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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050102017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- ab Image 9 enthält Beilage: " Mußestunden, 02.01.1905, Nr.1"
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-02
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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tionen selbst ausüben müßte, hätte er bei allen offiziellen Feierlichkeiten Len üblichen Donner der Geschütze zu oiri- gieren, nicht als selbsttätiger Kanonier, sondern nur als Signalgeber. Aber er braucht sein Kanoniergeschaft nicht allzu ernst zu nehmen und braucht auch nicht mehr die Kormoranscharben im Saint James-Park zu überwachen. Früher gehörte nämlich die Aussicht über diese inter essanten Schwimmvögel auch zu dem von Karl II. ein geführten „8unaer".Amt. Al-tzz gibt es im Saint James- Park nur noch zwei altersschwache Kormoranscharven. —Unmoralische Theaterstücke. Die dritte Kammer des ZivilgcrichtS zuLyon hat jüngst ein Urteil gefällt, das den allgemein nützliche Zwecke verfolgenden (Gesellschaften ein wertvolles JnterventionSrecht zugcsteht. Der Theaterdirektor Martini zu Lyon hatte durch buntfarbige Plakate die bevorstehende Aufführung von zwei Stücken von Oscar Mstsnier, „La Casserole" und „La Bonne ütout faire", angekündigt. Die „Französische Liga für die Hebung der öffentlichen Moral" er- achtete jedoch diese Stücke für allzu schlüpfrig und pro testierte durch öffentlich angeschlagene Zettel gegen ihre Aufführung: außerdem wurde eme Versammlung zur Bekämpfung der „Pornographie auf der Bühne" veran staltet. Da Herr Martini der Ansicht war, dcß diese Kundgebungen geeignet seien, ihn in seinen geschäftlichen Interessen zu schädigen, strengte er gegen die Unter zeichner des warnenden Aufrufs einen Schadenersatz- Prozeß an. Das Gericht wies jedoch die Klage ab und verurteilte den Kläger zur Zahlung der Kosten. In der interessanten Urteilsbegründung heißt es: „Es ist die Pflicht der Justiz, die durch unbedachte Angriffe in ihrem geschäftlichen Nuf oder in ihren geschäftlichen Interessen geschädigten Industriellen zu schützen, aber eine Industrie, die, wie die Theaterindustrie, sich an das Publikum wendet, muß sich eine gerechte und uneigennützige Kritik gefallen lassen. Die Mitglieder der Liga zur Hebung der öffentlichen Moral haben nur im allgemeinen und nicht im persön lichen Interesse, von dein Rechte der Kritik Gebrauch ge- macht und können daher nicht verurteilt werden." Herr D6renger, der Hüter der französisckren Moral, wird mit diesem Urteil zufrieden scm. — Weihnachten in Rom. Man schreibt der „Frank furter Zeitung" aus Rom vom 25. Dezember: Seit langem habe ich Weihnachten in Nom nicht so ergötzlich gefunden wie Heuer. Zwar fehlte es nicht an den üblichen Weihnachtsplagen; aber der Frost der letzrcn Wochen war einem lvahrcn Frühlingswetter ge wichen, und so l>atte man Gelegenheit, zu sehen, wie in den ärmeren Stadtteilen das Volk auf die Straße strömte, um seine Vorbereitungen zum Fest zu treffen. Tie Fremden sollten in den Tagen vor Weihnachten ein mal zum Quartier S. Lorenzo, zur Piazza Litton» Emanuele, zur Via Monscrrato, oder gar zum Campo di Fiori hinpilgern. Namentlich letzterer bietet schöne Augenweide; denn in den Vcrkaufsständen locken die bunte st en Früchte. Und dann erst die fliegenden Händler und die Ladner, welche Fleisch, Wurst, Wild- pret, Geflügel und, tvas die Hauptsache ist, Fische seil bieten. War