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Dresdner Nachrichten : 01.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188601015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 17-18 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-01
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.01.1886
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M. I Neuja!.. bildet«« . . der gegeuwärttg laublosen Zeit doch Manchen auf ebien a Zweig brmgt. Zu Millionen werden dies» -arten, plnmpe. ,« auSgeführte. wie geschmackvolle, ja künstlerisch heräestrllte, aui. Fabriken aus den Markt geworfen und wer die rechte« Quellen für den EngroSkaus kennt, der kann sie in unendlichen Massen zu er staunlich billigen Brosen haben. Sv ist rS auch nur verständlich, daß sich für diesen kurzen Handel alljährlich, mag grimmige Kälte herrschen oder mag Rege» und Nebel nah und grau die Erde rin- hüllen, an den öffentlichen Plätze» Leute aufstellen, die den Unbilden des Wetters trotzen, well ihnen der Verkauf von Neujahrskarten doch eine der Mühe angemessene Belohnung verbricht. Dort, in diesen leichten, meist nur mit Leinwand gedeckten fliegenden Kunst handlungen, wie in den vielen Schaufenstern der Stadt sind die Karten schon seit Tagen und Wochen ausgestellt und der GratulationS- lustige, wie der GratulationSvflichtiae läuft mit der Qual der Wahl dazwischen herum. Ja. die Geschmäcker sind so verschieden! Jene suchen etwas recht Sinniges — Inniges — auch MinniaeS; Diese begehren Witze, aber — anständige, nicht zwei- und brei- deutige: Viele möchten wieder gern etwas im letzteren Genre und di« große Mehrzahl weiß überhaupt nicht, was sie will, sondern nimmt schließlich, wa- sie findet, d. h. was im Augenblick gerade die Ausiuerksanikeit gereizt hat. Sticht genug anzuerkennen ist es, daß die Polizei mit wachsamem Auge umhergeht und aus Alles fahndet, was etwa schmutzigen Inhaltes und geeignet ist, an ständigen Menschen die Schamröthe in's Gesicht zu treiben. Jetzt ist der Inhalt der Karten in Wort und Bild un großen Ganzen harmloser Art; von den Gemeinheiten, die noch vor wenigen Jahren in geradezu schamloser Weise ausaeleat und sogar angeboren wurden, ist nichts mehr zu finden. Leichte Zweideutigkeiten werden ja nie ganz umgangen werden können, wen der Begriff der Satyre. des Witzes und der Frivolität in so vielen Füllen mehr subjektiver, als objektiver Betrachtung ist. Doch — offen kann wenigstens die ab solute Gemeinheit aus diesen Karten nicht mehr ihr Wesen treiben, und das ist viel gewonnen! Von Beobachtern dieses eigenthümlichen Neujahrsgeschäftes hört man. daß seit der Zeit, seit welcher man in den verschiedensten Formen wahrhaft kunstschöne Karten mit reizenden Versen, überhaupt mit poetischer Färbung mehr und mehr aus den Markt gebracht hat, die gewöhnlicheren Machwerke viel weniger Umsatz finden. Es dokuinentirt sich auch darin wieder, wie erfreu licherweise so oft bei großen Massenbewegungen, Volksfesten re-, wie sehr der' Anstand in Dresden zu Hanse ist und wie daS sittliche Bessere und Werthvollere allezeit mehr Freunde hat, als das Ge meine. Und doch spielt die Gemeinheit bei den NeiliahrSnratu- lationen leider Gottes immer und immer eine weit größere Nolle, als man denkt. Nicht an die Gemeinheit der Zweideutigkeiten, nein, an die gemeine Bosheit ist hie,bei gedacht, die ein Vergnügen daran findet, durch Zusendung beißender Witze oder Salinen wunde Flecken ihres Opfers zu berühren, dem Empfänger oder der Em