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Freilag. 26. Februar 1016. 60. Jahrgang. AL 86. I8S6 Drahtanschrist: «schacht« »»«»de«. Firn,pr«her-Sammeknumm«: »»»11. Nur für Nachtge>prilch«: »«0U. »«uo-*^AHr ,t«rt«hzhrltch In Dr«»den bei p»«dn<üi»«r Zutr«gu», (an L»»n, und M»nta»«a mir ein- mäh «.. In d»n vararUn il.so M. B«i «tmn«I^«r ZuMmi, duach dl«P,K , M. (»hneBaftellgrld). «^»ich»«.Pr»ts«. Dt« ,In>p«UI,« Zette (et». « SUden» LoPs.. »arpi^pUtze und Snzeigen In Nummern n,q »«««. UN» MH««,«« laut Larts.—»u»>»«r<I,e«ustrt>,e nur l>«,,n «»raiiebitahlun,. - Belegdlatt 1« Pf. Schriftleitung und HauptgeschäftLjlcUe: Marienstrast« S8/1V. Druck n. Verleg von «iepsch 1 Reichardt lli Dresden. d»..,-- 'l - > - LOrnpLIasler bexitixt ttÜKnvfSULSN unck ttvrnKLUt SO?k. Verranck nach ausvarts. LöiW. LotspotdoL«. vr«s<l«r-ä., So-rg-rrtor. Irl^ ^— bleue Stokle: Seickenlcasckmir, laki, Lkinaierepp, Sclileierstokle, stipz 5eickenliaus 8-Samt iür Kleicier unci Klüsen bleue farbtüne: schiefer-, marine- u. pklaumeiiblru, veinrot, ciunkelxrün, Lr.r^er LtiaKe 14 braun, sckvarr, veiÜ, eilendem K-M— »kl» lor im <lek veMnt" Seiiensweflss, IS llULcli-atmelei' groöer lisnipk- /"A b»-t in meinem grollen S<tu>u!enster aut- . gedeul SU» rlrk» 2S00 letten, itsrunter «irlis //et tbvo Solllsten. (Ule rette, suä> aie Solttslen, Va elnreln ru ksben. ff ^ ULnigl.ss-tm. II K MN«» Pr»8-r8tr.32 UV A l^. Nolllelersnt K, K« I-rcisII»Io krei: iKenm« » MIM«! «SS«» ^cko» GSter SLSSr Italienische Mederlagen bei Durazzo. -ie Brigade Savoua und Md bei Basar-Aal geschlagen. — Erstürmung der Berschanzungen von Saffo-Bianco. — Ftalienische Verstimmungen. — Briegsgelvlunsteuer und Neichsschuld. — Bulgariens Vertrauen auf Deutschland. Sesterreichisch-ungarischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlantdart den 24. Fedruar: Russischer und Italienischer Kriegsschauplatz. Heine besonderen Ereigniffe. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppen in Albanien habe« «estern die Italiener und ihren BnndeSgenoffe« Efsad Sei Du ra ZS» geschlagen. Am Bormittag bemächtigte« sich «nsere Bataillone — deren kleinere Abteilungen Heu unteren Arsen übersetzten — der letzte« serndllchon Borvofi» ttone« östlich von Bazar-Sjak. Am Mittag wurde die italienische Brigade Savoua auch a«S der stark anSgebante« Hauptstellnng östlich -es eben gc- « an «t «NO rt e d ge « o r f e «. Gleichzeitig erstürmte eine andere Kolonne die 1v Kilo meter südöstlich von Durazzo angelegten Berschanzungen v.« Saffo-Biauco. Der Feind verliest seine Gräben zum Teil fluchtartig und wich hinter den inneren Berteidignngs- ring znrlick. Es wird verfolgt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabö: IW. T. B j » H »ser. Feldmarschall-Lentnant. stie ntsMe Reichrduma Ist als» nun glücklich wieder beisammen, und die Eröffnung liat sogar mit einem gewaltige» Brimborium stattgefnnden. Der Zar selbst ist inmitten der Abgeordneten erschienen und bat eine Ansprache gehalten, zu der ihm der Fall von Erzcrum die zur Hebung der Stimmung erforderlichen militärischen Unterlagen bot. Dann entfernte sich der Zar, bevor noch die Sitzung begonnen hatte, und überlieb seinem Minister des Aentzcren das Feld der Redeschlacht, der in sofern jedenfalls einen Tieg zn verzeichne» hatte, als er an Verdächtigungen und Verunglimpfungen Deutschlands und seiner Verbündete», an Entstellungen und Verdrehun gen der Wahrheit, an Fälschung feststehender Tatsachen so ziemlich alles überbot, was wir bisher von seiten unserer Feinde gewohnt gewesen sind. Es erübrigt sich für uns, die wir durch die von der deutschen Regierung