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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060729012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906072901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906072901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-29
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1906
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»»Mr Stt» g««se«. Ihm »eblthre der LrrzliLst« Dank. Die De« pntinte, Büttner und »ischer dritten vor allem die Einrichtung de« Vtatze» in hervorragender Weise vollendet. Er witnschte allen Schützen alüctllrbe Schlisse — de» Deputierten Jüdne und Adam aevüdr« für die Borbereituna de» «igrntltchen SchiehenS Dank. Dwutterte Schlenkrich und Gtadtrat Kandier hätten besonders da» Kassennxsen mit Ersvlg geregelt. Sein Hoch aalt der Vogelwiese 1906 und ihrem Geltnarn. Nach dem eisten Hang dankte Depu tierter Aiicher im Namen einiger dieser Herren für die ibnen durch den Borstand gewordene Ehrung und schilderte in Form eine» Rimdganae» die Anteilnahme der Fieranten seit vielen Jahren. Er nannte Apollo » Saal. Pschorrbrtiu und Fritzschr« Bratwursl- »elt. die rum Teil seit mehr al» KO Jahren die Vogelwiese besuchen. Besonder» wurde auch Fisch-Götze genannt und dteiem ei« Diplom von der Gesellschaft überreicht. Die Tisch- griellschaft trank auf sein Wohl. Herr Heinrich Götze ddnkte für di« Ehrung und toastet« auf gesunde», freudige» Wieder- sehen in kommenden Jahre». Der L Vorstand, Stadtveen,dneter Schulze, gab einige historische Daten über die Vogelwiese, in dem er die Gründung und llmmaueruiig der Städte erwähnte und die at» Schutz für dteie Mauern sich bildenden Bogenschützen- ailden und deren Festlichkeiten in ältester Zeit schilderte. Er ver folgte die Gilde über ihre zu verschiedenen Zetten inneaehabten Plätze und legte die Erwerbung de» jetzigen Vogelwietenarcal» sehr eingehend dar. Er rühmte vor allem die verdienstvolle Förde rung, die die Bogenschützeilgelellschast durch die städtischen und staatlichen Behörden genieße. Sein Hoch galt diesen Behörden. Unter Bravorufen stimmte die Gesellschaft in das Hoch ein. De putierter Adam toastete auf die beiden Vorstände Stadtrat Weigandt und Stadtverordneter Schulte. Deputierter Stadtrat Kändler gab der Arende der Gesellschaft über die Teilnahme der Presse an ihren Festlichkeiten Ausdruck lind brachte rin Hoch auf sie an». Stadtrat Weigandt teilte mit. daß Prinz I o - Hann Georg und Prinzessin Mathildedas Schießen Montag nachmittag k Uhr eröffnen werde». Ein gemütliches Beisammen sein und rin Skätchen der Schützenbrüder, sowie mancher kleiner Nnndgcing durch die Etablissements de» FestplatzeS schloß sich difsem Hebeessen an. — Heute wird nun der eigentliche Festtrnbel beginnen: das in den letzten Tagen anhaltende trockene und heisse Wetter dürfte allem Anscheine nach sich halten, — also viel Vergnügen I — Hauptversammlung der Deutschen Turncrschast. Der große Ausschuß der Deutschen Turnerschaft, die zurzeit nahezu 800 000 Mitglieder umfaßt, trat in der alten Bischofsstadl Hildesheim »u seiner diesjährigen H a u p tv e r > a m in - tun« zusammen. Den Vorsitz führt der bekannte langjährige Vorsitzende des Gefamtausschusics, Dr. Goetz - Leipzig. Ferner sind u. a. erschienen die Vorstandsmitglieder Oberlehrer Fickenrvirth-Dresden und Direktor