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Dresdner Nachrichten : 22.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188107223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-07
- Tag 1881-07-22
-
Monat
1881-07
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.07.1881
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«r. Sv» — 8«tt» » — alle Ed«l Fai»! die Kü b'roitL^ick«» «L» ^ult 18S1 Ki rsch« enster reparlrt worben - blieb nicht eine Scheibe ganz, erging e- vem Iltbischen Kaulmann Lindrnbera, dessen nur ein einziges Zimmer batte, in weichem sie gegen IniHlirir Schug suchen konnte, ferner wurde beim .«er Vesser alles zertrümmert. Auch baö Schaulcnster eine« christlichen Glasers und Toplwaarenvändlerö wurde total zerllvrt; ble»u wird die llldlsch klingende Firma — Simon — Ursache gewesen sein. Die iütische Bevölkerung besinbct sich in Besorgnis Itir Gut und Leben. Der Shnagogenvvrstand soll sich Hille suchend an den Regierungspräsidenten gewandt haben. Der Landratb bat weitere Gendarmerie von auswärts berbei- aezogen. — DaS Personal der ..Neustettiner Zeitung" reiste »,It der Bahn ab. aus dem Wege zum Bahnhöfe begleitet von einer Schaar halbwüchsiger Burschen. welche i»It..Hepp, depp - nun gedt'S sort nach Palästina" und anderen derartigen Rusen die eilig «bziebendrn begleiteten. «ine Kollision zweier transatlantischer Dampscr. wie sie in Hamburg lange nicht vorgrkommen. erlolgte vor einigen Abenden um. sechseinhalb Uhr in, dortigen Haien. Daö vom Schwarzen Meere gekommene, mit Malv beladene und lür Altona bestimmte Dampsboot „Sirocco" batte sich, wadrscheinltch iniolge einer nicht richtig verstandene» Ordre, zu wett elbaufwärts be geben. In der Nähe des Jonas anarlangt, wendete nun daö Schiff, um nach Altona zurückziidamplen. Wie eö heisit. soll in diesem Momente das Steuer »erlagt haben, lnsvlgc dessen der Steamer mit einer surchtbaren Wucht gegen den beim Aktien speicher ankernden, der Hamburg-Amerikanischen Packclfahrt- Aktlengesellschast gehörigen Dampfer „Suevla" anrannte. Daö aut den LanbungSbrücken stehende zahlreiche Publikum glaubte nicht anders, alü das, beide Steamer sich gegenseitig in den Grund bohren würden. Wenn dies nun auch glücklicherweise nicht geschah, so waren die Beschädigungen beider Fahrzeuge, wie sich nachher bcrauögestellt hat, doch sehr erheblich. Dem „Sirocco" war der Vordersteven vollständig eingedrückt, die Kommandobrücke und ein Mast waren zertrümmert und über Bord gegangen. sowie drei Rettungoböte zerschlagen. Die „Suevla^ war an der Schanzbekleldung erheblich temolirt; auch wurde die Fallrccpötreppe zertrümmert. Menschen sind glück licherweise nicht verletzt worden. Trotz der erheblichen Beschä digung ließ sich der „Sirocco' nicht abbalten, nach Altona zu dampfen, wo er bei der neuen Anfahrt testgehalte» würbe. Hungerkur eines Hnndcö. In dem Kasernement deö rheinischen Fuß-ArtlUerleiegimentS Nr. 8 i» Metz hat jüngst rin Hund eine Hungerkur durchwache» müsse», die der berühm ten Kur deS 1)r. Tauner vollständig an die Seite gesetzt werden kann. Alö baö Regiment am I. Juni von hier zu der Schieß übung nach der Wahner Haide abrückte, war in einem Zimmer brr Kaserne, von Niemand bemerkt, ein Hund zurückgeblieben, der, alö die Mannschalt am 0. v. M. von der Uebung zurück- kehrte, daselbst zwar In total entkräftetem und abgemagertem