pfängerin, anstatt dieselben durch ein hübjches Wort zu erfreuen, den «Stachel des Schmerze-?, der Beschämung, der Trauer in die Brust zu drücken, ja, mit solchen geschickt gewählten vieldeutigen Witzen den Funken der Zwietracht in den schooß der Familie zu werten, der vrt lange nachglimint. und mitunter selbst Helle Flammen anfacht, bei denen es nicht ohne Brandwundeu abgebt. Ter Nr- daktionstiich ist für solche und ähnliche Beobachtungen das ge eignetste Feld. In den täglich eiulausenden Anfragen, Klagen. Be schwerde», Vorschlägen u. s. w. hört man den Puls- und Herzichiag der Menge oft recht stark und kann, wenn man nur mit Ruhe lauscht, auch hören, was ihn rascher, langsamer, freudiger oder matter schlagen läßt. — Damit sei durchaus nichts gegen die Aufmerksam keiten im Allgemeinen gesagt, die tausendtach durch sinnige und lustige Karlen am Morgen des neuen Jahres Familienangehörigen, Freunden und Gönnern bereitet werden. Die Idee der Nenjams- wünsche — abgesehen natürlich von den Neujahrskarten, deren Ge brauch neueren Dalums ist — ist sehr alt; aus Kupferstiche» aus dem 15. Jahrhundert, wie in Büchern findet man. wenn sie am Schluß eincs Jahres hernnsgegeben worden sind, den Wunjch der Herausgeber gedruckt „ein gut',, oder „ein selig" oder „em srend- reiches" Jahr. Tie Form speziell der Neujahrskarten scheint dem vorigen Jahrhundert zn entnommen. Es sind aus der sogenannten Zoptzeit noch dergleichen Karten vorhanden und kann man an- »chmcn. daß sie in den Kreisen der Künstler, vorwiegend der Maler, entstanden sind, Diese überraschten und erfreuten einander am Beginn des Jahres durch Zusendung von kleinen Karten, aus denen sie gute Wünsche durch ihre Kunst in witziger Zeichnung, auch in bunter Malerei, zum Ausdruck brachten. Das waren meist wirlliche kleine Kunstwerre. die von Hand zu Hand wandelten und — gefielen. Was aber gefällt, findet Nachahmung, und so mag auch in weiteren Kreisen die hübsche Idee mit mehr und weniger Geschick usurpirt worden und endlich Gemeingut geworden sein, Tie Karten sind dann lange Zeit wieder außer Gebrauch gekommen, und erst in den letzten Jahrzehnten werden dergleichen wieder in den Handel gebracht. — Der Tag des Jahreswechsels ist keine alldeutsch-heid nische Uebcrlicfernng; denn unsere Vorfahren rechnete» nach Halb jahren. von Sonnenwende zu Sonnenwende. „Ich wallte der Sommer und der Winter iccüszig", sagt daher auch der alte Held im heidnischen Hildebrandsliede. Unsere Nenjahrsseier ist, ebenso wie die jetzt herrschende Zeitrechnung, römisch-christlichen Ursprungs. Ter altrömische Gott Jan»?, dem zu Ehren der Januar den Name» bekam, war der Gott der Jahreswende. Janus wurde als doppelgesichtig dargestellt. so daß er gleichsam zurückblicklc in die Vergangenheit und vorwärts in die Zukunft. Den Name» „Shl - vcste r" trägt der letzte Tag des Jahres zu Ehren des Heiligen Svlvester, jenes Papstes, der von dem crsten christlichen Kaiser des NSmcneichcs, Eonstantin dem Große», nach der Legende das „Erb- theil P tri", den Kirchenstaat, zum Geschenk erhalten habe» soll. Sylvester ist ein fröhliches, ausgelassenes Fest schon seit den Tage» der Römer, aber bei aller Ausgelassenheit geht es ohne Schauer und Gruseln nicht ab; gehört doch die Hylvestcrnacht zu den „Zwölften", in denen der wilde Jäger sein Wcfen treibt. Wie sorg fältig bat die Hausfrau schon darüber gewacht, daß von Weihnach ten bis Sylvester keine Waschleine hängt; denn der Aberglaube ist fest davon überzeugt, daß ein Glied