Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.03.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905031202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905031202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-12
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
' Der nationalliberal« Verein i« Melk«« betchloh, bei der devorsteheudeii La»drag»ivah1 i«> 7. städtischen Wahltreiie vo» einer Wiederwahl deS teitheilgen BerUeierS. Burgelniriiter Rüde, Rvßweiii. abzusehe» und einen Metbner I ii d u st r t e l 1 e n antzuileUen. —* Vorgesicr» ist bier Herr E r n st Fleischer. Architekt und Lehrer an der hiesigen Königl. Bangewerkeiisaiule, gestor b e n. Der Entschlafene, der in weiteren Kreisen bekannt ge worden ist. imnde an» 13. Januar 1851 in Siollberg i. E geboren. Er ivar eine lange Neide von Jahren an dezc genannten schule läng und in früheren Jahren als Architekt viel gesucht — Zu dem lchon oft erörterten Kapitel der Wert en w a ch Sfr e u e r heisil es in der .Rhein -Wests. Ztg.": „Bei der slelS steigende» Steuerlast in den Gemeinden tritt überall das starke Bedürfnis zu tage, die Einkoinmenstcucr zu ent lasten und neue Lteuerarien auszufinde». Viele der abenteuer lichen Pläne bedürfen keiner facl-lichen Erörterung, da sie teils undurchführbar sind, teils nur geringe finanzielle Bedeutung haben. Auch von der Wcrtzuivachssteucr ist vielfach, auch von wissenschaftlicher Teile behauptet worden, daß sie undurchführ bar fei. Bieter Einwanü ist jetzt durch die Tatsachen wider legt. AIS direkte Besteuerung Halle ihre Einführung ja aller- sings nicht in der Macht der einzelnen Kominunen gelegen, des halb hat man sie als Umsatzsteuer durchgefuhri in der Weife dag bei jeder Veräußerung eines Bodenstückes oder eines mit dem Boden verbundenen Gebäudes ein bestimmter Prozentsatz von der seit dem letzten Verkauf eingetrekenen Äertsteigerung als Tteuer bezahlt werden soll. Die vauptabsicht dieser Maß nahme ist, die berufsmäßige Bodenspekulation zu hemmen und die i» fast leder Gemeinde durch die Allge meinheit veruriachte» Wertsteigerungcn zum Teil wenigstens auch der Allgemeinheit wieder zuzuführen. Bon den Gegnern der Tteuer wird sie nun als ungerecht hingeslellt, und man behauptet, der Wertzuwachs sei zum grögten Teil verdient, nicht unverdient, indem man die Verdienste der Bodenspekulation um die bauliche Entwicklung einer Geineinde möglichst hoch anschlägt Bei die'em Gedanken irili eine Verwechselung schon sehr stark ,um Vorschein, Bodciiwekulation und Hauieripekulaiwii, Be griffe, die in der Praxis ia sehr oft idenliick sind, theoretisch aber doch große lliikeriehieoe bedeuten. Welches Verdienst der Besitzer eines unbebauten Grundstückes, das jahre lang (ult liegt und trotzdem mit jedem neuen zu der Gemeinde klnzukommenden Burger, das heißt mit jeder steigende» Nack> irage nach Boden, in seinem Werl steigt, an diele», Wertzuwachs bat. ist nicht zu erkennen. Bei unbebautem Boden wird jede Tteigerung unverdient sein, denn nie ist Arbeit mit der Natur verbunden worden, nie ünd Werte geschaffen worden. Beden- tend schwieriger wird die Frage schon oe> bebaue» Grund stücke i>. Inwieweit da» einzelne Han-L zu der Wertsteigerung beurägl, uiwieweii der Unternehmungsgeist des