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Dresdner Nachrichten : 12.11.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187811128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18781112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18781112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-11
- Tag 1878-11-12
-
Monat
1878-11
-
Jahr
1878
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.11.1878
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Rr. S1«z xxm. Jahrgang. «NchNi» «»«Itch lrütz 7 Uhr in d«r »lOrdtti»» «I-nenjlrah« >L «bin» n,m«n>i»»i» blertelliihr» lich 2 Mark LU Pl-k., durch dir Post » Mirk^S Plge. «i„»kl.»rummrrnI0Psie. Aullo»« 330O0 «t»l. gstr di« «Uck,»»e «in^> i«ndl«r vianuscripie mach, sich die Rrdaclio» nicht dtrbindlich. Inleralen-Annahme «u». wärilSnasenNeinun» »««libinLamdurg, Brr» Iln.wirn, Le VkipUg. iiasr^ «rrblau.^ranlsurta. M„ — «u». >K»si» i» v«rün. LktViE, Wien, tzamdur,. groiiksurt ». M., Müll» chm. — »and« » «Lo. i» gronsiurl » M. — vureaux d. „Jnvalideu» da»1".— »»lll-rako. in Pari». Dressen. Dienstag, 1I. November 1878. Tageblatt für WMiK. Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Frc»ideuliste. Mltredacteur: vr. ikimil Druck und Tür kaü Feuill.: InelvtU IU»rtin»i»n. LIvp««»i Elgenthum der Herausgeber: Itetoliar«« in Dresden. Vcrantwortl. Redakteur: UI«»i>»rioli NoUIonlL in Dresden. ÜMeriue wrrorn Mari«»- Eiraüe Ni bi- »Id. L Ubr ongriiommrn. Sonntags bis Mittag» t2 Uvr. In Nkustadt nur an Lüschkn- tagent graste Nlolieraai>e kr. b btS Nachm. L unr. — Dir Raum einer ein idalllge» Petilzeiie toncr IL Pjge. iLtNgrsandl die Zeile UU Piae. «ine Utarantie i!!r da» «achliiagigrörlcheinei, d«r Jnjeraie wird nicht gegeben. Auswärtige «nnonccn- kiuliräge non un» nnbe- kannlensitrnicn und Per- to»c» inicriren wir nur »eg.n Präiinuirrando- k'ailluiig durch Briei- ruarlrn oder Posteinzah- lung. Acht Cllbin ldiien Ib Psge. Inierate sllk dl« Montags - Nummer «der nach emem Fcsitage dtc Peütinle 2l> Psgc. Die Witterungsaussichten nach dem Meteorologischen Bureau zu Leipzig für den 12. November lauten: Unbeständig, zeitweise- Aufklären, geringe Niederschläge, etwas kühler, südi, 'gehe Winde. Xn- um! Verkauf aller Ersten Ltaatapaplprs, pfsnädrivs«, /lvtlen, Prioritäten, kanknotsn et«. ^ugradlnnx »Iler tiaupon». — tlnent^eltlieli» Lontrole <Ier Verioosung stier VVertlipLpiere. Politisches. Die deutschen Bundesregierungen sind vom Neichskanzleramt auS benachrichtigt worden, daß die Vorarbeiten zur Revision des deutschen Zolltarife!! demnächst beginnen sollen. Endlich wird es also Ernst in dieser Frage, von deren sachkundiger Erledigung die ganze Zukunft des deutschen GewerbcflctßeS auf's Mächtigste beeinflußt wird und die Stellung der vaterländischen Industrie aus dem Weltmärkte abhängt. Die besten Segenswünsche aller Patrioten, die ein Herz für das Wohlergehen des Volkes und einen offenen Blick für dle Bedingungen der Blüthe und Größe der heimischen Industrie Hasen, begleiten diese Bestrebungen der verbündeten Negierungen Deutschlands. Noch ist nicht bekannt, welche Aufnahme bei diesen Negierungen der vom NeichSkanzleramte gcthane Schritt fand. Einzelne der Seeküste