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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-12
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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» »m«tz«eichlntz kür «nzet-rn: Ibeud-Lu-gab«: vormittag» 10 Uhr. Mor-«n-Iu»ga-« »achmtttags 4 Uhr. Anzeigen-Preis die L gespaltene Petitzeile >5 Familieu- und Stellen-Anzeigen 20 DtoanzirL« Sozeiae«. GeschLfUanzetg« «uter »ext oder an besoutzerer Stell« »ach Lacks. LI« »gespaltene Nektanuzckl« 7K ><. vrzngA.VrriS 1» wo HanpUxpeditto, »dir de«, LiSgad» stelle» ad,-tz»lt: vierttMrUch st.-, dat zweimalig« tLgltch« Znftell,,, tn-tzan» ^l Z.7L. Durch dt, Poft bezog«» für Deutsch land n. Oesterreich vterteljährlich ^l 4UX), für die übrige» Linder laut ZettungSpretsltst«. Luzetgr» sind stet« a» dt» Expedition z« richten. Ertra-Vetlage» i»»r «ü der vtorgen- AuSgab«) »ach besonderer vereinbar»»-. Die Ertzetzttia« ist Wochentag« ununterbrochen aeösfiut do» früh 8 bi, abeud« 7 Uhr. Drnck und Verlag von G. Pol- i» Leipzig (Iah. Dr. iv, R. L W. «lt»7hardt). Nevatttoa und Expedtttsm 1L3 Fernsprecher ÄL Johan ni-gasse 8. Haupt-Filiale TreSdenr Marienstratzr 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1712). Haupt-Filiale Verltn: LarlDuucker.tzrrza l.Bayr.H o fbuchbemdlg. Lützowslraßr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4802). Morgen-Ausgabe MxMr.TllgMaü Anzeiger. Amtsblatt -es HSniglichen Land- und -es AönigNchen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Diese Nummer kostet 4 D INS aut allen Bahnhöfen und III HAI hei de» AeUungS-Brrkünser» s " I Nr. 2Ü. Donnerstag dm 12. Januar 1905. SS. Jahrgang. Var Mcdtigrte vsm Lage. * Nach zuverlässigen Angaben sind im Ruhrgebiete auf 47 Zechen jetzt über 70000 Bergleute im Ausstande. * Im bayrischen 18. Infanterleregimenr, va» in Landau (Pfalz) garnisonieri, ist der Typhu» aul gebrochen. (S A. a. W.) * Die Reichstagsersatzwahl im Kreise Kalbe- AscherSleben findet heute statt. * Der Zar dankte einer Kundgebung im Namen deS .ganzen orthodoxen Rußlands", da» gegen die Feinde der historischen Regierung-resorm sich erheben werde. (S. Ausland.) * Der Admiral Skrtzdlow hat vor seiner Abreise nach Petersburg Wladiwostok als künftigen Ort großer Ereignisse bezeichnet. (S. russ.-jap. Krieg.) * Nach einer Londoner Meldung erwartet Kurvpatkin einen allgemeinen Angriff der Japaner schon im Lause deS Februar, nicht erst im April. (S. russ.-jap. Krieg.) veutrcblrolo»islr sterrpelitlvrn. Don einem alten Afrikaner wir- un» ge schrieben: Ein Kometenjahr der deutschen Koloniokpolitik darf 1904 genannt werden, wenn die Erkenntnis vielleicht der erste Schritt zur Besserung ist, denn zur Erkenntnis dessen zu gelangen, was wir in unseren Kolonien ver säumt, und was wir nachzuholen haben, dazu gaben die verflossenen -Wölf Monate reichliche Gelegenheit. Frei- lich Liese Erkenntnis ist mit schweren Opfern bezahlt worden und wieder einmal hat sich erwiesen, -atz wie der einzelne sich seine Hörner selbst ablaufen muh, so auch die Nationen von fremden Erfahrungen nur selten und nur in geringem Umfang zu profitieren pflegen. ES wäre nichts verfehlter, als wollte man sich an -er Jahreswende daran genügen lassen, einen oder mehrere für das ver gossene Blut und di« verloren« Habe verantwortlich zu machen. Persönlich« Sündenregister immer wieder