Erbauers hier wirklich vom Gewinn verdient hat. lätzt sich nur sehr schwer be stimmen. .Hier ruht in dem erböhten Preise nicht nur der durch gestiegene Nachfrage nach Boden entstandene Wertzuwachs, iondern auch das Wertprodnkt des Erbauers, das in einzelnen Fällen lehr hoch sein kann, denn nickt selten ist ein Stadtviertel durch einen unternehmenden Häuser-Erbauer erst erschlossen wor den. und die steigenden Werte sind also von diesem Unter nehmer verdient. Dies ist der Grund, weshalb ln Frankfurt die WerimwachSsteuer nur kür unbebauten Boden diirckgesührt worden B, für bebauten nicht. In Köln ist man radikaler vor- acgcinge» man hat jeden Wertzuwachs gleich besteuert. Sicher lich tir dies zu weit gegangen. Ein Unterschied muß gemacht wersen wenn es auch falsch wäre, den Wertzuwachs der Häuser or!U indig 'res zu lallen. Um diele Frage zu lösen, wurde vor- ge'chlageii, die bebauten Grundstücke mit einein nie drigeren Prozentsätze heranzuziehen, vielleicht mit der H.li'ie. ein Gedanke, dem nicht jede Berechtigung abzuivrechen Ieseiffalls streichen die berufsmäßigen Häusermakler oft Gewinne ein. denen icdes Verdienst ab.znipreche» ist. Deni- enlwrechend nt es sehr richtig, die Besitzdauer bei der Fest setzung der Steuersätze in Betracht zu, ziehen, denn den soliden HciuSbeiitz ichwerer ;u belasten, wäre sehr bedenklich, wohl aber in cs berechtigt, der Spekulation, die lehr oft gerade durch Ver- aintalii'.ngen einer Gemeinde, sei cs durch Anlage einer Bahn, eiucs öffentlichen Gebäudes oder anderer Dinge unglaubliche W.r:e unverdient einstreicht, einen Dell dieses Gewinnes, welcher d-.i GEamüieii 'kommt, abzunehmen, um dadurch die tinan- ,' ile Notlage einer Gemeinde zu beseitigen und das verdiente Einkommen der Bürger nicht ni stark zu Leistungen heranzu- zicuen ' -* Im Februar gingen für Dresden in Tonnen zu 1000 zt'Iogramii! aut den Vahnhoien und aus der Elbe 35 480 Stein- n'id i>4 928 V raunko h l e n ein^ Ueberdies kanien mit ^Fubr- werk laut amtlicher Zahlung und Schätzung 2750 Tonnen Stein» loblcn aus de», Plauenichen Grunde nach Dresden, so daß sich di.' Gc am:c r'iihr an Steinkohlen ans 38 230 Tonnen stellt. Vom muamten Kohlcneingaiige sind im Zwischenhandel 1314 Tcu-uc" Steinkohlen und 181 Tonnen Braunkohlen wieder ver sende worden. — ' Von den mannigfachen Umwälzungen, die der in Aussicht iledeiicn NaihauS-Nenbau im Ge-olge Hat, wird die Ge^vanS- haussicaß i in erster Linie betrogen. Auf dieser Seile ist zunächst mir der Niederlcgung der alten Baulichkeiten, die dem ümsänalichen, den Ansprüchen der Neuzeit angepaßten Pracht bau weichen müssen, begonnen worden. Ws eine Vorarbeit für den legreren ist auch der seit einigen Wochen im Gange befindlich« Umbau der in der Kreufftraße liegenden Schleuse zu betrachten. Noch nach allem Profil kergeslelll und auch zu hoch gelagert, um die sväteren Nathausgebäude genügend entwässern zu können, mußte jeZt ihre Erneuerung ms Auge gefaßt werden. Der Bau ist inzwischen bis zur Gewandhausstraße fortgeschritten und wird bis zur Friedrichs-Allee weitergeffihrt. Aus Anlaß der Errichtung des Rathauses machen sich Terrain-Regulierungen zwischen diesem und dem Georgolatze erforderlich. Es müssen späterhin hie Straßenbahn» eile verlegt werden und es ist daher