der Familie ini neuen Jahre sterben muß. wenn die Leine gehangen hat. Der Glaube geht sicherlich ans die sorgfältige Beseitigung aller Hindernisse zurück, die dem wilden Jäger in den Zwölften entgegenstehen könnten. — Ter G e s i n de m a r k t. welcher gestern bereits in den früheren Bormsttagsstiindcn in den Parterrelokalitäten und im Hoi- raum des Ballhauses aus der Bautznerstraße seinen Anfang nahm und während der heutigen Mittagsstunde in Helbig's Restaurant beendet werden wird, hat insofern »n Vergleich mit den früheren gleichen Märkten einen abnormen Verlaut genommen, als wohl die gleich große Zahl von Oekonomen ans den vorwiegend ackerbau treibenden Gegenden von Wilsdruff, Rosse», Meißen. Lommatzsch, Riesa, Großenhain, Frciberg rc. wie sonst stets, sich eingesunken halte, dagegen von Knechten aus den wendischen Distrikte» nni Kamen;. Bautzen, Hoyerswerda ic. höchstens die Hälfte der sonst regelmäßig gekommene», von Mägden aber gar nur etwa der vierte Tuest wie ionst am Platze war, »in sich dingen zu lassen. Infolge diesen schwachen Angebotes von Tienslsucheiiden wurden von Letz teren wesentlich höhere Löhne als früher gefordert und verlangte» z. B. Schirrmeister 150 bis 540, Großknechte 225 bis 270, Mittel knechte 150 bis 105, Pscrdeinngen 105 bis l20, sogenannte Ochsen- und Kiihjnngcn 00 bis- 1o5 Mark jährlichen Lohnes bei selbst redend freier Station, während Ansgebcrinneii oder Wirlh- schafterinnen neben ansehnlichen Weih nach isgeschenken und Jahr- marktsgcldcrn 240 Großmägde 180 bis >05. Mittelinägdc IM bis 150 und söge». Klcinmägde 00 bis 105 Mark forderten. Die vor handenen wenigen Mägde gingen, wie man zn sagen pflegt, weg wie warme Semmeln, hnigegen wird der Abschluß der M'ethver- träge mit den männlichen Dienstboten in der Hauptsache wohl erst heule Mittag perfekt werden, Der bei der Laiidwirthschast jährlich fühlbarer werdende Mangel, namentlich an brauchbaren weiblichen Dienstboten, ist wohl in erster Linie aus die Thatsache znrückzn- führen, daß die jüngeren ans der Schule entlassenen Töchter der unbemittelten Familien die Beschäftigung in den Fabriken der frei lich etwas anstrcngenderen aber um so gesünderen Arbeit in der Laiidwirthschast vorziehcn. Dieser Umstand bereitet dem Land- wirthe gegenwärtig einen schweren Stand. Sortsttzinil, des lokalen TsteileS Leite v. TasieSstkschichte. LentsckitS Neicki Die „Germania" veröffentlicht eine En- ciclica Papst Leo Xlll. über das anßcrordcnlliche Jubiläum. Dieselbe ist gerichtet „an die ehrwürdige» Brüder, Patriarchen, Primaten. Erzlnlchöle, Bischöfe und andere Vorsteher. welche dem apostolischen Stuhl anhangen", und trifft die Bestimmung, daß mit Gottes Bei- flant^Mdem der hunmli ,i«l dkreise ünHer Dar de« Papst hie ' himmlisch«, wird'die!. Bestimm dem Cbristenthum ^ als ein wirksames« erweisen werd Bv> bereit»»! Absicht die iyi Stelle." Mit Recht darf man wohl daraus .. weit di« Mitglieder der Lrntrnmspaetei diesem päpstlichen "" (UN« all« eiten A ml! idrntlichq JlMabr beganan» »nd«. ^uvE-ela^ amrs Mittel .argen den Ansturm so araenUndrils e. Au diesem Zwecke fordert der Papst di« sorgfältig« de« Volkes in fromme« Vereinigung«» und setzt ,m> lnßc und die freiwillige Kasteiung des Körpers an erste gespannt sein, in wie „ n Thrile der neuesten fftlichr» Encyelica Folge leisten werden. ES heißt mit großer Bestimmtheit, Fürst Bismarck Hab« dem Kais« am Freitag über daS Branntweinmonopol Vortrag gehalten und om Tage daraus bereits habe sich daS preußische