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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-09
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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WVWWWWWWDWWVWWWWW Bezugs-Preis t» der dqnpttrpeditiou »d«r deren Ansgyhv- pellen gb,,tzpitr vierteljährliches».—, M zweimalig« täglich« Zustellung ins Hau« S-?ö. Durch dir Pest bezogen für Drutsch. land a. Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für dl« übrigen Sünder layt Zettunqspreisltst». Liese Nummer »«stet ans allen Bahnhöfen und I »I I bei den Zeitungs-Verkäufern AV He s Redaktion und Erdedtttr» 1L8 Fernsprecher LW Johaunisgass« S. Haudt-Ailsase DreSLsy: Marienslraße 84 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). Haupt-Filiale Berlin: LarlDuncker, tzerzg l.Bayr.Hofbuchbandlg^ Lützowsirahr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4608). Morgen-Ausgabe. MpMr TagMM Anzeiger. Ämtsvkatt Les ÄSnigliche« Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und -es Nalizeiamtes der Ltadt Leipzig. An zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS Familien- und Stellen-Anzeigen SO Finan-tell« Anzeigen, Geschtfickanzeige» nm« Text od« an besonderer Stell« nach Toris Die -gespaltene ReNamezeil, 76 «ftuudmeschlutz für NnzpißpH. Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ansgabe: nachmMag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. GrtrG-vpslOHk» («ar mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition Ist Wochentag« uunuterbroch«» gräffuet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz in Leipzig (Inh. vr. V^R. si A. »linkhardtl. Nr. 14. Montag den 9. Januar 1905. SS. Jahrgang. Var WSMgrfe vom rage. * Der Reichskanzler bat am Sonnabend nachmittag de» Oberste« Leutwein empfangen. (S. Ausstand iw Süd- westasrika.) * Im zweiten Pariser Arondiffement wurde an Stelle Syveton» der Admiral Bienaimä zum Deputierte« gewählt. (S. Letzte Drp.) * Die llebergabederGefangenen von Port Arthur wurde gestern abgeschlossen. (<s. Letzte Dep.) Var Problem (lrr rollen meerer. Die Nachricht vom Fall des russischen Bollwerke- im fernen Osten hat in Amevika, mehreren Meldungen zu, folffe, stürmische Kundaebunaen hervoraerufen. Wir be zweifeln, daß Japan- Freude Amerika- Freude ist und ylaubsn vielmehr, daß Rußlands Trauer den JankeeS Anlaß zu gehobener Gemiit-stimmuna gegeben hat: denn in Amerika hat die Anschauung feste Wurzel gefaßt, daß der Stille Ozean Amerika- Herrschaft verfallen sei und natürlich wäre von den Uferstaaten Rußland der ge fährlichste Mitbewerber, da China au- seiner tiefen Lethargie noch immer nicht erwacht ist und Japan- Machtmittel wohl einen kurzen Aufschwung, nicht aber eine jahrzehntelange Konkurrenz gestatten. Von dem Muter lande ist die Idee der Seeherrschaft — „America rul« tds «Lvesl" — gleichsam auf das Tochterland ver erbt worden. In der Jugendzeit der europäischen Völker war da- Mittelmeer der Brennpunkt des internationalen Ver kehre-, heute ist eS noch wichtig genug als Durchgangs, straße und wegen seiner Küstenländer, immerhin aber hat sich nach der Entdeckung Amerikas der Verkehr vom Mittelmeer auf das Atlantische Meer verschoben. J-tzt tritt al- dritter Faktor das inselreiche Stille Meer in den Rayon dar internationalen Politik. Die Bedeutung des Stillen Meere- ist in zwei um fangreichen Werken behandelt worden. Archibald R. Colguhoun hat in einem Buche „Ide maoetr? ok tde I>settie" ansgeführt, daß es die Frage des zwanzigsten Jahrhunderts sei, wer die Herrschaft über das Stille Meer erringen werde, und gin anderer Amerikaner H. H. Bancroft