notwendig, daß vorher die darunierliegenden Schleusen eingebaut sind. Während aiff der Krcuzskraße rrotz erheblicher Tieffaae der sandige Untergrund eine rasche Förderung des Kanalbaues zuließ, ist . . .. , ..Air. .... . durch die Biegung der heutigen Friedrich», und Mariiuilioiis- Alle« in ihrem Verlaus markiert wird. Der für die Zwecke des LlraßenrtUiigungsamles in Gebrauch genommene Kasematten- teil in der Vertiesung Eck« Gewandhaus- und Ringstraße bezeich net die rechte Flanke der Bastion. Um die Weitersüijrung Ke rl an als zu ermöglichen, der nach der linken Ganghohn abschwenkt, müssen die zum Garten deS VermessungS-Amls^-rundstückS ge hörigen hohen Bäum« aus der GewaudhauSslraßc fallen. Die Beseitigung des Zaunes und eines Teiles dieser Baumriesen ist denn auch bereits erfolgt. Im Verein mit den Anlagen um dir alle Nesocmiertc Kirche gaben sie der dortigen Gegend ein an heimelndes Gepräge, sodaß der Wegfall derartiger, im Stadl- Zentrum inimer seltener werdender Baumgruppen fast zu be klagen ist. DaS als RathauS-Boubureau errichtete Gebäude im Osarlen deS Grundstücks hat durch die Vornahme all' dieser Arbeiten viel von seiner idyllischen Lage eing«büßt und tritt jetz! mehr in die Erscheinung, — Das Wahrzeichen der Dresdner Altstadt, der gewallige, gegen 96 Vieler hohe K r e u z k i r ch e »- T u r in, lenkt zur zeit in erhöhtem Grade die Aufmerksamkeit aus sich. Die stolze, kühne Gliederung dieses weit über ein Jahrhundert alten Ban- Werkes wird seit kurzem durch ein mächtiges Holzgerüst völlig verdeckt. Ein derartiger Gern staufbau bedeutet an und 'ür sich ein Meisterwerk der Zlmmerinannstechnik, und nu» absolut schwindelfreie Männer mit starken Nerven vermögen ihn auszusuhren. Verstärkt wird die imposante Wirkung durch den Umstand, daß die Seile nach dem Güntz-Platz zu infolge des Abbruchs der früher dort stehenden Häuser jetzt freic.elcgi ist und so einen vollständigen Ucbcrblick gestattet. Vom sicheren Grund und Boden aus vermag man bier den Zickzack-Windungen der in Etagen eingeleillen „Freitreppe" nebst Auszugsvorrlch- tnng zu folgen, die zunächst nach dem Kirchendach führt. Dori begannen für die mit der Herstellung des Gerüstes betraute Firma sErnst Noacks erst die eigentlichen Schwierigkeiten. Die vorspriiigenden Telle und Simse des Turmes mußten als Stütz- punkte dem luftigen hölzernen Bau den erforderlichen Hali geben. Getragen und selber tragend, fügte sich Galerie aut Galerie, und nur noch einer geringen Anzahl bedarf cs bis zur Erreichung der Stütze deS Turmes. Wie verlautet, ist je- >och vorläufig eine Wetterführung des Gerüstes bis dahin nicht beabsichtigt, da für die vorzunehmenden Arbeiten die setzt ge wonnene Höhe sich als genügend erweisen dürfte. In verhält- nismäßig kurzer Zeit nach der Brandkalastrvphe des 16. Februar 1897 wird den Dresdnern der Anblick des umrüsteten Äreuz- kirchen-Turmes wieder zu teil. Mit dem damaligen Brande der Kirche, die im Innern inzwischen herrlich wieder erstanden ist. lxtt das Aufschlagen des Gerüstes direkt nichts zu tun. Die jetzt vorzunehmeuven Reparaturen bezwecken lediglich die Er- Neuerung des durch die Länge der Zeit verwitterten Sandsteins an den vorsprinaenden Maucrieilen. Damit soll Fürsorge ge- troffen werden, daß