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Dresdner Nachrichten : 05.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751105
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-05
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.11.1875
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Uniwärtige vnnonren» Ilultriigr von un» und«» kanitten Firmen und Per» tone» interirrn wir nur gegen Pränumerando zahlung durch Rrtrf- markcn oder Pasietnzah» lung. Neun Silben kosten IS iptae. Inserate für dte Montag» - Nummer »der nach einem Festtaa- die Peiltteile 20 Psge. Nr. 3V9. Zwanzikstkr Jahrgang. Mltredacleur: vr. lklmU Für das Feuilleton: Il-nÄvi« l, s. November Dte Etttweihunfl des neuen PvlfftkchttikumS. So ist sie denn eröffnet, oie imivorsNtts polz-tvolnrivit Orv»- ck«!i»i«; «ingezogcn sind unter das säulcngetragene herrliche Dach in dte prangende Halle der Wissenschaft die würdige Schaar ernster Lehrer und die drängenden Eolonnen wißbegieriger Hörer, und Zeuge all' dessen waren nicht nur ein den Wissenschaften holder König, sein kunstsinniger Bruder und die Würdenträger des HoseS und Staates, sondern die Bevölkerung der ganzen Stadt, verstärkt durch Deputationen der Schwesterstädte des Landes. Ja, die feier- iiche Eröffnung der technischen Hochschule Sachsens bildet einen Ehrentag in der Geschichte dieses Landes. Es wird in allen Schich ten der Bevölkerung tief gefühlt, was es heißt, das; aufgethan ist die Stätte, au» der hervorgehen sollen die Erbauer unserer Städte, Straßen, Brücken, Eisenbahnen und Kanäle, die Regulirer der Ströme, die Bezwinger des Dampfes, die Bändiger der Eleetricität, die Beherrscher des Magnetismus, die Männer, deren Hände Lvco- motiven und Schiffsschrauben, Winden und Hebel schaffen, unsere Ingenieure, Physiker, Chemiker, Mathematiker und, wenn wir ein sichtig handeln, auch unsere Bollswirthe, die Führer und Regenten der socialen Entwickelung unseres Volles. Kein Fach menschlichen Denkens hat eine so reißende Entwickelung gehabt, als die Natur wissenschaften, die Mathematik und die von ihnen wunderbar gestei gerte Industrie. Wozu sonst Universitäten Jahrhunderte brauchten, das erlangten jene in wenigen Jahrzehnten. Ihre Entwickelung fällt in eine bedeutsame Phase: jetzt, wo die Lchrsäle der Theologen allmälig verwaisen, die Transscendental-Philosophen auosterbcn, die Juristerei unfruchtbare Gebiete spitzfindiger Gelehrsamkeit aufgiebt und die HeilSwissenschast sich läutert, jetzt wachsen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik riesengroß vor dem erstaunten Auge der Gegenwart empor. 'Noch lehrt man aus den Universitäten aller hand metaphysische Dinge, von denen wir Menschen Nichts wissen können und keine glaubhafte Kunde je zu erlangen hoffen dürfen — auf dem Polytechnikum lehrt man ausschließlich die Dinge des Dies seits und die hier vertretenen Wissenschaften lösen mit sanfter Hand die Binde, die noch unser Äuge umschleiert. Die Hochschule für solche Lehren und solches Lernen, aus dem schließlich das A und O dcS Lebens, die Entwickelung der socialen Fragen, ihre Läuterung und Beherrschung hervorgehen wird, besitzt unser Dresden. Die Einweihung dieser Hochschule gestaltete sich in der That zu einer Haupt- und Staats-Aktion. Die Theilnahme des Königs und des Prinzen Georg erwähnten wir soeben; aber auch die Ge sandten