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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020530029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902053002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902053002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-30
-
Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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WM W ÄijWi ÄMt mi> Anzeiger Nr. NS, Freiing, U. Mi 1SL iMeni>-Ansgnte.j r Sachfischer Landtag. Tie cndgiltige Gestaltung der Steuererhebung. * Von der Finanzdeputation der Zweiten Kammer ist, wie schon kurz berichtet, der Bericht über Capilel 20 des ordentlichen StaatShauShaltS-EtatS für 1902/03, directe Steuern, erstattet worden. Das Wesentlichste daran ist, daß nunmehr die Erhebung eines Zuschlages von 25 Procent zur jetzigen Scala der Einkommensteuer endgiltig festgelegt ist, wogegen, wie bekannt, im ur sprünglichen Etat ein Zuschlag von fünfzig Procent vor gesehen war. Hierbei war von der Regierung das Normal soll der Einkommensteuer mit 35 Millionen Mark eingesetzt worden, währenv nach den Anträgen der Finanz-Deputatiou unter Berücksichtigung des Ertrages von 1901 das Normal soll mit 38 Millionen eingesetzt ist. Unter Hinzurechnung eines 25procentigen Zuschlages ergeben sich dann brutto 45 Millionen Mark, während sich nach Berücksichtigung deS Zuwachses und des Wegfalles daS Netto auf 43 493 000 stellt. Nach alledem sind für-die Finanzperiode 1902/03 die Einnahmen bei Cap. 20 wie folgt festgesetzt: Grundsteuer 4 185 200 Einkommensteuer (einschl. 25 Procent Zuschlag). . 43 493 000 - Steuer vom Wandergewerbe 230000 - Urkundenstempel und Erbschaftssteuer 3 800 000 - Kanzleisporteln 39 300 . Diverse Einnahmen . 114 300 . Summa: 51861 800 ^ Hiervon kommen in Abzug Ausgaben für Besoldungen u. dgl. im Gesammtbetrage von 3 352 050 so daß ein Ueberschuß von 48 509 750 verbleibt. Dieser Ueberschuß ist um 6 977 755 also um rund 7 Millionen Mark ge ringer als der im ursprünglichen Etat festgestellte, wird aber bei den Ersparnissen einerseits (vorläufiger Wegfall der Wob- nungsgeldzuschüsse rc.) und bei den Mehreinnahmen andererseits (Erhöhung der Gerichtskosten rc.) ausreichend sein, um den Fehlbetrag im Staatshaushalt vollständig zu decken. Die Deputation hat übrigens, was daS Jahr 1903 anbetrifft, ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, daß die Ein kommensteuer nur in zwei Terminen erhoben wird, also der in diesem Jahre nöthige Zwischentermin wegsällt. Der Zuschlag wird somit im Jahre 1903 auf die beiden ge wöhnlichen Termine zu verrechnen sein. Königreich Sachsen. -e- Leipzig, 30. Mai. Auf Grund eines Präsidial beschlusses wurde dem neuernannten Herrn Senatspräsi denten Förtsch der Vorsitz im zweiten Civil- senate des Reichsgerichtes übertragen. Der gleichfalls ncuernannte Herr Reichsgerichtsrath Hoffmann II. nimmt seinen Sitz im siebenten Civilsenatc ein. — Auf Grund des 8 26 der Geschäftsordnung für bas Reichsgericht hat dessen Präsidium ferner Folgendes bc- stimrpt: Während der diesjährigen Gerichtsfcrien werden den Feriensettat bilden: I. v o m 15. b i s 31. I u l i der Scnatspräsident v. Buchwald und die Reichsgerichts- räthe Jeß, Kolb, Schumann, Hofmann, Miltner, vr. Peters, vr. Sabarth, Stock, vr. Sprecher von Bernegg; II. vom 1. bis 15. A ugust: der neu zu ernennende Senatspräsident und die Reichsgerichtsräthe Freiherr vonDincklage,Sko- nictzki, vr. Peez, Unger, vonEschstruth, Boclc, Eber mayer, Hoffmann II. und der erste der neu zu ernennenden Räthe: HI. vom 16. bis 31. August: der Senatspräsident Förtsch und die Reichsgerichtsräthe Helf, von