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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190501152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19050115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19050115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-15
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1905
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HWMWWWMH BezugK-VretS t« d« Hanptexpedtttm, oder deren AnStzab«,. stell« -»geholt: vterteljährltzh , bei zweimaliger täglich« Znstrlling tn« Hau» -I 8.7b. Durch die Post bezog« für Deutsch« land u. Oesterreich vt«trljührlich 4.K0, für die übrigen Länder laut Zeitun-tpreiSliste. Diese Nummer lostet 4/^ ML auf all« vahnhvfru und III ^Ist I Lei den Leitungt-Verkäufern I * Aedaktto« m»tz Erstetzttio« 1b3 Fernsprecher SLS Johannitgasf« 8. Han-t-Atltal« Dresden: Marirnstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713), Haupt-Filiale verlin: CarlDuncker, Herzgl.8ayr.tzofb«chhandlg^ Lützowurahe 10 (Fernsprecher Amt. VI Nr. 4308). UeiWM TügMM Anzeiger. ' Amtsölatt Ses Hiinigliche« Land- und Les ÄSnigliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen. Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeiaen, GeschäftSanzeigen unter Text oder an besonderer Stell« nach Tarif. Die «gespaltene Reklamezrile 7ü^. Annahmeschlutz für Anzeige«. Ab end-Aulgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgan-Ausgab«: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen find stet« au die Expedition zu richten. GAra-vetlagnr (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Vrtzetztttsn Ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von V. Poft in Leipzig And. vr. V.,N. L W. Klinkhardtl Nr. 26. Sonntag den 15. Januar 1905. SS. Jahrgang. Vs« WÄtigrir vsm Lage. * Da- Befinden der Großherzogin von Weimar Kat sich abermals verschlechtert. Die Lungenentzündung ist weiter fortgeschritten. * Die Revision des Geb. Kommerzienrats Victor Hahn in Dresden gegen da- Urteil de« Dresdner Land gericht« vom 17. September, da« ihn wegen Unterschlagung und Vergehens gegen das Depotgesetz zu 4 Jahren Ge fängnis und 3000 Geldstrafe verurteilte, wurde gestern vom Reichsgericht verworfen. (S. Gerichtssaal.) * DaS Oberkriegsgericht zu Magdeburg hat das Dessauer KriegSgerichtSurteil gegen die Musketiere Günther und Vogt und den Unteroffizier Heine auf gehoben. Die Strafen gegen die Musketiere würden er heblich gemildert. (S. Letzte Depeschen.) * Die sozialdemokratische Interpellation über den Bergarbeitvrstreik im Rubrgebiet wird in den nächsten Tagen durch Minister Müller beantwortet werden. (S. Bericht.) * DaS preußische Abgeordnetenhaus begann gestern dir erste Lesung des Etats. (S. Bericht.) * Die Budgetkommission deS preußischen Ab geordnetenhauses hat gestern de» Bericht Uber die Hiberuia-Borlage sestgestellt. * Der NeichStagSabgeordnete für Tilsit-Niederung, Ober- regierungSrat Schick erl in Gumbinnen, soll, wie in parla mentarischen Kreisen verlautet, in« Ministerium des Innern berufen werden. * Nach einer Meldung au« Graz will Oesterreich die Anamda-Inseln zwischen Borneo und Malakka von Holland kaufen. (S. letzte Dtp.) * Der «Daily Expreß" erfährt, die Auslösung deS englischen Parlament« werde wenige Wochen nach dessen Eröffnung erfolgen, die Neuwahleu dürfte» im März stattfinden. (S. Ausland.) * Der „Corriere della Sera* meldet au« AreScia, eine Kommission italienischer Genera lstabSo ff izie re studiere die Errichtung neuer Grenzfort'S, die den geplanten Be festigungen Oesterreichs da« Gleichgewicht halten sollen. * Die Russen wurden am Donnerstag bei In kau geschlagen und zogen sich nach Nord-Takaolän, südlich von Niulschwang, zurück; am Freitag erlitten sie eine Niederlage bei Niulschwang. (S. russ.