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Dresdner neueste Nachrichten : 25.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192412254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19241225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19241225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner neueste Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-25
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 25.12.1924
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die Augen gelegt und tiefe Hatten-tu die jungen Oe-« sichter gegraben hatten, vergeben Sehnsucht un heim weh nnd wurden wieder vergnügt an der tomtfchen Angst der kleinen Regerin »vor dem guten, alten, deutschen Weibngchtsbaum - . Ja - Z es denn nicht-euer GottP«, fragte. sie schütstertn ht habt hoch geweint,·gel»ungen gebetet, damit er euch nichts Schlimme- xuu pa. Wie stark Umste- feinz wenn ihr weißen Krieger euch vor ihm sur e .· .«. · · - Sie lagien und suchten· ihr begreislich zu machen, dqu dieser aum nur erinnern solle an die Geburt eines Gotte-, eines lleinen Kindes, das allen Menschen Frieden gebracht habe, den Weißen und auch den Schwarzen. Aber Tiiia war verwirrt und ver tand nichts von- allem, und man hörte auchbald an , sie zu belebten.. Der tisarmer safta »Es hilft nchs, es liegt einmal ein bgrund zw schen unsrer Gefühls welt und iner Gesiihlöwelt « »wenn sie überhaupt eine haben. Von den Ossiyieren murrie der eine: »Es sind Bestim, man soll gie kurz halten wie wilde Katzen; wenn sie tückisch wer en, machen blaue Bohnen sie am besten Imme Dies Kameraden sliisterien unter einander, und einer strich ibm begütiaends til-er die Schulter. Es » war ein Mißton geweåem doch sie wußten alle, ihm la ein Bruder zerri en und miß handelt in-asrilanisåer Erde. deute-am Ebrgtabend aber wollten sie ni t- biiren von allen Abs eulichi leiten, an denen ihre «sunae Krast verbluten mußte. " Die Farmerssrau brachte Punsch, man trank und aß Psesserkuchen und sang die guten alten Lieder aus der Kinderzeit und schwatzte von daheim und war Virg- Ins fröhlich, bis die Säcke mit Maisöieroh aus die iele gebreitet wurden und allegizur Ru sing. Schwer-lag der Schlaf über dein Zank Nur Titia kauerte machend nnd lauschte auf den nf des Schakalg, der ihr dasseichen geben sollte wenn es Zeit zei, bin auszukommen. Den Schal mit den lan en ransen hatte sie um den Kopf gefchlungen - ihar Heäz war erfüllt von Glück nndschlug laut in freudiger rwars Umg. Wenn sie ba- toftbare Geschenk dem alten Mc izinmanngeben würde dakeim in den«Bergen, dann mußte er ihr einen fräft Heu Schlangenzauber schaffen für-ihren Knaben. Derw rdeihn siehe-schützen vor aller Verfolgung, der würde sein Herz an fie bin den ewiglich fo daß er nicht etn einziges Mal wieder an seine weiße Mutter denken konnte. Still in sich hineinlachend erhob sie sieh, nahm das Kind aus se nem Bettehen neben den schlummernden Eltern nnd neigte ihr dunkles Gesicht tief iiber fein rosiges Köpfchen. . » O dieses Kind dieses Kind! Hart nnd-schmer zend waren ihre Brüste gewesen, als sie mit den andern Weibern durch die Steppe getrieben wurde, und wie ein Stein so schwer und dumpf vßatte eiwazs in ihr ge ,sessen, tief drin in der Brust, un