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L. ?vt8odkv, MWlei'81i'S88L 17. n>r-«° <- kimilimlmtt i. «r. 18«. S,ik,kl: Die russische Revolution. Gesundheitsstand, Leipziaer Kirchenproreß, Neustädter 0)cissabrik, Fahrgeschiviudigkeit der Eisenbahnen, Eerichtsvelhandl. Marvkko, Jaures. Kupserstichkabinett. Mutmaßliche Witterung: Kühl, veränderlich. Freitag, 7. Juli LSOk». Die russische Revolution Ist mit der Meuterei der Matrosen im Schwarzen Meere in eine neue Phase eingetretcn. Bisher hatte die russische Regierung daS Gefühl der unbedingten Ueberlegenheit gegenüber allen revolutionären Parteien, ob es sich nun um die sogenannten „Intellektuellen" handelte, die in Kongressen fortschrittliche Resolutionen faßten, oder um die Arbeiter, die in Massen auf den Straßen demonstrierten: auf der einen Seite stand das wehr los« Volk, auf der anderen Seite die bewaffnete Macht, deren sich die Regierung völlig sicher glaubte. Breiter Volkskreise in Rußland hatte sich infolgedessen eine an jeder Möglichkeit einer Reform der staatlichen Verhältnisse verzweifelnde Entmutigung bemächtigt, und die Regierung war von der Unabänderlichkeit dieses Kräfteverhältnisses so sehr überzeugt, daß man sich alles ertauben zu dürfen glaubte. Eins aber hat inan dabei völlig außer Acht gelassen, daß die russische Armee kein Söldner-, sondern ein Volkshcer ist und sich daher auf die Dauer nicht gegen den Wolkswillen ausspielen läßt. Es war der größte Fehler der gegenwärtigen russischen Machthaber, daß sie die Armee zu einein politischen Werkzeug für den bestehenden Absolutismus von Krone, Beamtenschaft und Geistlichkeit und gegen den Willen des Volkes machen wollte, das dringend nach Reformen verlangt. Damit hat man das Gegenteil von dem erreicht, was man erreichen wollte, man bereitete dadurch förm lich der revolutionären Propaganda im Heer den Boden. Wie di« letzten, für unser deutsches Verständnis geradezu unglaub lichen Vorkommnisse in der russischen Armee und Marine dar tun, ist die große Frage, vor deren entscheidender Bedeutung jetzt alles übrige zurncktritt, die, inwieweit das russisch« Heer zu Wasser und z» Lande überhaupt noch politisch zuverlässig und treu ist. Schon, daß diese Frage überhaupt ausgeworfen werden kann, ist schmählich und ein Zeichen der Zeit, denn jede andere Arme« der Welt würde darin die schwerste Beleidigung erblicken, daß man an ihrer Zuverlässigkeit und Treue zweifelt. Es steht aber fest, daß die systematische Agitation, die in der russischen Armee seit Jahren getrieben wird, nicht ohne böse Früchte ge blieben ist, und nicht scharf genug kann betont werden, daß die Erhebung der Matrosen in Odessa nicht etwa eine zufällig« Meuterei wegen schlechter Kost ist, sondern vielmehr eine Folge der seit langem, ja schon seit Jahren eifrig betriebenen Ver hetzung. Vieles ist während der anderthalb Jahre, seitdem der oftasiatische Krieg dauert, auf dem Kriegsschauplatz und in Ruß land selbst geschehen, wovon man zu sagen berechtigt war, es sei unerhört: ober was sich jetzt im Hafen von Odessa begeben hat uvd weiterhin in den Gewässern des Schwarzen Meeres noch begibt, überbietet alles bisher Geschehene, und ebenso beispiel- los ist auch die klägliche Art, wie die Welt über den wahren Sachverhalt dieses Tohuwabohu in Odessa getäuscht worden ist. Man hat nicht nur in sattsam bekannter Manier die namenlos beschämende Wahrheit