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Dresdner neueste Nachrichten : 06.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192412061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19241206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19241206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner neueste Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-06
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 06.12.1924
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moderner Ecken-kann alle Gespräche des Zimmers auf-I sing. Der Milliardiir jedoch, ein umgekehrter Sokrates, nnfahig, das Leben noch einmal zu ertragen, ver-! schmäht den Zaubcrtrank (gewöhnlicher Kognak als Gegenmittel doch nicht, hundertiiihriger, fast so· alt wie eri. Mit pathetischer Rede wirft er die aqua vitae zu Boden nnd stirbt im Nebenzimmer. Keine Komödie also, weder im alten noch im neuen Sinne. Nicht einmal ein Lustspiel, nicht einmal ein Schwank. Ein ersiiidnngsarmes, geistloses Komm merat, ohne Witz, ohne Entwicklnnasmöglichkcit. Bis auf jene Szene im dritten Akt. Und die wird glücklich durch den Schluß unwirksam gemacht. Viel lag auch an Robert Georae. Er traf den Ton nicht recht. Ein ftraffer Rhythmus hätte das Spiel retten können. Seine Regic war zu zappelig, zu stilles, zu grob. Das Btihnenbild Leopold Lustigs erkannte schon eher den staiseriancr Frank. Streng ftkliftert, fast mathematische Wände, symmetrische Tape tentüren, nüchtern, kahl auch in den Möbeln. Leider schlug auch das Ensemble wenn es ein solches überhaupt gab eine falsche Tonart an. Man gebe nicht dem Verfasser die Schuld. Schlechte Stücke brauchen keine schlechten Auffiihrunaen zu bewirken. Einzig Werner Rafael in der Titelrolle hatte so etwas, wie Format. Wenigstens im Vergleich zn seiner Umwelt. - Der Beifall, mit dem die Neuheit ausgenommen wurde, war denn auch recht kühl. .«- Dr. Karl schönen-old » = Reinhold Beckcr f. Hochbetagt ist heute der Alsefte der Dresdnek Komponisten, einer der liebens wurdsigstien Menschen, Reinljold Becker gestorben. Einer, der trotz schwerstem Unglück - er war seit Mlckt Jahren völlig crblindet - nie die Heiterkeit seines Geistes verloren hat. Dem die Musik« Trösterin war und Lebens-element. 1842 in Adorf in Sachsen ge- Vvkem ging er achtzehniährig mit einem Streichqnartett Nach Pan in den Pnrcniien. Ein Miiskelleidcn zwang Um, dem Geigcnspiel zu entsagetn Sejther lebte cis in Dresden mir der Komposition Zehn Jahre lang hat er hier, 1884—1894, die Dresdner Liedertasel geleitet. Von seinen Werken haben sich Liedes-. und Männerchhre Am besten durchgesetzt. Eines seiner Lieder-, »Wie Wundkkschöu ist die Frühlingszeit!«, ist sehr popnliir geworden. lind seine Chorkvnwofiiwnen »Du-end glocken«, Wirtin-im im Walde-C ~Muhnruf«.» »Wald- WvgenC »Wer der Schlacht«, ~F«tieoriel) Rot-harrst »Eitnnd«, »Der Choral von Leuthen« werden wegen» ihrer Sangharteit nllenthctlben von Chor vereincgnngen gern aufgeführt Bester gehörte zu den wenigen Komponisten, die den Choriatz stets mit der Zeit weiterentwickelt haben. Von seinen Instrumental werken ist die sinfoniskhe Dichtung »Der Prinz von Heini-um« interesjmit. 