Vciel, Bartsch, vr. Hagens, Schneider, Klein, Thöl, Richter und der zweite neue Rath: IV. vom 1. bis 15. Sep. tember: der Scnatspräsident Neiße und die Rcichs- gerichtsräthe Kaufmann, Dietz, vr. Jaeckcl, Ewald, Hellweg, Harms, vr. Wanjeck, Henderichs,Predari. -x- Leipzig, 30. Mai. Mit dem gestern zur letzten Ruhe eingegangenen königl. sächsischen Notar und Universitäts- Oberpedell a. D. Friedrich Emil Rühle ist ein in weiten Kreisen bekannter früherer Universitätsbeamter ver storben, der vielen Tausenden ehemaliger Studenten unserer alma inatsr durch sein zuvorkommendes, allezeit hilfsbereites Wesen in freundlicher Erinnerung wird ge blieben sein. Oberpedell a. D. Rühle wurde im Jahre 1828 in Leipzig geboren, besuchte bis 1850 die Thomas- schule und studirte dann an unserer Universität die Rechts wissenschaften. Im Jahre 1853 bestand er das Facultäts- cramcn pro praxi und wurde Ende Otober 1856 in die Zahl der Notare ausgenommen. Bald nach Beendigung seiner Studien war er auf der Expedition zweier Sach walter thätig, im Jahre 1861 wurde er Registrator beim Polizeiamt -er Stadt Leipzig, am 1. Februar 1862 unter dem Rektorate -es Professors vr. Hankel erfolgte seine Verpflichtung als Pedell der Universität, und in -en 70er Jahren wurde er zum Oberpedell ernannt, als welcher er 1887 in den Ruhestand trat. * Leipzig, 30. Mai. Unter Vorsitz des Herrn Buch- druckereibcsitzers Ottomar Wittig fand gestern Nachmittag im Buchhändlerhause eine sehr zahlreich besuchte außer ordentliche Jnnungsversammlung der In nung Leipziger Buchdruckereibesitzer statt, der als Vertreter der Aufsichtsbehörde Herr Rathsassessor Jnrk beiwohnte. Auf der Tagesordnung stand die Be schlußfassung über einige Anträge, betreffend die Be messung der Jnnungsbetträge, sowie die Rege lung des Stimmenverhältnisses. Die Ver sammlung war satzungsgemäß beschlußfähig) und zwar ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen Mitglieder, da dieselben Gegenstände schon die Tagesordnung einer am 12. Mat «-gehaltenen, damals aber beschlußunfähigen Ver sammlung gebildet hatten. Nach kurzer Debatte gelangte zunächst ein vom Vorstand gestellter Antrag zur Abstim mung, nach welchem hinsichtlich der Beiträge in 8 15 des Statuts Folgendes festgesetzt werden sollte: „Die Innungs beiträge betragen vierteljährlich bei 1—5 Gehilfen 4 ^t!, bei 6—10 Gehilfen 6 bet 11—30 Gehilfen 10 ^t!, bei 31 bis 50 Gehilfen 20 ^!, bet 51 und mehr Gehilfen 30 .4! Sind mehrere Inhaber einer Firma oder deren bevollmächtigte Vertreter Mitglieder der Innung, so hat nur einer von ihnen die Beiträge nach den vorstehenden Sätzen zu ent richten: alle übrigen, ebenso wie die auf Grund von 8 5 der Innung angchörenden Personen und diejenigen, welche Gehilfen nicht beschäftigen, haben nur einen persönlichen Beitrag von 8 vierteljährlich zu bezahlen." Bet der Abstimmung waren 105 Stimmen für und 85 Stimmen gegen den Antrag; die erforderliche Zweidrittel-Mehr- heit für den Antrag mar somit nicht erreicht und derselbe war daher als abgclehnt zu erachten. Die weiteren vorliegenden Anträge wurden darauf zurückgezogen und sodann die außerordentliche Jnnungsversammlung geschlossen An diese schloß sich eine ordentliche Jn- nnngsversammlung, in welcher zunächst die JahreS- rechnung für 1901, nach einigen vom Vorsitzenden ge gebenen Erläuterungen, einstimmig richtig ge sprochen wurde. Der ans dem Vorstand ausscheidende Herr vr. Alfred Gtesecke, der sich zur Wiederannahmc der Wahl bereit erklärt hatte, wurde wiedergewählt, in den Lehrlingsausschuß die Herren Ramm jun. und Knoth neu gewählt. Ein Antrag, alljährlich im Januar eine g e - druckte Mitgliederliste zu vertheilen, konnte nicht zur Abstimmung