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Z73 Seile 4 — »Dresdner Nachricht«," — ^ - ANktwoch. 10. Uugvfk 1927 Scarlett Trent. Der Roman eines starke» ManncS. Von Ern st Philipps. Nachdruck verboten. Loporlght Earl Duncker Berlag. Berlin 1S27. «s. ,sarNet>uno.> Die Angeredete wandte sich langsam um und sah ihn ziemlich erstaunt an. Trent erkannte sosort. daß er sich geirrt hatte. Sie trna ein einfaches, weißes Leinenkostüm und eine dünne Mousselinviuse, aber sie hatte etwas an sich. daS selbst Trent nicht täuschen konnte. Er bemerkte sofort, dah sie Kreisen angelchrle, mit denen er noch nie in Berührung ge kommen war. Sie war die erste wirkliche Dame, die er je angcsprochcn. und er hätte sich die Zunge abbeihen mögen, als er bedachte, auf welche Art er eS getan hatte. Sch bitte um Entschuldigung," sagte er verwirrt, ,chaß ich Sic so anrederc. Der Irrtum entstand jedoch dadurch, dah Sie mir den Rücken zukehrtcn." Sie nickte und lächelte freundlich. „Falls Sie Herr Scarlett Trent sind, so liegt es an mir, sich zu entschuldigen. Denn ich bin allerdings ein un gebetener Gast. Darf ich Ihnen kurz den Grund meines Hierseins erklären?" Indem sie »och sprach, war sie einen Schritt näher- gekommen. Ein Sonnenstrahl, der sich einen Weg durch die Zweige gebahnt hatte, glänzte einen Augenblick in einigen verwirrten Löckchen des goldbraunen Haares auf und erhellte ihr Antlitz. Ei» liebliches Lächeln teilte die Lippen. Sie war wirklich ein reizendes Geschöpf. Aber Trent hatte nichts ge sehen als den ersten Schimmer des Sonnenstrahls, der aus ihre Züge gefallen war. Obwohl in allen Umständen des Lebens ein starker Mann, mit weit mehr als gewöhnlicher Selbstbeherrschung, fühlte er sich jedoch jetzt hilflos wie ein kleines Kind. Er war plötzlich bis in die Lippen erbleicht, ein sonderbares Summen sauste in seinen Ohren, vor seinen Augen lag ein Dunstschleier. Sie war es! Ein Irrtum war nicht möglich. Es war das Mädchen, um dessen Bild er in der Negerhülle BekwandoS gespielt hatte: Montyö kleine Tochter, über die dieser noch in seiner Sterbestunde gesprochen hatte. Er lehnte sich gegen einen Baum und vermochte kein Wort hervorzubrtngen. Sie sah ihn bestürzt an. „Sind Sie krank? Wie mir daS leid tut! Ich werde schnell ins Haus laufen und Hilfe holen." Er besaß noch gerade die Kraft, sie zurückzuhalten. Nach dem er einige Male tief Atem geschöpft, hatte er seine Selbst beherrschung zurückgewonnen, obwohl sein Herz ungestüm klopfte. „Ich bitte um Entschuldigung — ich wollte Sie nicht er schrecken. ES kommt durch die Hitze. Das passiert mir öfter. Ja, mein Name ist Trent. Ich weiß nicht, was Sic herführt, aber Sie sind willkommen." „Sehr liebenswürdig von Ihnen," antwortete sie heiter. „Aber vielleicht werden Sie noch anders darüber denken, wenn Sie erst den Zweck meines Hierseins wissen." Er lachte kurz auf. „Doch nicht etwas Unangenehmes, wie ich hoffe. Ich hatte den Eindruck, als ob Sie eine Skizze von meinem Hause machten. DaS ist Ihnen gern gestattet." „Ich werde ein offenes Geständnis ablegen," erklärte sie freimütig. „Ich bin Journalistin." „Was?", fragte er leicht unsicher. „Journalistin. Ich bin bei der .Täglichen Rundschau'. Die Erledigung derartiger Aufgaben wirb mir sonst nicht übertragen, aber ein Kollege, der damit betraut war, erkrankte, und sein Vertreter kann nicht zeichnen. Deshalb schickte man mich her! Schauen Sie mich bitte nicht an, als ob ich ein Ge spenst sei. Haben Sie noch nie eine Journalistin kennen- gelernt?" „Rein." antwortet« er mit Nachdruck. „Ich wußte nicht, daß sich Damen zu solcher Beschäftigung hergeben." Sie lachte leis«, und Trent erfuhr ^etzt zum ersten Male in seinem Leben, was eine