1892 wurde in Dresden seine Oper »Frauenlob« mit Erfolg ausgeführt, eine zweite, ~Ratbold«, zu der Felix Dahn den Text geschrieben hat. 1896 in Mainz. Bester lebte in gliicklichster Ehe. Es- war stets rührend, zu sehen, wie dieser Blinde, wenn er am Flügel konzertierte oder begleitete, die geliebte Gattin, die er mit dem leiblicheii Auge nicht erblicken konnte, dennoch sah nnd sich mit ihr verstän digtc. Und diese Frau wiederum kannte nur ein Lebende-ich den Gatten zu betreuen. Zu Beckers nächstem Freundeskreis gehörte der um einige Jahre ältere Schriftsteller und Lustspieldikhter Franz Koppels Ellfeld. Mit seinen Dresdner Freunden werden alle, die ihn gekannt, alle, die sich an seinen Werken erfreut haben, diesem ungemein sympathischen Menschen ein dauernder-, herzliche-s Andenken bewahren. Ein Planetarium für Dresden Der Gesamtrat hat, wie schon mitgetei«lt wurde, in seiner letzten Sitzung den Antan eines«3eißsch:n Planemriumsz sür Dresden aus Mitteln der Giinizzs schen Stiftung beschlossen Das Dresduer Planetariuni soll nach denselben Grundsätzen gebaut werden, nach denen das Münchner Planetarimn, dac- im nächsten Mai tm Deutschen Museum der Oeffentlichkeit zugänglich ge macht werden soll, ausgeführt wird. Dieses Planeta rium wird ein Prosektionsplanetarium mit einem ganzen System von Pssosettionsapparatem durch die man den Fixsternhimmeh Sonne, Mond nnd die Planeten auf die Junensläche eines grossen Flutwel banes werfen tanin tu dessen Mittelpunkt der g·an,«,e Apparat steht. An dem stir Dresden geplanten Pla netarinm sollen alle in der lebten Zeit erdachten V e r - bessernngen angebracht werden« so daß der Apparat noch vollkommener werden wird alo der M.iin.chner. Das Dresdner Planetariu m soll überdies noch etwas größer werden. Während die Kuppel im Münchner Qencsrhen Museum etwn Jst Meter Durchmesser haben wird, soll die Eiter-du« Any-Fiel 25 Meter im Du r sh messer haben. Im ganzen werden die Zeiszwerte zehn derartige Planetarien siir verschiedene deutsche Groszstädte herstellen. Eins davon hat sich bereits die Stadt Leip zig gesichert. Mit dem Dressdner Planetarium soll ein größerer Vortragsranm verbunden wer-den, der etwa 54300 Personen Platz bieten soll. Es wird also fiir diese Einrichtungen ein ziemlich nmfiinalicher Bau errichtet werden müssen. Wo dieser seinen Platz finden soll, steht noli nicht fest. Die Fertigstellung des Pla netarinms Wird auch erst nach längerer Zeit möglich fein, da die Zeifzwerke die Apparate frühestens in einem halben Jahre liefern können. Mit diesem Planetarinm wird Dresden ein him melsknndliches Anfchauungsmittel erhalten, das von allen Freunden der Astronomie nnd von allen Bil dnngsanstalten der Stadt und des Landes sicher gern besucht werden wird. v. t. = Programm für Sonnabend. Opernhaus: »Don Pasquale«, Eiss. Schaufpiellmus: »Die heilige Johanna-c 7. - Neuftiidter Sclsaufpielhaus: »Die iöiegeukandidaten«, läs. —«Neues Theater: »Sam Fox«, Läs. Refidcnztbeatert »Im Himmel und auf Erden«, ’-.»4. ~Mädi«, s. « = Das Reiner-Qnartett hatte mit Brahms, Reger und Dvoriik ein Programm aufgestellt, das fiir viele ein Anreiz zum Besuch fein konnte, und der Bogen hausfaal zeigte sich auch beneidensmert aut besetzt, wobei zu bemerken ift, daß »beneiden-Zwert« immerhin ein relativer Begriff ist, gemessen an dem schwachen Besuch andrer kanunermufikalischer Veranstaltungen. Eine Enttäufchuna hätte man dem Publikum aller dings ersparen müssen. Auaekiindint war Regens Serenade Op. 14la, also eins der schönsten Werke in der seltenen Beietzung Flöte, Geiae und Brntfche, und Reiner, Lierfch nnd Hammer spielten es in der Hilfebeieizuug als Streichtrio. Das sollte man öffentlich nicht tun. Hier kann das beste Zusammen fpiel das Fehlen der Silangfarbe und der besonderen Spieltechnik nicht ersetzen. Mr. = Die »Alkcitis« von Wellesz. Mit großem Er folge wurde am