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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050114020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-14
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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E. L. «. hier, , mit mit H»w, . v. f- «. grb. l. F. r.«. m«d. r. — M. L.. Abend-Ansgabe Jahrgang Nr. 25 Sonuadend den 14. Januar 1905. Annahmeschluk für Anzeigen: Abe ad-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Ertra-Veilageu (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Bereinbaruug. Die Sxpedittan ist wochentags ununterbrochen geöffnet pon früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Brrlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. B, R. L W. Klinthardt). Bezugs-Preis in der Hauptexprdition oder deren Ausgabe stelle» ab geholt: vierteljährlich ^4 3.—, bet zweimaliger tLglicher Zustellung tnStzau» ^tl S.7K. Durch die Post bezogen für Deutsch- land n. Oesterreich vierteljährlich 4UXH für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschäftsanzeigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Tarif. Die -gespaltene Reklamezeile 7b eiMM TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Hömglicheu Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Volizeiarntes der Ltadt Leipzig. Redaktion und SxpedUiom 153 Fernsprecher 222 JohanuiSgasse 8. Haupt-AUiale DreSdea: Marienstratze 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Flliale verlm: EarlDuuck er,Herzgl.BayrHofbuchbandlg., Lützowstraßr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603». Diese Nummer kostet S/i Wst auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZeitungS-Berkäufern I Var Aicdligrte vom Lage. * Der partielle BergarbeiterauSstand auf dem Braunkohlenwerk Ramsdorf bei Meuselwitz ist beseitigt, nachdem wegen der bestehenden Lohndifferenzen eine Einigung erzielt worden ist. Die gesamte Belegschaft ist heute früh wieder eingefahren. * Professor E r n st Abbe, der Begründer der Karl Zeitz-Stiftung, ist heute nacht in Jena gestorben. (S. Feuilleton.) * DaS Schicksal des Ministeriums CombeS hängt von einer Tagesordnung ab, worin die Mehrheit die Einkommen steuer, Trennung der Kirche vom Staat und Arbeiteralters- kaffen verlangt, der Regierung vertraut und zur Tages ordnung übergeht. (S. Ausland.) * Der Großfürst Sergiu-, Generalgouverneur von Mo-kau, wurde seines Amtes enthoben; der Posten wird nicht mehr besetzt. (S. Ausland.) * Gestern zogen in Port Arthur japanische Truppen, je eine Kompagnie von jedem Regiment und von allen technischen Waffen, ein. (S. rufs.-jap. Krieg) * Japanische Kriegsschiffe sollen an der Westküste von Mauritius gesehen worden sein. (S. rufs.-jap. Krieg.) * Russische Kavallerie, dieNiutschwang angriff, wurde von den Japanern zurückge schlagen und versolgt; ebenso wurden russische Truppen, die mit zwölf Geschützen das japanische Eisenbahnkommiffariat in Niutschiatung an griffen, zurückge sch la gem(S. russ.-jap. Krieg.) * Die japanische Regierung bedankte sich in Berlin für daS neutrale Verhalten der deutschen Behörden in Tsingtau gegenüber den russischen Port Arthur- Schiffen. (S. rufs.