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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021029022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902102902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902102902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-29
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
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trat« zurück und übernahm sämtliche Koste» de- Der«! fahren». (Köln. Ztg.) * Münster, 28. Oktober. AuS dem Verlaufe der Feier der Erhebung der Akademie zur Universität ist »och hcvvorzuoebcn, daß Kultusminister vr. Studt in einer Neve auf d>.m Festesfen u. a. bemerkte, in der Frage der Angliede rung einer medizinischen Fakultät und der Verleihung eines eigenen Namens (König Wilhelms-Universität) lege ihm sein Amt Verschwiegenheit auf, doch bitte er, an seinem guten Willen nicht zu zweifeln. * Weimar, 28. Oktober. Der Großherzoq bat ein bronzenes Ebrenkrcuz für solche Krieger- und Militär vereine gestiftet, welche sich durch langjährige Mitarbeit an der Erhaltung und Pflege patriotischen und kamerad schaftlichen Geistes besondere Verdienste erworben haben. Das Kreuz soll an der Vereinsfahne befestigt werden. — Ter Gemeindevorstand der Stadt Weimar bat beim Bundesrat einen Antrag eingebracht, der BuodeSrat möge dagegen stimmen, daß den Städten bei etwaiger Annahme dcS Zolltarifs das Recht entzog-n werde, eine Zehrsteuer ans gewisse Erzeugnisse und Gegenstände zu erheben, da hier durch die Städte erheblich benachteiligt würden. — Wie der „Märkische Merkur" erfährt, meldet die bekannte Frauen rechtlerin Fräulein Or. Anita AugSpurg, daß sie auf dem Wege nach dem Bahnhof in Weimar von einem Polizisten verhaftet und zur Wache geführt wurde, obgleich sie den Beamten darauf aufmerksam machte, daß er einen Mißgriff beginge. Obwohl Frl. vr. AugSpurg sofort ihren Namen und Stand nannte, mußte sie doch dem Polizisten zur Wache folgen, wo sich herausstellte, daß ein Mißgriff der Polizei rorgekommen war. (-) tkoburg, 28. Oktober. Heute abend kurz nach 6 Uhr trafen der Großberzog und die Großherzogin von Baden zum Besuch der verwitweten Herzogin Alexan drine hier ein und begaben sich nach Schloß Callenburg. * Karlsruhe, 28. Oktober. Wie sehr die katholische Geistlichkeit bemüht ist, in allen Verhältnissen des Lebens das starr konfessionelle Moment in den Vordergrund zu Nicken, beweist folgendes Vorkommnis, das den Stadtrat in seiner letzten Sitzung beschäftigte. Auf dem hiesigen Standesamt werden seit Jahren an jedermann auf Ver langen gegen eine der DohltätigkeitSkasse zufließcnde Ver gütung sogenannte Familienstammbücher abgegeben, welche Vordrucke zur Auszeichnung von Personalien der Familienmitglieder und am Schluß einen Auszug auS dem Personenstandesgesetz enthalten. Nack der „Bad. LandeSztg." bat nun im Auftrag deS katholischen StadipfarramtS der Meßner Kaiser beim Standesamt den Antrag ein gebracht, es solle an katholische Personen künftig statt des bisherigen ein anderes Familienstammbuch verabfolgt werden, nach Art eines vorgelegten Eremplarß. Dieses ent- bält n. a. auch die katholischen kirchlichen Vorschriften über Eheschließungen, Taufen und Begräbnisse. ES ist darin erwäbnt, daß die „sogenannte Zivilehe nur eine bürger liche Zeremonie" sei, welcher sich die Gläubiger zur Ver meidung bürgerlicher Nachteile unterziehen müßten, daß die Kinder aus Zivilehen kirchlich als illegitim gellen, daß katho lische Frauen, die ibre Kinder nicht katholisch erziehen lasten, von der Ausiegnung ausgeschlossen sind usw. Der Sladtrat vielt eS für unangemessen, daß von einer städtischen Behörde Schriften vertrieben würden, die konfessionelle Zwecke ver folgen und lehnte deshalb den Antrag ab. (-) München, 29. Oktober. (Telegramm.) Die „Allgem. Ztg." meldet: Der erblicke bayerische Rcichsrat, Freiherr Ludwig ».Niet hammer, ist auf Schloß Tunzenberg