Frobbera- Dresden. Neben den satzungsgemäß zu erstattenden Be richten über die Geschäfts- und Rasienführung, jowie über die vom Ausschuß verwalteten Stiftungen, ist über eine Reihe von Anträgen zu verhandeln. Zu den vcrschiedenfoch ausgesprochenen Wünschen über die Aenderung der „Deutschen Turnzeitung" hat der geschäftssührende Ausschuß bereits Stellung genommen und empfiehlt, eine Aenderung in der jetzigen Form der Heraus gabe der ^/Deutlichen Turnzeitung" nicht eintrcten zu lassen. Naturgemäß beschäftigt sich die diesjährige Sitzung auch mit dem nächsten Derschen Turntag in Worms und mit dem 1903 in Frankfurt a. M. stattfindenden Deutschen Turnfest. Ferner wird über die Turnfest- und Wetturnordnung, die Teilnahme der Fraucnabteilungen, die Wahl von Kampfrichtern und das Kampfrichterbnch und die Wertungslisten verhandelt. Außer dem sind eine Reibe Kreis- und Verciusaugclegeuheiten zu er ledigen, sowie die Gaben ans der Stiftung für Errichtung deut scher Turnstätten zu verteilen und Ehrenurkunden der Deutschen Turncrschast zu verleihen. Nach dem Geschäftsbericht der Deutschen Turncrschast hatte dieselbe im verflossenen Jahre eine Gesamteinnahme von 54 773,11 Mark, darunter die ciu- gegangenen Steuern von 619 395 Mitgliedern. Die Ausgabe betrug 42 730,91 Mark, lsodaß ein Kassciibestaiid von 12 012,20 Mark verbleibt. — Die Kaffe der Stiftung für Errichtung deutscher Turnstätten hat eine Einnahme von 12 361 Mark, eine Ausgabe von 11924,40 Mark. Die ./Deutsche Turnzeitung" wurde im vierten Quartal 1905 in 7978 Exemplaren gelesen. Bon dem Ueberjchuß sind an die Masse der Deutschen Turncrschast 8334,90 Mark angeführt. Der Bestand für das Jahn-Museum in Freibura a. U. beträgt 382.53 Mark. — Nach der Ver- mögensüberjicht hat die Deutsche Turnerschaft ein Vermögen von 174 354,16 Mark. Der Mitgliederbestand ist auch im verflossenen Geschäftsjahre weiterhin gestiegen. Von 8381 Turn vereinen, die überhaupt in Deußchland bestehen, gehören 7583 zur Deutschen Turnerschaft und hatten, verteilt aus 6302 Orte mit 83 838 915 deutschen Einwohnern, eine Gesamtzahl von 772134 männlichen Mitgliedern. Die Zunahme der Vereine betrug 242, die der Mitglieder 35013. Von dieser Gesamtzahl wären 647 458 über 17 Jahre alt und steuerten zu der Kasse der Deutschen Turnerschaft, während 123 448 unter 17 Jahren waren und als .Zöglinge galten. Die Zahl der Turnkreise 17 ist dieselbe geblieben: die Zahl der Gaue ist von 284 aus 287 gestiegen. Daneben gehören noch 34 Vereine im Ausland zur Deutschen Turncrschast, und nach neuerem Beschluß wird auch das Ausland aus dem nächsten Deutschen Turntag vertreten sein. Der größte Kreis ist nach wie vor der Turnkreis Sachsen mit einer Mitgliederzahl von 129 126, ein Kreis. der auf seinem letzten Kreisturnfest mit einer Besucherzahl von 14000 Turnern manches deutsche Turnfest in den Schatten stellt: ihm folgt als nächster der Mittelrheinkrcis mit 89310 Turnern und den Schluß in Zahl, wie auch in der Reihen ordnung macht der Kreis XVb tDeutsch-Ocsterreichi mit 8882 Turnern. Hm Vergleich der Städte auf die Zahl von Turn- vereinsinitgliedern steht an der Spitze Leipzig mit 9862: es folgen München mit 8092, Berlin mit 7382, Hamburg mit 6631, Nürnberg mit 5964, Dresden mit 5238, Frankfurt a. M. mit 4864. Die Fraucnabteilungen umfassen 35106 Mitglieder und brachten es bei 55674 