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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.02.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926022202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926022202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-22
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
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Nr. «. S-Ve r FGIiT^ L iKyikii kretwtlltaeu Vereinbarungen keine» der Recht« »retLaebe» h«rf. dte ihr durch die Retchsverfassuug gewäbrletstet Nnd. «o»«t für »rttttae Punkt, et» Schtedökvruch de» Reich». aertchte» vorgesehen war. Ebenso selbstverständlich sollte eS aber sein daß ein Staat, der bei seiner E..tstekmna die Tren^ nuna von Kircke und Staat feierlich proklamierte, setnerktt» alle» tun würde, um diese Trennung zu erleichtern und zu beschleuniaen. Unbeareiflicherweis« ist da» in Sachsen nicht der Full. un» «» »lekbt aü»«o«rte». Wie »tetentae« Parteien, an deren Widerspruch die letzt««« Verhandlungen aeschettert Nnd. Ihre» Wähler» gegenüber dt« Fortdauer der btSbertaen Berbinöung zwischen Staat und Kirche rechtsertiaen wollen. Sinstwetle« dark die Kirche da» Bewußtsein baben. baß Ne nickt» fordert, al» tbr ante», durch die RetchSversaNuna ver- HUrateS Recht, da» sedenfall» durch etnseitiae Gewaltmab- nahme» de» Staate» nicht angetastet werden kann. Doumer -rohr mir seinem' Rücktritt. Derschie-ene Dehan-lung -er Finanzrefvrm in Kammer uu- Senat. <Dor» Sunkspruch.) Pari». 32. Februar. Der ^Hamwe Sibre* erfährt. Fluauz- «rntfter Doumer habe erklärt, die Regierung werde zurück» treten, «euu die Kammer die vom Finanzausschuß de» Senat» miederhergeftellte» Steucrbeftimmungcn ablehnen würde. Paris» 32. Februar. Die Finanzkommission de» Senat» hat am Sonntaa die Finanzprojekte angenommen. Die Ver» kausosteuer, die die Kammer mehrfach abgelehnt hat. wnrde einstimmig angenommen, ebenso die Expvrtsteucr. Die Finanz- kommisslon de» Senat» hat folgende Einiiahmeguellen be. milligt: 1. lSOO Millionen, die schon von der Kammer an- genommen n-aren, und 3. W5 Millionen indirekte Stenern, dt« di« Regierung verworfen haue. iT. U.t Die französischen Sozialisten in -er Opposition. Paris, 21. Febr. Tie Sozialistische Partei ist zur Oppo sition übergegangen. Der sozialistische Abgeordnete Paul Faure erklärte in einer Rede, die Beschlüsse de» Senat» im Verein mit dem Versagen de» Linksblock» i» der Kammer bewirkten, daß die Sozialistische Partei klar und ent schiede» zur Opposition übergehen werde. Waftlerfolfle der franzSsifchen Linksparteien. Paris, 23. Febr. Die gestrigen Ersatzwahlen zu den Prooinzialgemeindevcrtretungen lmben im allgemeinen einen Sieg der sinken gebracht. So wurde der frühere Fiiiaiizmininer Maria! von dem Kandidaten des Kartells geschlagen Bemerkenswert ist der Wahlsieg der Kommunisten in einem Pariser Bezirk, in dem die Radikal- Sozialisten fast 3M0 Stimmen verloren haben. iT.-U.s Die erste Keerschau -es französischen Faschismus. (Durch yunkspruch.I Paris, 23. Febr. In Verdun wurde gestern die zehnte "Wiederkehr des Tage», au dem die Ossensivc eröffnet wurde. >n den nationalistischen Parteien durch Bedenkfeiern begangen. Der Abgeordnete Döltre Ferro machte bei einer Kundgebung de» nationalrepubltkanischen Mtlleranöschen Blocks der Regierung den Vorlvurf. daß sie sich auf der Ge denkfeier nicht habe vertrete» lallen. Zu gleicher Jett mit den nationalistischen Parteien hielt die neu gearündcte französische faschistisch« Partei ihre, wie sie sicht ausdrückt, erste Heerschau ab. Dazu sollen KtM Delegierte au» allen Bezirken OstfrankretchS nach Verdun gekommen sein und da» Programm be» französischen Faschismus angenommen haben. Außerdem sei et» Appell an da» Land gerichtet worden, in dem erklärt werde, man iverd« die Ahdanknna de» ohnmächtige» Parlamentarismus erzwingen, durch di« ehe maligen Frontkämpfer eine nationale, über den Parteien und .