bei Mengkofen gestorben. Oesterreich - Ungarn. König von Griechenland; Arbeiterfrage in Galizien. * Gmunde», 28 Oktober. Der König von Griechen land ist heute hier eingetroffen. * Wien, 28. Oktober. Abgeor'onetenbaus. (Fortsetzung.) In fortgesetzter Verhandlung der Dringlichkeitsanträge schildert DaszynSki unter heftigen Ausmllen gegen dir pol nische Schlachta die betrübenden Verhältnisse der bäuer lichen Bevölkerung Galiziens, welche von den Gutsbesitzern ansgewuchcrt, der Not und dem Elend preiSgegeben, zur Aus wanderung gezwungen werde und warnt vor der Entfachung deS Chauvinismus im Bauernstände, sowie vor der beabsichtigten Heranziehung fremder Hülssarbeiter für die Ernt», wodurch der Bauern stand zur Empörung gereizt würde. Redner tritt für die Entsendung einer parlamentarischen Kommission zur Prüfung der Verhältnisse in Galizien ein. Ministerpräsident v. Körber konstatiert, daß bei den Vorfällen in Galizien allerdings die Lohnirage im Vordergrund gestanden habe, jedoch die politische Agitation sich durch Verbreitung von Broschüren, deren Angaben trotz augenscheinlicher Unwahrheiten geglaubt wurden, bemerkbar machte, was der Bewegung einen kritischen Charakter verlieh. Zahlreiche Zusammenstöße, deren Verlauf stark übertrieben dargestellt wurde, hätten dem Streik den Charakter eines Boykotts verliehen. Der Ministerpräsident weist entfchieden alle gegen die Angehörigen der Armee vorgebrachten Vor würfe als unbegründet zurück, konstatiert, daß niemand getötet und die Zahl der Verwundungen sehr gering gewesen sei, und erklärt, daß die Haltung und Besonnenheit der Assistenz« Koinmandantcn eine volle uneingeschränkte Anerkennung ver diene. (Beifall.) Im weiteren Verlauf der Sitzung weist Ministerpräsident Korber auf die Len Behörden im Sinne der Beschleunigung des Verfahren- und der Abkürzung der Unter suchungshaft ergangenen Weisungen hin, stellt auf Grund amtlicher Daten, aus denen hervorgeht, daß vielfach grobe Gewalttätigkeiten verübt wurden, die von Len Abgeordneten Romanczuk und Breiter in der letzten Sitzung vorgebrachten Fälle richtig und glaubt, daß auch die heutigen Ausführungen des Abgeordneten Daszynski im wesentlichen durch vorstehende Erklärungen widerlegt erscheinen. Gegenüber Len im harten Widerspruch der Anschauungen einander gegenüberstehenden Parteien könne sich die Regierung nur auf den Boden dcS Gesetzes zurückziehen. (Beifall.) Sie vermögen ain wenigsten einem Volke nahezutrrten, welches Patriotismus nicht nur stets bewährt, sondern mit staatsmännischer Einsicht inmitten der nie ruhenden Kämpfe um die Gestaltung der inneren Verhältnisse an dem Wege der Ruhe und der verfassungsmäßigen Entwickelung festgehalten habe. (Beifall bei den Polen.) Auch der ruthenische Volksstamm, aus den gleichen Bahnen wandelnd, könne auf die volle gesetzliche Unterstützung zählen. TieRegierung sei ernstlich bemüht, eine Besserung ver ökonomi schen Zustände in Galizien herbeizusühren und wird ihrer Pflicht, die Ruhe uns Ordnung zu sickern, unter allen Umständen und ohne Vor eingenommenheit mit aller Energie nachkommen. (Beifall bei den Polen, Widerspruch bei den Sozialisten.) Abgeordneter Ritter v. Abrahamomitsch will sich mit Rücksicht aus die Ausführungen des Ministerpräsidenten, welcher ihm seine Aufgabe wesentlich er leichtert habe, aus den Hinweis beschränken. Laß der Minister präsident den politischen Hintergrund der Streikbewegung konstatiert habe. (Widerspruch.) Der Redner besaßt sich eingehend mit den Aus- sührungen der drei Antragsteller, insbesondere müsse er sich dagegen verwahren, daß Breiter unter dem Schutz der Immunität ganze Gesellschaftsklassen, sowie kaiserliche Beamte und Offiziere beschimpft habe. Der Redner bestreitet, daß Not und Elend die Ursache des Streikes waren und bemerkt, Dascynski habe eS sich zur Ausgabe gestellt, alle Gesellschaftsklassen berabzuwürdigen, die seiner Umsturz arbeit