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Diese» vlott wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lag« vorher bereit» al» yoradenü-ül-n zu-estelst »öhrend es dl« Post-Bezieher am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SO. Jahrgang. 3K 174. Sonntag, SS. Juni ISIS. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprecher-Sammelnummer: LSL41« Nur sür Nachtgespräche: so 011. L8LS Bezug»-Gebühr »ier'.chilhrllch in Dresden bet p»el««»ser Zuttogun, <-n Sann- und Montagen nur ein. mal) »,N M., in den Vorarten »,ro M. Bei einmaliger Zustelun, durch die Post »,«> M. lohne Bestellgeld). Anzeigen - Preis«. Die etnspalitge Zeile <et»a » Silben) I» Pf.. <»rzu>»»!iltzi und Anzeigen in Nummern nach Sonn- und Feiertagen laut Tarif.—Nu»»1rtig«>»ftri,e »ur »ege, varauede^chlun,, — «ele,bl»«t, 0Pf. Cchristleitung lind HaupigeschSstrslelle: Marienstrafte 28/40. Druck u. Derlag von Liepsch L Rrichardt in Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Ouelenangabe l.Dreadner Nachr.^) zullssi». — Uaaeriangte Schrlftsiiicke loerden nicht »ufdeniahrt. knnakrn» varrlnallaftar Sarolnlagon. kn- unci Varksut von Wottpnpiown. — einISauns von Lina-, 6o«,innantoilsokolnon auagialoatvn Wvrtpspioron. Krseiitvoriraftr gsL«n Wortpspioro unck Waran, kn- unck Varlesut trametar Qvtetaorton. ------ Sokaclevorftaftr. un«t Vre8äner ^anäel8banl( kktlangaaallaoiiatt viln-kttm s. im »MS Elf jlsiiiMimIM . Sedüvlitdükkliig 7 8. »»»!«,silldsüs. ^inrioiiung uns knieaut von Waoftsoln. Vorwaltung von Wartpapiaran, sov/ia kutbowaiirung gascklossanar Wartpaicata. Vermietung von touor- unct einbruoiisioiiorsn Stsiilfäoiivrn unter VerscliluS «tos Mistors unrt bckitvvrsciiluS <t»r Sanic. > Erstürmung des Panzerlverkes Waumont. rs?r Sramosen gesangengeuommen. — Der Et« r«u »kl Darse» Sltllrtz «rädert. — Reue Fortschritte »er Heeresgruvv« Liafiaoe«.— Slnrmlrenea in der ftamSMen Sommer. — Die Stt«««n» in Griechenland.—bin türkischer krsola im Kaukasus. Der nmtliche denttche Kriegsbericht. tSmtlichs Grabes Hauptquartier, 24. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz. Rechts der Maas brachen unsere Truppe«, an der Spitze Las 10. bayrische Infanterie-Regiment „König" und das bayrische Anfanterie-Leib-Regimeut. »"<*» wirksamer Feueroorbereitung auf dem Höhenrücken „Kalte Erde" und östlich davou zum Angriffe vor, stttrmten über das Panzerwerk Thiaumont, das genommen wurde, hinaus, eroberte» den größte» Teil des Dorfes Fleury uud gewauueu auch südlich der Feste Banx Ge- läude. Bisher find in die, Sammelstellen 2673 Ge fangene. darunter SO Offiziere, eingeliefcrt. Auf -er übrigen Front stellenweise lebhafte Artillerie-, Patrvnillen- und Fliegertätigkeit. Bei Haumont tönrde ei» französischer Sampseindecker km Lnftkqmpse s«n» ÄLstnrz ge bracht: Leutnant WintgenS schob bei Blamont sein siebentes feindliches Flngzeng. einen französischen Doppel decker. ab. vestttcher Kriegsschauplatz. Russische Teilvorstöbe wurden südlich von Illurt nnd nördlich Widsy abgewicsc«. Ei» dcntscheS Fliegergeschwader griff den Vahnhos Poloczeaq ssüdwestlich von Molodccznos an. ans dem Trnppeneinladnnge« beobachtet waren; ebenso wurden anf -ie Bahnanlagen von Lnniniee Bomben geworfen. Bei der Heeresgruppe des Generals v. Llnslngen wnrde der Angriff bis in und über die allgemeine Linie Znbiluo-Watyn—Zminiacze vorgct ragen. Heftige feindliche Gegenangriffe scheiterte». Die Zahl -er russi sche« verfangenen ist ständig im Wachse«. Bei der Armee des Generals Grafen v. Bothmer fanden «irr kleinere Gefechte zwischen vorgeschobenen Ab teilungen statt. , Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Ncnes. sW. T. B.i Oberftc HeereSleitnng. Tturmszenen in der frauzSsischrn Kammer. b. Nach der 7. Gehcimsitzung hat die französische Kammer die öffentliche Sitzung wieder