Volltext Seite (XML)
A,,,ig iu diel Blatt«, da» l'Vt i» ^ E" Mzemptareu erscheint» ftuden «ine ersolgreich« verbreitmrg. Inseratenpreise: Für de» Raum ein« gespaltene» Zeit«: 1 Kgr. Unter „Eing^ l-ndt" dir Zeit, Dm» >l»d «igemhu« brr Herausgeber: Lirpsch Hk Nrichsrdt. - «rraunvorrlicher Redactrur: Intin» Nrichardt. Dr««d»n, den 6 Juni — Dem Vernehmen nach sind die Mitglieder der I und 2. Kammer der Stänoeversammlung von Sr. Maj dem Könige zu der Tafel ringeladen worden, welche im Schlosse zu Pillnitz am 7. d. Mon. zur Feier de- 50. Jahrestag- der Rückkehr de- König- Friedrich August l. nach Sachsen statt finden wird. — Bi- zu dem Schlußtermin, welchen der Wirthschafts ausschuß für da- Eängerfest gestellt hatte, haben sich zur Be »iehurig de- Festplstze- gemeldet 39 größere und kleinere Re ftaurations- und Weinzelte; 56 Etabliflements für Kuchen, Kaffee, Bäckereiwaaren, Pfefferkuchm, Conditoreiwaaren, Süß- wein, Limonade, Liqueur. Kirschen, Schinken, Wurst und Semmeln re.; 5 dergl. für Delicateffen, Fischwaaren, Colonial- waarrn; 9 Bratwurstzelte; 3 Etablissement- für kohlensaure Wasser; 24 Cigarrenverkäuse; 31 Stellen für den Verkau von Festartikeln, Galanterie- und Parfümeriewaaren, Frstme daillen, Kunstgegenständen, Trinkbechern, Photographieen, Ci garrenpsrifrn, künstlichen Blumen, FestalbumS, Glas-, Leder und Messerwaaren; hierüber: ein Retiradenpachter, Dienst- mannstation, 6 lithogr. Steindruckpreflen, «in Photo zr. Salon, ein Frisir-, Wasch- und Schueidergrschäst, Kegelschub, Kunst- druckcrei, Geschäft zum Kleikerreinigen, Kunst- und Musikalien handel, Verkauf von Eichenlaubzweigen, Verkauf von Festge »Wn rc.. in Summa 23. — Der grüne Maienbaum der Gunst wölbte sich am ersten Pfingpfeiertage über da- eröffnet« Eommertheatrr im König! großen Garten; er hatte Wurzel gefaßt in der Theil- nahme de- Publikum» wie noch nie, de»u die Cafs« wurde schon vor Eröffnung derselben förmlich belagert, was sich b«< sbnder» bei der Abendvorstellung zeigte, di« um 7 Uhr begann Wle Sperrsitze und Logrnbillet- vergriffen; hier und da Zu schauer au- den höchsten Ständen, begann die neue Aera de» Vommertheaters und wenn dem Institut des Herrn Ne-müller gleiche Theilnahme bleibt, steht sein Unternehmen auf festem Grunde. Höchst günstig wurde der Prolog, sowie da- ko mische Singspiel „Mariette und Jeaneton" ausgenommen, denen später als Abendvorstellung die mit Gesang und Tan, dnrchwebte Posse folgte: „Ein verlornes Mädchen" von Sa ling,«, Musik von Eonradi. Die Hauptrolle: Ferdinand Pich ler, pensionirter Kanzleidimer, von Herrn Ne-müller vertreten, wirkte besonder«, wie dmn auch den Herren Stein und Him- mel Gelegenheit gebotm war, ihr komisches Talmt entfalten zu lassen. Genannte Posse bleibt hinter der früheren von Salingrv zurück, wird aber dennoch mehrfache Wiederholungen erleben. — Zu dm Anuehmlichkrite» des Aufenthaltes im Sommertheatrr gehört, wie wir schon erwähnt, der wirklich schöa gepflegte Garten, wo sich jetzt ein prächtiger Rosenstar entfaltet. So möge dmn da» Eommertheatrr svrtfahren, der heiteren Muse zu huldigen, damit eS rin Eammelort für Diejenigen sei, di« für Scherz und Frohsinn ein empfänglich Herz mitbringen und die dargebotene Heiterkeit als den Arzt betracht n, der so manche Wunde heilt, die sunS Zeit und Leben schlugen. — Mir dem Jupiter und Pluviu» muß jetzt Herr Musik director Berndt auf freundschaftlicherem Fuße stehen al» sonst. Von herrlichem Weiter begünstigt, hatte sich am ersten Psingst- feiertage da- Schillerschlößchen von Besuchen, de» angckündig- tm ConcertS überfüllt, so daß viele mit einem Stehplätzchen sich begnügen mußten. Die einzelnm Musikstücke, namentlich