auf- zurollen, ist ein so sterile» Bemühen, dah wir eS un» nur erlauben dürften, wären wir entschlossen, unter alle unsere kolonialen Aspirationen einen Strich zu machen. Sind wir daS aber in Wahrheit? Ist eS heute auch nur noch die Mehrzahl derer, die einst mit Caprivi unsere Kolonien am liebsten loSschlagen wollten? Keineswegs! DaS Wort von den Schmerzenskindern hat sich auch mit Bezug auf unsere große südwestafrika- nische Kolonie wieder einmal bewährt. Je mehr Opfer wir bringen muhten, je mehr Sorgen wir ouSzustehen hatten, um so mehr ist unS allen jene» Gebiet anS Her gewachsen. Und von dieser Tatsache ausgehend, gilt eS, die Perspektiven und Aufgaben zu würdigen, die das neu« Jahr darbietet. Zwei Planken sind e», welche die Fundamente unse rer afrikanischen Politik bilden müssen, eine gesunde Ein geborenenpolitik und eine vernünftige BesiedelungStaktik. Unter diesen beiden Gesichtspunkten gilt eS, alle Pro- bleme zu stauen, die unsere westafrikanische Kolonie dar bietet. Kolonien werden heute erworben, um be- herrscht zu werden; die Beherrscher sind den Beherrschten gegenüber in der Minorität. Wollen sie sich mit ihren Tendenzen inmitten einer feindlich gesinnten numerischen Uebermacht behaupten, so bedürfen sie hierzu solcher Mittel, welche die? Mißverhältnis auSgleichm. Diese Mittel können zu einem beträchtlichen Teile von der modernen Technik bezogen werden. Beispielsweise kön nen sich hundert gutbewaffnete und erfahrene Weihe bei einer zwanzigfach überlegenen farbigen Uebermacht Achtung verschaffen—falls dieseUebermacht sich etwa noch durch moderne Feuerwaffen imponieren läßt. Ist indes der farbige Feind selbst in moderner Weise bewaffnet, so wird daS Verhältnis schon ein andere». Soll e» nicht zu Ungunsten der Weißen ausfallen, so müssen diese ent- weder numerisch verstärkt, oder e» müssen andere Fak- toren zur Herstellung deS weißen UebvrgcwichteS heran- gezogen werden. .Hier spielt eine große Roll« da» Prestige, da» von vornherein jeder Weiße gewissermaßen in seiner Hautfarbe mit in die Kolonie bringt. Diese» Prestige gilt eß zu erhalten und zu stärken. In Güdwestnfrika nun ist einerseits gegen die» Prestige in unverantwort- sicher Weise gesündigt worden, andererseits wurde diese verfehlte Politik nicht durch eine entsprechend« Permeh- rung der bewaffneten Macht kompensiert. Vielleicht hätte sogar bei vernünftigerer Eingeborenenpolitik die kleine, über ein weite» Gebiet verstreute Truppe nicht auSge- reicht, die farbigen Stämme niederzuhalten. Leutwein hätte Verstärkungen fordern können, er hat «S nicht ge- tan. er hat sogar bei seinem letzten Besuch in Europa die Möglichkeit einer Truppenvermindeoung in Aussicht ge- stellt. Warum tat er da»? Ersten», weil er den wahren Stand der Dinge nicht überblickte. Da» kann vor- kommen: solch« Fehler sind oft recht schwer gut zu machen, aber sie gewinnen selten so einschneidende Bedeutung. Aber weiter. Nicht» war der heimischen Regierung so angenehm, al» wenn jemand die Verantwortung für ihre Sparsamkeit auf sich nahm. Diese Sparsamkeit wieder wurzelte in der Ab- neigung gewisser parlamentarischer Kolonialgegner und der Knauserei lauer Kolonialfreunde. Dieselben Leute, die den Heldenmut der Japaner in allen Tonarten glo rifizieren, die nicht genug zu singen und zu sagen wissen von der Aufopferungsfähigkeit und der Vaterlandsliebe