nahe gelegene Bundesstaaten werden voraus sichtlich ihr Sonderinterejse in kurzsichtigem Egoismus dem gemein samen Wohls des GesammtreichcS vorziehen — wir spielen damit auf Hamburg und Bremen, Mecklenburg und Oldenburg an — die Staaten aber von einer leistungsfähigen Industrie werden dem Vorschläge des Reichskanzleramtes ihre Unterstützung im Allgemeinen nicht versagen. Eine ernste Arbeit, ein gewissenhaftes Prüfen aller einzelnen Sätze dcS Zolltarises steht zu erwarten, denn mit dem all gemeinem Rufe nach „Schutzzoll" kommt man hier nicht allein aus. Die Interessen der einzelnen Industrien widersprechen sich nicht selten, eS gilt hier mit schonender Hand einzugreisen. Wir erinnern nur an die verschied«, neu Bedürfnisse der Baumwollenspinner und der keinwanoweber. Jene verlangen erhöhten Schutz ihrer Produkte, diese freie Einfuhr der Garne. Die Freihändler machen sich's da ungeheuer bequem, sie sagen: weg mit allem Schutz sowohl für die Spinner als die Weber Deutschlands, freie Einfuhr der ausländischen Produkte! Für Diejenigen aber, denen dasBlühcn beider Industrien am Herzen liegt, erwächst die schmierigere Ausgabe, eine unparteiische Versöhnung der beiderseitigen Interessen herbeizusühren. di ach sachlichen Momenten, den realen Verhältnissen entsprechend, wird man für jeden einzelnen Zweig der Industrie prüfen müssen, ob der selbe nn Hinblick auf seine nationale Bedeutung und seine innere Lebenskraft eines Schutzes bedarf oder nicht. Erhalten ivir einen sachgemäßen, unserer industriellen Lage und Größe entsprechenden Zolltarif, so werden die plötzlichen und erheblichen Schwankungen im Erwerbsleben der deutschen Nation, wo nicht ganz ausgeschlossen, doch recht gemildert. Je mehr die Schranken zum Schutze des inländischen Gewerbes nicdergerisscn wurden, desto mehr wurde dasselbe den Bewegungen und Schwankungen der intemationalen Wirtschaft ausgesetzt, die sich nur zum geringsten Theile voraus sehen und kantroliren lassen. Das wird künftig zum Heile beSGanzen besser weeden. Erhält Deutschland außerdem den lang entbehrten kirchlichen Frieden zurück, so kann eS sich um so ungestörter künftig der ersprieß lichen Neugestaltung seiner inneren Verhältnisse widmen. Es giebt zur Herbeiführung des Friedens mehrere Mittel, den Abschluß eines lko! kordatS, die Absendung eines päpstlichen Nuntius nach Berlin oder das Beschreiren des Gesetzgebungswcgcs. Wer mit uns stets die Wahrung der unveräußerlichen staatlichen Hoheitsrcchte vertreten hat, kann nicht einen Augenblick im Zweifel sein, daß nur der Gcsetzgebungswcg zum Ziele führt. Mag die römische Kurie den Abschluß eines Konkordats für ersprießlicher halten — Deutschlands und speziell Preußens Interessen werden lnsser gewahrt, wenn die Negierung krast eigener Machtfülle mit der LandeSvertrctung die Verhältnisse ihrer katholischen Unterthancn in freundlichem Sinne ordnet. Damit wirkt sie auch indirekt für die evangelische Kirche, die, obwohl vo.iHaus aus unbetheiligteZuschaucrin in dem „Kultur kämpfe", doch in seine Strudel wiederholt gerissen wurde und nicht immer ohne Einbuße daraus zurückkam. Hierzu aber ist nothwendig, oaß die Regierung mit dem NationalliberaliSmus, der den