«lallen stehende Diktatur aufrichten und baldigst eine wirkliche Vertretung der nationalen Interessen in der Form zweier Parlamente bilden. lW. T. Bi Ein marokkanische^Aus^land gegen Ab- Part». 32. Febr. Dem „Journal* gebt aus Madrid eine Meldung zu. die es unter allem Vorbehalte wtederatbt. Danach soll in der Gegend von Gcheschanen vollkommene Anarchie herrschen. Dt« Stämme hätten sich aeaen Abd el Krim erhoben. Mehrere Proviantzüae Abd el Krim» wurden aus dem Wege von Wedlau nach Scheschonen von den Aufständischen überfallen und geplündert. Zahlreiche Ein geborene von Ttailas traten gegen ihn in de» Kampf, da sie nicht die von ihm geforderten Stenern bezahlen wollten. Es sei nun für Abd el Krim sehr sckwterta. neue A u S. Hebungen in der Gegend von Lehrschauen vorzunebmen. Rach Nachrichten von Eingeborenen, die angeblich a«S Taraist. der gegenwärtigen Residenz Abd el Krims. kamen, soll Abd el Krim nicht abaeneiat sein, die FriedenSbcdtngunaen Frankreich» und Spanien» anzunehmen. <W. T.N.) Diese Meldung, die sogar vom „Journal" unter stärkstem Vorbehalt wiedergegebcn wird, klingt allerdings ganz so, al» wäre sie — wie da» schon oster» der Fall gewesen ist — von den Gegnern Abd el Krim» in die Welt gesetzt worden, »m da» Ansehen Abd el Krim» »nd die KampseSsrendigkeit seiner Sol daten zu untergrabe». Das sranzösisch-lürkische Abkommen. Pari». 31. Febr. Ta» zwischen dem französischen Ober- kommtssar in Snrien, de Iouvcnel. und dem türkischen Außen minister Tewfik Ruschdi-Bei abgeschlossene Abkommen enthält, wie HavaS au» Konstantinopel berichtet, Ui Artikel. Im ersten Artikel wird fcsigelegt. daß beide vertragschließen den Teile gute Nachbarschaft miteinder halten wollen. Ein weiterer Artikel behandelt die A b st e ck n n a der türkisch- s n r i s ch e n G r c n z e. die übrigen beziehen sich aus die Grenz polizei. Bekämpfung von Banden, den gegenseitigen Schutz der Untertanen, Bestimmungen über die Auslicfcruna von Staatsangehörigen, OpttonSrecht. Bekämpfung der Konter bande. Vereinfachung der Zollformalitäten, Erletchte- rungen für den Etsenbahntransitverkebr. Be stimmungen betreffend den kleinen Grenzverkebr, Verteilung der Wassersäule de» Euphrat und de» Kvlvetk mrd Truppen transporte. Die preuhische Feme-Unkersuchung. Berlin, 32. Febr. Der Feme-Untersuchungs ausschuß de» Preußischen Landtage» setzte heute seine Verhandlungen in nichtöffentlicher Sitzung fort. ES »ollen dabet die Arbeitspläne für folgende Punkte aufgestellt werden: 1. Für den in den öffentlichen Verhandlungen de» Au», fchusie» neu aufgetauchten Fall des -eutschnationalen Abg. I a h n ck e. 3. Für den Fememordfall Pannter, der durch erst. instanzlicheS Urteil bereits einen gewissen Abschluß gefunden hat und bei dem der Ausschuß gemäß eine» Beschlüsse» be» LandtagSplenum» die Haltung der Anklagebehörde prüfen (!) soll. Weiter werden in nichtöffentlicher Sitzung mehrere BeweiSanträge formuliert. Der Vorsitzende teilte einige Schreiben mit. die bet tbm ctngegangen sind, darunter ein solche» de» bekannten Grütte-Lebder. in dem dieser nochmal» behauptet, baß er den seinerzctttgcn Mord, der durch erstinstanzlich » Urteil bereit» gerichtlich geahndet wurde, aus Anweisung der beiden völkischen -lbaa. Wulle und Kube begangen habe, und in dem er den Oberstaatsanwalt Dr. Jäger beschuldigt, ln dem Ver fahren gegen Wulle nicht nachdrücklich genug vorgegangen zu sein. Der Airsschuß behielt sich eine Beschlußfassung über diese» Schreiben für später vor. Sodann trug der Berichterstatter Abg. Kuttner (Goz.) den Inhalt der sehr umfangreichen polizeilichen SrmtttlmrgSakten tm Falle Aba. Mever (D.