der kleinen gelben Männer, scheuen sich nicht, die Ver antwortung für ein System zu tragen, daS eine Sünde ist. Denn selbst der eingefleischteste Kolonialgegner muß. nachdem unser Kolonialbesitz einmal nicht auS der Welt zu disputieren ist, für Leib und Leben unserer Ansiedler dort draußen verantwortlich gemacht werden, wenn er in der Gesetzgebung die Ausgaben für ihre Sicherheit nicht bewilligt. Wenn diese Erkenntnis Wurzel faßt und Früchte trägt, dann eröffnen sich damit in der Lat neue un- hoffnungsvollere Perspektiven. Mit der Stärke der Besatzungen ist e» inde» nicht ge- tan. In der Opferbereitschaft für diesen Zweck findet nur die Tätigkeit der heimischen Gesetztzebung ihre Gren zen. DaS Prestige der Weißen, wenn eS natürlich auch Lurch stattliche Garnisonen gefördert wird, hängt in erster Reihe von den weißen Kolonisten und vornehmlich wieder von den Beamten ab, die, wie sie gesellschaftlich tonangebend sind, auch die Formen deS Verhältnisses zwischen Schwarzen und Weißen in der Kolonie bestim men. Ich weih nun sehr wohl, dah sich unser« Ein- geborenenpolitik in vielen Punkten auf die Taktik der Engländer berufen kann, und dah daS britische Vorbild in den meisten kolonialen Angelegenheiten nicht nur mit Recht im Auge behalten wird — wo daS der Fall ist, — sondern sogar gerade von un» Deutschen noch viel mehr studiert werden sollte. Die britische Eingeborenenpolitik, speziell, wie man sie in Südafrika beobachten kann, holte ich aber für von Grund au» verfehlt, und ich wage zu behaupten, daß Len Engländern gerade in dieser Be- ziehung noch sehr üble Erfahrungen bevorsrehen. ES ist nichts verkehrter, als Len Eingeborenen sich schon heute zum ebenbürtigen Genossen heran ziehen -u wollen. Vielleicht kann die Möglichkeit hierzu einst die Krönung eines von Generationen in unermüd- sicher Geduld festgesetzten Erziehungswerkes sein, als künst- lich zur Reife getriebene Frucht ist die Verwischung eines tiefgründigen Niveauunterschiedes im höchsten Grade ver- hängniSvoll. Ich verzichte darauf, einen „Knigge" für den Umgang mit Farbigen zu schreiben. Ich will aber doch erwähnen, dah dieser Umgang außer eiserner Selbst- diSxiplin aller weißen Element« einer Kolonie, einer Selbstdisziplin, die schließlich in Fleisch und Blut über- gehen muß, auch eine genaue Kenntnis de» Eingeborenen- charakter» vorauSsetzt, die wieder erstlich gründliche Spvachkenntnisse und zweitens langjähriges Zusammen leben zur Bedingung hat. Die Schwarzen sind ein Instrument zur wirt schaftlichen Hebung einer Kolonie, in welcher gewiss« Ar- beiten nur von ihnen verrichtet werden können. Al» ein solche» Instrument sollen sie geschützt un- in Ord nung gehalten, vorsichtig gehandhabt und zweckmähig au-genutzt werden. Wa» darüber geht, da» ist vorläufig vom Uebel. Don der Art, wie der Weihe sich diese» In. strument» bedient, hängt sein ganzer Erfolg in einer süd- afrikanischen Kolonie ab, da» gilt vom einzelnen, wie von der ganzen Verwaltung. Noch ein Wort zur Vesiedelung»fragel Um die far bige Arbeiterkraft auSzunützen, bedarf eS der Weißen Führung. Diese vermag nur der Ansiedler, der Farmer, zu leisten. Dieser Farmer mutz herangezogen werden. DaS kann nur gelingen, wo ihm ausreichender Schutz für sein Leben und daS Produkt seiner Arbeit gewährleistet wird. Andererseits darf aber nicht vergessen werden, daß der