fortgesetzt veröffentlichten Aktenstücke über die Vorgeschichte des Krieges und seine Urheber bis ins einzelne unterrichtet worden sinh, auf jede Verleumdung des -Herrn Sasonow zum Zweck« der Widerlegung näher kinzugehen. Nur das eine möge hier noch gesagt sein, dast IswolSki, der Pariser Botschafter RutzlanbS, beim Auöbruch des WcltdrandeS mit dämonischem Begehren offen und nngeschent erklärte, dieser Krieg sei der „seinige". Demgegenüber steht das edle Wort Kaiser Wilhelms: „Mein Gewissen ist rein. Ach habe diesen Krieg nicht gewollt!" Und dabei bleibt cs. Wie keine noch so scharfsinnige, noch so lug- und trug- gewohnte Dialektik eine krumme Sache gerade machen kann, so vermag auch alles Reden unserer Feinde nicht« daran zu ändern, dast sie allein die ungeheuerliche Verantwortung für die beispiellose Blutschuld des Weltkrieges zu tragen haben. Anher Sasonoiv hat sich auch Herr Stürmer, der neue Ministerpräsident, mit seiner Jungfernrede- einge- stthrt. Wen» «r wirklich so ganz und gar vom reaktionären Stamm ist, ipie man ihm nachsagt, so hat er sich bei seinem ersten Auftreten im Parlament vorsichtigerweise als Wolf im Schafspelz gezeigt. Er schlug nämlich etnigermahen verfassungsmäßige Töne an und stellte sogar sowohl aus dem Gebiete der bäuerliche» Verhältnisse wie für die städtische Selbstverwaltung „dem modernen Leben ent sprechende" Reformen in Aussicht. Welcher Wert dieser „programmatischen" Darlegung betzumesseu ist. lätzt sich »Ngefähr ins gewissen Vorgängen schlichen, die sich vor der Eröffnung der Reichsduma abgespielt haben. Im Sentorenkonvent verfocht nämlich Herr Stürmer die Mei. nung, die Abgabe einer Regierungserklärung sei überhaupt nicht nötig, da ja die jetzige Tagung nur eine Fortsetzung der früheren sei. Damit kam er aber bei dein Duma- präsidenten Rodsjanta schlecht an. Dieser führte dem Kabi- nettschcf, wie cs hciht, mit ungeschminkter Deutlichkeit zu Gemütc, datz sich in der Zwischenzeit derartig wichtige Er eignisse sowohl auf den Kriegsschauplätzen wie in der inner- russischcn Politik vollzogen Hütten, das; der formale Um stand der blohcn Vertagung der letzten Duma nicht aus schlaggebend sein könne. Eine neue Regierungserklärung sei vielmehr unumgänglich nvtivenöig. und cs müsse sogar verlangt werden, daß sic sehr ausführlich und aufrichtig ausfalle. Demnach hätte also Herr Stürmer seine Er öffnung nur der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, gemacht, und Sara» labt sich ermesse», was «S mit der vom Präsidenten verlangten „Aufrichtigkeit" ans sich hat. Um ein Urteil darüber zu gewinne», ob der Reichö- duma nach ihrem jetzigen Wiederzusammentritt ein mehr als schattenhaftes Dasein bcschieöen sein wird, muh man sich der Umstände erinnern, unter denen im September 1912 ihre Vertagung vvnstatten ging. Damals hatte sich ein Block der Mehrhcitspartcien gebildet, der innerpolitischc Refor men schon während des Kriege« verlangte und ihre unver zügliche Inangriffnahme forderte. , Eine solche parlamen tarische Keckheit ging dem alten Erzreaktionär Gvremykin über die Hutschnur, und so sagte er im Bunde mit der äußerste» Rechten den Plan, die Duma überhaupt anSzn- schalten. Zn dem Zwecke wurde sic kurzerhand vertagt und die darüber ausbrechende Unruhe durch die Versiche rung beschwichtigt, dah die Wicdercinberusnng spätestens im November erfolgen werbe. An Wirklichkeit dachte aber Gorcmykin gar nicht daran, seine Zusage ernst zu nehmen, sondern er benutzte schleunigst die Gelegenheit, um vor allem die beiden Minister zu beseitigen, die noch als Stützen der Verfassung innerhalb der Regierung