das ein Leben besonders auf dem Blumen- markt, wo Giordano Brunos Statue steht l Ter Blasier- teste «nutzte gerührt werden, wenn er das Volkstreiben sah und schaute, wie schnell sich Türen unü Fenster mit Musikfreunden füllten, wenn wieder eine neue Musik bande erschien, um vor den Wirtshäusern das Fest an zublasen. Die vornehme Welt aber tummelte sich nach mittags auf der Piazza Spagna, deren Treppe in ein einziges weithin leuchtendes Blumenbeet verwandelt schien. Am Abenü jedoch zog dieselbe vornehme Welt in die Mitternachtsmetten, die in S. Luigi Lei Francesi und in Roms vornehmster, weil englischer Kirche, S. Sil- vestro, zu modernen Konzerten geworden sind, oder zum Albergo Li Russin, wo Tannenbaumfest mit geistlichem Konzert stattfand, während oie anderen feinen Hotels, wie das Ouirinale, dies Fest erst heute veranstalteten. Auch die deutschen Kinder kamen diesmal auf ihre Konen, besonders die vom Reich unterstützten Schüler der paritätischen Schule. Zum ersten Male trat oicse als solche vor die Leffentlichkeit. Ta ihre Aula zu klein war, hatte man das Fest, bei dem auch alle Zweige der deutschen Diplomatie vertreten waren, in einem Ball saale veranstaltet, der sich einer Bühne erfreut. Maler Fritz Harnisch stellte ein lebendes Bild, die An betung der drei Könige, Parter Hartmann und Dr. Spiro übernahmen den i n st r u m e n ta l e n, die fünfzig kleinen Sänger (die Schule zählt rund sechzig Schüler) den vokalen Teil. Morgen haben die Kinder der deutschen Kolonie W e i h n a ch t s f e st mit Kasperletheater im Künstlervcrein. ----- Der Schatz im Turban. Aus Saloniki wird berichtet: Unlängst starb hier der Scheich BairBaba, ein weitbekannter Derwisch aus dem Kloster Bettajehi. Einige Tage nach dem Tode des alten Mannes begannen seine Klostergenossen seine H i n t e r l a j j c n s ch a f t zu ordnen; das Vermögen des Scheichs wurde allgemein auf nichts geschätzt. Wie erstaunt war inan aber, als man im Turban Les Verstorbenen Wertpapiere im Gesamtbeträge von 280 000 entdeckte! Kopfschüttelnd schauten die Bettelmönche das Wunder an, denn es ist wirklich ein Wunder. Ein Mönch, der ausschließlich von Almosen lebt und alles, was er erbettelt, seinem Kloster abliefern muß, spart im Futter seiner Mütze ein Vermögen, dessen sich kein Bankdircktor zu schämen brauchte. — CI«»» «n» Gerichts»«»,zietzer. Ein fröhliche- Inter mezzo gab e- jüngst in einem Zirku- in Odessa. AlS der auch iu Deuychland bekannte Clown Durow die Arena betrat, näherten sich ihm ein Genchtsvollzieber und ein Gläubiger, um ihm die Orden und Medaillen, die er auf der Brust trug, abzunehme«. Durow entwand sich aber geschickt den Händen der Herren und bändigte die gleißende Manne-,irr raich seiner Gattin ein, die die Orden- in ihrem Strickbeutel versteckte. Nach dem eigenartigen Vorfall wandte sich Durow an da- Publikum mit den Worten: „Der Herr Gerichtsvollzieher ist etwa- zu srät geiommcn". Die Zu schauer hielten Vie ganze Szene sür einen ge lungenen Zirku-,patz und tlatschten Beifall. Der Gerichtsvollzieher «ad der Gläubiger hielten e- aber nicht sür angebracht, sich dankend zu verneigen. --- Ein Denkmal für die — Kartoffel. Jedes größere Schulkind weiß heute, daß die Kartoffel erst vor etwa 300 Jahren aus Amerika nach Europa kam; weniger bekannt aber ist, daß diese zu- einem unentbehrlichen SiahrungSmittel gctvordene Frucht ein Denkmal auf deutschem Boden besitzt. Es steht im Oberharzc, auf dem sogenannten „BrandHai" zwischen Braun lage und Tanne