-jap. Krieg.) * Au« Petersburg wird gemeldet, daß japanische Kreuzer sich an der Nordweftküst« von Borneo be finden. (S. ruff.-jap. Krieg.) P-Wtche Aocbenichs». An der Ruhr hat sich ein schweres Wetter zusammen- gezogen. Mit bangen Sorgen blickt ganz Deutschland dorthin. Noch keine vier Wollten sind es her, bah im Reichstage eine mehr akademische Erörterung über den Bergarbeiterschud gepflogen wurde. Daß unter den Bergarbeitern viel Unzufriedenheit herrscht, wußte man längst, aber dah die Katastrophe so nahe sei, hatte niemand geahnt. Man glaubte im Reichstag« wie- der einmal die übliche Pflicht getan zu haben, indem man eine Resolution an nahm, in der ein besserer Berg, arbeiterschutz und ein« Regelung des Bergrechts durch das Reich gefordert wurde: und die Regierung sprach ihren Segen dazu, indem sie die ebenso üblichen wohl- wollenden Erwägungen in Aussicht stellte. Mit diesem Kinderliedchen hat man die Bergarbeiter fünfzehn Jahre lang etngelullt. Denn im Grunde sind eS immer noch dieselben Klagen und Forderungen, die schon vor 15 Jahren bei dem großen Bergarbeiterstreik durch ganz Deutschland gellten: noch immer wird die Regelung der ' Arbeitszeit in den Bergwerken vergebens gefordert, noch immer wollen die Beschwerden über rigorose- „Nullen" der Wagen nicht aufhören, noch immer wird Anklage gegen die engherzig« Verwaltung der Knappschaftskossen erhoben. Nur daß sich seitdem die Verhältnisse wesentlich verschlechtert haben: denn die Kapitalkonzenlration hat eine neu« Methode gefunden, di« Arbeiter zu Lausenden auf das Pflaster zu werfen: die Stilllegung der kleineren Zechen. Die preußische Regierung hat auch diesen be denklichen Vorgang näher untersuchen lassen und sine Denkschrift darüber vorbereitet: leider werden nur hungerndeArbeiter auch von der schSnftenDenkschrift nicht satt. Weiter kam eine Geißel der Bergarbeiter hinzu, die ebenso ekelhafte wie gefährliche Wurmkrankh«it: auch hier wiegte man sich in Preußen in einen recht unbe gründeten Optimismus. ES ist kaum «in Hahr her, daß erklärt wurde, «» gebe keine Wurmkrankheit mehr: in Wirklichkeit litten damals 80 Prozent an der Wurmkrankheit, und auch heut« beträgt die Krank«n- zifser noch 38 Prozent. Da- sind ZustLwde, die die Unzufriedenheit erklär lich erscheinen lassen. Deshalb genügt« auch di« Der, längernng der Seilfahrt auf der Zeckt« „Bruchstraß«*, um Li« ganz« Bergarbeiterbevölkeruna in einen Fleberzustanb geraten zu lassen. Käst überall in dem weiten Gebiete flammte es bedrohlich auf: all« Besonnenheit, alle ruhige Ueberlegung, die sonst den Bergarbeiter auSzeichnet, schien wie weggeblasen. Die Führer meinten eS ehrlich, als sie mit aller Gewalt zu bremson versuchten: nicht aus Friedensliebe, aber weil die Aussichten für einen Generalstreik kaum jemals so ungünstig gewesen sind wie gegenwärtig. Aber auch von ihnen