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Dresdner Nachrichten : 25.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192609251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-25
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.09.1926
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Bemühungen um die Große Koalition. Lin Dorskoh -er Demokraten bevorstehend. Berit«, »4. Sept. Mit der Ausnahme der par kamen» tartsche« Arbeite« rückt ««ch die Grobe Koalition wieder i» de« Kreis der parlamentariiche« Erörterungen. Di« Stellungnahme der sozialdemokratlfche« GewerkschastSfüheer für ei«e Z«samme«ar»eit zwische« Jnönftrie ««d Gewerk, schäfte« wird «ach wie vor innerhald der Gewerkschaften selbst mit anberordentlichcr Heftigkeit bekämpft, besonders in Berlin «nd Sachsen. Schon die letzten AnSlassuugen im »Vorwärts" waren ans einen abwartenden Ton gestimmt. Die »Regierung ans breiter Basis* wird insolge der «nsrenubliche« Stellung, «ahme innerhalb der Sozialdemokratischen Partei nach allge» meiner Anfassnng auch diesmal nicht über die Vor» eriirternngen hinaus kommen. Dennoch wolle« die Demo» traten den versuch einer Regierungsbildung der Grobe» Koalition machen. Die Frage steht auf der Tagesordnung der siir nächste Woche angesetzten Parteibesprechnng. Ein Versuchsballon von links. Berlin, 24. September. Wie eine Berliner politische Korrespondenz meldet, soll die Deutsche Volkspartei an das Zentrum im PreußischenLandtag zwecks einer Aussprache Uber die Möglichkeit einer Regieruttgserweiterung in Preußen herangetrcten sein. Die Deutsche Volksprrtet miinsche eine Klärung dieser Frage noch vor dem Kölner Parteitag. — In diesem Zusammenhang wirb auch auf eine Meldung des Pariser „Onottdien" hingewicsen, wonach Tr. S t r e s e m a n n sich für den Eintritt der Bolkspartet in die preußische Negierung und der Sozialdemokraten in die NeichSregierung einsctze und hierbei vom Zentrum wie von den Demokraten unterstützt würde. Von dem Außenminister nahestehender Seite wird aber versichert, bas, die Meldung des Pariser Blattes jeglicher Berechtigung entbehre. * Das, bei der »bei, wiedergegebenen Meldung der Wunsch der Vater des GedamkeuS ist und dah die Absichten der Deut- s-hen Volkspartei in ganz anderer Richtung sich bewegen, zetgt cstie Auslassung des vvlköpartetlichen Deutschen Zeitungs- dtensies, die sich mit dem bekannten Artikel Stegcrwalds zur Frage der Negieruiigöeriveitcning beschäftigt. Es heißt darin unter anderem: Nein innerpolitisch gesehen, ist die Frage der Mehrheits bildung bis zu einem gewissen Grade schon geklärt. Es ist bezeichnend, dak sich in Thüringen voraussichtlich eine bürgerliche Einheitsfront bilden wird, um bei den Landtags- nciiwahlen gegen die Sozialdemokraten und Kommunisten zu sammen^ u stehen. InSachsen ist die Bildung einer solchen Einheitsfront im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen nicht gelungen. Aber die Demischnattonale Volkspartet. die Deutsche BolkSparde-t und die Wirtschaft-Partei haben sich doch zu. saminengetan, um gemeinsam zu kämpfen und dem neu zu wählenden Sandtage eine bürgerliche Mehrheit zu sichern. Jstn bürgerlichen Parteilager ist also hier wie dort kein« Neigung mehr vorhanden, mit den Sozialdemokraten zu paktieren. DaS ist nur allzu begreiflich. Haben Loch selbst die Demokraten und daS Zentrum im Sketch die Erfahrung machen müssen, daß ein Zusammenarbeiten mit de« Sozialdemokraten ««mög lich ist. Der Fall Dorpmütter. Berlin. 