entgegen treten; ihm sei eS ganz gleichgültig, daß seine (DaSzynskiS) Reden von den erbittertsten Feinden des pol nischen Volke« zitiert werden, daß sie von verschiedenen Abgeordneten im deutschen und im preußischen Parlament wiederholt werden, um zu beweisen, daß die Polen keine andere Behandlung verdienen, als dir, dir ihnen zu teil werde. (Beifall bei Len Polen. Abg. v. GainewoSz ruft: Verräter!) Heiterkeit bei den Sozialisten und Ruthenrn.) Der Redner warnt davor, die arme ruthenische Bevölkerung aus diese Weise zum Streik zu verleiten, da sonst jene Tausende von Arbeitern, die alljährlich nach Deutschland wandern, nach Ostgalizien geleitet werdrn und daß die ruthenische Bevölkerung verarmen müßte. Er und seine Parteigenossen würden gegen die Anträge stimmen, weil sie gegen die StaalSorganisation gerichtet seien und weil sie die Gesamt- regierunq anklagen, daß sie bi- jetzt Len polnilchen Großgrundbesitz noch nickt für vogelfrei erklärt hab». (Beifall bei den Polen, Lärm beiden Sozialisten.) Nächste Sitzung morgen. (Wiedrrholtundergänzt.) Frankreich. Sine publizistische Kampagne gegen die Pariser Paltzet- prisektur. * AuS Paris, 27. Oktober, wird der „Münchner Allgem. Ztg." geschrieben r Durch die Flacht des in dem Moustrr- DchwiadrkprozeßRosenLerg-Guill-umi» so schwer kompromit tierten Bankier» Boulaiae, die nur durch die sträfliche Leichtfertigkeit zweier Polizei-Inspektoren ermöglicht wurde, ist auch die Affäre Humbert wieder aus die Tages ordnung der publizistischen Diskussion gesetzt worden. Bon Blättern verschiedener Parteirichtung, regierungsfreundlichen wie regierungsfeindlichen, wird jetzt ein regelrechter Feld zug gegen die Pariser Polizeipräfektur, nebenbei auch gegen die Staatsanwaltschaft, vor allem aber gegen den Chef der Geheimpolizei, Cochesert, geführt. Man will wissen, der Ministerpräsident, der durch die Polizeiskandale der jüngste» Zeit auf daS peinlichste berührt sei und auf durchgreifende Veränderungen inr Dienstbetrieb der Pariser Polizeipräfektur dringe, habe dem Polizeipräfekten LSpiue nicht weniger als !4 Fälle aufgezählt, in denen Herr Cochesert seit Anfang diese» Jahre- seine Schuldig keit nicht oder nur sehr ungenügend getan habe. Ja erster Linie steht dabei der Fall Humbert. Umständlich wird er zählt, daß der Chef der Geheimpolizei die Flucht der Familie Humbert nicht nur durch seine Lässigkeit, sondern mit Wissen und Willen begünstigt habe, weil er mit intimen Freunden derselben auf gutem Fuße gestanden. Boa dem „GauloiS" wurden solche Detail» ringeflochten, daß Cochesert, wie gemeldet, eine Klage auf Verleumdung gegen diese» Blatt anhängig gemacht hak. Der Polizei präfekt Lvpine, den man gestern zu interviewen suchte, wie« die Reporter kurz ab, betonte aber, er habe Herrn Cochesert gar nichts vorzuwerfen; dieser werde sich Übrigen selbst zu rechtfertigen wissen. Immerhin bleibt eS sonderbar, daß der vom Senator Jean Dupuy, der zur Zeit des Aus drucks der Humbert-Affäre noch Ackerbaummister im Kabinett Walveck-Rouffeau war, geleitete, der Regierung nahestehende „Petit Parisi en" in der Sache ebenfalls sehr scharf vor geht. Er behauptete gestern, man habe die Gewißheit er langt, daß die Flucht der Humbert« voo ehemaligen Tssck- grnoffeo im Hause der Avenue de la Grande Armee und auch von einigen subalternen Polizeiagenten, „obne daß ihre Vor gesetzten darum wußten", begünstigt worden ist. Danach verließen die HumbertS — sechs in den weitesten Kreisen be kannte Personen, die bei einiger Aufmerksamkeit gefaßt werden mußken — am Vorabend de» HimmeifabrtskageS Paris; sie fuhren mit der PariS-Orl«an»-Bahn nach Bordeaux, wo sie mehrere Tage verweilten, sich mit Kleidern versahen, in großen Kaufläden, ohne sich zu verbergen, und sich dann nach Lissabon einschifftcn, um sich von dort auS nach Südamerika zu ver ziehen. Auffalleuderweise hatte die Pariser Polizei, die sonst alle Hafenbehörden