gelangen, weil sich hierdurch eine Statutenänderung nöthig gemacht hätte, zu der nut eine außerordentliche Jnnungsversammlung berechtigt ist. Es kam dann ein von Herrn Heitmann gestellter Antrag zur Debatte, -er dahin ging, daß die Versammlung den Austritt der Buchdrucker -Innung aus dem Jnnungsausschusse beschließen möge. Dieser An trag wurde jedoch nach kurzer Aussprache mit 104 gegen 89 Stimmen abgelehnt. Hierauf wurde noch zum letzten Pnnct der Tagesordnung: „Stellungnahme zu der gesetz lichen Vorschrift wegen Führung von Lohn büchern für minderjährige Arbeiter", fol gender Beschluß gefaßt: „Die am 29. Mai 1902 im Deut schen Buchgewerbehause zu Leipzig tagende ordentliche Jn nungsversammlung spricht sich gegen die gesetzlich einge führten Lvhnzahlungsbücher für Minderjährige aus, in dem sie in dieser Einrichtung nur eine unnöthige Belastung der Arbeitgeber erblickt, mit welcher ein wirklicher Nutzen gar nicht verbunden ist. Die Versammlung beauftragt den Vorstand, diese Entschließung den zuständigen Behörden zur Kenntniß zu bringen und eventuell gemeinsam mit den Gewerbe- und Handelskammern auf Aufhebung dieser Be stimmung hinzuwirken." Nach einigen Bemerkungen des Vorsitzenden wurde sodann die Versannnlung geschlossen. <-» Leipzig, 30. Mai. Wir brachten gestern einen Bericht über die Verhandlungen deS CivillandesgerichtS Wien, daS die umstrittene Erbschaft deS UniversitätsprosessorS vr. Puschmann der Universität Leipzig zuspracb. Indem Berichte ist von einer Million Kronen die Rede. DaS ist jedoch, wie schon bemerkt, unrichtig: nach gerichtlicher Schätzung beträgt daS der Universität Leipzig zufallende Vermögen 621 000 Professor vr. Puschmann, der früher in Leipzig als Docent wirkte und nach seinem Weggange von hier lange Zeit hindurch der angesehenste Vertreter der Ge schichte der Medicin war, hat in dem nun rechtskräftig ge wordenen Testament die Bestimmung getroffen, daß das Erträgniß deS Vermögens „zur Förderung wissen schaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte der Medicin verwendet werden soll". — Am 31. Mai d. I. begeht der Bürsten- und Pinsel machermeister C. A. Jrmscher, Schulstraße 2, nebst Gattin das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar, welcher am 27. Februar d. I. bereits sein 50jähriges Meister- und Bürgerjubiläum beging, war auch langjähriger Obermeister der Bürsten- und Pinselmacher- Jnnung, sowie auch gerichtlicher Sachverständiger am Amts- und Landgerichte Leipzig. Seit dem Jahre 1888 ist der Jubilar das einzige Ehrenmitglied der Bürsten- und Pinselmacher-Kreis-Zwangsinnung zu Leipzig. Am Sonn tag den 1. Juni d. I., Mittags 12^ Uhr, sieht das Jubel- paar in der Thomaskirche seiner kirchlichen Einsegnung entgegen. — Am 28. Mai war der Reisende Herr Richard Fincke 25 Jahre in der Papiergroßhandlung, Couvertfabrik des Herrn August Müller, Seeburgstraße, thätig. Dem Jubilar wurden von dem Chef und dem Personal mannig fache Ehrungen zu Theil. I Leipzig, 30. Mai. Ein in der Mozartstraße be dienstetes, 24jährigeS Mädchen hat sich in ver gangener Nacht in ihrer Kammer durch Erschießen ent leibt. Schwermuth ist das Motiv der That. — In der Bergstraße in Reudnitz wurde gestern Abend ein dreijähriger Knabe von einem Fleischerwagen überfahren und so erheblich verletzt, daß er nach dem Krankenhause gebracht werden mußte, wo er alsbald ver - starb. Das Kind ist in den Wagen hineingelaufen. — Gestern Abend wurde in der P l a g w i tz e r Straßein Kleinzschocher ein elfjähriges Mädchen von einem Radfahrer umgerissen und anscheinend am rechten Arme verletzt. Der Radfahrer war schleunigst davon gefahren. — In der W u r z e n e r S t r a ß c