Vorübergehende von etlvaigen bei Sturm »nd Regen sich ablösenden Steinbrocken nicht Schaden erleiden. Die Ausbesserungen dürften wenig umfangreich werden: immerhin sind sie ohne Berüstuna des Turmes nicht anszuführen. Nach fach männischem Gutachten ist der Turm selbst in durchaus gutem Zustande befunden worden. —Gemeindebrüder, die dem männlichen Gc- schlechte ähnliche Dienste leisten, wie die in zahlreichen Gemeinden angeslelllen Gemeinde s ch w e si c r n , die sich von Jahr zu Jahr steigende Anerkennung erringen, sodaß nicht genügend Kräfte vorhanden sind, um den hcrvorlreteirden Bedarf zu decken, sind neuerdings in mehreren Städten angcstellt worden: so in Ernnmttichau, Großenlxttn, Freiberg und Dresden-Löbtau. Die mehrjährige sorgfältige Ausbildung, die solche Gemeindehelfer im Brnderlxnis zu Moritzburg für ihren mannigfachen Dienst empfangen, befähigt sie zur Pflege kranker Männer im Hause, zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene, denen Arbeit und Unterkommen zu vermitteln ist. zur Jugendpflege in Knaben- bonen, zur Leitung von Iünglingsoercinen, in denen das Posaunenblasen mit Vorliebe geübt wird, zur Beratung ehe maliger Trinker, die in Vereinen zum „Blauen Kreuz" gesammelt werden, zum Ausstichen von Kranken und Siecken, von Taus- »nd Traiiiäumigen und zum Abhalten von Bibelstunden im Aufträge des Pastors, zur Verbreitung christlicher Schriften und ähnlicher Aufgaben, die das christliche Gemeindcleben fördern. Es steht zu hassen, daß auch in anderen Orten der Wert solcher Dienste ebenso anerkannt und begehrt wird, wie der Dienst von Gemeindeschwestern, deren Zahl zur Deckung des vorhandenen Bedarfs bei weitem nicht genügt. —* Polizeibericht, 11. März. Aus der Schützenaaffe fuhr gestern nachmittaa eine des Rad'ahrenö noch nicht kundige Kontoristin mit ihrem Rade an euren Lastwagen an. kam zu Falle und wurde überfahren, wodurch sie einen Bruch des linken Unterschenkels erlitt. Sie wurde nach Anlegung eines 4Wt- verbandeS in das Friedrichslädter Krankenhaus überführt. — In der Nacht „um Freitag gegen 3 Uhr fand sich bei dem aus dem Altmarkte postierten Gendarm ein iMhriger Gewerbs- gehllse ohne Kopfbedeckung und vollständig durchnäßt ein und er zählte. daß er an der Münzgaffe vom Terrassenuser in di« Elbe gefallen sei, sich aber wieder ohne fremde Hilfe herausgearbeitet Hab«. Aus eindringlichen Vorhalt änderte er später seine An gabe dahin ab, daß er sich in selbstmörderischer Absicht in die Elbe gestürzt habe, und Mar deshalb, weil er von seinen Eltern verstoßen worden sei. Nach den begleitenden Umständen erscheinen die Angaben deS jungen Mannes, der dem Siechen» haul'e zugesührt wurde, sehr unglaubhaft. —* Im Staatskorstrevier Dresden wurde gestern zwischen Dresden und Klotzsche in der Abteilung 45 ein neugebore nes Kind männlichen Geschlechts tot aufgesunden und polizeilich aufgehoben. Die Sektion der Leiche fand heute morgen in der Leichenhalle des Friedhofs zu Klotzsche statt. Der t. da» Kind gleich «ach der Geburt «tötet zu betben, l«nkt dürften die polizeilichen Erörterungen bald ergeben. —* In drivtirgeslligri»Dtadtven»d,i«te»»-SltzungtuMelbe« wurde brtanutgrgrbru, daß ein ehemaliger Meißner die Stadt in seinem Testamente bedacht bat: der ur D»e»d»u V«»slvrben« PrivaiuS Steuer, fiüder Pseidrhäudler. bat der Stadt Meißen» eigentlich den rbemaliger» Gr>»e>»den Vvib.