Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 25.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192609251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-25
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.09.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. <51 Seile 2 Wenn die höheren Schulen in ihrem sünfstuftae« Unter- und Mittelbau svnach keine nennenswerten Unterschiebe auf weisen — innerhalb der beiden Hauptgruppe»: hie Gymnasien, dort Realaiistaltcn —. so nächst ihr Eigentümliches aus ihrer Gliederung im vierjährigen Oberbau heraus. Und hier prägt die Denkschrift den sondrrivüchsigen Gedanken, daß die Eigenart -er einzelnen Schnlgattnng in ihrer Beziehung zu ganz bestimmten B er nsSzusam me «hängen ge funden werden müsse. Nach dieser Richtung hin soll baS Unterrichtsziel erweitert werden. Zunächst bleibt eS bei der schon eingefuhrten Gabelung der Oberklassen in sprachlich geschichtliche und mathematisch-naturwissenschastliche Züge,- die deutsche Oberschule erhält darüber hinaus die Freiheit zu künstlerisch-technischen und rein technischen Zügen. Außerdem aber werden bis zu acht Kursstunde» wöchentlich vorgesehen, in denen der Schüler sein als Beruf erkanntes Fach mit ernsterer Bertiesung bearbeiten kann. Auch besondere Sprachen, wie Spanisch. Russisch und Italienisch, können hier ausgenommen werden. Eine Entlastung schafft die Erlaubnis für Giimnasiasten und Nealgnmnasiasten, das Englische in Ober» seknnda fallen zu lassen. Dafür darf hier das Griechische ein Uebergewicht über das Lateinische erhalten — eine Regelung, die jedem Humanisten willkommen erscheinen wird. Die Zu lässigkeit der Gabelung wird auf Obersekunda vorverlegt. Bedingung ist. das, nur charakteristische Fächer der einzelnen Schnlgattnng bei Gabelungen berücksichtigt werden. Der Ebarakter der Schule soll keineswegs verwischt werden; der Unterricht in der Mehrzahl der Fächer bleibt einheitlich. Man könnte befürchten, dah die Betonung des BerufS- gcdankenS bei der Einrichtung des Oberbaues der Schulen einen unerwünschten Materialismus der iungen Menschen be günstigte. Die Erläuterung deS Fachunterrichte», wie sie der wohl wertvollste Teil der Denkschrift, der Mittel teil, bringt, lehrt aber, dah dieS nicht einmal bei den Real schulen, denen der Verfasser im übrigen eine stärkere Hin neigung znin Praktischen wünscht — unter Umständen sollen sie ei» siebentes Schuljahr erhalten, um gewissen Beamten- prüfnnacn znznsühren — der Fall ist. Der hochgemute Geist, der gerade ans den Erörterungen über den Fachunterricht spricht, zeigt vielmehr, dah die höhere Schule in ieder Be ziehung zur LebenSüberichan v o n li ober W arte hinsühren soll. Im Philosophischen — so besagt etwa eine Stelle der Denkschriil — sollte eigentlich jedes Lehrfach münden. Das Ziel der höheren Schule soll daS alte bleiben: den Geist des deutschen Idealismus zu erzeugen. Darum die deutliche Hervorhebung von 'Religion und Philosophie — Re — .Dresdner Nachrichten* — Sonnabend. LS. September ISr« ligion wird wieder Pflichtfach in der Reifeprüfung —; darum auch der miederbolte Hinweis, daß die Welt nicht als etwa» Selbstverständliches, sondern al» ein Tatbestand, wohl wert der ernsten Betrachtung! und de» ehrfürchtigen