde, geführt von dem alten Saufaus, dem Flegel, Frau Hetin Higginson erschien. Sie winsktr. Alle Hände ruhten. Man machte ihr höflich Platz. Jn einem Walde voll Platanem dunklen Zypressen und puwurnen Rosen-heilen erblickte der Jäger MS Zum eosten Male die tleiue Sängerin, in deren Wiege te Musen das herrliche Geschenk eiiierlzaubeichasten Stimme gelegt hatten Er war ein Jager, der die Berge durchkreist , die Titler mit ihrem beraufchenden Blut-Wir die Gestade des Flusses, wo frucht ftrodeiide sche ihre Zweige tief html-senkten Dort pflegte auch die Tochter des Hirten, die anmutige Lerche, ihve Lämmer und Ziegen u hüten. " · Traumerisch schaute fie dabei in die· Fluten des Stromes und sang erst ganz leise, dann immer lauter und htnreißenden Aufmerksam lauschten selbst die Hirsche, die in ihrem Lan-se enthielten, und die kleinen Vögel, die sich neugierig auf die Himbeerbüsche setzten. Gebannt von dem Wohllaut ihrer Stimme oevharrte auch Jsbiae eines Tages hinter ein-ein lbreiten Baum stamsuu der ihn sorglich verbarg· Dann aber schlich et leise ziu der Sängerin, die ihm ldesu Rücken zuwandte, schloß ihre Augen mit feinen Fingern und ihre Lippen mit den seinen. Als er sie zu küssen aushdrte, senkten sich ihre Blicke so tiesl ineinander, als suchte jeder nur den Zugang zu der Seele des andern. Sie erfrischten sich mit thichten nnd mit dem klaren Wasser des Flusses. Dann stiegen sie beide auf den Gipfel des Idagebirgesr um du«-ej wogende Meer zu sehen. Er wußte von den Wandern der Meerestiefe zu erzählen und sie sang dazu göttliche Melodien. ’ So netging der erste Liebesiag der beiden Hirten gtjikden die sich aus Leben und Tod Treue geschivvren en. Zu jener Seit aber lebte eine mächtig-e Nymphe, die ein Liediing see Arie-nie war und von ihr weite Wald-I strecken und Felsengeibiete des Jda geschenkt belaun wo sie herrfchte und großartig- lagden » lt. Weit» geehrt und gefürchtet war die Nvmp «Ila. Sie wurde später in einen für die Seefahr « r-hängnis-; vollen Meeresfelses ver-wandelt wegen ihres bös willigen Hochmuts. Damals aber schritt sie noch mit königlicher Gebärde im weiten purpurnen Mantel dahin in Gestalt einer Jungfrau und mit dem Antlitz einer Göttin. Auf einem seltsamen Tier mit großem Ein horn fis-nd, ritt sie zur Jagd, begleitet von wilden, grauen unden, die iin Lause den Eindruck machten, als olgsteri sie wie beschwingte Meereswellen heulend der Szylla durch die Wälder und tisber Berg und Tal. Die schöne und stolze Nymphe beobachtete einst Ruh als er durchs einen Busch eilte, um eine Gagelle einzufangen, die über den Moosteppich -dahinlies. Er wollte das prächtige Tier nicht töten und wars nur eine Schlinge um ihren Hals, um sie an den Fluß zu führen und feiner Lerche als Geschenk darzubringen Die tleineSängertn hatte den Geliebten schon sehnsüchtig erwartet. Sie war daher erfreut über sein Egcheinen und entzückt iiber sein Geschenk. Zärtlich ums langen fassen beide am Ufer des Stromes, plauderten una lachten und waren giücklich wie Kinder im Paradies. Die Nymphe fah das alles von ihrem erhöhten Sitz. und das Horn ihres Tieres