Reußischen Theater in Gera, wie aus Gera geschrieben wird, die von Egon Wellesz für die Opernbiihne bearbeitete Hoffmannstbalfche »Atkeftis« aufgeführt Das Werk-, bei feiner Umris fiihrung in Mannheim stark umstritten, erweist sich immer mehr als bedeutsame Neuerscheinnm feine Werte treten klarer zutage-. So hat sich denn auch schon eine ganze Reihe von Bühnen entschlossen, die neue Oper auszuführen »Die Absicht des« Komponisten iielt ans einen dynamisch abaewogenen Aus-gleich der Pro portioner nnd diese Absicht keimt in bezug auf den alten Begriff des musikalisch Schönen oft keine Grenzen. Au Kakophonien und atonale Rücksichtslosigkciten muss man sich gewöhnen. Dennoch erhält man den Eindruck einer inonmnentalen Großartigkeit, die sich aus der starren Monotonie der Linie ergibt. Das Publikum folgte willig den Schwierigkeiten, die das Werk ihm bot. Der anwesende Komponist konnte sich oftmals zeigen. Die Ausführung unter Leitung des Kapell meistcrs Dr. Ralph Meyer und des Regisseurs Hans Schulz-D o r nbnrg stand aus sehr hohem Niveau. Orchester, Chor und Tanzgruppcn hatten an dem Erfolge ebenso sehr Teil als die Leistungen der Sänger, unter denen neben Josef Frank noch Alsons Eccarius, das frühere Mitglied der Dresdner Staat-Zonen sowie die jugendliche Altistin Kiithe Benad, die gleichfalls in Dresden ihre Ausbildung aenossen und sich in Gera erstaunlich entwickelt hat, hervorragten. · n. = Die Wiener Opernkrisitz Wie unser Id.-Korre spondent aus Wien telegraphiert, solb Generalnmsxk direktor Egon P o l l ak am 19. Dezember Verdis »Fal stafs« als Gast dirigieren. Er hat gute Aussichten, bald en agiert zu werden. Allerdings wird auch die Be rueung des Mitnchner Generalinnsikdirekiors Hans Knappertsbusch erwägen = Vertommgen pon erken Anzengrnbers. Die bevorstehende Urausfnbrung von Kurt Strieglerz Oper »Hand und Pers nach dem Volköstiick von Anzengruber gibt Ge egenheit, der verschiedenen Kom ponisten zu gedenken, die sich mit den Bühnenwerkeu des österreichischen Volksdichterd beschäftigt haben. Der erste war Karl Millöcker, der 1867 mit Unzen arnber gemeinsam eine Faschingöposse »Der Reform tiirk oder ein L nsslng in die Ttirkei« schrieb. Auch ein etnaktiaes Sizigspieh »Der Sackpfeifer«, schusen sie zu sammen. Seit der Erfolg des »Pfarrers von Kir seld« den Dichter bekanntgemaeht hatte, ist sein wi ttgster musikalischer Mitarbeiter der überaus ruchtbare Komponist Adolf M it l l e r sen. gewesen, der in seinem langen Leben zn sechzig Bühnenwerken die iPartituren geschrieben hat. Die Vielseitåkkeit und Tre fsicheräei die er bei den Migtken zu estro d Possen bew b hatte, zeigte er an in seinem Zusammenwirken m . Anzenaruben Sehr glücklich weiß er zum Beispie! its ~P·i«emeldbauer« die reiche Bauerndirn Vronh die Magde und den Chor mit den TruhAlmern nnd dem Lach-Jodler zn charakterisieren. Noch wichtiger war s " Aufgabe in den -Kreuoeltchreibexg«« ig gegen F Ni, 286 j,mmcr·zu einer lebhaften Anseinandere un . örssommumskische Deputierte Verthon verlangyte ist Euer Inmepellation Ausschluß über die Ver ftung und über die Absichten der Regierung bezüg- Fch der Amuefttcijnna dieses zum Tode «verurteilten zqemaugen franzdskschen Hauptmanns und forderte Wen Reiz-sama Bekanntlich ist das Amneiticgesev wohl von der Haltung-er angenommen, vom Senat aber .v,e»»»kfcu worden« cadoul wird also nach sranzösiskhetn Recht von neuem nor «ein Kriegsacricht estellt ukcrdem In seiner Antwort hütete sich » rsp k( irgendeine bindende Zusage zu geben. Die egicrung stehe aus