Zustande, aber doch noch lebend angetrofsen wurde. Lurch ge naueste Untersuchung ist iestgestellt worden, daß an Nahrungs mitteln nicht baS Geringste i»> Zimmer zurückgeblieben war; deutliche erkennbare Spuren zeigen, daß daö Thier, um seinen Hunger zu stillen, an einigen Holztbeileu genagt halte. Wie eS möglich gewesen, daß der Hund die 30 langen Tage seiner Ge fangenschaft ohne Nahrung und Trank lebend überstanben hat, ist ein Räthscl. Alö man Ihn endlich erlöste, konnte er vor Mattigkeit anfänglich feste Nahrung nicht zu sich nehmen; nachdem man Ihm aber zwei Tage laug Milch eingeflößt, kam er langsam zu sich und jetzt frißt er wieder wie zuvor und läuft munter vor der Kaserne herum. Der Raubmörder Graßnick, der zur Exploration seines Geisteszustandes in die Jrrenabtheilung der neuen Charite zu Berlin eingeliefcrt worden, ist von dort wieder entlassen und zur Stadtvoigtei transportirt worden. Nach Ansicht der Acrzte hat G. nur simulirt. Wie ein Bach verschwindet crzüh'.t die „Saar- und Mosel-Ztg." : Der Gillcnbach, welcher in den letzten fahren binnen 24 Stunden noch ca. 41.000 Liter Wasser einen Wasserfall hiuab- stihrte und noch am Nachmittage des 15 d.M. lief, war am Abend des 16. gegen 6 Uhr verschwunden. Das durch den ungemein heißen Sonnenschein erwärmte Äachbett hatte auf einer Strecke von eini gen Hundert Schritten alles Wasser absorbirt. In mehreren Tiim- pcln sah man Schlangen. Uebcrhaupt gewahrte man in den letzten Wochen ungemein viele Schlangen im Busenthal, Lirzenicherthnl und dem Gillcnbach. Unter dem Wasserfall im Buscnthal konnte man gleichzeitig mehrere Ringelnattern im Wasser sehen. Bon verschiedenen Orten her hört man, daß bei der großen Hitze dieser Tage Soldaten bei ihren Ucbungsmärschen vom Hitz- schlage betroffen worden sind, zum Theil mit tödtlichcm Aus gange. Auch in Berlin ist ein Grenadier des Kaiscr-Franz-Garde- Grcnadier-Regimcnts am Sonnabend in Folge von Hitzschlag nach vorausgegangenen Ucbungsmärschen verstorben. ' " Friedrich Kohlenberg der u Fuß, der anscheinend Mordversuch verübt hat, aus Spandau in der Untersuchungs-Abtheilung der Königlichen Charit» eingeliefert worden. K., ein geborener Rheinländer, der seines Zeichens ein Schneider ist, hat am selbigen Tage Vormit tags einen im Lazarath Cvandau angestellten Krankenwärter mit einem spitzen Messer in die Brust gestochen und dadurch diesem eine lebensgefährliche Verletzung in der Herzgegend zugefügt. Nach Ver übung der That stellte sichK. plötzlich wahnsinnig und mußte daher behufs Exploration seines Geisteszustandes die Ucberfübrung in die Cliaritü erfolgen. Die setzt erst bekannt gewordenen Anteecdentien des bereits im 30. Lebensjahre stehenden K. sind derartige, daß ihm ein beabsichtigter Mord wohl zuzutrauen ist. Derselbe war während des Feldzuges 1870/71 vom Regiment dcsertirt, hatte einen falschen Namen angenommen und schließlich auch unter diesem im Zucht hause gesessen. Unter anderen schworen Verbrechen soll er am Rheine einen siebenfachen Raubmord verübt haben. Die Unter suchung gegen ihn ist eingelcitet. AuS Tuttlingen in Schwaben schreibt man: Die Hitze der letzten Tage hat die Donau beinahe ausgetrocknet. An vielen Stellen kann man dieselbe passiven, ohne einen nassen Fuß zu erhalten; wenn sich nicht die Elta und der Faulenbach barm herzig zeigten, so wären wir buchstäblich