Farmer auch einer gewissen Ellbogenfreiheit be- darf. Erstlich ist eS gerade da» Bedürfnis nach solcher, welche» starke Individualitäten zum Pionierdasein in den Kolonien lockte, und zweiten» ist zu erfolgreicher Wirt- schaftlicher Arbeit ein gewisse» Maß innerer un- äußerer Selbständigkeit in den Kolonien notwendiger ott in der Heimat. Die Haltung von Regierung und Reichstag in der Entschädigung»frage wird La» erst« Kriterium für die Art der kolonialen Erkenntni» bilden, die da» Jahr 1904 hat reifen lassen. Hier zu knausern, wäre — milde auLgedrückt —- eine Torheit. Entweder wir lassen eine ander« Nation den Bewei» dafür erbringen, Laß „Süd- west" nicht di« unfruchtbare, dornenumhängte Sand büchse, sondern in ihr«n klimatischen und Bodenbedin- gungen der Kapkolonie zum mindesten» ebenbürtig ist, oder wir machen un» selbst an diese Beweisführung. Im letzteren Falle müssen wir nicht nur zur Zahlung von Schulden, sondern auch zu einem reichlichen ..Investment" für den Wiederaufbau bereit fein. Da» wirtschaftlich entkräftete westafrikanische Yarmortum bedarf langfristiger Darlehen — keiner Almosen. Die Kolonie selbst bedarf umfangreicher öffentlicher Arbeiten. Hier drängt sich vor allem daS Bewässerungsproblem Lösung heischend an- di« Regierung heran. Zur Umkehr in der Eingeborenenpolitik ist nach Niedertverfung der farbigen Stämme eine vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit gegeben. ' So stehen wir in der Tat nach jeder Richtung hin vor neuen Perspektiven, und die Frage ist nur, ob wir sie zu überblicken und auszunutzen verstehen. Dann kann 1905 un» um ein gutes Stück vorwärts bringen auf dem Wege, als dessen Ziel die Bedeutung solider Kolonial macht winkst. s. o. rr. ver Znktianä in ZiUmriasriira. Di» neuesten Offizlernerluste. Unser« Verluste b«i Stamprietsouteiu und Groß-Naba- sind wieder ganz enorm: vier tote und sieben verwundete Offiziere bei fünfzehn toten und fünfundzwanzig verwundeten Mannschaften. Major Heinrich Frbr. v. Nauenborff, welcher bei Groß-Naba» siel, hat erst kürzlich den sürwestairitanischen Boden betreten, er war ältester Haupimann beim Kelvartil- lerie-Regiment Nr. 1t in Kassel und al« solcher zum Stab kommandiert. Er ist 1879 Leutnant geworden, war 1889 rum Oberleutnant aufgerückt und 1893 Hauptmann geworben. Die MajorSepauletten hat er nur wenige Wochen getragen. Berflinspektor Erwin Semper, Leutnant d. R.. war 1898 Offizier geworden; er gehörte zum 3. Garde-Regiment und unterstand dem Bezirkskommando Halle. Schon sert mehreren Jahren hatte er sich in da« Ausland begeben. Hauptmann v. Krüger im Husarenregiment Nr. 12, welcher verwundet wurde, hatte in Torgau die 2. Schwadron kommandiert. Er war ein Meister im Sattel; 1887 war er Leutnant, 189L Oberleutnant und 1901 Rittmeister geworden. Der Van-enführer Morris. Die amtlichen Nachforschungen über die in letzter Zeit mehrfach genannte Persönlichkeit des Bandenfübrer« Morris haben ergeben, daß eS zwei Brüder dieses Namens gibt, die in Warmbad von einem englischen Vater und erner Hottentottenmutter geboren wurden. Beide haben sich dem Bondelzwartstamm zugesellt und bereit- in dem letzten Aufstand (1903) eine führende Rolle gespielt und sich der Entwaffnung deS Stamme- durch Oberst Leuiwein zu entziehen gewußt. Seit einigen Monaten sind sie in den Bergen nördlich von Organge aufgetaucht und