StaatSmini- sterium damit beschäftigt; bekanntlich soll, entsprechend dem Vor gänge bei dem Tabakmonopol, auch das Spirituömonopol alö An trag Preußens an den Bnndesrath gelangen. Die kürzlich erfolgte Berns»»« des Polizeidirektors Krüger als koniinissarischtt Hilfsarbeiter ins Auswärtige Amt erregt msolrrn einiges Interesse, als Herr Krüger, der vor einem Jahr« noch Voll- zeirath war und Überhaupt eine schnelle Karriöre gemacht hat. in seiner Stellung als Chef der Exekutive der Berliner politischen Polizei, die er auch ferner beibehalten wird, gewissermaßen der Nach folger des Herrn Stieber ist und also die höhere politische und Ge- Heim-Polizei zu verwalten hat. Sein neues Amt nähert ihn noch mehr der Person des Fürsten Bismarck, den er schon seit Jahren nach Kisfingen und überall hin begleitete. Kommissarische Hilfs arbeiter im Auswärtigen Amte sind gegenwärtig nach der eben er schienenen Ausgabe deS Staatshaiidbnches noch: Generalkonsul Gillet. Legativnsjekretär v. Tschnichkv, kgl. bayrisch« Wirst. Rath Dr. Kahn und Gerichlsassessor Pritsch. Der Chef der Admiralität. Generalleutnant von Caprivi, ist jetzt so iveit wieder genesen, daß er die Absicht hat. sich in den nächsten Tagen beim Kaiser als gesund zu melde», nno dann seine Dienfigeschäste wieder in vollem umfange zu übernehmen. Allgemeine Theilnahine erregt es, daß Baronesse Gretchen v. Wägern in Breslau, die Tochter des kürzlich in Madrid verstorbe nen Freiherr» Carlos v. Wägern, die ihrem Vater mit schwärmeri scher Liebe zngetha», und, erschüttert durch den plötzlichen Tod desselben. Gift genommen hatte, nunmehr am 24. d. M. ihren schweren Leide» erlegen ist. Nun ist die arme Wsttwe Gaaern, doppelt schwer getroffen durch den Tod deS Gatte» und der Tochter, die ihre Stütze gewesen, mit einem jungen Sohn, der noch keinen Lebeiisbenis gewählt, vereinsamt zurückgeblieben. (Der literarische Verein in Dresden hatte vor Kurzem das Gedächtniß v. Gagern'S, seines langjährigen Mitgliedes, geehrt.) Großes Aussehen erregt in Königsberg i. Pr. die Verhaftung eines dis jetzt hochaiigesekeiien Bürgers, des Kaufmanns und Lvtterickollektenrs Ehlert. Derselbe verwaltete außerdem noch drei andere Kassen, die unter Aussicht des Magistrats standen. Infolge der wohlsituirten Bemiögensverbältnisse waren Revisionen unter- dlieben und als eine doch plötzlich eintrat, ergab sich ein Manko von 60,000 Mark. Ehlert vermachte über dieses Defizit keine Aufklärung zu geben und cs erfolgte seine Verhaftung. Bereits war ein höhe rer Minislerialdeamter in Königsberg, um die Lolteriekassenbücher zu prüfe». Unrichtigkeiten sollen sich hierbei nicht ergeben haben. Es sollen Personen der feinsten Gesellschaft mit in dieseAffaire ge zogen worden sei», mit denen E. aut sehr sremidschastlichem Fuße gestanden. Ter LiPpe'sche Kabiiietsinimstcr b. Richthofen theilte dem Land tage mit, daß er vom Fürsten Waldemar mit der Ausarbeitung eincs neuen Thronfolge-Gesetzes beauftragt wurde. Eine sehr ernste Krisis ist im königlichen Hanse zu München ausgcbrvchen. Tic bayrische» Blätter müssen sich selbstverständlich in dieser peinlichen Angelegenheit ein zurückhaltendes Schweigen auferlegen, und nur aut Umwegen dringen einzelne Andeutungen über die neuesten Bvrgäiige »n bayrischen Königshanse in die Oefsent- lichkeit. Aus München gehen dem „Pestcr Lloyd" folgende Mit- Iheiliinge» zu, die wir nur mit viele» gebotenen Kürzungen wiedcr- aeben: Seit Sonntag berathen die Agnaten unter dem Vorsitz des Prinzen