hatte gr weh getan, wenn sie an ihr ioted Kle next dachte. a ha te man das weiß-e Wunderkind in ihre Arme .geleai. und se war wieder flrohgewarden inseligem Staunen, daß e nun ein so schönes Kind besasz Immer wieder mußte sie seine ärchen mit- den Fingern berühren, die Härchen, schimmernd sgleieb denStrahlen ded Mondes und linde zu fühlen wie die:«Fasern des .Mnigkolbens. Ein Blitz ides Dasses schoß aus Jden schwarzen Funkelaugen zu der friedlich aiuiendenMutter, und im Triumphlachen zeigieTitia dad wilde, weiße Gebiß. Nun nimmt ssie ihr Kindsinithinaup in die Berge ganz allein wird sie ed fiir sich haben! Ganz allein für zieh. Ein großer, starker Häuptling wird der Knabe wer en, sklug und mächtig—wiex.die Häuptlinsge ihres Stammes, von denen sie daheim abends an den Feuern die alten Lieder singen! . . « » . . sWenn siehihre Leute heute nacht ein paar Pferde nnd Kühe von " den Farinerdleuten rauhen, was schadet es. Man wird sie, Titia, auf eines der Zierde «setzen, und hinaus gdehkz in die Freiheit! « ui wird sie geehrt wer en,· wenn sie mit Pferden und Kühen heimkominti « , . Da - da -"-, ruft da nicht der Schakal - noch ein mql... Sie fchleichtin das Wohnzimmer u,n.d ihr Herz schlägt laut"vor·Schrccken. , - ’ » - Der große Zauber steht dort. - -·gerade · vor der Tüt, die hinaugfübrt ins Freiel Im blassen Mondltcht glikert und gläan der Wun derbaum - dicht mußexie an- hm vorüber... Wird sie es wagen? Ihre Glt er klappern vor Furcht aber Ente unåß es ja tun es hilft ihr nichts... sSie muß nau Und sie reißt ihren Mut zusammen, preßt das Kind seit, fest an ihre Brust; Yließt die-Augen unt-' springt in weiten, kåtzenhaften iitzen vorwäri3..." Ein gellender Schrei der-Zauber hat-sie gepackt, sie fühlt ihren Schal festgehalten - ein mitten, Krachen, Splittern —·— ein .lauteö--Kinderweinen... Jäh aus dem Schlaf geweckt, eilen Vater und Mutter her-bei— finden-den umgestiirzien Weihnachtss haum halb-«an Tiiia und jdetn Kinde liegend · Gott lgei Dank, der Kleine ik unverletzt. Tiiia win seli und eult wie ein verwun cteöJTier. Kein Wort, keine Erklärung ist ausihr herauszubringen Draußen, um das lleine Haus wird «es·lebenhig. Man hört das Wiehern der Pserdez Bunde ischlugen gn; angstlicheg Blöken gejagter Rinden das im die Weih nachisgäfte aus dem Schlummer emporiagt. · « " Laufes Schreien und . Nujßny Flintens und Revolverfchüssehin und her. » te schwarzes-» Kerle fliehen, als sie die weißen Männer zur Verteidigung FrdFarm auftauchen sehen-« Dies ist der-Weihnacht n e. . « Kurz, nachdem die Sonne ihre ersten Strahlen über s die Maisselder gesendet h«at,«sattein die deutschenOsäisz dicke ihre Pferde zum Heimritt. Zwischen ihnen sie i,» dic»Hande aus den Rücken gebunden, daö innge Negersz weib. Jm Lager wird man sie verkürenkjeßt ist ihr kein Geständnis zu entlocken. Erge en wartet sie auf: Ihr Geschick. Sie weiß es, daß der große Zauber der Weißen sie verderben wird. - s Als der eine Reiter sie vor sich aus den Gaul nehmen will, wendet sie die Augen nach dem eiisfneten Fenster des kleinen weißen Hauses nndstiistszein wnn erlah zariliched Tanbengnrren aus. Von drinnen antwortet· Ihr das Lallen und mähen-einer Kinderstimmr. Doch die Mutter, bei dem-wieder aufgerichteten,Weihnachtö baum, gilt ihren geretteten Knaben sey im Urm. Reinen lick soll er mebr wertzii au das» ehlechte, nn dankbare, schwarze Geschdps.s ag seihre Strafe iet den; sie ist j»a doch nnr einjtoilded; nnbegreisliches Tier. DieStimmenmagnen zum Ausbund .