24. September. Wie das „B. T." hört, hat sich der Reichskanzler von den beteiligten Ressorts Bericht über den Stand der Angelegenheit Dorpmüller erstatten lassen. Das Kabinett wird sich in nächster Zeit mit dem Bericht befassen, der dem Reichskanzler von den zuständigen Ressorts erstattet worben ist und alsdann seine Entscheidung treffen. Skrafankaa Getzlers gegen Fritz Eberi. Berlin, 24. September. Nach einer Meldung des „Vor wärts* aus Brandenburg, hat der R e i ch s w e h r m i n i st e r gegen den verantwortlichen Redakteur der sozialdemokratischen „Brandenburger Zeitung". Fritz Ebert. de« Sohn des ver, storbenen Reichspräsidenten, Strafantrag wegen Be leidigung der Reichswehr gestellt. Das Blatt hatte der Reichswehr staatsfeindliche politische Tätigkeit und Miß achtung der Retchsfarben vorgeworfcn. Preuftens Erwerbslofenfürsorge. Berlin, 24. September. Die in diesem Jahre vom preußischen Staat für die produktive Erwerbs losenfürsorge aufgewendcten Mittel betragen bisher 91 Millionen Mark. Die Zuwendungen an die Ge meinden für Notstandsarbeitcn werden weiter fortgesetzt werden. Das preusiische Staatsministerium beabsichtigt, dem Landtag bet seinem Zusammentritt eine Vorlage über Arbeits beschaffung über de« vom Reich vorgesehenen Nahmen hinaus vorznlegc«. «elchswoftnunqszShluna 1927. Berlin. 24. Sept. Der Ausschuß für Siedlungs- und Wohnungswesen des R e i ch s w i r t sch a ft s - ratS behandelte den Entwurf eines Gesetzes über die Reichswohnungszählung im Jahre 1927 und die Feststellung der Zahl der Wohnungsuchenden. Der Entwurf sieht für 1927 die Vornahme einer Wohnungszählung in allen denieniaen Gemeinden des Deutschen Reiches mit Ausnahme des Saargcbiets vor. deren Wohnbevölkerung bei der Volkszählung vom 16. Juni 1925 2000 »der mehr Ein wohner betrug. Der Typhus in Aannover. Ha««o»«r, 24. Sept. Dl« amtliche» Feststrllnugeu a» Freitagnachmittag ergäbe«, daß die Zahl der Erkrank te» 172», die ber Tote« 11» beträgt. Ist« ganze« w«rbe» 2» Persone« he»te «e« ausgenommen, bagege« lg Pa- tle»te« als geheilt entlasse«. Im Lanse bes Tages ftaebe« zwei Kranke. Während der Typhusepidemie in Hanmover hatte übrigens das Flugzeug Gelegenheit »u beweisen, wie wichtig der Transport von Medikamenten usw. in solchen Fällen ist. und daß auf dem Luftweg« in kürzester Zeit bedeutende Menge» der notwendigen Chemikalien herangedrach-t werden können. Der große Andrang der Hannoverschen Bevölkerung zu den Schutzimpfungen machte es notwendig, große Quantitäten Typhuslymphe schnell heranzubringen. Die Lufthansa übernahm diesen Auftrag und es getan« in den letzten Tagen aus Frankfurt und London 200 Kilogramm TyphuSfevum und 60 Kilogramm andere Medikamente herbeizuschaffen. die für die Behandlung in den KranEenhänsern benötigt wurden. Durch die Uebermtttlung dieser Chemikalien dürste mancher Kranke am Leben erhalten worden sein. Schwerer Fluqzeugzusammenskotz. Prag, 24. September. Heute vormittag stießen ans dem Flugplatz Gbel beim Start ein jugoslawisches und ein tschechisches Flugzeug zusammen. Beide wurden völlig zertrümmert. Tie am Mittwoch in Prag ein- getrosfenen fünf jugoslawischen Flugzeuge sollten heute früh ihren Rundflug nach Krakau fortsetzen. Beim