überträgt in dem Buche „ll'ke ne« kaeikie" die Monroedoktrin auf da- ganze Stille Meer. Diese Schriftsteller stehen, wie Paul Dehn in feinem inter essanten Buche „Weltwirtschaftliche Neubildungen" mit- teilt, mit ihrer Anschauung keine-wegS allein. Im Jahre 1900 äußerte ein angesehener Senator: „Der Stille Ozean ist unser Meer", Ende April 1902 erklärte der Schabsekretär Shaw, die Union wolle die ganze westliche .Halbkugel, einschließlich der vom Süllen Moer bespül- ten Länder und Inseln überwachen. Etwa- gemäßigter drückte sich Staatssekretär Hay auS, aber auch er ver- herrlichte im November 1901 die Monroedoktrin und er- klärte, die nordamerikanrschen Interessen am Stillen Meer seien zu unbegrenzter Entwicklung bestimmt, Prä sident Roosevelt aber verkündete im Mai 1903, daß die künftige Herrschaft über das Stille Moer der Nord amerikanischen Union gebühre. Was die Amerikaner wollen, ergibt sich klar au» den Aussprüchen so zahlreicher hervorragender Männer. Ob sie ein Recht dazu haben, eS zu wollen, «diese Frage wollen wir nicht erörtern, da wir die Anführung -es Rechts begriffe- in Fragen politischer Machtenfaltung für un fruchtbar halten. ES genügt, daß Amerika in der Er- Werbung der Herrschaft über den Stillen Ozean ein vitale- Interesse erblickt. Mit dieser Auffassung müssen wir rechnen und dementsprechend disponieren. Die Hoffnungen Amerikas finden in den Tatsachen eine genügende Fundierung. Der Panamakanal wird Nordamerika im Verkehr mit Öftesten den Vorsprung Europa gegenüber gewähren. Amerika besitzt Havai und die Philippinen, ein nordamerikanisches Kabel führt von St. Francisko nach den Philippinen. Die Vereinigten Staaten bezeichnen es ganz offen als ihr Ziel, die größte .Handelsflotte der Welt und die zweitgrößte Kriegsflotte der Welt zu schaffen. Tie Union will auf den Philippi- nen eine befestigte Flottenstation anlegen, kurz und gut, Amerika redet wicht nur von seinen Rechten, sondern sucht sie auch durch energische Arbeit in Macht zu ver wandeln. Interessant ist eS, daß beide obenerwähnte Bücher starke deutschfeindliche Tendenzen bekunden. Diesen Ansprüchen Amerika- gegenüber dürfet» wir uns mit einer gewissen Genugtuung an da- Wort des Grafen Bülow vom „System der Gegengewichte" er- inner«. Ganz wie Amerika m jenen Zonen die Hege- moni« beansprucht, io will natürlich England nicht auf sie verachten, denn England ist bekanntlich davon über zeugt, daß da- Meer der gesamten Erdoberfläche nur ihm gehöre: außerdem ist aber ein« Art Monroadoktrin mit dem Schlagwort „Australien den Australiern!" auf gestellt worden und andererseits erklingt von Japan her immer lauter der Ruf: „Ostasten den Lstastatenl", selbstverständlich unter japanisch«, Führung. Da nun so viele Machtinteressen hier aufeinander stoßen, läßt sich mit einiger Gewißheit Voraussagen, daß sie sich gegen seitig einschränken und zum Teil aufheben werden, so daß es auch für uns möglich soin wird, — vielleicht im engen Aktschluß an die eine oder die andere dieser Mächte — unsere Interessen im fernen Osten wahrzunehmen und dafür zu sorgen, daß wir von dem reiche Ausbeute ver heißenden Gebiet nicht völlig ausgeschlossen werden. Deutschlands Stellung im Stillen Ozean beruht nicht allein auf Kiaufschou, durch dessen Erwerbung sich Graf Bülow sehr um uns verdient gemacht hat, wir haben un- in Neuguinea und auf den Marschallinseln festgesetzt und als Verbindung zwischen diesen Kolonien von Spanien die Karolinen erworben, die im Schnittpunkte der großen VerkehrSstraßen der Zukunft Japan-Austra- lien, St. FranziSco-Phikippinen und Ostasien-Panama liegen. Eine wertvolle