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66. Jahrgang. As 344 Dienstag, 28. Juli 1922 Gegründet 18S6 Drahlanlchrift: L.chrichlr» Dr«»dr». gemlprrcher - Sammelnummer SS2»1 Nur Mr Dachlgespriiche: 20011. Bezugs-Gebühr ^ Die I IpaUia« 32 mm drille Zeile M. s,—. »oberhalb Sachsen» M. Il,—. Famtlien- anzeige», Äiueigen unter Stellen. und WohnunaemarkI, Npalllqe 2In- und Ver- ^"z"lgen^ greise. Käufe 2»°/., Nachiah. Vorzugeplijtze laut Tarif. Auswärtige Aufträge gegen Dorausdezahlung. Einzelnummer M. 2,—, Sonnlagiausgad» M. 3,—. Schriftleiiung und jiauplgeschiifi»stelle: ^ , »ilenftrab» SS/»0. Druck u. Verlag van vlepsch ck «elchar« in Dre.be«. Pastscheck-Rvnw lOSS Dresden. Nachdruck nur m» deutlicher Sucllenangade (»Dresdner Nachr."> »ulässtg. — Ilnverlangl« Schriftstücke werden nicht ousdewahrt. < cr «ckrivi^bibi scnui.2. ^ern5pr«»cke5: t(OMMNNti!1gV8S!IS6ilSt1 1^ern«pr«ek^r: 14026. 14034. 14038 Hg SeKrvidvrgLLL« ir b'ernverkekr 20804 LämlI.bsnkmskigenLesvksfls. finsnrisIIsverLlung Lsivs^sks öl'ÜbiSLllS Iskkssss Kl.Inkunstdütir,« 4 Utir TsgliaO S Obr Krall, eidar-Srakaetar-tzonrarta IckotsI tckuskse r ölssob 1—7 Ubr urirl 8—12Ubr: XoflLSl-iS V/sim-sstsuf-Lut — 6so l^rütistüostsskeibs Zer bayrische Konflikt und die Rerchsverfassung.!^E^mchEMnst °der p-lnWe Das eventuelle Verfahren -er Aeichs- regierung gegen Bayern. Berlin» -'1. Juli, Zn dcr heutigen Üab in et ts- fitzu na aus An las, des Zwistes zwischen Bayern und dem Gleiche wird von der Denn noch berichtet, das; das Reichskabinett zu der Ucberzeugnng lam, man müsse abmarten. ob die bayrische Negierung nicht selbst einen Ausweg sindc. dcr das organische Gefüge des Reiches vor Konsequenzen und Erschütterungen bewahre, die für alle Teile aufs tiefste bedauerlich wären. Nein juristisch wäre dcr Weg, den die Nrichörcgiernng zu gehen hätte, falls Bayern zum Erlast einer besonderen Ausnahmcverordnung schreite, dcr folgende: Der Reichstag müsste sofort einbcruscu werden und seinerseits die Aus hebung dcr vor» der bayrischen Negierung erlassenen Aus nahmeoerordnung beschließe». Aus Grund dieses Rcichs- tagobeschlusses aber würde dcr Reichspräsident die Aus hebung dcr bayrische» Verordnung verfügen. Zugleich habe das Reich die Möglichkeit, beim Obersten Reichsgericht eine Entscheidung zu beautragen, ob überhaupt die bayrische Ver ordnung zulässig sei. Diese juristischen Erwägungen seien jedoch erst in zweiter Linie von Bedeutung, da cs sich um eine ausgesprochen politische Frage handle. Eine Ent scheidung des Neichskabinetts dürste nicht vor Mitte dcr Woche z» erwarte» sein. Berlin, 21. Juli. Wie das ..Acht-Uhr-Abcudblatt« «rssihrt. betrachtet ma« in parlamentarischen «reisen den «ouslikt zwisäten Bayern »nd dem Reiche allgemein ernst. Es müsse sestgcstcllt werden, das, die Spannung zwischen Berlin und München noch nie einen derartigen Grad er reicht habe, wie jetzt. Auf keinen Fall werde die Reichs- rogierung dulden dürfen, dast sich ein Einzelstaat der Dnrch- sührung von aus versassuugsmässtgem Wege znstande- gekommeneu Rcichsgesetzen widersetzc. Wenn nicht in den führenden «reise,» Bayerns die Verfassungstreue siege, so werde man vor der sehr ernsten Notwendigkeit stehen, gegen Bayern die aus einem solchen Bcrstoß sich ergebenden «erfass» ngsmäßigcn Konsequenzen zu ziehen. Die Ncichsvcrsassung biete dem Reichspräsidenten die Hand habe. mit dcr bewaffneten Macht und durch einen Reichskommissar die Durchführung der Rcichsqesetze