inSeller- hausen scheute gestern Nachmittag das Pferd eines Lastwagens vor einem vorüberfahrendcn Eisenbahnzuge und ging durch. Dabei fuhr der Wagen an einen Mast der Straßenbahn mit solcher Wucht an, daß eine Insassin, eine Fuhrwcrksbcsitzersehcfrau aus Borsdorf, vom Wagen herabgeschleudert und dabei vom Pferde getroffen wurde, so daß sic nicht unerhebliche Verletzungen davontrug. -ff Im Krankenhause verstorben ist jene 23 Jahre alte Arbeiterin, welche sich, wie wir berichteten, am 26. d. Mts. in Gemeinschaft mit ihrem Geliebten in dessen in der Gerberstraße gelegenen Wohnung mittels Phosphors zu vergiften versuchte. Dieselbe hat somit ihren Zweck er reicht, während deren Bräutigam sich noch am Leben be findet. — Von einem Fleischergeschirr überfahren wurde gestern Abend in der 7. Stunde in der Bergstraße in Reud nitz das 3Z4 Jahre alte Söhnchen des daselbst wohnhaften Maschinisten Johann Schubert. Das Kind erlitt hierbei schwere innere Verletzungen, so daß cs sofort dem Krankenhaus zugcführt werden mußte, woselbst es bald darauf seinen Geist aufgab. —* Vermißt wird seit dem 8. April die Buchhalterin Clara Elfriede Pitzner, geboren am 9. Februar 1888 in Jena, zuletzt hier wohnhaft. Dieselbe ist hoch gradig nervenleidend. Sie ist von schlanker Gestalt, hat dunkelblondes Haar, dunkle, hervortretende Augenbrauen, niedrige Stirn, schmales Gesicht und war u. A. bekleidet mit schottischer Blousc, blauwollcnem Rock und rothcm Umhang. —* Bei einer Wittwe am Peterssteinwege miethete sich ein schon bestrafter, 21 Jahre alter Handlungscom- m i s aus Torgau ein und mußte die Frau unter allerhand schwindelhaften Angaben zu bewegen, ihm über 300 zu creditiren. Dann verließ er die Wohnung. Der Be trüger wurde ausfindig gemacht und festgenommen. — Gewarnt wird vor einem Unbekannten, der sich als ein vr. msck. aus Krakau, in einem anderen Falle als Arzt aus Berlin ausgab und einen hier studtrenden Aus länder, sowie den Oberkellner eines Hotels schädigte. Der Unbekannte, anscheinend ein Betrüger, wird geschildert als 25 bis 27 Jahre alt, von übermittlerer Gestalt, mit blassem Gesicht, blondem, sehr gelichtetem Haar und blondem Cotelettebart. Die Kleidung bestand unter Anderem aus braunem Jacketanzug, braunem Filzhut und rothen Schnürschuhen. — Ringneppern fiel ein hier zu- gereister Fremder in der Nähe des Dresdener Bahnhofes in die Hände. Die Gauner schwindelten dem Manne einen werthlosen Ring als einen echten auf und nahmen ihm seine ganze Baarschaft ab. Die Unbekannten sind 20 bis 23 Jahre alt, der Eine hat hageres, blasses Gesicht, sein Complice volles Gesicht. Letzterer soll hinter dem rechten Ohre ein Geschwür haben. — Abhanden gekommen ist am 7. d. M., vcrmnthlich in einem Restaurant der inneren Stadt, ein werthvoller B r i l l a n t r i n g. Der Vcrlustträger hat auf Wiedererlangung seines Eigenthums eine Beloh nung von 100 ausgesetzt. — Aus einer Wohnung in der Turnerstraße wurde gestohlen ein Portemonnate mit 45 ^tl, ein goldener Verlobungsring, „v. v. 24.12. 01" gra- virt, und ein goldener Ring mit zwei blauen Steinen. — Bon unbekannter Bnbcnhand wurde in der Nacht zum 29. d. M. ein Firmenschild von Glaß im Wcrthe von 50 das an einem Grundstücke in der Crusiusstraße zu L.-Reudnttz angebracht war, zertrümmert. — Fest genommen wurde ein 26 Jahre alter Kellner von hier, der seiner Schwester einen Geldbetrag von 250 ent- wendet hatte. — Ein hier wohnhafter Drogist wurde unter dem Verdachte, ein Sittlichkeitsvcrgchen verübt zu Haben, verhaftet. — Taucha, 28. Mal. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurde wiederholt versucht, in der Orts- krankencasse einzubrechen, ohne daß cs dem Ein brecher gelang, Zugang zum Cassenlocal zu finden. Auch in dem Gläser'schen Grundstück wurde iff derselben Nacht eingebrochen, da aber die Diebe nichts MitnehmenswertheS fanden, entschädigten sie sich durch 50 Flaschen Bier. k'. Burgstädt, 29. Mai. Die Verhandlungen des hier tagen den Verbandes sächsischer Bäckerinnungen be gannen gestern Vormittag 9 Uhr im Saale des „Deutschen Hauses". Bürgermeister vr. Roth-Burgstädt und Ober meister Heinze-Burgstädt begrüßten die Versammlung. Der Jahresbericht und der Cassenbericht fanden in der glatten Zustimmung der Versammlung ihre Erledigung. Hierauf wur den folgende Anträge angenommen: Des Ge sa m m t v r st a n d e s: bei den sächsischen Handwerkerkammern dahin vorstellig zu werden, bei Erlassen der Bestimmungen für das Gewerbe die bestehenden und bewährten Verbandseinrich- tungen, insbesondere unsere Verbandspapiere zu berücksichtigen, da jedes Gewerbe anders liegt. — Der Innung Hohen- stein-Ernstthal: den geschäftsführcnden Vochtand zu beauftragen, das Eintaufsgenosscnschaftswesen im Verband zu fördern und den Innungen jederzeit unter event. Zuziehung von Sachverständigen mit Rath und That an die Hand zu gehen. — Des 2. Verbands-Bezirks (Mügeln): den ge schäftsführenden Vorstand zu beauftragen, dahin zu wirken, baß einer jeden, auch der kleinsten Innung, das Recht gewährt werden möge, die Lehrlingsprüfungen selbstständig vorzunehmen. —D es 4. Verbands-Bezirks (Buchholz) und des 19. Verbands-Bezirks (Rötha): dein geschäfts führenden Vorstand zu beauftragen, an geeigneter Stelle vor stellig zu werde», daß die Meisterprüfungs-Ordnung eine Er gänzung dahingehend erhalte, daß Anträge behufs Abnahme von Meisterprüfungen durch den Jnnungsvorstand an die Hand werkerkammern gelangen, sowie daß dem Obermeister der Innung des zu Prüfenden gestattet werde, bei der Prüfung an wesend zu sein. — Der Innung zu Leipzig: bcr den zuständigen Behörden dahin zu wirken, daß das Stollenbacken an den zwei letzten Sonntagen vor Weihnachten mit unter die Ausnahme-Bestimmungen des 8 105 6 der R.-G.-O. gestellt werde. Da das Chrislstollenbackcu seit Alters her im sächsischen Volk tief wurzelt, baß ohne Christstollen auch bie geringste Ar beiterfamilie sich kein rechtes Weihnachtsfest denken kann, häufen sich naturgemäß die Arbeiten dafür vor dem Weihnachtssest derart an, daß es unbedingt erforderlich erscheint, die letzten zwei Sonntage vor dem Wcihnachtsfeste dazu verwenden zu dürfen. Außerdem ist es im Interesse der zahlreichen Arbeiter familien, die Wochentags ihrem Arbeitsverdienst nachgehen müssen, daß sie Sonntags ihre Christstollcn backen dürfen. — Des 6. Bezirks (Plauen): an den Centralverbandtstag in Köln den Antrag zu richten, eine Petition an den Reichstag einzureichen, worin uni Ergänzung des Gesetzes gebeten werde, daß nur Derjenige Lehrlinge halten und anleiten darf, welcher berechtigt ist, den Meistertitel zu führen, mit dem Zusatz antrag: bei den zuständigen Behörden dahin vorstellig zu werden, daß alle die Gewerbetreibenden, welche keine Meister prüfung abgelegt haben, kein Recht haben, Lehrlinge zu halten. — Abgelehnt wurden die Anträge Döbelns, an Stelle einer jährlichen festen Steuer den Aufwand auf Grund eines jährlich aufzustellendcn Haushaltplanes nach Bedarf einzuziehen, und Zittaus: den Gesammtvorstand des Verbandes um ein Mitglied zu vergrößern und letzteren aus der südlichen Ober lausitz zu wählen. — Es folgte nunmehr der Vortrag Wendt- Dresden über: „Was bietet uns der Verband und was bringt er uns für Nutzen? unter besonderer Berücksichtigung der Witt- Wen- und Pemionscasse des Verbandes." — Nachdem sodann der Haushaltvlan für das laufende Jahr mit 9900 Ein nahme und Ausgabe genehmigt worden, wurden an Stelle der ausscheideudcn 5 Vcrstaudsmitglieder Heinze-Burgstädt, Liebel- Chemnitz, Layritz - Hohenstein und Lehmann- Bautzen wieder und Dreßlcr- Zittau neugewählt. — Für Abhaltung des nächsten Verbandstagcs wurden in Vorschlag gebracht: Auerbach, Chemnitz und Grimma. Die endgiltige Wahl wurde dem Gesammtvorstande überlassen. — Hohenstein-Ernstthal, 28. Mai. Neber das plötz liche Verschwinden des Strumpfwirkers Petzold nebst seinem 5jährigen Töchterchen kann daß „Hohenst.