Luitpold, des Oheims des Königs Ludwigs ll., wie ohne Eklat die aut die Spitze gestellte Situcitwn gehoben werde» kann. Verantassnng zu dielen ernsten Berathiingen habe» die vor einige» Tagen beim kMpcleuten Gericht iHerrcichten Gessiche ans Pfändung gegeben. Aus ganz verläßlicher' Quelle wird »iw niitgetheilt, daß die Mitglieder des könglichen Hauses nnlcr allen Umstände» den Einzug des Gerichtsvollziehers in das bayrische Herrscherhaus ver hüte» wollen Alle natürlich in gewissen Grenzen gehaltene» Bitten und Ermahiliiiigen fanden taube Obre», die Schuldenlast ist aus's diene ganz gewaltig aiigewachse». die Gläubiger drängen aus Zah lung. sie können und wollen nicht mehr warten und so ist denn seit einige» Tage» die Angelegenheit in eine akute Phase eingetreten. Zu den ungeduldigsten Gläubigern gehört eine Stuttgarter Jn- slallationsfirma, welche für das Königsscliloß auf Herrenchiemsee große Aufträge zu efsektuiren hatte, die eine Zeit lang wartete, dann aber auf Zahlung drang. Diesem Beispiele sind mehrere kleinere Firmen gefolgt und da man überall daS Sprüchwort bewahrheitet findet, daß dem zuerst gemahlen wird, der zuerst kommt, so rühren sich die Gläubiger jetzt aller Orten. Sogar unter dem Künstlervolk beginnt es zu tagen. Niedrere mit der künstlerischen Ausstattung verschiedener Säle beauftragte Maler haben Snminen von 20 40,000 Mk. zu fordern. Die Mitglieder des königliche» Hauses sind darüber ebenso informirt, wie andere Kreüe und darnher einig, daß es anders werde» müsse Aber die größte Schwierigkeit liegt eben darin, wie Rcmedur geschaffen werden soll. Es bellen Millionen nichts, da sie in kürzester Zeit rascher veransgabr wären, als sie beschafft werden tünntcn. Die Agnaten haben mit Bestinniitheit erklärt, EnccnrS in Baarem nicht inebr zn leisten, eine Erhöhung der Eivillistr, die bekanntlich 4,231,044 Mk betrag», ist für die Finanzper odc 1886 »nd 1887 nnihunlich und hierfür die Einwilligung der 3. Kammer kaum zn haben. Ans Struer (in Jütland) wird vom 30. Dez. Mittags gemeldet, daß seit Mitternacht ein großer Mvorbrand statlfindet. Aus dem Haidemvoie, dicht an der Eisenbahn Skive-Vinderup brennen gegen wärtig 2 Mill. Torisodeii. Die Lagerschuppen und Arbeitshäuser sind zerstört und cs wird eine weitere Ausbreitung deS Brandes be fürchtet. Es herrscht Sndweststurm und der Verkehr aus der Eisen bahn wird wahrscheinlich unterbrochen werben müssen. In Straßburg fand am Abende des 29. Tep auf dem Exerzier plätze des Pionierbataillons Nr. 15 vor dem «stelnttzor, wo eine Mine gelegt wurde, »m eine alte Lünette zu sprenge», eine Ezplo- sion statt. Ein Gefreiter wurde gctödtct, zwei Soldaten wurden schwer verwundet. Unter den Kanalarbeitern bei Viuchhausen im Hannöverschen waren am eisten Weihnachtsseiertaae Unruhe» entstaiiden, weil den Arbeitern ein Viertel ihres Lohnes zurückbehalten war. Es sollte dic'es, wie nachträglich niitgetheilt wnrde, deshalb geschehen sein, damit die Leute während der Feiertage nicht ihren sänimtlichcn sauer verdienten Lohn durchbringen konnten, sonder» auch nach de» Feiertagen noch einen Zehrgrosche» besäßen. Zur Bekämpfung der Unruhen und Herstellung der Ordnung sind aus Verden 30 Ulanen unter Führung eines Offiziers nno einiger Unteroffiziere dorthin gesandt worden, dieselben werden jedoch zurückkehren, um dann durch Jnsantcrie aus Bremen ersetzt zu werden. Verwundet ist bei der Katastrophe 1 Ulan, dem mittelst einer Schaufel der Schädel stark verletzt worden. 