ausgenommen, und gleich beim Beginn kam c-, wie der Lyoner „Progrös" berichtet, zu groben Sturmszcnen. Der Andrang des Publi kums war ungeheuer: eS »nutzte aber vier Stunden auf Sen Sitzungsbeginn »oarten, weil die Abfassung der Tages ordnung grotzc Schwierigkeiten bereitete. Erft um 7 Uhr abends eröffnet« der Kammerpräsident Deschanel dir Sitzung und verkündete, dab sechs Formeln für die Tages ordnung vorliegen. Die vom Abgeordneten Sibille ver- fatzte Tagesordnung hatte die Majorität der Kaminer hinter sich, dagegen wandten sich aber Sie Anträge von Accambray, BokanvwSki, Duinont, Grobet, Baravent und Icanbon in scharfer Opposition. Accambray verlangte die Einsetzung einer Kornmisston zur tteberwachung des Oberkommando», BokanvwSki einen Zusatz, in dem den veran iw ört lich enStellcn ein scharfer Tadel für die Ver teidigung von Verdun ausgesprochen wurde. Als Minister präsident Brianb erklärte, die Regierung könne nur die Tagesordnung von Sibille annehmen und müsse jeglichen Zusatz verweigern, entstand in der Kammer grober Lärm. Die Majorität beschimpfte BokanvwSki. Die Sozialisten drohten, ihr gegebenes Mort, der Regierung da» Vertrauensvotum auszusprechen, zuriickzunehmen. Der Sozialist Gaube schrie: „Wir 8» sind heute in der Minder- heit, aber 08 wird noch kommen", womit er aus die Revo lution 1708 anspielen wollte. Der Wirrwarr in Ser Kammer dauerte über eine Viertelstunde. Schließlich wurde durch Handerheben die von 'der Regierung gebilligte svon uns bereits «nitgeteittes Tagesordnung angenommen, und zwar Mit 444 gegen 80 Stimme«. Französische Berichte. Der . amtliche Heeresbericht vom Freitag nachmittag lautet: In Belgien vernichtete unser ZerstörungSscuer deutsche Anlagen in der Gegend der Düne. In SerCham ° pagne griffen die Deutschen gegen Abend nach einer Be- schietzung des Abschnittes zwischen Maisoir» de Champagne und Mon Tct« auf einer Front von 1200 Meter -retinal an, wurden aber mit Haudgranatcn oder durch unser Sperrfeuer »urückgeschlagen. Einige Abteilungen drangen in einen vorgeschobenen Teil ein, wurden aber sofort durch Vajonettniigrisf unter Zurücklassung von ungefähr zehn Gefangenen verjagt. Handstreiche der Deutschen gegen kleine Posten nordöstlich des HügelS von Le Mesnil wur den während der Nacht abgewiesen. Auf dein linken Maas ufer erneuerten die Deutschen ihre Angriffe. In der Gegend der Höhe 304 scheiterten zwei Handgrnnatcn- angriffc in unserem Maschiuengewehrseuer. Im Lause der Nacht war die Beschießung lebhaft im Walde von Avoconrt nnd am „Toten Mann". Die Abschnitte von Esnes und Chattanconrt wurden heftig beschossen. Aus dem rechten Ufer war die Tätigkeit der Artillerie von der Maas bis Moulainville sehr grob, besonders westlich und südlich der Feste Baux. Die Deutschen machten anSgiebigen Gebrauch von tränenerregenden Granaten. Bei Les Epargrs sch«- tertc ein kleiner deutscher Angriff vollständig. Amtlicher Bericht vom Freitag abend. Anf den» linken MaaSnfer hat die Beschießung gegen die Höhe 804, „Toter Mann" und unsere Gräben zweiter Linie im Abschnitte von Chattanconrt »nit Granaten großen Kalibers den ganzer» Tag angedauert. Auf dem rechten Mäa s u s'eI: Häven die Detttschtn nach heftigem Artillerie- angriffe während der Nacht von 8 Uhr morgens an eine Reihe von Angriffen in großer Brests, und zwar auf einer Front von fünf Kilometern, ungefähr von Höhe 321 bis östlich der Batterie Damloup, angesetzt. Ihre Angrisfe wurden mit großen Truppenstärken einer nach dem anderen mit autzervrdentlicher Erbitterung gemacht, trotz der un geheuren Verluste, die Sperrfeuer und Maschinengewehre dein Feinde zwischen den Höhen 321 und 820 beibrachteu. Nach mehreren vergeblichen Anstürmen gelang cs den Dcntschen, unsere Gräben erster Linie und daS Werk von Thiaumont wegzunehmen. Ein mächtiger deutscher An