avisiert batte, eS vergessen, gerade nach Bordeaux einen Haftbefehl und daS Signalement der Ge suchten abzehen zu lassen. Der „Pekit Parisien" schloß seine Mitteilung mit der Bemerkung, »aß eine Enquete wegen dieser auffallenden Tatsachen bereits eingeleitet worden sei; heute freilich verwahrt er sich gegen die Deutung, daß er irgend eine hoch- oder höhergestcllle Persönlichkeit bei seinen Angaben als besonders Schuldigen im Auge gehabt babe; Glauben wird er mit dieser ausweichenden Erklärung allerdings keinen finden. Sollte eS der Regierung ernstlich darum zu tun sein, über das Verbalten der Polizeipräfektur in der Humbert- Affäre volle- Licht zu verbreiten und in einwandfreier Weise festzustellen, ob irgend ein höherer Beamter für das Gelingen der Flucht verantwortlich zu machen ist, so könnte der von Cochesert gegen den „GauloiS" angestrengte VerleumvungS- prozeß einen recht intereffauten Verlauf nehmen; werden jedoch die als Zeugen zu vernehmenden Mitglieder und Agenten der Polizeipräfektur von der Verpflichtung, das Dienstgeheimnis zu wahren, nicht generaliter entbunden, so wird auch bei dem gerichtlichen Verfahren so gut wie nicht- herauSkommen. Kulturkampf. * Paris, 28. Oktober. Deputiertenkammer. Chamillard richtet an die Negierung eine Interpellation betreffend die Schließung derKongregan ist enschulen im Departement Finistöre; er hält dir Ansicht aufrecht, daß die Schließung dieser Schulen und die Anlegung der Siegel ungesetzmäßig seien. Gourg ie tadelt die Regierung, weil sie den Gerichten die Kongregationsfrage entzogen habe. Ministerpräsivent Eombe s legt rar, daß daS Gesetz von 19ül die Regierung ermächtige, die Kongreganistenschulen zu schließen. Die Regierung habe hierbei Mäßigung angewandt; sie babe die notwendige Zeit gegeben, um die Genehmigung nachzusuchen. (Bestall auf der Linken.) Hierauf wird die Weiterberatnng auf Donners tag vertagt. Großbritannien. vhamberlainS Afrtkaretse; Vereitelte Boercnvorträge. * London, 28. Oktober. Der König drückte den Wunsch auS, Cbamberlain sollte sich nach Südafrika an Bord eines Kriegsschiffes begeben. Die Aomiralität wählte dem gemäß den neuen von der Kapkolonie der Reichsregierung geschenkten Kreuzer „Good Hope" auS. * London, 29. Oktober. (Telegramm.) Nack einer „Standard"-Meldung gelang eS den ehemaligen Boeren- führern Kruitzinger, Joubert und Fouchs in Cambridge nicht, für einen zweiten Vortrag einen Saal zu bekommen; sie kehrten deshalb gestern abend nach London zurück. Sie legen Len Vorkommnissen in Cambridge keine Bereutvnz bei. Orient. Serbische Anleihe; Disziplin uud Autorität; Journalistenkongrrtz. * Belgrad, 28. Oktober. Der frühere Ministerpräsident Wuitsch ist als Delegierter der serbischen Regierung in der Anleiheangelegenbeit nach Paris abgereist. — Der Minister deS Innern Todorowitsch versandte an die Prä fekten eia Rundschreiben, in dem er ihnen strengstens eine Bekämpfung all dessen anbefiehlt, was gegen die DiS- zipltn verstoße oder das Ansehen der Behörden zu schwächen geeignet sei. Der Minister macht für die Aufrecktdaltung der Ordnung bei strenger Wahrung der Gesetzlichkeit in erster Reihe die Präfekten veraniwortlich, denen er einen ge ziemenden Verkehr mit der Bevölkerung anempfiehlt. — Der serbische Journalistenkonzreß, der heute beendet wurde, hat beschlossen, ein Zentralpreßbnreau zu errichten. Bulgarische Thronrede. * Sofia, 28 Oktober. (Ausführliche Meldung.) Die ordent liche Session der Sobranje wurde beute vom Ministerpräsidenten Danew im Namen des Fürsten mit einer Thronrede eröffnet, in welcher es heißt, daß das Fürstentum fortgesetzt die besten freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staatcu unterhalte. Der Besuch des Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch und der russischen Generale anläßlich de llo. Jahrestage- der Verteidigung de- Scknp'apassk-, sowie der enthusiastische Empfang, den