gilt es, daß sie geschoben wurden, wo sie zu schieben glaubten. So hat denn die Delegiertenversammlung am Donnerstag zehn Forderungen aufgestellt, von denen der größte Teil für die Zechenbesitzer nicht diskutabel ist. Tie Zechenbesitzer wieder haben anscheinend gewähnt, mit dem Feuer spielen zu können: nun geht eS ihnen wie dem Zauberlehrling: sie werden die Geister, die sie riefen, nicht wieder los. Erst am nächsten Dienstag soll die Entscheidung über den Generalstreik fallen. Noch ist eine wenn auch geringe Hoffnung vorhanden, daß er vermieden wird. Mögen wenigstens, wenn er trotzdem komnit, Regierung und Unternehiiler mit gutem Ge- wissen sagen können, dah sie alles getan haben, ihn zu verhüten. Tie preußische Regierung, die noch jüngst bei dec Hibernia-Verstaatlichung so l>art mit den westlichen Kohlenmagnaten zusammenstieß, hat jedenfalls allen Grund, die Ruhe und Arbeit im Kohlenrevier aufrecht zu erhalten, schon weil von einem Bergarbeiterslreik die Staatsfinanzen in stärkster Weise in Mitleiden schaft gezogen werden. Wenn der Finonzminister Frhr. p. Nheinbaben am Dienstag dem Abgeordnetenhause einen geradezu glänzenden Etatsentwurf vorlegen konnte, so sind diese finanziellen Erfolge in allererster Linie der aufsteigenden Konjunktur im wirtschaftlichen Leben und den damit zusammenhängenden Eisenbahn- Überschüssen zu danken Deshalb nahmen sich auch die Klagen über dis Anforderungen des Reiches an die Einzelstaaten gerade von dieser Seite etwas komisch aus. Drohte doch der preußische FinanzminM- sogar dann , daß er eine Anleihe aufnehmen müsse, wenn der Reichs- tag Preußsn noch weiter« 90 Millionen Matrikular- beiträge aushalsen würde. Da- ist ein Schreckschuß, nicht mehr, zumal der Reichstag schon Mittel und Wege finden wird, da» Reichsdefizit durch andere Kunststücke zu beseitigen. Die anderen Bundesstaaten sind freilich weniger gut daran: aber sie haben sich wenigstens endlich entschlossen, der unpraktischen Kraftvergeudung auf den einzelnen Eisenbahnsystemen ein Ende zu setzen. Die Konferenz über die Betriebsmittelgemein schaft. die in der letzten Zeit in Berlin tagte, kann die partikularistisch« Entwicklung unseres Eisenbahn- systems nicht ungeschehen machen, aber sie kann doch ver hindern, daß die Kleinen von den Großen völlig an die Wand gedrückt werden. Frhr. v. Dteng«l wird jedenfalls bei der Rede seines preußischen Kollegen gedacht haben: Die Sorgen möchte ich auch haben. Er hat es wirklich nicht so gut, auch paßt der Reichstag ganz ander» auf, al» die Iasage- maschine des preußischen Abgeordnetenhauses. Gerade in dieser Woche batt« er ja wieder mit der Budget- kommisston d«S Reichstage» einen harten Strauß zu bestehen. Es waren recht ungemütliche Töne, in denen der ReichLregierung die Pflicht nahegelegt wurde, gefälligst für die ungedeckten Ausgaben zur Be- kämpfung de» Aufstandes in SUdwestafrika Indemnität nachzusuchen. Nicht viel hätte gefehlt, daß man der Negierung den ganzen Nachtragsotat vor die Füße ge legt hätte. Dazu ließ eS nun der diplomatische .Herr Spahn nicht kommen: er baute dem Reichskanzler eine goldene RückzugSbriicke, und Graf Bülow hat viel zu viel Sorge vor inneren Krisen, als daß er sie nickst be treten hätte. So kam mit Hülfe des Bundesrats ein neuer Paragraph zustande, durch welchen dem Reichs kanzler