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M«S SomttMg, 4. Juli ISA DradlanIcheD, »whitchw, «-«»»»,. g,rnlp»»«d«i - S«mun»imimm»k. 20 241. Nur für Nachlg^prLch», SV Oll. Gegründet 1858 . NKnküK»- »°« l dt» >5. gut, IV2S d« UtaUch j«»imuUa»r 3uft»llung «re, L-u, l.»0 ward. vOkoUyr Pold»tua»pr»t» für wonl^gull 1 ward odne^Pot^utlrlümasqrdüdr. votdmard oerrcvnri. dt» > »S Pfa ynmili»non,»i,«n 20 PI«-, dl» SO mm dr»t>» o»dudr lO Pia. Audw. Autli D>» «njitani w«rd»n »ach votdinard v»r»ldn»>, dt» »inij aut^rdatd 200 PI«. VIs»rt»r>o«d! _... 30 mm dr»t>, und SI«ll»na»tuch» adn» R»klam»«»il» ISO Pia., " " »za»l. AuIIrita» a»a«n vorau»d»zak> Schrtstldttung und Lau,«a»ichtM»e»«» wart«»»«»,» SS 42. Drul> u. V»rtaq oan Utanich 4 lletchort» M Dr»»d«n> Pofti«d»<».Aon>n 10SS Dr«,»»». Ufartldrucd nur mt a»ullüs»r Ou»ü»nannape ,Pr»»dn»r ftachr ' «Ilitiila Unv»rlana>r SU»r>'tilucd» lv»rd»n ntldl iuid»wahri. ZOO ooo Rosen blühen jetzt L Gartenbau-Ausstell'Mj,! E Keine Lösung mit den Sozialdemokraten. Schwindende Aussichten auf eine parlamentarische Erledigung -es Absindungsgesehes. Französisch-ilalienische Spannung wegen -es Mitlelmeerproblems. — Caillaux in -er Klemme. — Kulisker legt Verusung ein. Die Sozlal-eurokrakie hak versagk. Berlin, 8. Juli. Die Beurteilung, die die Vorgänge im Neichslage in der heutigen Berliner Presse finden, hat einige überraschende Merkwürdigkeiten gezeitigt. ES kann allerdings nicht verwundern, daß in der demokratischen Presse auch jetzt, nachdem eben erst die Sozialdemokratie alle ihr entgegengebrachte heitze Freundschaft wieder einmal mit einem derben Fußtritt gelohnt hat, heute schon wieder davon ge sprochen wird, daß sich das Abfindungsgesetz nur auf einer Basis erledigen lasse, die von der Deutschen Volks partet bis zu den Sozialdemokraten reiche. Es hat aber überrascht, baß sich in dem volksparteilichen Organ, der „T ä g l i ch e n N u n d s cha u". ein Passus findet, der leicht so gebeutet werden könnte, als ob auch die Deutsche Volkspartei noch immer glaube, mit den Sozial demokraten zusammengehen zu müssen. Die „Tägl. Rdsch." gibt htzute nämlich ein angebliches Gerücht wieder, wonach der Entschluß der Regierung, das Gesetz zu- rückzuztehen. im Reichstage dahin auSgelegt worden sei. daß maßgebende Führer -er Sozialdemokratie zu »erstehen ge- geben hätten. die sozialdemokratische Fraktion «erde i« Herbst dazu bereit sei«, das anznnchmcn, »as sie gestern abgelchnt hat. Die „Tägl. Rdsch." fügt am die Wiedergabe dieses an- geblichen Gerüchtes folgenden Satz: Wir wollen hoffen, daß diese Knlisiengeritchte richtig sind! Diese Hoffnung mutz tatsächlich überraschen. Eben erst hat die Sozialdemokratie baS AbfindungSgcsetz, daS sich von einem Enteignungsgesetz kaum noch unterscheiden läßt, abge- lehnt, und jetzt sollte auch die Deutsche Bolkspartet „hoffen", daß sich dennoch die ganz« Angelegenheit mit den Sozialdemo kraten regeln lasse. Wir haben diese merkwürdige Er klärung der „Tägl. Rdsch." zum Anlaß genommen, um bei einigen Mitgliedern der ReichStagssraktion der Deutschen Bolkspartet, die sich heute noch in Berlin aushielten, zu erkundigen, wie sie über diese Sache denken. Fast überein- stimmend wurde uns da folgendes erklärt: Es ist selbstverständlich, daß die besonnene Minderheit in der Sozialdemokratie, die mit de« NegierungSparteicn das Gesetz zur Annahme bringen wollte, versuchen wird, den schwere» Schade», de» sich gestern die sozialdemokratische Frak tion zusügte, und den heute die sozialdemokratische Presse mit läppischen Ausreden wegen der Zollangelegenheit vergeblich zu bemänteln sucht, gutzumacheu. Für eine Partei, die noch Achtung vor sich selbst empfindet, kann aber ein erneutes Zu sammenarbeiten mit der Sozialdemokratie, nachdem diese ein beispielloses Entgegenkommen brüsk zurückgcwicsen hat, wohl kaum