umfassen-d, weinte sie heiße eTränen des Neides. Niemals hatte sie noch jemand geliebt und nie einer sie. Sie besaß alles in der Welt, nur kein Glück. Als sie, die Gewaltige, dem armen Jäger begegnete, wurde sie gami schwach Sie tam sich nichtig und klein vor Fäcgenüber dem schmächtigen Knaben mit den tiefdlauen ugsen. Seit jener Stunde war die Ruhe von der Nymphe gewichen und sie wurde von Flammen der Liebe und dcr Mißgunst verzehrt Wohin der junge Jäger auch dani, überall, selbst an den vevbvrgensten Plätzen des Waldes und in den entlegensten Schluchten, iras er die göttliche Jungfrau. die ihn zu sich zu locken suchte. Bald näherte sie sich ihm in der Gestalt eines schüchternen, un schuldigen Landmädchens, bald fiel sie ihm wie ein Kind zu Füßen und flehte uni einen Liebesstrahl seines Herzens-. Mit ausgelöstent Haar, mit nackter Brust unid rotem, blühendem Munde tanzte sie auch mitunter vor ihm als Cybele. Aber alle ihre Verführungstünstc ließen ihn kalt, so dasz sic eines Tages zornig ihre Leier von sich warf, als er feierlich erklärte, niemand in der Welt außer feiner Lerche lieben zu können. Die Nymphe kam auf den Gedanken. sich die Reize der Sängerin an zueigncii und verwandelte sich in einen Vogel, dessen silsberhellcr Gesang das Ohr des Jägers iimsschmeicheltr. Sie setzte sich dann auf feine Schulter unsd zivitfcherte ihm viele Verheißungen nor. »Komm, folge mir, ich zeige dir den Weg zu eincni Za-u«ber«fschloß!« Das war aus« ihren Tönen heraus-zu hören. Sowie sie aber ihre Flügel in Bewegung setzte, richtete Jtus fein-en Bogen aiif den lästigen Vogel. Da dieser Versuch der Nymphe mißlungen war, Andr e a s Balgarifchc Erzählung Von Bljnspom »Wir werden zeitig ankommen, Herr. Bei Tageslicht kommen wir an. Dort ist das Dorf, nicht weit, unter dem Wäldchen dorti Sehen Sie es? Wenn wir tiber den Hügel sind, den kleinen, sind wir schon da!« Und der junge Kutscher schrie kräftig und er mutigend, indem er die Peitsche iibcr den Pferden schwang: · ,-Hü-—ü—iih! - Hot, meine Vertenl . . .« Die vier Räder bewegten sich schneller durch den zähen Kot der Dorsstraße. Sein geschwächtes Skelett klapperte dumpf inmitten des tranrigen, öden, vom Regen durchnästen Feldes. Der Bauer schrie noch ein mal, machte es sich bequemer auf dein Kasten, ans welchem er fah, schob die Kapuze seines dicken Burnusses vom Kopf und begann gleichgültig zu stimmen. »Wie ist dein Name, Knabe? fragte aus seinem dicken Fuchspelz-e der Herr, der in dem Wagen saß. Der Jüngling summte weiter. »He, Jung-el« schrie der Herr laut nnd rauh. «Nun?« wandte sich der Jüngling zu ihm. »Der Name, der Name? . . . Wie war dein Name?« «Andreas.« »Ah-h Andreas . . . Listig bist du! . . . Jhr werdet ja alle so. Schlau seid ihr alle geworden, ihr Bauern. Ihr könnt nur lügen und listig fein . . . Und wie ihr euch habt! . . . Jch sehe mir sie im Gericht wohl an . . . Ein Schäschen, so ein recht dummes und in Wirklichkeit ein echter Wolf! . . , Sie spielen mit den Richtern.