- die Pferde cntse klappern - ein nrchdringender Jammerschrei die Farmersfrau neigt in iiibem Bersteben ibrpanpt ynd küßt weinend das blonde Köpfchen, dad. nun wieder tbrsgebdrt - ibr ganz allein. ' s , Wie in einer inneren Vision stiblt sie die,durib dringenden Schmerzen —·iener Stunde, da « anch sie « ihren Sohn wird hingeben müssen einer andern, sordernden Mutter - dem großen nnbaemberzigen Leben. » Das Kind Ehe-Z greift lächslthmxd setxdpehwit Bau-en rosigen Stint-den« nach sen voll-even Uep eln des chtendensaumeh - ’ « 111- Drei Christbäume Von sprit- sckst Es war .am Weibnachtöabend. Der Zar Peter stand beim Fester seines Wintervalaftee und hörte zu, wie jemand auf der Straße unten mii großem Feuer .den Strelitzentnarich blies. Hinausblickend, ia et "daß der Musikant ein kleiner Backeriunge war, der, feine Brescln feilbietend, auf feiner kleinen Trompete blies.v Der-Bat hatte eben das Festmakl beenden die Tafel wornach bedeckt mit Torteue herr ichen Friiehten und allerlei winseln «Ruft mir-diesen lleinen Bäcker iunkzen herauft« gebot er, und in wenigen Minuten ftan der vor Schrecken und Furcht sitternde Knabe vor dem gerrfcher. prich, Junge, was willst du lieber, essen oder trinfenW fragte der Zar. »Schauen , erwiderte der Knabe mit vor Staunen und Bewunderung weitgedssneten Augen. s »Gut«, saate der Zar. »So sieh dich satt an all diesen herrlichteiten.« Der Junge schaute nnd schaute, aber er konnte sich nicht satt sehen an dieser nie acahnten Pracht und Fülle. Der Zur-lebte damals noch mit seiner ersten Gemahlin, Eudoxia Lapnkhin, mit der er zwei Kinder hatte: einen Sdhn und ein Töchter-dem Für diese war ein mächtiger Ehristbaum aufgestellt, der mit allem geschmückt -war was Kinderberzen nur erseht-en können. sur Weibnachtsbescheruna waren die Kinder der vorne nisten Boiaren in den Winterpalast aeladein Die kleinen Prinzen und Prinsessinnen mußten sich Flammender Baum Von sitt-set sit-stim- Reiftest du, weil du ins Licht gestellt? Neiftest du aus innrer Kraft, mein Baums-i Reifte dich das Jahr in Gottes Raums Reift in dir die Welt? Bist du Mond und Sternen zugesellt? Treibt dich Strom und Flut der Sonnenzeits Bist du Kern, Gestalt? Bist du nur Kleid, Goldner Schein, der neu in Staub zerfällt? Aber fchliigt dein Brand nicht in mich ein? Bin wie du ins andre Licht gebannt, Atme so wie du im Doppeiiein. Bin wie du ein Traum, Gestalt, ein Stein, Bis ich so wie du im Schein verbrannt. Bin mit dir doch eins im Wiedersehn schon in ibrer srükesten Jugend der Etikette unter werfen; sie mußten hren lauten Jubel, ihre ftiirmifche Ungeduld unterdrücken und auf den Anruf des Hans bosmeifters warten, der, die Namen der vKinder nennend, die Soldaten in den goldstrotzenden Unifors men den kleinen Prinzen und die französischen Puppen den winzigen Dämchen reichte. Der arme Bäckeriunge durfte ans einem Winkel der Verteilung dieser Kostbarkeiten zusehen, mit dem Bewußtsein, daß nichts von diesen Herrlichkeiten, auch keine nergoldete Nuß, kein Apfel für ihn bestimmt sei. Ach welch ein-schönes Schaukelvserd hatte der kleine Thronsolger Alexis erhalten; er saß auch-schon stramtn und-st?