mit allen möglichen Mitteln zu vertuschen gesucht, sondern auch mit eherner Stirn die bewußt falsche Nachricht verbreiten lassen, daß der meuternde „Potemkin" sich bedingungslos ans Gnade und Ungnade vor dem ans Sebaslopol mit dem Schwarzen Meer-Geschwader herbeigeeilten Admiral Krieger ergeben hätte. Fast daS Gegenteil ist aber in Wirklichkeit der Fall. Der „Potemkin" hat sich nicht ergeben, Admiral Krieger hat ihn entwischen lassen und ist selbst unverrichteter Sache bei Nacht und Nebel nach Sebastopol auf und davon gefahren. Die letzten Depeschen lüften auch den ßchleier von dem Geheimnis, weshalb die Fahrt des Admirals Krieger ein ebenso schnelles wie jämmerliches Ende nahm: Die Meuterei des „Potemkin" drohte, sich wie eine ansteckende Seuche auch auf die übrigen Schisse des Schivarzen Meer-Geschwaders fortzupflanzcn, Hurrarufe wurden ihm nachgesandt und die Mannschaft des im rumänischen Ho-fen Konstanza ankernden russischen Stations- schiffes begrüßte in einem förmlichen Verbrüderungstaumel die Meuterer. Das ist die Wahrheit der „Potemkin"-Geschichte und sie macht die neuesten Meldungen erst verständlich, daß der Udmiral Krieger in ohnmächtigem Grimm gegen seine meu- beenden Mannschaften Selbstmord verübt haben soll, und daß sämtliche Offiziere der russischen Schwarzen Meer-Flotte bcab- sichtigen, um ihren sofortigen Abschied zu bitten. Die Krisis, i« her sich Rußland befindet, läßt sich angesichts solcher in der Weltgeschichte fast beispielloser Vorgänge in ihrer ganzen unheim liche« Größe ermessen: die Bureankratie morsch bis auf die Kuoche», daS Volk in wachsendem Aufkuhr in Stadt und Land, dos äußere Prestige Rußlands im fernen Osten von den s<eg- «ichen Japanern stark erschüttert und nun auch die letzte Stütze der Wacht im eigenen Land« — daS Heer — in offenem Auf- richr, der immer weitere Kreise zieht und sich in seinen Wirkungen Io«« annäherungsweise schätzen läßt. Der „Potemkin" abenteuert weiter im Schwarzen Meer herum. Nachdem er von hen rumänischen Behörden aus dem Hafen Konstanza mit sanfter Gewalt herouskomplimentiert worden ist, ist er zur Abwechslung t» südrussischen Hafen Foodosia oufgetaucht. wo er von den Be hörden Kohlen, Proviant, sowie einen Arzt verlangt und die Stadtverwaltung ausgefordert hat, sie sollte ihm für einen Aufent halt von einem Tag Sicherheit garantieren. Das freche Treiben des führerlosen Meutererjchisses ist um so gefährlicher, als es an zweitausend scharfe Geschosse an Bord hat und die russische Regierung sich scheinbar außer stand gesetzt sieht, den aufsässigen Malrosen auf dem „Potemkin" entgegenzutreten. Den revoln- tionären Mannschaften mögen ihre .Handlungen vielleicht als Heldentaten erscheinen, in Wahrheit sind sie jedoch traurige Aus- schreitungen und Selbstzcrfleischungen, bei denen der revolutio näre Geist der Zerstörung das Ansehen des Vaterlandes zu gründe richtet und in denen nichts, aber auch nichts von einem Geist ivahrhaftcr Erneuerung zu spüren ist. Außerdem können für Rußland leicht internationale Verwicklungen erwachsen, da der „Potemkin" sich allerlei Uebergrisfe und Verletzungen des Völkerrechts erlaubt: so hat er sich, wie bereits gemeldet, um seinem eigenen Kohlenmangel abzuhelfen, mir nichts dir nichts des Kohlenvorrates eines italienischen Handelsdampfers bemächtigt. So gerät Rußland in immer neue Schwierigkeiten, wie auch folgender Fall beweist: die beiden russischen Stations- schiffe in Kvnstantinopel „Korejew" und „Krolchide" liefen behufs Rekognoszierung ins Schwarze Meer aus. Ter „Korejew" kam dabei erst nach Sonnenuntergang zurück. Die türkische Batterie von Kawak, am Eingang des Bosporus, verweigerte ihm die Einfahrt, da kein Schiff nach Sonnenuntergang ein- laufen darf. Die Batterie gab einen blinden Alarmschuß ab, dem ein zweiter folgte: als der „Korejew" trotzdem weitersnhr, wurde zum dritten Male geschossen, und zwar scharf. Ter „Korejew" hielt aber noch rechtzeitig und mußte bis Sonnen aufgang vor Kawak liegen. Alles in allem ist es ein düsteres Bild, das sich dem Beobachter russischer Zustände zeigt. Damit aber der Tragik die Komik nicht fehle, hat die Besatzung des meuternden Panzerschiffes „Potemkin" folgendes Manifest an das erstaunte Europa gerichtet: „Der Ent scheidungskampf gegen die russische Regierung hat begonnen. Wir teilen dies allen fremden Mächten mit »»d halten es für unsere Pflicht, zu erklären, daß wir vollständige Garantie sür die Unver letzlichkeit der fremden Schisse geben, die sich im Schwarze» Meere anfhalten, sowie der nichtrussischen Häfen des Schwarzen Meeres." Tie Mächte werden wohl kaum beruhigt sei» über de» friedlichen Geist des Rebellenschifses nach seinen bisherige» blutigen 'Leistun gen und werden sicher nicht zögern, bei etwaige» weiteren Ver stößen diesem ganzen groben Unfug iin Schwarzen Meer ein schnelles Ende mit Schrecken zu bereite», denn das geht doch auf keinen Fall, daß Verkehr und Handel von einem beliebigen Piratenschiff gefährdet oder geschädigt werden können. Das An sehen Rußlands ist durch die „Potemkin"-Affäre nun auch im nahen Osten zu Fall gebracht: in Bulgarien und Rumänien wird man wohl nicht mehr recht an Rußlands überlegene Macht glauben, nachdem sich die Schwarze Meer-Flotte im tiefsten Innern so zerrüttet, unzuverlässig und hilflos gezeigt hat. Besonders die Türkei wird wie von einem drückenden Alp befreit aufatmcn. Dort hat man vor der Schwarzen Meer Flotte Rußlands seit Mcnschengcdenkcn gebangt und gezittert, denn diese Flotte war eine stete Bedrohung sür die Macht des Sultans, da Rußland zeitweise sehr osfenlundig und begehrlich nach Konstantinopel aus schaute. Nun wird der Padischah in Konstantinopcl wieder ruhig schlafen, denn darüber ist jetzt keine Täuschung mehr möglich nach den Nachrichten, die jeden Tag zu uns ans Rußland dringen: die Legende von der erdrückenden Uebcrmacht Rußlands ist zertrüm mert und hat sür alle Nachbarn Rußlands ihren schreckende» Zauber verloren. Anarchistisches Chaos im Innern, welches alle Ordnung allmählich aber sicher untergräbt, Vernichtung zur See ini fernen, klägliche Ohnmacht im nahen Osten, Zerstörung der Disziplin, des Gehorsams, der Verläßlichkeit der Flotte und der Armee: was bleibt da noch übrig? Ein ganz neues Rußland ringt sich in diesen Zeiten unter schweren Geburtswehcn zum Leben durch, aber alle Prophetie versagt, wenn man die Frage beantworten sollte, wohin am Ende dieser Entwicklungsweg führe» wird. Fragt man, was zunächst not tut, so scheint cs, wie Pro fessor Schiemann, bekanntlich ein guter Kenner russischer Verhältnisse, schreibt, als das Wichtigste, daß neben mög lichster Beschleunigung der FriedenSverhandlnngen und Er füllung des vom Zaren gegebenen Versprechens, eine Volksver tretung zu berufen, vor allem an der Peripherie die