Start bemerkte der Pilot des führenden jugoslawischen Flugzeuges wahr scheinlich nicht, daß vor ihm in einer Entfernung von etwa hundert Meter das tschecho-slowakische Reglcitflugzeug zum Start bereitst«»!,, so daß er beim ersten Startzeichen, von dem er glaubte, daß cs ihm gelte, in das tschecho-slowakische Flug» zeua von rückwärts hinelnfuhr. Der Führer des jugo, slawischen Geschwaders «nd ein Stabskapitän wnrdcn getötet. Ein schwcrvcrwundeter Oberleutnant ist seinen Verletzungen erlegen. Der Pilot des tschechischen Flugzeuges nmrde ehe«» falls getötet, während der Mechaniker leichte Verletzungen erlitt. Wal-brän-e ln Südttrol. Rom, 24. September. In Südtirol sind zahlreiche Wald brände ausgcbrochen. gestern allein sieben, darunter einer bei Ncumark, der zeitweise den Ort bedrohte, aber vom Militär noch rechtzeitig lokalisiert wurde. Der Waldbran- bet Franzensfeste konnte trotz aller Bemühungen bisher noch nicht gelöscht werden. Auf dem Löffelhorn wütet seit einer Woche ein Waldbranb, ein anderer bei Laas. (WTB.) Sin Zyklon über Porlugal. Die Ueberwachung -es Aun-sunks. Ueberwachungsausschuh un- Veirak. Berlin. 24. Sept. Die Zusammensetzung ber lieber» wachiingsauLschttssc für die deutschen Funksendeanlagen hat vielfach zu Bedenken Anlaß gegeben: man hat daraus An gewiesen. daß bet der Zusammensetzung offenbar politische Motive maßgebend waren. Insbesondere war die Wahl des sozialdemokratischen Abg. H e i l m a n n bemängelt worden. Demgegenüber wird von zuständiger Seite erklärt, daß man Heilmann nicht wohl habe übergehen können, da von ihm der ursprüngliche Plan für die Funkscndeanlage stammte. Gleich zeitig wird versichert, daß alles geschehen sei. um als obersten Grundsatz gelten zu lassen, daß die Rundsunklendeankagen keiner politischen Partei diene« solle«. Zur Benntzuna einer stm,ksendeanlage für die Zwecke des UnterhaltungsrundfunkS bedarf cs einer Genehm igungderDen tschenN ei chs- vvst. für die bestimmte Grundsätze ausgestellt sind. Der lleberwachuiigsausschuß soll danach in der Regel aus drei Mitgliedern bestehen, wovon einer vom Reich, die andern von den zuständigen Landesregierungen bestimmt werden. Die An stellung des für die Programmgestaltung verantwortlichen Vorstandsmitgliedes bedarf -er Gcnehniignna des Ueber- ivachimgSansschusseS. Bei Verstößen gegen die Richtlinien oder Nichtbcfolgnng seiner Anweisung hat der Ucberwachungs- aiissihiiß das Recht, die Abberufung dieser Persönlichkeiten zu fordern. Die Mitglieder des Ueberwachungsausschusses müssen in de» Aufstchtsrat der Gesellschaft gewählt werden. Zur Mitwirkung an der Ausgestaltung des Programms wird ein Beirat bestellt, dessen Mitglieder nach Anhören ber Gesellschaft von der zuständigen Landesregtc-nna "der der von ihr benannten Stelle im Benehmen mit dem Rcichs- miiiistcriiim des Innern berufen werden. Die Gesellschaft, welcher die Genehmigung erteilt wird, ist verpflichtet, sich in allen politischen Fragen der Programmgestaltung mit dem Ueberivachungsausschutz in Verbindung zu setzen und icine Entscheidung abznwarten. Die Gesellschaft hat die bei ihr eingehenden Beschwerden über politische Darbietungen dem Ueberwachungsausschuß zur Kenntnis zu binnen. Sie hat das Programm der Darbietungen den Mitgliedern bes Ucberivachungsausschusscs laufend ein ißen und auf An forderung auch Inhaltsangabe und Wortlaut