-Ernstthaler Tageblatt" noch berichten, daß alle Bemühungen der unglücklichen Frau, über Gatten und Kind etwas zu erfahren, bis jetzt erfolglos gewesen sind, ob gleich nichts unversucht gelassen und an mehrere größere Städte telegraphisch berichtet wurde. Daß übrigens Petzvlb bie Abreise schon längst geplant hatte, ersieht man daraus, baß er von seinem ersparten Gelbe schon vor einigen Wochen eine größere Summe erhoben hat. Man glaubt, -aß er nach Amerika gegangen ist. — Marienthal, 29. Mai. In der Niederlage des hier an der Zwickauer Straße wohnhaften Herrn Material- waarenhändlers Wilh. Dippner brach gestern Nachmittag in der vierten Stunde ein großes Schadenfeuer aus, welches überaus schnell um sich griff und in kurzer Zeit das Waaren- lager zum größten Theile, sowie das Innere des Hauses total vernichtete. * Reichenbach, 29. Mai. Das hiesige Stadttheater, das von nächster Saison ab die Herren Otto und Grelle übernehmen, wird seine Spielzeit am 26. Sep tember eröffnen. Das Künstlerpersonal ist unter der neuen Direktion durchaus neu zusammengestellt, zahlreiche Novitäten sind zur Aufführuug bereits erworben, ver schiedene bedeutende Gastspiele gesichert. Insbesondere wird auch die Operette gepflegt werben. H- Markneukirchen, 29. Mai. Auf dem Bahnhofe Siebe nbrunn kam am Mittwoch Nachmittag ein I8jähriger Arbeiter des Fuhrwerksbesitzertz Ernst Leichsenring aus Zwota unter einen Wagen, welcher mit Langholz beladenwar. EinHinterrad ging demBedauerns- werthen über den Kopf, und nach wenigen Minuten er lag der junge Mann seinen Verletzungen. — Bautzen, 29. Mai. Seit 16 Tagen wird der U n t e r- officier Neibhard vom hiesigen Regiments ver mißt. Gestern Abend ist derselbe unweit der Behnaer Mühle am sogenannten Abgott im Spreeflusse todt aufge funden worden. Ob er verunglückt ist oder ob Selbstmord vorliegt, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. — Zittau, 28. Mai. Commerzienrath Otto Müller von hier vermachte der Stadt Görlitz ein Capital von 100 000 zur Begründung von Bolksbibliotheken und Lesehallen. v. Pirna, 29. Mai. Die beiden hiesigen Feldartil- lerie - R egimen ter Nr. 28 und 64 kehren am 4. Juni von dem Truppenübungsplätze Zeithain wieder hierher zurück. Den am Sonnabend beginnenden und am 2. Juni ihre Fortsetzung findenden Besichtigungen der ge nannten Regimenter wird der königl. preußische Jnspecteur der Feldartillerie, Generalleutnant v. Schmidt, in Be gleitung seines Adjutanten Major Grafen v. Sweinitz, beiwohnen. Ferner erscheinen dazu die Commandeure der 32. und 28. Division, Prinz Friedrich August und Generalleutnant Hingst. — Ein wundervoller Maicntag begünstigte den heutigen Schweizausflug der Mit glieder derZweiten Kammer, wobei auf -er Fahrt nach Pötzscha zum Besuche der Bastei die Eisenbahn benutzt wurde, während des Abends die Rückfahrt unter den üblichen Feuerwerks-Ovationen mittels eines Oberdeck dampfers erfolgte. — Auch Pirna wird nun bald zu den Städten gehören, die ein eigenes zeitgemäßes Theater gebäude besitzen. Der Bau desselben erfolgt auf einem günstig gelegenen Platze an der Neustraße. Bisher mußte man sich hier mit einem Saaltheater begnügen. A Dresden, 29. Mai. Die Zweite Kammer deS Säch sischen Landtages beschäftigte sich gestern bekanntlich auch mit dem Umbau des alten Polizeigebäudes znr Dresden, in dem in Zukunft die Generaldirection der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, ein Theil der Sculpturensammlung rc. untergebracht werden sollen. 