griff. der bis zuin Dorfe Fleury gelangte, wurde durch einen lebhaften Gegenangriff unserer Truppen zurück- aewiesen. Angriffe auf die Gehöfte von Baux, bhapitre, Fumin und Le Chenvis und die Batterie Damloup wurden durch unsere Feuerwirkungen gebrochen und vollständig «rrückgewiesrn. In Ser Woevrc-Ebene ziemlich lebhafter Artilleriekampf im Abschnitte von Moulainville. An der übrigen Front keine Ereignisse. Luftkrieg: In der Nacht zum 28. Juni hat unser Flugdienst mehrere BeschiebungSunternchmungen in der Gegend nördlich von Verdun durchgeftihrt. Die Bahn höfe von Grandpro, Longuyon, Nantillois, Nudun-le- Roman, sowie die Lager in der Gegend von AzanncS und Mvntsaucon haben viele Bomben großen Kalibers er halten. A»f dem Bahnhöfe von Longuyon ist ein be deutender Brand auSaebrochen. Ein nördlich von DrienlleS gelegene» SchicßbcdarfSlager des FcindcS ist unter unseren Geschossen aufgcflogcn. Fünf Brandherde sind festgestellt worden. Belgischer Bericht. In der Gegend von Dixmnidcn am Vormittag Gcschützkainpf. An der übrigen Front Rnhc. (W. T. B.) ImmelnmiinS TodcSfiug. Bericht eines Augenzeugen. Einer der Kameraden Immclmanns hat seinen in Groß-Berlin wohnenden Eltern brieflich über daS er schütternde Erlebnis berichtet, da» »nit dem tödlichen Ab sturz unseres so hervorragenden Luftpiloten endete. Ter der« „Lok.-Anz." zur Verfügung gestellte Brief lautet: Im Westen, 1V. Juni 1018. Liebe Eltern! Ich werde »»ersuchen, im nachfolgenden den gestern hier erfolgten Absturz des Flteger-OberlentnantS Jmmcl- mann zu schildern: Rat—ta—ta—ta—ta—tat klang'S durch da» geöffnete Fenster hoch oben vom abendlichen Himmel zu mir. Ich blicke erstaunt auf die Uhr, es ist bereits 0, sollte schon wieder? Erst nachmittags ist ein englischer Flieger im schneidigen Luftkampf von einem unscrcr prächtigen Fokker her unterge holt und zur Landung gezwungen morden, und jetzt? Rat—ta—ta—tat hell und dumpf bekam ich -ie Antwort auf meine Frage. Ich trete aus meinem Quartier und sehe über mir in mehreren tausend Meter Höhe fünf Flugzeuge, von denen ich sofort zwei Fokker und drei englische und fran zösische Doppeldecker erkenne, in heißem Kampf. Die Fokker, winzig und schnell wie eine Schwalbe im Vergleich zu den große», behäbigen, aber sicher dahinstreichcnde» Doppeldeckern. Plötzlich Bewegung da oben. Die Fokker haben die Doppeldecker jetzt cinaeyolt und jausen »nit er schreckender Geschwindigkeit auf -ie Doppeldecker lo», dazwischen ein wahnsinniges Geknatter aus sünf Maschinengewehren. Uns unten bleibt SaS Herz stehen! — Jetzt haben die Fokker den Feind erreicht, reißen sich aber wieder IvS, und stürzen sich mit neuer Kraft auf Sic verwirrt durch einander kreisenden Doppeldecker. Jetzt hat sich auch der eine Fokker einen Gegner ausgesucht. Er läßt ihn nicht mehr los, verfolgt ihn, der Große versucht tiefer zu kommen — vergebens; höher — vergebens, der Fokker hat ihn gefaßt, ist bald über, bald unter ihm — vorn und hinten, »cumöglich zu entkommen! — Da —.ein plötzliches Schwanken des Großen, er geht tieser — und „H n r i a , Hurra !" brüllt es aus tausend Kehlen — „er ist getroffen!" Ich beobachtete scharf, und so entging »nir nicht, daß auch der Fokker ganz eigenartige, taumelnde Bewegun gen macht, sich ivic ein zu Tode getroffenes Tier kerzen gerade ausrichtet, wie er aufing zn flattern und all mählich tiefer lam, erst langsam, dann immer schneller — ein plötzlicher Ruck, -er Apparat stand wieder wage- recht. Gott sei Tank, denke ich, nnd will erleichtert auf- atnien, da überschlägt sich das Flugzeug vollständig, der Schwanz trennt sich von den Tragflächen und fällt nach unten, eine der Tragflächen flattert hinterdrein, und mit unheimlich pfeifendem Geräusch und dumpfen» Aufschlaq stürzt der Apparat, sich mehrere Male tiberschlagend, auS 2 000 Meter Höhe zur