-jap. Krieg.) Vie stsiMenren bei Vars« Saulrcb. (Von unserem k'-Korrespondenten.) Wien, !L. Januar. Die Konferenzen der Parteiführer im österreichischen Abgeorünetenhause mit dem neuen Ministerpräsidenten Baron Gautsch haben einen vorläufigen Abschluß er- fahren. Eine stattliche Zahl von Politikern erschien in den schönen Räumen des alten Modena-Palais in der Herrengasse zu Wien. Sie waren alle höchst neugierig und sehr gespannt, welche Arkana der Nachfolger Ernst von Koerbers zur Sanierung des Parlaments in seinem funkelnagelneuen Portefeuille verschlossen habe. Am ruhigsten dürften die Tschechen in das Arbeitszimmer Les Ministerpräsidenten eingetreten sein; denn, wenn er auch nicht Fleisch von ihrem Fleische, Blut von ihrem Blute ist, sie sind ja an seiner Ministerwicge Pate ge standen, sie halten den Schlüssel der Situation in ihren Händen. Anders steht es mit den Deutschen. Was die deutschen Abgeordneten verlautbaren ließen, war sehr wenig. Wenig Essentielles, viel Form, noch mehr Stim mung. Auch ein bißchen Stimmungsmacherei. Ja. ein neuer Mann hat neue Reize. Baron Gautsch ist übrigens zweifellos ein Herr mit vornehm-liebenswürdigem Ge- haben; ein ernster Charmeur. Gute Miene zum Sturze Koerbers ist, wie natürlich, zu einem Programmpunkt der deutschen Gemeinbürgschaft geworden. Der neue Ministerpräsident soll übrigens, wie die deutschen Abge ordneten, die bei ihm erschienen sind, versichern, einen neuen Plan haben, beileibe keinen staatsrettcnden, keinen Feuilleton. Um jeden Preis. 16) Roman von Sorg« D . . . . ikachdrilck verboten. „Oh, Jack, jetzt lieb' ich dich — jetzt lieb' ich dich!" flüsterte sie selig. Dann sank sie erschöpft in einen Sessel, das unschuldig aussehende Notizbuch krampfhaft mit beiden Händen festhaltend. Krampfhaft festhaltend! Der Weg zu diesem Notiz- buch führte nunmehr nur noch über die Leiche des Weibes. Denn dieses Notizbuch enthielt die Kopie des russischen Kriegstelegramm Chiffre Kodex. Die russische Kriegs- geheimschrift befand sich in den Händen des Weibes, das ihr Leben geweiht hatte, um ihren gemordeten Geliebten an Rußland zu rächen! Nur der Tod hätte ihr jetzt noch dies Buch entreißen können! Und das schlimmste war, die Russen ahnten cs nicht; konnten es nicht ahnen!! Napier, erregt, erschöpft und überwältigt von der Liebe und dem Hatz dieses von ihm so heiß geliebten Weibes, hatte sich zu ihren Füßen auf den Teppich gesetzt, seinen Kopf in ihren Schoß gebettet und ließ es gern geschehen, daß sie liebkosend mit ihrer feinen Hand über sein Gesicht und durch seine Haare fuhr. Dabei wartete er geduldig den Zeitpunkt ab, wo sie ruhiger fern würde. Der Zeitpunkt kam, denn endlich sagte fier -, 4/ grundstürzenden, keinen, der mit großen Ideen, mit modernen Problemen auf die Bildfläche tritt und auf staunende Bewunderung rechnet. Man ist in Oesterreich so bescheiden geworden; man richtet sich nur auf das streng Bourgeoise ein; keine teuern Zigarren, keine kostspieligen Weine im Haushalte und keine Rosinen im Kopfe. Tas letztere wird zur Hauptsache. Spießbürger- lich-solid. Und man rechtfertigt dies, indem darauf der- wiesen wird, daß zunächst Kleinarbeit geleistet werden müßte; es gehe nicht an, ein neues Dach aufzusetzen, so lange der Mörtelanwurf der Fassade nicht verbessert und die Stiegen im Hause baufällig seien. Horcht man genau und aufmerksam auf die Aeuße- rungen der von Baron Gautsch empfangenen Parlamen tarier, die in ihrer Gesamtheit eine Art Senioren konvent des österreichischen Abgeordnetenhauses re präsentieren. so steigen allerlei politische Möglichkeiten auf. In der Luft liegt eine Renaissance des Kabinetts Thun, in dem, wie man sich erinnert, ein Tscheche, der Finanzminister Abg. Dr. Kaizl. und em Deutscher, der Handelsminister Abg. Dr. Baernreither, saßen. Nach einiger Zeit, sie dauerte, man erinnert sich gleichfalls, nicht lange, wurde Dr. Baernreither