dem Standpunkt, daß sie nicht want spl, ssch In eine Gerichtsangelegensheit, die noch An Gange »spi« einzumischen. Man war gespannt, wie ch die Sozzplksten ein« der Angelegenheit stellen würden. get soziumtksche Fuhrer Les-on Blum erklärte sich aber mä den Maßnahmen der Regierung einve r- Kandkw da Ia Berthon selbst zugestanden habe, daß Samml· sich ver Gericht rechtfertigen werde. Der sozialistljche lsthrek gab aber»zu verstehen, daß seine Partei sich sur Amncsticruna Oadouls einsetzen werde Die Interpellanoz ·Verthon wurde dann schließlich m-» 544 gegen 29 Stimmen abgewiesen. Dcmlllklllic W Vllysllplljcillflllflsl Jn einer von Geheimrat Dr· Debne geleiteten Wähkcrversammlung der Deu t s che n Demo k r a - fischen Partei, die am Donnerstag abend in der gukkksetzten Anla der Oberrealimule Seevorstadt ab gehalteti wurde, sprach Reichstagskandtdat Gulttw Schneider am- chltn itber Volksgemeinschaft. Der Redner stthrte aus, das Kabinett Marx- Strescumnnbabe in der letzten Zeit große Erfolge er zie«»wcjle,z»dic Politi·k der Demokratischen Partei gefuhrt habe, di»e.von.Rathe-nau eingeleitet worden war. Diese Politik sei grundsätzlich darauf eingestellt gewissem daß Deutschland seine Zahlunan mir in Sachlieteriingen leisten könne und daß die Atmosphäre dec- Mitztranrnø tn den Verhandlungen Um beseitigt werden konne, wenn die Deutschen bei den Verhandlungen als Gleichberechtigte behandelt wür den· Diese Haltung Ratbenaud habe eine Ver sp· ndignng,an g c b a h n t. Die Rechtsnalitih die nach Nathenaus Ermordniiöili unter dem Kabinett Cnno getrieben :nurde,·habe zur « nhrbesF tz u n g geführt. Deren Kosten seien aber nicht durch Steuern, sondern durch die Notenprejse gedeckt morden. Das habe dazu gefülng daß den eparern der letzte Pfennig aus der Taf c gezogen wurde. Durch dieseArt des Rubr kgmpsesnvnrden so v. H der deutschen Bevölkerung proletarisiert, nnd nur o· v. H. profitierten dadurch. Statt dcr Roggenmark, die»Helsfer-ich einführen wollte und die heute entwertet ware habe der demokratische Reichsbankprasident Schacht die Reutenmark ein geführt, durch die das Elend des Währungsverfalls be endet wurde. Durch die Verftändignngspolitik des Kabinett-? Mark sei der Anfang einer allmählichen Ruhr hefreiung erreicht worden. »was durch Gewalt volitik nicht moglcch gewesen Parez Bei diesen Er folgen der Regierung Mart-: ware eine Auslösung des Reichstags nicht notig gewesen, wenn nicht eine Partei Sehnsucht nach einem Burger b l o ck bekommen hätte. Un« einein demokratischen Staate, in dem jeder Bürger sei, music der Burgerbloci als unmöglich be zeichnet werden. Die Rechte kampfe gegen die deutsche Sozialpolitik, weil diese angeblich nicht von der Wirtschaft getragen werden konne. Diese Behauptung fei aber jozlal und wirtschaftlich falsch. Die Sozial politik sei kein Luxus, sondern die notwendige Ergän zung dcr kapitalistischen Wirtschaftsweifr. Schwer indnstrie nnd Großggrariertum baitm sich wieder ge sunden in der Bekamvsung der-Sozialpolitik und in dem Kampf um Hochschutzzölle Ein Teil der Deutsch nationalen, der sur das Daives-Gutachten gestimmt habe, weil er Sehnsucht nach dem Eintritt in die Regierung hatte, habe diese Politik nachträglich bekämpst. Die Demokraten hätten den Eintritt in eine Reine kung mit den Deutschnationalen aus Rücksicht auf das allgemeine Wohl abgelehnt, weil eine solche Regierung die Lasten ·der Reparationöleistunaen ebenso wie die Lasten der Ruhrbesetzung auf die breiten Masse-n abwälzen wolle und zur wirt schaftlichen Macht