gelten. Das waren der Minister des Innern Fürst Tschcrbatvw und der LandwirtschaftSininistcr Kriwvschein. Somit schien nun Goremnkin mit seiner Gefolgschaft der ganz rechtsstehenden Anhänger des alten autokratische» Zarismus freie Hand zur Verwirklichung seiner versassungsfeindUchen Pläne zn haben. Ter Verlauf der kriegerischen Geschehnisse aus dem Balkan machte indessen durch diese Rechnung einen Strich, da er die Unruhe im Volke aufs höchste steigerte, und so sah sich Senn Goremykin eines schöne» Tages ganz unerwartet vor die Tür gesetzt, auf Grund eines Entschlusses des Zazcn, der in seinen eigentlichen entscheidenden Beweggründen heute noch nicht völlig aufgeklärt ist. Eine Lesart lautet, daß der Dumapräsident durch ein Schreiben an den Zaren, worin er dem Herrscher ganz reinen Wein über die wahre Lage und Stimmung der Bevölkerung rinschcnkte, Gorcmn- kins Sturz herbeigesührt habe, während nach einer Dar stellung eine Hoftutrige mit dem bekannten „WuuSertätcr" Raspntin an der Spitze die treibende Kraft gebildet haben soll. ' Nach alledem ist nicht anzunehme», daß der Entschluß zur Einberufung der Relchsdnma auf der freien. Ucbcrzeuguiig des Zaren und seines gegenwärtigen leitenden Staats mannes von der durch die gesamte Lage Rußlands bedingte» Notmendigkcit einer tatkräftige» Anteilnahme des Volkes an der Heilung der schweren Wunde» des Staates und der Gesellschaft beruht. Es hat vielmehr den Anschein, als ob von oben her lediglich der allgemeinen Unzufriedenheit zeit weilig ein Bentil geöffnet werden solle, durch das die revo lutionären Dämpfe gefahrlos entweichen können. Wenn dieser Zweck erreicht ist. wird die Reichsduma wohl bald als lästiges Beiwerk der russischen Staatsmaschine wieder bei seite geschoben werden und die äußerste Rechte aufs neue nach Gefallen schalten und walten könne». Ernsthafte Hoff nungen auf wirksame parlamentarische Einflüsse in Ruß land darf zurzeit kein einsichtiger Politiker hegen. Uns kann es ja auch schließlich gleich sein, wie Rußland regiert wird. Di« Rechte hat im Gegensatz zu den Liberalen immerhin das eine Gntc, daß sieEngland nicht liebt. Ihre Vertreter werben sich auch an der bevorstehenden Reise russischer Parlamentarier nach England nicht beteili gen, trotz des schwülstige» Lobliedes, das Herr Sasouow aus die angeblich in; hellste» Glanze neu erstarkter Freundschaft strahlende» russisch-englischen Beziehungen gesungen hat. * Die Erössnnng der Duma. Nach der Ansprache des Präsidenten ergriff Mnnsicr- prüsident S t ü r in c r das Wort. Er betonte die Schwicrig- ' kkit der Lage und stellte de» unerschütterlichen Entschluß der ! Regierung fest, de» Kamps in inniger Solidarität mit den Alliierten bis zum entscheidenden Sieg sortzusetzcn. Die ^ Regierung sei dessen sicher, darin mit der Duma übercin- zustimmen. Der Krieg habe Rußland überrascht in dem Augenblicke, ivo seine innere Reorganisation kaum begon nen hatte. Tic Reorganisationsarbeit kam aezwuiigcncr- I maßen zum Stehen und die Aufmerksamkeit der Regierung und der Gesellschaft mutzte sich daraus richten, für die Not wendigkeiten unserer außerordentlich ausgedehnten Front izn sorgen. Die Regierung fährt fort, aus den Patriotis- i miiS der Bevölkerung zu rechnen. Stürmer forderte dann das Haus aus. sich Schwachen und Fehler nicht zu verhehlen, .sondern zugleich seine Bemühungen zu vereinigen ivid nur ! an -je Zukunft zu denken, die zweisckkos eine glänzende sein werde. Stürmer wies dann auf die Veränderung des wirtschaftlichen und politischen Lebens Rußlands hin. Die Bande, die auf den Litten des Landes beruhen, sind durch -die