musikalisch« Frauenstimme war. „Oh, es ist durchaus nichts Ungewöhnliches," entgegnet« sie. «Sie haben sicherlich nichts dagegen, sich von mir inter- vtewen zu lassen?" „Was meinen Sie?", forschte er verständnislos. „Daß ich Die interviewe. Dazu bin ich nämlich her- gekommen. Ebenso brauchen wir eine Skizze Ihres Hauses. Ich weiß, daß Ihnen das sehr unangenehm ist. Man hat mir erzählt, wie Sie den armen Morrison von der,Post' behandelt haben. Ich werde meine Kragen sorgfältig überlegen und Sie nur wenige Minuten belästigen." Er schaute sie unentwegt an, erstaunt und wie geblendet. Vom Scheitel bis zur Dohle bot sie eine tadellose Erscheinung, von dem geschmackvollen Hut herab bis zu den zierlichen Schuhen. Eine Journalistin! Er sah sie noch einmal an, die schonen braunen Augen, die leicht besorgt auf ihm ruhten, und den kleinen Mund mit dem humoristischen Zug. Die kleiner verwirrten Löckchen schimmerten wieder im Sonnenlicht. Sie war es! Er hatte sie gefunden! Sie schloß aus seinem Stillschweigen, baß er mit seiner Zusage noch zögere, und fuhr leicht beunruhigt fort: „Ich werde Die wirklich nicht zuviel fragen, und es ist für mich von großer Wichtigkeit, von Ihnen ein Interview zu erhalten. Allerdings hätte ich ohne Ihre Erlaubnis nicht die Skizze anfangen dürfen. Wen» Sie mir das verübeln, werde ich gehen." ES kostete ihm eine gewisse Anstrengung, zu sprechen, aber seine Stimme klang überzeugend, als er antwortete: „Sie können zeichnen, solange es Ihnen paßt, und die Skizze für jeden Ihnen passenden Zweck verwenden. ES ist allerdings kein großer Landsitz." „Sie sind zu freundlich! Und wie denken Sie über ein Interview?" „Ich werde Ihnen sehr gern alles erzählen, waö Sie wissen wollen," sagte er ruhig. Sie vermochte kaum an ihr Glück zu glauben. Bor allem, als sie an die Beschreibung dachte, die ihre Kollegen von Trent gegeben hatten. Danach war er ungebildet, grob und un- höflich: der Chefredakteur mußte eine Tracht Prügel haben, daß er sie einem derartigen Menschen zuschickte. Das alles hatten sie gesagt. Innerlich mußte sic darüber lachen. „Es ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen, Herr Trent." erklärte sie ernst. „Es kostete mich große Ueber- wtndung, hierherzukommen. Denn ich hatte keine Ahnung, ob Sie mich wirklich empfangen würden. Darf ich erst meine Skizze beenden? Vielleicht können Sie mir dann einen Augenblick Ihre Zeit schenken." „Wie Sie wollen. Darf ich Ihr Werk sehen?" „Gewiß." Sie überreichte ihm das Skizzenbuch. „Aber es ist noch nicht ganz fertig." „Wird es noch lange dauern?" „Vielleicht eine Stunde." .Sie sin- sehr tüchtig." sagte er mit einem leichten Seufzer. „Man nennt Sie den tüchtigsten Mann Londons." gab ie zurück. „Pah! Es ist keine Tüchtigkeit, die einem zu Reichtum verhilft." Er klemmte die Zähne zusammen und äußerte innerlich eine kräftige Verwünschung. Sie hatte sich plötzlich in ihre Arbeit vertieft. Ein lautes, schrilles Lachen hatte sie beide zusammcnzucken lassen. Eine junge Frau mit Lockenkopf und in hellblauer Abendtoilette tanzte auf der Rasenfläche vor unsichtbaren Zuschauern. Trents Augen schossen Blitze, sein Gesicht glühte. ES war ein Tanz aus einem Tingel-Tangel. und die Bewegungen waren reichlich ordinär. Bevor er es verhüten konnte, entschlüpfte ihm ein Kluch. Und dann wagte er cS selbst nicht mehr, nach der neben ihm stehenden Frau zu blicken. „Ich bitte um Entschuldigung," murmelt« er. „Ich werde der Szene sofort ein Ende machen." Sie dürfen Ihre Freunde nicht metnetwegen in thre» Vergnügungen stören." sagte sie ruhig. Sie blickte nicht ans, doch Trent fühlte deutlich ihre veränderte Haltung ihm gegenüber. „Es sind nicht meine Freunde," rief er ungestüm. „Ich werde sie alle