Turnzeilen ans 1066 444 Besucherinnen. Das Knaben- und Mädchcnturnen in beson deren Schülerabteilungen erfreut sich gesteigerter Beachtung und steht meistens unter der Leitung der Vereinsturnlchrer, deren Anstellung in den größeren Turnvereinen zur Notwendig keit geworden ist. Die Zahl der Vereine, in welchen das Kinder turnen gepflegt wird, ist von 726 auf 800 gestiegen, die Zahl der daran teilnehmenden Knaben und Mädchen von 60A>0 aus 63 126; das Verhältnis ist 45 377 Knaben und 17 749 Mädchen. Die Leitung des Turnens insgesamt lag in den Händen von 38379 Vorturnern, deren Ausbildung in 53146 blonderen Vor- turnerstunden erfolgte.. Eigene Hallen besitzen 670 Vereine: eigene Plätze 1076 Vereine. Neben dielen verecnseigenen Hallen wurden 1621 solche der Schulen und Gemeinden benutzt. Von der Bedeutung des deutschen Turnens für die Wehrfähigkeit zeugt die Aushebung von 29 820 Turnern »um Heeresdienst, die inlsofern die Arbeit der Heeresverwaltung unterstützen, indem sic einen gewandten und widerstandsfähigen Körper mitbringen und größtenteils zu Gefreiten und Unter- offizieren befördert werden können. Die Kassenverhältnisse der Deutschen Turncrschast ließen es auch im vergangenen Jahre ermöglichen, daß 21 Vereine beim Bau eigener Turnhallen mit Betragen von 200 bis 500 Mark unterstützt werden konnten und anderen Vereinen entsprechende Darlehen gewährt wurden. Die Deutsche Turnerschaft ist außer im Besitz der Ruhmesballe und des neugebauten Hahn-Museums in Freiburg a. U. im Besitz einer Bücherei von 8800 Bänden und hat verschiedene Kassen. Kampfrichter-, Abgeordnetcnkassen usw. Vereinnahmt wurden durch Kopfsteuer. 619395 Mitglieder. 30 969,75 Nkark. Dem deutschenKaiscrpaare wurde zu seiner Silber- Hochzeit von dem Ausschuß der Deutschen Turnerschaft eine Glückwunschadresse in einem mit cinaepunzten Eichenblättern, mit dem kaiserlichen Namenszuae, dem Reichsadler, dem Turner- kreuz und dem Namen .Deutsche Turnerschaft" verzierten vor züglich gearbeiteten Ledersutteral übersandt. Daraufhin hat er au» dem Geh. Zivilkabinett des Kaisers folgendes Dank- schreiben erhallen: „Ihre Majestäten der Kaiser und König, sowie die Kaiserin und Königin haben die Glückwunschadresse, welche der Ausschuß der Deuychcn Turnerschaft Ällerböchstihnen zur Feier der silbernen Hochzeit gewidmet hat. -huldvollst an- »»nehmen geruht und lassen für diesen Ausdruck treuer Ergeben- beit besten» banken. Aus Allerhöchsten Befehl setze ich den Aus- lchuß hiervon ergebenst in Kenntnis. Der Geh. Kabinettsrat Wir«. Geh. Rat Lucanus." Bekanntlich «Märten die Turner Deutsch.Oesterreichs auf dem letzten Deutschen Turntage in Berlin ihren Austritt an» der Deutschen Turnerschaft. ein Schritt, der von vielen be- «»Dt aurbr. Am meisten empfinden die Turner Oesterreichs selbst die Nachteile der Trennung von der großen Körperschaft Deulschland». der Deutschen Turnerschaft. Der Äicderei » - tritt der deutsch-österreichischen Turner soll mit allen Mitteln erstrebt werden. Der Turnverein Warnsdorf in Nordbödmcn, der sich nach dem Ausscheiden der Oestcrreicher dem TurukreiS Sachsen anqeschlossen halte, hat aus Antrag der aktkörn Turner in seiner diesjährigen Generalversammlung mit Viersünsiel- mebrheit den Austritt aus dem Turnkreis Sachsen und den Anschluß an den ausgeschiedencn Kreis Deutsch-Oesterreich beschlossen und