herbei- zusübren. sowie auch jedes bayrische Londergcsctz, das gegen die Reichsversassung vcrstötzt. anstcr «rast zu setze». Die bayrische Negierung mühte unter Umständen auch damit rechneu. dah sofort eine Geqenaktion dcr Arbeiter im Reiche eiusetzt. die vermutlich auch mit einer Unterbindung der «ohlenvcr sorg ung Bayerns den bayrischen Widerstand brechen würde. Zustimmung -es Minislerrales zu -en Vorschlägen -er Bayrischen Volksparlei. München, 21. Juli. Wie die „Münchner Ncncsten Nachrichten" melden, hat der Ministerrat in dcr An gelegenheit dcr Lchntzgesctzc und ihrer Anwendung in Bayern die Vorschläge der Bayrischen Volls pur« ei sich zu eigen gemacht. Meldungen, die von einer bereits gefallenen Entscheidung sprechen, sind, wie das Blatt aussiihrt, nicht zntrcssend. Denn erst die Annahme oder Ablehnung der Vorschläge Bayerns durch das Reich stelle Bayern vor die endgültige Entscheidung. Dazwischen werde allerdings eine sehr wahrscheinliche Landtagsncnwahl mit Regicrunqsnenbildnng liegen, da so wichtige Entschlüsse aller Parteien eine Befragung des bayrischen Volkes rat sam erscheinen »affe». Die Äaltung -er bayrischen Demokraien. München, 21. Juli. Die deutsch-demokratische Fraktion beschloss »ach längeren Fraktionslieratniigen eine Kundgebung, in der sie zunächst aus die Fodcrun- gen der Bayrischen BvIkSpartei Bezug nimmt und hernor- bebt, dast die demokratische Fraktion an den Vorverhand lungen schivere Bedenken gegen wichtige Bestimmungen des «Gesetzes znm Schutze der Republik und der anderen RcichS- gesetze geltend machte und bereit war und ist, alles zu tun, um eine baldige weitere Verbesserung der «besetze im Sinne allgemeiner demokratischer Grundsätze und im Sinne der bayrischen staatlichen Hohettsrcchte auf verfassungsmässigem Wege durchsetzen zu helfen. Der Weg, den die Staats regierung im Vollzug der Beschlüsse der Bayrischen Volts partei einschlägt, erscheint uns verfassungsmässig ungangbar und politisch gefährlich. Durch die Beschlüsse dcr Bayrischen Volkspartci und der Mehrheit des Staatsministcriums ist das bisherige Negierungsprogramm einseitig durchbrochen und die bisherige Negierungskvalition aufgehoben. Die deutsch-demokratische Fraktion ist nicht in der Lage, die Ver antwortung zu übernehmen für die jetzt von der Staats- regicrung eingclcitcte Politik, die zu einem tiefen Zwiespalt im deutschen und bayrischen Volke wie zu schweren und politischen Schädigungen zu führen droht. An gesichts dieser Gefahre« halten wir cs sür die Ausgabe aller gut deutsch und gut bayrisch Gesinnten, die zwischen Land und Reich ausgebrochcne Krisis trotz allem aus verfassungs mässigem Wege auszugleichcn, nm der Einheit des dcntsche« Volkes willen. «W. T. B.) Die Enlsthlietzung -es Bayrischen Bauernbun-es München, 21. Juli. Der Landesvorstand des Bayri schen Bauernbundes hat in seiner heutigen Sitzung die folgende Entschltchttug angenommen: Dcr Bay rische Bauernbund steht seit seiner Begründung ans dem Boden des Föderalismus und hgt diesen seinen. Standpunkt nach dcr Umwälzung von l018 und bet dcr Abstimmung über die Verfassung in Weimar beibchalten und zum Ausdruck gebracht. Er hat wegen der Preisgabe namentlich der Hoheitsrechtc der einzelnen Staaten in Weimar gegen die Verfassung gestimmt. Angesichts dcr »unerkennbaren Be strebungen zur Beseitigung der republikanischen Staats form und ihrer Träger hält er eine entschiedene Abwehr der sich aus diesen Bestrebungen ergebenden