1s der Unruhestifter wurden in Verde» unter starker Bedeckung eingebracht. Tie zum 3. (poinnierschen) Ainieekorps gehörigen Jiffanterie- Rcgimcnter sind seitens des preußischen Kriegsmimsteiinnis ange wiesen worden, in einer bestimmten Neihcnsolge im Zuchthause zu Svniienburg pro Regiment 700 Paar kurze Militärstiefel a»fertiaen z» lassen. Die Arbeit wird für jedes Regiment ca. 4 Wochen bauern. Zur Beanssichtignng weiden die betreffende» Ncgimeiits- schnhniacher nach Sonuenvnrg abkominandirt. Der wohlhabende Sohn einer Berliner Kaufmanns-Familie, der nach Verübung mehrerer Streiche vor zwei Jahren van seinen Verwandten nach Amerika exvedirt wurde, kehrte vor etwa einem Jahre nach Europa zurück nno beglückte zunächst Paris mit seiner Gegenwart. Nachdem alle seine Versuche, die Angehörigen zu wei teren Geldsendungen zu veranlassen, an dem Widerstande derselbe» gescheitert waren, reiste derselbe nach Afrika und ließ sich dort bei der französischen Frenidenlegion anwerben. Aus den von dorthe, an die Verwandten gerichtete» Briesen geht hervor, daß der leichtsin nige junge Man» zu einer sünsjährigen Dienstzeit in der französi schen Truppe sich verpslichlet bat. Inzwischen war aber die Rück kehr des Sohnes nach Dentschland nothweudig geworden und vie Angehörigen setzten bei den fta»zwischen Behörden alle Hebel in Bewegung, um die Entlassung ihres Angehörigen aus der Fremden legion herbeiznsühren, Ais aber alle dieie Versuche vergeblich waren, bcichloß die Familie des FremdenlcaionärS, denselben zur Flucht von seme« Lruvventbeil zu veranlassen. Um diesen Flucktvlan zur Ausführung zu bringe«, »«ordert« »« «ngeganaenr Dirigent eine» Berlin« seiner Filiale in Pari- nach Afrika. Geldmitteln und Kleidungsstücken t . Aigier landete, um bei der Flucht des Dienst« »u leisten. Nach einer nun v Berliner Verwandten gelangten Nachric baten von seinem Lruppentbeil, der i« Kolonie in Garnison lag. glücklich den " giaer beschwerlicher Reise auch die. Meeres erreicht worden. Hi« aber witt rist in den beiden Fremden französische Deserteure und vewirne ihr« Verhaft»»«. Nachdem sich diese Veunuthnna hinsichtlich des Aus reißers bestätigte, ist derselbe gefcsselt nach Algier transportirt worden und dürste seine Verurtbeilung nach den dort bestellenden strengen französischen Militärgesetzen bereits erfolgt sein. Welche Strafe demselben zudiktirt worden, weiß man nochnicht. ebenso ist über daS Schicksal dr- Helfershelfers, auch eine» Deutschen, etwas Weiteres nicht bekannt geworden. Um Gewißheit hierüber zu er halten, ist ein anderer Angestellter desselben Instituts von Berlin auS nach Afrika gesandt worden, der die Reise dorthin über Pari« auaetrrten und zunüchtt versuche» wild, in der sranzosische» Haupt- stavt zu Gunsten der Beiden bei den französischen Militär-Behörden zu interveniren. Die Todten deS JahreS 1665. Der Tod bat im vergangenen Jahre aus den Reihe» der regierenden Fürstenfamillen zahlreiche Opesr gefordert: Prinz August von Württemberg, Gene raloberst der Kavalerie und ruhmreicher Führer deS Gardekorps (13. Jan.); Prinzessin Karl von Hesse». Mutter de« ÄroßherzogS von Hessen, Prinzessin von Preußen <2l. März); Prin» Friedrich Karl von Preuße», der ruhmreiche,Führ« deutscher Armeekorps (15. Juni); Fürst Anton von Hohellzollern-Siginaringkn (3. Juni); Prinzessin Caroline von Hobenzollern-Sigmarinaen (2l. Juni): König Atfomo Xll. von Spanien (25. Nov.) und König Ferdinand von Portugal. auS dem Haule Sachsen-Kvbura (lk. Dez.). Von Staatsmännern »nd Diplomaten