der fremden Mächte, Preußens, Oesterreichs, Rußlands und Baicrns, Graf SolmS-Sounenwalde, die Barone v. Frankenstein, v. Kotzcbue und v. Gasser, selbst der türkische Consul MuradEffendi bewiesen durch ihre Gegenwart, wie sic die Bedeutung einer poly technischen Hochschule für ein Land von der industriellen Entwicke lung Sachsens richtig aussaßten. Aber neidlos sahen auch die an deren Bildungsstätten des Landes den Festtag unserer technischen Hochschule. So entsandte, da der n cwc>r nuiguikiauv Overwcg erkranit war, die hochwürdigc Universität Leipzig den Exrector Or. Bauer zur Begrüßung hierher. Er kam, umhangen mit der güldenen Ehrcnkctte, in Begleitung der vier Dekane. Die Gymnasien und Realschulen des Landes hatten wohl alle zur Begrüßung ihre Häupter entsendet, wenigstens erblickten wir die Rectoren Or. Zieht, Ihlberg und Hultsch von hier, die der Fürsten- schulcn von Meißen und Grimma, Or. Peter und Müller, ferner die Rectoren Oe. LipsiuS von der Leipziger Nicolaischulc, Kemmcl us Zittau, Bogel und EaSpari aus Ehemuitz, Erler aus Zwickau Die erste Gewerbeschule des Landes, die in Ehemnitz, sandte den Rector Oe. Böttcher, und die militärische Bildungsanstalt, das Ca dettcnhauS, wurde durch die imposante Figur desOberst v.Welck ver treten. Mit und nach diesen Männern der Wissenschaft langten in der Aula des Polytechnikums vie ersten Würdenträger des Staats an: die Minister v. FriescnH v. Fabrice, v. Nostitz, Or. v. Gerber und Abelen, sowie der Hausmimster !>r. v. Falkcnsiein nebst den obersten Hofstaaten: Obersthofmarschall v. Könneritz, die Hausmar schalle Graf Vitzthum, v. Gutschmicd und Obcrccremonicnmcistcr v. Gerodorf; hieran schlossen sich Krciohoripliiiann v. Einsiedel, Ge- heimräthe Körner, Just, Frcicslcben, Or. Gilbert, Generaldircetor v. Tschirschky, Polizcidircetor Schwans;, DircctionSrath Novotny, Schulralh Or. Hahn, sowie zahlreiche andere StaatSdiencr und Vcr tretcr der Kunst und Wissenschaft an, von denen nur aus Vielen heraus nur den Präsidenten des Landesmedicinalcollcgs, Or. Rein hardt, die Vertreter der Dresdner Kunstacadcmie, die Herren Pro fcssorcn Direktor Or. Hübner, Or. Hahinl und Heine, den Direktor der Freibergcr Bergneadcmie Bergrath Richter, Oberforstrath Or. Judcich als Vertreter der Forstaeademie Tharandt, die Professoren Weißbach, Winller, Robbe und Kuntze, die HofräthejRoßmann, Schlömilch und Or. Pabst, den Architekten Gicse nennen. Die Stadt erblicken wir vertreten durch den Oberbürgermeister Pfoicnhaucr, die Bürgermeister Or. Neubert und 11>. Hertel, den stellvertretenden Stadtverordneten Vorstand Jordan nebst mehreren Mitgliedern des Collegiums und den städtischen Obcringenieur Planck; auch der Laudtagwar durch mehrere Mitglieder vertreten. Ehe wir jedoch dieser hochanschnlichen Versammlung in die Aula folgen, müssen wir das Bedauern aussprechen, daß die Straßen, welche der Fcstzug (Näheres hierüber s. unten; berührte, so wenig geschmückt waren. Weder dasRathhaus, noch das Ministerium des Innern, weder die Post, noch der Bahnhof, hatten geflaggt und doch verdiente der gestrige Ehrentag des Landes gewiß nicht minder des Schmuckes öffentlicher Gebäude, als manch fürstlicher Geburtstag oder der ScdanStag. Hätte das Ministerium oder der Stadtrath einen Mink gegeben — gewiß, die Häuser aller zugberührten Straßen hätten sich geschmückt. Darum