machen als Räuber die weitere Umgebung von Warmbad unsicher. Ihr Anhang besteht ebenso, wie ein Teil der Morengaschen Bande, aus unbot mäßigen BondelSwartS, die ihre Waffen bei dem Friedens schluß in Kalkfontein nicht abgegeben haben. ver rsrrirch-sapanirche Weg. Englisch« Zärtlichkeit für Japan. In den Organen der englischen Extrem-Radi- kalen, die kecne Anhänger der anglo-iapanischen Allianz sind, kommt die Befürchtung vor dem japanischen Uebermut bereits deutlich »um Ausdruck. So hat sich „Rey- nold» NewSpaper" unter der obigen Ueberschrift über die Zurückweisung der „Andromeda", jenes englischen Kreu zers, der sofort nach Bekanntwerden der Ueoergab« Port Arthurs von Weihaiwei aus mit Medikamenten und Lebens- Mitteln für die Belagerten in See ging, geäußert: „Japan zeigt bereits den We st möchten die Zähne. Seine Kreuzer machen bereit» die Gewässer der holländischen Besitzungen unsicher, und eS heißt. Japan suche einen Vorwand, um eine der batavischen Jnsem als Basi» in Besitz zu nehmen. Aber wa» sollen vir -u der Unverschämtheit Japan» England gegenüber sagen?! Ein englischer Kreuzer, die „Andromeda", ist von den Java nern wegbeordert worden und hat gedemütigt ab ziehen müssen. Der schale Vorwand war, daß russische Seeminen umberlägen. Da» englische Kriegsschiff wollte die Gefahr lausen: e» stand den Japanern nicht zu, unver- fchämterweise sich da» Recht anzumaßen, weiser zu sein, al» unsere eigenen Seeleute. Die Lächerlichkeit der Entschuldi gung wird übrigen» durch di« Tatsache erwiesen, daß die ..Andromeda" vorschlua, ihre Vorräte zehn Mellen weiter nördlich von Port Arthur zu landen. Diese Schmach wer- den unsere Jmao» voraussichtlich nicht ruhig hinnehmeu. Japan ist nicht Tibet." Inzwischen hat, wie gemeldet wurde, die japanische Regie rung eine weitere EntschuldiounaSnote nach England gerich tet, die die Schuld an der Zurückweisung auf die verspätete Anmeldung des Schisse» schiebt. Indessen ist. wie die „Schief. Zta." bemerkt, auch dieser Grund nicht stichhaltig. Pie tat sächliche Ursache ist offenbar die, daß die Japaner die Eng länder nicht in ihre Karten sehen lassen wollen. Dt« Eröffn««- Parlament» in Loki» wird in einem von dort, 1. Dezember, datierten Briefe der „Franks. Ztg." geschildert: Die beiden Häuser des Parlaments wurden gestern feierlich vom Kaiser eröffnet. Von 10 Uhr vormittag» an begann sich da» Abgeordnetenhaus oder wie die Japaner eS gern nennen hören: der Reichstag — zu füllen. Der Sitzungssaal ist mäßig gro«, mit flachem gläsernen Dache, durch welches da- Licht gedämpft herein fallt. Der Boden erbebt sich schräg. Leute sind Stühle und Tische weageräumt. Durch die Mitte veS Raume», senkrecht »ur kaiserlichen Loge, ist ein Strick gezogen, welcher die HerrenhanSnntglieder von den Abgeordneten trennt. Die Kaiserloge liegt etwa» erhöht in Loge und Bauart, sowie in ihrem Verhältnis zum Gesamtraum, mit einer kleinen Bühne zu vergleiche«. Der eigentliche Sitzungssaal ist dann der Zu schauerraum und die Logen an den Wänden ver erste Rang. Auf einen zweiten und dritten Pang bat man verzichtet. Um das Bild «m vervollständigen, fei noch an die Loge für da» kaiserliche Lau» erinnert, die wie die echt« Kaffer-Theaterloge sich der Mute aeaenüber im ersten Range befindet. Fünf Minuten vor ess körte man auf den Straßen Banzairuf«, welche die Ankunft