am Wege. Erst vor kurzem ist es vom Walde, der cS eng umschlossen hatte, freigelcgt worden. Auf einem Mreistufigen Unterbau ruht ein zwei Meter hoher Granltblock, der auf einer eisernen Tafel die nach stehende Inschrift trägt: «Hier tvurden im Jahre 1748 die ersten Versuche mit dem Anbau der Kartoffeln ge macht." Die wirtschaftliche Bedeutung der Kartoffel für den Oberharz hatte man schon früher erkannt, da letzterer keinen Getreidebau gestattet. — »»Msth-japoftcher Ech«k«l«bekrle». „Große Ursachen, kleine Wirkungen" könnte man nachstehend« Mitteilung eme- sraa.»fischen Blatte- überschreiben. .Der russisch-japanisch« Krieg*, f» les« wir, .laßt jetzt svgar de» Preis »er Schokolade in die Höbe schnellen. Die japanische Regierung wandte sich jüngst a» mehrere Schokolaveiabriken in der Schweiz mit tem Ersuchen, sür da« japanische Heer bedeutende Mengen Schokolade zu liefern. Die Besitzer der Fabriken erwiderten jedoch, daß es ihnen unmöglich wäre, Aufträge mit bestimmter Lieferungsfrist anzunehmen, da schon vorher die russische Regierung ganz bedeutende Bestellungen gemacht hätl«, die auch noch mcht gänzlich esfektuiert werden konnten. Vergnügungen. Kristall-Palaft-Theater. Sämtliche ueuengagierte Spezia litäten treten heule zum zweiten Male aus. TaS verltuer Baubeville-Ensemble gastint nur noch an vier Tagen im Ldeatersaale des ttrislall-Palastrs. — Zur Aus führung gelangt üt. FeydeauS köstlicher Schwank „Einquartierung . Kehle Depesche« und JernsprechmeLdungen. Der Aufstand in Ventsch-Sü-Vestafrlka. Verlustliste. * Berlin, 1. Januar. An Typhus gestorben: Unter- ofsizier Adam Wildert, geboren am 28. März 188l zu Aachen, früher im Dragoner-Regiment Nr. 24, am 29. Dezember im Lazarett Windbuk. An Typbus und Malaria gestorben: Unieroisizier August Gerber, geboren am t9. Dezember t88l zu Rosenow, früher im Feld» artillerie-Regiment Nr. V3, am 29. Dezember im Lazarett Waterberg. Graf Tisza» N«njahr»«üns^he. * Pest, 1. Januar. Der Ministerpräsident Graf TiSza erwiderte auf eine Ansprache, die im Namen der liberalen Partei aus Anlaß der NeuiahrSgratulation an ihn ge halten worden war, mit einer längeren Rede, in welcher er auSiührte, er und seine Kollegen hätten eS als eine heilige Milsion erachtet, die sie mit Hintansetzung ihrer persön lichen Interessen erjüllen müßten, dahin zu wirken, daß der Obstruktion nicht nur zeiiweilig ein Ende gesetzt werke, sondern raß die Wirkiamkeit de- Parlament- auf eine dauernde Grundlage gestellt werde. „Leiter haben", fuhr der Minister fort, „auch solche Männer, welche bis vor kurzem der Partei angehörten und welche unaufhörlich die Verurteilung der Obstruktion im Munde lührten, den Gegnern die besten Waffen geliesert und durch ihren Anschluß an die Opposition der Obstruktion einen ungeheuren Dienst erwiesen. Es haben sich alle diejenigen, welchen die von der Mehrheit der Nation unterstützte Herrschaft der liberalen Parte« unerträglich ist, zum Widerstande gegen die Revision der Hausordnung ver einigt. Die heterogenen Fraktionen der Opposition haben sich mit cynifcher Verleugnung aller ihrer Grundsätze ver bündet, um die Bestrebungen der Mehrbeit zur Wiederher stellung der Arbeitsfähigkeit d«S Parlament» zu vereiteln." Graf Jnlius Anbrassy habe, führte der Minister weiter aus, einen VermittelungSvorschlag unterbreitet. Obwohl eS zweifelhaft sei, ob ein Mann geeignet sei, die Vermittler rolle zu übernehmen, welcher sich mit allen Ausschreitungen der Opposition» wenngleich nur stillschweigend, identifiziert, so