trocken gelegt. Wegen AuSbmcbö der Lungenseuche in Dänemark ist die Einfuhr und Durchfuhr von dänischem Nlndvich in Schles wig-Holstein verboten worden. Eine unheimliche, grauenvoller bat, l» der Nähe von Tilsit vor einer Reihe von Jahren verübt, scheint jetzt endlich aufgeklärt werben zu sollen. Dieser Tage wurde eine Persön lichkeit dem Gefängnisse in Tilsit überliefert, die i» dem dringen den Verdacht steht, vor sechzehn Jahren an einem und demselben Tage drei Personen ermordet resp. vergiftet zu haben. Der Verhaltete war früher Schmied und Kruginhaber zu Tilsewischke» im Kirchspiel Szillen. Dort verschwanden vor sechzehn Jahren drei Schweinehändler. Jetzt sind drei Menschcngerippc beim Graben in der Einfahrt deö Krugcü zu Tilsewischke» gefunden. Der Befund hat ergeben, daß die Gefundenen nicht einzeln durch äußere Verletzungen umgekommcn, jondern wahrscheinlich zu sammen vurch Gilt beseitigt sind. Schwere Verdachtögründe liegen gegen den Verhafteten vor. Der aus Berlin zur Entdeckung deö Verbrechers, welcher in dem Schlosse zu Klein-Schwein bei Glogau einen Raub- und Mordversuch gemacht batte, entsendete Kriminalkom missar Höfft bat den Verbrecher in der Perlon deö Wirthschaftö- Inspektor» Nadbhl ln Klein-Schwein ermittelt und denselben in daSGelängniß abgclielert. Höfst hatte sich seit dem Raube unter dem Namen Güteragent Franz Haugermann aus Danzig in Gramschiltz und Klein - Schwein ausgcbalten und unter dieser Maoke Ermittelungen angestelit. Der WIrthschastsinspektor hatte Kenntnlß davon gehabt, daß 4l,000 Mark im Schlosse angckom- men waren und folgenden Tagcö fortgcsandt werden sollten, und, von feiner genaue» Kenntnlß der Lokalitäten Gebrauch machend, in der Nacht sich diese Summe angeelgnet. Aus Berg-Divc>iow wird der „Ostsee-Ztg." geschrieben: „Hiesige auS See zurückgekvinmcne Fischer berichte», ca. 2'/r Meilen vom Lande einen großen Dampfer unter Wasser entdeckt zu haben. Bei ruhiger wec war daS Schiss ziemlich deutlich zu erkennen, weil eS nur so mel unter Wasser liegt, daß man aus dem Boot mit der Hand die Gaffel langen konnte^ Ob dies wohl die iin vergangenen Fahre verschollene „Mclida sem sollte?" Im Monat Mai kamen auf den deutschen Eisenbahnen an 11 nlälle " vor: 2 Entgleisungen aus freier Bahn, 12 Ent gleisungen und 14 Zusammenstöße ln Stattonen und 121 sonstige Unfälle. Bon den 1Ü.V88.V87 überhaupt beförderten Reifenden wurde 1 getbdtck, 8 verletzt, von Babnbeamte» und Arbeiter» im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe lk getödtct und 40 verletzt und bet Nebcnveschäftlgungen 1 gekübtet und 2v ver letzt, von fremden Personen 14 getödiet und 8 verletzt, sowie bei ckncr Hauses am . Hauses an der Pasterze ein ganz außergewöhnlich starker. Bisher waren bereits 78 Per sonen auf der Elisabeth-Hübe, von denen 48 im Hause übernachteten. Der Glöckner wurde bereits viermal bestiegen. Das Kreuz an der Kuppe deö Glöckners steht, zur Hälfte i» Schnee gehüllt, ganz un versehrt. DaS Glocknerhaus hat den heurigen Strapazen des Winters wacker Stand gehalten. Sonntag wurde im Beisein des Großherzogs von Mecklenburg in Ischl die Glocken weihe bei der protestantischen Kirche, dann der Aufzug der drei Glocken (Franz Joseph 1., Wilhelm I. und Kaiser Joseph HZ vorgcnommen. Die Festrede hielt der evan gelische Pfarrer von Golfern. Herr M. Welircnpfennig. Sonntag um 0 Uhr