de» Kaiser» verkündeten. Alle» strömte zum Vestibül, um den Herrscher zu empfangen. Nachdem dieser feierliche Akt, der m „beredtem Schweigen" und tiefen Bücklingen bestand, vorüber war, eilte jeder an seinen Platz. Mit Ausnahme der Journalissenloge glänzte der ganze erste Rana in grober Uniform. Ein merkwürdige» Bild bot da» Parkett dadurch, daß da» Tr,nnung»seil zugleich auch die nntformstrotzenden HerrenhauSmitalieder von den schlichten Frackträgern de» Unterhauses schied. Zwischen den Abgeord- neten und der Kaiserloge stand da» Rednerpult auf einer kleinen, durch zwei beitentreppen zugänglichen Estrade, vor dieser standen die Präsidenten bezw. Vizepräsidenten der beiden Häuser. Kurz nach 11 erschien der Kaiser. Er ging mit schnellen Schritten aus fernen Platz. Dann über reichte der Ministerpräsident ihm die Papierrolle, welche die Eröffnungsrede enthielt. Der Kaiser las rasch, ohne Pathos in singendem Tone, wie ihn jeder Japaner beim lauten Lesen annimmt. Die Parlamentsmitglieder hörten in gebückter Haltung zu. Nachdem der Kaiser zu Ende gekommen, trat der Präsident deS Oberhauses, Fürst Tokugawa, der Sohn des letzten Schoguu, vor, um ehrerbietigst di« Rolle mit der Thronrede in Empfang zu nehmen. Tann ging der Kaiser, gefolgt vom Kronprinzen, anderen Prinzen de» kaiserlichen Laufes, seinem Hofstaate und dem Ministerium, schnell «raus. Man sah ihm an, daß ihm die ganz« Sache wenig Freude mochte. Die Thronrede selbst war kurz und inhalts leer; mit Bedacht hatte man jede politische Andeutung von Wichtigkeit vermieden. Der ganze Akt der Parlaments eröffnung hatte kaum mehr al» ssins Minuten gedauert. Air -<r AlanchscHnrei. Rach der „Boss. Ztg." drahtet der Petersburger Sonder berichterstatter de» „Standard, Kuropatkin bab« Gründ« für die Annahme, daß trotz deS allgemeinen Urteil» der Mlli- tärattachee» und anderer kompetenter Leute die japanische Armee schon im Laufe des Februar einen allge meinen Angriff beginnen werde, statt bi» -um April zu warten. Au» diesem Grunde dringt er auf prompt« Absen dung der zugesagten Verstärkungen. — Uber Tokio wird nach London gemeldet, daß die russischen Generale da» Vertrauen zu Kuropatkin verlteren. Die Lage bei Mulden werde ernst und die Russen fürchten, daß eia An griff auf die japanischen Stellungen mit einer Nieder lage endigen werde, während eiu weiterer Rückzug die rus sische Arme« demoralisieren müsse. Der Aöneiral Skry-lpw ist, wie dem „D. T." auS Petersburg gemeldet wird, vorgestern von Wladiwostok dorthin adgereist. Er ver abschiedete sich von dem Offizierskorps mit emer langen An sprache, worin er bemerkte, daß Wladiwochok bald große Ereignisse erleben werd«. Durch die Ernennung Skrydlows zum Mitglied« deS Marinerate» ohne AuS- zeichnung durfte seine Karr iS re beendet sein. Den Er wartungen, die man bei seiner Abreise nach dem fernen Osten an seine Person stellte, hat er in keiner Weif« ent- sprachen. Der Admiral Dnbaffow. Nach einer Pariser Depesche der „Boss. Ztg." sagte Ruß- land» Vertreter im Schiedsgericht, Admiral Dubassow, einem Mitarbeiter des „Echo de Pari»": So peinlich eS unserer Eigenliebe sein mag, wir müssen mit der Lage rechnen, w i r geben einem nahen Frieden entgegen. Wir werden den Japanern Port Arthur und ven von ihnen besetzten Teil ver Mantschurei überlasse« und dann entschlossen an die Arbeit gehen, denn dieser Friede kann nur ein