von der deutschen Partei genötigt, das Kabinett Thun zu verlassen, da es sich stark nach rechts neigte. Welche deutschen Abgeord neten sollen nun, wenn es, ordnungsgemäßes Funktio nieren des Abgeordnetenhauses vorausgesetzt, zu einer Rekonstruktion des Ministeriums Gautsch kommen würde, berufen, ja auserlesen sein, auf der Ministerbank Platz zu nehmen? Ein Deutscher aus den Alpenländern und ein Deutscher aus den Sudetenländern, das verlangt die Parität. Man nennt auch schon die Namen, aber weshalb diesen Kandidaten schaden? Noch zieht sich der Weg. Daß aber diese Möglichkeit die Kraft einer Stirn- mungsmacyerci besitzt, wird niemand in Abrede und schließlich, es wäre das Schlechteste nicht, wenn es geschähe. Was haben die Deutschen, wenn sie bei Seite stehen? Eine politische Partei begeht ein Harakiri, wenn sie nicht ihren Ehrgeiz darein setzt, Macht zu der- langen, so viel als eben möglich und erreichbar ist. Nur eine Bedingung muß gestellt werden: nationale Garan- tien. Ein oder zwei Minister-Portefeuilles allein machen das deutsche Volk in Oesterreich nicht reich und nicht glücklich. Und eine Besorgnis wird rege: daß diese in lockende Aussicht gestellten Ministerportefeuilles nicht die Entschädigung für Z u g-e st ä n d n i s f e an die Tschechen seien. Denn kein Mensch fragt heute: Wenn die Tschechen die Obstruktion einstellen werden, so tuen sie es gewiß nicht allein den schönen Augen des Baron Gautsch zuliebe, sie müssen andere Zusagen haben; welche? Daß man diese Frage nicht, gar nicht, an keiner Stelle vernimmt, ist zum mindesten verwunderlich. Von aktueller Bedeutung ist die Ankündigung, daß Baron Gautsch, wie gesagt, d. h. wie von den deutschen Abgeordneten vermeldet wird, eine neue Methode zur Anbahnung einer deutsch-tschechischen Ver ständigung entworfen haben soll. Diesem neuen Modus wird politische Lebenskraft zugesprochen. Tas mag richtig sein. Die alten Manieren haben zu keinem Resultate geführt, der Versuch, die Sache anders anzu packen, hat viel für sich. Ein anderes Milieu wirkt auf die Stimmung ein. Was im Kontor nicht verein bart werden kann, findet oft spielend leicht die Lösung im Rauchzimmer, im Cafü. Was im bürgerlichen Leben gilt, gilt schließlich auch beim Arrangement von Haupt- und Staatsaktionen. Auf diese neue Methode darf man neugierig sein. Da sie nur die Adaptierung des mäh rischen Ausgleichausschusses auf Böhmen darstellen soll, ist nicht tvabrfcheinlich, sonst wäre es ja keine neue Idee. Es wird sich übrigens bald der psychologische Moment cinstellen, einige Vermutungen, mehr als das, einige Andeutungen zu geben. ver Srrgarbeiteraiirrtatttl im biibrgebirt. Die Lage nach dem Essener Beschluß wind im „Vor- wärts" wie folgt charakterisiert: Der Beschluß der Vertrauensleute bedeutet die Pro klamierung des allgemeinen Streiks vom nächsten Dienstag an. Darüber ist kein Zweifel. Ein Ent- gegenkommen der Unternehmer wagt zunächst niemand zu hoffen. Ob sie sich auf Verhandlungen einlassen werden, kann man noch nicht voraussehen. Jedenfalls werden, wenn die Herren es angemessen finden, zu verhandeln, die Inter esten der Bergleute sachgemäße Vertretung finden, da nur Organisationsbeamte in die Kommission gewählt wurden. Die Kommission besteht, wie schon gemeldet, aus zwei Vertretern des alten Verbandes: Sachse und Hansmann, zwei Vertretern des christlichen Verbandes: Kühme und Efferts, zwei Ver- tretern der polnischen Berufsorganisation und einem Ver treter des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins. Die gestern