früh fand die feierliche Einweihung der neuen Kirche statt. Die Einweihung »ahm der Herr Superintendent Koch vor, die Festpredigt hielt der Ober-Hospreviger Jahn aus Schwerin. Frankreich, lieber die Ausweisung des Prinzen Don Carlos ans Paris wird berichtet: Nachmittags ui» 4 Uhr erschien der Polizei-Konimissür Clöment bei den, Prätendenten, welcher gerade aus der Kirche kam, und sagte: „Ich bin untröstlich darüber, Ihnen eine unangenehme Mittheiiung machen zu inüsscn", und überreichte ihm das vom Minister des Innern Unterzeichnete Dekret. Don Carlos ivar nicht überrascht, da ibn Freunde davon unterrichtet hatten, was ihm bcvorstche. Er rief: ZIch protestire gegen diese willkürliche Ausweisung!" — „Wollen Sie", fragte aber der Kom missär, „das Protokoll unterzeichnen?" — „Ja", erwiedertc Don Carlos, „wenn Sie meinen Protest ausnehinen". Aus die Erwiedc rung des Kommissärs, daß er nickt berechtigt sei, den Protest auf- znnchinen, verweigerte Don Carlos die Unterzeichnung des Proto kolls und fragte »nr kurz: „Wann muß ich geben?" — „Inncr- balb 24 Stunden" versetzte der Kommissär, „doch bewilligt Ihnen der Minister gewiß einen Aufschub, wenn Sic darum ansuchen". Darauf sagte Don Carlos: „Ich verlange keine Gefälligkeit von ConsianS, sondern ich weiche der brutalen Gewalt". — „Hier giebt cs", antwortete der Kommissär, „keine brutale Gewalt, und jetzt bitte ich Sie, mir sofort anzugeben, wann und wohin Sie reisen werden". — „Ich gehe", versetzte der Prätendent, „morgen 'Montag Abends über Calais nach London" Dan Eorlos' Ina» »nk cti„r,e> blieben in Paris. In R ouen ist ein Tbeil des Bahnhofes von St. Scver durch Feuer zerstört worden. Viele Wagen und ein ganzer beladener Güterzug wurden ein Raub der Flammen. Wir berichteten seinerzeit über die Misscthat eines jungen Verbrechers in Paris, Felix Lcmaitrc, welcher am 25. Februar einen aus der Schule Iieimkchreudcn sechsjährigen Knaben von der Straße weg in seine WirthshauSkammer lockte, ihm den Bauch auf- schlitztc, dann noch die Gurgel abschnitt und nach vollbrachtem Ver brechen sich selbst der Polizei stellte. 'Man hatte seitdem, durch das Gebühren des jungen Gefangenen irregesührt, versucht, aus Leiiiaitre einen interessanten Geisteskranken zu machen, der in einem Anfälle blutdürstigen Wahnsinns einen Uiischuldigcn ermordet hatte ; allein die Untcrjuchung sowohl als die Verhandlung vor dem Pariser Schwurgerichte ergaben, daß der 15jührige Verbrecher nur ein ver dorbenes Subjekt ist, das sich, als das Gcsängniß ihm für eine» Diebstahl in Aussicht stand, darauf verlegte, durch eine schauerliche Komödie Berühmtheit zu erwerben. Tie Geschworenen erkannten Lcmaitre für zurechnungsfähig und schuldig ohne mildernde Um stände und das Urtheil lautete auf daS Maximum der Strafe, wel ches aus einen Verbrecher, der das 16. Lebensjahr noch nicht erreicht hat, angewendet werden kann: ans zwanzigjährige Zwangsarbeit und zehnjährige polizeiliche Aufsicht. Der Mörder dankte lächelnd dem Gerichtshof und verricth nicht die geringste Bewegung, als die Wächter ihn absührten; er hatte, sagte er, wohl gewußt, daß das! Gesetz seine Verurtheiluna zum Tode nicht gestatte. Paris, 18. Juli. Die fürchterliche H i tz e dauert sort; mir hotten heute 35 Ccntigrad. Mehr als 20 Personen erlagen heute ans den Straßen den Wirkungen deS Sonnenstichs. Aus Charnat wird geschrieben: Herr M. Neige, Leutnant der Iägertruppe, ist der entsetzlichen Rohheit unserer Landbevölke- rung zum Opfer gefallen. Herr Neige wurde vor einigen Jahren von einem Sonnenstich getrosten und litt seit dieser Zeit in den heißen Monaten an Geistesstörung. In diesem Zustande floh er die Nähe der Menschen und kam am Freitag den 15. d. M. gegen 7 Ubr Abends obnc Kopfbedeckung und gänzlich durchnäßt in unse rem Torfe a». Er fragte mehrere Frauen, wo er sich befinde, doch ergriffen diese bei seinem Anblick die Flucht. 'Nun kam die mä»n liche Bevölkerung herbei und machte mit Heugabeln und Schaufeln Jagd aus de» Unglücklichen. Dieser zog in seiner Todesangst einen Revolver auS dem Gürtel und feuerte mehrere Schüsse ab. jedoch ohne Jemanden zu treffen. Hierauf holten die Arbeiter Rangier und Goronn ihre Gewehre ans ihren Hütten und feuerten ans den fliehenden Rciae. Ter erste Schuß traf seine Füße; er konnte sich nur noch mit Mühe aufrecht erhalten, da man ihn ein Schuß in die Brust zu Boden. Ein dritter Arbeiter, namens Libert, der mit einer Hacke des Weges kam, sah den Verwundeten aus der Erde liegen und schlug ihm auf Anrathen der Menge mit einem einzigen Hiebe den Kopf ab. Schweiz, (Privatbries.) Auch liier in Lausanne herrscht eine ül> crtropischc H i tz e. Nach Berichten Schweizer Blätter ist seit 1773 noch kein Inlir so heiß gewesen wie daS von 1881. Seit dem 4. Juli begann die Temperatur zu steigen und seit dem 8. bis zum 10. Juli zeigte der Thermometer unnnterhrochen 38" R. im Schatten. Russland. Die zunehmende Strenge der PoIizcimaß regeln läßt veriinlthen, daß die revolutionäre Partei ihre Existenz wieder fühlbar macht. Vergangenen Montag wurden im Walde der dein Fürsten Belosselski Bcloseuki gehörenden Insel Krestowski, einer beliebten Sommersrische der Residenz, zwei Männer einander gegenüber erdenkt gesunde», die — so wird wenigstens behauptet — im Dienste der Polizei standen. Auch in diesem Verbrechen ivill man ein Werk der Revolutionäre sehen. Zufolge der neuesten Vor schrist der Polizei Hoden die Inhaber der möblirten Zimmer zwei mal nionatlich über ihre Meitzer der Polizei Bericht zu erstatten, genaue Angaben über das Aussetze», die Lcbensiveise und dergl. zu geben. Die Masmatznie stellt einen großen Tbeil der liier leben den uiivertzeirattzelen Personen gewissermaßen unter Polneinufsicht. Einführung der Schutzzölle. In Amerika baden sie Wunder ge wirkt; welcher Nutzen würde unseren vaterländischen Manufak turen erblül«", wenn unsere Grenzzölle sich auf Dinge speziell erstreckten, deren Fabrikation durch natürlsckic Einflüsse vegünstigt ist und die darum auch nicht Etgentbum einzelner Länder bleibe» dürfen, während die Nothwendigkeit, alles DaS selbst zu piovu- zircn, waü »vir brauchen, Manntgialtlgkeit In ble Beschäftigung der besitzlose» Klasse, dem Kapitale jedoch elnc» größeren Spiel raum bringen würde. Eine Kommission zur Benützung der Indensrage beschäftigt sich mit der Kolonisirnng der Jude», damit sie sich dem Ackerbau wid men. DaS letztere Projekt winde schon vom Zar Nikolaus >. mit Energie unter großem Kostenaufwand und vermittelst eine« Militär- kordons zur Bewachung de» nnsreiivilligen Kolonisten ins Leben ge rufen. Ans allen Städten wurden die Inden, deren man gerade tzabbaft werden konnte, nach den Ackerbnukolonien dirigirt »nd ge zwungen, die Felder zu