die politische Macht wieder erringen wolle. Die Gefahr, daß die Rechte die politische nnd wirtschaftlicheMacht wieder an sich reiße, drohe, wenn das Volk diesmal wieder so wie am 4. Mai wählen würde. Dann würde Deutschland aufhören, ein Kul turstaat zu sein. Der von den Kreisen-der Rechten vertretene m o n a r ch i s ch e Ge d a n k e sei eine große Gefahr für die Einheit des Volkes. Die Repnblil allein biete die Gewähr für einen festen Aufbau des Staates. Deshalb müsse sich jeder vorbehaltlos anf den Boden der Repnblik stellen. - Dcr mit stürmifchem Peifzll aufgenommenen Rede folgte eine längere Aus pra e. kommt-end S. Dejembet 1924 Der Prozeß Haarmann Zweiter Tag vciz. Hamconcy 5. Dezemberf (Eia. Drahtbcrikhti Ancdsam zweiten Verhandlungstage des Prozesse-Z gegen Haarmann nnd Graus ist der Zuschauer raum wieder dicht gefüllt. chrpräiident Noskc wohnt der Sitzung wieder bei. Oberitimtsanwalt DI-. Wildc richtet zunächst an Haarmann die Frage-, ob cr auch in politischen Dingen als Sucht von Polizeibeamten verwendet worden ist. Haarmann taluvchrend): Ich weiß gar nicht, was Politik ist. Um solche Fragen habe ich mich nicht ge kümmert. Der Vorsitzende tichtet dann noch einige Fragen an Oaarmann Auf die Frage, wohin er die L eich en ltjctle gebracht habe, crwidert Haarmantu »Hm die Mittel- Vorsitzenden Und die Kleidung-Hinwei- Haarmanm Tie habe ikli erst verbrannt Dann gab ile sie dem Grans, der sie verkaufte Zum Teil verkaufte im sie auch selbst. . Haarmanu schildert dann feine Verhaftuna Er lernte auf dein Babsinus einen jungen Mann leu neu, der mit ihm geben wann-, den er aber nicht leiden mochte. Es seien dann noch »die Erlmkoladenemma«'· und eine Frau zu ihm gekommen und hätten ihm zu neredei, den juuaen Mann mitzunehmen. Schließlich habe er das auch getan, um sie loszumerdem Er sei dann immer wieder zu ihm aetmumen und bade ihn belästigt Echließlich bei einein Streit am Bahn ljof habe er ilni fesineiimen lassen. wobei er dann ansi) selbst»-(.Haar·ma·iu«is festgehalten wurde. Hierauf wird die Vernehmung von Grauø fortgesetzt Zunächst stellt der Vorsitzcude aus den Arten und auf Beiman fest, ivielange und in welcher Form Gran-—- und Haarmanu zufammengewobnt hatten. Gran-Z macht seine Angaben auf Grund von Notizeir. Haar manu greift in diese Feststellungen ein mit dem Be merken: »Ich will Graus-se nicht bineinrcißen. Aber er muß beider Wahrheit bleiben. Er lsmt von meinem Gelde gelebt, er bat wird belegen und bestehlen. Wenn Graus das leugnet, werde ich noch andre Sachen erzählen.« Vorsitzenden Erkläer Sie unis- alles ma s Sie wissen, G can s. Haben Sie Von Heer mann Geld bekommen. Grans: Nein.» · « . » « « « Jm weiteren Verlause des Verbörs erklärt Haar mamc, anscheinend nervös und gereizt: »Grans weiss noch mehr, und noch einer weiß etnlas.« Vorsitzenden Sie stehen jetzt vor dem irdischen Richter, später vor dem himm lisch e n. Haarmanm Das weiß ich. Vorsitzender (fortfal)rend): Eis-leichtern Sie Ihr Gewissen, damit Sie ruhig sterben . o n n e n. Haarmanm Man hat mir immer alles genommen. Ich wollte mit Graus zusammen ein Geschäft ans machen; er hat aber mein Geld benutzt, um eiz durch zubringen. Einmal schenkte er ein Bitkett an ein Mad chen für mein Geld. Grans: Das Geld für dieses Bukett habe ich mir selbst» verdient. Haar-wann dringt nun seinerseits in Grans, die Wahrheit zu sagen- Vorsitzenden Wollen Sie zugeben, Grans, daß Sie von Haarmannd Geld gelebt haben? Grans: Das kann ich nicht zugeben. Ich habe allgriliitnas von Haarmann indirekt