«lk, auf dem goldaestickten Sattel nnd führte seine Solda engegen den Feind. Nachdem der Tannenbaum abgeräumt war und in den grünen Zweigen nur bin und wieder eine Nuß oder ein tronfendeg Herzlein hing,.rief der Zar dem Bäckeriungem der noch immer ntit weitgeiiffneten Augen dastand zu: ~Nnn,- Junge, sprich, was wünschest du dir von dieser Weihnachte beschwingt-« Die erwachsenen Gäste lächelten über den Scherz, die Kinder-aber blickten mit neugieriger Schadenfreude aus den armenfcbmutzigen Jungen; was sollte er wohl antworten, da alles Spielzeug nnd alle Süßigkeiten sschon verteilt waren? Der Bäckerinnae trat in ftrammer Haltung« vor nnd erwiderte nach kurzem Besinnent »Ich bitte um den Tannendaum!« »Was willst du mit dem leeren Baumk« »Ich will ihn aufbewahren, um ihn einst mit solchen Orden vollzuhängem wie diese Herren da tragen!« »Et votztausend!« rief der Zar überrascht non dieser kühnes-z Antwort. » ie heißt du, Knabe?« «Alexander Danielowiisch Menefikofs.« ~Alex·ander Danielowitsch, du bleibst fortan hier, im Winterpalast!« » Jahre vergingen und der einstiae Bäckerjunae hatte schon alles erreicht, was Menschen nur erstreben können. Man buhlte um seine Gunst, man zitterte vor seiner Ungnade und sein Ruhm er füllte die Welt. Die Verschwörung des Großflirsten Amilko hatte er demiöerrscher verraten, der Großfiirst war enthauptet worden und Mencsiloss hatte seine Güter als Lehen,sseine Tochter zur Gemahlin erhalten. Ihm war zuerst die Erziehuna des Thronsolgerd Alerid anvertraut worden; später seine Gefangen nahme und schließlich - seine Hinrichtung. Er war der Giinstlina der neuen Fiarinx seine Güter waren so groß. wie ein Königreich. Nach dem Tode der Zarin ward er der Vormund des Thron solaerg Peter II» den er in seinem eigenen Palaste gesangenbielt und sitrden es nur einen Answea zu seiner Befreiung aab: wenn er Mencsikosss Schwieger sohn werden wollte. . Um Weibnachtsabend war in demselben Saale des Winterpalastes, in dem einst der arme Bäckertnnae die siir ihn unerreichbaren Schätze bewundert hatte. ein riesiaer Christbaum ausgestellt. dessen Winsel bis an die Decke reichte, und dessen Zweige mit von Edel steinen glivernden Orden, Ehrenssibelm Marschalli staben und Mittag bedeckt waren. Auf dem obersten Zweige aber hina in kostbarem Rahmen das Bildnis von - Menesikosss Tochter. Die Großsilrstcn nnd Würdenträger, die beschenkt werden sollten, waren alle versammelt; der let-te war der Throniolaer. der ärmste von allen. Mencsikoss verteilte lächelnd die Gaben: den Marschallftab, die Bischossmiibe. die Orden, bis nichts mehr in den Zweiaen hina als das kostbar mu rabmte Bild der Tochter ded Mächtigen »Was erbittest du dir von diesem Weihnachtgbautic?« sraate Fägtclsiloss den armen verwaisten Peter mit höhnischem e n. ; -,,lch erbitte mir den Baum selbst«, erwiderte der .Tbronsola·er mitslauter. sester Stimme. »Wozn brauchst »du den leerenßaum ?