Ordnung rücksichtslos und ohne Zögern herzustellen ist. Ist das geschehe», so steigt die Aussicht, auch daS Zentrum des Reiches zu beruhige». Um die Ruhe herzustellen, genügt eS. die in Kraft stehenden Ge setze tatsächlich in Wirksamkeit zu erhalten. Wo offene Gewalt der Justiz und den Verwaltungsorganen entgegentritt, wird offene Gewalt entgegenzusetzen sein, aber Feststellung der Tatsachen. Urteil und Strafe sind nach den geltenden Gesetzen, nicht nach Willkür und in gesetzwidrigen Formen zu verhängen. Las be deutet allerdings einen Bruch mit der Praxis der letzten Jahre, aber er kann nur zum Besten führen. Dazu gerade aber scheint man sich in Petersburg nicht entschließen zu können. Es zeigt sich auch hier wieder die Wahrheit deS Wortes: Wen Gott ver derben will, den schlägt er mit Blindheit i Neueste DrahtmeldilUllen vom 6. Juli. Marokko. Paris. Die für heute angesetzte Besprechung zwischen dem Miiiislervräsidciilen Nouvier und dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin ist bis morgen verschoben worden. In Kaminerkrcisen hält man cs für wahrscheinlich, daß Ministerpräsi dent Rouvier in nächster Woche in der Lage sein wird, aus die von Dcnvs Cochin aiigekinidinte Ansrchie über die marokkanische Angelegenheit und die äußere Politik zu antworte». Berlin. (Priv.-Tel.s Jaur«s. zier Fürst Bülow hat an den deutschen Botschafter Füllten Radolin in Paris folgen den Erlaß gerichtet: „Berlin, 5. Juli. Die Presse hat für den 9. Juli das Auftreten des Herrn Ja ur«s in einer sozial demokratischen Veriammluna in Berlin angckündigt. Gegen die Persönlichkeit des Herrn Jaures würde ich an sich nichts ein- znwenden haben: ich schätze Herrn Jaurös als Redner, ich achte seine Anschauungen in der auswärtigen Politik und stimme nicht stllen »nt ihm überein. Ich freue mich, daß er mehrfach für freundliche Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich eiu- gclrelen ist. Es handelt sich hier aber nicht um den Grad der persönlichen Wertschätzung des Herrn Jaurös, sondern um die politische Rolle, die ihm zngeschoben werden soll. Das führende Organ der Sozialdemokratie in Deutschland, der „Vorwärts", hat angekündigt, daß mit der geplanten Versammlung der An fang eines umiiitlelHaxen Einflusses der Sozialdemokratie auf die auswärtige Politik gemacht und der Klassciikampf auf inter nationaler Grundlage propagiert werden soll. Noch deutlicher kommt die verhetzende Absicht der deutschen Veranstalter der Versammlung in einem Organ des sogen, wissenschaftlichen Sozialismus, der „Neuen Gesellschaft, zum Ausdruck. Hier heißt cs u. a.: „Die Revolution bat das russisch-französisch« Bündnis dynainiticrt, jetzt ist es historische Ausgabe der deutschen Sozialdemokratie, der französischen Republik zu leisten, was sie bei den russischen Machthabern vergebens zu finde» hoffte: Schutz vor Provokationen und übertriebenen Machtansprüchen einer imperialistischen deutschen Politik." Damit ist ausgesprochen, i» welcher Richtung die in Aussicht genommene Kundgebung ge leitet werden soll. Tie deutsche Sozialdemokratie würde di« An wesenheit des Herrn Jaurös in Berlin lediglich dazu ausnutzen, gedeckt durch seine Person, ihre staatsfeindlichen Bestrebuimen gegen die nationalen Interessen zu fördern. Die kaiserliche Re gierung kann nicht darauf verzichten, hiergegen die ihr zu Ge bote stehenden Mittel anzuwenden: sie wurde sonst dazu beitragen, die