gleichzeitig die Entschließung angenommen: „Tie Hauptversammlung erteilt ihr« Zustimmung in der Voraus- setzung, daß sowohl der Verein, als der Nordböhmischc Turn gau alles aufbieten werden, den Anschluß an die Deutsche Turnerschaft bestens wiederherzustellcn. Umfassende Vorarbeiten erfordert vor allem das Deutsche Turnfest 1908 in Frankfurt o. M.. denn die Um gestaltung und Berbesserung der Deutschen Turnfeste ist eine ständige Aufgabe des Ausschusses der Deutschen Turnerschaft. die mit der Lösung dieser mehr technischen Frage den Turn- ausjchuß beauftragt hat. Einem Wunsch der Turner ent sprechend, soll die Eröffnung und der Schluß des Festes lPrcis- Verteilung) würdiger und eindrucksvoller als bisher gestaltet werden. Zur eigentlichen Eröffnungsfeier sollen nur die berufensten Vertreter hinzugezoge» werden, und auch bei der Preisverteilung soll durch große Absperrung und Ausstellung der Turner mit ihren Jahnen eine Aenderung geschaffen werden. Auf der Tribüne werden nur die ersten 25 Lieger mit dem Eichenlranze geschmückt, während die Kränze der andere» Sieger gleichzeitig diesen durch die Kreisturnwarte ausgehändigt wer den. Zur Fernhaltung aller den Wettkämpfen noch nicht ge wachsenen Turner findet in allen Kreisen ein Probcturuen statt, bei welchem im Sechskampf 40, im Dreikampi 18 Punkte verlangt werden. Hm Dreikampf wurde die Pnnkizahl von 20 auf 22 erhöht. Die Kampfrichter werden beim nächsten Deutschen Turnfest in größerer Zahl gebraucht, und die Zahl von 4000 Turnern, für die früher ein Kampfrichter zu wählen war, wurde auf 3000 festgesetzt. Hu die Wetturnordnung wurde der 100 Metcr^Lauf als Wettübung neu ausgenommen. Be züglich der Beteiligung der Deutschen Turncrschast an fremd- ländischen Festen neigt man der Meinung zu, daß sich die Deutsche Turncrschast in Zukunft vielleicht doch nicht einer Teil nahme an den Olympische» Spielen wird entziehen können. Auch die weitere Ausgestaltung des Frauen turnens beschäftigte den Ausschuß. Es liegt dazu solgcndec Beschluß des letzten Deutschen Turntages in Frankfurt a. M. vor: Besondere Frauenabteilungen, die nicht Turnvereinen an- geglicdert find, können nicht in die Deutsche Turnerschaft aus genommen werden: ebenso wird auch in Zukunft keine Steuer für Turnerinnen erhüben und ihnen kein Stimmrecht zuerkannt. Wohl aber sollen die Wiiniche und Anliegen der Turnerinnen weitgehend berücksichtigt werden und die Förderung des Frauen turnens durch die Kreise und Gaue mit allen zu Gebote stehen den Mitteln betrieben werden. Zur Vervollkommnung werden in erster Linie mehrtägige Lehrgänge — unter Hinzuziehung eines turnkundigen Arztes — für Leiter und Leiterinnen von Frauen- abtcilungen empfohlen, wie sie bereits in einigen Kreisen er folgreich durchgesührt worden sind. Ferner wurde die Heraus gabe eines Leitfadens für das weibliche Turnen beschlossen. In bezug aus die Teilnahme der Turnerinnen an öffentlichen Festzügen ist beschlossen worden, diese nicht zu gestatten. Ferner sollen bei Schauturnen nur solche Hebungen von Frauen auS- aeführt werden, bei denen die Schönheitslinie, das ästhetische Gefühl, nicht verletzt wird. Was die weibliche Turnkleidung onbclangt, so wurde als am praktischsten empfohlen: geschlossene Hose mit darüber befindlichem fnüsrcien Nock aus dunklem, am besten blauem Tuch. Für öffentliche Schauturnen wird