Kultur kampf betrieb und schürte, gründlich bricht. Gerade die Erfahrungen, welche die Reichsregierungen beim Sozialistengesetze mit dem Natio nalst' eralismuS gemacht haben, sollten zu diesem Bruche crmuthigcn. Die Ausführung des Sozialistengesetzes geht so ruhig vor sich, Nie mand kümmert sich um die schönen Phrasen, die bei dcn Verathungcn im Reichstage Laster'md Konsorten zum Besten gaben. In sehr vrast scher Weise schildert dies ein russisches Blatt, der „Rußli Mir": „Tic deutschen Libettilc» haben mm ein überflüssiges Mal bewiese . baß aste » re gcrgm'chvollcn Debatten über Prinzipien «..chls a!S leere und klägliche Worte sind. Fürst BiSmarck ienbccle. baß man ipm eine gehörige Waste zum Kample mildem LoffgliSmuS gebe; diese Waffe wurde Ihm am!) gegeben, aber erst »ach einer ganzen Reibe bon lauten Entgegnungen, Proteste» und Ausrufungen, die eben so zweit- als IiibattüloS waren. Und bei einem wichen Parlamentarismus - Spiel bilden sieb die deutsche» Abgeordneten ein, die Rolle der Vertreter und Lenker der öffentlichen Meinung zu spielen! Daö einzige Erbgut der Liberale» - die lange Junge - wird freilich bet ihnen bleiben und denselben bei Gelegenheit wieder dazu veebelse», im Gange dcS StaatStebcuS eine balbeenste Rolle zu spielen. Der in Dciitjcstland von den sentimentalen Köpfen der früheren Zeit angepsianztc wohlfeile Liberalismus Ist im politischen Mechanis mus mir ein zweckloser Hemmschuh, indem derselbe die leere herzlose, selbstzufriedene und charakterlose Schömprechcrei ans die Sture einer gewissen StaatSkrait zu bringen sucht." Also fertig und abgcwirrhschaftct bis auf die — lange Zunge, der bcizulemnnen freilich auch der Russe vcrzweif-.lt! Mehrfache Gerüchte von ernstlicher Erkrankung des Zaren be unruhigten dieser Tage die Welt. Jetzt erklärt man, daß nur ein leichter Schnupfen deir Zaren in Livadia heimgcsucht habe. Die Gemnthssummung des russischen Selbstherrschers mag freilich nicht die heiterste sein. Er ist der Mittelpunkt des Kampfes und der Jn- triguen zwischen der europäischen und panslavistischcnPartci in seiner Familie und unter den russischen Staatsmännern; er schwankt zwischen seiner eigenen weichen, der Ruhe bedürftigen Natur und den rauhen Ausgaben seinerZaren-Mission, zwischen den vor Europa Anllwjg äer M-e-eer-Nriwiiv, nRiwr IImR, r'.vvrtv» Hau» ILIKQKSIBI SSkrbtUKktV 8QistFk!sisi.v, X. 8. l-sOEEILffLNKtzlD 8pevlslitäten in keinen Keiler,vasren und soetwäliesnS keul.vitcn. übernommenen Friedensverpflichtungen und dem Verlangen, den Ruhm des „Zar-VefreierS" voll zu verdienen, das heißt Konstanti- nopcl seinem Reiche einzuverleibcn. Einstweilen hat die Kriegs politik gesiegt, Gortschakoff hat sich im Amte erhalten, Graf Schuwn- lofs ist nicht sein Nachfolger geworden. Rußland besteht darauf, den Berliner Frieden unausgeführt zu lassen und zu dem verhängniß- vollen Ctefanofrieden zurückzukehren, den zu zerreißen das einzige Verdienst des Berliner Kongresses war. 400,000 russischcBajonette stehen bereit, gegen den Willen Europas die Türkei zu zermalmen. Die russische Armee ist in Ruinelien und Bulgarien abermals auf Kriegsstärke gesetzt, Tag und Nacht marschiren neue Truppen in Rumänien