habe er doch über diesen Vorschlag verhandelt. Allein der Entwurf der Hausordnung, wie ihn Graf Andrassy im Namen der vereinigten Opposition vorgeichlagen habe, sei durchaus ungenügend und würde der technischen Obstruktion Tür und Tor öffnen. Auch sei die an jenen Vorschlag gelnüpste Bedingung de« Rücktritt« de« Ministerpräsidenten durchaus unannehmbar, da sie mit den elementarsten Be griffen des Parlamentarismus vollkommen unvereinbar fei. Wohl versuche man, die Nation durch ein kolossale« System der Irreführung zu verwirren, roch hege er, der Ministerpräsident, volle Zuversicht zu der politischen Reife und gefunden Einsicht der Wählerschaft. Gerade in dem gegen wärtigen kritische» Momente bedürfe e« der ganzen Kraft der Nation, um da- zu erreichen, was ihr Ehrgeiz stets an streben müsse, nämlich, daß in dieser Monarchie, deren eine so große Ausgabe harre und deren Bestand eine Lebensfrage für Ungarn bilde, daß in dieser Monarchie der Schwer punkt immer mehr nach Ungarn verlegt werde. Der Redner ersuchte schließlich die Mitglieder der Partei, diese Auffassung in allen Kreisen zu verbreiten, vor den Wähler schaften diese Anschauung mit dem Aufgebot aller Kraft zu vertreten und die Wähler mit der gleichen Ueberzeugung von den Zielen der nationalen Politik zu durchbringen. Die Rede wurde mit stürmischem Beifall aufgenommeu. Ne«jahr»einpfang in park». * Paris, 1. Januar. Präsident Loubet empfing heute nachmittag da« diplomatische Korps. Der Doyen desselben, der italienische Botschafter Graf Tornielli, hielt eine Ansprache, in der er auöführie, daß da ¬ moralische Wirken Frankreichs zugunsten de- Frieden fich auch während des so uuruhevollen verflossenen Jahres nicht verlangsamt habe, da- die Mensch heit unter dem Drucke so schmerzlickcr Erregungen lasse Der Botickaster hob den beträchtlichen Anteil bervor, den Frankreich in den Fragen der Schiecsverträge genommen habe; hierdurch, sowie durch die Beilegung internationaler Streitigkeiten und den warmen Empsang hoher aus ländischer Gaste habe die Lage noch an Bedeutung gewonnen, wegen der an Tagen, wie dem beuiigen, Frankreich immer beglückwünscht worden sei. Der Redner hob serner bervor, Frankreich gebe mit klarer Voraussicht daran, ein Beispiel der Feststellung der infolge der neuen >ozialen Entwicklungen nötigen Gesetze zu geben. Der Boychaster sagte schließlich, die heute zum Ausdruck gelangenden Wünsche lönnten sich von de» in früheren Jahren stet« auSgclprocheneir darum nicht unterscheiden, well sie sich an eine Nation richten, die in dem edlen Streben nach Frieden und Fortschritt die hervor ragend« Rolle bebalten werde, die ibr durch die Höhe ihrer geistigen Entwickelung und die Größe des Volksgeiste« ge sichert sei. Präsident Loubet erwiderte, daß die Worte de« Botichafter- ibn tief bewegten, zumal sie von dem Vertreter eine« Volkes kämen, das in so edler Weise zu dem Werke der Menschlichkeit beigeiragen habe. Trotz der Anlässe zur Be sorgnis habe das verflossene Jabr die Ideen deS Frieden- und die Handlungen internationaler Eintracht sich auS- breiten sehen. Es freue ihn, ^n Anteil, der daran Frankreich zusalle, verkündet zu hören. Der SchiedSgedanke habe nicht aufgebört, im Geiste der Völker und der Regierungen sich Autorität zu gewinnen. Ein klarer Beweis hierfür liege in dem Zusammentritt der internationalen Kommstsion, welcher Frankreich gegenwärtig die Ehre bade Gastfreundschaft zu bieten. Der Präsident schloß mit Wünschen sür die Wohl fahrt der