ückr und Ait-Eollii. dklen Rechtsnachfolge«» Meißen Ist, «in Legat vo« 8V OOO iNark zu «obttültgen Zwecken auSgeietzt. —* Durch den nachmittags 1 Uhr 34 Min. von Leipzig nach Meuselwitz verkehrenden Güterzug hat sich am Freitag zwischen Käsechain und Lucka l»n Flur Berndorf) der Hand- arbeiler Krosse au» Lucka in selbstmörderischer Absicht über fahren lassen. Der Tod trat sofort ein. —* Aus Tel scheu wird uns unter dem 10. d. M. ge schrieben: Seit einer Woche hält sich der Wafferstand der Live aus ziemlicher Höhe und gesialtet den Schissern die Ladefähig keit der Fahrzeuge voll auszunützeu. Leider ist die Geschäfts lage für die Schiffahrt gegenwärtig keine sehr günstiae. Der Exportverkehr ist verhältnismäßig sehr schwach, etwa» besser ist oaS Berggcschäft. Bezeichnend für die Geschäftslage ist z. S., daß viele schisser und S-chifsersleule der Transportgenoffenschafi erst jetzt wieder in Arbeit treten können. Der Umschlaaplatz Laube Et zwar von den Eismassen so ziemlich geräumt, trotzdem isl das Verladeplahaeschäst noch immer beschränkt. Das Strom- bild wird sich nun bald durch das Erscheinen der Dampfer der Sachs.-Böhm. Damosschissahrts-Gesellschait, welche morgen den Verkehr wieder ausnimmt, etivaS reger »nd abwechslungsreicher gestalten. Das Dampfschiff „Bohemia" brachte bereits heute die Landiingsbrücken an die betreuenden Ptatze. Vor Lauve und Tetschcn standen heute früh gegen 60 Kähne und zwei Eil- lxnnpser — Amtsgericht. Die 17jährige Dienstperson Ernestine Erna Gabriel stahl im wahren Sinne des Worles wie ein Rabe Sie diente seit September vorigen Jahres nacheinander bei drei Herrsckiosten. In ihrer ersten Stellung eignete sie sich 5 Mk an; da sie Glück batte und die Sache nicht sonderlich ruchoor wurde, verflieg sie sich in ihrer zweiten Stellung, die sie bei einer Privat« in Blasewitz inne hatte, zu einer größeren Summe- denn sie nahm derselben aus dem Schreibtisch 180 Mk. heimlich weg. Zuletzt diente sie in Leubnitz-Nenoslra, wo sie ihre Herr schaft um 248 Mk. bestahl. Die Gelder benutzte die Gabriel teilweise zur Anschaffung von Kleidern, einen Teil legte sie bei der Sparkasse an. Die jugendliche Diebin ist geständig. Das Urteil lautet auf 4 Monate 3 Wochen Gefängnis. — Der 1875 geborene Gußputzcr Johann Ondraceck wurde vor etwa zwei Wochen aus einer Friedrichslädter Schankwirlschast wegen der von ihm geführten anstößigen Unterhaltung vom Wirt hinaus- aewiesen und. da er keine Anstalten trat, zu gehen, energisch zur Erfüllung der Aufforderung ermahnt. Luvraceck nahm aber den Stuhl, auf dem er gesessen hatte und schlug damit den Wirt über den Koos. Der Wirt wollte den Schlag parieren, es würde ihm aber dadurch noch der kleine Finger der erhobenen Hand gebrochen. Tann schleuderte der rohe Gast noch zwei Lttühle nach dem Wirte, auch Gläser flogen umher, Scherben derselben verletzten die zu Hilfe eilende Wirtin Die Be- leuchtung erlosch im Zimmer, da durch die Verwüstung Ondracecks der Gasarm mit den beiden Flammen von der Decke herab gerissen wurde. Für diese gewalttätige Ausschreitung erntet der vorbestrafte Angeklagte 3 Monate 4 Tage Gefängnis. — Die 23jährige Kontrollierte Jda