ein, das schwarze Meer ist mit Transportschiffen bedeckt. Zur Vorbereitung des neuen Krieges dampft der südliche Theil der Balkanhalbinsel von dem Blute erschlagener Türken; von Rußland entsendete und ausgerüstete bulgarische Mordbrennerbanden rotten den Muselmann mit fürchterlicher Energie aus, vertreiben ihn von Haus und Hof und metzeln ihn nieder wo sie ihn finden. Für die Juden in Rumänien und Serbien trat der Berliner Kongreß mit Pathos ein, für die Bekenner des Islam giebt es auf Erden keine Gerechtigkeit. Vielleicht blüht den Muhamedanern in Bosnien künftig ein besseres Loos. Die Häupter derselben bitten den Kaiser von Oesterreich um Annexion. Wie die Dinge liegen, wird sich Franz Joseph dieser Maßregel nicht auf die Dauer widersetzen können. Auch die Völker Oesterreichs dürften sich damit befreunden. Der Widerstand des Wiener Neichsraths gegen die bosnische Politik Ändrassy's richtet sich doch hauptsächlich dagegen, daß derselbe die zu der Annexion führende Okkupation Bosniens zu der unpassendsten Stunde, unter den armseligsten Vorwänden und mit den denkbar höchsten Opfern an Menschenleben und Geldmitteln unternommen hat und zwar so, daß er dieses Ziel stets vor den Parlamenten ver heimlichte oder ableugnete. Oesterreich konnte längst schon diese Länder, zur Wahrung seines Einflusses an der Gestaltung des Orients erhalten, entweder gegen den Willen des Sultans, wenn es einrückte als die Russen über die Donau gingen, oder mit dem Willen des Sultans, um die Russen vor ihrem Zuge über den Bal kan abzuhalten. Beides hat die „geniale" Staatslunst Andrassi/s glücklich versäumt und wenn jetzt Bosnien und die Herzegowina zu Oesterreich kommen, so zieht cs sich damit den Neid Rußlands und die Feindschaft des Sultans gleichmäßig zu. Neueste Telegramme Ver „TreLSuer NachriÄten." Breslau, 11. November. Das „Breslauer Tageblatt", welches an Stelle der „SvzialdemeKratischen Wahrheit" herauö- gegeben wurt . ist gestern verboten worden. PcterSbu r g. II. Nov. Aus auibeutiscken Verkitten auö dem Innern des Reiches ist die bcincrkcnSwcrkl.'e Tbatiaehc zu kvnstatircn, daß die -vandelS- und Fabrikvcrvältnisse sehr bcsrie- Ugcnde sind und dem Anschein »ack, auch Reihen weeden. ,0 Die großen Messen in Risckmci-Rvwgorob und in Eharkow ihrer besonders in Wolles sind sehr günstig auSaciaUen und die Fabriken im Gouvernement Wladimir habe» ein ausgezeichnetes Jahr. K o n sta n t i n o p c l, 1>>. November. Rach Salonickff sind Von hier Truppenverstärkungen abgcgangen. Der Gouverneur von Salonichi hat die von ihm vcwirktc Bewaffnung von 5G>o muselmännischen Freiwilligen mit dem HinwclS am die Annähe- rung bnigatlickwr Baute» gerecktticNigl, von wcicbc» Gcwalt- thatcn und Grausamkeilcn begangen werden. Die Russen haben den Distrikt von Maigara wieder besetzt. Hr-caleS nud Sächsisches. - -Rin So' mag Abend haben sich JI. MM. der König nnd die Königin v"l den hoben Gästen, dem großherzoglich tos kanischen Ehcvaa , ocr Erzhenogin Antoinette nnd dein Prinzen Georg nach dem kgl. Jagdschlösse Wermsdorl za mehrtägigem Aluenlhalrc beuchen. — Nachdem I. M. die K ö n Ig! n E a ro I a, sowie I. K. H. Frau Prinzessin Georg i» der Mittagsstunde des vorigen