mehr in Frage kommen, ganz abgesehen davon, baß sich die vernünftige« Elemente der sozialdemokratischen N ichStagsfraktio« in aussichtsloser Minderheit befinden und gegen den sich immer stärker ausbreitendcn Radikalismus nicht anfkommcn könne«. Rein sachlich liegen auch die Ding« so, daß den Sozial demokraten bis zur Grenze des überhaupt Erträglichen Ent gegenkommen gezeigt wurde, und daß sich die Regierungs parteien bei den Verhandlungen mit den sozialdemokratischen Unterhändlern schon einige Male außerstande sahen, deren Wünsche erfüllen zu können. Die Sozialdemokratie hat das Gesetz abgelehnt, weil cs ihr. trotzdem cs schon fast den Charak ter einer reinen Enteignung angenommen hatte, nochimmer ntchtwettgenug ging. Für die Regierungsparteien, ins besondere die Deutsch« VolkSpartei, besteht keine Möglichkeit eines weiteren Entgegenkommens mehr, ganz abgesehen davon, daß ja ein Entgegenkommen auch gar keinen Zweck hätte; denn wenn daS Gesetz verfassungsändernd bleibt, vermindert ein Entgegenkommen gegenüber den Sozialdemokraten jede Aus sicht auf ein Zustandekommen. Soll unter solchen Umständen die Hoffnung gerechtfertigt sein, daß die Sozialdemokratie im Herbst gutmachen will, was sie gestern an Schaden anrichtete? Es gibt keine Grundlage für solche Hoffnungen. Wenn sich heute in der „Tägl. Rdsch." solch« Ausführungen finden, so ist zu beachten, daß sie zunächst lediglich die Ansicht eines Privaten wiedergeben, die in diesem Falle mit denen -er Retchötagssraktion der Deutschen Bolkspartet wohl kaum identisch sind. Dolksparleilicher Ankrag aus Dergleichs- verhan-lungerr. (Durch Funksprnch.j Berlin. 8. Juli. Im Preußische« Landtage ist folgender Antrag D». v. Campe (D. 8p.f eiugegai>:en: Nachdem der «ersuch, die Fürstenabfindung im Reichstage ,« regeln. sehlSefchlageu ist, »olle der Landtag beschließe«: Das StaatSminifterin« wird aufgefordert, 1. schleunigst ciue Ber. mögenSauSeinandersetznug zwischen dem prenßischen Staat und den Hobenzollern herbcizuftthrenr S. während der Dauer der Verhandlungen de» HauptauSschnß aus dem kaufende« ,« halten. Die Berliner Presse zur Zurückziehung -er Fürstenoorlage. Berlin, 8. Juli. Die „Tägl. Rundschau" schreibt: Der Ausgang der gestrigen Reichstagsvcrhandlungcn kann niemanden befriedigen. So wie die Dinge heute liegen, kann man nur sagen, daß wir uns weiter mit diesem Problem quälen müssen, und daß der Herbst vielleicht eine Lösung bringen wird, daß dann aber die ungelöste Frage der politi schen Geschäftsführung wieder vor uns steht. Die „Germania" wendet sich mit besonderer Schärfe gegen das Verhalten der Sozialdemokraten und schreibt: Es ist ein Jammer, daß die Unfähigkeit und der mangelhaft ent wickelte staatSpolitifche Sinn einzelner Parteien als Makel anf dem gesamte« Reichstag sitzen bleibt, obgleich es in ihm eine Minderheit gibt, die ehrlich bestrebt mar, die Hoffnungen zu erfüllen, die das Volk draußen auf seine Berliner Vertretung gesetzt batte. Der „Lokal-Anzeiger" sagt, der gestrige Tag sei eine Niederlage nicht nur des Minderhettskabinctts Marx, sondern eine Niederlage des parlamentarischen Systems in Deutschland, des Systems, das nun einmal gegenwärtig deutsche Rcgierungsform sei. Das „Berliner Tageblatt" schreibt: Wenn die Sozialdemokratie die Politik der Agitation sortsetzt, dann ver hindert sie eine gesetzliche Lösung der Fürstcnfrage und sie ver hindert die Bildung einer republikanischen Koalition. Die „Vossische Zeitung" meint, im Herbst werde die Sozialdemokratie hoffentlich begreifen, daß die Entscheidung Uber das Fürstenabsindungögesctz auch gleichzeitig die Ent scheidung darüber bedeutet, wie und mit wem in den nächsten Jahren in der deutschen Republik regiert werde. Die „Börsenzeitung" meint, die Sclbstverhöhnung des Parlamentarismus habe gestern ihren Höhepunkt er reicht. Wenn