Dank Denen, die freiwillig Zeugnis? von ihrer Freude ablegten! Die Aula des Festgcbaudcs selbst stellte sich, beleuchtet von den milden Strahlen der Wintcrsonne, in ihrer ganzen Schönheit den sind. Es gilt, eine erbebte Pflege der Wissenschaft, eine Ver geistigung bcr Industrie zu erzielen und im socialen Leben dte Mittel eines Ausgleichs bei der sich überstürzenden industriellen Entwicklung auszuttnden. Redner war! nach diesen Prämissen einen Blick aus die Entstehung der technischen Hochschulen. Die erste wurde N94 tn Paris gegründet, ibr schloß sich 1806 dte Gründung einer solchen ln Prag und 1815 tn Wien an. Letz tere übte den größten Einfluß aucd aus Deutschland aus. >821 gründete man die jetzige Gewerbe-Academie zu Berlin. 1828 in Dresden die technische Nildungöcmstnlt. ES folgten andere Staaten; von erhöhtem Einfluß war dte Gründung dcS eidgenössischen Polytechnikums in Zürich. Man zählt bisher vier Hauptrichtungen: mecha nische Technik, chemische Technik, Jngenieurwescn (mit Einschluß der Geodäsiei, Architektur. Hingegen stehen Berg-, Hütten- und Forstwesen, Lanvwirthschast, Post und Handel nicht in unmittelbarem Zusammenhänge mit einer Hochschule iür Technik. Die Vorschulen für die Hochschule sind nicht die gewerblichen Mittelschulen, sondern die Realschulen I.Drbnung und für einzelne Richtungen auch die Gymnasien. Die Auf gabe unseres Polytechnikums ist klar vorgezcichnet: Außer jenen 4 Hauptfächern wird eö 2 bochbedeutsame Abtbeilungen um- laffcn: zunächst die philosophlsch-staatswissenschastllche Abthri- lung bebuiS Veredelung und Vergeistigung dcS gesummten Un terrichts. Wir rechnen dabei auf Verallgemeinerung dcS Wissens der Studircnden nach der humanistischen Seite bin. DIc>e Vorträge sind besonders stark besucht — ein erfreuliche- Zeichen besten Geistes, um die Ltudirendcn vor Einseitigkeiten zu bewahren, daß sie nicht ausschließlich praktischen Zielen nach- jagen. Die Förderung dieses Strebens ist aller unserer Unter stützung wert». Daö rechte Maß zu halten In bcr Hinclnbe- ziebung von Lehrstoffen ist sreilich schwierig. Dian soll nicht auS der Universalbildung spezielle Fächer hercinzieben. aber doch die künftigen Beamten über Verwaltung-- und ReckftS- leben der Ration unterrichten. DieWAbtheilungistdieLehrer- abtheilung, um Lehrer für reine und angewandte Mathematik. Physik und Ebenste heranzubildcn. Welch' reiches Feld künf tigen Schaffens. Kein würdigerer Ruf kann in diesen Räumen zuerst erschallen, alS: S. M. der König lebe hoch! ' Bei diesem Wort erhob sich die Versammlung, die Banner wurden geschwenkt, die Schläger fuhren aus den Scheiden, die Arme mit den Barrcten und Hüten in die Höhe und ein dreifaches Hoch durchbrauste den Saal. Hierauf trat Oberbürgermeister Psoten- häuer mit dem stellvertretenden Stadtverordnetenvorstand Jordan vor, um der Freude der Stadt über Errichtung des Polytechnikums Ausdruck zu verleihen, ihm die besten Wünsche und ein Ehrengeschenk von 10,000 Mk. nebst Stistungsurlunde darzubringen. DieZinsen derselben sollen würdigen und bedürftigen, auf dem Polytechnikum studirenden Söhnen von dem Deutschen Reiche angehörenden Ein wohnern Dresdens zu Theil werden. Diese etwas bescheidene Gabe wurde sofort übcrboten, als daraufDampfkessel- und Fabrikinspector Kalo aus Chemnitz ein Capital von 12,000Mk. im Namen früherer