chinauSjagen." Einen Augenblick sah sie auf. erstaunt über seine un- erwartete Heftigkeit. Sie zweifelte nicht daran, daß er meint«, was er sagte. Ohne ihn anzusehen, fuhr sie in ihrer Tätigkeit fort, doch ihr Ton war schon sreundlicher, als sie bemerkte: So wird etwas länger dauern, als ich glaubte. Kan» ich vielleicht morgen vormittag wiedcrkommen? Wann fahren Sie in die City?" „Auf keinen Fall vormittag," sagte er. Sie können morgen kommen, wann Sie wollen. Sie brauchen sich an ener Gesellschaft nicht zu stören. Ich werde schon dafür orgen, daß man aus Ihrer Nähe bleibt." Sie dürfen sich nicht meinetwegen Schwierigkeiten aus. laben und Ihre Gewohnheiten ändern. Ich bin durch meine Tätigkeit gewöhnt. Leute jeder Art kennenzulernen. Es kümmert mich wirklich nicht. Wollen Sie nicht lieber ins Häu schen? Ich glaube, den Tafclgong gehört zu haben." Er zögerte, anscheinend unsicher, doch entschlossen. „Ich möchte Sie noch etwas fragen. Es mag Ihnen zu- dringlich Vorkommen, aber das ist wirklich nicht meine Absicht. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, warum ich es wissen will: aber es zwingt mich ein guter Grund, eö zu tun." „Fragen Sie ruhig. Ich verspreche Ihnen zu antworten, wenn ich es ermöglichen kann." „Sie sagten, daß Sie Journalistin sind. Haben Sie diesen Beruf zum Zeitvertreib gewählt — oder um Geld zu ver dienen?" „Nur um Geld zu verdienen," erwiderte sie lachend. „Ich liebe meine Tätigkeit sehr, aber ich würde sie nicht halb so angenehm empfinden, wenn ic^mtr damit nicht meinen Unter- halt erwerben könnte. Glauben Sie, daß ich sie nur aus Liebhaberei betreibe?" Sch weiß es nicht." antwortete er. „Jedenfalls dank« ich Ihnen. Kommen Sie also morgen?" „Gern." „Auf Wiedersehen!" Trent lüstete den Hut und schritt widerstrebend dem Hanse zu, erfüllt von dem Bewußtsein, daß ihm etwas Wunderbares zuteil geworden ist. Er versank in angestrengtes Grübeln, und einmal blieb er stehen, einen kleinen Hund zu streicheln, den er gewöhnlich übersah, und als er über das Grasseld ging, pflückte er eine weiße Rose und fragte sich, weshalb Liese ihn an sie erinnerte. X TrentS Erscheinen auf der Rasenfläche wurde mit be geisterten Ausrufen begrüßt. Die junge Dame in Blau machte einige Tanzschritte und näherte sich ihm auf den Zehenspitzen. Das junge Weib mit dem blonden Haar schmollte allerdings noch, gab ihm aber durch einen Seitenblick zu verstehen, daß er ihre Gunst noch nicht für immer verloren habe. Niemand von ihnen bemerkte die mehr oder weniger unhetlverkündeivde Höflichkeit, mit der er ihren Gruß beantwortete, und den geringschätzigen Blick, den er abwechselnd auf die eine oder andere warf. ,F3o ist der vertriebene Stamm?" fragte er, während die Mädchen ihn an seiner Seite ins Haus begleiteten, iffortsevung folge.» ^ WM" ^s^s/r>e->ds Kurort Vloikor llirooii äecken lAittwocd uock 8onnnde»«l im »<UUk»-»U4e l-situng: kökiigl. lVluslkZik-sktok- ^eisreis äokanx 4 vdr Lintrltl SO pk^- oi-ivi^kr pfci. 2.60, 3.20, 3.60, 4.00, 4.40, 4.80 SerNnvr VS»« r»»IR vrleill PUslsoÜHlSs« HU«»»» »l«i»»»U »»»«Ist 0s*f3lU ^setilr n»»ptl»>«p» Aa«ll»achstr. S1,1. «cheViNnikerStr. Möbel billig! Bettstellen von tR Mb. an ca. S0 neue mod. Küchen von 44V Mk. an »roher «Volte» U«kk«nrlmm,k 8p«i»«rimm»r 8ekl»frimm«k von 4IV Mit. an klull»«longu«» von Mb. an rlurq»nl>kod»n von AI Mir. an S04«44» Eich«. Nußb. u. lullt, von 4>ü Mb. an Soliden Leuten «ventl. rsbiungeoeieiebt. 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I«InIIch»r, Dresden: i. die Anzciacn: Fr"i A»»i,. Dresden. Eine GewSbr für da» Erscheinen der Anieioc» an den voraetchriebenen Tagen towte mit beslimml. Seiten wird nicht acletsiet, Da, bcuttae Abendblatt umfaßt « Ssit«»