im September über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund entschieden sei, dann werde die latente Regierungskrise wieder eröffnet und dann werde sich hoffent lich die Große Rechte zusammensinden. In der ., Kreuzzcitung" schreibt Abg. Dr. Gocrling, ein großer Aufwand sei schmählich vertan, nur um eine Frage zu bereinigen, die in Preußen am 12. Oktober 1S26 mit demo kratischer Unterschrift und sozialdemokratischer Zustimmung im Vergleichswcge erledigt war und sich in Thüringen auf gleichem Wege schnell erledigen ließ. Die preußische Regie rung müsse die Folgerungen daraus ziehen, um die Ruhe iviedcrherzustellen, auf die das Volk Anspruch habe. Der „Vorwärts" beschäftigt sich mit der Verärgerung der Demokraten und des Zentrums über die ablehnende Haltung der Sozialdemokratie und meint, diese Verärgerung wirke wie ein Ablehnungs- und Entschuldigungsvcrsuch. Deutsche! Die Fesseln sind gefallenl Die Unterzeichnung dcS P a r i s c r L u f t f a h r t a b k o m m e n s hat die Hemmnisse be seitigt. die seit dem Londoner Ultimatum den deutschen Luft schiffbau zu erdrosseln drohten. Die Bahn ist frei! Noch schien aber die Mittel, die neue gewonnene Freiheit zu nützen. Wohl bat das deutsche Volk — seit Echterdingen Eigentümer des Werkes Zeppelins — trotz unerhörten wirtscl-aftlichen Tief standes und bitterster Not beträchtliche Mittel zur Inangriff nahme des Baues eines neuen Luftschiffes ausgebracht: aber noch bedarf es einer letzten gewaltigen Anstrengung, um die Vollendung des Werkes zu ermöglichen. Eine Zeppelin - Retchssammelwoche vom 11. —18. Juli soll die dazu notwendigen Mittel aufbringen, soll das Werk eppelinö für alle Zeiten dem deutschen Volke erhalten. aS Werk, dessen höchstes Ziel der Weltverkehr mit Luft schiffen ist. Noch hat Deutschland die Führung aus diesem Gebiet. Der Ozeanflug des „Z. R. 8" war die geistige und technische Groß tat, die diese Führerschaft bestätigt hat. Sie kann uns nur bleiben, wenn sich das ganze deutsche Volk mit Herz und Willen und Tat zu ihr bekennt. Wenn es zu dem Vermächtnis steht, daS Graf Zeppelin ihm anvcrtraut hat: „Und darum sollen meine Worte mein Testament bedeuten, mit dem ich dem deut schen Volke vermache, was ich bis dahin schassen durste, auf daß eS sich die Segnungen herausholen möge, die ihm darin noch schlummern." In diesem Sinne wenden wir uns noch einmal und zum letzten Male an alle Deutschen: Helft dazu, daß die Segnungen dieses Vermächtnisses herausgeholt werden können. Tragt dazu bei. daß die Fricbrichshasener Werst am Lebe« bleibt »nd Luftschiffe baue« kan», die den deutschen Namen in die Welt hinauStragcn und von hartem deutschen Lebenswillen, von ungebrochenem Streben nach Wiederaufstieg durch friedliche Kulturarbeit Zeugnis ablcaen. P. Löbe, Präsident dcS Reichstages, Dr. Krahne, ReichS- verkehrSmtnister, Dr. Stingl, ReichSpostminister. Die Tragikomödie -er Abrüstung. Als Ende Mai die vorbereitende Abrüstungskonferenz in Genf ohne jedes greifbare Ergebnis auseinanderging, und, um wenigstens den Schein eines Willens zur Abrüstung zu wahren, eine Reihe von Unterkommisstonen mit dem Studium ber ungelösten technischen Fragen beauftragte, da war an dieser Stelle die Ansicht ausgesprochen worden, daß dieser Beschluß ein Begräbnis erster Klasse für den Gedanken der allgemeinen Abrüstung überhaupt sei. Die weitere Ent wicklung der Dinge und das nun abgeschlossen vorliegende Ergebnis der Verhandlungen in diesen Kommissionen haben dieser pessimistischen Auffassung nur zu sehr recht gegeben. Frankreich hat sich das zweifelhafte Verdienst erworben, die Debatten immer mehr zu einer Komödie herabzudrücken, die mit ihren Tollheiten erheiternd wirken könnte, wenn die Bedeutung des Gegenstandes nicht so ernst und schicksals schwer für alle Völker wäre. So kanrs man sich nur darüber