dieser Anzug zur Bedingung gemacht. — Der Polizeirat Dr. Voigt in Chemnitz ist vom städtischen Kollegium zu Schandau zum Bürgermeister gewählt worden. Jur Lage in Richland. schreibt uns unser russischer Mitarbeiter: „Die regere, prak tische Arbeit des Ministeriums Stolypin ist erfreu licherweise schon jetzt deutlich zu merken. So ist die Verteilung der Saat- und Nahrungsgetreide an die vom Hunger am schwer sten betroffenen Dörfer auf Grund der von dem jetzt aufge lösten Parlamente dazu bewilligten 15 Millionen Nudel — wohl seine einzige positive Leistung! — bereits in vollstem, ener gischem Gange. Alle Ministerien wirken kräftig zusammen, »in das Getreide und die Geld-Hilfen möglich schnell und billig ihrer wichtigen Bestimmung zuzliführen. Der Einkauf des Ge treides geschieht planvoll, an möglichst vielen, dank besseren Ernten dazu geeigneten Stellen, und das Getreide wird von da unter den günstigsten und billigsten Eisenbahntransport- Bedingungen in die Dörfer der acht am meisten notleidenden Gouvernements geschafft. Diese Gouvernements sind: Orcl, Ufa, Woronesh, Nisiinij-Nowgorod, Tula, Samara, Simbirsk, Saratow, und ihre Gonvernemcnts-Semstwa erhalten außer dem bereits zum Teil unterwegs befindlichen Getreide in natura eine Staatshilfe in Gelb, die sich von 200 000 bis 500 000Rubel beläuft. Diese frische Tätigkeits-Energie des noch so jungen Ministeriums Stolypin hat volles Recht auf allgemeines Hntcr- csse! Es gibt jetzt in Rußland gar viel zu tun, und die dr r ekt e st e, p ra kt i s chste A rb e i t des Ministeriums kann die 7 Monate bis zur Einberufung der nächsten Duma nicht nur mit entschieden nutzbringender Arbeit aussüllen, sondern auch vor unnützem weiteren Blutvergießen bewahren. Stolypin läßt durch das Reuter-Bureau eine Mit teilung über sein politisches Programm veröffentlichen, lieber die Duma sagt Stolypin: „Es ist .nicht wahr, daßj man einen Staatsstreich gemacht hat. Es ist nichts geschehen, was nicht durchaus mit icdem konstitutionellen Uius überein stimmt. Der Zar hat die Macht, die Duma aufzulösen, und es blieb ihm nichts anderes übrig. Tie Duma war ein im Sterben liegender Körper, und die größte Barmherzigkeit, die man ihr angedeihcn lassen konnte, war, daß man ihrer nutz losen Existenz durch einen Gnadenstoß ein Ende bereitete. Die Schließung der Duma war unvermeidlich, wenn die Autorität des Zaren in Rußland noch anerkannt werden sollte. Die Kadettenvartei enthält viele dilettcintenhafte, doktrinäre Mitglieder ohne feste politische Ncberzeugungen, ohne politische Bedeutung. Ein Unterschied muß gemacht werden zwischen den wirklich ernsten Mitgliedern und denen, die weiter nichts be absichtigten, als die Regierung des Zaren zu verdrängen. Die Tendenj der Kadetten als solche war in hohem Grade gefähr lich. Für eine Gegenaktion standen dem Zaren und seinen Ratgebern drei Wege offen: 1. die Reaktion, 2. Gleichgültig keit gegen die Drohung von Revolution und 3. eine starke und energische Politik der Reformen. Dieser dritte Weg wurde vom Zaren gewählt, und den haben wir jetzt betreten. Die Politik der Reaktion liegt weit außerhalb der Wünsche des Zaren, aber ehe überhaupt eine definitive Basis für eine stabile Zukunst geschaffen werden kann, müssen die Revolutionäre niedergemorsen werden. Ich habe unbegrenztes Vertrauen in den Patriotismus und bürger lichen