für die über- und außeretatmäßigen Ausgaben Indemnität erteilt wird. Aber der Reichstag hat doch der Negierung gezeigt, daß er wenigstens in Finanz, fragen nicht mit sich spaßen läßt. Und nicht bloß in Finanzfragen. Auch die Debatte über den Königsberg er Prozeß verlief nicht weniger als gemütlich. Es muß nicht angenehm für einen preußischen Iustizminister sein, sich Dinge sagen zu lassen, wie sie der Abg. Müller-Meiningen in seiner scharfpointierten Anklagerede vorbrachte. Doch auch von nationalliberaler Seite wurden die beim Königsberger Prozeß aufgedeckten Zustände als unerträglich bezeichnet. Mit Recht meinte der Abg. Lucas, man solle nicht bloß die au-ländischen Staatsoberhäupter in Schlitz nehmen, sondern man sollte vor allem unsere deutschen Mitbürger gegen Willkür im Ausland« schützen. Wer sich der geradezu schmachvollen Behandlung erinnert, die bei- spiel-weise die deutschen Juden sich in Rußland gefallen lassen müssen, der wird diese Argumentation zu wür digen verstehen. Zu den inneren Sorgen kamen dis äußeren. Noch immer ist unser Verhältnis zu England äußerst höflich, aber kalt, trotz alle, Bemühungen, dl« Temperatur zu verbessern. Pros. Paasche behauptet, daß er in Kreuznach, wo sr von einer Kriegsgefahr zwi- schen Deutschland und England gesprochen haben sollte, falsch verstand«: worden sei. Die Referenten jener Versammlung halten ihre Berichte voll ständig aufrecht. Wie dem auch sein möge, jedenfalls haben seine Ausführungen den Anstoß zu einer gewissen Besinnung auf beiden Seiten gegeben. Auch in England scheint man jetzt die Empfindlingen des Reiters über den Bodensee kennen gelernt zu haben. Man sucht deshalb uns augenblicklich etwas aufdringlich davon zu überzeugen, daß man es mit uns herzlich gut meine. Wir wenden uns den Liebeswerbungen wie den früheren Drohungen gegenüber am besten stehen, wenn wir unbeirrt den Weg verfolgen, der uns durch unsere nationalen Interessen vorgeschrieben ist. Das imponiert auch im Auslande an« meisten. Mehr jedenfalls, als die heute zur ständigen Einrichtung geworbenen Telegramme und Geschenke. Wie wenig solche Aufnierksamkeilen im Auslände gewürdigt werden, hat man erst jetzt wieder in Washing ton gesehen: fehlte doch nicht viel, daß das Denkmal des jungen „alten Fritz" von einem fanatischen Bankee in die Luft gesprengt worden lväre Und die Verleihung des Ordens paar le- m^rite an die Generäle Stössel und Nogi, so gut sie gemeint war, dürfte in Rußland und Japan gleichfalls recht gemischte Ge fühle auSgelöst haben. Zumal soweit Rußland in Be tracht kommt, bedeutet wohl die Dekorierung Stössels eine Durchkreuzung der Absichten des Kriegsdeparte ments. Tenn man sucht dort nach einem Schuldigen, auf den man die Verantwortung für den Verlust von Port Arthur abwälzen könnte: wenn nicht alle Zeichen trügen, glaubte man ihn in Stössel gefunden zu haben, gegen den man jetzt Steinchen auf Steinchen zusammen- trägt. Jedenfalls ist es durchaus noch nicht gesagt, daß daS Kriegsgericht, vor das Stössel gestellt werden soll, -'r bloße Formalität bleiben wird. Insofern stört wohl in cmitzlsstfe Verdienstorden die Zirkel der russischen Kriegspartei. Auch andere finanzpolitische Pläne soll die Ordensverleihung vereitelt haben. Wie mail sagt war beabsichtigt. Stössel einen Abstecher nach Paris machen zu