sind gestorben: Fürst Adolf v. Auersperg, früherer österreichischer Minister (k. Jan); Gras Alexander v. Schleinitz, preußischer Minister des Kgl. HauleS beordert« lab und «ach mehriä- des mittelländischen ein französischer Poli- irrteure und bewirkte ihr« Falkenstein (6. April); General Courbrt (ll. Juni); Generälteld- marschall Karl Freiherr v. Mantensfel, Statthalter von Elsaß-Loth ringen l.lb Juin): Bacyer, Generalleuinant und Präsident des geodä tische» Instituts (9. Sept.), Kahler Pafcha >,3. Nvv.). Staats beamte: Pvlizeiralh Rmnpff (ermordet de» 13.Jc»i.)! Dr. E. Herr- inann, ehemaliger Präsident des pr. ev. OberkirchenrawS (16 April); Hvfrath Heidelberger, Direktor des Wiener MuscnniS (den 18 April), Dr. v. Goßler, Tribunalpräsident in Königsberg (ll. Mail; Baron v Hofmann, Staatsinan», Diplomat und kaiserl. General-Intendant <24. Oktbr.). Kirchen- und S ch u linä n »e r: Kardinal Chigi (15. Febr.); General-Superintendent Dr. K. Schwarz in Gotha (25. März); Kardinal Fürst Fried, v Schwarzenberg, Fürstbischof von Prag (37. März): Kardinal Panebianco (3l. Nov.); Erzbischof Beresft'rb in Irland (26. Dez ). Gelehrte: Der Anatom Prof. Jakob Heule in Göttinnen (13. Mai); Prof. Dr. Aua. Geher in München (29. Dez). Dichter und Schriftsteller: Jul. Schindler (16. März): Ludw. Nol. Musikschrntsteller und Prosessor in Heidelberg (16. Dez). Bildende Künstler: Architekt Bohnsledt (5. Ja».) : Maler Hermann Becker (3. Mm). Schau spieler und Bühnenleiter: Eniiic Peru», Direktor der Eoinödie sranyaise (6. Oktbr).; M. Reck. Direktor in Nürnberg <0. Mai): Anton Hiltel. Obcrregissenr in Vrauuschweig (27. Äug.). Die hier nicht ausgeinhrteu Gelehrte», Dichter, Schriftsteller, bilden den Künstler. Musiker, Schauspieler re. habe» wir bereits im Feuilleton erwähnt. Indnstrielle und Finanzniänner: Der Millionär William H. van der Bist in New-Bork (6. Dez.); Verlagsbnchhändler Georg Reimer in Berlin (4. Jan.); Eduard Chapman, Begründer der London- und Westminster - Bank in London (8. Dez.); Luslschifser Louis Godard (20. Fevr.). Qesterreiet». Zum Regierungsjubiläum des deutschen Kaisers als Königs von, Preußen übecbiiirgt.der Hrmvtnianii der Arcieren- garde, General' Koller, ein eigenhändiges beglückwünschendes Schreiben des Kaisers Franz Joses. Die Stuccatcnrswlttwe So»»»« in Neulerchenseld bei Wien wurde von ihrem Sohne Alois durch einen Revoiverschuß nieder- gestreckt, weil sie seine Forderuna, ihm Geld zn gebe», verweigerte. Bei dein Wirts, Marlin Boetz in Wien, welcher am letzten Sonntag sich i» der Vereichlschagin-Aasstellnng so exceffiv benom men und wahrscheinlich das Bild mit Vitriol begossen hatte, kam der religiöse Wahnsinn zum völlige» Ausbruch. Er zündete Feuer in seiner Wohnung an, zwang Frau »nd Kinder nicderzuknieen und zu beten zur Sühne kür die Verescklschggin-Schincich. Sobald er sich beruhigt batte, wnrde, Polizei geholt, ivrlche seine Uebersüh- rung in die Irrenanstalt veranlaßte. Pfarrer Nittel aus Warnsdorf hielt am zweiten Wcihnachts- seiertage in Bodenbach iinter großem Andrange de» ersten altkatho lischen Gottesdienst, verbunden mit Predigt, ab. Nach demselben fand eine Trauung statt, welche wegen Erkrankung der Braut in ihrer Wohnung vorgenominen werden mußte. Infolge der An wesenheit Pfarrer Nittels hat abermals eine größere Anzahl von Personen beiderlei Geschlechts ihren Beitritt zum AltkatholiziSmns angemeldet. Ungarn. In Temesvar wurde Vincenz Balms, gewesener Urmemihmaer Pfarrer, vom Gerichtshöfe wegen