Ergänzung bilden die Samoa inseln. Die Deutschen Schiffahrtsinteresten im «Stillen Ozean haben sich außerordentlich günstig entwickelt und auf Grund dieser Besitzungen wird Deutschland wohl im stande sein, seine friedlichen Interessen dort zu fördern und feine Machtstellung zu behaupten. Freilich — und damit kommen wir auf unser eeterum eonseo zurück — unter der Voraussetzung eines Ausbaues unserer Flotte, welcher der Entwickelung unserer überseeischen Interessen einigermaßen Schritt hält. ver stiikriana in Ziiavertattilra. Yes vH Gbevfte« beim Reichskanzler. Die „Norddeutsche Allgem. Zta." meldet in ihrer Sonn- tagSauSgabe: Reichskanzler Gras Bülow empfing am Sonnabend nachmittag den Obersten Leutwetn. An» ber „ventsch»Süb«^rstnfrik«nischsn Seitnntz". Am 7. November traf ein Rehobother Bastard aus Hen driks Lager in Kub mit der Antwort des alten Kapitäns Hendrik Witboi quf einen Brief des Gouverneurs Leutwein ein. Der Bries ist, wie die „Dtsch.-Südwestafrik. Ztg." mitteilt, durchaus in mystischem Tone gehalten und ziemlich lang. Der Schluß lautet: „Und rechnen Sie die weißen Menschen, die in dieser kurzen Zeit in meine Hände gefallen sind, so sage ich Ihnen, dieienigen meiner Leute, welche in Ihrer Hand sind, wis sen nichts von meinen Werken und sie haben Ihnen treu gedient. S o geben Sie die Leute frei, ohne ihnen etwa- zu tun, älle Leute, die die Häuptlinge Ihnen gegeben haben. Und den weißen Menschen kann e- (mein Vorhaben) nicht unbekannt gewesen sein, weil der Hauptmann Burgsdorfs selbst meinen Brief gelesen hat, bevor ich etwas gemacht habe. Ferner bitte ich Euer Hochwohlgeboren, nennen Sie mich doch nicht Rebell. So weit bin ich Kapitän Hendrik Witboi." Die wichtigste Nachricht — fall- sie wahr ist — würde die folgende sein: „Als BeukeS von Hendrik Witboi mit dem Antwortschreiben entlassen wurde, tat der Kapitän nur noch eine Aeußerung dahin, daß, wenn er mit dem Gouverneur allein zu Mn gehabt hätte, es vielleicht nicht so weit gekommen wäre." Das wurde, wie die „Tgl. Rundsch." bemerkt, zweifel- loS eine gewisse Rechtfertigung der Leutwein-Witboi-Politik sein. — Ter Bote bestätigt, daß die religiöse Flamme durch emen Sendboten der „äthiopischen" Kirche, einen Bet- schuanen aus der Kaprolonie, geschürt wird, der versprochen bat, dreißig Witbois zu salben, die dann Macht hätten, die Deutschen aus dem Lande zu jagen Bei seinem Eintreffen in das Witboilaaer wurde der Bote zuerst bedroht: Es sei keine Zeit mehr für Boten und alles werde erbosten werden. Man ließ ibn aber zu Hendrik nach Rietmond durch. Hen drik fragte ihn: „Warum schickt mir mein Freund noch emen Bries?" Dann, nach drei Tagen, konnte der Bote mit der Antwort abgehen. Einig« an der Grenze sitzende Bastards sollen sich, wie dasselbe Blatt nach den Angaben einer Far mer- berichtet, zum Teil gezwungen den Witboi angeschlossen haben. Die Zahl der Gewehre, über die die Auf ständischen verfugen, wird man gegen ft«X) schätzen dürfen. ES wird auch erwähnt, kurz vor seinem Tode habe Herr v. Burgs dorfs den Witboi- zu ihrem Schutze noch 200 Gewehre Modell 88 überwiesen. Dem Vernehmen nach soll die Ausführbarkeit einer Feldbahnanlag« von der Lüderihbucht nach Kubub sich ergeben haben. Einstweilen sind die Transporte nach dem Innern gesichert: mit einem Ochsen transport sind in Lüderitzbucht etwa 200 Buren auS Kapstadt eingetrosten, die die Wagen nach dem Innern führen. Hier sei ein Wunsch der Ansiedler verzeichnet, daß man die land wehrpflichtigen alten Farmer entlasse und bei diesen Trans porten beschäftige, damit sie etwa- Geld verdienen. vrr mrrircd-sapaaircde