sehr viele Vorteile ge m . Vorsitzenden Was hatte denn Haarmann von Ihnen? f i Grans: Nichts; es wird wohl Freundschaft gewesen e n« , Vorsitzenden Sie haben demnach miteinander vons sier»t, wie Haarmann selbst erklärt hat? Warum liess er sich von Ihnen zum Betteln versühren? Graus gibt darauf ausweichendc Antworten. Er sagt u. a.: ~Haarmann erzählte mir, daß er von seinem Vater und von den Geschwistern betrogen sei, und irh stimmte ihm bei-« DisGeschäftszhkwig der Deutschen Studentenschast Erklärung dkss BkaLizdes kür» »Auslandsarbeit an dsnTiiihfsfHeZi Hbihichnlen Zu den Vorgänsjöii finnsrljftkkj dcr Deutschen Studentenfkhnft geht uns nachstehende Er klärung zu: »Seit einigen Tagen durchlaufen Berichte über unsachgemäße Geschäftsführung in der Deutschen Studentenfchaft die Tages zeitungetu Obgleich der Name dec- Verbandes schon besagt, daß der Verband grundsätzlich etwas andres ist, erklären wir, um Mißverständnissen zu begegnen, daß der Verband eine selbständige Vereinigung von sächsischen Wirtschafts-kreisen und Dozenten der sächsischen Hochschulen ist. Die Geschäftsführung des Verbandes wird beaufsichtiat Haarmann erzählt dann von einein Erlebnis am Vahnhos, wie ein gewisser Moor ihm ein Briiiantlreuz anbot· Als er nach der Herinnst dieses Kreuzes fragte-, erklärte Moin er habe es non Gran-In Beide seien dnnn zu Graus gegangen, der aufgeregt anfsprann und erklärte-, das Kreuz sei von seine-c Schwester-. Als Haarmann dann sagte, dass er in Ausführung seiner Spitzeltskitigkeit das Kreuz zur Polizei bringen wollte, sei er non Grans- nnd dessen Freund Witkowski geschlagen worden. Man drohte ihm mit Gilde-Z -heim (Jrrenausialts. Daraus habe er nakhncgebeir. Vorsitzenden Warum lieszcn Sie sich von Graus schlagen? ( Baarmann iauszweichendtt Ich wollte doch einen J Menschen bei mir haben. Wenn er mich küßte, war ich immer wieder gut. Votsiizender (zn Graus)t Wußien Sie, daß Haar manzx junge-Feine tötete? Graus: Nein. Vorsitzenden Haben Sie einmal eine Leiche bei Haarmami geselle-ni « Grans: Nein. Er bestreitet auch weiter, daß er immer gleich das Zeug der Ermordeten forderte. Er will auch nichts davon missen, daß er Haar-wann gesagt li:ibe:t»N-imm doch niihtso schlecht gekleidete »en e.' Nunmehr werden die Einzeliälle der Opfer Warumqu behandelt- Znniichst kommt Fritz Rathe aug- dsanmmer in Fuge, der seit dem Sö. September JJUS vermißt wurde. Haar-wann erklärt, er habe die Leiche acht Tage im Zimmer liegen lassen. Bei der Erörteruna der Einzelheiten der Mordtat wird die Lesjeutlichieit ausgeschlossen « « « Alt- nach Wiederherstellung der Oesfeutlcchkeit der Vorsitzeude an Haarmann eine Frage stellt, noch ehe sich der Zuhörerraum wieder gefüllt hat, sagt Haar mann: Rassen Sie mal erst alle wieder x ein k n m m e n.« Das zweite Opfervsaarmqnns ist der 17jährige Kranke cßerlinL Gaum-sann eiklärt sofort: »Es regt mich zu sehr auf, daß soviele Frauen hier find die doch gar nikbt menschliche-J Gefühl haben. Sie sollten raudgkeben.« Vorsitzenden Eis ist eben Oeffentlimkeit vorhanden Und da mission Sie es jeder Frau überlassen, ob sie zuhören will oder nicht. » Stimme-um Aber ec» fallen doch hier n nfittli kb e Worte. Vorsitzenden Es- ist eine Sache der Frauen, ob iie das mit anhören wollen oder nicht. Haarmann weiß in diesem Falle nur, daß ein Berti-ten der ant Klavier spielen konnte, bei ihm mar. An der Onnd des Bilde-I tann er sich an diesen nicht mehr erinnern. zsratite wird seit dem U Fetzrnar 1923 nertnisn. Haarmann betont wiederholt-, daß er sich auf