-N.s- Schultz vor. ILet Schluß be» Blatte» bauert öle Verhandlung sort.I Dor dem RürklriN de» Oderreichsanwatte» Sbermayer. Leipzrg. ri. Febr. Da» in Berliner parlameutarische« Kreisen zirkulierende Gerücht, wonach Obcrrcichsauwalt Dr. Sbermayer beabsichtig«, demnächst mit Erreich»«» der gesetzlichen AlterSgreuze vo» »8 Jahren auS dem ReichSdienft ausznschetLc», wird vo» diese« selbst bestätigt. Tr. Ludwig Ebermauer, der m» lk. Avril tR>S in Nörbltngen in Bauern geboren wurde, hat sich um dl« deutsche Recht»pfleg« große und unvergängliche Verdienste erworben. Im Jahre lS02 würbe er an das Reichsgericht berufen, wo er litt» zum Genat«vräsidenten er nannt wurde. Al» Vorsitzender des Strafsenats beim Reichsgericht hat er nunmekr zahlreiche kandedverratsprozepc, auch den Prozeß orzberger-Helfsertch geleitet. Am 1. April !V21 wurde er Nachfolger des blsherigen Lberreichsanwalr» Dr. Zwetgert. Er hat die An klage erhoben in den großen politischen Prozeßen des letzten Jahr fünft: Tem Jagvw-Prozeß und dem Ralhenau-Prozcß. Dr. Eber, inaner bat auch al» furistifchrr Gelehrter und Schriftsteller einen großen Namen. So verfaßte er einen Kommentar zum Strafgesetz, buch und hat an dem Entwurf de- neuen Strafgesetzbuches hervor ragend mtlgcarbeitet. Er ist Tr. tue. h. c. der Universität Güttingen. Montag. 22. Aebrvar 1S2S Oertkches und Sächsisches. 12'/, prozenttge Aufwerkung -er Sparkassen- gulhaben in Sachse«. Da» Sächsische Gesetzblatt vom lä. Februar enthüll dt« Erft« Verordnung zur Durchführung der Auswertun« der Sparkassrnguthaben. Erfreulicherweise brlugt da» Ministe- rium de» §>--ern damit Klarheit in dies« gerade von vielen sogenannten kleinen L-utev und Sozlalr«ntnern mit Span, nung erwartet« Frage. Auf Grund van 8 V8 de» Gesetze» über dte Aufwertung von Hypotheken und anderen «n. sprachen (AiFwertungSgesetzs vom IS. Juli 1S2K ordnet da» Mlntstertum an: ß 1. Di« Auswertung der Sparguthaben erfolgt bet allen öfsentlichen ober unter Staatsaufsicht stehenden Sparkassen ohne Bildung einer Teilungömasse und ohne Bestellung eine» Treuhänder» zu einem Aufwertungssatze »o« 11X ». H. de» Galb» markbetragS der Sparguthaben. 8 2. Wird nach Inkrafttreten dieser Verordnung eine nach den Vorschriften de» RelchSgesetzeS über die Ablösung vsfentlicher Anleihen vom Iss. Jnlt l»2ö der Ablösung unter, liegende Markanlethe einer Gemeinde, der dte Gewähr- letstung für eine Sparkasse obliegt, in der Weise getilgt, da« hierbei el« Aufwertungssatz »o« mehr al» UN ». H. de» Gold, werte» erreicht wird, so ist dieser höhere Satz auch für bi« Aufwertung der Sparguthaben bei ihrer Sparkasse al» Aus. wertungSsatz maßgebend. Da» Entsprechend« gilt, sowelt bet der Tilgung der für eine Markanleihe auSgcgebenen Ab- lösungöanleihe ein Aufwcrtungssatz von 12l6 v. H. des Gold- werte» de» Markanlethe überschritten wird. Dabei macht e» keine» Unterschied, ob dte Sp"-^"thabci, ans eigenen Mitteln der Sparkasse oder ans Mitteln der ge- währleistenden Gemeinde über 13>- v. H. aufgewertet werden und, fall» dte höhere Aufwertung auf Grund der Höheraus. Wertung