lassen, mn Stimmung für ein« neue russische Anleihe zu machen Den Stössel mit dem Orden pour I« mSrits kann man dazu natürlich nicht gebrauchen. Beide? braucht nicht lvahr zu sein, eins ist eS sicher nicht, denn der Sündenbock Stössel verträgt sich nicht mit dem Gutwettermachen. Uns braucht eS natürlich nicht zu hin- dern, den Heldenmut Stössels anzuerkennen: nur fragt eS sich, ob es nötig war, dieser Anerkennung einen offiziellen Ausdruck zu verleihen. Während sich die Meldung vom Sturz de- reform freundlichen russisckien Ministers des Innern Swjato- Polk-Mirski und seine Ersetzung durch Witte bisher noch nicht bestätigt hat, der russische Ministerrat vielmehr noch seine Reformtätigkeit, wenigsten» auf dem geduldigen Papier, fortsetzt, sind die Tage des Ministeriums Combe » offenbar gezählt. Die Wahl deS gewandten und ebenso gewissenlosen Doumer zum Kammerpräsi- deuten lvar der Todesstoß, den ihm die Kammer versetzte. Jetzt fragt es sich nur noch, wann e» seinen letzten Seufzer auSstößt und wer sein Erbe antritt. Hniäam. indhuk sind gestor- indenfels, geb. am ver Nllkrtana in Mmrtattitza Nach einem Telegramm aus ben: Leutnant Karl Frhr. v. .... 22. Oktober 1877 zu Bayreuth. früher kgl. daher. 6. Chevaux- leger-Regiment. im Lazarett Evukiro an Typhus: Dizefeld- Webel Gustav Dieneseld, geb. am 24. Aug. 1870 in Tolle, frühes Eisenbahn-Regiment Nr. 2, am 11. Januar im Laza rett Swakopmund, an Herzschwäche; Reiter Ludwig Gra bowski, geb. am 24. Mai 188;i in Hohenstein, früher Pio nier-Bataillon Nr. 20, am 11. Januar im Lazarett Swakop- mund, an Gehirnentzündung. von Lsiehs«. Ueber die Beförderung von Leichen auf dem Seetvsge zwischen Deutsch-Südweftasrika und einem deutschen Hasen bat der Reichskanzler besondere Vorschriften erlassen, die am Freitag im „Reichsanz." veröffentlicht und schon am 1k. De zember in Kraft getreten sind. Danach ist für dic Beförderung von Leichen auf einem bestimmten Formular ein Leickenpah beizubrinHen. Für die Leichen non Personen, welche an Cholera, Fleckfieber, Pest oder Pocken verstorben sind, dürfen diese Pässe erst dann ausge teilt werden, wenn mindestens ein Jahr nach dem Tode vers offen ist. Bei Leichen von Per sonen, welche an TypbuS gestorben sind, ist bei strenger Be- achtung der in diesen Vorschriften enthaltenen Bestimmungen di« Einhaltung einer besonderen Frist nicht erforderlich, ie- bock bat ein fpäteres nochmaliges Oefsnen des Sarges zu unterbleiben. Die Leiche muß in einem hinlänglich wider standsfähigen, luftdicht zu verlötenden Metalliarg ein geschloffen und letzterer von einem festgefügten tzolzsara der gestalt umaeben sein, daß jede Verschiebung des Metalffarges in der Umhüllung verhindert wird. Der Holzsara ist in einer Ueberkistc derart zu verpacken, daß auch hier jede Verschiebung de» Inhalts ausgeschlossen ist. Sofern die Leiche nicht voll ständig einbalsamiert wird und e» sich nickt um Transporte von kürzerer Dauer handelt, ist die Leiche durch Einspritzung konservierender Flüssigkeit, z. B. von etwa 5 Lltern einer wein- aristigen Lvsuna von Formaldehyd flO Prozents oder Rohkresol iß Prozents ober Sublimat >2 Prozents oder Ehlorzink 110 Prozents in eine oder mehrere leicht zugängliche Arterien u. s. w. gegen Verwesung möglichst zu schützen; auch ist der Boden deS inneren sMetall-) Sarge- mit einer reichlichen Schicht Sägemehl, Torfmull oder andern aufsaugenden Stoffen zu bedecken. Der Schluß d^r Bestimmungen lauten „Leichen find an Bord tunlichst getrennt von Nahrungs- und Genußmitteln und derart auszubewahren, daß eine Be lästigung der Reisenden und der Besatz'., -g vermieden wird.' Vie Au»stc5)ten im Sch 4;gebiet. Zur Lage in Deutsch-Südwestafrika schreibt man der „Nat.