Sonntags die Pesmiegzi-StittS-AuSstcllniig im Holet de Sare mit ihrem Besuche und mit reichen Einkäufen beehrt hatten, wurde dieselbe um Uhr für daö größere Publikum eröffnet nnd hatte sieb biö gegen Uhr eines rccktt zahlreichen Bcsnchcs, sowie eines ganz zmrIctcmtcUciidcn Absatzes idrer Aiiöstcllungs-Gcgcnstäiide zu crttcucn. Bei dem groben Ncich- tb'im der eingegangcnen Geschenke sind aber noch viel schöne Gewinne übriggcbiicbcn, weiche den glücklichen LoeSiiihabeln zmaltcii werden. - Dem Direktor deö MuscnmS für Völkerkunde in Leipzig, vr. Obst, sind dieJmignien 4. Klaffe des iapancsischcn Ordens der aufgcbendc» Sonne verliehen worden. - Der Enbgroßbcrzog von Baden ist am Sonntag Abend, nachdem er ain Nachmittag vorher a» der königl. Latcl in Schloß Morttzburg mit Mitgenommen, wieder nach Leivzig gereist. - Der Posten eines Oberbuchhalters beim königlichen Finanzministerium ist seit dem I. November dem Buchhalter bei der'Altersrenten-und LanteSknlturbank. Naget, übertrage» worden. Das Amt eines Oberbuchhalters im Finanzmintsierium ist eines der wichtigsten in dem ganzen Ministerium, der Ober buchhalter in gcwmermaßc» eine derHauvtiäulcn der geordneten Flnanzvcrwattung. Dce bisherige Inhaber dieses Postens, Finanzratb Köhler, ist tu den wohlverdienten Ruhestand ge treten. dock, hat man Ibm daö Kommissariat bei dcr LandcSkultur- bank belassen, ei» Verfahren, daö nicht so recht den Bciiall der Staatsbeamte» findet. — Die Kreiöbauvtmannschalt Zwlckau hat den OrtSvcrein sür Trünzig mit Walddorf. Wolfrainsdorf unk Sorge und die Druckschrift „Freie Lieder" von Mar Kegel verboten. Immer nnd immer taucht ln auswärtigen und selbst In sächsischen Blättern die Behauptung aus, daß Sachsen dle Wiege und der eigentliche Hort der Sozialdemokratie sei. daß die bedeutendsten Führer dieser Parte« Sachsen leien. Welche Zwecke diele stete» Verdächtigungen haben, darüber muß sich Leder klar sein, der da weiß, daß es einer gewissen Richtung nickst aus die Wahl der Mittel ankommt, wenn es gilt unser engeres Vaterland heradzusetzen. Wer von den Führern ist denn ein Sachse von Gcvurt oder Abstammung? Schalle und Karl Marr, die Väter der Sozialdemokratie, vielleicht? Der Eine ist ln Breslau, der Andere in Köln geboren. Den Most schickte uns Augsburg, den WIemer 'Nürnberg, Nauert kam aus Magdeburg, Kavser, Bracke, Auer und Bork erblickten In Schlesien. Brauu- schwcig und Hamburg dsv Lickst der Wett. 'Aber Bebel und Liebknecht, die eigentlichen Häupter der Partei, das sind gebe reue Lachse» — sagt der „Kladderadatsch". Hatten die „Getehnen" deö reichshauptstädtischen Witzblattcö„HirtS Pariamcntealmaiiach" nuigeschlagen, da würden sic gesunden haben, daß Bebel ln Köln, Liebknecht ln Gieße» geboren wurde, daß'Bebel spater die Bürger schule zu Wetzlar besuchte und dann als Handwcrksbursche «üb- dcutsckstaiid und Oesterreich durchzog, wahrend Lieb neck t aus den Universitäten zu Gießen, Berlin und Marburg Philologie und Philosophie slutirtc. Von den in Lachsen bekannten Agitatoren bez. Vertretern der sozialistischen Richtung bleibt allein Vahitcich übrig, einer der anständigsten von Alle», der wirtlich von Geburt ein Sachse Ist; er stammt auö