istieg. Di« Absichten Japans mit Port Arthnr. General Nogi hat, wie jetzt gemeldet wird, seit Monaten chinesische Arbeiter anwerben lassen, die sofort mit der Re paratur der Befestigungswerke von Port Arthur beginnen sollen, wenn die Rusten aus der Festung entfernt sind. Ge waltige Zement- und Bauholzlager sind zu dtesem Zweck a« Jalu eingerichtet worden und in Japan liegen Siahlplattcn und andere zum FesMnaSbau notwendig« Materialien zur Verschiffung bereit. Die Japaner wollen nach einer Londoner Zuschrift an den „H. C." Port Arthur stärker machen, alSe-iemal-war, und sie glauben, dies um so leichter Mn zu können, al- sie durch dre Belagerung alle Mängel in der russischen Verteidigung kennen lernten. Trotzdem sie der Ansicht sind, daß geraum« Zeit verstreichen wird, «he Ruß land m der Lage sein dürfte, die Stadt wieder zu belagern, wenn eS dazu überhaupt jemals kommen sollte, werden in der Stadt, wie der R«tersche Korrespondent in Tlchif» erfährt, Vorräte an Munition, LebenSmittän und LozarettbedürsnMen in solcher Menge aufgehäuft werden. Laß die neu« Garnison eme Belagerung auf Jahr« hinaus auSzuhaltm t« stände sein würde. Dre Japaner erklär«», a»S Leu russisch« Fehler, diel -elerut »u Haden. Die rrisfische GstfeeAstte «nd -le -Snischen Lotsen. Zu den in der ausländischen Presse enthaltenen Mit teilungen über die Durchlotsung der russischen Ostsee flotte durch die dänischen Gewässer will „Ritzaus Bureau" erfahren haben, daß von russischer Seite uur Zu friedenheit über die dänischen Lotsen ausgesprochen und nicht daS geringste darüber gehört wurde, daß irgend ein rus sisches Schiff bei der in Frage stehenden Gelegenheit von an deren als behördlich -ug« lassen«« Lotsen geführt worden wäre. Japan nnö Hi« Yaltsfch« Flotte. Als bei dem Auslaufen der baltischen Flotte aus Vigo sich eine immer größere Unruhe des Volkes, der Zeitungen und der volitischen Parteien bemächtigen wollte, hat, wie in einer längeren Betrachtung des „H. C " ausaesührt wird, Admiral und Marinemiutster V amamoto sich öffentlich dahin aus, gesprochen, daß die Regierung dqS Kommen der Flotte trotz allen SpotteS von Anfang an mit Sicherheit erwartet habe. Das ist natürlich eine Behauptung, hinter die Skeptiker ein große- Fragezeichen setzen werden: dennoch lasten sich Beweise Mr ihr« Richtigkeit aus den bisherigen Ereignissen erbringen. Trotz aller Begeisterung für die Taten der lapanrschen Flotte haben sich von Anfang an unter den Japanern wie unter Ausländern Stimmen erhoben, sie sei doch nicht schneidig genug vorgrgapgen und habe vor allem all« Erfolge durch frühzeitige Rückzüge in Frage gestellt. Das ist richtig: aber warum? West sie von Anfang an mit der baltischen Flotte gerechnet hat und daher wieder holt die Schneidigkeit der Klugheit zum Opfer gebracht hat. In der Nacht vom 10. zum 11. August lag der „Zesarewitsch" vor Port Arthur, ein hulflose- Wrack für viele Stunden, da er im letzten Augenblick guck Maschinenhavarie erlitten hatte. Bis auf zwei der jüngsten Offiziere waren alle Offizier« tot oder verwundet. Die Karten waren eingeschlosten im Karten zimmer, dessen Schlüssel der Navigationsoffizier mit über Bord genommen hatte, als die Kommandobrücke hinweggefegt wurde. Niemand bat etwas Andere- erwartet, als «inen Gnadenstoß von der Hand des siegreichen Feindes. Allein nie mand kam! Und ohne Lichter und Karten haben jene beiden jungen Offiziere in der dunklen Rackst das Schist nach Tsingtau gebracht. Wem haben sie aber ihre wunderbare Rettung zu verdanken? Der baltischen Flotte, die Admiral Togo erwartete und um derentwillen er seine Sckstste schonte. Oder warum