da- bulgarische Volk ihnen bereitete, seien unbestreitbare Beweis« de- hohen Wohlwollens de- Kaisers von Rußland gegenüber Bulgarien, dessen Fürsten und dessen Dynastie wie auch der unzerstörbaren Bande zwischen den Befreiern und Befreiten. Tie Thronrede fährt fort: Di» Bemühungen der Regierung, in den internationalen Beziehungen eine korrekte Haltung zu wahren, seien bekannt, und drückt die Hoffnung auS, daß diese Bemühungen nach ihrem wahren Wert gewürdigt und durch Ver- wirklichung der Bestimmungen der internationalen Verträge, welche dir friedliche Entwickelung der Baikau-Halbinsel verbürgen, unter stützt werden würden. (Wiederholt und ergänzt.) Asien. GttglsaD »n- Siam. * Bangkok, 28. Oktober. Die siamesische Negierung bat den englischen Bizekonsul Black in Bangkok zum Ratgeber de» Justizminister- angestellt; Black wird insolze- deffra da- Amt de- Stellvertreter« de« Justizmiaistrr« über nehmen; er hat riaea langjährige» Kontrakt, wonaL er ein jährliches Gehalt von 50 000 FrcS. bezieht, abgeschlossen. Amerika. St kouiSer Ausstellung; Kanalvrrtrag; Revolutionäre Wirre». - Washington, 28. Oktober. Bisher hat das Staats departement k'iiie Einladungen erlassen zum Besuch der Ber einigten Staaten an fremde Staatsoberhäupter oder Würden träger. E» wird jedoch zur Ausstellung in St. Louis eine Anzahl fürstlicher Besucher erwartet. Die an der Ausstellung Beteiligten werven sich wahrscheinlich bemühen, einen Kongretzbeschluß zu erzielen, dahingehend, daß diese Besucher als Gaste der Nation ausgenommen werden. Das Staatsdepartement kann nicht auS eigener Initiative mit einem solchen Vorschlag bervortreten. Die Generale Eorbin, Aomcy und Wood luden während ihres Aufenthalte» in Europa Gäste zum Besuche Amerikas ein. Zweifellos ver anlaßten diese Einladungen da» Gerücht, die Regierung selbst hat die Einladungen erlassen. * Washington, 2S. Oktober. (Reuter- Bureau.) Hier werden ernstliche Verwickelungen zwischen den Vereinigten Staaten und Columbia in der Frage der Verhandlungen über den Kanalvertrag auf Grundlage der Spvoner Akte befürchtet. Maa ist in Columbia nicht nur mit der Summe nicht zufrieden, di« an da» Land ge zahlt werden soll, sondern e« wird auch der von den Vereinigten Staaten erhobene Anspruch auf Polizeigewalt auf dem Isthmus mit wachsendem Argwohn betrachtet. Die Note der co- lumbischen Regierung als Antwort auf den Vorschlag der Vereinigten Staaten, in Verhandlungen über den Vertrag emzutreten, gelangte vor einigen Tagen nach Washington, ist der Regierung jedoch bisher noch nicht zugestelll worden. * New Port, 29. Oktober. (Telegramm.) Nach einem Telegramm au» PanamaergabsichGeneralUribeuribe mit zehn Geschützen, 2500 Gewehren und einem großen Muni- tionSvorrat bei Rio Frio der colsmbischen Regierung. Deutscher Reichstag. AuS Pen Kommissionen. Berlin, 28. Oktober. Dir Kommission für den Gtsetz- entwurs für den Schutz der Kinderarbeit in gewerblichen Be trieben hat heute den 8 4 des Entwurf- in Angriff genommen, kam aber damit »och nicht zu Ende. Die Sozialdemokraten stellten mehrere Anträge, noch eine große Anzahl von gewerblichen Betrieben in da- Gesetz hineinzuziehen. Abg. vr. Hasse (natl.) stellte zu 8 4, Abs. L, Len Antrag, den BundeSrat zu ermächtigen, weitere gesunLL-itsgesährl'che Beschäftigung von Kindern in den im 8 4 aufgeführten Betrieben zu unterlagen. Militär und Marine. * Die Bestimmungen der „Garnisondirnstvorschrift": „Kadetten erweisen den Un terofsizirren der Armee keine Ehrenbezeugung, ebensowenig die Mannschaften den im Unterotfizierrange stehenden Kadetten", finden aus die Marine sinngemäße Anwendung. Hier nach sieben den Unterosfizieren der Marine keine Ehrenbezeugungen seilen- der Kadetten (der Armer) zu und haben Mannschaften der Marine Len im Unteroffizirrrange stehenden Kadetten (der Armer) keine Ehrenbezeugungen za erweisen. * DaS neue Infanteriegewehr wird im Laufe des Herbstes an