Leipzig. Wenn nun auch nicht in Abrede gestellt werten kann, daß die Lehren der Sozialdemokratie, nachdem sie in Berlin zur Reffe gelangt, namentlich in Sachsen Boden und Ausbreitung gesunden haben, so müssen hierüber doch die besonderen Verhältnisse unseres Landes, für die wir nickst perantworttich sind, die unS mit einer Art zwingender Noth- wcndlgkeit umgeben, in Bctrackst gezogen werden. Dad „Ebenm. Tgbt." legt diese Verhältnisse wie folgt dar: Sachsen ist cm vor wiegend industrielles Land, mau arbeitet in Sachsen wobt mehr alS anderwärts, aber säst überall unter erschwerenden Bedingun gen und vielfach leider ohne den entsprechenden Lob». Wer die Verhältnisse z. B. unserer Sptelwaarenindusttle im oberen Erz gebirge. unserer Weber im Voigtiande, unserer Wirlce im Lung- witzthalc und anderwärts kennt, der weiß, daß nur der Sin» von Genügsamkeit und Zustffcdcnbeit, der, Gott Lob, biöbcr bet uns beimisck) war wie sonst iaum anderswo in deutsche» L -nden, unsere Verhältnisse bislang nickst nur erträgll.h. sonder» noch darüber hinaus fast genügend bat erscheinen lassen. Und nun kam diese systematische Vcrsührung, ticicö Nörgeln und Hetzen, diese 'Agitation ohne Ente. Wer darf sich da wundern, daß die Sozialdemokratie bei uns thcilwelle Raum gewann, daß sie wie ein breiter, trüber Strem tahcrftuthcte? Aber wo kam sic denn her düse 'Agitation? Etwa auö Sachsen? Wr haben oben ge sehen, daß d es mlt Nichten der Fall. Ja, Sachsens Bürgerschait und Sachsens Rick tcr baden immer das Beste gcthan zur Be kämpfung der Sozlattcmotratie. Und letzt, da diese Bekämpfung eine wirksamere sein kann alS sonst, werten sich schon allmältg ite Maschen deö Rctzcö lösen, daö die fremde Vcrstihrung über unser Volk gcworien. Dazu aber gehört vor allen Dingen Ruhe, Geduld, Verträglichkeit und jene Liebe, die nicht immer nur den Spittler im steinten Auge sielst. — Dav Bureau und die Bibliothek der Leopoldinisch- Earoli uischcn Akademie der Wissenschaften werden in kuncr Zeit von Dresden nach Halle überstcdeln, da zu dem Präses derselbe» Herr Pi Nestor vr. Knoblauch in Halle crwäbtt worden ist. Seitdem der verewigte vr. Earns Präses der Aka demie war, befanden sich Bureau »nd Bibliothek hier. — Nach ikjäl'rsgcr ununterbrochenerDicnsocl! trat am l.d. der bei der Landrcntcnbank eingestellt gewesene Kastendiener Heinrich in den Ruhestand. Die Beamten der Lankrcnten- bank hatten dem treuen Diener eine Festlichkeit veranstaltet und verehrten ihm ein sinniges Andenken; auch erhielt er von Lr. Majestät dein König das Allgemeine Ehrenzeichen. — Heer Arch. Or. Steche wild morgcn «Mittwochs AbcndS 8 Uhr einen interessanten Vvrtraa über javanische und chinesi sche Brome» und die Sammlung Ocriiuschi'S in Paris in der Aula der königl.Knnstgcwcrbcs.hnle bei der Monalsversanimlung des Dresdner Kunstgewerbeverttnö halten; auch soll dabei eine Besprechung wegen der nach' S Jahr ln Leipzig slaittmvcndcn tnnstgcwcrolichcn Ausstellung ce otgen. — »Aus dem „Weinen »Adler" hatte sich am Sonntag Nach mittag eine ansebntichc Anzahl von Publikum eingestmten. wel ches das lenkbare Lnit > chiii au steigen Ehen wollte; aber cs stieg nicht, denn eS fehlte eben an Ehlorcastffuin »nd