die unter Mitwirkung de- Trommelvirtuosm Herrn Münz, wurden stürmisch applaudirt und mit Ungestüm da copo verlangt. Besonderen Effect erregte unter Anderen Herr Münz auch durch die Kunstfertigkeit, daß er während der Operation apf seinen 12 verschieden gestimmten Trommeln, die einzelnen Schlägel abwechselnd hoch in die Luft warf, gleichsam zum rechten Tact auffing und wieder weiter brauche. Heute pro- dueirt Herr Münz seine Künste im Lincke'schen Bade. — In Klein-Hosterwitz bei Pillnitz findet heute Vormit- tafel dem Hause ,u widmen, in dem der Meister eine Reihe von Jahren im Sommer gelebt und die hervorragendsten sei ner Werk«; unter anderen di« Euryanthe, geschrieben hat. — Vor einigen Tagen hat sich der Hausknecht eines hiesigen Hotel spurlos entfernt, nachdem er in mehreren hiesigen Neustädte, Geschäften angeblich im Auftrag« eines in seinem Hotel wohnenden Fremde» Maaren auf Credit ent nommen hatte So holte er z. B. au- dem Weißwaarengr- schäft von Plaul verschiedrn« Wäsche und Socken im Betrage von 24 Thlr. 24 Ngr., beim Herrn Riemer Thiele eine Rei setasche für 3 Thlr. 25 Ngr., bei Herr» Mttzenmach-r Kühn 2 Mützen rc. und verschwand damit spnrlos. Der Betrüger heißt August Lcheiniger und ist von auffällig langer Statur. Allgemein« Wkoehenfchau (Der Aufschwung des SlaatSlebens in Sachsen. — Geburt des Prin zen. — Ninncstie in Sachsen und Bayern. — Reise des österreichijcbcn Kaisers nach Ungarn. — Ter Kaiser und Prinz Napoleon. — Tie Redefreiheit im Preußischen Parlamente bedroht. — Tic schinußige Edunmdsgeschichle in England. Die Geburt eines Prinzen an unserm Könige Hose, die Sicherstellung der Thronfolge in der Albertinischen Linie fällt in eine Zeit des Aufschwunges des gesammten Staatslebens in unserm Königreiche. In einer glücklichen Stunde hat der junge Prinz Friedrich August, der Träger zweier Namen, welche unserm Lande vfl zur Zierde gereichten, das Licht un seres geliebten Vaterlandes erblickt. Halten wir Rundschau, so sehen wir im Innern alle Kräfte der Industrie, des Han dels, des Ackerbaues von Fesseln und Banden befreit, in einem edlen Wetteifer, da- Prinzip der Selbstverwaltung bricht sich allmählich in immer weiteren Kreisen Bahn, die Künste und Wissenschaften blühen, die Rechtspflege, welche die Uebereinstimmung mit der Gesetzgebung anderer Länder an strebt, breitet schützend ihre Arme über alle Zweige deS öffent lichen Lebens, furchtbar nur dem Schuldigen. Das Knegs- heer ist ein stattliches, unsere Finanzlage eine solche, die den Neid aller andern Staaten hrraussordert und was den Ein fluß unseres Vaterlands nach außen hin anlangt, so steht er in keinem Verhältniß zu einem so kleinen Lande, das nur 272 Quadrat-Meilen und wenige Tausende über 2 Millionen Einwohner hat. Mit Recht können wir daher sagen: in einer gesegneten Stunde ist uns dieser Prinz geboren worden! Wenn unser Land sich in solcher Weise fortentwickelt, wenn «S auch ferner hin an der Spitze deS Fortschritt- marschirt, wenn es in den jenigen Punkten, in denen uns die Nachbarn noch übertreffen, es ihnen gleich und zuvorthut, so wird der Prinz, an dessen jungem Leben nicht nur der Eltern besorgte Augen, an wel chem die Blicke des ganzen Vaterlandes hangen, dereinst, wenn er die Zügel der Regierung selbst zu ergreifen bestimmt ist, ein Land finden, das ihn versteht, wenn er spricht, das der hochherzigen Politik, welche ein Erbtheil des HauseS Wettin ist, zu folgen vermag und ihn selbst in seiner hohen Aufgabe trägt und fördert. Eine gesegnete Stunde war. diese Geburtsstunde aber auch für Diejenige» unserer Landsleute, die ihre Schuld aus den Revolutionsjahren 1848 und 1849 fern vom Vaterlande