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-ß. Jahrgang. ^ S» Morttag. 22. Februar 122S ivegrün-et 1SSS ! > HU Mark. LeadlanlchrM: Nichrtchi»» Dr»,»«. A«n>pr»ch« - Sommelnumm«: SS 241. iüa Mr Nachla^pritch»: 20011. o»m Ik. vt»2S. Aidruar >Md v« Mal. N»»»malic>»r JuftiUun« ir»> Lau» ÄkAUg5'lV6l)lU)k Poftd«ug»pr«t» iür Mono! gedruor 3 Mark ohn» Poftjufl»llung»g»dül,r. Nl».^»i»»««rr l« P,«u>t,. Dt« Anzrtarn w«rd«n »ach Sold mar« verrchnei. dt« »tntpaltzo» K> mm dr»tt« Anz-Igen-Prelk:L »Ä»SL"LLS"NS -uk«rkalb 2M Pta. vff«rIrna»t>IÜ,r 10 Pta. Ausw Auttraa» -»a«n V»rou»d«»anl Schrtlll«tkma und Loupta war««,llra „ SS<42. Druck u. Verlag oon Utrptch L «etcharkt >n Dresden Polllchech-Lonlo 1OSS Dr»»d»n. Nachdru>l> nur mtl deutlicher vueUen^nnad» .Dresdner Nnchr' > mlitttia Unn»rl-n"i- S-drtltNUchc merden nich> lulbewakrl. Rordtirok Mell an den Mlerbund. Der bevorstehende Schritt des Tiroler Landtages in der südtiroler Frage. Polens fortgesetzte Bemühungen um einen Ratssitz. - Eine merkwürdige Ausslan-sbewegung gegen Ab- el Krim? - Die Feme-Unlersuchung. Prokesl -es Tiroler Lan-eshauplmanns in Wien. Wie«. W. F«Lr. Wie die Moracnblätter melde«, bat ßch der Laudeshauvtmann von Tirol. Dr. Stumvf. «ach Wie« beaebcu. um der Bundesregierung vo« der aroßen Er- rea«»a der Tiroler Bevölkern«« Mit«eilu»a z« machen, und um vo« der Realer««« Schritte zu verlanae«. die zur Be» rubiauua der BevSlkeruna beitragen können Wie in politische» Kreisen verlantet. wird der Tiroler Landtag in dieser Woche »nsammentrcteu «nd bcschliekeu. sich direkt au de» Völkerbund zu weudcu. da die Bundesrcaieruna der Ansicht ist. daß die vorauslekunaeu iür einen solchen Schritt in der Südtiroler Frage nicht aeaebcn knd. lT.-U.) Der Protest -es Tiroler Dolksvereins gegen Aameks Ae-e. Innsbruck. 23. Febr. In der Protestkundgebung des Tiroler BolkSvereinS gegen die stiebe Dr. Rameks heißt eS: Wir wissen, daß Oesterreich durch den Vertrag von St. Germatn außenpolitisch zu völliger Ohnmacht verurteilt wurde, baß also dem österreichischen Außenminister nicht nur sehr enge Grenzen des Handelns, sondern auch der Rede- sreiheit gezogen sind. Cs bestand aber für den Außenminister kein Zwang, das Land südlich des Brenners nicht mit seinem wahren Namen zu bezeichnen und cS mit einem Aus druck zu belegen, der aus der Rüstkammer derjenigen stammt, dir dieses schöne Land mit Gewalt seines deutschen Charakters berauben wollen. Südtirol mit dem Name« Oberetsch z« bezeichnen, heißt nicht nur. den durch den Friedenövcrtrag ge. schaffen«« Zustand anerkennen, e§ h ißt vielmehr auch, die dort getriebene gewaltsame Vernichtung des Deutsch tum- z« billige». Ein -iplomakischer Tee. Paris, 2N. Febr. Der polnische Botschafter Chlapowskt imt heute nachmittag tm Carlton-Hoicl einen Tee gegeben, zu dem sämtliche französischen und auch die auswärtigen Presse vertreter eingeladen waren. Ein polnischer Diplomat hielt eine Ansprache, in der er die Gründe darlegte, aus denen Polen an der Zuteilung eines ständigen Ratssihcs sesthalten müsse. Der Redner führte u. a. auS: Zu gegenwärtiger Stunde, wo Deutschland in den Völkerbund ausgenommen wird, nimmt die Frage der Reorganisierung des Rates eine besonders akute Form an. Der Eindruck tritt deutlich hervor, daß ei« „gewisses" Gleichgewicht zwischen den ständigen und zeitweiligen Sitzen herbeigeführt werden muß. Ich erinnere daran, baß die Völkerbunds versammlung von lv33 diese Idee des Gleichgewichts bereits als die Voraussetzung für die Vermehrung der nichtständi gen Sitze anerkannt hat. Zudem unterliege es keinem Zwei fel, daß das moralische Prestige des Völkerbundsrates in der Welt nur durch die Vermehrung der Ratssitze erhöht werden kann. Wenn es bisher der Fall war. daß die zehn Mit- gliedcrstaatcn des Rates Beschlüsse im Namen von 