Staunen», auf gezeigt werde» solle. Aber daneben stellt sich allerdings etwas Neue», nämlich die entschiedene Forderung, den Menschen zu bilden, der seiner Zeit gewachsen ist. Geschichte, GtaatSbürger- künde, Erdkunde und Sprachen werden zu Fächern, die sehende Menschen bilde« sollen, Meuschen, die die Sag, ihre» Vater- lande» klar erfassen, aber auch die anderen Völker nicht in be schönigender oder entstellender Pose, tvndern so sehen, wie Ne sind. Erfreulich und mannhaft klingt da» Bekenntnis zur vaterländischen Erziehung der Jugend. Der Ver sailler Vertrag, da» erpreßte GchuldanerkenntniS. der Raub der Kolonien sollen Gegenstände de» Unterricht» bilden, die den Willen der Jugend wecken, ihrem Vaterland zu Helsen. Mit hoher Genugtuung erfüllt auch der starke Hinweis aus da» A u S l a n d d e u t s ch t u m. Und wenn ferner gesagt wird, daß aller Unterricht lebensnah werden solle, auch in dem Sinne, dah der Schüler das Gelernte am Bilde und Wesen seiner Heimat begreifen lerne und z.B. nicht hochtrabend von Re naissance rede, ohne die Prachtbauten am heimischen Markt platz zu würdigen, und wenn dem Zeichnen und der Musik in allen Klassen der Charakter eines Pflichtfaches verliehen wird, ebenso wie Kurzschrift zum Pflichtfach aufrückt, so kann man auch dem nur znstimnie». Durch Abstriche in einzelnen Fächern — Religion verliert eine Stunde, alte Sprachen büße» sechs Stunden ein - erreicht die UnterrtchtSverwaltung trotz der vielfachen Bereicherungen eine Herabsetzung der Stundenzahl auf wöchentlich höchstens Nsi,- da» Gymnasium verliert vier, die Oberrealschule sechs Stunden. In ihrem abschließenden Teil bringt die Denkschrift die Bau gedanke n für die künftige Schule. DaS wich tigste daran dürste die Umgestaltung der Lehrerbildung sein Diese wird in Zukunft i» zwei Hauvtteile zerlegt, wobei ein Studienpla» als BorailSjetzung empfohlen wird. Der künf tige Lehrer bildet sich zunächst sachwisseuschaftlich auS, aber indem er seinem UiiiversitätSstudium obliegt, hat er auch schon zwei Semester lang dein vraktisch-pädagogischen Seminar in Leipzig anzngeliöreii und Bersuche aus seine BernfSeignung zu machen. Nach dem Staatsexamen begibt er sich ans ein Jahr in die praktisch-pädagogische Ausbildung, die im wesentlichen nach der sächsischen Ministerialverordnnng vom 2t. Mai 1l>>2 geregelt ist und mit der pädagogischen PrtUung und den Lehr- proben in den gewählten Fächern abschlicßt. DaS Probejahr wirb sodann nach Maßgabe der Verordnung von 101» »tt 18 Wochenstunben Unterricht» auf allen Klassenstuse» erledigt; der Bericht de» Kandidaten an da» Ministerium endigt diel« Zelt. Neu und eiaenwllchsig ist. wa» ber Resereutenentwurf üb«, die Weiterbildung der Lehrer im >mtg sagt. Man empflndet auch hier da» Bestreben, jeglicher Erstarrung vor. »ubeuae» und den Lehrer in LebenSnäy« zu halten. Inwieweit freilich der an sich fruchtbare Gedanke, den Lehrer auch in ander« Berufe hineinblicke« zu lasten, durchzufttbren ist. muh bi« Erprobung »eigen. Trefflich erscheint aber dt« Anregung, Austausch mit deutsche« Schulen im ««»lande zu suchen. Im übrigen sollen die Lehrer an der einzelnen Schule auch Füh. lung miteinander suchen, sich «echselsettig «m Unterricht be- suchen und ihren Unterricht in