Gemeinsinn der breiten Schichten des russischen Volkes und glaube, daß der Appell des Zaren, unterstützt durch an- dauernde, sichtbare Beweise der ehrlichen Anstrengungen seiner Diener, schließlich zu dem Ergebnisse führen wird, daß die anarchistischen Kräfte ausgerottet oder wenigstens mit Erfolg unterdrückt werden. So wie die Dinge augenblicklich stehen, sind Verhaftungen, Ausweisungen und die anderen administra tiven Maßregeln unvermeidlich. Die Mitglieder der Duma werden wegen Unterzeichnung des Wyborger Mani festes nicht verhaftet werden sivohl aber wegen ihrer unter dein Schutze der Hmmunität in der Duma gehaltenen Reden? Red.). Das Manifest ist so obgefaßt, daß es nicht einmal einer Kritik wert ist. Wenn ober die Duma-Mitglieder jetzt in der Heimat, in ihrem Wahlkreise oder sonst wo in Ruß land zu agitieren veriuchen sollten, werden sie prompt arretiert werden." Die Loyalität der Armee, meint Stolypin. stehe außer Zweifel, und er fügt hinzu, daß der Großfürst Nikolaus stünde erfordern werden, um etne Revolution zu unterdrücken. Aber ich wiedechole, daß in unserem Programm die Reaktion keinen Platz gesunden hat, und daß, wenn einmal der Boden erst vorbereitet ist, Reformen kommen werden, die sich mit den " sten Idealen des Liberalismus decke» werden." Ueber die Unterredung, welche der Generalgouverneur KaulbarS einer jüdischen Deputation in Odessa zu teil werde» ließ, liegen nachstehende Einzelheiten vor: Ver- treter der jüdischen Gemeinde luchten den Gencralgouverneur General Kanlbars auf, um ihn daraus aufmerksam zu mache», daß die Gerüchte über einen bevorstehenden Pogrom nicht zum Schweigen kommen wollen. Der General erklärte, er könne nur das gute Verhalten des regulären Militärs ver- bürgen. Für die Kosaken oder die christliche Bevölkerung im allgemeinen vermöge er nicht «inzutreten. Er fügte hinzu: „Wenn «in neuer Angriff auf das Leben eines einzelnen Kosaken gemacht wird, so wird Odessa knietief im Blute schwim men." Die Deputation wies darauf hin, daß die offizielle Untersuchung ergeben habe, daß die Huden mit dem Morde- dcs Kosaken nichts zu tun hätten. Die Antwort des Generals lautete: «Das hat nichts zu sagen. Die Huden sind die An- stister und damit die wirklichen Urheber aller terroristischen Handlunge n." In London wird aus Anregung einer Anzahl liberaler Blätter eine englische Adresse ,a n die Mitglieder der aufgelösten Duma gerichtet, in welcher den Sym pathien der britischen Nation mit dem russischen Volke Aus druck gegeben wird. Die Adresse lautet: „Wir, die unter- zeichneten Parlamentsmitglieder. Stadtvertreter, Schulräte und andere britische Bürger, wünschen beim Schluß der ersten Tagung des ersten russischen Parlaments den Mitgliedern des selben in einer direkten Botschaft unsere Svmpathic und unsere Achtung auszusprechen. Uniere eigene Geschichte hat uns ge- lehrt, daß eine konstitutionelle Negierung und persönliche Frei heit die einzigen sicheren Grundlagen bilden, auf welchen eine Nation hassen kann, ihren Fortschritt und ihren Wohlstand zu erbauen, und der gute Wille, den wir Rußland entgegenbringen. hat uns veranlaßt, die Schafsung der Duma und ihren Kamps um ihre Machtstellung mit liefern Interesse und glühenden Hoii- nungen zu beobachten. Wir haben gelernt, das Genie des russischen Volkes zu bewundern, und der Heroismus, mit dem Opfer