55 Staaten fallen konnten, so reicht diese Zahl nicht mehr aus. um dem Rate dieselbe Autorität gegenüber der Völkerbunbsversamm- lung zu sichern, besonders wegen der erweiterten Kompetenzen des Rates und seiner Pflichten. Die Ausnahme einer größeren Zahl von Vertreter« in den Rat sei daher unabweisbare Not wendigkeit, weil sie nur die Gewähr bietet, daß die Entscheidun gen des Rates nicht nur auf einer formellen, sondern auf einer wirklichen Autorität beruhe«. Im entgegengesetzten Falle muß mau unaufhörlich Konflikte zwischen dem Rat »nd der Völkcrbundövcrsammlung erwarten. Der Redner gab dann der Ansicht Ausdruck, daß die politische Aktion des Rates auf Zentral- und Osteuropa nicht zur Wirkung komme» werde, wenn Polen keinen ständigen Sitz im Rai erhalte. Die latei nischen und auglodcntschen Staaten seien vertreten,- die slawischen Nationen müßten setzt durch Polen vertreten werde». sT.-U.s Zustimmung zu der SoNchast General Smuls tu London. London, 2ll. Febr. Die Botschaft des Generals SmntS über die französischen Versuche, die Zahl der VölkerbundS- ratSsitze zu vermehren, ist, wie der diplomatische Korrespon dent des „Dailn Telegraph" berichtet, in Londoner amtlichen Kreisen sowie auch in Kreise» der Dominions des Völker bundes sehr begrüßt worden. Nachrichten ans Genf weisen daraus hin, daß man dort einer sehr begrenzten Re konstruktion des BölkerbnndSvates nicht abgeneigt sei und die Zuteilung eines permanenten Sitzes an Spanten unterstützen würde. tT. ll.) Eine wettere schwere Enttäuschung hat dte Rede beS Bundeskanzlers dem Tiroler Volk dadurch bereitet, daß er es ablehnte, die durch dte Reden Mussolinis geschaffene Lage vor dem Völkerbund aufzu rollen. Wir verwahren uns gegen eine solche Vertretung der Interesse« Tirols durch den österreichische« Außenminister «nd erklären freimütig, daß wir keine« Grund haben, «ns für de« Fortbestand einer Ne gierung unter solcher Führung «nd mit solcher Außenpolitik ei«,«setze». lT.-U.) Die Desreiungsseier »er Bonner Sludealea- sch-st. Bon«. 32 Februar. Die Feier der Befreiung Bonns durch die Studentenschaft wurde am Sonnabend durch einen Be grüßungsabend für dte bereits etngetrofsenen Gäste eingelettet. Am Sonntagmorgen versammelten sich der Lehrkörper der Universität. Rektoren von 24 Hochschulen und zahlreiche Ehrengäste, sowie die Vertreter der geistlichen und weltlichen Behörden mit der Studentenschaft zu einem Festakt. Der Rektor der Universität dankte In seiner Festrede den Studenten und Dozenten, die treu und besonnen in der Zeit der Not auS- gehalten hätten, somte der Staats- und der Rcichsrcgierung, die nach Kräften geholfen hätten. — K«ltuSmI«lster Dr. Becker überbrachte dte Glückwünsche der preußischen StaatS- regterunq, sowie der RelchSregterung. Nach dem Festakt wurde in der Universität das Denkmal für die i« Weltkrieg gefallene« 82st Angehörige« der Universität enthüllt. Darauf fand noch vor dem Ernft-Moritz-Arndt- Dcnkmal eine Gedächtnisfeier der Studentenschaft statt, bei der nach dem Rektor der Universität, Reichsminister des Aeußere» Dr. Strcscmauu das Wort ergriff, der der schweren Zeit der Besatzung gedachte, und die Hoffnung aus eine baldige völlig« Befreiung des Rheinlawdes aussprach. tT. U.) Der „Temps" zu -eu Erklärungen Slresemanns. Paris. 