ein gewisse» sruchtbringende» Einvernehmen setzen. Daß dem Oberstudiendlrektor wieder das Recht zum unangemeldeten Besuch der Lehrstunden zu- gebilligt wird, erscheint al» die Wiederherstellung einer Selbst, verstäiiblichkett. Anstoß kann e» dagegen erregen, daß ber Re- ferentencntwurf dem Staate auchaus städtiskheSchule« EingrtsfSrechte zuerkennt. Die Ernennung der Ober, studiendirektoren und die Versetzung von vebrkrästen solle» nämlich, wenn auch mit Einschränkungen, dem Staate zulalle». Diele Regelung eilt der Zeit vorau». Noch schützt un» keine LandtagSivahl vor ber Ueberraschung eine» unerhörten Ge. sinnungSterror». In einem demokratischen Staatswesen mit übertriebenem Parlamentarismus ist überhaupt die AuS- breitung der Staatsmacht bedenklich; den» der heutige demo. kratische Staat ist Parteistaat, läßt also weiteste Kreise de» Volke» beständig gerade da» zu sehr fühlen, wa» am wenigsten ertragen wird: die andere Weltanschauung. Darum lst er er träglich nur solange, al» er sich brscheldet. Aber wenn man so auch in diesem und jenem Punkte ab- weichender Ansicht sein wird, so wird man den Entwurf al» ganzes nichtsdestoweniger würdigen. Der Geist, in dem die Denkschrift geschrieben ist. spricht sich entschieden und bewußt a»S; dennoch ist keine lebendige Form in der vielgestaltige« sächsischen Schule erstickt worben. CS tut wohl, keine Besttm. »iungen zu finden, die au» Prosclytenmacherei herstamme«, sondern jeder Form wird ihr Recht und Ihr« Freiheit geaebe«; die Vereinheitlichungen bezwecken nur Förderliches. Damit wird aber der Reserentenrntwurs der Tatsache gerecht, das, die sächsische und die deutsche höhere Schule de, Vorkriegszeit so schlecht nicht gewesen ist. Ihr grobe» Zeugnis ist der Weltkrieg, »nd ihre Bewährungen ragen von Finnland bi» an die äußerste Grenz« der einstigen deutschen Kolonien. L. 0. Ser deutsche Standpunkt zur Mriiftungssrage. Erklärungen des deutschen Delegierten in der Dölkerbundsoersammlung. Ein britisch-chinesisch«^ Zwischenfall. Gwns, -l. Sept. Bei Beginn der heutigen Nachin-ittags- sitznng der Bölkerb'ndover'ammlu-ng kam cs zu einem Zwilchen».,», der durch den chinesischen Vertreter hcr- vvrgernfen wurde. Anstatt zur AbrüstungSdcbattc zu sprechen, die aus der Tagesordnung stand, verlas er eine formulierte Erklärung, in der namens der chinesischen Regierung gegen Zwischenfälle protestiert wurde, die sich am Bangtsckiang ab gespielt haben sollen und bei denen englische Kricgsschisse ohne ersichtlichen Grund ein Blutbad unter der chinesischen Bevölke rung angerichtet haben sollen, dem mehrere tausend Menschen znm Opfer gesattei, seien. Lord Robert Eeeil, der alS nächster Redner das Wort ergriff, sprach seine große Uetzerraschnng über diele chinesischen Erklärungen an§. Er bedauerte, das, eine solche Erklärung aus der Tribüne des Völkerbundes abgegeben worden sei und versprach zur Sache selbst eine sachliche Untersuchung von bri tischer Seite. Dann sprach er zur Tagesordnung über die Resolution der dritten .Kommission zur Einbcrufuing der Ab- rüstuilgokoiiferen,. Er betonte hinsichtlich der Negionalvcrträge nnö der potentiellen RustnngSmöglichkertcn beständen zwischen ihm und Paul Boneonr keine wesentlichen Meinungsverschiedenheiten. Auch die