Mitglieder de- diplomatischen Korps und der von ihnen vertretenen Lauder. * Paris, 1. Januar. Bei dem heute nachmittag im Palais Elys«-e stattgefundenen Empfang Keilte General Brugdre, der Vizepräsident des obersten KriegSrates, in seiner Eigensckraft als ältester General, -ein Präsidenten Loubet die Mitglieder dieses Rates vor und hielt hierbei eine Ansprache, in welcher er betonte, die Offiziere der Armee Härten Leit festen Willen, ihrem alten Dahlspruckte: „Ehre unü Vaterland" treu zu bleiben und seien der Republik und der Person -es Präsidenten treu ergeben. Präsident Loubet erwiderte, er wisse wv-l, -aß Brug-re nicht zu Montan, 2. Januar 1W5. im Theater, den das „Tageblatt" nachträglich Heidel berger Schwaben zur Last gelegt bat, ist dem Erst- chargiertcn ganz unbekannt; auch er wird gewissen- hast untersucht und entsprechend geahndet werden. Was die „Fcrderung" betrifft, so ist es selbst verständlich, daß prinzipielle Luellgegner sie unter allen Umstünden sür unberechtigt erklären, aber auch sie werden zugeben, daß die aktiven Angehörigen einer studentischen, „unbedingt Satisfaktion gebenden" Ver bindung auf eine derartige Beleidigung fordern müssen; meine jungen Korpsbrüder dürfen überdies sür sich geltend mackicn, daß sie bereit waren, die An gelegenheit bcizulegen, was lediglich daran sckieiterte, daß der „Tageblatt"-Redakteur und -Theaterrefercnt, trotzdem sie die Mögichkeit, in der Form gefehlt zu haben, zugcben, eine Zurücknahme der Ausdrücke „roh und unanständig" dort, wo sie sie gebraucht, im „Tage- blatt" ablebnten. Der Erstchapgierte des Korps war bis jetzt nur als Beauftragter der beiden Korpsbrüder in seren Ehrenhandel mit dem „Tageblatt"-Redakteur und -Lhcaterreferenten tätig; seine össentlichen Erklärungen hat er nur-auf die wiederholten Angriffe im „Tage blatt". in korrekter Ferm veröffentlicht, um sich und fein Vorgehen zu rechtfertigen, es lag ihm fern, sich aufs hohe Pferd zu setzen und den Gekränkten zu spielen. Wiederholt wird zugesichc't. daß das Korps, welches sich bis setzt der Weihnochtsferien wegen mit der Sache gor nicht befassen konnte, die Angelegenheit streng und gerecht aburteilcn wird; LaSKorpS darf meines Erachtens beanspruchen, nicht in die Angelegenheit hineingezogen zu werden, so lange eS mit ihr nicht befaßt werden kann, und auch die beiden Mitglieder haben wohl Anspruch darauf, nicht auf die subsektiven Beschuldigungen des „Tageblattes" allein hin als in ihrem Verhalten „roh und unanständig" öffentlich gebrandmarkt zu werden; jedenfalls sollte znvor das Ergebnis der nech nicht ab geschlossenen amtlichen Erhebungen abgewartet werden, auch die zunächst zuständige städtische Theaterkommission stellt sich auf diesen gereckten Standpunkt. .' Hochachtungsvoll - Dr. IohnS. Dazu bemerkt die „Franks. Ztg.": Dir geben Herrn Dr: JohnS insoweit reckt, al- er den Wunsch auSspricht, auch die^ Lngeschuldiqten zu Worte kommen zu lassen. Gar so unbemerkt und unauffällig können die Vorgänge im Theater indessen dock wohl nicht ge blieben sein, da die Tbeaterpolizei gegen die Exzedenten einfchreiten mußte. * ---> Gartenbau-Ausstellung in Görlitz 1905. Tas Programm für die Gartenbau-Ausstellung ist in der Sitzung der AusstellungSkommisfion sestgelegt worden. Hiernach wird mit der Eröffnung der Ausstellung am 1. Juni, abgesehen von üer allgemeinen Ausstellung der Freikulturen usw. in den Anlagen des Geländes, eine Vorführung von Bindereien und Schnittblumen, sowie auch Beerenobst und Frühgemüse