Ernestine Riedel aus Löivcnbcrg wurde in der Nacht zum 14. v. M. aus der Kanalgaffe von einem Gendarmen bei der Uebertretung sittenpolizeilicher Vorschriften angehalten und nach ihrem Namen befragt, den sie verweigerte. Sie wollte auch nicht mit zur Wache gehe» und begann heftig zu schreien, worauf sie mit Unterstützung eines zweiten Gen darmen zur Bezirkswache geführt wurde. Hier war mit der Sistierten absolut nichts anzusangen, weshalb sie sofort mit dem „grünen Wagen" nach der Hauptwache transportiert wurde: auch im Wagen schrie sie weiter. Aus der Hauptwache widersetzle die Riedel sich allen Maßnahmen der Beamten und Aufseherinnen. Bestimmungsgemäß muß jeder Inhaftierte bei seiner Ein- lieserung visitiert werden, dagegen setzte sich die Riedel unter Beleidigungen der Beamten mit Gewalt zur Gegenwehr . Sie wird zu 2 Monaten Gefängnis und 2 Wollten Haft verurteilt. — Der vielfach vorbestrafte 23 Jahre alte Kellner Johannes Alwin Adam hatte seine Stellung im Stich gelassen und dabei die etwa 50 Mk. betragende Tageskasse mitgenommen: außerdem 'Das Urteil lautet . . - Dem Äausmann Paul Noack aus Breslau war vom hiesigen Amtsgericht ein Strafbefehl über 50 Mk. Geldstrafe zugcstelli ivorden. weil er am 7. September vorigen Jahres mit seinem Automobil aus der Bautzner Straße bei Bühlau übermäßig schnell gefahren sein und dadurch das Pferd eines Einspänners zum Scheuen gebracht haben sollte, sodaß die Insassin des Wagens heraus- geschleudert und schwer verletzt wurde. Noack hat gerichtliche Ent scheidung beantragt' er bestreitet, am Unsalltage die betressend« Stelle mit seinem Automobil passiert zu haben, und, da weder die Nummer des davonrasenden Automcitzls hat erkannt, noch der» Beschuldigten seine Behauptungen widerlegt werden können, er folgt seine Freisprechung — In Niederpovritz fand am 16. De zember vorigen Jahres eine Wahlversammlung des Srtsverems statt, die, da sie sich mit öffentlichen Angelegenheiten befaßte, behördlich zu melden gewesen wäre. Da dies unterblieben war. ging dem Lehrer Johannes Fürchtegott Kilian ein Strafbefehl über 1b Mk. Geldstrafe zu, gegen den er Einspruch erbebt. Er macht geltend, er sei Schriftführer des Vereins und habe den Vereinsleiter, Klempnermeister Rocktäfchek, aus die Notwendig keit polizeilicher Anmeldung aufmerksam gemacht. Rocktasche! behauptet denn auch, die Versammlung angemeldet zu haben, was vom Gemeindevorsiand bestritten wird. Rocktasche! sei wob! vor der Versammlung bei ihm gewesen, indes aus anderem Grunde Dieser SachverAlt braucht nicht näher aufgeklärt zu werden, w in dem großen Duo mit Eliiabeth im zweiten Akte, das ganz im Stile der scene* ü kurs der Tramanker des zweiten Kaiser reichs geschrieben ist, störte überdies eine zu berechnete Reserve, die auch dem Höhepunkt des Austritt? knack dem „Ich liebe Dich noch" Elisabeths) das Uumiktelhare. Hinreißende „ahm. Sehr gut liegt Herrn Mchnert der Ton der verhaltene» Leidenschaft, durch den die Willensstärke, genußfreiidige und ungedändigte Manues- natur de» Röcknitz geilern am stä,kslen wirkte und durch den der Dar- tteller z. H. »einem kurzen Austritt im dritten Akte eine ganz gewaltige Wirkung zu gehen wußte. Außerordentlich angenehm sielen die ioignienen Allüren des Künstlers ans. die