ließ Admiral Kamimura die „Rossiia" und . Grvmoboi" entkommen? Zwei hülstose, schwervcrwundete Körper, denen der Todesstoß zu geben ein leichte« gewesen wäre? In der Verzweistuna beißt auch die Maus die Katze, und nickst einen Kreuzer konnte und kann nan mehr entbehren unfi opfern, vis man der baltischen Flotte die Zähne ge zeigt hat. Vjörnster«»« Vj»rnsKN hat noch einer römischen Depesche des „B. T." im Gespräch mit einem Redakteur der „Patria" scharf getadelt, daß die russische Kriegsanleihe in Westeuropa Aufnahme finde. Das Geld set Konterbande, denn solange Ruß land Geld bekomme, werde der Krieg nicht aufhören. Uebrr- aens würden Holland und Deutschland ihren Teil der Anleihe baldigst auf den Pariser Markt abwälzen l-st, so daß auch dies mal die „unerschöpfliche französische Gutmütigkeit" s?j die Milliarden für Rußland liefern werde. Ein hervorragender Finanzmann habe Björnson versichert, auf dem russischen Markte wäre keine Anleihe möglich, Rußland zahle die Zinsen der Anleihe von gestern mit dem Melde, das eS heute ent- lehn«. Sobald es also keine neuen Anleihen mehr aufnehmen könne, werden die alten Gläubiger übel daran sein vrulrcber Feiest. Lei-zig, S Januar * Mit dem Streik im Muhrlvhlenrcvier beschäftigt sich die ,Fköln. Ztg." in einem Artikel, der schroff gegen die Bergarbeiter Partei nimmt und fordert, daß gerade unter diesen Umstanden die Verwaltung der Zeche Bruchstraße keinen Rückzug antreten und auf ihrer Anordnung beharren solle; das „Biegen oder Brechen", das die Arbeiter zu ibrer Parole gemacht hätten, lasse auch die Betriebsverwaltung für sich gelten. Hervorzuhebe« ist, im Gegensatz zu so parteiischer Stellungnabme, da-, wa- die „Nordd. Allg. Ztg." an hervorragendem Platze über den Streik auSführt: Eine innerpolitisch stille Woche liegt hinter un-, während der indes leider am wirtschaftlich - soziale» Horizont düstere Wolken heraufgtzogen sind, durch da» drohende Näberrücken der Streik- qefabr im Ruhrrevier. Die neuesten Meldungen hierüber, welch« die Lag» als äußerst kritisch erscheinen lassen, finden unsere Leser an anderer Stelle des Blattes. Der Frrnerstrhende kann sich ja nicht leicht ein Bild von den hier zur Entscheidung drängenden Streitfrage« machen; so viel aber scheint aus den mit einer einzigen Ausnahme übereinstimmenden Aeußerungen der in direkter Fühlung mit dem Ruhrrevier befindlichen Presse hrrvorzugehen, daß in der Tat schon seit längerer Zeit eine tiefgehend« Gärung unter den Bergleuten des Ruhrrevier- herrscht, deren allgemeine Gründe summarisch aufgezähll etwa in folgenden streitigen Momenten zu suchen stad: ia der Frage der Feierschichten und der Seilfahrt, der Stillegung der Zechen, der Gerechtigkeit der persön lichen Behandlung und dem Nullen der Wagen, weiterhin auch in Lohnfragen, in der Forderung der achtstündigen Schicht und der Mitverwaltung der UntrrstützungSkassen und anderem. Al» er klärende psychologische Momente von hoher Tragweite für die derzeit im Ruhrrevier herrschende Bewegung findet man t» der Presse noch zwei Erscheinungen angeführt. Die „Köln. Volk»ztg." hebt hervor, Latz infolge besseren Au-bane» der Orga nisation unter die Bergleute des rbeiaisch-westfälischen Kohlen bergbaues ein anderer, kritisch beobachtender und nachdenklich«: Geist gekommen sei, und auf der andere« Sette, von Arbeiterseite, wird geklagt über da» Ueberhondneham» eine« srelealosen Kapitalism»«, der oh« Rücksicht auf Wohl und Wehe de» einzelnen Arbeiter» nM »och den Wunsch bekunde, für Li« Latr«ffa»de Gafallschaft »-Glichst viel h«r«»»z»schlOGe». W» spatziallar Anlaß zu den jetzt so scharf zu gespitzt« Di