ohne Elstorcalcinm keine Lu'ttah.t! Trotz der arößic» Recherchen konnte hierorts dle zur Fertigstellung der Füllung nothwendige O.iiaittität van Elstorealelum nicht beschallt werden: die aus wärts bestellte Sendung aber ttcff nickst rechtzeitig ein. »Nach nunmehriger Feststellung soll die Probelahrt nächste» Sonn tag vom „»Weilten»Adler" ans nun bestimmt stattfindcn — weiin'ö Ehlorcalciuin nicht wieder auSblcilst. — »Ani dttn gestrigen C chlacbtvicbinarkte waren außer still Ruwer», I!R! Hammel» und 112 Kätnern, nicht wenlgcr alö 771 Land- und ll8l ltngarschweinc. in Summa I I'n, Schweine aiffgetricöcn. -- er GcschäitSgcma gestaltete sich im »Allgemeinen lebhairund nurKäibcl blieben tiotzdeö schwachen »Austriebs schwer verkäuflich. »Von Rindern war " rimawaare diesmal sür den vorliegenden Bedarf anSrcichcnd vorhanden »nd kostete pro Eentncr Schlachtgewicht Gi biö 72 Mark Mill-c Waarc galt zwischen stü und Mi und gerinacSorkcn blcS 15 bis 5>0 Mark. »Von den beliebten englischen Lämmer», die während einiger Märtte der »Vorwoche gescblt hatten, fand sich ein »Bosten besonders guter und schwerer Waare welche pro »Paar zii sto KIIo Flcisck'gcwickst mit 7l>' - Mark berabit wurden, inten inan leickstere Stücke zu Kilo Fleisch sür 57 Mark nahm. Daö »haar AuS- sckstlßschöpse erzielte nick t mehr alS 25 big tttt Matt. Die Lchwcincprciic mußten deö ausnahmsweise starken »Austriebs halber etwas welchen und wurde der Eentncr Schlack tgcwlckst von Landschweinen engl Kreuzung mir 51 5 t und von Setstcsicm mit 5t> Mk. bezahlt. Für den Eentncr lebendes Gewichst von Mecklenburgern legten dieFlcffck'cr bei -hi-kMPid.Tara .51 und von Bakonhrn bei :<5-l5 Pstmd Tara durchschnittlich 4" M. an. Letztgenannte Fettviehsorie. allerdings in sehr schöner Waare Vorhanden, wurde übcrhcnivt reckst flott gekauft und ein Groß händler . welcher mit einem starke» Posten Bakonlcrn direkt auS Bnda-Pest eingctroffcn war. brachte seine Tbierc gar nicht zum Einststveriaiff, weil ihm dieselben bei seiner Ankunst i» Dresden alcich Engroö abgenommcn wurden. Desto schwieriger waren — wie hi schon angcdeutct — Kälber an den Mann z» bringen, weil gegenwärtig Ganse, Hasen und Karrffen de», Kalbfleisch be deutende Konkurrenz machen. Daö Kilo wurde l» der Haupt sache zwischen t>5 und lwPfennige verkauft, doch mußten letztste Stücke noch nnlcr diesem Preis abgeacben werden. — »Am Don nerstag den 7. »November standen ^ Rinder. 14'.» Schweine und 2,'i7 Kälber zum »Verkauf. Sämmtllche Schlacksttbiere wurde» ziemlich schnell, durchschnittlich zu denselben Preise» wie am letz ten Hauptmarkttagc. verknust. — Der Dresdner Männergesanaveretn beging am Sonntag sein 2. Stiftungsfest. Dieser Verein bat in der kurzen Zeit ,eines Bestehens einen Ausschwung genommen, der ihn ohne Weiteres den ersten Mäniiergeiangvcreinen der Resi denz zuweist und wir haben nicht wenlger als ein halbe- Schock von Gesangvereinen in Dresden! Allerdings ist auch der Diri gent deö Vereins, Herr Jüngst, ein sehr begabter und sür seine Kunst begeisterter Musiker, der auch auf dem Gebiete der Kom- vosition sehr AnerkcnnenSwertbeS geleistet bat. Da« Sttstuna»-
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