wundern, wie die wirklich an einer Abrüstung interessierten Mächte diese Verhöhnung der Abrüstungsidee ruhig hin- nchmen und sich durch die Duldung des Genfer Kasperl- Theaters mitschuldig machen können an der bewußten Sabotage, die die größte Militärmacht der Welt ungehindert und wochenlang bis zum erfolgreichen Ende treiben konnte. Um den ganzen Widersinn der jedem gesunden Menschen verstand ins Gesicht schlagenden Genfer Beschlüsse und damit die Aussichtslosigkeit irgendwelcher Abrüstung außerhalb Deutschlands zu beweisen, braucht man aus dem Wust der erörterten Einzelfragen nur die Erledigung der beiden wich tigsten herausgreifen: die Materialsrage und die Frage der Mannschaftsbest and c. Aufgabe der militärischen Kommission mar cs, hier Richtlinien festzusctzen, nach denen sich die militärische Stärke der einzelnen Staaten vergleichen läßt, so daß auf Grund solcher Vergleiche die Quote der ge botenen Abrüstung für jedes Land hätte bestimmt werden können. Bei der Beantwortung der entscheidenden Frage, wie bei einem solchen Vergleich das vorhandene Kriegs material zu bewerten sei. hat die Kommission mit neun gegen acht Stimmen dem französischen Grundsatz beigestimmt, nach dein daS Material als ganz untergeordneter Kriegsfaktor betrachtet und seine Menge und Güte nur als Hilfskriterium benützt werden soll. Das heißt also, daß die gerade in technischer Hinsicht bis zur militärischen Nackt heit erzwungene Abrüstung Deutschlands gegenüber der üppigen Bewaffnung Frankreichs mit Kriegsmaschinen aller Art überhaupt nicht ins Gewicht fallen soll. Es ist unfaßbar, wie die in der Kommission als Sachverständige fungierenden Offiziere, die doch alle am Weltkrieg teilgenommcn haben, einen solchen Grundsatz überhaupt ernsthaft aufstcllen und ihn gar begründen konnten. Hat doch gerade der Weltkrieg in allen seinen Phasen Beispiel über Beispiel dafür geliefert, von welch ausschlaggebender Bedeutung die mehr oder minder gute Ansrüstung der zum Kampf zur Verfügung stehenden Menschcnmasscn ist, und ein Blick in die militärische Literatur über Sen Weltkrieg zeigt, daß alle Sachkundigen wenigstens darin übcrcinstimmen, daß die Technik in immer steigendem Maße die Kriegführung der Zukunft beherrschen wird. Iran- zösische Generale haben zur Verteidigung ihrer Rüstungsforde, rungcn in der Kammer in diesen Jahren wiederholt darauf hingewiesen, daß cs jetzt nicht mehr soviel auf die Zahl der Streiter ankommc, als vielmehr auf die neuzeitliche AuS- rüstung und Bewaffnung. Und jetzt behaupten ihre Vertreter in Gens das Gegenteil, weil sie sich gegen eine Ueberprüsung ihrer Bestände an Kriegsmaterial sträuben. Wenn aber die französische These richtig sein sollte, wenn es wirklich nicht so sehr auf das Kriegsmaterial ankommt, warum, so muß man dann fragen, haben eben jene französischen Generale dem deutschen Volke wegen jeder verrosteten Kanone, wegen jedes angeblich überzähligen Hufeisens immer und immer wieder Schwierigkeiten bereitet? Warum haben sie die Be stätigung ber völligen Abrüstung und die Aushebung der Militärkontrolle wegen lächerlich geringer Beanstandungen von Materialbeständcn verweigert? Man kann keinen anderen Sinn In diesem widerspruchsvollen Treiben finden, als den, -aß es sich in Genf gar nicht um die Abrüstung handelt, son dern um einen neuen Anschlag gegen die deutsche Wehrkraft, zu deren Niedcrhaltung auch nach der nicht mehr zu vermeidenden Aufhebung der Militärkontrolle neue Formeln gefunden werden sollen. Wenn es noch eines Beweises für diese Vermutung bedarf, so wird er geliefert durch die in den letzten Tagen gefaßten Beschlüsse über die Reserven und MannschastSbestände Deutschland hat bei der ihm aufgezwungenen Wchrverfassung bekanntlich keine Reserven und eben deshalb ist beschlossen worden, daß diese unter keinen Umständen zu den Kriegs-