da- HI., IV., V. und VI. Armeekorps verabfolgt; eS sind dann, einschließlich der Garde, im ganzen fünf Armeekorps mit der neuen Schußwaffe ausgerüstet. Die Marine hat die- Gewehr schon vor zwei Jahren erhalten. Erst im nächsten Jahre sollen je nach Bedarf mehrere andere Armeekorps, darunter auch die bayerischen, mit dem neuen Gewehr versehen werden. Da das Kaliber und die Munition sowohl für da- alte elS auch für das neue Gewehr paffen, so wird die Wehrfähigkeit unserer Armee durch die gleichzeitige Ver wendung von zwei verschiedenen Gewchrmodellen nicht beeinträchtigt. Kunst un- Wissenschaft. Musik. Neues Theater. „Romeo unk» Julia" von Gounod. (Neu rinstudiert.) Leipzig, 29. Oktober. Wie oft ist nickt schon diese Tra gödie deS großen Briten in Musik gesetzt! Im einfachsten Singspiel bis zur großen Oper ist uns dies „Hobe Lied der Liebe" gesungen worden. Italiener, Deutsche, Franzosen, alle haben sich daran versucht — und versündigt. Keine von allen den musikalischen Nachdichtungen ist stark genug gewesen, sich neben dem Meisterwerk Shakespeares auf dem Repertoire zu behaupten. Selbst ein Gounod, dessen ganze Talentrichtung doch dem schwärmerisch leidenschaftlich?» Wesen Les Stoffes so verwandt erscheint, ist niemals mit diesem Werke so recht durchgedrungen, außerhalb Paris versteht sich, denn dort war ihm mit einer Carvalho und einem Jean de Nezke der Sieg gewiß. Es ist sicher nicht der fehlende Reiz der Textneubeit, wie einer seiner Biographen meint, der einem bedingungs losen Erfolge der Oper hinderlich gewesen wäre; vielmehr die im Wesen de- Stoffes liegende Einförmigkeit, die sich in glühenden und girrenden, tändelnden und schmachtenden LiebeSergüssen nicht genug tun kann, der mit seinen vier großen Liebesduos die Möglichkeit einer effektvollen Steige rung beinahe ausschließt. Und so ist auS der Julia, die, wie Janieson sagt, die Liebe selbst ist, wie im Limbrelto so auch schließlich in der Musik in d-r Tat eine Juliette geworden. Und doch, mag diesem Werke LeS französischen Meisters auch die musikalische Kraft einer Margarete abgeben, so enthält es neben manchen kleinen, fast trivialen Gedanken, neben manchem seichten Ktingklanz (wie dem kokett aufzeputztcn Koloraturwalzer der Julia), neben mancher bloßen musika lischen Spielerei (wie in der Erzählung von der Fee Mab), neben mancher gesuchten und geklügelten Phrase eine so schwelgerische Melodik, so glühende, von wunderbarem Klang zauber umwobene Lyrik, daß es sich schon lohnte, die halb vergessenen Veroneser Herrschaften um unser willen aus den Särgen zu bemühen. Unsere Oper konnte sich um so leichter zu einer Neu- studierung de- musikalisch immerhin hochinteressanten Werkes entschließen, als sie gegenwärtig die geeigneten Kräfte für ihre anspruchsvollen Titelrollen zur Verfügung bat. Denn sowohl Herr UrluS als Romeo, als auch die Julia de» Frl. Petrini zeigten sich den gestellten bohen Anforderungen völlig gewachsen. Herr UrluS überwand alle musikalischen Klippen mit seinem freien und leichten Tone, der bis in die höchste Lage (und in dieser bewegt sich die Partie nur zu oft) selbst im Piano klar und schön ansprach, der aber auch für dramatische Accente vollauf ergiebig sich erwies, und wußte seinem LiebeSritter auch dramatisches Leben einzuhauchen. Frl. Petrini sang ihre Julia offenbar nicht zum ersten Male, so vertraut crwieS sie sich mit allen musikalischen Chikanen der für eine Koloraturprinzessin herauSgeschnörkelten Partie. Ihr reiner und feingeschlssfener Ton, ihre sichere Technik, ihr graziöser und zierlicher Vortrag, der sich gleichwohl bis zu einer gewissen dramatischen Verve zu steigern vermochte, brachte den musikalischen Gebalt der Rolle ebenso reizvoll zum Ausdruck, als die Erscheinung und die dramatische Art dieser pikanten, echt französisch gedachten Juliette ent zückte. Einigermaßen befremden mochte wohl dann und wann ibre offene, nach deutschem