-Ztg.": „Wir glauben nicht, daß vor Jahresfrist ein geordneter Farmbetrieb in der Kolonie wieder wird durch geführt werden können, weil man kaum früher das nölige Arbeiter- und Viehwärtermaterial haben wird und weil im Norden der im Frühjahr beginnende Ovamboseldzug nicht vor Ende deS JahreS abgeschlossen sein wii>. I« rascher der Bahnbau gefördert wird, desto eher wird auch der Aufstand beendet sein und desto sicherer wird auch künftigen Unruhen vorgebeugt werden können, weil den Schutztruppen und Be amten durch Bahnen eine häufigere Bereisung und Aontrol- lierung auch entfernterer Gegenden ermöglicht wird. Der Reichstag sollte deshalb gerade den Forderungen, die sich auf Bahnbauten beziehen, besonders wohlwollende» Verstand- nis entgegenbringen. ver tUttirÄ-lapanirebe sirieg. Die Zwietracht -er Generale. lieber die befremdlichen Gerückte von einem Streit zwischen Stössel und den anderen Generalen. Gerüchte, die sowohl der bisherigen Port Arthur-Legende schädlich sind, al« auch den deutschen I'virr I« LlöritoFall illustrieren, schreibt man der „Neuen Freien Presse": „Man sollte glauben, daß Kommandanten, welche durch neun Monate einem gemeinsamen erhabenen Ziel«, wie es die Verteidigung Port Arthurs war, zustrebten, das gleiche Schicksal, die gleichen Gefahren, Anstrengungen und Ein« bchrunqen ertrugen, sich schließlich auch in ihrem ganzen Den ken und Trachten, intellektuell und moralisch derart identifi zierten, daß sie schließlich auch das durch die Kapitulation geschaffene Los einmütig zu gleichen Teilen auf sich nahmen. Kriegsmänner, die Großes leisteten, durch Begabung, Cha rakterstärke, Kaltblütigkeit in krisenhaften Momenten ihren Untergebenen imponierten, fesselten diese unwillkürlich in Ueberzeugungstreuc an sich, wonach Ueberlegung und Ge horsam einem bedingungslosen Mitgehen durch Dick und Dünn wichen. Aehnliche» hätte man von den Generalen und Stabsoffizieren der Beladung Port Arthurs nach der Kapi- tulation erwartet. Doch — wer staunt nicht — in dem Mio- ment, wo das Kommando unter dem Machtworte deS sieg- reichen Gegners verstummte, schieden sich die höheren Kom mandanten, welche Europa für ihre gemeinsamen Wasscn- taten ausnahmslos zu Helden erhoben hatte, in zwei Lager. Die, welche in den Kämpfen Sckulter an Schuster gestanden waren, nach einem Befehle, sür einen Zweck ge- kämpft und ihr Leben wiederholt eingesetzt hatten, sind nun, wo es sich um die Folgen ihrer gemeinfamen Tätigkeit handelt, verschiedenen Sinnes. Die einen kehren mit freiwillig über- nommcner Verpflichtung, während dieses Krieges nicht mehr zu kämpfen, in ihr Vaterland zurück, die anderen ziehen, diese Bedingung verschmähend, mit ihren Kampfgenossen, den Soldaten, welchen keine Wahl gelassen ist, in die Gefangen kelch ein Unterschied in der Auffassung! Dieser Gegen- satz wird aber noch dadurch verschärft, daß er gerade unter den höchsten Generalen besteht und diese von ihrem