mitgeteilte Resolution kennzeichnet ganz vor trefflich die allgemeine Stimmung der Vertrauensleute. Sie mißbilligen alle das unüberlegte Losschlagen, aber sie sehen auch alle ein, daß es da kein Halten mehr gibt. Die Konferenz dauerte mit einer Vorbesprechung von früh 9 bis abends gegen 8 Uhr. Es traten zwar vielfach gegensätzliche Auf fassungen über die Form des Vorgehen- zutage. Bei den Vertretern der christlichen Organisation zeigen sich mancherlei Beventlichkeiren, die von oen Vertretern des alten Verbandes nicht geteilt wurden. Schließlich einigte man sich aber auf die Vorschläge der Vertreter der christlichen Organisation, die auch den Vorschlag machten, nur Organisationsbeamte in die Kommission zu wählen. Dieses Bild darf man wohl als zutreffend ansehen, wenn es auch in einzelnen Punkten als überholt ergänzt werden muß. Als solche sind namentlich die Unruhen und vereinzelte Ausschreitungen zu nennen, zu denen cs gekommen sein soll. In der sozialdemokratischen Presse werden die betr. Meldungen allerdings dementiert. Was Wahres daran ist, läßt sich von hier aus nicht feststellen, man mutz also zunächst einfach registrieren. Darnach kam es in Horst bei Bochum am Freitag mittag zu schweren Ausschreitungen. Arbeitswillige, Gendarmen und Polizei wurden angegriffen, eine Anzahl Beamter, sowie Streikender wurde verletzt, mehrere Personen sind verhaftet. In Langendreer fanden nachmittags zwei Frauenversammlungen der Streikenden statt, zu denen gewaltiger Andrang herrschte. Referentin war eine Bergmannsfrau, die die Frauen ausforderte, bei ihren Männern im Streik auszuharren. Als eine andere Frau in ihrer f>tede aufforderte, alle Hoffnungen auf das Gebet zu setzen, wurde sie förmlich niedergeschrien und mutzte das Podium verlassen. Die „Stinnes"-Zecheu bei Essen wurden von über 100 Gendarmen aus Hanno- ver besetzt. Auf „Matthias Ssinncs" stürmten 500 Bergleute den Zechenplatz. Die Stimmung wird immer erregter. Die Deputation der Delegierten-Konferenz ist wider Erivarten bis gestern Abend beim Bergbaulichen Verein nicht vorstellig geworden. Der „Reichsanz." bringt in seinem nichtamtlichen Teile eine Zusammenstellung der Zechen, auf denen die Arbeiter ganz oder teilweise in den Ausstand getreten sind. Er bemerkt dazu, datz sich auf einzelnen Zechen, wo die Belegschaft zum Teil ausständig geworden war, die Zahl der Einfahrenden wieder vermehrt hat, und datz ernstliche Ruhestörungen bisher mit Ausnahme des Vorfalles auf der Zeche „Vereinigte Felicitas" bei Hörde nicht vorgekommen sind. Dort mutzte gegen fremde, nicht zur Belegschaft gehörige Leute, die die Zechen- gebäude zu erstürmen versuchten, eingeschritten werden, wobei 4 Arbeiter verhaftet wurden. Aus Charleroi kommende Meldungen versichern, datz Belgische Wühler bei den Arbeitern angesichts des zu erwartenden allgemeinen deutschen Berg arbeit er st rcikes auch den Belgischen Berg- arbeiterausstand heraufbeschwören, dec, wie nran glaubt, auch aus dre französischen Gruben über springen würde. Fest steht, schreibt die „Berl. Börs. Ztg.", datz mehrere belgische Arbeitervertrauensleute am Mittwoch und Donnerstag im Rheinisch-Westfälischen. sowie im Wurmrevier weilten und nur den Montag ab warten wollen, der die Entscheidung über die deutsche Bergarbeiterfrage bringen soll, um die belgischen Kollegen zu entsprechenden Forderungen zu bestimmen. Die heute im Reichstag zur Beratung gelan- gende Interpellation der sozialdemokratischen Partei lautet: Ist es dem Herrn Reichskanzler bekannt, datz die Werkbesitzer im Ruhrkohlenrevier 