« sraate Mencsitoss mit denselben lWorzety mit denen er selbst einst vom Zarcn gesragt wur e. . - - »Ich brauche ihn, um dtch daran zu hängen, du Minderl« . . Mencsiioss wendete sich empört an die eben Be schenktem um txte Hilfe zu betcchem doch alle zoaen sich von ihm zuvü ~nnr. einer. den er eben thn Gpuvets neur Petersburas ernannt Hatte. trat vor. r htelt den .tbm verlieben-u seidenen Schlüssel in der Rechten nnd sprach: »Ist-Iwane lossl Ich benü e diesen Schlüssel, um dich, der du so Jlel gezyzsdigy anngensunebmsU!« . III« . Der Gouverneur v. Berefow war ein febr mild herziger alter Mann. Da er selbst keine Kinder hatte, lud er am Weihnachtsabend die Kinder aller Ver bannten in feinen Palaft, damit er ihnen eine Freude bereiten und sie reich beschenken konnte. Es waren lauter lan entbehrte, heißerfehnte Gaben: warme Kleider, Gegnerschth Wollstriimpse, Pelzmttven und süße Leckerbissen, von denen die Kinder der nach Sibirien Verbannten kaum zu träumen wagten. Alle waren schon beschenkt worden, nur ein blaser frieren ded Mädchen stand noch abseits und harrte der Besche rung. »Was wünschest du dir, mein Kind?« fragte der Gouverueur, aber er stellte die Frage nicht fcherzend, wie einst der Zar Peter dem Bäckerjunqckn denn es waren noch Geschenke in Hülle und Fülle zur Auswahl bereit. Doch das Mädchen erwiderte qleichwohl nett bebender Stimme: »Ich erbitte mir den Baum felbsti« »Was willst du mit dem Baiime?« fragte der Gouverneur. »Wir wohnen in einer Hütte, die balb vom Schnee bedeckt ist«, antwortete das Mädchen, »wir haben kein Holz mehr und mein Vater kann nicht in den Wald gehen, um Reisig zu sammeln, weil er krank im Bette liest. Auch hat er keine warme Decke, um sich vor Kälte zu schützen. Wenn ich den Baum heimtragen darf. können wir wieder einheizen und Väterchen mufz nicht iersrieren« I »Wer ist dein Vater, mein Kinde-« Alexander Danielowitfch Mencsikossi« (Deutsch von Vilma Popperf . Hoffnung Von Isltsk v. solc Jch gehe wie andere zu Bett und steh auf Und esse und lüge, drehe mich mit im Getriebe Der Kleinheit, der Eitelkeit, deö stampfen Sinns —- unfroh des Gewinne- Das ist meine Hoffnung, baß ich leide und unfroh bin, Daß ich immer gewärtig des größeren Erlebens bin, Daß dieses niemals kommt, wie ich’g hoffe. Daß ich weiß, daß ich sterben werde mit großer Leere in mir, v Daß ich wohl mitgewimmelt, doch niemals erfüllt Weltgeist bin ich, der so schnell-sich dreht, daß ihm in serv Mitte die Leere schwebt- Aus der fliehende Flugkraft zur Heimat strebt. Eine Glockenfage Geschichte aus dem Grenzland Von Rastatt sus- Dust-eh An der Schattenseite desßogruch hoch oben gegen Zeiligengeist zu, wo es nur mehr Wald, Hafer und ariosseln gibt, liegt unter Eichen der Einttdhof. Dreihundert Joch Hochwald umgeben ihn, und lo war die Frau, die nach ihres Mannes Tod Herrin darauf war, reich. Halb Bauer-ist, halb Städterin, beherrschte sie seelisch ebenso die Gegend wie durch ihren Besitz. Sie hatte die Zeitkrankheit, den Völkerhasz. »Alle drei Isrhunderte würgen sich die Völker unter einem neuen orwand. Und während der einesversinki, daß Feind heißt, wer eine andre Sprache gelernt hat, kommt schon die neue Krankheit herauf, der Klassenhaß. Frau Barbara hielt es aber mit dem veraltenden Hasse. Jhr mußte man es zugeben, mit Recht. Ihren alternden Mann hatten die tschechischen Legionare ermordet, bloß weil er Deutscher war, und ihr altester Sohn war im