Gefahren für dringend notwendig. Zu seinem Bedauern hat das vom Reichstag und Neichsrat angenommene, diesem Zweck dienende Gesetz eine Form erhalten, die einen Eingriff in die bundesstaatlichen Hoheitsrechtc be deutet. Er billigt daher alle verfassungsmässig zulässigen Versuche dcr banrischcu Regierung, die geeignet sind, den vom Reichstag »nd Neichsrat angenommenen Gesetzen ihre die bundesstaatlichen Hoheitsrechtc bedrohende Wirkung zu nehmen. Dabei hebt er ausdrücklich hervor, dass er die Treue zum Reiche und die Einheit des Reiches unter leinen Umständen prcisgebeu wird. lW. T. B.s RuhestSren-e Umzüge in München. München, 21. Juli. Eine Gruppe von lilt jüngeren Leuten, die unter Absingung antisemitischer Lieder einige Münchner Strassen durchzogen, pöbelten den zufällig vvr- bcikvmmendcn LandtagSabgeordncteu Auer an. Erhebun gen über die R uhcstvrer sind cingeleitet. Einige Stun den später durchzog ein Z»g von Leuten, die die Arbeiter marseillaise sangeu, die gleichen Strassen. Mit Rücksicht ans diese Vorkommnisse hat die Pvlizeidirektivn angeordnet. dass die Sichcrheitsvrgane künftighin Züge, die zur Nacht zeit in ruhcstürenöcr oder provozierender Art die Strasse durchziehe», anhalten und die Teilnehmer sestnehmen. iu-tst. Der Slaalsgerichishof zum Schutze Ser Republik Leipzig, 21. Juli. Tic endgültige Zusammen setzung des S t a a ts g c r i ch t S l> o fe S zum Schutze der Republik ist folgende: Ten Vorsitz führt Scnatspräsidcnt Dr. Hagen, die Stellvertretung ist dem Senatspräsidentcv Richter übertragen. Als Mitglieder des Staatsgerichts- hofes wurden Ncichsgerichtsrat Dr. Baumgartcn und NetchS- gcrichtsrat Dr. Zeltler ernannt. AlS Untersuchungsrichter fungiert Landgerichtsdirektor Alcken vom Landgericht Frankfurt a. M. In den letzten Tagen haben bereits einige interne Sitzungen stattgesundcn. kW. T. B.s Ostbarriere? Wenn sich am l. September in Dresden und War- Schwere kommunistische Ausschreilungen. KlanSthal, 21. Juli. Am Donnerstag sand ein Dcmonstratiouszug der kommunistischen Arbeiterjugend des Harzer Nntcrbczirks statt. Dabei plünderten die Kommunisten die Häuser und Ga st Höfe dcr studentischen Korporationen der Bergakademie Klausthal und verbrannten deren Möbel und Embleme. Es gab dabei einen Toten und mehrere Schwerverletzte. lieber die blutigen Vorfälle am Sonntag gibt die Klaust Haler Polizeibehörde eine Darstellung, in der cs heisst: Die lommunistische Jugend des Harzes veranstaltete am Svuntag in Klausthal-Zellerfeld eine Demonstration, die sich gegen die „reaktivnürc Jugend erziehung" richten sollte. Um Uhr früh, als sich die Demonstranten unter Mitnihrnng zahlreicher roter Fahnen nm Bahnhof Klanslhal versammelten, «am es znm ersten Zwischenfall. Der Student an der Klansthalcr Berg akademie Karl Bode hatte seinem Missfallen über die De- mvnstrativn Ausdruck gegeben »ud dabei die rote Fahne als einen Lappen bezeichnet. Die Borübermarschierendcn hörten die Worte und drangen nun auf Bode ein, der zu nächst aus seinem Revolver zwei Schreckschüsse in die Luft abgab und dann in de» Wartesaal des Bahnhofes flüchtete. Die erregte Menge folgte ihm dorthin. Als die Tätlich keiten fortgesetzt wurden, zog der Student seinen Revvlvcr von neuem »nd gab einen Schuss ln die Menge ab, der einen 1 üj ü h r i g e n D e m v n st r a n t e n tötet c. Dem Sin deute» wurde darauf vvn den Kvmmnnistc» mit einem Stuhlbein die Schädeldecke zertrümmert und an dere schwere Verletzungen