Oberkommandanten trennt. Generalleutnant Stössel, der Kommandant der Besatzung, kehrt nach Rußland zumick, der Festungskommandant dagegen, Generalleutnant Smir now, der Kommandant der 4- ostsibirischen Schützendivision Generalmajor Fok, ein Brigadier, Generalmaior Gor- batowski, der 7. ostsibirifchen Schützendivision, deren Kommandant Generalmajor Kondratcnko gefallen ist. endlich die Generalmajore Nikitin und Balle, sowie Admiral Wirren begeben sich in Gefangenschaft. Die höchsten Truppenkommandanten, sowie der Festungskomman dant trennen sich somit von Stössel, welchem die Generalmajore Ries, Radien, Kastinkow, die Admirale Fürst Uchtomsky, Fregorowstsch, Roschtilinsky, sowie der Ebes des Jnaenieurkorps Rindebeck folgen. Weng alle höheren Trug- veniommandanten das Schicksal ihrer Truppenkörper geteilt hätten, konnte man annehmen, dah hierfür ein grundsätzlicher Standpunkt maßgebend war. So hat sich aber beispielsweise em Brigadier, Generalmajor Radien, den Hennlchren- den angeschlossen, wonach nur der persönliche Ent- schluß in dieser Frage entscheidend gewesen sem dürste. Einmütigkeit hat daher unter der Generalität Port Arthurs keinesfalls geherrscht. Hierauf ließen schon während her Be- lagerung Gerüchte schließen, welche, durch russische Gesaugene verbreitet, von Meinungsverschiedenheiten zwischen Stössel und Kodratenko sprachen und letzteren als die Seele der zähen Verteidigung hinslelllen Mit Kondratenko, dem Divisionär, scheinen somit fast alle höheren Truppenkommandanten im Gegensatz zu Stössel ge wesen zu sein, ein Umstand, der für die voraus vcr. kündete Verteidigung der Festung bis z u y, letzten Mann gewiß nicht günstig war und späterer Au'- tläruna bedarf." Aus Petersburg wird setz! gemeldet, daß die Agi tation gegen Stössel bereits zur Folge halte, dah die S a m m- lu ngen für ein Ehrengeschenk eingestellt wurden. Lin Lage»b«f«hl -e» Zarin Nikslan». Der Zar hat den folgenden Tagesbefehl an die russische Armee und die ruisische Flone erlassen: Port Arthur ist in die Hände des Feindes über, gegangen. Elf Monate währte der Verteidigungskampi. lieber sieben Monate war die r u h m r e i ch e G a r n i s o n von der Außenwelt abgcschmtten und der Hulse beraum. Ohne Murren wurden die Entbehrungen der Belagerung und die moralischen Qualen während der Entwickelung det Erfolge des Gegners ertragen. Ihr Leden und Blut nutzt schonend, hielt eine Hand voll rujsisiher Leute in der sejlen Hoffnung aus Enifatz die wütenden An griffe des Gegners aus. Mit Stolz verfolgte Rußland ihre Heldentaten, die ganze Weit beugte sich vor dem heldenhaften Sinn. Die Kampfmittel gingen unter dem Andringen stets neuer feindlicher Kräfte ans und ste muhten, ihre Heldentat vollendend, der Uebermacht er liegen. Friede der Asche und ewiges Andenken den uu - vergeßlichen Ruslcn, welche bei der Verteidigung von Port Arthur umgekommen sind. Fern von Rußland starbt Ihr für Rußlands Sache, erfüllt von der Liebe zu Kaiser und Vaterland Euch Lebenden sei der Ruhm! Gott heile Eure Wunden und schenke Euch d> Kratt und Geduld, die auserlegte neue schwere Prüfung zu ertragen! Unser Gegner i st kühn und stars und lchwer ist der Kamps mit ihm. 10 000 Werst fern von den Quellen unserer Kraft. Aber Ruhland ist machtvoll, m
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