der Darbie tungen mitzuieilen. Der Ueberwachungsausschuß kann gegen das Programm oder Teile davon Einspruch crh den, soweit cS sich nicht lediglich um Frage« der Kunst. Wissenschaft «nd Volksbildung handelt. Dieses Einspruchsrecht erstreckt sich nicht anf die dar Gesellschaft von der Nachrichtenstelle un- de« Landesregierungen übermittelten Nachrichten. Diese Erklärung ist keineswegs geeignet, irgendwie be ruhigend zu wirken. Man sicht vielmehr, daß den lieber- wachuttgsauSschüssen weitgehende Befugnisse in bezug auf die Programmgestaltung zustchen. Und wenn die preußische Negierung in den dreigliedrigen Ausschuß zwei so aus gesprochene Links-Parteipolttiker unangenehmster Prägung entsendet wie den Sozialisten Heilmann und den Demokraten Riedel, dann bedeutet das keinen Schutz vor Politisierung des Rundfunks sondern geradezu die Errichtung einer Parteidiktatur über den Berliner Rundfunk. * Mitglied des Ueberwachungsausschusses bei der Sende stelle Leipzig sind der vom Reich ernannte Finanz- gerichtspräsidcnt Dr. Ger lach, der vom sächsischen Ministe rium ernannte Obcrregierungsrat Dr. Hünerfel und der vom thüringischen Ministerium für innere Wirtschaft er nannte Ministerialdirektor Dr. Jahn. London, 24. Sept. Nach einer Meldung aus Lissabon hat heute nachmittag ein vier Minuten lang wütender Zyklon große Verwüstungen in der Gegend von Santarem an- gcrichtet. Ganz besonders wurden die Städte Alpiar und Almeirim Heimgei acht. Bäume wurden entwurzelt. Plan- tagen zerstört und Dächer abgedcckt. Der Schaden ist 'bedeutend, die Bevölkerung flüchtete panikartig. Tschanglsolin organisiert -en Wi-erskan- gegen Kanton. Moskau. 24. Sept. Wie aus Mukden hierher gemeldet wird, hat Marschall Tschangtsoltn in den letzten Tagen Schritte unternommen, um eine Konferenz sämtlicher chine sischer General« zusammcnzuberusen, ln der -er Ausbau und die Sicherung der Nationalregterung behandelt werden soll. Diese Schritte Tschangtsolins werden ln Moskau auf Einwirkungen Japans und Amerikas, die einen ernsten politischen Widerstand gegen die Kantonregierung und ihre sowjelrussische Einstellung organisieren wollen, zurückgeführt. * London, 24. September. Nach einer Meldung aus China haben die Kanton-Truppen trotz gegenseitiger Vereinbarung ihre Wachtposten nicht zurückgezogen und rücken weiter anf Shameen vor. Ein britisches Kanonenboot wurde bei Shast beschossen. Zwei weitere amerikanische Zerstörer sind l» Hankau eingetroffen. ölwise MIme-MslellW Dresden Wilsdruffer Slrahe 1» 1. Geöffnet werkttlgttch vo« »—6 Uhr 8 Eintritt frei. Gesellschaft Deulscher Nalursorscher un- Aerzle. IV. Als dritter Redner der allgemeinen Sitzung sprach Pro fessor Dr. Straub, München, über: Genußgifte. Gennßgifte stehen in einem Gegensatz zu den Genuß- »ntteln, die wir schlechtweg auch Nahrungsmittel nennen können. Wenn die Nahrungsmittel zur Erhaltung des Daseins ül'erhanpt dienen, io dienen die Genußgifte zu dessen Ver schönerung die jedoch nicht ins Unermeßliche gesteigert werden kann Das älteste Genußaist der Menschheit ist der Alkohol, der ein recht schwaches Narkotin und geeignet ist, feinere Läh» mnngSgrade der geistigen Vorgänge zu erzeugen. Der Alkohol ist eine dem Organismus nicht fremde Substanz, die wir mit Leichtigkeit zu unwirksamen Abbauprodulten zerstören, rin Vorgang, der aber immerhin Zeit braucht, denn