Einzelheiten nicht mehr be sinnen kiinne, weil cis zu tsielc gewesen seien. , Vorsitzendeu Wissen Sie etwas davon, das-. Gran-«- gerade tam, als Sie die Leiche Her-·- stiickelten, nnd Gran-:- Einlaß begehrte? Haut-mann: Wenn so ein«-as passierte, iatn er nicht rein. Anf eine weitere Frage ertttirt Haarmanmi Graus hörte nnd sah aber alles- —— Js?iil)rend Haar miann weiterhin behauptet, daß der Schrank, in dem« die Leiche gelegen hat, offennestanden halte, als Gran-Z kenn, liestreitct Graus diese Behauptung Haar mann habe immer ielbit die Schlüssel zum Schranke gehabt. Vorsitzenden Haben Sie auch noch Leichen in den Schrank gelegt, nachdem er nicht mehr ver schlieszbar mar? Haarmamu Ja. Dann ging ja die lsjefchishte erst los. Wenn ein Lpfer da mar, das tot trat-, ging Grans immer auis Fenster. Grund bestreitet aus Besragen des Vorsitzenden wie des Staatsamt-aus entschieden-, Leichen in der Wohnung Haarmannn gesehen zn haben. s lDie Verhandlung dauert sorti iDer Schlußbericht über den ersten Verhandlungstag findet sich ans Seite 11) EölchrtrFeJl der WHWRlUETozeutenfchaft der sgchjischcn Hochschulen , MW—» Oeffentliche Reklame-Beratnng. Die fortschrei tende Vehebung derijrtschastMirisis bat zur Folge, daß der micdererwachte Fionkurrenzkanms an Hestigkeit ständig zunimmt Eine fitr den Industriellen und Ge schäftsmann unerläßliche Wasse ist die Propaganda Um den gesteigerten Anforderungen zu genügen, mnthe die schon seit 1913 in Dresden bestehende Werde-Werk statt Plakatkunst E d e l mann ihren Betrieb bedeutend net-größern und nach Friedricbstrasze 52 verlegen. Die Firma, nunmehr das größte Rekimnc-«Jltelicr Deutsch land-, ist bestrebt, die ans äußerste Sparsamkeit au gewiesene Industrie vor übereilten, Imdurchdakl)ten. dabei wirkungslosen Reklallle-9Jtafzllahmen zu schützen nnd hat zu diesem Zweck in den neuen Räumen, Friedrichstraße 52, eine öffentliche Rekla m e - Bercttungs-Stelle eingerichtet Dresduer Neueste Najrichteu Geists «- Die Vlnttat in Haiger » X Dillenbnrg, 4. Dezember. Ueber die Blut tat in Haiger liegen noch folgende Efvaelhektew vor: Nach neuen amtlichen Gutachten hofft Matt bestimmt, Angerstein am Leben zu »er halt e n. Heute friih ift ein Biicherrevisor anø Witten, dem Hauptsitz der Firma van der Zyven, eingetroffen, der feststellen soll, wie weit die Verfehlungen Angek steins gehen. Angerftein selbst konnte nber die Motive feiner Tat noch nicht vernommen werden. Nach der Unterrednna mit feinem Bruder ist er voll kommen gebrochen. Ueber den Verlauf der Tat hat Anaerftein dem Staatsanwalt folgende Angaben gemacht: Er habe in der Nacht vom·Son·ntag ans Montag znerst seine Frau mit einem Hirschsanger er ’mordet, nnd zwar habe er blindlings ans ste· ein gcfivchem Gegen Morgen habe er seine Schwieger mutter überfallen, nachdem er sie in die Badestube aelocit hatte. Er habe ihr mit dein Beil Schläge auden Kva versetzt, non denen einer den Schädel zum «-)-etl spaltete, während der zweite den Unterkiefer vollkommen abtrennte. Durch diesen Ueberfall wurde das Dienst mädchen wach nnd flüchtete nach dem Dachgeiehofz. Dinger stein folgte dem Mädchen, entdeckte es hinter dem Kamin nnd versetzte ihm einen Schlag ans den Kopf. Ob dieser sofort tödlich war, wird fikh wohl nie feststellen lasse-n- Seine Sihwiigerin sei von einem Ansslng, den sie mit einer bekannten Familie aus Haiger gemacht hatte, zu rückgekommen uud nach der Küche gegangen- Als fie vor dem Ofen stand, habe sie Anaerstein von hinten mit einem Beil ans den Kopf geschlagen, so dasz