fiere»«« st» Ruhrrevier ist t» «Rnm» Li« vo» der Verwaltung Ler Zech« Bruchstraß« an« Mmdmt« Hettän«rimg Lm Seilfahrt, i» welch« Li« Zechen ver- waweag st» Gegensatz z»m allergrößten Dell L« Belegschaft keine Gchichtverlängernng «hlickm »rill, „L di» Maßregeln»- de» Ar beiterführer» Wagner auf der Zeche Herkules. BI» jetzt stehen sich die Anschauungen, insbesondere in der Hauptstage der Seilfahrt- Verlängerung, noch unversöhnt gegenüber. Eine gewisse Hoffnung besteht allerdings darin, daß sich die Parteien vor dem Einigungs amt des BerggewerbegerichtS, au welches das Oberbergamt Dort mund die Belegschaft verwiesen hat, doch noch rntgegeukommeu. Sollte eS indeß zum Streik kommen, so spricht immer noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß dir Bewegung lokalisiert bleibt, und ein Generalstreik vermieden wird. Zu der Aeußerung de» Herrn Kirdorf bemerkt die „Tägl. Rundschau": „Herr Geheimrat Kirdorf hat die Freundlichkeit gehabt, in einer Unterredung mit einem Mit arbeiter der „Boss. Ztg." al» einzige Ursache der Bewegung die „agitatorische Heye der Bergarbeiterverbände" zu be zeichnen. Bei den wenig intime» Beziehung«», in denen Herr Kirdorf zurzeit mit der preußische» Staats regierung im allgemeinen und Herrn Möller im be sonderen steht, ist ja gottlob nicht zu befürchten, daß die Auffassung de» Beherrscher« de» rheinisch-westfälische« Kohlensyndikats ohne weitere» auf sie abfarbt*. * Sur ReichStGgSerstrtzw-hl t« Lalbe-AscherSlebe« beryerkt die „Nationalliberale Correspondenz", »achtem sie rhre Ge nugtuung darüber ausgedrückt hat, daß der Kausmaa» Placke durch eine Verständigung der Parteien al» Kandjdst der Nationalliberalen, Konservative» und Freisinnigen gestellt worden sei: Leider hat mau es trotzdem nicht für überflüssig, ia, wir «Schl« sagen, nicht für unklug erachtet, im letzten Augenblicke »ach in har Perlon des Herrn Rayardt-Bcrlin, JnuungS-Obermemer» und Bor- stands der Mittelstands-Vereinigung eine» besonderen Ka»- didaten des HandwerkerbnnLeS aufzirstelle». Der Bund der Landwirte unterstützt ihn. Wir könne« diese» Vorgang nur aus» tiefst« bedauern, müssen aber gleichwohl unserem Wunsche auf das nachdrücklichst« Ausdruck geben, daß di« Wahl- Propaganda in den le-tru Togen vor de« entscheidend«» Lernst» w«nn auch mit denkbar größtem Eifer, dock in Forme» betrieb« werde, welche eS uicht unmöglich machen, daß die Rivalen van Herste bei einer eventuell notwendig werdenden Stichwahl »U sammengeben. E» werden sich, wie e» scheint, Lei dieser Gelegenheit frühere Ersahrungru wiederholen. * Barlt». S. Jmwar * Mil Ler Wiener Meldung Le» „Verl««« Ta«eLl»tte4", die Verständigung über de» deutsch-österreichischen Handelsvertrag sei erfolgt, sind di« folgend» Aus lassungen der „Neuen Freien Presse" zu vergleichen, die in ihrem Abendblatt vom Sonnabend gleichfalls von den io industriellen und finanziellen Kreisen verbreiteten Ge rüchten Notiz nimmt. Das Blatt schreibt, nachdem e» fest gestellt hat, daß die Gerüchte den Tatsachen nicht entsprächen: Im Augenblick ist noch keine Mitteilung eingetrossen, daß man sich über die beiderseitigen Vorschläge geeinigt hätte. Vor her Abreise der Unterhändler haben die österreichische und ungarisch« Regierung sich vollständig über ihr weitere» Vorgehen verständigt, und die Delegierten haben so genaue Instruktionen bekommen, daß im gegenwärtigen Stadium der Ver handlungen zwischen der österreichischen und unga rischen Regierung neue Besprechungen vorläufig über flüssig find. Die günstigere Wendung scheint in den letzten zwei Fragen in Berlin eingetrrten zu sein, da vorher gemeldet