Erde. Ich also, so schnell mich »»»eine Füße tragen, der Un- sallstekle zn. Der Motor hatte sich tief in die Erde gegraben und lag mit dem unteren Teil nach oben, den Führer nnter sich begrabend. - Nnter den sich rasch sammelnden Soldaten liefen die verschiedenartigsten Gerüchte nur. „Ein Franzose ist cS!" — „O nein, leider ei» Deutscher!" — „Was?" entrüstet drohende Blicke treffen den zuletzt Sprechenden. „Ein Franzose ist cS, nichts weiter!" — „Ja, ja," schreien alle durcheinander, „ein Franzose muß es gewesen sein!" Wie »st es denn auch anders möglich! Mittlerweile haben wir mit vieler Mühe den Motor »imgedreht. Mehrere Offiziere erscheinen nnd beaufsichtigen die Dnrchsnrhung des Token. — Wer mag cs sein, Eng länder, Franzose oder Deutscher? Jeder er- geht sich in Vermutungen, niemand weiß Bestimmtes. Endlich hat inan dein Toten den Lcderrock geöffnet und findet als erstes -- d e n 1' o u r I c> m 6 rite! — Iminel- inann? Bölcke? — Irgend jemand sprach es, wie ein Lausscuer ging es weiter, und plötzlich entstand eine be ängstigende Stille. Dann fand inan da» E. K., und dann kam die »ran- rioe Gewißheit, das Monogramm i» der Wäsche — -4. I. — „Unser armer Im m e l m a n n !" sprach ei» anwesender höherer Offizier, und wir sprachen cs traurig nach. Die Bergewaltisuttg der Neutralen durch England „Aftcnposten" zufolge sollen die drei Vertreter des nor wegischen Reederverbandes, die nach London abgcreist sind, über die von England angekniidigten neuen Eingriffe i» die norwegische Schiffahrt mit der englischen Regierung verhandeln. Die englische Regierung beabsichtigt, jetzt so gar zu verlangen, daß die Neutralen einen gewissen An teil ihres Schiffsraums ihr zur Verfügung stellen, um diesen dort zu »wrwenden, wo augenblicklich der SchissSraummaugel am stärksten ist. Einen Versuch in dieser Richtung hat England tatsächlich bereits gemacht, in dem es norwegische Walfischfünger in englischen Häsen zn rückhielt nnd ihre Walölladungen beschlag nahmte. Nach langen Verhanblnngcn wurden sämtliche norwegischen Walölladungen von de» Engländer» an- gekauft, wogegen sich die norwegischen Reedereien ver pflichten mußten, den Walfang einz»,stellen und ihre Fang schiffe statt dessen im englischen Frachtfahrdienst, inSbeson- dere in der Kohlcnfahrt nach Frankreich nnd Italien, zu verwenden, und zwar zu den von England festgesetzten Höchstpreisen. AehnltchcS beabsichtigt England jetzt auch in anderen Frachtfahrten zn tun. „Astcnpostcn" bezeichnet dies alv eine schwere Verletzung der loyalen neutralen Interessen und als einen flagranten Bruch der Grundsätze, welche die britische Nation zum ersten Kulturvolk der Erde gemacht hätten. Wie eine britisch« Herrennatnr sich über die Rechte »er Nentralen hinwegsetzt. I>. „?)orkshire Post" vom 17. d. M. gibt nachstehendes „Exchange" - Telegramm aus Paris wieder: Laut „Petit Parisien" erklärte Hughes auf der Pariser Konferenz: Wir haben die Wahl zwischen zwei Dingen, entweder die Neutralen zn verletzen, oder unsere SicgeS- auSsichten herabzumindern! Entweder müsse» wir unsere eigenen Schatzkammern leeren und Tausende von kostbaren Leben opfern, oder wir müssen die Neu tralen mit einem stählernen Gürtel um- schließen, durch den nichts üurchschlüpfen kann. Die Vereinigten Staaten sind eine große neutrale Macht, aber die Amerikaner sind praktische Leute und können nicht wünschen, daß der Krieg ewig dauere, so nutzbringend er auch für sic sein mag: ihnen hat er schon zu lange gedauert- Das Sanaliunnelprojckt vor de« englischen NnterhanS. l>. „Daily Telegraph" meldet, daß die Bewegung zu- gunsten brS Kanaltunnels wieder ausgelebt ist. Die Frage werde demnächst im Unterhaus erörtert rvcrbcn. da beabsichtigt sei. in einer der kommenden ParlamentS- sitzungen einen Gesetzentwurf zur Durchführung dcS Plane« clnzubringen.