bestellen. Diese Versuche erwiesen sich in deß als erfolglos. Die Juden cnifldben oder reisten nuf Urlaub, begünstigt von den ihren „Argumenten" sehr zugänglichen, d. >,. bestechlichen Lokalbehörden, und suchten sich Beschäftigungen, welche ihrer Eigenart und ihren Neigungen besser zusagten. Der „Regierungs-Anzeiger" veröffentlicht einen kaiserlichen Bciebl, wonach die gegen die Nihilistin Jeise Hel Im an» aus ihr Gnadengesuch erkannte Todesstrafe in lebenslängliche Zwangsarbeit nmgcwandclt wird. Amerika. Nach in New-Bork eingetroffcnen Meldungen sind iniolge der abnorme» Hitze in der letzten Woche in Cin cinnati 414 Personen am Sonnenstich gestorben. vermtschtöS. * Wie die Zigeuner im eigenen Lager I ustiz üben, zeigt« nach dem Berichte ungarischer Blätter eine Scene, die sich iu der Nähe von Rakos-Palora unter den dort lagernden Zigeunern ab gespielt hat. Einem der Zigeuner war seine Baarschast abhanden getominen, er zeigte den Fall dein Oberhaupte (Vaida) an, welcher nun seinerseits die Nettesten des Lagers zu einer Äerathung berief, nach deren Beendigung er mit lauter Stunmc die Aufforderung er geben ließ, daß Derjenige, der das Geld gestohlen, es sofort zurück- aebe» solle. Nachdem jedoch die Aufforderung nicht zum gewünschten Resultate führte, brach der Anführer zivei Baumstämme ab, diese wurden in Kreuzessori» gebunden und das eine Ende in die Erde gesteckt. An der Spitze des Kreuzes wurde nun ein Stückchen Brod befestigt und dieses mit Salz bestreut, worauf die Anwesenden aus- gesordert wurden, einzeln zu schwören, daß sie den Diebstahl nicht begangen. Dieser Aufforderung wurde auch entsprochen. Die ein zelnen Mitglieder knieten vor dem Kreuze nieder und leisteten den Eid; alü das letzte Mitglied der Bande — eine alle Frau — nu» den Eid leisten sollte, wurde sie leichenblaß, griff in die Tasche und gab das gestohlene Geld heraus. Zur Strafe wurde sie sodann tüchtig durchgcprügelt. * Die (tzctahr veö engen SchnürcnS. Untervieser Ucberschriit schreibt baö Londoner BlattI„WeekIv Diöpcttcti": Die Leichenschau bei der Im 40. Jabre gestorbenen Frau Amelia Jury auSKIlbnr» lieferte folgendes Ergebniß: Ur-Hill erklärte, baß er bei der Sektion tc» Magen in der Mitte durch ein sesteö Band bis auf ein Achtel der natürliche» Größe zuscimmengczogen geinnben habe, so baß ein last doppelter Magen vorbanben war. Der Einschnürung deö Magcnö entsprach eine gleiche der Leber — beite an der Stelle, wo baö Kvriet zu eng cingezogen war. Die Leber war abgeplattet und lehr tiei In baö Becken hinab- gctriebcn, zwciicllos durch baö starke Schnüre». Der Lelchcn- beschaucr erklärte, baß kürzlich in einem ähnliche» Falle die Leber im schlimmsten Grabe beschädigt geinnben wurde, und Mg« hinzu, er wünsche, daß die beiten Fälle alö Warnung gegen zu enges Schnüren bienen möchten. * Die verwechselte Braut. ES ist keine seltene Er scheinung, baß Männer, welche in ber Wahl ihrer Lebensgefähr tin sehr glücklich zu sein glaubten, hinterher mit Schrecken gewahr wurden, wie bitter sie sich getäuscht hatten. Darum mag a« erirculicher Gegensatz zu biciee trostlosen Erscheinung nacvsteben- ber wahrheitsgetreuer Fall erzählt werden. Von zwei bildhüb sche» Sei,weitern, den Töchtern eines wohlsituirten, mehrfachen Hausbesitzers vor der Linie in Wien, hatte eö die größere dem -ohne eines cbentaliö sehr »ermöglichen Privatiers