Bande wirtschaftlicher Interessen ersetzt. Diese Ver- l ändernngcn machen cs 'notwendig, mit der grüßten Vorsicht § »orzugehen. Die Regierung würde strafbar sein, die ins Blaue hinein handeln würde, da, wo die Lage die sorg- I faltigste Umsicht erheischt. Arbeit, Eiitlmltsamteit und Lieg, das ! soll jetzt die Grundlage unseres nationalen Denkens bilden. , Bor allem soll die kirchliche Gemeinde nach den religiösen und sozialen Bedürfnissen des B o l k e S g e ä n d e r t werden. Tann lommt die Acndc- ! riurg der ländlichen Gemeinde tBolvstt entsprechend den Be dingungen des modernen Lebens, die sich geändert haben. jDie Arbeitergcscvaebung muß die Aufmerksamkeit der Re gierung und der gesetzgebenden Körperschaften ans sich lenke». Der Redner ichlvß, indem er die Erklärungen der Regierung über die Einigkeit des Volkes, die nativnale - Auferstehung und das brüderliche Polcnvulk, das sein edles Blut in dem Kampfe gegen den ewigen Feind der Slawen vergieße, wiederholte. Der Etat sowie die dringenden Verteidigungsmaßnahmen müssen ohne Aus. schub erörtert werden. Folgende Stellen sind auS den Ausführungen Stür mers noch hervvrznhebeu. Die Regierung weiß wollt, daß in der Duma Meinungsverschiedenheiten bestehe». Ollne in eine eingehende Kritik dieser Meinungen sich cinzulasscu. verpflichtet die Regierung sich von jetzt an, sämtliche Meinung c n bei der Bearbeitung von Gcsctzesvorlagcn i n B c t r a ch t z u z i e h e n. Er lege auch eine große Wich tigkeit der den beiden Kammern zustchenöen Gesetz- initiative bei. Er befürworte eindringlich, daß die Duma sich durch Vaterlandsliebe leiten lasse in den Fällen, wo die Parteilcidenschaften sie verleiten würde, den Ge fühlen nach,,»geben ziun Schaden der Staatsinteresscn. Stürmer kündigte an, daß die Negierung den Minister des Innern beauftragt habe, drei der Initiative der Duma ent springende Gesctzantrüge zu bearbeiten, und zwar betreffend die kleinen landwirtschaftliche» Gemeinden, die allgemeinen Reformen des städtischen Sta tuts und die Einftthrnng der Semstwos in Sibirien. Er schloß mit einer Aufforderung an die Duma, dem Beispiele der Söhne und Brüder zn folgen, die die Bewunderung Ler'Welt durch ihren ruhigen Mut hervvr- riefen, dieser Helden, die das Feuer des Feindes aushaltcn, ohne sich durch irgendeine innere Streitigkeit irrcftthrcn zu lassen. Er erinnerte an den kaiserlichen Erlab an die Laud- »nd Seestrcitkrästc. welcher verkündet, daß ohne einen em- sckreidcndcn Sieg das geliebte Rußland weder seine Un abhängigkeit, noch sein Recht, seine Arbeit und seinen Reich, tum zur Geltung zu bringen, sichern könnte. Darauf bestieg M a r i n em i ni stc r Grigoro- witsch, ebenfalls von einstimmigem Beifall begrüßt, die Tribüne. Er wies darauf hin, datz der besondere Charakter des Seekrieges, die strengste Bewahrung des Geheimnisses erfordere. Er beschränkte sich auf die Mitteilung, daß die baltische Flotte um einige Torpedoboote und große Unter seeboote und die Lchwarz-Mecr-Flotte außer um neue Unterseeboote auch noch um ein zweites Linienschiff vcr mehrt werden würde». Letzteres sei ebenso wie das erste vor dem festgesetzten Termin fertig gewvrde«. Darauf folgte die schon gemeldete Rede GasonowS. Nach dieser verlas das Dnmamitglied Chtdlowskn eine Er klärung des fortschrittlichen Blocks, der sich aus folgenden Parteien zusammensetzt: fortschrittliche Rationalisten, Zen trum. die Semstivo-Oktobriste», die Duma-Oktobristcn. die Progrcssiste» und die Kadetten. Der Redner erklärte, daß die vom Präsidenten der Duma gegenüber den heroischen Verteidigern des Vaterlandes ansgesprochcnen Gefüdlc