stattfinden. Diese Ausstellung Lauert vier Tage, da die Bindereien sich nicht länger im frischen Zustande erhalten lassen. Am Schluffe der Gesamt-Ausstellung soll dann vom 15. September bis zum 80. September noch eine Sonder-Ausstellung von Bindereien, Schnittblumen, Gemüse und damit ver bunden eine große Obst-AuSstellung stattfinüen. Tie eigentliche O bst - Ausstellung soll dann dis zum 15. Oktober dauern und wird hierfür der Saal des Hauptrestaurants hergerichtet werden. An der Aus stellung der Frcikulturen in den Anlagen werden sich Gärtner in großer Anzahl beteiligen. Namentlich diese Anlagen versprechen ganz hervorragend schön zu wcrüen. da das Gelände, welches den Veranstaltern zur Ver. fügung steht, ein selten schönes ist. -- Königliche Liquidation. Man schreibt uns aus Paris: Der junge König von Spanien „realisiert" gegenwärtig das bewegliche Vermögen seiner vor einigen Monaten in Paris verstorbenen Großmutter, der Königin Isabella. Die Schicklichkeitsfrist ist ab- gelaufen. Man kann liquidieren. Da der in üer Avenue Kleber belcgcne Palast, in dem die Königin wohnte — Palais de Eastille — verkauft werden scll, hat man das ganze Mobiliar daraus entfernt. Der Graf von Parsent, ehemaliger Kammerhcrr der Königin, hat die Möbel nach Sorten abgcleilt. Die erste Sorte, die das gewöhnliche Hausmvbiliar und das Mobiliar üer Dienerschaft um faßte, wurde in der vorigen Woche bei Drouot in fünf Abteilungen versteigert. Eine zweite Sorte, die sich aus allen Möbeln der kleinen intimen Gemächer der Königin zuiammenjetzte, wurde nach Madrid geschickt und an die einzelnen Mitglieder der königlichen Familie verteilt. Die dritte Sort, die die Prunkmöbel der großen Salons bilden, wird zusammen mit den Gemälden, Kunstgegen ständen und Juwelen demnächst besonder» verkauft werden. Bleibt nur noch daS vrächtige Wohnhaus, der fchöstste Palast von Pari». Man wartet auf einen Käufer. -»Französischer Witz. Neujahrsgratulanten. Bei^Herrn Berlnreau wird heftig an der Flurtllr ge klingelt.- Tas Dienstmädchen öffnet und kommt dann ganz aufgeregt inS Wohnzimmer: „Gnädiger Herr, es sind die Arbeiter, die feit leck» Monaten unsere Straße unten pflastern — sie bitten um ihr Neujahrs- uejchenk!" — Bor Gericht. Der Vorsitzende zum Kläger: „Sie beschuldigen allo den Angeklagten, Ihnen da» Taschentuch gestohlen zu haben?" — „Ja, Herr Präsident, und ich kann e» auch beweisen; ich habe hier ebcnsolch ein Taschentuch!" — „Tas beweist gar nichtsl Ich habe ein Taschentuch in der Tasche, das genau so auS. siehtI" — „DaS ist schon möglich, es fehlen mir ja auch zwei Taschentücher!" — Gläubigerbe s u ch. „Kann sch Ihren Herrn sprechen?" — „Nein, er ist schon aus- gegangen!" — „Wann kommt er wohl wieder?" — „Sie wissen ja, wie das ist: wenn mein Herr sagt, daß er nicht zu Hause ist- weiß ich nie, wann er wicderkommtl" »» Tie Sühne fordernde Blutschrist. Franci» Tully, ein Schullehrer, der am Weihnachtsabend auf üer Landstraße bei Ballyheise in der Grafschaft Eavau ermordet wurde, hat seine Mörder auf eine eigen- artige Weise verraten. Neben dem Toten fand man einen Bleistift, und am Fuße einer Mauer, an der dec Gemordete lag, stand in roten Buchstaben da» Wort „Rothwell". Ter erste Buchstabe war zum Teil mit Bleistift geschrieben, während der größte Teil, sowie die folgenden Buchstaben mit Blut an die Mauer gemalt waren. Das führte zur Entdeckung der Mörder. Zwei Brüder ncunen» Rothwell wurden ver haftet, und der Umstand, daß ihre Kleider mit frischem Blutt befleckt