auS brr Vor stadt angcthan. Obwohl sich die ganze Bekanntschaft der beiden jungen Leute unv ihrer Familien auf mehrere Begegnungen in einem GeicUIgkeitöverelne unv bei Tanzkränzchen beschränkt batte, glaubte der licbegtühenbe junge Man» dennoch sichere Anhalts punkte für die Aniiabine zu besitzen, baß seine Neigung keine un- erwlcderte geblichen sei. Durch tiesc Wahrnehmung lüblte er sich ermuthiat, mit seinen Absichten aut die Hand der Geliebten an bereu Vater ohne viel Weitläufigkeiten heranzutreten. Mit oollstcr Zustimmung teo eigenen Papas richtete also der Ehe- ftanbSwcrbcr eine» wohlgcsetzten Schreibcbriei an das Famlllen- oberhanpt seiner Auserwählten. um deren Hand zu erbitten. Oer gleichstiliS schriftliche Bescheid ließ nicht lange aus sich war ten. Derselbe lautete irennblict, zusagend. Ohne Säumen solgte ! ber junge Mann mm ber Einladung nach bei» Hause seiner j Schwiegereltern in «,>c>. Wer beschreibt aber seine grenzenlose Bestürzung, als Ihm dort nicht der Gegenstand seiner zärtlichsten Neigungen, sonber» dessen — Schwester alö Braut zuaeiührt wurde. Vergebens rang der Verblüffte nach der nöthigen Fassung, um ble Aniklärnng des ihm geradezu unbegreijlichcn Mißver ständnisses wcnigstcnö anbahncn zu können. Erst alö der Lchwlegerpapa erwähnte, baß Tags vorder auch seine jüngere Tochter einen Heczensbunb für baö Leben geschlossen habe, da tämmerte dem Verwirrten endlich eine Abnnng aut. wieso er zur „Unrechten" Braut gekommen sei. Er hatte iiämllch um die vand ber älteren Tochter angehaltcn. während ble Vermeinte thatsächlich die jüngere war. Allein trotzdem er sich nun ber Ursache keS Mißverständnisses bewußt geworben war. konnte der junge Mann eö letzt doch nicht mehr über sich gewinne», den Anderen gegenüber auch nur eine Silbe über die Komödie ber Irrung zu erwähnen. Hatte ihn ja berIrrthum allein vor dem fatalen Geschicke gekränkten Selbstbewusstseins bewahrt, da er. wie sich nachträglich zeigte, bei ber eigentlich Auserkorenen burchgcicillen wäre. Da zudem die Ihm zu Tbeil gewordene Braut nicht minder schön war, bat er sich in sein Schicksal geiunten. * Der gesellschaftliche Verkehr in Algier chelnt sich In recht eigcnthümlichen Formen zu bewegen, wenn man der Schilderung glauben darf, welche ein algieriscbcS Jour nal von de» Soireen dcö Gcncralgouverneurs Albert Grövh im PalaiS Mustapva giebt. Abgesehen davon, daß die Eingeborenen absolut keine Sorgfalt bei der Zusammenstellung ihrer Toilette anwcnde», ist ans diesen Soireen besonders charatteristlich die Gefräßigkeit der Gäffc. Anderswo besticht man einen Ball, um zu tanze», zu plaudern, Karten zu spiele» ober zu kokettsten. In Algier dagegen geht man ans den Ball, um zu essen. Von nenn Uhr an wird daö Buffet gestürmt und 26 Diener haben nicht Hände genug, um allen Wünschen der Andrängcnden gerecht zu werden. Die Herren drängen sich In dichten Reihen heran und versperre» jeden Znaang. Bis drei Ubr Morgens war eö einmal der Frau Gröbst selbst nicht möglich, auch nur ein GlaS Wasser zu erhalten und nur dadurch, daß sie einen zuvorkommenden Be gleiter land, der zugleich groß und stark genug war, sich bis an daö Buffet dnrchzuschlagen, gelang cö ihr mit Mühe, ein GlaS Champagner zu erhaschen, mit dem sie, die Dame dcö Hauses, endlich in einen Winkel gedrückt, sich erfrischen konnte. Jener aitc arabische Krieger ist