Polytechnikcrüberreichte, zudemZwecke, daß dieZinsen zur Prämiir- -ung von Preisarbeitcn Verwendung finden. Er fügte fernere 1000 Mk. Namens des sächsischen Ingenieur- und Architectenvereins hinzu. Außerdem waren ihm von einem ehemaligen Mitschüler aus dem ersten Eursus der alten technischen Anstalt von 1828, dem jetzigen Maschinenfabrikant Beier in Manchester, weitere 15,000 Mk. übergeben. Dieser Ehrenmann beweist auf diese Weise dafür ,seine Dankbarkeit, daß er fast vor 50 Jahren freien Unterricht und ein Stipendium von 30 Thlr. erhielt. Von den Zinsen der 15,000 Mark sollen ein oder zwei würdige, wenn auch arme Studirende, vorzüglich aus der mechanisch-technischen Abtheilung, Stipendien er hallen. Geh. Bergrath Or. Zeuner nahm mit herzlichen Dankes worten diese Urkunden und Stiftungen an ; außerdem hat ein noch unbekannter Wohlthätcr 10M Mark gestiftet. Den Schluß der Feier bildete dcr Bortrag einer vom'Lehrer Biber componirten und dirigirten Cantate des Erato-Gesangvereins, die allgemein gefiel. Die Versammlung trennte sich hoher Eindrücke voll. Se. Maj. der König und Se. K. H. Prinz Georg nahmen noch die Räume des Polytcchnitums in Augenschein und sprachen ihre hohe Befriedigung über dieselben aus. Dcr Erbauer, Prof. Heyn, wurde zuni königl. Baurath ernannt. So bringt Sachsen, das dem deutschen Reiche die erste deutsche Universität zuführtc, als weitere Morgcngabc noch das erste Polytcchnilum, deren cs ein zweites, ihm gleichendes nicht giebt, aus freien Stücken dar, dem Reiche zum Ruhm, dem Sachsen- volle zur Ehre! Locales imd Sächsisches. — Dem Geheimen Regicrnngsrathc im Ministerium des In nern, Ist . H ü lße, ist das Eoiiithurireuz 2. Gasse vom Verdienst orden, dem Professor am hiesigen Polytcchnilum Rudolf Heyn dcr Titel und Rang als Baurath, dem Fabrikanten chirurgischer Instrumente H e uni ch W ilhcl »r Dcike in Dresden das Prädi- eat „.Königlicher Hoflieferant", und dem Ulan dcr 2. Escadron des 2. UlancnregimentS Nr. l8 Johann Friedrich Gottlob Schöbel in Rochlitz dic silberne Rettungsmedaille verliehen worden. — Aus Anlaß des Nameiisfestcs I. Maj. der Königin hat gestern früh eine graße Militärrcvcillc und Abends festliche Beleucht ung der öffcnilichcn Plätze ftatlgesunden. — Wie schon gemeldet, ist der bisherige zweite Bürgermeister, Herr Or. Hertel, zum ersten Bürgermeister definitiv gewählt wor den. Gegen diesen Beschluß ist, bei dcr bekannten Tüchtigkeit des Genannten, gewiß nichts cinzuwendcn. Weniger gefallen uns die Gründe dieser Wahl, wie sic in betheiliglcn Kreisen zum Vorschein kommen. Herr Hertel soll beabsichtigen, nächstes Jahr schon um seine Pcnsionirung cinzulommcn, die er selbstverständlich in höchst ehrenvoller Weise ivohlverdient hat; nun meint man, cs habe die nur aus cin Jahr berechnete Anstellung nur den Sinn gehabt, dem alsdann AuSscheidcnden die höhere Pension zu sichern. Falls dies Motiv bestünde, darf es Wunder nehmen, daß man nicht viel einfacher die höhere Pcnsionirung Herrn Hertcl's als Beschluß aus sprach und schon jetzt durch die Wahl des Or. Stübe l jene« er frischende Definilivum hcrstcllte, nach welchem unsere Stadt mit Recht verlangt. auf deren Milderung'wir lehbast bcdacht 1 — Wie wir hören, beabsichtigt die Staatsregierung mit dem > Eintretenden vor. Eine äußerst geschmackvolle Wahl matter Farben der Wände, Thüren, Galerien und des Bilderschmuckes