Ihn. nomeittlich dem Publikum gegenüber, mit leichten Waffen einen ra'cken Tieg er ringen ließen. so daß er mit ossensichilicher Anteilnahme ausgenommen und sogar bei offener Szene lebhaft applau diert wurde. Die Kritik kann seine Leistung von gestern ganz gewiß nicht einem abschließenden Urteil kommen raffen, wohl aber sichert ne dein Künstler für die übrigen Abende seines Gastspiels intensives Jniercffe. Sein Carlos, und mehr noch sein Philipp, wird das eiiOcheibende Wort zu spreche» habe». — Im übrigen läßt sich von der Vorstellung nur Gutes tagen. Die Dame» Talbach, Gasni, und Tiacono waren gestern gleich anSaezeichnet und vereinten sich mit.Herrn Wiene. dessen Wiedemami an eindrucksvoller Schlichthrit und überzeugeuver Lebenswahrheit kaum zu überbiete» ist. in dem dankenswerten Bemühen, der schon etwas verstaubten Komödie einen vollen Erfolg zu erspielen. IV. P* Der „Dresdner Orpheus" hatte gestern einen Ehrenabend Das große Wintcrkonzert des Vereins, das noch altgewohnter Weise rm Gewerbckau'c abachalten wurde, fand vor vollbesetztem Saale und unter Zeichen oes BeftallS statt, wie sie selbst den preisgekrönten Orpheiden nur in Ausnahmesällcn beschiedeu sind. Auch dre Kritik darf freudigen Herzens in solche Anerkennung mit einstimmen, denn was man gestern von den kunstbesliffenen Sängern des „Orpheus" hörte, war — bis aus eine daneben mtoniertc Stelle l„Ie voum lsullamus"s im Hauptwerke des nds. Oskar Wermanns „M ette von Marlenbur g" — ssteo Lobes wert. Um zunächst von diesem Hauptwerks der einer dramatisch belebten Dichtung Felix Lahns von unserem '°chen Kreuzkantor für Männerchor, csolostimmen und großes komponierten Ehorballade zu reden, so schlug das m glücklicher Stunde eingegebene, mit zwingender Charakteristik tonnialende und allen Aussükrenden dankbare Ausgaben zuweijcnde Werk nicht minder zündena ein als bei seiner Erstaufführung vor 12 Jahren am gleichen Orte durch den Dresdner Lehrcr- gesanaoerein. Nicht unwesentlich für ein wirksames Gelingen des Werkes ist die Besetzung der Solopartien, die gestern im allgemeinen als eine vorteilhafte gelten konnte, wenn auch nicht zu verschweigen ist, daß für die chutäugige, von Liebcsleidcnschost beseelte Polin Ladoiskr wohl kaum eine Koloratursängerin fFrau Rose K l e i n c r t-G e i d e l) als ge- eiguele Interpretin in Frage kommen kann, und wenn ferner nicht zu übersehen ist, daß Herr Kammersänger Gießen, der jonsl iiets Unfehlbare, mit dem Studium der zweiten Hälfte seiner schwierigen und anslrelrgenden Partie <Ritter Falks noch nicht ganz fertig zu 'ein schien. Die kleineren Solopartien sKnappe Hans und ein polnischer Kriegers wurden von den Herren Hof- overn'änger Albin Scholz und Vereinsmitglied R. Nöhold treff lich gesungen. Ein Sonderlob verdiente sich neben dem Sänger chor das Orchester sGewerbehauskapelle) »nd allen voran der energische und umsichtige Leiter der Aufführung, Herr Albert Kluge, der mit sicherer Hand auch um einige gefahrvolle Stellen herumzusteuern wußte, die bei weniger kundiger Füh- cung wohl des musikalischen Schifsleins Untergang heroeigrfuhrt haben würden. Nicht minder herzliche Anerkennung, wie hier bei der Leitung des Wermannschen Chorwerks, erwarb sich der hochverdiente LrvhenS-Dirigent mit der