1) systematisch die zum Schub der Arbeiter in der Reichsgewerbeordnung festge- legten und auch für die Bergarbeiter geltenden Bestim- mungen umgehen und sogar eine förmliche Organisation zur Verruferklärung unbeguemer Arbeiter beschlösset haben, 2) die reichsgesetzlichen Vorschriften über den Arbeitsvertrag tatsächlich autzer Wirkung setzten, die Arbeitsordnungen durclxms willkürlich anwenden und dadurch rückseitig fortgesetzt Kontraktbruch üben, 3) durch das Nullen der Kohlenwagen den Arbeiter um einen Teil seines verdienten Lohnes betrügen, 4) durch ihre Verkaufsorganisation des Kohlensyndikats ohne Berück sichtigung der Industrie und der allgemeinen Volksbe dürfnisse die Kohlenpreise systematisch hinaufschrauben und, um das in höherem Grade erreichen zu können, alles getan haben, was den Ausbruch des Bergarbeiter streiks zur Folge haben mußte? Welche Maßregeln ge denkt der Kanzler zum Schutz der Arbeiter zu ergreifen? ver HuktaeO in Ziiümrtastilra. Der Hsttentotten-Aufstand. Zum Aufstand der Hottentotten schreibt der Kommandant von Thorn, Generalmajor von Francois im „Militär- Wochenblatt": Nach der Kriegskarte befinden sich auf dem südlichen Kriegsschauplatz 380, auf dem nördlichen 346 Wasser stellen. Ein Teil von ihnen ist aber stets unbrauchbar, ausgetrocknet oder voll verdorbenen Wassers. Wirklich er giebige Wasserstellen sind nur an sehr wenigen Orten. Sie bilden die Oasen in der Wüste des südlichen Äriegsschau- Platzes, während sie im nördlichen zwischen dürftiger, nach Norden und Osten sich bessernder Gras- und Strauchsleppc liegen. So spärlich die Weide ist, sie bietet dem Vieh eine sehr bekömmliche Nahrung. Das darf aber nicht zu der Annahme verführen, daß sie große Herden ernähren kann. Der Süden hatte 1903 einen Vie Hst and von: 17005 Rindern, 2707 Pferden und Eseln, 101181 Schafen und Ziegen; der Norden von 9778 Rindern, 2146 Pferden und Eseln, 80 564 Schafen und Ziegen. Ter größte Teil des Viehs ist jetzt im Besitz der Hottentotten, die es meist geschickt verstecken, so daß die Truppen nicht aus Deckung des Schlachtviehbedarjs rechnen können. Ebenso wenig trägt aber das Wild dazu bei; denn der Wildbestand ist sehr gering. Wo die Natur mit so karger Hand gibt, können nur sehr wenige Menschen ihr Dasein fristen. 5000 Eingeborene bewohnen das südliche, 4000 das nördliche Nama-Land. Daß der Süden besser bewohnt ist, kann überraschen, findet aber seine Erklärung durch die Ent völkerung, der das nördliche Nama-Land durch die viel- hundertjahrigen Kriege zwischen Nama und Herero ausgesetzt war. Der Ausgang dieser Kriege 1892 scheidet die Hotten- tottenstäminc in die Bondelzwartgruppe im südlichen und die Witboigruppe im nördlichen Nama-Lande. Zu der Bondel- zwartgruppc gehören die Bondels-, Tleib-, Veldschoendrägers- und Afrikander-Hottentotten. Die Witboigruppe besteht aus den Witbois, Gokhas, Hoachannas, Bersabas, Belhaniern, Boi- und Grootdoden. Die 1198 Weißen des südlichen und die 606 des nördlichen Nama-Landes haben sich in elf kleinen „Das soll dir nie vergessen sein, Jack. Ich bin jetzt dein unL folge dir in allem. Was soll geschehen?" Er blickte langsam zu ihr auf. „Weißt du, daß heute nachmittag Extrablätter auf den Straßen verteilt wurden?" Sie sah ihn gespannt an. „Nein, — wir kamen ja erst abends nach Hause — was war's? " „Ein Diplomat in Berlin — hat — hat — Selbst- mord — begangen —sagte er langsam. Sie wurde sehr bleich. „Der Koreaner?" hauchte sie und die Pupillen ihrer Augen vergrößerten sich. Er schwieg. Da bedeckte sie ihr