Grenzkampfe von den Gendarmen Meisters erschossen worden. Nun war ihr noch der Rupörecht geblieben. - r half ihr, groß, schweigsam und geruhig, wie ein echter Waldhergmann. Im Holzschlag, im Fördern und im Ver-kaufe. Nach der slawischenSeite brachten die Prantnerschen Holz nur, wenn es galt, dem Ungarn oder dem Jtaliener zu dienen. Aber beide verbargen die Absicht. Rnporecht aus Gutmiitigkeit, sdie Prantnerin aus tühler Klugheit. Sie tat im kleinen, was sie konnte, um dem Serben zu schaden, und sie tat es mit der undurchdring lichen Feinheit des Weibes, an dem keine Seele merken kann: es haßt. Die slawischen Zwischenhandler liefen ihr zu. Bei den Grenzwachen galt sie eher ans deutscher Seite stir un zuverlässig. Man glaubte, ihr wäre das Geld alles und Holzhandel ihr ganzes Jnnenlehen. Wenn auch ein Gerücht über sie umging,. dafz jeder völkische Verein von ihr haben konnte, was sich nur mit einem vernünftig gehaltenen Reichtum .vertrug, so glaubte man ihr jenseits der Grenze wieder, das geschähe nur, um dem Teufel eine Kerze anzuziinden. . 810ß eine Seele-ahnte Frau Barbara Prantners Haß. Nur ein Weib konnte das. Ein Mann hätte sie niemals zu durchschauen vermocht. Tonja Urbanz. Sie war von der andern Seite her, vom Südhang. J»hr kleines Vaterhaus stand unter riefenhasten Nuß baumen und Edelkastaniemund die Weingärien liefen darunterherbis nahe an die Drau. Der Schnee geht dort um Maria Lichtmeg weg, und dann kommen weiße Glöckchen, Krokus, almkätzchen Hemdärmelige Arbeiter blicken sich in den Weingarten, und Zitronen salter fliegen um den» Mandelbaum, der an der Süd wand des sauberen und kleinen Hauses seine rötlichen Blütentriehe dick werden läßt. Jenseits saß die harte Germania in ihrem Schat tenbofe, an den Tonia viel dachte .. . Aber dessen Herrin war so ausrecht und düster nnd geheimnisvoll wie ihr Holz. Tonia Urbanz stammte aus der großen Bohorzem samilie, den Bachernbauern gleichen Namens, einem wahrhaft antik schönen und ruhigen Geschlechte, das ebenso hoch im Walde saß wie die holzgeschnitzie Prantnerin· Aber ihr Vater hatte sich aus der rechten Drauseite im Nebenlande angesiedelt und war lieber sröblich, leichtsinnia und arm geworden, als das raub sroiitiige Berawaldleben dort oben weiter durch zu e en. Tonjas Mutter, die ihnen alles treulich zusam mengehalten, war ton Vater soss zwar nicht, aber et trank. Der Wein hatte ihn so lieb wie er i2n und schien ihm nichts zu tun. Vater, der jung ge lieben war wohl sehr roiwangig, aber etwa so wie ein frischer, englischer Sixbutilenian oder ein unverwüst licher Kapitän nach langer Fahrt. Er war beweglich, lief sehr viel und arbeitete also in dieser Fett für seine Gesundheit Und so war Tonia, wenn ater, den sie zärtlich liebte, starb, ein armes Mädchen. Und viel leicht noch ärmer, wenn er den Weitågarten in einem langen Leben srÆich vertat. Da ater nur Wein nw te, so dran et so was wie Milch niemals.. Gott behüiel Und Tonsa hatte Mühe, sich ihre eindiss Kuh aus Mutters Erbteil zu erhalten« Nupvrecht Prantner aber hatte Tonia kennen gelernt. Als er wintersüber bei der Holzsuhre drau würts im überfchwenglich besonnten und ausgeweichten ",,Opok« und »Lapor« des lehmigen Nebenlandes stecken blieb, verfluchte er allen