feinfühligen Heraus arbeitung dreier ftm ersten Bortragsleile gebotener) Männer chöre: „Grab und Mond" lSchiibert). „Du mein Leben" (be arbeitet nach einem istrischen Volkslied« von H. Jüngst) und „Margret" (H, Platzbecker), von denen der letztere auf stürmisches Begehren wiederholt werden mußte. Eindrucksvoller alS bei diesen drei Chören hat der „Dresdner Orpheus" unseres Erachtens noch nie zuvor gesungen. Die bereits erwähnten Solisten hatten sich vor ihrer Beteiligung an der „Mette", je mit einer Soko- leistnng vorgestellt. Herr Kammersänger Gießen sang glanz voll, nur zum Schlick etwas abfallend, di« Cavatine „Komm, o holde Dame" auS Boieldieus „Weißer Dame" (mit Orchester), Herr Albin Scholz mit wohllautender und ausgezeichnet ge bildeter, wenn auch nicht gerade machtvoll« Stimme zwei ansprechende Lieder am Klavier von H. Hutter ^Waldeinsamkeit" und „Gefangen") und Frau Kleinert^Geidcl exzclliertc mit der großen Arie aus Verdis „La Travrata". die sie »m Passagen- werk und den sonstigen Fiorituren mit bemerkenswerter Kehl- scrtigkeit (Schule Orgenij bewältigte, während ihr die Triller ketten noch nicht ganz tadellos gelingen wollten. Für den ihr gezollten warmen Applaus dankte- die Sängerin (wie auch Herr Gießen) mit einer Zugabe. Nicht vergessen sei der glückver heißenden Eröffnung des Konzerts durch eine in jeder Beziehung musterhafte Ausführung der „E»ryanthe"-Onvertüre (Gewerbe- hauskapelle unter Herrn W. Olsen), sowie der elastischen u>K> geschmackvollen Klavierbegleitungen deS Herrn A. Kluge. -llt. Im .Euivpäilchen Hos" gab die diesige Gesnnglehrevin Frl. Anna Sch ön ingh ein Konzert, das nur mäßig betucht war. Die Künstlen» vrisüat über einen sympathischen Mezzo sopran mit guter Schulung, die sich in Atemlechnik und sorgsättiger Textbehandliiiig (bis auf einige nicht einwandfreie Jnrdiiiiaen deS ,,o ) recht vorteilhaft zeigte, weniger in der Ausgeglichenheit der Register: dir Höhe ipiicht nicht leicht an, klingt mühsam mit einem Stich inS Spiöde und ist nicht Immer fiel vo» Jntona- tionsschivankungcii. Vornehme» Geschmack bekundete di« Ltrder- wahl: Scdnbelt („Erlkönig". Nachlftück. „Der Einsame"): Brahms („O wi'ißl' ich doch den Weg zutück"): Hugo Wolf („St. Nepo muks Vorabend" — wiederholt verlangt; .Der Freund"); zwei nva»te Neuheiten von Alired Hvttiuger („Sympathie", Gesang der Wulitiildr ans dem „Wilden IägeC von Jul. Wolf): Han» Heim.inn t.Drrl Wandelkr". „Dir Vvisichtiae"); Dräieke (.Chtislus- bild") und Mo-lowSki (Serenade). Für die ansv.echrnde Wieder gabe der Lieder erntete die Solistin verdleutk» Beifall; sie mußte sich mell,fach zu Zugaben verstehen. Gestaltungskraft und vi« Fähigkeit Individualisieren- veitragen weitere Steigerung. In dtr Lbiuugen des Abr.ch» teilten sich mit der Konz«taebe»tn die He,cr>, Hvttiuger als Konwoulst und Begleiter, sowie d« mltwlrkeud« Bioltulst Herr Botho Weber: er erwies sich als gewandter Spieler mit gut duichgedildeten technischen gertiakelte« und künstle»sichern Empfinden ln der Ausführung des r»1ten Satzes an» dem tt-m-lI-Konzeit (Manuskript) von Retnhokd Becker nab der Ü-moll-Ballade und Polonäse von Vitiustemp». Besonderes Lob^eMlbit Herr« Lsrl Pretzsch al» fetasuuuge» Begleiter
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)