nach ein maliger wirksamer Dosis stehen wir mindestens vier Stunden unicr Alkvholwirknng. Daraus ergibt sich die soziale Stellung de? Alkohols als Genußgtft. Die HemmungSlähmung, die wir vom Alkohol wollen, beschaffen wir bewußt mit einer Vermin- d.'inng geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit, dafür schadet er uns in der mäßigen Form der Hemmniigslähmung nicht, er belebt u»S bloß. Da die Hemmnisse sechs bis acht Sun,den dauern, so verlegt man zweckmäßig den Alkoholgennß vor die Schlafenszeit. Es ist ja nun nicht jedermann gegeben, nnt dem Alkohol in pharmakologischer Mäßigung umzugehen, und so haben falsche Dosierungen und Nichtberücksichtigung seiner zeitlichen Wirkungsverhältnisse schon seit Noahs Zeiten mehr oder weniger Aergernisse der Nebenmenschen erweckt. Der Redner wandte sich nun gegen das so viel erörterte Ge rn cindebe stimm ungsrecht und meinte, bei solchen Be strebungen durch gesetzlichen Zwang den Alkoholgebrauch zu beschränken, müßte die Pharmakologie des Alkohol« mehr be- rücksichtigt werden. MaS «mS dem Alkoholverbvt werden könnte, das zeigten unS ja die Verhältnisse in Amerika. Ein weit mächtigeres Genußgtft sei Opium, als Genuß, «ist eine arabische Erfindung, welche zuerst von de« Arabern benutzt wurde, aber nachweislich den Mohammedanern nie mals einen sozialen Schaden zngcftlgt hat. In den letzten Jahren hat das Schnupfen der Gifte sich zu einem t-cr modernsten Rauschgiftlaster entwickelt. Ein vielfach ge- nommeneS Genußgtft ist daS Kokain. Der KokatntsmuS ist bet uns als Giftseuche unter ganz abnormen Umständen entstanden, durch die Nervosität der Kriegs- »nd Nachkriegs zeit und die Knappheit und Teuerung des Alkohols. Eine interessante Gruppe von Rauschgiften finden wir in der Toll kirsche. dem Bilsenkraut, ber Alraune, deren wirksamste Sub stanz, dag Atroptn, dem Kokain nahe verwandt ist. Die tropischen Alkolotd« werden meist nicht Genußgifte !er All gemeinheit. sondern in irgendeiner Weise mit religiösen Kul tuszwecken verknüpft. So ist es glaublich daß sich im Alter tum die delphische Pythia, im Mittelalter die zum Blocksberg reitenden Hexen mit Dämpfen oder einer aus dem Kraut hergestellten Salbe in den gewünschten Zustand versetzt baten. Das dünne Bier des Mittelalters wurde durch Vilsenkraut zusatz an Wirksamkeit dem Wein genähert. Von Genuhgisten ist noch Haschisch zu nennen, das Nauschnitttel der Orien talen. ein richtiges Nassengenußmittel. Der Redner erklärte, die schwer bewegliche germanische Raffe brauche keine Angst vor dem Haschischgtft zu haben, es werde uns kein künstliches Paradies vorzaubcrn. Unser Haschisch verwandter Stoff steckt im Bier, nämlich der Hopfen. Wie alle Genußgifte durch den Instinkt der Menschheit gefunden wurden, so hat der In stinkt aber nicht nur nach lähmenden und sorgenbrechcnden Substanzen gesucht, sondern auch nach hemmend wirkenden Stoffen. Die Pflanzen, die solche Wirkungen haben, enthalten alle die gleiche wirksame Substanz, das Koffein. Dieses ist enthalten im Kaffee, Tee. im Kola und im Math. Das Kof fein wirkt auf viele Organe unseres Körpers, aber immer nur fördernd. Es ist ein Mittel zur Bekämpfung von Schlaf und Schlaflosigkeit, zur Erhöhung der geistigen Leistungs fähigkeit ohne Gewöhnung und ohne Gefahr der Erzeugung etner Sucht, und darin dürfte seine allgemeine Wertschätzung