Süden, allen Fdhn nnd alle Weingiirten der Erde. « Da kam sie. Sie sah zu, ob sie ihm helfen könne. Und während sie die Fichteiizweige unter das hoff nungslos tiefgefahrene Rad legte, sagte sie in ihrer halblauten Ari: »Man muß, wenn man Fon seststsd auch denken, was in diesem Augenblicke ott anders gewollt hat, als man selber. Es ist im Grunde genom men doch ein himmelstag Nicht? Und bis die Rosser ausgerastet haben und wieder ziehen können, denken Sie lieber nicht nach, sondern nehmen Sie einmal dieses Stämmchen Seidelbast.« . »Ja; lebt schon Seidelbasti« ! ~Südseitel Wir sind nicht reich hier. Aber wir haben den Frühling eher als andre Leute« Das war damals alles gewesen, was zwischen ihnen gesprochen worden war, denn bald konnten die Pferde den Holzwagen hinunterziehen. Damals war noch Krieg. Rupprecht hatte eine große Wirtschaft zu verwalten, weil Mutter ihm nicht das geringste nach sah und ihn eisenhart machen wollte, wie es sich lsur einen Grenzmann gehört. Aber .. . vielleicht een deswegen? ~Südseite .. . Wir sind nicht reich, aber wir haben den Frühling-« Jm Hinabkarren ging das in ihm auf und nieder. stmer diese Worte. en kleinen Weingartenhcsih » kannte er. Das war der lustige Urbanz, den jeder gern ; hatte und der draußen an der Front immer gerade nur seine solche Verletzung bekam, daß sie eine Vierteljahr Heimat bedeutete. Glückliches Blut dasi . . . Sudseite. Damals war er fünfundzwanzig und die kleine Tonia siebzehn. Und es war noch keine Grenze aus der Höhe des Bosruck. Tonja dachte nicht viel über Rnpprecht Prantner nach. Seinen Namen fühlte sie, wenn wir es aus drücken müssen, wie etwas gewollt Klobiges. Ihn Leiber als frisch, aber ahnungslos dumm .. . Noch umm. Bei dem kam’s wohl erst später, in den Schwaben jahreii, daß man ihn nicht mehr auslachte, wie sie heute ihn, der jung in den Blauhimmelstag hineinsuhr, als wäre das Leben ein gottsverdammlich hart abzu arbeitendes Pensum. » All das wußte sie nicht, sie fühlte bloß ein Huschen von ungefähr ähnlichen Empfindungen Ebenso un deutlich wie er das verfluchte, breitlehmige, wagenrad auappige Wort: »Südseite.« Es wäre, außer die Sterne haben Macht über uns, in beiden kaum der zusammensuhrendc Funke ent standen. Da half menschliche Dummheit. Aus Pietät und beinahe bloß,·weil sich General Uchatius erschossen, gosz Oesterreich immer noch weiter seine Kanonenrohre in Bronze Aus Pietät, die hundert schöne Ansreden hatte. Und weil die Gene rale manchmal in Galizien neunhundert schöne, rosa aelbe Stahlbronzerohre stehen lasse-i mußten, dashalb kam die Kriegsmetallsammlung. So mußten Kirchenglocken herunter, die vielleicht ehedem Kanonen waren und es setzt wieder werden mußten. Denn der Mensch hört’s nicht einmal, wenn diesiirchenglocken ihm lagen: ~Wozn sind wir da? Deinem Glauben zu dienen und Gewitter zu schrecken? Sturm lauten, wenn Blut rinnen soll? Ueber Tote, großartig schwingend, lügen? Oder einziehende Erz herzoge begrüßen? Oder auch Turner?