einstweiliger sein. Rußland schmiedet sich eine gewaltige unüberwindliche Flotte. Dann spielen wir dr« zweite Partie mit allen Trumpfen in unserer Hand/ Frie-en»verin ittlrrng. Der französische Abgeordnete de Laaessa« «raunt im „Matin di« Erörterung der FriedeaSvermittlung wieder auf. Er glaubt, der Augenblick fei gekommen, wo Frankreich die sittliche Pflicht habe, seinen Einstuß ia Rußland und Japan zur Beendigung de» Kriege» geltend zu machen und zugleich zwischen England und Rußland eine Annäherung berbeizuführen. Ein VprlLnfer -er -ritten russische« Geschwader». Au» Kiel meldet da» „B. T": Die Küstenstationei» mel den das Eintreffen eines russischen Trans portschiffes, das wahrscheinlich ein Vorläufer deS drit ten russischen Geschwader» lst. Da» Schiff setzte die Fahrt nach der Nordsee durch die basischen Gewässer fort. Deutsches Keich. Leipzig, 11. Jmutar. * Levtschlantz ««» Gnglantz. Unter der Ueberschrift „Großbritannien und Deutschland" veröffentlicht die „Daily Mail" einen Aufsatz von Thoma» Barclay, in dem dieser entschieden für ein bessere- Einvernehmen »wischen England und Deutschland eintritt. Barclay sagt unter anderem, die Spannung zwischen dem britischen u«d dem deutschen Volke sei neuerdings tatsächlich nicht mehr weit von einem gefährlichen Punkte entfernt gewesen. Eine- Tafle- dürft« der eine oder der andere Teil finden, daß er zu weit gegangen sei, als daß er sicb noch mit Ehren zurückziehen könnte. Da» letztere könnte unserer Ansicht nach allerdings nur auf Großbritannien zutre^fen, denn Deutschland denkt nicht daran, den Frieden zu stören. In diesem Zusammen hänge sei erwähnt, daß auch von anderer Seite unsere Auf fassung geteilt wird, wonach die deutsch-englischen Beziehungen nicht so ganz idyllisch sind. Gegenüber dem bekannten Dementi der „Nordd. Ällg. Ztg." läßt ,sich nämlich die „Duisburger Zeitung" von einer „sehr gut unterrichteten Persönlichkttt" berichten, daß entschieden seit der Hüller Affäre ein gespannte» Verhältnis zwischen Deutschland und England hervorgerufen worden sei dadurch, daß der französische und der deutsche Botschafter sich in- Mittel legten, als England verhindern wollte, daß die russische Flotte über Eadix binautfahre. Der deutsche Botschafter stellte sich vollständig auf den Stand punkt de» französischen Kollegen und gab ebenfalls di« Er klärung ab, die deutsch« Regierung werde vnter kei««n Umständen zugeben, daß da» russische Geschwader an der Fortsetzung seiner Rrrse nach Ostasien gehindert werde. Seither bestehe di« Spannung zwiscben de« beide« Kabinette«. — Schließlich sei noch -rwäbnt, daß di« Berliner Regierung noch ein Dementi in der „Süddtsch. RrichSkorresp." erläßt, wo e» heißt: „Es muß mit allem Nachdruck erklärt werde», daß die angenommene Spannung zwischen Berlin and London in neuerer Zeit überhaupt nicht vorhanden war, «och ist. Die „gereizten Noten" existieren nicht, ebenso wenig sind von England au», etwa Vorstellungen Wege» unserer Schiffsbauten erhoben worden." Wir erwähnen du» nur, um zu zeigen, wie sorglich man nach wie vor -»Berlin auf die Wahrung der Fiktion von dem guten Einvernehmen mit England bedacht ist. Vielleicht ist eS bei der Gelegenheit angebracht, an die Iubelbvmnen zu erinnern, die bei de» sommerliche» Besuch de» König» Eduard in Kiel aogekiwwt
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