gebracht wurden für die Freiheit, und die Leiden, die getragen wuroen in einem langen, schmcrzreichen Kampfe, haben das Herz eines jeden cdeldenkenden Mannes gerührt. Der voll- ständige Triumph der Freiheit in Rußland, den -wir bald er rungen zu sehen erwarten, wird es endlich für das englische und das russische Volk möglich machen, die Freundschaft, die sie jetzt schon verbindet, in förmlicher Weise zum Ausdruck zu bringen, eine Freundschaft, die aus der Gemeinsamkeit der Ideale beruht und die Helsen muß, die Veftrebungeu aller guten Europäer für eine auf die Friedeiiserhaltung gerichtete Zivilisa tion der Verwirklichung zuzuführen." Ueber eine neue Aera für Finnland schreibt man aus Petersburg: Wenige Stunden vor seinem Entschluß, die Neichsdumci auszulösen, Unterzeichnete Zar Nikolaus II. einen Ukas, der dem noch bis vor kurzem so schwer geprüften finni schen Volke die rosigsten Aussichten auf eine neue Aera für das von der bekannten Nussisizierungs-Politik nunmehr endgültig befreite Finnland bietet: denn dem finnländischen General gouverneur Senator Gerhard gelang es, den Zaren zu über zeugen, daß er die von der jetzigen außerordentlichen Stände- vcriainmlniia ansgearbeitetcii Landtagsrcforiiien und das neue Wahlgesetz für Finnland ohne Abänderung akzeptieren müsse. Bon welch einschneidender Bedeutung dieser Zaren-Ukas kür Finnland ist, geht aus folgendem hervor: Bisver waren im Landtage vier Stände vertreten, und zwar der Adel, die Geist lichkeit, die Bürger und die Bauern. Jetzt aber werden die ständischen Grenzen aufgehoben, und es wird eine Volksver tretung auf der Basis der allgemeinen Stimmabgabe geschaffen, wobei auch Frauen wahlberechtigt sind. Bei dem früheren ständischen Wahlsystem hatte der kleinere Teil der Bevölkerung Finnlands, die Schweden, eine überwiegende Stimmenmehrheit im finnländischen Landtage, da mit Ausnahme der Bauern in den übrigen drei Ständen die Schweden vorherrschten. Bei einer allgenleinen Stimmenabgabe könnte der Stamm Finn lands, der die Hauptbevölkerung des Grohfürstentums aus- macht, die schwedische Intelligenz, de» Adel und die Bourgeoisie fast gänzlich verdrängen. Doch friedlich, wie die Finnländer sind, haben sie zur gerechten Stimmen-Verteilung bei den verschiedenen Nationalitäten ein neues, nunmehr am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft tretendes Wahlsystem nach dem Prin zip der Proportionalität geschaffen, wodurch alle Parteien und Stände eine entsprechende Vertretung in dem finnländischen Landtage haben und so ganz Finnland zu seiner neuen poli tischen Entwicklung verhelfen werden. Die gewöhnlichen Staatseinnahmen betrugen in den ersten süm Monaten dieses Jahres 837.7 Millionen Rubel gegen 783.2 -Millionen in dem gleichen Zeitraum des Vor- icihres. Die Einnahme-Nachweisungen sind jedoch noch un vollständig. Die Staatsbahnen ergaben im April d. I. an Einnahmen 43 Millionen, das ist 7,4 Millionen mehr als im April 1905, im Mai d. -I. 36 Millionen oder 3,3 Millionen mehr als im Mai 1905 und im Juni d. I. 38,1 Millionen oder 4,1 Millionen mehr als im Juni 1905. Die Gesamteinnahmen der Staatsbahncn im ersten Halbjahre be- liefen sich aus 212.4 Millionen gegen 211,4 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In den Sparkassen wurden im Mai d. I. 17 Millionen und im Juni 13,-5 Millionen Einzahlungen gemacht, gegen 6,4 bezw. 7,7 Millionen in den beiden Monaten oes Javres 1905. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 1906 128 Millionen eingezahlt gegen 32,5 Millionen ln dxm gleichen Zeitraum des Vorjahres, und alle kommandierenden Generale Für die Zaren treue derArmee sich verbürgt hätten. „Wir haben? sagt Stolypin schließlich, „in Rußland zwei getrennteGeweaungen: eine soziale, darunter die agrarische und die Arbeiterfrage, und eine politische. Die ioziale Frage hat unsere volle Sym pathie und wird von uns auf das ernsthafteste studiert werden. Die politische werden wir so behandeln, wie «S die Um- Tagesgefchlchte. Neichstagscrsatzwahlcit. Das parlamentarische Erbe Eugen Richters, der Wahlkreis Ha g e n - S chw el m, ist, wie einem Teile der Leser bereits berichtet wurde, nun doch dem Freisinn erhalten geblieben, da das Zentrum es trotz seiner bis zuletzt zweifelhaften Haltung am Ende doch nicht gewagt hat. die moralische Verantwortung für den Sieg des Sozialdemokraten auf sich zu nehmen. Nach den bis jetzt vorliegenden Eracbnissen erhielten: Bürgermeister Enno llreii. Volksp.j 21593, König lSoz.) 18 717 Stimmen. Eine neue Flottcnvorlagc? Die „Germania" erörtert die Frage, ob für den Herbst eine neue Flottenvorlage zu erwarten sei, und meint dabei, es scheine zweifelhaft, ob das Reichsmarineamt auch heute noch, wie vor. l4 Tagen, die ganz bestimmte Erklärung abgebcn könne, daß im Herbste eine neue Flottenvorlage nicht erscheinen iverde: aber leibst wenn diese Erklärung abgegeben werde, sei man nicht vor Ucbcrraschungeil sicher, da gewisse Kreise mit Hochdruck daran arbeiteten, für eine solche neue Vorlage Stimmung zu machen und die Zustimmung zu erhalten: die Kosten für eine stärkere Flotteiivermehrung könnten aber nur durch Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten aufgebracht -werden. Hierzu bemerkt die „Deutsche Tcigesztg.": „Was dieser letztere Hinweis saacn will, liegt auf der Hand. Im übrigen haben wir allen Grund anzunchmen, daß weder im Herbste, noch überhaupt während der nächsten Tagung des Reichstags «ine neue Flotten- vorlage werde eingebracht werden. Eine schnellere und stärkere Vermehrung der Flotte ist schon aus technischen Gründen schwer möglich: außerdem würden durch eine neue Vorlage ohne Frage Krisen herausbeschworen, die man doch bekanntermaßen gern vermeidet. Gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten würden wir uns aus das entschiedenste verwahren müssen. Sollte in späterer Zeit eine stärkere and schnellere Vermehrung der Flotte notwendig erscheinen, dann würde man auf die Steuern zurückgreisen müssen, die wir während der Beratung der Finanzresorm immer wieder emp fohlen haben, insbesondere auf «ine erhebliche Erhöhung der Börsensteuer und aus Ausfuhrzölle." — Da» nordamerikanischc Fleischbeschaugesrtz enthält nach der von Prof. Dr. G. Rußland heranSgeaebenen .Landwirtschaftlichen Marktzeitung" im wesentlichen folgende Bestimmuiigcn: „Erste Untersuchung. Bevor ein Stück Rind- Vieh, ein Schaf. Sehwein -oder Ziege in ein Schlachthaus ge langt, um dort für den Verkauf zubereitet zu werden, muß dasselbe lebend auf Krankheits-Erscheinungen hin untersucht «werden. Werden derartige Anz«ichea gefunden, l» sind dtL Dv-r-nrv Nachrichten. . 2««. Seite 3. Sonntag. SV. Juli Lvvv
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