begründet sein. Für den normalen Menschen ist Koffein unter allen GesundheitSgisten der Gipfel der Harmlosigkeit: das hindert nicht, baß gewisse Herzkranke schon die kleinen Mengen der Genußdosts Koffein unliebsam spüren. In seinem Schlußwort sprach der zweite Geschäftsführer, Professor Dr. Körber (Düsseldorf). -en Dank an alle am Erfolg ber Versammlung Beteiligten aus und gab dann den Weg frei für die Sitzungen der Abteilungen. Gesellschaft für Geschichte der Medizi». In -er Festsitzung zu Ehren des 25jährigen Bestehens der Deutschen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin mib der Natiirwiffcnschasten erhielten als erste die Sudhoff- Medaille für hervorragende Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte, der Medizin »nd Naturwissenschaften Professor Sticker jWürzburgj und Professor E. von Lippmann (Halle a. d. Saale). > Kunst un- Wissenschaft. ß Dresdner Theaterspiekpla« für hcnte. Opernhaus; „Die Fledermaus" (7): Schauspielhaus: „DaS Grab mal des unbekannten Soldaten" <)48): Albert-Theater: „Die Häuser des Herrn Sartorius" (88): Residenz- Theater: „Die lustige Witwe" (A8): Die Komödie: „Amerikanerinnen" (§48); Central-Theater: „In der Johannisnacht" (>68). t Die KomSdle. Heute Donnabend findet die Uraufführung von RichmanS „Amerikanerinnen" statt. i* Klein« Musiknachricht««. Die Erstausfübrmrg d«S Han» Pfitznerschen Biotin-Konzertes in Dresden wird kr dem Sinfoniekonzcrt der Staatskapelle am 28. Januar 1927 unter Mitwirkung von Alma Moodie und unter Leitung von General- muslkdirektor Fritz Busch erfolgen. 's Der Gründer der Dresdner Werkstätten für PräzisionS» Mechanik und Optik. Herr Dr.-Jng. e. h. Gustav Heyde, begeht am 25. September seinen 80. Geburtstag. Mit be- scheidensten Mitteln begann er im Jahre 1872 sein Unter, nehmen ins Leben zu rufen. Die Güte der von thm her gestellten wissenschaftlichen Instrumente wurde bald allgemein bekannt und seine kleine Werkstätte entwickelte sich nach und nach zu einer Arbeitsstätte von internationaler Bedeutung. Eigene wertvolle Ideen wurden hier verwirklicht — so z. B. eine genial erdachte automatische Krcisteilmaschine — un zahlreiche Patente auf neue Erfindungen erworben. Seine Lebensarbeit war tn den Dienst der Wissenschaft gestellt, und als in späteren Jahren seines Wirkens sein Institut mit dem Bau astronomischer Instrumente großer und größter Timen- slonen betraut wurde, die auf Sternwarten aller Welt ln Ver wendung sind, fand er reichen ideellen Lohn für sein Schassen. Infolge seines stillen und zurückgezogenen Wesens trat er öffentlich in seiner Vaterstadt wenig hervor, desto mehr fand er Freunde in wissenschaftlichen Kreisen des In- und Aus landes. Bereit» in den neunziger Jahren wurde er für sein« Berdtenste um die Wissenschaft vom russischen Zaren mit dem St.-Anna-Orden ausgezeichnet. Die höchste Ehrung wurde ihm aber vor einigen Jahren durch Verleihung der Würde eines Dr.-Jng. e. h. seitens -er Dresdner technischen Hoch- schule zu teil, die er gleichsam als Krönung eines reichen arbeitsamen Lebens tn Empfang nahm. Der Ausbruch deS Weltkrieges stellte sein Institut vor Ausgaben, die Ihm wesenS- fremd waren, und er zog sich deshalb 1914 in das Privat- leben zurück, seinen Söhnen die Sorge um die weitere Ent- Wicklung des Institutes überlassend.
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