« »Wir sind einfache Menschen« Herr, man beschuldigt uns nur immer. Ihnen scheint das nur so, aber es ist nicht EI. Aus Dummheit sind unsre Bauern schlau. Aus ummbeit und Armut-« ~Ha—a——a, aus Armut, aus Armut! Was siir Liebe sie verdienen! Ueber Armut klagen sie nnd sausen wie die Tiere . . .« »Ist das zu ihrem Wohl? . Nein! Nein es ist nicht zu ihrem Besten. Sie sausen, das ist wahr . . . alle sausen . . . Ein Mensch wie Sie kann das auch aus sich beziehen . . .« ~Ah——h——b, es scheint, daß du auch einwenig gesoffen hast, Freundcheni . . . Du bist jedoch noch jung, einen Schnnrrbart hast du nicht . . . Deine Bauern, über die taåinsr du schreiben: ein durchgcfallenes Volk, weiter ni Jts.« »Schreiben Sie, Herr, wir können nicht schreiben", sagte der Jüngling« nnd indem er sich zu seinen Pferden wendete, schrie er ihnen zu: »Hii——-ii--üh. bot, meine Herrcn!« lind er sann nach. Die Pferde sprangen an und tiberlegien es sich auch. Der Herr schlug den großen Kragen seines Fuchs-Sprich hoch, versank in ihm und sann auch nach Auf einem ein samen Baume am Wege saß hoch oben eine tirähe mit aus geplnstertem Gefieder, wiegtc sich auf dem trockenen Asyskriichgte traurig und sann gnch nach. Auch das traus rige Winterwetter versank in Nachdenken Am Himmel ballten nnd zerrissen sich dicke, schwere, dunkle Winter ioolken iiber welchen sich Stückchen eines ebenso nach denklichen nnd kalten blauen Himmels zeigten. Leblos und öde schienen die ver-streuten Bilder der Törsety Flußbetten, ferner Wälder nnd Gebirge. Auf den Feldern glänzten große Pfützen, triib, kalt nnd glasig ioie die Augen eines Toten. Der kleine Wagen schaukelte lanasam durch den tiefen, zähen Kot, versank, kam wieder im Zickzack hoch. Ein losgelöstes Brett an der Seite des Wagens trachte ständig, ein-tiinig unsd dumpf, und da es die Nerven des dicken Herrn im Fuchspelz ausdringlichst bearbeitete-. wurde er ungeduldig, schlug- «den Pelzkragen herab, zeigte sein settes Gesicht und rief: »Was ist das fiir ein entsetzlicher Lärm, zum Donnerwetteri . . . Es läßt mich nicht ruhig . . .« »Ein Brett meines Wagens ist es, Herr. Es liirmt wie ein Gelehrter-: weder es versteht sich selbst, noch ver stehen es die andern.« »Ein Schlaukopf bist du, Andreas, ein Schlankorth Du verstehst es sicher, ldie Mädchen zu betrügen, wenn du nicht schon verheiratei Ibist. Ihr heiratet jung, unsd schöne Frauen habt ihr.« « Der Herr schob den Kragen seines Pelzes ganz herunter. »Es-Hagen Sie, was Sie wollen, Herr, aber die städtifchen Damen find schöner . . . Ich weiß das sehr Zitiwaer find Sie, Herr, was flihrt Sie in unser or . · »Ich bin Untersuchungsrichter.« « Andreas wendete sich und betrachtete ausrnerksam seinen Fahrgash »Und nm Zu vollstrecken gehen Sie, nicht wahr?