« Und dennoch: es ist nachdenkenswert. Das Weib und die Glocke haben einen geheimen Zusammenhang Der Mann gießt sie. Für Frauenseelen aber schwingt sie· Kaum ein ganz feiner Musikant weiß, was ein Glocken ton sein kann. Sehr selten aber ist so eine seelenvolle Glocke. So selten wie eine seelenvolle Menschenkehlr. Die von Heiligenaeist war so. Die Glocken von Marburg waren schon ein gegossen worden nnd die der windischen Kirche in Cilli ebenso»wie ihre uniagbar schwunglosen Schwestern in den Türmen der deutschen Kirche. Ueberall schwiegen ZiellHimmelsstimmem um fürderhin als Kononen zu e en. - Wie das in den Frauenseelen brodelte und frhmerzte und sieberte, daß die Glocken, zu denen Mutter ihren Silberschmuck opferte, als sie noch klein und arm angefangen hatte, statt wie sonst um Grun donnerstag nach Rom, nach Wvlhynien flogen. Da gab es eine Glocke in Fernitzl Welcher dumm taube General war es, der diesen Engelston nicht zu hören wußte, sie nicht schützteP Aber die Frauen sind ja von jeher das-Opfern und Fahrenlassen so gewöhnt! Wenn sich eine wehrt, so muß sie arg ausgehest werden, und es müssen immer zumindest ihrer zwei zu fammenkommen, um sich zu stärken. So verschiedene Seelen wie die Tonia Urbanz und die weißhaarige Praninerin wurden da aus einmal verbündet. Damals wußte Tonja noch nicht viel von Nupvrecht Prantner. Sie traf Frau Barbara am Friedhossauös gange und hatte ihr reines Mädchengewissen. Nun aber laa aus einem Bauernwagen die alte Glocke, und Frau Prantner stand davor und sah sie an. Tonja stellte sich neben die Maria Theresia von Bosruck, wie man spottweise-sagte, und sah sich ebenfalls die Glocke an wie was Liebes, das man ziehen lassen muß und von dem man sich noch die ganzen Augen vollnehmen möchte, satt voll! Die Prantnerin blickte auf und blitzte aus ihren siahlblauen Augen, die unter dem weißen Haar nichts von ihrer Strahlenkrast verloren hatten, in die weicheren braunen der Slowenin hinein. Aber ein wenig naß schienen ietzt diese herrischen Maria-There siensAuaen. »Dulden wir das, Frau Braut-usw« fragte das Mädchen, ohne zu bemerken, daß die Prantnerin ver legen geworden war, weil man sie in einer weichen Stunde ülyerraleht hatte. " fDife Pramiikxiik iqu sigps vesinutich über Stirn, Haar und Augen hera . » as soll man tun, auch wkttzn um« nicht dulden wollte?« sagte sie etwas Wes-,-..-« «- ,-»- ;",11Die Glocke stehter ehe sie angeführt wide sagte on A. · .Die— alte Frau nickte, fah sich um, und dann be- rieten sie. Jn der Nacht kam die Ginödboserin mit ibreru Sohne und brachte einen Flaschenzug mit. Den Eisen klöppel banden sie sest· Dem Küster hatte die Prants -nerin Wein genug gebracht für einen tiesen Sglak Erschreckend schwer rollte die Glocke über die s täs angelehnien Buhlen herunter und grub sich tief indie weiche Friedposserde ein. ~Teuselt« sagte Rupprecht, »du waren wir aber ahnungölosi Das alte Ding da hat seine zehntausend Pfund, und wir werden sie nicht von der Stelle kriegen« Wie Das Ungeheuerjich einbriicktl«« » . « « Er und die beiden Frauen arbeiteten licht milde aber trotz der unterlegten Bretter vermochten e ohne Hebebaum nichts auszurichten Wie eins-nennt ruhte das trohige Ungetüm inckeiner Dellr. - Die Prantnertn setzte ch schwer nachfi darauf. Tonia weinte leise, vor Müdigkeit nnd Ho uungslosigkeit Und ein nnfiialich liebes Gefühl dr von dem weichen Mädchen in dein Ame bit« ses- WANT Quid-ex M Nachrichten duW, Is. W list seht-!
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