verbüßten. Zwar hat sich die Gnade des Königs noch keinem Flüchtling verschlossen, der ihn um Gnade bat, aber nunmehr, nach diesem umfassenden Gnadenacte steht Jedem das Vater land offen, auch ohne daß er um Einlaß zu bitten braucht. Wenn doch Viele, welche bisher grollend sich vom Heimath lande fern hielten, zurückkehrtcn, sie würden finden, daß auch ihre Mitbürger ihnen nichts nachtragen. Es ist jetzt ein Vater, der auch seine verlornen Kinder zurückruft, und es ist das Vaterhaus, dessen Thore geöffnet find. Einen ebenso umfaffenden Act der Gnade hat auch der junge Köyjg von Bayern erlassen. Er har der Kammer nach gegeben. kulche die Amnestie nicht bloS auf die bayerischen, sondern auj. alle deutsche« Flüchtlinge ausgedehnt wissen wollte, und so si,ii>. denn nur noch elf polnische Flüchtlinge von der strafloser/Rückkehr nach Bayern ausgeschloffen, von denen jedoch nur doch zwei am Leben find. Mit einem dreifachen Hoch auf den König genehmigte die Kammer das Amnestie gesetz. Eine Versöhnung der Parteien und eine Heranziehung der schmollenden Ungarn erwartet man jetzt in Oesterreich Bekanntlich trotzt dieses Land mit der österreichischen Krone wegen der ihm von letzterer nicht zugestandenen Rechte, die freilich in offenem Widerspruch stehen mit der in Gesammt- Oesterreich rechtlich Geltung habenden Februar-Verfassung, welche nicht allein Ungarn, sondern allen übrigm Kronlän- dern ebenfalls verfassungsmäßige Freiheiten gewährleistet. Jetzt befindet sich in Wien eine aus ungarischen Notabilitätrn zu sammengesetzte Deputation, um den Kaiser zum Besuch der Wettrennen, die demnächst in Pest stattfinden sollen, einzu laden. Man glaubt, daß der Kaiser dieser Einladung Folge geben werde, und knüpft an diese persönliche Anwesenheit des Monarchen die besten Hoffnungen für die Lösung de« Ver- fasiungSstreiteS. Wir meinen aber, daß, wenn die Ungarn nicht auch ihrerseits von ihren ziemlich hochgespannten For derungen «blassen, ihnen auch diese- Entgegenkommen de« Kaisers wenig helfen wird; denn es ist derselbe Kaiser, der sie Unteilbarkeit de« Reiches und die Unverletzlichkeit der Vrrsaffung beschworen und nicht zu Gunsten eines Kronlandes die sämmtlichen übrige« vernachlässigen kann. Weniger erquickend sind die Verhältnisse am kaiserlichen Hofe zu Frankreich. Bekannt ist der Brief, in welchem der kaisrr da- Benehmen seines Vetters gemißbilligt hat» vorauf der Prinz seine Acmler uiederlegte und sich in's Aus'and, wahrscheinlich die Schweiz, zu ziehen entschloß. Dieser Brief ist in so starken Ausdrücken abgefaßt, daß er weniger dat Correctur einer falschen Auffaffungstveise, als der determini»- ten Strafpredigt gleicht, die rin pflichtvergessener Schulknab» von seinem erzürnten Lehrer bekommt. Das Aufsehen über die Angriffe gegen den Papst und Oesterreich waren so pmck in der Rede de« Prinzen, daß dir Regierung der Kaiserin ü- Wien und Rom erklären ließ, sie hielte es für nöthig, erst noch zu erklären, daß sie solchen extravaganten A» sichten ganz fern stehe. Wenn nun trotzdem der Prinz von seinem kaiseilichen Vetter in dieser Weise abgekanzM wird, so liegt der Grund in den inneren Verhältnissen de» napoleonischen Familie. Betrachtet mrn die ganze afrikanisch- Reise des Kaiser- und die Einsetzung seiner Gemahlin zur Regentin als eine Generalprobe für den nicht unmögliche» Fall, daß der Kaiser selbst plötzlich von der Erde abberusen und eine minderjährige Regierung nothwendig würde, so wird der geheime Staatsrath eine große Rolle dabei spielen. Der Vicepräsidknt desselben est aber Prinz Napoleon. Wenn der selbe nun in der kurzen Abwesenheit des Kaisers es sich nicht versagen kann, auf eigne Hand eine