waren, ist ein weitere- Belastungsmoment. Tully war anscheinend, nachdem seine Mörder ihn für tot hielten, nochmal» zum Bewußtsein zurück- gekehrt und hatte versucht, den Namen der ihm bekannten Mörder mit Bleistift an die Mauer zu schreiben. Die» war offenbar mit Schwierigkeiten verknüpft, und der Un glückliche fand e» leichter, seinen Finger in fein eigencSBlntzu tauchen und auf diese Weise den Rainen der Mörder zu schreiben. Wenn je, so ist in diesem Falle die Redensart vom Blute, da» um Rache schreit, am Platze. Lord Robert», der bekannte englische Feldwae- «host a. wurde jüngst von seinem König zum sullLer-« (IN, ift e r Ka n o n i e r) de» Saint JameS-Park» ernannt. Wenn er seine amtlichen Funk Leipziger Tageblatt. Rr. 2. «9. Jahr». Sette 3. denen gehöre, die ihre republikanischen Gesinnungen ver hehlten und er kenne seine tiefe Hingebung für' die Armee. Tie Negierung habe Vertrauen zu den Gene ralen und zu ihrer Armee; auf ihrer moralischen Kraft und aus ihrer Stärke beruhe die Sicherheit Frankreichs. Der Präsident gab schließlich seiner Genugtuung darüber Ausdruck, den beiden Doyens der Armee, den Generalen Brugvre und Metzinger, das Großkreuz der Ehrenlegion verleihen zu können. Der rufsich-japanlsche Arleg. Reue Erfolge vor Port Arthur. * T«kt«, l. Januar. (Amtliche Meldung.) Von der Belag^rungöariuee vor Port Arthur wird gemeldet, daß die Japaner die Brustwehr des Fort- Sungschuschan am 3l. Dezember vormittag- 10 llbr in die Luft sprengten und dann nach einem Sturm da- ganze Fort um 11 Uhr vormittag- besetzten. Ein Teil der Ruffen floh nach den südlich vom Fort ge legenen Höhen, während der Rest unter den durch die Explosion aufgeworfenen Erbmassen begraben wurde. Zwei russische O>fuiere und 160 Mann wurden zu Ge fangenen gemacht. Sie sagten, daß noch etwa 150 Russen durch die Explosion verschüttet worden seien. Die Beule der Japaner, die au» Feldgeschützen, Maickinrngewedren uii». besieht, wird erst noch genau festgestellt. Die japanische Abteilung, welche gegen da- Ostsort von Palungschan läng ist, zrrnörte am Sonnabend abend durch eine Explosion einen Teil ter alten Umwaüung. Toki«, 1. Januar. Der amtliche Bericht der Poix Arthur belagernden Armee sagt, daß die mittlere Abteilung der Japaner, den Feiud vor sich her treibend, heute früh um 7 Uhr da« K-Fort besetzte und darauf das neue For"t von Paulungschan einnahm, sodaß die ganze Linie das Paulungschan- vnddeS8-FortS tatsächlich derBesetzungcurchtrr Japaner verfiel. Der japanische rechte Flügel begann heute früh 8 Uhr die Beschießung der Höhen im Süden de-Dorfes Sanyaagtau und nahm sie trotz heftigen Widerstande- deS Feindes. Neue Blockadebestimmunqen sür Port Arthur. X!? Tokio, 1. Januar. (Reuter-Meldung.) Eine heute erlassene Bekanntmachung des Admirals Togo verringert den Umkreis der Blockade von Port Arthur. Die neue Blcckadelinie beginnt südlich vom Vorgebirge der Talienwan-Bucht und zieht sich in nordwcstlickicr Richtung bis südlich de» Vorgebirges der Südbucht. Ganz Liootuirg westlich von dieser Linie ist in die Blockade einbegriffen, Data» jedoch davon ausgenommen. Die Japaner beabsichtigen offenbar, DalnY für die fremde Schiffahrt zu öffnen. Für jetzt wird jedoch nur Schiffen, die besondere Erlaubnis besitzen, die Einfahrt in den Hafen gestattet. Die neuen , Blockadebeslimmungcu treten heute in Kraft. iraniinerkrisi» in Athen. * Athen, 31. Dezember. Die Verfügung über die Auflösung der Kammer ist noch nicht erschienen,, doch scheint die