Kvittroll'rage werde keine besonderen Schwierig keiten bereiten, wenn inan sich erst einmal über die Abrüstung selbst verständigt habe. Die grundlegende Frage sei ü i e V e r t c i l n n g der R ü st u n g e n. Bisher sei jeder S.aat Anhänger der Abrüstung seines Nachbarn. Die NuSschußmitglicdcr müßten sich von der Neberzeugung dnrchdringcn lasten, das, nur einevöllige Abrüstung sie befriedigen durie. Um dieses Ziel z» erreichen, solle man lieber eine Verzögerung deS KonsercnzbeginnS in Kauf nehmen, als sich der Gefahr eines ScheiternS der Konsercnz auszusetzen. Hierauf verlas der deutsche Delegierte, Slaalssekrelär v. Lcbubert, folgende schriftlich formulierte Erklärung: Sie werden nicht erwarten, das, ich Ihnen am Ende der langen Debatte der Versammlung das Problem der Abrüstung und die Ansicht des deutschen Volkes darüber in alle» Einzel heiten darlege. Auch ist der deutsche Standpunkt, der sich mit den Interessen des Völkerbundes deckt, zur Genüge bekannt. Schon vor seinem Eintritt in den Völkerbund hat sich Deutsch land an den Arbeiten des vorbereitenden Ausschusses eifrig beteiligt. Sie kennen die Meinungsverschiedenheiten, dir bei dieser Gelegenheit zutage getreten sind. Bei diesen Beratungen haben die deutschen Vertreter ständig das Interesse der Allgemeinheit im Auge gehabt und sich von der lleber- cugung leiten lassen, daß unter !>cn gegenwärtigen Vcr, ältnisten die Abrüstnng die bedeutsamste Aufgabe des Völkerbundes lst und daß der Völkerbund bei der Durchsühruna dieser Auk uben nicht nur für leine eigene Konsolidierung, sondern für ie gesamte Menschheit arbeitet. Es wäre leicht, alles das darzulegen, was bisher einer Ver- «lnbarnna über eine allgemeine Abrüstung, die diesen Namen wirklich verdient, im Wege sieht. Es ist auch nicht schwer, sich in Kritiken zu ergehen und einer gewissen Enttäuschung AuS- -ruck zu geben. Die Tagungen des vorbereitenden Ausschusses werden unseren Delegierten Gelegenheit geben, alle Fragen, aus die ich hier anipiele, im einzelnen zu erörtern. Hier, in dieser Versammlung, kommt es lediglich ans die anzuivcnben- den Grundsätze sowie ans daS zu erstrebende Ziel an. In seinen Ausführungen hat Herr Paul Voucvur gestern, als er von Artikel 8 der Buttdessatzungen sprach, klar die Grundsätze angegeben, von denen jede Abrüstungsarbeit ansgehen muß. Die besonderen Beschränkungen, die ver schiedenen Nationen cnifcrlegt sind, hat Herr Boncour auS- geführt, sind ihnen nur anferlcgt worden als Vor bedingung der allgemeinen Abrüstung, die nach dem Versailler Vertrag folgen müsse. Hinsichtlich des Zieles, »ach dem wir streben, sind wir sicherlich alle einig. Wir wollen der Unsicherheit ein Ende machen, die den Ländern nicht nur aus dem Wettrüsten, sondern auch aus der zurzeit bestehenden U n g l e t ch h c i t d c r Rüstungen droht. ES ist hier indes — allerdings theoretisch und um künftigen Enttäuschungen vor- zubcugen — gesagt worden, daß ein Internationales Ab- rüstiingSabkommen selbst dann noch einen erheb lichen Fortschritt bedeute, wenn darin auch nur die Festlegung des jetzigen Zustandes erfolge. Gewiß, auch wir sind ber Ansicht, daß das Endziel nur in Etappen erreicht werden kann. Aber wir glauben, daß man in dem Fcstlcgen des jetzigen Zustandes