Geschmack: zuweilen zu offene Bokalife oder die Art ihres recitalivischen Gesangs, der den Unterschied der schweren und leichten Silben verwischte. Indessen stellen diese kleinen Bedenken die künstlerische Be deutung ihrer Leistung keineswegs in Frage. Stimmlich hervorragend schön war Herr Rapp al- Capulet. Auch Herr Moer- bracht« seine» Tybalt trefflich zu, Geltung. Der Page (übrigen- eine von den Librettisten erfundene Figur) des Frl. Gardini war in der Tat ein kecker Junge, der sick „ritterlich auS der Schlinge zog". Doch schien sie mir stimmlich nicht ganz frei, wenigstens saug sie das Stäubchen nicht ebenmäßig genug. AuS der großen Zahl der übrigen Partner sei noch vor allem Herr Schelper mit seinem würde- und gesanglich höchst eindrucksvollen Lorenzo hervor gehoben und Herr Kunze, der mit dem Gregoriv einen wohltuenveu Schimmer von Humor in die Scene brachte. Die Oper war von Herrn Oberregisseur Goldberg mit vollem Verständnis und mit Sorgfalt insceniert. Trefflich gestellte Bilder rahmten da» Drama ein. Chöre und Statisterie kamen lebendig in Aktion. Herr Kapellmeister Porst hatte die mnsikalisck nicht eben leichte Oper durchaus zuverlässig einstudiert und brachte sie schwungvoll zur Geltung. Der Abstrich der HochzeitSscene, die von Anfang an ihre Wirkung versagt hat, erscheint durchaus gerechtfertigt. Reicher Beifall lohnte den Künstlern die mannigfachen Mühen um die alte Neuigkeit. vr. Rud. Krauße. * Bei Gelegenheit einer von der kiesigen „ Musik- wocke" veranstalteten Konkurrenz wurde voo den beteiligten einbeimischen Komponisten der von seiner Wirksamkeit am hiesigen Stadttheater rühmlich bekannte Kapellmeister Albert Gorler mit dem Lied „Frühling obne Ende" mit Auszeich nung bedacht. Herr Gorter ist bereits wiederholt mit an sehnlichen Kompositionspreisen ausgezeichnet worden, so dem Michael Beer-Preis (Berlin), dem Vr. Königswarter- Prei» (München) und einem Preis auS der Berliner Men- delSsohnstijtuna. Auch als Opernkomponist ist der Künstler bereit- erfolgreich hervorgetreten. Literatur uud Theater. Kristall-Palast. Leipzig, 29. Oktober. In dem Theatersaale deS Kristall- Palastes hatte sich gestern ein sehr zahlreiches Publikum ein- geiunden, es galt ja ein ausländisches Kunstphänomen zu bewundern, für daS in deutschen Blättern der Tamtam eifrig geschlagen worden war. Charlotte Wiehe batte bei der letzten Pariser Weltausstellung ein inter nationales Publikum lebhaft interessirt und so für eine Kunst reise durch Europa sich den Weg gebahnt. Die Berliner Kritik bat ihr jetzt ein glänzende» Zeugniß ausgestellt — und weon etwas in der ReichSbauptstadl gefallen hat, so muß Las übrige Deutschland applaudieren. Charlotte Wiehe ist in der Tat eine Künstlerin auf dem Gebiet der Pantomime, welche neuerdings immer mebr als selbständige Kunst hcrvsr- tritt. Der bezeichnende Ausdruck des Seelenlebens durch Mienen- und Gcberdenspiel ist ja der ganzen darstellenden Kunst eigen hier aber fehlt die Sprache, das charakteristische, das be-, geisterte Wort und es ist die Aufgabe der Künstlerin, das selbe durch jene andere Mittel ver Darstellung zu ersetzen. Charlotte Wiehe zeigte gestern, daß sie diese Kunst in hohem Grade besitzt. In dem bekannten Miniovrama „la Alain", das ihr Gatte, Herr Beräny, der gestern auch das Orchester dirigierte, geschaffen, sowohl was Scenerie, als auch waS die Musik betrifft, welche die Hand lung in sinniger und geschmackvoller Weise erläutern dülft, spielte sie die Vivette und brachte die beiden Hauptseiten der Rolle zur Geltung. Das reiz ¬ voll Verführerische in den Toilettescenen und das dramatisch Bewegte in den Scenen mit dem Einbrecher, wo ihr Mienenspiel alle Schattierungen deS seelischen Lebens in dem plötzlichen Schreck bis zur angstvollen Fluckt und der zusammenbreckenden Verzweiflung, Kem Dolch deS Verbrechens gegenüber, aufs ausdrucksvollste wieder- gab. In der anderen mimischen