Ueberhebung einer Partei zu steigern, die die in Deutsch' land verfassungsmäßig bestehenden Zustände Umstürzen will. Die Regierung der sranzölischen Republik hat sich immer das Recht bewahrt, ausländischen Rednern, soweit ihr das geboten und opportun erschien, das Wort zu ver bieten. Sie hat seiner Zeit die deutschen Reichstags- Abgeordnete» Bebel und Hnö verhindert, auf französischem Boden über ihre politische Tätigkeit in Deutschland zu sprechen. Sie hat im vergangenen Jahre dem deutschen Rcichstagsabge- ordneten Tclsor verboten, in Lunevillc a»sz»1reicn. In beiden Fällen Kat die französische Volksvertretung das Vorgehe» der französischen Regierung gutgeheißen: insbesondere schienen im Falle des Abbe Telior, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, die französischen Sozialisten dos Veriahren ihrer Negierung nicht verwerflich zu finden. Wenn auch von dem Takte des Herrn Jaurös zu erwarten wäre, daß er seinerseits alles vermeiden würde, was der deutschen oder der französischen Regierung Nn- ailuehmlichkciteii bereiten könnte, so ist die gleiche Zuversicht gegenüber den deutschen Veranstaltern der Versammlung leider nicht gestattet. Herr Jaurös hat sich selbst vor bald einem Jahre in Amsterdam davon überzeugen können, wie weit in ihrer rein negierenden, doktrinären und rückständigen Haltung die deutsche Sozialdemokratie von der praktischeren und patrio tischeren Richtung ihrer französischen Gesinnungsflenossen ent- fernt ist. Unter solchen Umstanden würde auch die Sache der dentich-sranzösischen Verständigung durch den ooranssichtlichcn Verlaus der Versammlung nicht gewinnen. Ich halte cs daher für richtig, daß das öffentliche Auftreten des Herrn Jaurös in Berlin unterbleibt. Eure Durchlaucht wollen im Sinne dieser Ausführungen Herrn Jaurös auf dem Ihnen angemessen er scheinenden Wege ersuchen, seine Reise nach Berlin zu unter lassen. gez. Bülow." Unwetternachrichteir. Köln. sPriv.-Tel.s Das gestern nachmittag über Rhein land berniedcrgegangene schwere Unwetter Hot einen viÄ größeren Umfang gehabt als gestern angenommen wurde. Stach heute früh vorliegenden Meldungen wurden außer den Dörfern Forst und Brand auch Roteerde, Ellendorf, Verlauten heide, Haarcm, Mariadors, sowie zahlreiche Ortschaften der Kreise Jülich und Geilenkirchen durch Hagclschlag schwer heimgcsucht. Die Häuser wurden stark beschädigt, die Feldsrüchtc vernichtet. In Gärten und Feldern sicht cs heute trostlos aus. In Armont bei Großenbaum schlug der Blitz in eine Scheune, worin 43 dorthin zur Arbeit abkommandierte Insassen der Arbeitsanstalt Branweiler nächtigten. Zwei Insassen wurden vom Blitze getroffen. Der Aufseher wurde durch Lustdruck 20 Meter fortgeschlendcrt. Sämtliche übrige« Personen flüchteten. Berlin. lPriv.-Trl.l DaS Proviantmogazin inSpandauist gestern durch Blitzschlag in Brand gesetzt worden und völlig niedcrgebrannt. Die Aufräiimnnasarbcitcn beschäftigten die Feuerwehr noch den ganzen heutigen Vormittag. Personen sind nicht zu Schoden gekommen. — Das Flüßchen Panke ist durch Gewitterregen stark angeschwollen und Hot Straßen und Gärten überschwemmt, auch kleinere An bauten beschädigt. Die neuerbaute Engelhardtschc Bierbrauerei im benachbarten Pankow steht unter Wasser: die Berliner Feuer wehr mußte zur Hilfe gerufen werden. Berlin. Beim gestrigen Gewitter hat derBlitz hier mehr als ein Dutzend mal einaeschlaaen. *