« »Um die Qfändung zu vollziehen, selbstverständlich Deine Bauern dort spielen mit mir, aber dieses Mal werde ich es ihnen verständlich machen. Es ist etwas vcrd . , solch ein Vollstretkungsbesehh aber er zieht fich steto ans meinen Händen . . . Jch«verstand, daß er schlau ist, aber ich werde ihn heute abend erwischeih nnd er wird sich noch lange meiner ersinnen-. . . Seinen Weisernexdskionitxdeichwestgo Frau Hettys Stimimeiclnvankte Sie cnchfchukdigtel sich diesevhalll. Sie sei sso gelaufen um dabei zu sein wie man einen Verbrechcr seiner gerechten Stoffs zuführe. - Sie fuhr sich verstohlen mit dem Tuch über dic Augen. Ihr Blick fiel auf George Higginfon und auf Leoncita, die in feiner Näsbe stand und msit lässig-et Neugier den Vorgängen folgte. Und Hettyö Augen blitztem ~Gentlemenl« rief sie hell. »Ich achte und ehre euer Recht. Aber ich beanspruche, daß anchihr mein Recht achtet. Ich bin die Betroffene, ich bin die Gekspränkte,»unlo deshalb will ich selbst das Urteil bestimmen.« . l Ein Summen erhob sich. - Der Einwand ließ 1 sich hören. - Rasch suhr Frau Hettn fort: »Ich bin betrogen I worden. Deshalb verlange ich Scheidung von diesem « Mr. Higginson Jch bin betrogen worden. Deshalb 4 verlange ich, daß dieser Mr. Digssinsvn zur Strwse das Mädchen heiratet, mit dem er me ne Ehre gebrochen —« »Stop, Lady,« unterbrach sie Tom Davis und traute sich verlegen hinterm Ohr. »So wird’s nicht arbeiten. Nqch unssern Bestimmungen dürfen bei Ehebruch die » beiden Sichusldigen sich nicht heiraten.« » »Das ist ein törichtes Gesetz«, rief Frau Hettv hart nackig »Glaubt mir bas,(Gen-tlemeni Und übrigens, Kalisornien hat von alterö her neben dem Gesetz ein Bolksrech Warum soll Nevada nicht aus sein Volls techt haben? Warum soll nicht der erste unkt unsres neuen Volksrechtes mein Antrag sein? Seid ihr in Nevada keine freien Männer?« « . . . . . . . . Die Stimmung war sehr·geteilt.» ·Man wollte. Man wollte nicht. Und dann der schön-e heiße Teer —. Da rollte der Sansaug ein WhiskhEdnnchen inan M »Dan fellowg« schrie et ~Drei Cheerg für M Vollzrecht von Nevada drei Cheers sitt die Wi« - Nach zehn Minuten war Tom Davis zum Mot- erwählt und hatte die Ehe geschieden Und Geotge Diggisnson stand vor der Entscheidung, geteert Und gefedert in die Wüste gejagt zu werden, oder auf der Stelle die schwarze Leoncita zu heiraten. Mr. dtgginson war einer von den Menschen-die nicht wissen, was sie wollen. Deshalb glaubte er in bksfein Augenblick steif und fest, daß er aus Erden nichts andres wolle als Leoneita. Und Levneita sah mit ihren Samtaugen Frau Heini m. Sie betrachtete den glänzenden Teer nnd die Federn. Sie musterte George Higginson von oben bis unten strich mit der Zukgenssviie iiber die roten Lippen und sfagte gutmütig u mit sremdartigem Sitzenk »All right« - « · Frau Vetty wachte iiiber ihrem Nechi, bis Tom MAM MGUMMMMS geschlossen hatte. Dann schritt sie wie eine Königin von l dannen und verschwand in ihrem einsam-en Zelt. · « Nie vorher und nachher ist in Goldfield, Nevada, eine Ehe sso begossen worden wie die von George dsiggim « son und Leoncita. Georae Hiaginson spendete den W«hisky, und der strömte wie Regen in Wüstensand An diesem Tage rührte sich kein Spaten und keine Picke, « und keine Unke Gold kam aus dem Quarz. Alter die Stimmen grö ten, sangen und fluchten vor Wonne, daß es toller hallte als das Geheul vder wilden Tiere vor dem Sandsturm Auf den Schultern wurde das- junge Paar bei angehendec Dunkelheit nach Leoneitas Hütte getragen Keiner von bei-den konnte mehr ein Glied rühren. Trockene