9m BolkSmunde nannte man daS alte Polizeihaus daS „Palai- Cosel" und allpemein herrscht wohl die Ansicht vor, dah das im französischen Geschmack deö 18. Jahrhunderts erbaute Gebäude von August dem Starken errichtet und der Gräfin Cosel zum Geschenk gemacht worden sei. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn das Palais ist erst durch den Sohn der be kannten Gräfin, den General Graf Friedrich August Cosel (geboren 1711, gestorben 1770) erbaut und bewohnt worden. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, daß das etwas versteckt in einem Winkel hinter der Frauenkirche gelegene Palais, welches unstreitig mit zu den interessantesten Baudenkmälern aus dem früheren Dresden gehört, erhalten geblieben ist, denn vor einigen Jahren wurde seine Beseitigung infolge der hier durchführenden König Albert-Straße einmal ernstlich erwogen. DaS Palais wurde später von den Erben des Grafen Cosel verkauft und wechselte mehrfach den Besitzer. So diente es auch eine Zeit lang als österreichisches Gesandtschaftspalais und später sogar als Gasthaus unter dem Namen „Russisches Hotel". Im März 1853 erwarb das königliche Ministerium des Innern das Cosel'sche Palais für den Preis von 68 000 Thaleru und verlegte die königliche Polizeidirection hierher, die auch bis zu dem vor zwei Jahren erfolgten Umzug nach dem neuen Polizeipalast an der Schießgasse hier ver blieb. Der im ersten Stock gelegene große Saal, der etwa 300 Personen faßt und zwei kleine in den Höfen befindliche Brunnen sind heute noch die Reste auS der ehemaligen Glanzzeit deS Cosel'schen Palais. Hoffentlich bleiben dieselben bei dem jetzt bevorstehenden Umbau deS Gebäudes erhalten. — Die „Berl. Pol. Nachr." theilen mit, daß seitens der preußischen Etsenbahnverwaltung der sächsischen Staatsbahnverwaltung das Anerbieten gemacht worden ist, das Abkommen von 1885, auf Grund dessen jetzt die Leitung des Güterverkehrs auf den concurrirenden preußischen und sächsischen Staatsbahnlinien erfolgt, n a ch derRichtungabzuändern, daßfortandiescr Verkehr über die kürze st en Linien geleitet werde, daß aber diesächsische Staatsbabnverwaltung die Aenderung dieses Abkommens abgelehnt hat, mit der Bemerkung, daß auS demselben nirgends Unzuträglichkeiten erwachsen seien. 2. Dresden, 30. Mai. In der gestern Abend abgehal tenen Stadtverordnetenversammlung wur den die Ortsgesetze, betreffend die Bereinigung Räck n i tz, Zschertnitz und Seidnitz mit Dresden geneh migt. Vom Stadtverordneten Baumeister Hartwig lag folgender Antrag vor: „Vom Allgemeinen Mieth- bewohnervereine zu Dresden ist im April d. I. an den Reichstag eine Petition um Annahme des von der Zoll tarif-Commission in erster Lesung beschlossenen Zusatzes zum Zolltartfgesetze gerichtet worden, nach welchem den Gemeinden die Erhebung indirecter Ab gaben auf Mehl, Brod, Vieh und Fleisch untersagt werden soll. Aus diesem Anlässe beantrage ich: Collegium wolle beschließen, den Rath zu ersuchen, zur Widerlegung der vom Mtethbewohnervereine erlassenen Petition dem Reichstage eine Eingabe zugehen zu lassen, aus welcher das Unzutreffende der in der Petition enthaltenen thatsächlichen Behauptungen berichtigt und zugleich zum Ausdrucke gebracht werde, daß das Stadt verordnetencollegium von jeher in seiner großen Mehrheit die Erhebung jener indirecten Abgaben