21. Febr. Die Mehrzahl der französischen Blätter hält die Zuteilung eines nichtständigen Sitzes an Polen so gut wie gewiß, da durch die Wahl Spaniens zum ständigen Bölkerbundsratsmttglied ein nichtständiger Sitz frei werde. Allerdings sei das Ergebnis der Gebeim- abstimmung. zu der die Völkerbundsoersammluna über die neue Besetzung des Sitzes schreiten werde, nicht tm voraus gesichert. Man nimmt jedoch an. daß die volensreund- liche Stellungnahme Italiens ausschlag gebend sei» werde. Der „Temps" wendet sich in seinem heutigen Leitartikel mit aller Entschiedenheit gegen die Erklärung StresemannS vor dem RetchstagSanSschuß für aus wärtige Angelegenheiten. Dem Blatt zufolge enthält der Briefwechsel zwischen der ReichSregieruna und dem Bölker- bundsrat nicht ein einziges Wort, das den Schluß zulteßc. daß Deutschland einen ständigen Sitz für sich unter Ausschluß anderer Mächte in Anspruch nehmen könne. Stresemann ließe sich eine „bewußte Irreführung" zuschulden kommen, wenn er einen andern Standpunkt vertrete und von Versprechen rede, die nie erteilt worden seien. Dte Re organisierung des Völkerbundsrates sei eine Frage, die be- retts seit mehr als zwei Jahren Gegenstand zahlreicher Be sprechungen in Völkerbundskreiseu und Prclleerörterungeu bildete. Das Blatt macht sich weiter die von volntscher Seite vertretene Auffassung zu eigen, nach der eine Erweiterung des Rates der Stärkung seines Ansehens und der Wirksamkeit seiner Beschlüße dienlich sein werde. Im Gegensatz zu dieser Hartnäckigkeit beS Pariser Re- gierungSblocks steht nachstehende Londoner Meldung, die darauf hlnweist. daß man in Parts wohl kaum aeneigt sein wird, sich um dieser Frage willen ein Zerwürfnis mit Eng land auf den Hals zu laden: London. 23. Febr. Der Pariser Berichterstatter der „Dailn Mail" meldet: In gutunterrichteten Kreisen sei dte Ansicht ausgesprochen worden es sei wenig wahrscheinlich, daß unter den gegenwärtigen Umständen außer Deutschland irgend welche anderen neuen ständglen Migltvdcr in den Völkerbunds rat gewühlt werden würden. Wenn die britische Negierung sich gegen den Vorschlag auf Zulalluna von Polen erklären würde, so werde die französische Regier««« vermntlich die Anaeleacnhcit lieber falle« lassen, als sich ank der bevor stehenden Genfer Zusammenkunft im nächsten Monat in Gcacnsatt z« Großbritannien zu stelle«. tW. T. B.) «in plumper DerfuchsbaNon. Paris, 22. Febr. „Petit Partsien" läßt sich aus Berlins!) melden, StresemannS Kölner Rebe sei eine Andeutung, daß Deutschland den polnischen RaiSsitz zuaestehen wolle, und -war gegen eine frühere RLnWnng des Rheinland«». Me gequälte Kirche. Bon Liz. Stange. Leipzig, Mitglied der Landessynvde. Es gibt kaum eine zweite deutsche Landeskirche, die in den reichlich sieben Jahren seit dem Umsturz so hart unter den Auswirkungen von Kirche und Staat gelitten hat. wie unsere sächsische. Unmittelbar nach dem November 1Ü18 zunächst eine Schulgcsetzgebung der Bolksbeauftragtcn, die das Empfinden der christlichen Elternschaft auf das schwerste verletzte und von dem Vorgehen Adolf Hossmanns in Preußen kaum überiroffen werden konnte. Dann der Versuch, den Religionsunterricht aus den Schulen durch Staatsgesetz zu entfernen, der erst nach dem Einschreiten des Reiches aus Grund der Reichsverfassuwg ausgegeben wurde, den man aber auf indirektem Weg« durch ein Zusammenarbeiten des kirchenfeindlichen Teiles der Lehrer schaft mit radikalen politischen Parteien doch noch zu erreiche« versuchte. Gleichzeitig eine künstlich entfachte KirchenauStrittS- agitation, die zwar trotz der aufgewawdten Energie die Er wartungen ihrer Urheber enttäuschte, di« aber doch abermals das befremdliche Schauspiel zeigte daß eine politisch« Partei im Widerspruch zu ihrer angeblichen religiösen Neutralität die Führung der Agitation übernahm. Kaum war dieser Sturm abgeschlagen, so folgte die Not der Inflation, dte abermals die sächsische Kirche infolge des Verhaltens der Staats regierung in einem Umfange traf, der zeitweise an den Rand des Zusammenbruchs führte und die Aufmerksamkeit der ge samten Kulturwelt weit über Deutschlands Grenzen hinaus aus die Zustände in Sachsen lenkte. Als sei es aber mit dieser wirtschaftlichen Erdrosselung der Kirche noch nickt genug, griff die Regierung Zeigner gar noch tn das durch die Verfassung