bereits seit Beginn der Soiree dg und der Kapaun, den er gerade zerlegt, st unter seinen geschickten Finger» ebenso rasch verschwunden, wie ein paar Flaschen alten ' ' T Acuillekon. Z Im Verlage von PhilippRcclam zun. i» Leipzig erschiene» vor kurzer Zeit Gedichte von Karl Knvrtz, die sich durch Innigtclt des GeiühIS aliszcichnen und auch ebne Goldschnitt und kostbaren Einbank, die leider nur zu vtt die versöhnenden Elemente zwischen Verfasser unv Empfänger sind, auSzelchnen. Von Wichtigkeit kür unsere soziale» Verhältnisse Ist ein von Karl Knortz l» der Zlonöklrche zu Iobnstown gehaltener Vortrag jlm Verlag von Eäiar Schmidt in Zürich erschienen) über „Kapital und Arbeit in Amerika". K. Knortz beweist darin, wie »oth wendig für die Arbeiter der Kapitalist ist und daß daö Kapital nicht der Feind, der Bedrücker deö Arbcitcrstanbco, sondern ein Ergebnis! der 'Arbeit sei. daö Jeder, der nur mit allen Kräften darnach strebe, sich schaffen könne. AIS besonders segensreich für die verschiedenen Branchen der Industrie schildert Knortz die Weines. Eine kleine Promenade durch den Tanzsaal giebt ibm seinen volle» Appetit wieder, er laßt wiederum am Buffet Poslo und »nu verschwindet unwiederbringlich allcö Eß- und Trinkbare, was irgend in den Bereich «einer Hände kommt. Diese drei Mädchen stier und ihre Mutter sollen ihre Kleidertaschcn mit Stahl geiüttert haben, so daß sie Festes und Flüssiges ohne Unterschied bincliistopieii könne». Auch >» anderer Beziehung erlaubt sich die „gute" Gesellschaft Algeriens mancheilei kleine Freiheiten, iür die man In Europa eine etwas kräftigere Bezeichnung wäh len würde. Nach dem Essen will der Algerier auch schlafen und cS kommt nicht selten vor. daß die Herren eö sich bei Grövy'S Soireen cimach ans den Sopbaö der GescllschastSsalonö bcguem machten und ein brillantes Schiäschen hielten. Ja, alö Herr GGvh einmal Im Verlauf einer Soiree fest, Schlafzimmer betrat, sand er einen der Gäste In seinem Bette liege», währenb Vor hänge »nd Fußboden mit dem größten Tbelle der Spellen be deckt waren, die jener dlsllnguirtc Gast ii» Lauie des Abends zn sich genommen hatte. Nach so trüben Erfahrungen ist eö nicht zu verwundern, daß Herr ltzrövh seine Gastlichkeit in letzter Zeit nicht mehr ln dcmselde» Umfange wie srüher auöübt unv nur noch selten die „Eilte" der alglerischc» Gesclischast im Palalö Mmtavha empfängt. 'Abc »cs c i n g e t r o > i c» c Börsen. ?z r a n I i II e i, 21. Iuil, Mcnds. iLrcdtl Elaaisd. 207^. x-Lombard. —, eicr Loose . Cilocnciiic . PopicrrcMe . waitjicr 2Wg2. vtsierr. «oidrcnlc —. Ungarische choidrcule 77cr Ricke» -. 80er Nicken —. 2. Orient —. Neueste Ungarische iLoldani. —. 3. Orient -—. Ungar. Papier, ic >?,^2I. Juli. Abend?. Lrcdil üm.es. SiaaiSb. —. Lombard. . Anaia-Rustr.B. -. Ravoicoiüd'or »aiijier 32«. Papicrr. 77.4« Oeftcrr. »loidrcntc —. Ungar, vtoidrentc 4 0,0 ung. »oidr. —. Ung. llreda —. UnwnbaM-^,. ^ ^ yl,Mck, II«.L Italiener S9.S0. Ltaaiobalin 75,.',. Lombarden 273,7s. do. Prioritäten 282. Sgstpier MbH Oefterr. rodn'iien,. 2i. Jnli. iSchiubi. Wei-en In» 28.«o, DeVIbr.-Deebr. W.so. geil. Lviriius Juli «3.2>. Sevibr.-Dcccmbcr «8,75. Ruhig. Rttbijl In» 77 oe. Ccvibr.-Tccbr. 78.2S. Nnlng. ' «msterdam (Produkten,, 21. Juli. sPchlub.1 Westen November 2SS.S-. Roaaen pkeober ikb MSr» l8b.
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