wurde, daß die Schwierigkeiten al» sehr bedeutend anzusehen seien. Es läßt sich im Augenblicke nickt sagen, wann in der Veterinär frage ein vollständige» Einvernehmen erzielt sein wird. E» ist nicht ausgeschlossen, daß dir» schon in der allernächsten Zett der Fall sein wird. Damit wär« das wesentlichste Hindernis jur d«n Vertragsabschluß beseitigt, Allerdings ist dann noch rin« sehr große Detailarbeitzu bewerkstelligen. Trotz de» unleugbaren Fort schritte« in den Verhandlungen können vorzeitig keine sicheren Schlüsse gezogen werden, da man beispielsweise beiden Vertrag-Verhand lungen mit Italien wiederholt die Erfahrung gemacht hat, daß in Augenblicken, in denen man bereits an einen Vertragsabschluß glauben konnte, plötzlich neue Schwierigkeiten austauchten, welch« das Abkommen in Frage stellten. Jedenfalls find jetzt in Berlin beide Teile auf das eifrigste bemüht, die noch bestellenden Hindernisse vollständig wegzuräumen, da man hofft, daß diese Be mühungen bald von Erfolg begleitet sein werden. * Inr Frage LeS Inkrafttreten» Ler neue« Handels- Verträge schreiben die „B. P. N.": Es darf als sicher angesehen werden, daß di« neue» Verträge die alten unmittelbar ablösen werden. Bei einer solchen Sach lage ist es nicht recht begreiflich, wie da» Gerücht von dem bevor- stehenden Erlaß eines allgemeinen Gperrgesetze» hat auf- lauchen können. Solange die alten Verträge in Kraft find, ist ein allgemeines Sperrgesetz unmöglich. Die Provenienzen aus den Toris- und den Meistbegünstigungsvertragsstaaten habe« während dieser Zeit Ansvrnch auf die ihnen nach den Verträgen gewähr leistete Zollbebandlnng. Ein die letztere etwa ander» regelnde» Gesetz fit vollständig ausgeschlossen Sobald aber die neuen Ver träge Geltung erlangen, tritt auch der neue deutsche autonom« Zolltarif in Kraft; denn die neuen Verträge sind doch auf der Grundlage de» letzteren anfgebaut. Tann aber ist ein Sperrgesetz unnötig, weil die neuen Zollsätze, modifiziert durch Li« Tarifvertrags vereinbarungen, zur Anwendung gebracht werden müssen. Weshalb also rin allgemeine» Sperrgesetz erlassen werden sollte, ist nicht einzusehen. Die Verhältnisse liegen eben infolge der bestehenden Tarifverträge gegenwärtig wesentlich ander» al- Ende der siebziger Jahre deS vorigen Jahrhundert-. — Dem Vernehmen der „B. P. R." nach werden sich in dem preußischen StaatSbauShallsetat für 1908 auch ver schiedene auf die Berbesseruna der GckifsahrtsverhLltnisse der Oder in Schlesien avzielende Neuiordernngen befinden. Dohln gehören die ersten Raten für die Erweiterung de« Kaseler Hasen- durch ein dritte- Becken, dir Anlage zweier neuer Kohlen- kipper in diesem Hafen und di« Herstellung einer Schleppzugfchlense an der Reisiemündung. — Die diesjährige Hauptversammlung de» Deutschen Nautischen Verein» findet in den Tagen vom 18. bi» IS. Februar d. I in Berlin statt. Auf der Tagesordnung sieben außer geschäftlichen Angelegenheiten der Entwurf «Ines Transport- verfickerungsgesetzeS, Besährgungsoachwei» der Seeschisser and See- steuerleute, Abgabenfrei-«« auf natürliche» Wasserstraßen, Er mäßigung der Konsulatsgebühre», internationale Sckiffsv«rmessn»G, Tag- und Nachtfianal« sü Schiffe vor einem Treibanker, Vertief»»« der Ems von Börsum bi» zur Leerer Schleuse, iokernatiouale» Priienqericht uuL Kriegskontrrbaud«, Aenderuug der Klasfifilatto»»- vorfchriftr» und Befeuerung Ler Marokkanischen Käst«. * * MtnLe», 7. Januar. Di« Regier»»- ß«t i» «»er «» di« Krrisfchulmspektorev erlassenen Verordnung a»geord»tt, daß ia Znkuaft ksi» UaalyßGßst »ßaa Lsfauder» »o iß«
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