einer Gemetndeanlethe erfolgt, ob die höhere Aus- Wertung dieser Anleihe freiwillig oder infolge einer Ent scheidung in dem durch die Erste Verordnung zur Durch, sührung der Ablösung der Markanleihen der Gemeinden und Gemetndeverbände vom 28. Januar 1926 geregelten Ver fahren vorgenommen wird. 8 3. Werden bei einer Sparkasse Sparkassenguthaben zu einem höheren als dem in 8 1 bezeichneten Auswcrtungssahe aiifgewertet, so ist ein Beitrag in Höhe der Hälfte desjenigen Betrage», der für die über 13)4 v. H. de» Gvldmarkbetrages htnausgchende Auswertung erforderlich ist, an einen Au», gletckstock abzuführen, au» dem leistungsschwache Sparkassen bet der Aufbringung des in 8 l vorgeschriebenen Aus. wcrtungssatze» zu unterstützen sind. Die Verpflichtung zur Leistung de» ln Abs. 1 bezeichneten Beitrages sowie dessen Höhe wird durch den für die iu Abs. l bezeichnet« Sparkasse zuständigen KreiSauSschuß endgültig festgestellt. Da» Ministerium des Innern behält sich vor. nähere Be stimmungen über dte Verwaltung und di« Verwendung des Ausgleichstocks zu treffen. 8 4. Die Einleger der Sparkasse werben im Verhältnis de» Goldmarkbetragv ihrer Forderungen berücksichtigt. Einer Anmeldung der Guthaben bedarf es tm allgemeinen nicht. Nur wenn ein Einleger auf Grund der Tatsache, baß sein Gut- haben von einer Sparkasse auf eine andere Sparkasse über- wiesen worden ist, eine Auswertung verlangt, die höher ist, als sic der Goldmarkwert der Einlage zur Zeit der Ueberweisung auf die zweite Sparkasse an sich rechtfertigt, so hat er diesen Anspruch binnen drei Monaten, von Erlab dieser Verordn»»« ab gerechnet, bet der zweiten Sparkasse anzumelben. 8 ö. Der Mindestaoldmarkbetrag, den die Guthaben er reichen müssen, um bet der Auswertung berücksichtigt zu «er den, wird auf acht Goldmark festgesetzt. Einzahlungen und Auszahlungen, die nach dem 14. Juni 19-2 erfolgt Nnd und tm Stnzelfalle einen Golbmarkbetrag vo» öl> Pfennigen nicht übersteigen, bleiben bet der Aufwertung unberücksichtigt. 8 6. Die Auszahlung der ausgewertet«« Sparguthaben «ub deren Verzinsung kan» vou be« Einleger« bi» g»s weiteres nicht gefordert werde». —* Elbhochwasser. Dte Sächsische Wasserdaudtrektion ver- öffentlich: folgende Voraussage: .Elbe Dresden DtenStcg frühzeitig 200 Zentimeter Über Null, schwach steigend* Ls gibt zur sei es bei rauher gerütrter, rissiger oder spröder Kaut, gegen Gletscher- und Sonnenbrand, zur Be seitigung des Brennen- nach dem Basieren, über» haupi gegen all» Schäden der Saul — nicht» Besseres als UeberaU zu haben in Tuben SO Psg. u. l.— M.. in Dosen 1.75 u. 4.50 M. - S: Owdkwrchh, Witz. 8 Moliere-Aben- im Schauspielhaus. »Der Geizige* »nd „Der etugebildete Kraule*. Die Krage, ob Moli-re noch unmittelbar wirkt, hätte bei nah« «tue sehr zeitgemäße Antwort tn einer kleinen Mit- Wirkungsszene de» Publikums gefunden. Als tm „Etn- aeblldeten Kranken* MoliireS bittere Worte aus die Ohnmacht der medizinischen Wissenschaft, die vieles, bloß nicht heilen könne, gesprochen wurden, gab eS einen Zustimmung»!