Erzählung: v'üownw aax xoupöes hatte sie die Ausgabe, die Puppe zu spielen, hinter deren mechanischer Gliederbewezunz sich ein menschliches, ziemlich leidenschaftliches und intrigantes Wesen verbirgt. Unsere deutsche Bühne hat sich in letzter Zeit in eine große Puppenstube verwandelt, man weiß ost nicht, wo der Mensch aufdört und wo die Marionette an sängt. Der Poet in I'domms aux poupves scheint ein moderner Neurastheniker zu sein; da er den Mund nicht auftut, sind wir hier nicht recht auf die Schliche ge kommen, jedenfalls hat er eine sehr sonderbare Liebe zu seinen Puppen. Der selige deutsche Student Hoff mann spukt in diesen französischen Abenteuerlichkeiten. Charlotte Wiehe war als Puppe so mumienhaft wie möglich in ihren Bewegungen, stumpf und tobt, von einer Willenlosigkeit, die jedem Drucke von außen nach gibt; desto lebendiger und feuriger wird am Schluß die Geliebte, welche den Poeten aus seiner Todten- karnmer ins warme Leben zurückrust. Charlotte Wiehe sano den lebhaftesten Beifall, auch die Mitglieder ihres Ensembles, Herr Severin-MarS, der den unheimlichen Einbrecher in „va Alain" so schreckhaft spielte und die Proben in der letzten mimischen Erzählung als „sonderbaren Schwärmer" daistellie, und Herr Dalbert, oer gewandte Baron in .,I.a Alain", konnten auf der Bühne erscheinen. Charlotte Wiehe spricht aber auch als Schauspielerin — leider konnten wir gestern diese Seite ihrer Kunst nicht würdigen; denn das „8ouper ä'^äivu", wo si(. die Louise gespielt hätte, mußte ausfallen, da die Künstlerin sehr erkältet war. Das Stück ist eine Uebcr- setzung des «schoitzlerschen Abschiedssoupers und wäre insofern schon von Interesse gewesen. Dafür wurde ein Ein akter einzeschoben: „ves no^uäi cks cravate", ein harmloser Scherz, der von den zwei Mitwirkenden ganz munter gespielt wurde. Rudol f von Gottschall. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement deS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die SchulstcUe zu Seerhausen b. Riefst. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im neu erbauten Schulhause mit schönem Garten 1200 Gehalt, 200 persönliche Zulage, 110 für Fort- bildunasfchulunterricht, 27,50 für Turnunterricht und 35 für jährlich 12ma!igen Kirchcndienst m d^r dortige» Kapelle. Bewerbungen sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse, darunter ein musikalisches, und evcnt. des Militärdienstans weises dis zum 8. November bei dem Konigl. Bezirtsflckul- infpektor Schulrat Reil in Oschatz cinzureichen. — Zu be sehen: die 2. Lehrcrstclle an der viertlassigcn Schule in M a h l i s. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1300 Grundgehalt, sowie 110 <« iür Turnunterricht neben schöner Wohnung im Schulhause mit Lb't- und Gemüsegarten. Bewerbungen sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse und ebeut. des Militärdienstansweises bis zum 12. November bet dem König!. BczirkSsci'ulinspcktor Schulrat Neil in Oschatz cinzurricken; — die Filialkirchschulstelle in H a l I b a ch. Kol- lator: die obcrüe Schulbehörde. Einkommen: 1200 -<( Grund gehalt, 100 -ii versönlickc Zulage, 542,08 vom Kirchen- oienstc, 110 für Fortbildungsuntcrricht und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 15. November an den .Konigl. Bezirksschul- Inspektor Schulrat vr. Winklerin Freiberg einzureichen. Bezirkstag. -x- Leipzig, 29. Oktober. Unter dem Vorsitz deS Herr» AmtSbauptmannS Heink trat Keule vormittag der Bezirks tag im Verhandlungssaale deS amtShauptmannschastlichen Dienstgebäude» zusammen, um über die Errichtung eines GewerbegerichtSinderAmtShauptmannschaftLeipzig zu beschließen. Der Vorsitzende teilte, nachdem er die Versammlung eröffnet hatte, mit, daß seit der vorletzten Tagung der Bezirks versammlung eine» ihrer Mitglieder, der Gemeindeältestr gzi-ke ia Möckern, gestorben sei; der Redner würdigte dir
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