Gesicht mft ihren Händen und saß eine ganze Weile regung-los. „Armer Kerl!" Doch plötzlich sprang sie empor, Napier auf dem Teppich zurücklassend. Ihr Gesicht war hart wie Stein, ihre Augen funkelten. „Was gilt's!" rief sie. „Ein Märtyrer mehr! —- Noch einer mehr zu rächen! Vorwärts, Jack. — Und Gott mit uns." - Eine Stunde später — der Morgen graute bereits —- rasselte draußen eine geschlossen« Droschke davon. Tie Sonne schien Boris Suwarow in- Gesicht und weckte ihn auf. Er blickte hinüber zur Stutzuhr auf dem Sim» —, neun Uhr vorbei. Dein Kopf schmerzt« ihm. Wo war er denn —? Er mußte nachdenken. Und dann kam die Rückerinnerung wie ein Blitz. Der Zusammen stoß, — die Errettung. Er wäre beinahe ertrunken, — er, der gute Schwimmer. Wie das nur möglich war? Ach ja, der Kerl hatte sich an ihn geklammert. Dann fiel ihm wieder seine Brieftasche ein. Er griff untcr's Kopfkissen und lachte sich gleich darauf selbst aus. WaS befürchtete er denn? Seinem Lieb, seiner vergötterten Camille konnte er doch trauen! Dem Weib, das ihn so liebte, wie er sie. — Er dachte zurück an Petersburg. Welche Sensation hatte sie da erregt in den Salon?. Wie hatte sich alles um sie herumgedrängt, sie angebetet! Und gerade ihn hatte sie auserwählt von allen. — Er setzte sich auf in seinen Kissen und betrachtete sich wohlgefällig im Spiegel gegenüber. — Gott, — warum nicht?! Er war ja, waS man einen „schönen Mann" nennt! Wie sie ihn liebte! Wie sie häufig diskutiert hatten über die beste Art, ihre Liebe ungestört genießen zu können. Denn er war eifersüchtig, der schöne Boris Suwarow, — das konnte er sich nicht verhehlen. Und das Unischwärmen seiner Geliebten gefiel ihm nicht. Und La kamen sie denn auf die famose Idee: Sie wurde Spionin! Seinetwillen! Komisch! Denn eigentlich war er ja auch Spion geworden — ihretwillen! Zentral mann in London! Damit sie zusammen sein konnten. Und wie patriotisch sie war, sein Lieb! Kein Russe konnte patriotischer sein. Ihr Leben würde sie hingeben für Rußland, — wie er — alle- um seinetwfflen. Lu- Liebe zu ihm und zu Rußland war sie Spionin geworden — die Gute! Und Rußland liebte sie nur, weil er Russe war! Der Engel! Aber sie solle es gut haben bei ihm in Petersburg, als seine Frau. Oh, — er würde sie auf Händen tragen! Mit diesenc löblichen Vorsatz verließ Boris Suwarow langsam sein Sofabett und begann sich anzukleiden. Und als seine Toilette beendigt war, wollte er seiner schönen Wirtin einen Morgenbesuch abstatten. Er ging zur Tür, die ins Vorderzimmer führte. Sie war verschlossen. „Schläft noch!" murmelte er halblaut. „Das arme Kind muß doch auch müde sein von der Anstrengung. Ich werde sic nicht wecken." Und dann siel ihm ein, daß er so früh morgens das Haus überhaupt nicht durch das Hauptportal verlassen dürfe. Was würden die lieben Nachbarn sagen. Er lächelte bei dem Gedanken, — war aber Gentleman genug, ihn zu berücksichtigen. Und so schlich sich Mr. Boris Suwarow zum Hause der Mrs. Hamilton über die Tienertreppe und durch das Hinter- Pförtchen hinaus wie ein Dieb in der Nacht, ohne den Versuch gemacht zu haben, die Dame deS Hauses vorher zu sprechen. Sechs Stunden darnach strömte die Helle Nach- Mittagssonne in die leeren Zimmer, wo Mrs. Hamilton als Königin geherrscht hatte. Als dann gegen Abend Lord .Harry Burton seine Braut aufsuchen wollte, traute er seinen Augen kaum Träumte er denn? Nein — eß stimmte. Dieses hier war er, — mit einem großen Blumenstrauß tn der Hand. Da- draußen waren sets«
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