sie nach hinten übel-fiel. Tanu versetzte ihr Angerstein mit dem Hirschfanger einen Stich in die Kehle. Dann rief Angerstein den 24 Jahre alten Gärtnereigehiifen Geifz in das Hans-. iiberfiel ihn von hinten in einem Zimmer nnd tötete ihn. Auch der Gärtner Takt-. ein ausser gewöhntich kräftiger Mann, wurde von Angerstein non hinten überfallen. Ebenso geschah es mit den beiden Bureanangeftellten, dem 14jiihrigen Lehrling und einem Mann non 30 Jahren, der erst seit kurzer Zeit nerheiratet ist, nnd der erst vor einigen Wochen Vater einez Kindes wurde. Mit welcher Berechnung Atmerstein vorgegangen ist, ergibt sieh daraus, das-. er dag- Wafferhecken, ans dem die Wafferleitunq des Hauses von Angerstein gespeist wurde, leeriansen ließ, so daß die Fenerwehr die größten Schwierigkeiten beim Vrandlöfchen hatte. Gertrud Nägler vor Gericht Das Urte;i: 121X2 Jahre Suchthaus « —:· Berlin, ö. Dezember. (Eig. Berichtl Die Ermordungdes-Kaufmanns Wolsss ner beschäftigte gestern die Berliner Gerichte bereits zum fünften Male. Von den Teilnehmern an der Vluttat ist nur noch Gertrnd Niialer übrig get-liessen. Die Bluttat war, wie man sich erinnern wird. non den titeschwiitetn Ernst und Gertrnd Nagle r, und ihrem Vetter, dem Drogisten August Votty ausgeführt worden, die ihr Opfer mit einer Aethermuizie betäubt nnd dann getötet hatten. In der ersten 8.-sl;se«ndliii:kc nor drei Jahren hatte dac- Stimmr gericlxt August Bock nnd tErnst Nagler zu leben-;- lii n glithein Juchthauzs nnd Gcrtrnd Näglcr zu H Ja h ren Suchthau s net-urteilt Auf die nun der Verteidigung sur die Geschwister Nagter eingelegte Revision war das Urteil nxun Reicljszsgericht ausne-« hoben nnd Ernst Niigler mit 15 Jahren Zucht- Ifanss bestraft worden. Gegen Gertrud Nägler hatte man dass Verfahren abtrennen müssen, da sie ver handln n gpu nsähig geworden war· August Boct ist inzwischen im Zuchthaus ge storben. « Gertrud Niigler zeigt eine ganz gleichgiiltige Miene nnd lässt die Augen im Saale hernmsclnueifen, so, als : ob die Sache sie nicht-I anninge. Mit diänner Stimme « erklärt sie ans die »Frage, el) sie sich zn der Tat bekenne, daß sie keine Auskunft geben könne. Der Vorsitzende mahnt die Angeklagte, eine a nd r e T a k - tik einzuschla ge n. Es könne nur in ihrem Interesse sein, wenn sie Reue bezeige nnd sage, wie ers geschehen sei. Jm übrigen brauche dass Gericht iljr Geständnis nicht, denn es seien genug Zeugen vorhan den. Jn gleichmäßigein Tone autwortet die Angeklagte daraus: »Was- ich nicht habe, kann ich nicht ge b e n.« Es wird darauf von einer weiteren Verneh mung der Auge-klagten zur Tat Abstand genommen und in die Beiveicianfnalmie eingetreten, die nur die längst bekannten und in mehrfachen Prozesxberichten ge schilderteu Vorgänge bestätigt. Schließlich wird die Angeklagte wegen gemeinschaft lichen Raube-J mit Todeserfolg zu 12 KL- Jahren Zuchthang vernrteilt. Gertrnd Nägler nimmt das Urteil völlig ruhig nnd mit unbeivegtem Gesicht ent gegen. Acht Fischerboote im Sturm gekoster X Sarkan sskurische NclnnngL 4. Dezember. Im der vergangenen Nacht wurden a cht F i s ch e r b o o t c, die zum Fischfang ausgesuljrcn waren, zwischen 2 nnd 3 Uhr von einem heftigen :1·’ u r doststnrin über r nicht. Von den acht Vor-ten ist bisher nur eincz mit den Jnsafscn zurückgekehrt Von den andern Bonn-n sind Trümmer an den Skrand geworfen worden. Zwei Fischer find in Rossittcn gerettet worden, 13 werden noch vermißt; man nimmt an, daß sie crtruntcn sind.
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