that den Augen sehr wohl. Noch fehlen zwar die Wandgemälde, welche die oberen Etagen zieren werden, auch wird das Deckengemälde noch zu schaffen sein, ober das reichgegliederte Gebälk des Plafonds mit seiner farbigen Ornamentik, die von Nentzsch modellirten hermen artigen Karyatiden, die reichgeschmückten Thürgewände und die glän zend polirten Stuckmarmorflächen der unteren Wände gewährten cin höchst befriedigendes Enseinble, wie es in keinen, Hörsaale einer Hochschule so leicht wiederzusinden sein wird. Die äußerste Peripherie der stattlichen Eorona, die sich in der Aula sammelte, bildeten die Bannerträger der akademischen Verbindungen und Vereine mit ihren Fahnen, sowie die Deputationen dcr Forst-Studenten aus Tharandt und der Bergstudenten aus Freiberg. Alle diese Kostüme boten einen höchst malerischen Anblick und die Masse der Studiren den, gegen .500, welche in vollem Wichse, mit Barrel, Pikesche und altdeutschem Schnürcnrocke erschienen, erhöhten die. Wirkung des Eindrucks. Sie umschlossen die hochansehnliche Versammlung von Festtheilnehmern, welche gegenüber einem Rednerpulte Platz nahm, zu deren beiden Seiten sich die Professoren niederließen, während auf einem Orchestcrpodium an der Westseite dcr Aula der Polytech» nikergcsangverein Erato und die Mitglieder der königl. Kapelle sich aufstellten. Schlag 11 Uhr erschien Prinz Georg, k. H., kurze Zeit darauf des Königs Majestät. Generalmusikdirector vr. Rietz trat vor und der Erato sang eine, von Rietz componirte Festkantate Adolf Sterns, unter der Orchcsterbegleitung der königl. Capelle. Die Solivorträge dieses schwungvollen, aber etwas akademisch gehaltenen Werks führ ten die Hofsänger Linke, Ant. Erl, Dcgele und Ltöhler vortrefflich aus, doch wurde die Bemerkung laut, daß die Tenorstimme Tcm- pesta's in der schönen Akustik dcr Aula noch größere Wirkungen erzielt hätte. Kaum waren diese Töne vertlungen, so trat Herr Staats- Minister v. Nostitz an das Pult, um folgende Ansprache zu halten: Der heutige Tag bringt uns die Eriüllung langgebcgtcr Wünsche, sehnlicher Hoffnungen. Das Polytechnikum zieht nicht nnr in ein neues stattliches Gebäude, cd soll ihm auch eine neue criolgreiche Entwicklung geboten, sein Lehrziel weiter gesteckt werden. Ew. Majestät bitle ich, den ehrerbietigsten Dank dafür entgegenzuncbmc», dafür, daß Sie selbst haben kommen wollen, durch Ihre Gegenwart dieser Feier die erhebendste Weibe zu verleihen. Es gilt uns als eine schöne Vorbedeutung iür die Zukunft dieses HauscS. baß teö Königs gesegneter Fuß seine Schwelle an dem ersten Tage überschreitet, da seine Piopten bcr neuen Bestimmung sich öffnen. Auch Sie, durchlauchtigster Prinz, empfangen Sie Dank für Ihre Gegenwart und Ihnen Stilen, hochverehrte Herren, danken wir für den Antbeii, den Sie an dem Werke nehmen. AlS vor.kaum Jahrzehnten die damaiige technische Anstalt cinzog in den stattlichen Bau, de» daö Polytechnikum deute verläßt und daö nun bcsiimint ist? die Anffaitcn auizunehmcn, die nnö helfen sollen, zwischen Kunst und Handwerk die Verbindung wieder herznslellen, die. einst daö deutsche Handwerk aus so hohc Stuie crhobcn halte, damals glaubte man aus lange Zeit vorgcsvrgt zu haben. Allein die überraschende Entwicklung technischer Wiiicnschailen übervolle jede Voraussicht. <Dcr Redner gedachte teö schmerzliche» Um standes. daß dcr verdiente