«? und «in kurzes Händeklatschen von des Theater» Höhe herab und säst wäre die setzt so leicht kochend« Volksseele in» Wallen ge kommen. wenn nicht das Gelächter der übrigen den Ausbruch »er Medizinsetnde etngeschüchtert hätte. Dieser ganz kurze Zwischenfall war sehr lehrreich. Von der Bühne wirkt eben allezeit, was in der Masse innere Zustimmung erweckt, und zwar gerade Halbwahrlietten, dte eine einseitige Auffassung zu bestätigen scheinen. Viel weniger dte großen, tiefen Erkennt nisse und Offenbarungen des Dichter». Al» Harpagon den Verlust seiner Kassette mit 80 000 Franken entdeckt hat, und Ponto, der Darstgller de» Geizigen, mit erschütterndem Lachen des Wahnsinns zur Türe hereinstürmt, fühlte die Mehrzahl nicht die Tragik der Situation, hörte nicht den VerzweiflungS- chret eine» vom Gcldhunger Besessenen heraus, sondern sank» ein Benehmen vorwiegend belustigend »nd komisch. Man achte am vergnügteste» bet der schaurigsten Stelle. Für dte Psychologie der Masse sind diese beiden Tatsachen sehr kenn zeichnend. Sollen sich Dichter und Darsteller über solche schiefe Wirkungen ihrer Absichten freuen? Insofern sie da» Publikum, wie eS nun eininal ist nnd immer war, nicht entbehren können, müssen sie glücklich lein zu wirken, auch wenn sic mißverstanden werben. Ja, für Werke, die ein viertel Jahrtausend alt sind, wt« MoliereS Lustspiele, ist eine falsche Wirkung noch immer besser als gar keine. Mit der „Unsterblichkeit* der klassischen Werke ist e» so eine Sache. Es gibt da icdenfalls verschiedene Grade. So ist etwa „D e r e i n g e b t l d e t e K r a n k e" nm einige» sterb- sicher und abgestorbener als „Der Geizig Was sich um Herrn Argan herum absvielt, um ihn von seiner Einbildung, bah er krank sel. zu befreien, ist ein Schwank mit allerletPossen, über die MolidreS Zeitgenossen sich wasirs^'etnltch so lebkalt amüsiert haben, wie die heutigen bet „EharlevS Tante*. Sie erkannten ihre Zerrbilder und konnten sich darüber freuen ober erbosen, ie nach Temperament. Uns ist eine Figur wie der Mobeaeck und SchalSkovs Thomas DtafoirnS denn doch nur ein« Kostümgrupve mit Zcitfitllung und so mancherlei, auch die Satire aus dt« «erzte, tn bteser breitgesponnenen Komödie, dl« schon um deswillen starke Kürzungen fordert. sMan sollte sie noch nachholeu.) Der eingebildete Krank« selbst mit seiner einen Charakterseite ist eine Weil« ganz unterhaltend, ver- llert aber dann an Bedeutung für un» und wird erst wieder bemerkenswert, al« er am Schluß trotz allem seine fix« Idee nicht loSläßt. Aber er bleibt damit doch nur ein verrückter Kerl, der sich den LuxuS, krank zu lein, leisten kann. Da hat der Harpagon et« ganz andere» Formal. Sein« fixe Idee ist eine wirkliche schwere Seelenkrankhett. die den ganzen Menschen zerstören kann. Der Gei, al» innere Auszehrung de» Ge- müteS, Verrückung de» Wertproblem», schaurige Entartung de» Güterbegrisf». Dämonie de» Mammon», Fluch de» Goldes, — tiefes Problem von Plautu» über Molttre zu Balzac und Sternhrtm, erschütternde» Motiv brr Menschseinstragödie. Dieser Besessene wird in der Typtk der Moliereschen Charakter, zrichnung „unsterblich* bleiben. Wa» sich um ihn herum ab- spielt, ist auch nur ein Zeitschwank, im einzelnen so sorglos gemacht, baß Molitzre nicht einmal Anstoß daran nahm, seinem Geizhals eine ziemlich große, überflüssige Dienerschast zu geben. Aber alle» bient nur der Belichtung be» Kern. Problems: Zerstörung der Seele durch den Geiz. Auf den wirklich Kranken, den Geizigen, den eingebildeten Kranken folgen zu lallen, ist also eine gute Verbindung und eine richtige GewtchtSverteilung. Wenn man nach langem Zwischenraum beide Lustspiel« neu einstudiert hat, so liegt da» im Zuge der Klassikerpslege. Man hätte aber auch einmal SternheimS „Kassette* spielen sollen. Dte Hauptcharaktere bei Molidre sind große Schanspieleraufgaben. Sie wurden von Erich Ponto IHarpagoni und Alfred Meyer sArgani, unseren beiden großen Charakterkomikern, erfüllt. Ponto legt den Charakter de» Geizigen aus eine Art Greisenwahn- sinn an, viel verdeckter und