beigcbrgcht. Bode musste »ach dem Krantenhause geschasst werden, wo er hoffnungslos darnjederlicgt. Er hatte bis zum Mvntag abend das Be wusstsein noch nicht micdercrlangt. Die Kommunisten marschierten dann im Zuge in die Stadt und drangen auf ihrem Wege in die Räumlichkeiten einer Reihe studentischer Verbindungen ein, wo sic Kaiserbilder, Büsten, sowie studentische Embleme und Requisiten vv» de» Wänden rissen und ans dem Fenster warfen. Tic inzwischen alar mierte Polizei tonnte schliesslich dem Treiben Einhalt in» und weitere Verbindnngshänscr vor diesen Zerstörungen schützen. I» dcr Stadt selbst kam cü dann »och z» wei teren Z il s a m m c n st ö h e n mit Studenten, wobei mehrere von ihnen erheblich verletzt wurden. »»Skaalspolittfche srolwen-igkett." Halle, 2t. Juli. Obwohl die Stadt Halle noch nicht 200 Mi Einwohner zählt, ernannte die Regierung mit der Begründung, dass eine st aatSpoliti s ch e R v t w e n d i g- lcit »ortäge, einen P o l i z e i p r ä s i o e n t c n sür die Stadt Halle, und zwar den ehemaligen Kölner Polizei präsidenten. den M e h r h e i t s s o z i a l i st e n Rnngc- Essen Forl-auer -er italienischen Kabinettskrise. Rom, 21. Juli. Orlando lehnte den ihm erteilten Austrag, das Kabinett zn bilden, ab, weil die Sozialisten sowohl wie die Katholische Botkspartei nicht mit Abgeord neten der Rechte» i« ein Kabinett eintrcten wolle». Der König empsina heute den Kammerpräsidenten Nicola. Nom. 21. Juli. Dcr König hgt den Scnntsprüsidenten Tittvnt und daranf Bonvmt empfgngen. lW. T. B.) schgn die deutschen und die polnischen Vertreter zn den lange angeregten, lange erwarteten und sür beide Staaten gleich wichtigen ivirtfchastlichen Hauptverhaiidliiiigen zn- fammcnsctzen, so muss vorher, solle» die Verhandlungen irgendeinen praktischen Erfolg haben, die Entscheidung über die großen Richtlinien der künftigen polnischen Politik ge fallen, muß der Kamps zwischen Pilsudsti und seinen chauvi nistischen Gegnern, den Nationaldemotraten, zugunsten des ersteren entschieden sein. Tenn unter der Vorherrschaft der fanatischen antideutschen Hasspvlitikcr und unbeirrbaren An hänger dcr französischen Politik dcr Ostbarriere zwischen Deutschland und Russland ist eine deutsch-polnische Ver ständiauug in den bevorstehenden Verhandlungen aus geschlossen. Es handelt sich bei diesen Verhandlungen doch nicht ausschliesslich um wirtschaftliche Fragen, dg sür uns ein Eintreten für die Interessen dcr geradezu ungeheuer lich unterdrückten und vergewaltigten grossen deutschen Minderheiten unerläßlich ist und wir keinerlei Zugeständ nisse aus wirtschaftlichem Gebiete mache» können, wenn Polen als getreuer Vasall Frankreichs nicht die Gewähr sür einen ungehemmten Verkehr Deutschlands nach dem Osten gibt. Zwar Pan Korfanty, der markanteste Vertreter des polnischen Chauvinismus vom Schlage der National- dcmokraten, ist als Ministerpräsident erledigt und damit ein unüberwindliches Hindernis ans dem Wege einer deutsch polnischen Verständigung beseitigt, aber mau darf auch nicht übersehen, dass sein Fall mir ans die ablehnende Haltung des nur 20 Abgeordnete zählenden Klubs der Verfgssimgs- arbeit zurückzuführcn ist, dass also die Zahl dcr Anhänger Korfantys trotz dieses Abschwenkens noch immer sehr gross ist. Man darf ferner nicht daran vorübcrgehev, dass mit dem Fallcnlasscu Korsautns noch keineswegs eine Abkehr von der Hasspolitik gegeben ist, da viele Chauvinisten zmeifel los nur in dem skrupellosen