Unterschlagung von 25.000 fl Kirchengelder» zil,ochtzch»nio»atlichein schweren Kerker ver- nrlheilt. Bon der Anklage der Docunientensälschung wurde er freigcsprochen. Staatsanwalt und Angeklagter meldete» die Be- riisniig an. Frankreich. Ein in Paris verbreitetes Bölsengeriicht. wo nach in Hue ein Ausstcmd ausgebrochen wäre, w»tz von der „Agence Havns" dementirt. Die Lage der Ministerlrise hat sich nicht verändert; Präsident Grevy wird seine Bemühungen, Brisjvn »um Bleibcn zu bewegen, sortsehe». Im Falle dies nicht gelingt, bleibt ein Kabinet Freycmet nach wie vor wahrscheinlich. Freyci- net erklärte sich aus vieles Zurede» bereit, die Bildung des neuen Ministeriums zu übernehme». Elemcilcean ioll, falls er anniinmt, Minister des Innern, Floquet Justizminister werden. Paris. Der „Figaro" kann es natürlich nicht unterlassen, bei der erfolgten Wiederwahl Grevh's seinen Witz zn üben und schreibt iiber den alten neuen Präsidenten der Republik u. A. Fol gendes: „Es scheint, daß Vater Grevy erst in letzter Stunde sich entschlossen hat. sich wieder wählen zn lassen, um die paar Millio nen. mit welchen er alljährlich die Last des Budgets vermehrt, lür sich zu gewinnen. Frau Ärevv und Frau Wilson haben seinen Widerstand dadurch beseitigt, baß sie ihm in's Gedächlniß führten, wie wenig fertig der Palast in der Avenue de Trvkaderv sei und wie gut die Luft des znm Elylee gehörigen Glirtens den Kindern des Herrn Wilson bekomme. In 7 Jahren würden diese interessanten Mädchen größer und die Mauern im neuen Hotel Grcvh auch aus- actrocknet fein, so daß für diele kostbarsten Leven in Frankreich keine Gefahr mehr vorhanden wäre, das Palais zu verlassen. Dies sind die Gründe, welche Vater Grevn bestimmt haben, seiner nichts für Frankreich zn thun." — Ter Baron von Rvthenha», erster Le- gativnsrath der deutschen Botschaft in Pniis. ist in gleicher Eigen schaft nach Bnenos-AireS versetzt und wicd sein Scheiden von der deutschen Kolonie in Paris mit allgemeiner Brirübniß angesehen. — Der Mnnizipalralh hat eines der bcide» Projekte für Herstellung der Leichenverbreimnnnsöscn ungenonnne». Aul dem Pcrc Lachaise wird noch in dieser Woche mit den Errichlnnasarbeiten begonnen werde». Die Oese» werden nnch demselben Modell wie die in Mgi- land gebräuchlichen konstrnirt. «sie werden mit.Holzscheiten gespeist, die in kurzer Zeit eine Temperatur von 600 Grad schaffen. In zwei Stunden wizd ein Leichnam vollständig verkohlt sein; die Kosten dafür betragen 15 Francs. Paris. In der Sitzung der Deputirtenkamm«, in welcher die unerträalich langweilige Tonknigfrage zur Abstimminig kam, sind einige Zwischenfälle beinerkenswerth, welche die Rede Clemcn- ceau's begleiteten und Jules Ferry aus die Tribüne zerrten. Der Abgeordnete von Mont marire griff nämlich Spult« an. indem er sagte, « verstünde nichts von französischen Ehe», denn sonst hätte er cs nicht dulden dürfen, daß sein Freund Ferr» die „kost bare Hilfe Bismarcks" nngernfen, wie ans zwei Depeschen im Gelb buch hervvrgegange». Die erste dieser Depeschen ist von Baron de Courcel und handelt von einer Unterredung desselben mit Graf Paul Hatzseldt behufs einer Einmischnng Japans und Denlschlands in de» sranzösischc-chinesischen Streit. Der französische Gesandte hat daraus erwicdert, daß, so lange Frankreich mit China im Streit sei, eS nur für erstereS erwünscht wäre, wenn eine andere Macht eine Ableitung berbeisührte. Hierauf tclegravhirtc Ferrv wörtlich
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