gedämpfter, al» man sonst den Besessene» zu sehen pflegt Andere betonen den Hauö. tyrannen, de» Gewaltmenschen tn ihm: Ponto zeigt dt« ver- steckten Irrwege dieser kranken Seele, ihre Furcht vor Ent. deckung, ihr ständiges Mißtrauen, bi« beklemmende Angst und dte ablenkende List, So ist seine Besessenheit nicht laut und lärmend, sondern scheu und leise, aber um so greller und ent. setzlicher der Nuübruch des Jammern» um da» gestohlene Geld Bis tn kleinste Feinheiten, «in liebkosende» Streichen über die Etlrnbänder der Truhe, da» Aufblitzen geschmeichelter Eitel keit. ist diese pathologische Seelenstudie burchgrarbcttet, zu- sammengehalten von Ponto» einheitlicher Gestasinn^Skraft. Manche Kletnmaleret der Regie KletauS kommt dabei zur Geltung. Sein Einfall. Wendeltreppen nach oben nnd unten führen zu lassen, ermöglicht Zwar einige günstige .Stellungen* und „Austritte, widerspricht aber der Wahrscheinlichkeit, Harpagon wohnt gewiß lieber in einem leicht abschließbaren, engen Ranm. Unter den anderen Darstellern — Lotte Grüner, Hertha Schroeter» Posse, Kletn- oschega, Wterth usw. — war die Charakteristik der Kupplerin Krosine durch Iba Bardou-Müller ein Kabinettstück an psychologischer Fetnkomtk. Der Argan Meyer» ist ein wvhlgepflegter, faule, Dicker, der sich zwischen bunten Decken und Kissen und in eluem fyrbig sehr schönen Zimmer recht wohlfühlt tn fetner Selbst- bejammernng und Wehleidigkeit. Ein Künstler wie Meyer trifft diese Komik der Situation natürlich sicher und hat zahl reiche Drücker und Mittelchen zur Belebung beS «inen Grunbtone», Tr erreichte lm Spiele mit dem totgegkaubten Kinde ida» ein sehr angenehme» Theaterkinb abgahf auch ttesere Wirkungen. Im Sviel mit Stella Daplb al» Totnette kam da« Tempo und Temperament der Komödie srtlch heran«, bank der munteren, derben Lustigkeit und flotte» Dptellaune der David Pariser Lust umweht« dt« Veline der Jenny Schaffer, die wie eine Porzellanpuppe auSlab, und hinter rokvkvscm Charme die Erbschleichers reizend ver barg. Ueberhaupt war der Ton wie die Kostüm« mehr auf Rokoko gestimmt als aus Barock und anmutige Erscheinungen wie die Slngeliaue von Maria Rix nnd komische Chargen wie der Dr. DiasoiruS von Mehnert, sein affiger Sohn Thomas von Witt, der aufgeregte Arzt Purgon von Schröder ergaben, zumal man heute nicht mehr prüde an den Krankenzimmerspäßcn einer derberen Zeit vorttbergeht, einen leichten, bunten Komvdienstil in altem Kostüm, der nur durch die gedehnte Breite de» Ganzen in seiner Munter keit gehemmt wurde. Mit dem, ma» allgemein menschlich bauernd ist t» MoliereS Charaktcrlustsvielen, wirkten sie auch heute noch aus ein beifallsfreudiges Publikum. Dr. Felix Zimmermann. Kunst un- Wissenschaft. 1" Mitteilungen der Sächsischen StaatStheater. Opern- Han». Die Ausgabe der OperiianrcchtSkarten für de» 4. Teil der Spielzeit 193'^3i! <4 Vorstellungen der Reih« nnd Ls erfolgt bis mit Donnerstag, de» 25. Februar, an der Kasse de» Opernhauses (Vestibül link»* von vorm, ly bi» nachm. 4 Uhr. Mittwoch, 24. Februar, außer Anrecht, „ToSca* von Puc- etni mit Meta Seinemcner in der Titelrolle, Tino Pattlera, Robert B»rg. Musikalische Leitung: Kurt Striegler, Spiel leitung: Georg Toller. Anfang X8 Uhr. Am Donnerstag, 2V Februar, gastiert Lotte Schön«, die Erste Kvloratnrsonbrette der Wiener StaatSoper, zun« ersten Male al» Adele ln der „Fledermaus*. Frau Schöne hatte kürzlich an der Berliner Stabtoper al» Blondchen »n Mozart» „Entführung* einen sensationellen Erfolg.
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