und blutrünstigen Aufstands- Hetzer keine für die Leitung der Ltaatsgeschäste geeignete Persönlichkeit erblicken, dass sic also gegen Kvrsanty stim men, ohne die sachliche Pvlitil der Nativnaldcmvlraten für verkehrt zu halten. Anderseits bleibt aucb bei den „ge mässigten" Polen um Pilsudsti noch so viel an Nationalismus und eingefleischter Teutschscindlichkeit übrig, dass mau leinen Grund hat, den kommenden Verhandlungen mit allzu starkem Optimismus cntacacnzujehcu. Die bisherige wirtschaftliche Entwicklung iss hier aller dings bereits ein erfolgreicher Lehrmeister gewesen und be ginnt auch merklich auf Chauvinisten und Franzvsensrennde cinzuwirkcn. Gerade der vor einiger Zeit von Franlreicli aufgezwungenc französisch-polnische Handeisverirng n-u seinen selbst vvn den polnischen Nationaldemolraten sihaN kritisierten einseitigen Vorteilen für Frankreich hat der traurigen wirtschaftlichen Lage Polens leine Erleichterung gebracht, und das untrügliche Wirlschastsbarometer der Valuta beweist unmissverständlich die polnische Abhängigkeit vvn Deutschland. Die Zuteilung der riesigen wirtsthastliclu u Kräfte Oberschlesieus hat sich sür Polen valnt.iriich wenig oder gar nicht auSgemirkt, und wenn heute die polnische Mark trotz des katastrophalen Marksturzes immer noch, wie vor Jahresfrist, nur etwa den zwölften Teil der dcnl scheu Mark wert ist, so erhellt daraus, dass Polen aus Waren einfuhr aus Ententcläiidern wohl oder übel verzichten muss. Noch sprechender sind die Zahlen dcr allerdings recht lücken haften polnischen Haiidelsstatistit. Hatte schon in der Zeit vom Januar bis Juni 1020, als Polen eben die abgetretenen deutschen Gebiete besetzt und die im Lande befindlichen Ncichsmarkbeträge durch erzwungenen Umtnuich gegen nominell gleiche Betrage in polnischer Mart au sich gerissen hatte, die deutsche Einfuhr 00 Prozent der polnischen Gesamt einfuhr betragen, so blieb Deutschland such nach der Aus Wirkung dieses unverdienten nnrtschaslliüieu Vorteils nach dcr Jahrcsstatistik sür 102l noch immer mit 02,l Prozent an der Spitze aller Einfuhrmächtc, während die Ei»fuhr aus dem Laude dcr intimsten Freunde Polens, aus Frankreich, »nt 0,:! Prozent an letzter Stelle rangiert. Die geringe pol nische Ausfuhr aber geht mit ssO Prozent nach Tentschland und Oesterreich. Sic könnte ganz erheblich höher sein, wenn man nicht in geradezu unverständlicher politischer Vcrboh't- heit die ungeheuren lgndivirtschgftlichen Kräfte der abge tretenen deutschen Gebiete zerrüttet hätte. War doch die Pro vinz Posen ancrkainitcrmgsscn die in Bezug aus landwirt schaftlichc Kultur hochstehendste preußische Provinz. Wenn man aber, wie im Herbst 1920, in der Provinz Posen einem deutschen Gutsbesitzer, der einen Riesenpvsten Kartoffeln nach Deiitschlaiid verlauft liaite, weil er in dem damals mit Lebensmitteln überreich ausgeslattcten Polen leine Ab nehmcr fand, keine Anssnhrei laiibnis erteilt und ihn zwingt, die Kartoffeln als Bichsntter zu verwenden und den grössten Teil als Dünger wieder ans den Acker zu fahren, wenn man die erfahrenen deutschen Landwirte und Ansiedler mit Hilfe der Liquidation und eines ungeheuerliche» antideutschen „Agrar reform"-Gcsctzes ans dem Lande sagt und uner fahrene galizische und grosspoluische Bauern an ihre Stelle letzt, so darf man sich »iclit über den Niedergang dcr Land- wirtschast und ihre Erteiisivieriing wundern. Der Austausch polnischer Lebensmittel, die wir nicht mit hohe» Anstands-