gebilligthat und -aß die Petition keineswegs der An sicht der großen Mehrheit der Bürgerschaft entspricht, viel mehr wohl auf die socialdemokratischen Einflüsse zurückzu führen sein dürfte, denen der Vorstand deS Mieth- bcwohnervereins Raum giebt." Da der Antragsteller gestern Abend nicht anwesend war, so wurde die Debatte über den Antrag verschoben. e. Dresden, 29. Mai. Bei Eröffnung der gegenwärtig unter dem Protectorate des Königs im Zoologischen Garten zu Dresden stattfindenden sächsischen Ge- weihausstellung war an -en Monarchen ein Huldigungstelegramm nach Sibyllenort gesandt worden. Darauf ist folgende Drahtantwort ein» gelaufen: „Ich banke -em Landesveretn Dachsen vom Allgemeinen deutschen Jagdschutzverein und dem Kyno- logischen Verein zu Dresden herzlich sür daS freundliche Waidmannshetl und erwidere dasselbe, sehr erfreut üver>- die mir zuerkannten Schilder und Medaillen. Albert." — Die Ausstellung hat seit ihrer Eröffnung viel Zuspruch gefunden und außerdem einige Erweiterung erfahren. — Der Kynologtsche Verein zu Dresden, welcher am Schlüsse deS Jahres 1901 210 Mitglieder zählte, hielt am Mittwoch im Zoologischen Garten seine Generalversammlung ab und ernannte in der selben in Anbetracht der Verdienste um die Hebung der Zucht reinrassiger Hunde die Herren Kammerherr Frei herr v. Spörcken auf Berbisdorf und Forstmeister a. D. v. Ze hm en zu Ehrenmitgliedern. Im Anschluß an die Besprechung deS Jahresberichts würde beschlossen, in Rücksicht auf die soeben mit dem Landesverein Sachsen vom Deutschen Jagdschutzverein veranstaltete GeweihauS- stcllung im kommenden Herbst zwar keine Hundeschau, wohl aber eine Jagdsuche im September abzuhalten. Um Gelegenheit zur Eintragung in das Deutsche Hundestamm buch bezw. zur Registrirung zu geben, werden vor der Jagdsuche Hunde zur Prüfung vorgeführt werden können. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl sämmtlicher Vorstandsmitglieder mit den Herren Kammerherr v. S t a m m e r - Dresden als ersten und General bcr Cavallerie v. Kirchbach als zweiten Vorsitzenden. t-tzte Nachrichten. fi, Dresden, 30. Mai. (P r iv a t t e l e g r a m m.) Die Steuerreform gesetze wurden in der Zwciicn Kammer nach dem Anträge der Vereinigungsdeputativn mit 51 gegen 27 Stimmen angenommen. Dagegen waren außer sämmtlichen nationalliberalen Abgeordneten die Abgg. Enke, Gräfe, Grumbt, Knobloch, Reinecker, Ritt berger und Schneider. 2. Dresden, 30. Mai. (Privattelegramm.) Nachdem das Steuergesetz angenommen wurde, beginnen nunmehr heute Nachmittag die Teputationsberathungen über die Wohnungsgeldzuschüssc. fi, Dresden, 30. Mai. lP r i v a t t e l e g r a m m.) Die Erste Kammer genehmigte einstimmig die für den Umbau der Leipziger Bahnhöfe eingestellten 13 800 000 * Siel, 30. Mai. (Telegramm.) Das Reserve- panzergeschwadcr ist heute Morgen gegen 9^ Uhr aus Danzig hier eingetroffcn und salutirtc die Flaggen des Prinzen Heinrich und des Stationschcfs. * Tübingen, 30. Mai. (Telegramm.) Der ehe malige Professor der Rechtswissenschaft Man dry ist heute Nacht gestorben. * Nürnberg, 30. Mai. (Telegramm.) Der Aus sichtsrath der Blcistiftfabrik vormals Johanu Faber, Actien-Gesellschaft in Nürnberg, veröffentlicht folgende Erklärung: „Der Aufsichtörath mißbilligt, nachdem er durch die Presse von dem an die Warschauer Schreib materialienhänbler gerichteten Briefe Kenntniß erlangt hat, dessen Form und Inhalt auf das Entschiedenste und hat den verantwortlichen Beamten sofort seiner Stellung enthoben." Verantwortlicher Redakteur vr. Herm. Süchling in Leipzig. Für de« musikalisch«» Theil Adolf Ruthardt in Leipzig.
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