Veröffentlichung unmittelbar bcoorzu- stchcn. Der Präsident, der Lbcotolist ist, batte die Deputierten zu einer Sitzung cinbcrufcn, doch waren die Miiiister und die republikanisck>cn Abgeordneten nicht. erschienen, so Laß die beschlußfähige Zahl von Mit- - gliedern nickst anwesend «var; die Sitzung wurde daher aufgehoben. Die Menge stieß beim Kommen und Gehen , der Deputierten gegen diese feindliche Ruse aus. Der / Präsident der Kammer lrat einen an den König gc- richtctcn Protest ausgearbcitet wegen der Der- zögerimg der Veröffentlichung der Verfügung über die Auflösung der Kammer und n>egcn des Fernbleiben» , der Minister, wedurch es verhindert wurde, die heutige Kammcrsitzung abzuhalten. Ter Präsident erklärt, c» sei eine Lage geschaffen worden, die Verfassung-- i widrig sei. « Athen, 1. Januar. (Eigene M^nnrg.) Der : König hat den Protest des Kammerpräsidenten in i Angelegenheit der Kammerauflösung dem Minister - / Präsidenten Telyannis überwiesen. Damit wird die Angelegenheit als erledigt angesehen. Es heißt, der König sei von dem ungewöhnlichen Vorgang auf peinlichste berührt, da sogar die Sprache der Einspruchs erklärung die Etikette verletzen soll. Tie Haltung der' Opposition wird von der Mehrzahl der Blätter getadelt. , Neue vemonftratioiren in lto-z. * Breslau, 1 Januar. (Eigene Meldung.) Nach der „Kattow.Ztg." wurden bei ernentea Demoustratiouea iu Lodz vier Personen erschösse». * Hamburg, 1. Januar. Der Hochseefischereidampfer M. Ratbmann unv Solin traf gestern in der Nabe von Helgoland da« nut einer Ladung Oelkuchen von Harburg nach England bestimmte Küstenfahrzeug „Neptun", Kapitän Brinkema, aus OsifrieSland ohne Mannschaft unv brachte da- Fahrzeug nach Aliona. Anscheinend war die Besatzung über Bord gespült und ertrunken. * München, l. Januar. Der Prinzregent hat mittels Handschreiben- vom heutigen Tage den Generalobersten der Kavallerie Prinzen Leopold zum Generalselvmarschall ernannt. Rom, 1. Januar. (Eigene Meldung.) An dem heutigen N e u j a h r s e m p f a n g der Majestäten im Ouirinal nahmen unter den Vertretern der Gemeinde verwaltung auch zwei der klerikalen P a rtel angehörige Mitglieder teil, ivas seit 1870 zum ersten Male geschehen ist. X>?R«m, 1. Januar. (Eigene Meldung.) Heute sand die Seligsprechung der Kapuziner Agatanga und Cassian statt, die in Abeffynien den Märiyrenod erlitten. Am Nachmittag begab sich der Papst nach der rrichgescbmück- ten und erleuchteten PeterSkirche, um den beiden selig ge sprochenen seine Verehrung zu erweisen. Der Feier wohnten 20 Kardinäle und andere Hobe Würdenträger bei. V R«ur, 1. Januar. (Eig. Meldung.) Au» Venedig wird gemeldet, daß die Hafenarbeiter beschlossen, in den Ausstand zu treten. Die Behörden haben die erforderlichen Vorkehrungen mit Nachdruck getroffen. * Port Lat«, 1. Januar. Der Dampfer „Friedrich der Große" nut der nach Abessynien reisenden deutschen außerordentlichen Gesellschaft an Bord ist heut« hier eiagelroffen. Chefredakteur: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redakteure: stür deutsche Politik Tr. Friedrich Pnrlty, für auswärtig- Politik Paul BSregler, kür mckmiche Anacleaenbeiren N«d»lf SwllirS, für steuiNeton Va»l Aickarlich. für Musik Heinrich Zoellnrr, für Eporr Jnltn» Haarfrl». Sämtlich in Seipaa. — stur den Inseratenteil vermmvortlich Emil Adigt, Gauvub-Seipzig. Die vorliegende Nummer umfaßt 8 Seiten und die Wochcnbeil age de» Leipziger Tage». blattest: „MußestmrLe>r.
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