Einst-erstanden wurden angezündet san-d loderten als Hochzeitsssaaselw Die Revolver krachten ihr Freudenlachen die ganze Nacht hindurch ans zünstiae Ari. Und trotzdem, trotz allen Feierns, es ruhte kein Segen asuis dieser Ebe. - Mürrisch und mit schweren Köpfen erwachte das Pärchen am andern Tage. Higgins fon meinte, daß Leoncita doch keine Morgenschitnheit wäre-. Er verglich sie im stillen mit seiner tausrischcw rosigen Hettn Und Leoncita manlte vom Bett aus und verlangte. er sollte ihr starken Kassee kochen und sich an die Arbeit scherem Als er ihr erklärte, daß er solche Behandlung nicht gewöhnt sei, fluchte sie schlimmer als s etn Goldgräsberx denn sie fluchte in zwei sprachen. Er wandte ihr den Rücken und aina in den Saloon. Dort war der ganze Camp zum Kehraua der gestrigen Feier s versammelt Digginson wurde mit Gejohlc nnd mit sastigen Wen nnd Neckereien empfangen Er machte s wüten-d ans dem Absatz kehrt, wanderte hinaus zu seinem i claim, legte sich in’ den angesangenen Stollen nnds : schlies, bis am Nachmittag der Hunger ihn wecktr. Zu Haan fand er Besuch not. Leoneita sah im Kreise einer I Schar von Minerss. Man Hechte Whiökts. Die E JEAN tue-r Geschehen- SMALL-zwecks hanid Anlehnungssbedtirfnis. Man ließ ihn hochlebcn. . Ex- fagte seinen Gästen unumwunden. dafz er fie hier für überflüssig hielte. Sie glaubten ihm erst, als er bei läufig feine nievolvertafche ftreichelte. Er verlangte zu essen. Leoneita antwortete, fie hätte bereits gegessen nnd wollte, daß er fie in den Saloon führte Er ftränbte sich. So würde sie allein gehen, meinte fie und sah ihn »mit ihren schwimmenden schwarzen Augen lächelnd an. »Da gehorchte er. Denn gegen Abend war Leoneita ftcts auf der Höhe ihrer Erscheinung - Georgse Higginion hatte seine schlechte Nacht im Saloon. Das war der Anfang dieser Ehe. Sie änderte fich nicht in ihrem Fortgange.. Sie vertiefte fieh nur in der gleichen Richtung. Zwei Tage hielt er es aus. Dann ging er zu Frau Heim, um ihr feine Not zu klagen. Sie saß vor dem Zelt am offenen Feuer und kochte Kasser. Eine Anzahl Miners hockte auf Fels-blinken um sie herum. Sittfam wie brave Kinder plauderten sie mit ihr. Aber jeder wachte, daß keiner etwa einen Vorteil zeige aus seinen ftillen Bewerbuwgen. Digginfon durfte fich an der Unterhaltung beteiligen. Er bekam gleichfalls eine Tasse Kassee Da keiner Miene machte, dem andern zu weichen-, mußte er endlich die Laft auf feinem Herzen wieder mit nach Hause nehmen. Als er es am nächsten Tage noch einmal versuchte, ging es ihm nicht Wen Von den Goldgciibern hackte einer Holz und ichich te es fein fausberlich Ein andrer niauerte aus Quarz einen hslibfchen Herd vor dem Zelt. Ein dritter wusch das Geschirr. Und Frau »Den-) saß dabei, flickte an einer groben Goldgräsbervlufe und erzählte dazu lustige Geichitbten aus ihrer Mädchenzeit. E- Da gab er es ausf. Aber der Wurm fraß an feinem . setzen. . « Als er am folgenden Morgen zur Arbeit aehen : wollte, schlug ihm ein Freund lachend auf die Schulter s Mate- olkersichen weidet-tos- Zelt seist-enthie-
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