Politik zu treiben, die derjenigen der Napoleoniden entgegenläuft. so zeigt er damit, was sich der Kaiser nach seinem Tode für seinen Sohn vo» ihm zu gewärtigen hätte. Napoleon muß ihn also unschäd lich machen und dich geschieht am besten dadurch, daß er ih« vor den Augen Europa's als einen in RegierungSgeschäftt» gänzlich unerfahrenen N uling darstellt. Die kräftige Sprache, welche einige preußische Abgeord nete gegen die Mißbräuche in der Justiz und Verwaltung führen, erscheint der Ad-lspartei und dem Ministerium i» Preußen als ein Auswuchs der Redelreiheit. dm man auf jede Weise zu beschneiden suchen muffe. Deshalb hat jetzt eine Anzahl Herrenhaus Mitglieder einen Antrag gestellt, wel cher den Par-graph der preußischen Vrrsaffung, der den Ab geordneten Redefreiheit gewährleistet, ziemlich beschränkt und ihn fast ganz aufhebt. Bei der offenbarm Tendenz, die die sem Anträge anhastet, steht wohl nicht zu erwarten, daß da- Abgeordnetenhaus demselben zustimmen und so die Waffen zu eigenem Verderben schmieden werde. Auf trr andern Seite muß der wahre Vaterland-freund, muß derjenige, der dem versaffungsmäßigen Fortschritt huldigt, sein tiefrs Bedauern darüber aussprechen, daß in Preußen jetzt eine Zeit angebrochen ist, in welcher man einander Unterricht dar über e- thcilt, was anständig ist und was von gesitteten Männer» nicht erwar et wird. Es scheinen dort sowohl bei der Regie rung, wie bei dm Abgeordneten d e Begriffe von Sitte und und Anstand in einer Weise verdunkelt, daß man ein ganz besonderes Licht anstecken muß, um di.se beiden Tugendm vo» ih m Gegentheil n zu unterscheiden. Leider kommt dabei da» arme Land und Volk am schlechtesten weg, dmn der Conflict, welcher jetzt herrscht, mag er zu Gunsten der Regierung oder der Volksvertretung ausschlagen, wird eine Verbitterung hin» terlafsen, deren traurige Folgen kaum der gute Wille mehre rer Jahrzehnte überwinden wird. Eine sehr schmutzige Geschichte ist der sog. Edmundsfall, über welchen sich vor Kierzem ganz England scandalisirte. Ein gewisser Edmund- hatte seinem Gönner, d m Lord James Brougham, eine nicht unbedeutende jährliche Rmte gebe« müssen, weil letzterer ihm eine höchst erträgliche Kasfirerstell« verschafft hatte. Um seinen Gönner zu befriedigen, batte er seine Kaffe angegriffen und hatte, obwohl sich seine Einnah men von Jahr zu Jahr verbesserten, immer ein Loch aufge macht, um ein andere» wieder zuzumachen. Endlich abcr deckte er seine Cafsindesicite, da er schließlich eine Anzahl der einträglichsten Stellen in seiner Person vereinigte. Um diese Angelegenheit hattm drei Lordkanzler, die nacheinan der an die Reihe kämm und gespickt werden mußten, gewußt. Die Sache kam endlich heraus, als Edmund- wider ieinen Willen mit 800 Pfund St-rlina, ca. 5000 Thlr., penfion rt wurde, damit rin Sohn de» Lordkan lxrs, Westboury, seine fetten Stellen erhalte» könne. Namentlich iü man m Eng land darüber empört, daß se bst »ic höchngesullten Beamten, die Lordkanzler, welche den ziem ich lächerlichen offizielle» Titel: „Hüter des Geviffens der Königin" sührm, hierb i betheiligt sind. Diese faule Geschichte zeigt, daß Bestechlich keit, Unterschleif, Diebstahl und alle die abscheulichen Sünde» einer entarteten Bureaukrali« in der englischen Beamtenwelt ebenso herrschen, wie sie bisher nur in Amerika, Rußland und zum Theil in Oeste eich vorausgesetzt wurden. .^MWUWWWW8^UW>WWWW>UWWWI Sauber lithograph . -colorirte Briefbogen mit der Gäre- gerdalle. ä Buch 24 Ngr., verziert mit der Germania in zweierlei Sortm und sey «rz » Buch 10 Ngr., sind vorräthig m der lithogr. Anst. . Q. OruneHtT. Johannisstr. 6. 4 Waise» h«u-str.S,I.,tLgl.v.S-11«.3—4S.