frühere Dircctor Or. Hülße heute leider durch Krankheit verhindert sei, zu erscheinen, und warf daun einen Rückblick ans die Entstehung dcö neuen Polytech nikums. Dan» fuhr er so fort:) Sie, m. H. Professoren und Lehrer heiße ich im Namen der Regierung Willkommen an der neue» Stätte ihrer Wirksamkeit. Im Bcir ußtsein, einer'Anstalt anzugchkrcu, die ausgcrüslc! ist znm Wettkampfe mit de» Schwcsleranslaiten, wcrdcn Sic mir erhöhter Freudigkeit lcrubcgicrigcn Hörern auöthcilc» auö den Schätzen Ihres Wissens. Die Zukunft des Polytechnikums ist cin Ihrer Treue und Ihrem Flciße anvcrtrauteö loilbarcü Ehrcnpiand und Sic werden eü cinlöscn der deutsche» Wissenschaft zum Segen und dem sächsischen 'Rainen zur Ehre. Auch Sic, m. H. Stu- birenden, begrüße ich in kleien Hallen. Lassen Sie dieselben Zeugen Ihres Fleißes und nucimüdliehcn Eiicrö im Dienste Ihnen ruht unser volles dcr Wincnscl aitcn sein. Auch am Vcriraucn. Lv übergebe ich, voll Znverncht und freudiger Hoffnung, diesen Bau dcr bcwähricn L.ilung uiiscicr Anstalt. Möge das Polvtcchniknm, bestell von beengenden, läiimlichcn Schrcnilcii, vervollständigt ln seiner Ausrüstung und seinen Lehrzielen, gedeihen alS helle Leuchte deutscher A-isscuschast und dcr Tüchtigkeit des sächsische» Volles. Seit mehr als i Jahr bündelten denkt Sachsens Volk an len Tag, wo Friedrich dcr Slrcilvare, der erste sächsische Ohuruust im l eiligen römischen Reiche deutscher Nullon, deutschen Lehrern und Jüngern der V. inciischait die Thorc Leihzigo öffnete. Mögen kommende Geichicckllcr eines treuen Volles segnend anest teö TageS ge denken, wo cin Hcldcnkönig aus sächsischem Fillilenslamm >m neuen denticl'cn Reiche kicicHcimställe den llchmstlc» Wissen schaften öffnet! Tief war der Eindruck, welche diese gedankenvolle, in vollende ter Form und edler Begeisterung vorgclragene Rede in allen An wesenden hinterließ. O, daß dieser beredte Muud stumm ist in Berlin! daß diese Eloquenz sich beschränk! aus die Aula des Poly technikums und die Ständekammern Sachsens und daß sie nicht ausströmt von dcr Rednertribüne des deutschen Reichstags! — Hierauf betrat dcr Dircctor dcrHochschulc, Geh. Bergrath Or. Zcuucr, das Pult, uni in ausführlichem Vortrage die Entstehung, Entwick lung und Ziele technischer Hochschulen ?i> schildern. Wir entnehmen diesem Vorträge, der frei gehalten, die hohe geistige Begabung und den Beruf Zcuncrs für die Leitung einer Anstalt, wie die Dresdner, noch deutlicher zur Erscheinung brachte, nur Folgendes: Eine Höhcrstellimg dcS Zieles einer technischen Hochschule Sachsens ist für den Wrtikamps der sächsischen Industrie, ihre vohc Entwicklung, den Stand dcr sächslschc» Voitybildung und dcr Liebe dcö sächsischen Volks für die Hebung der Bildnngo- anstaltcu aller Arten unabweisbar. Eine Th.ilung dcr Innige der Wissenschastcii hal Plag gegriffen, no.v immer cntsiebc» neue Zweige, eine wissenschaftliche Entdeckung, eine Erfindung lolgt dcr andern; die Erwciiernng und Vervollkommnung von 'Allem, waS Wissenschaft und Technik schufen, geht rüstig vor wärts. ES gilt, die Naturkräile dem Menschcngciste dienstbar zu machen. Die vollständige Umgestaltung aller äußeren LcbeiiSverhältiiissc hat eine tiefgehende Acntcning dcrH allge meinen Anschauung der -Menschen zur Folge gehabt, weckt auch Gefahren.
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