gewährleistete Selbstverwaltungsrecht der Kirche ein und er klärte kurzerhand die beiden leitenden Beamten der Landes kirche. darunter den eben erst gewählten Nandesbischof für ab- gesetzt. Es verging mehr als ein halbes Jahr bis wieder durch Reichsgerichtsspruch dieses offenkundige Unrecht behoben war. Man sollte wirklich meinen, baß es mit dieser Kette vo» Quälcreten die noch durch mancherlei kleine Nadelstiche ver mehrt wurden, nun hätte genug sein dürfen, und daß endlich unserer Landeskirche eine ungestörte Zeit des Ausbaues und der Entfaltung ihrer Kräfte zum Segen des Volksganzen be schicken sein sollte! Da steht unsere sächsische Landeskirche heut« abermals vo« einer großen Enttäuschung! Seit Monaten hatte man damit gerechnet, daß der Ablösungsvertrag mit dem Staat« und dte Einführung der neuen Kirchenverfassung zum I. April dieses Jahres erfolgen wird. Rechtzeitig halt« das Kirchenregiment und bi« Landessvnod« dte nötigen Vor bereitungen getroffen. Es war in Aussicht genommen, daß Ende Februar die LandeSsvnode nochmals zu abschließenden Verbandlungen znsammentreten werde. Noch vor wenigen Wochen kündigte eine Prellenotiz diese Snnodaltagung an uns sprach dabei die Hoffnung aus. daß der ins Auge gefaßts 1. April für die Einführung der neuen Verfassung festgehaltest werden könne. lim so größere Enttäuschung wivd es tn weiten Kreise» unserer Landeskirche erregen, baß die Aussicht auf den Abschluß des Ablösungsvertrages mit dem Staate und dte damit in Zu sammenhang stehende Einführung der Ktrchenversaffnng aufs neue in ungewisse Ferne zu entschwinden droht. Die vor gesehene Tagung der Lanbessynod« ist abgesagt worden uns niemand kann absehen, wann es zu der langersehnten Selbständtgketl der Kirche gegeniiber dem Staate kommen wirk niemand kann absehen. wenn eS zu der langersehntest Die Gründe dafür liegen, wte ieder Kündige erratest wird, in der gegenwärtigen politischen Situation Sachsens^ Schon bei der Hcrbsttagung der Svnode befremdete es. baß bet den seit langem elngeleiteten und unter beiderseitigem Entgegenkommen aussichtsreichen Verhandlungen über drei finanzielle Ablösung plötzlich seitens des Staates gewisse Schwierigkeiten gemacht wurden dte durch gleichzeitige Presse äußerungen in der der Regierung nahestehenden Prelle noch unterstrichen wurden. Immerhin hoffte man damals noch.- die Schwierigkeiten überwinden zu können. Jetzt ist diese Hoffnung zuschanden geworden, und wer die politisch^ Situation in Sachsen mit nüchternen Augen betrachtet, wirs sich sagen müssen, daß das. was bisher nickt erreicht werdest konnte, in absehbarer Zeit kaum zu erreichen sein wird. Für die Landeskirche entsteht dadurch eine sehr drückend« und peinliche Situation. Seit Jahren hat sic ihre neue Ber^ falluna scrtiaaestellt und wartet sehnsüchtig darauf, diesess neue Gewand einer staatssreien Kirche anlcacn zu können« Es sei nur daraus htnaewiesen, daß erst mit dieser neuen Verfassung die Landessynode die ihr nach Aushebung des landesherrlichen Kirchcnrcgi>nen»es znkommende entscheidend^ Stellung iSclbstverwaltnngsrccht. Etatirclit. Initiativaesetz^ gebnna) erhält, und daß auch das neu geschaffen« Bischofsi amt erst dann voll zur Auswirkung kommen kann. Dieiä Inkraftsetzung der neuen Verfassung hängt aber aufS engste mit der Ablösung der bisherigen finanziellen Verpslicktunacst des Staates gegenüber der Kirche zusammen, wte sie durch die Reicksversalluna sichergcsicllt ist Da die vcrkallunaSmäßig vorgesehenen reichörecktlichen Richtlinien iür diele Ablösung ans sich warten lallen, versuchte man. den Weg einer frei willigen Vereinbarung mit dem Staate zu bekckreiten. wie ihn ander« Lawdesklrchen schon längst erfolgreich gegangen sind. L» tk selbstverständlich, -«tz die Strch« »et derartig«/ Polnische Propaganda für einea Ratsfitz.