keinen wirklichcnFortschritt erblicken kann, sondern daß man die Norbcreitungsarbeiten von vornherein ans das Ziel cinstcllcn muß. die allzu großen Ungleichheiten ,« beseitigen, wie sie jetzt in bezug ans die Rüstung bestehen, «m aus diese Weise den Völkerbund zur Erfüllung seiner Ausgaben instand zu setze«. Niemand kan» die großen Schwierigkeiten verkennen, die sich der Durchführung des allgemeinen Abrüstungsplanes noch entgegrilstcllcn. Niemand kann sich die Hindernisse politischer und technischer Art verhehlen, die noch zu überwinden sind. Die deutsche Delegation vergißt keineswegs die Realität, die in einer so heiklen Lage zu berücksichtigen sind. Wir wissen, daß einzig und allein völligeLoyalität und der Wunsch nach gegenseitiger Verständigung, von dem sich die Versammlung ivährend dieser Tagung hat leiten lasse», den Weg sreimachen kann, der uns zu unserem erhabenen Ziele führt. « Gens. 24. September. Am Schluß der Sitzung wnrdc dir bereits gemeldete Resolution, die eine Einberufung der Ab rüstungskonferenz auf einen Termin vor der nächsten VölkerbundSversammlnng fordert, einstimmig angenommen. Sonnabend voraussichtlich Ende -er Völkerbundslagung. Gens, 24. September. Die Arbeiten der einzelnen Kam- Missionen des Völkerbundes gehen ihrem Ende entgegen. Voraussichtlich kann die Vollversammlung ihre Arbeiten am Sonnabend nachmsttag abschließen, ha von dem B-urcau und der Versammlung Bemühungen unternommen worden sind, die Verhandlungen abzukürzen. Es wurde ver schiedenen Rednern uahegclcgt. auf das Wort zu verzichten. Wenn auch die Vollversammlung am Sonnabend ihre Arbeiten abichlteßen kann, so mmß doch noch mit wichtigen Nats- versammlungen gerechnet werben. Belgien wünsch! Verhandlungen mil Deulsch- land. Brüssel, LI. September. Die belgische Regierung steht de« deutsch-französischen Verhandlungen nicht ungünstig gegen über, wünscht aber, daß gleichzeitig auch deutsch-belgische Verhandlungen geführt werden. In Brüsseler Kreisen spricht man schon von einer bevorstehenden Unterredung Stresemanns mit Vandervelde. Die belgischen Blätter betonen in ihre» Anssührungcn, daß eventuelle Verträge niemals in englandfeindlichcm Sinne abgeschlossen werden dürsten. „Wenn -ie Deutschen warlen könnten.. . Die Ratschläge des .Popolo d Italla*. Mailand, 21. September. Der „Popolo d'Italia" schreibt in einem offiziös inspirierten Artikel, den er „Gute Rat schläge nach Thoiry" iiberi'chrcibt: „W e n n d i e D e ut- s ch e n w a r t r » könnten, wären sie ohne Zweifel daS erste Volk der Welt. Sie haben alles, um diesen Rang rinzunehmrn: Eisen, Sohle, eine große Nationalkultur, Disziplin, Ber- achtung ber Gefahr, Mut zur Initiative, eine bewundernswerte industrielle Struktur »nd eine sehr gsinstlge geographische Lage. Aber alle diese außerordentlichen Gaben zeitigen nicht immer Früchte a«S Mangel an Sinn zum Wartcnkönnen bei den Führern nnd beim Volk." Der ministerielle Thoiry-Ausschuh. (Durch gunkspruch.i Berlin, 24. Sept. Der in der heutigen Sitzung des Ministerrates eingesetzte ministerielle Ausschuß be steht, wie man hört, ans dem Neichsaiißenmtnister. dem Reichs« wirtschaitSmtnistcr und dem NcichSfiiianzmiiiistcr. Dieser Ausschuß wird die Fragen vorzubereiten haben, die für die Fortsetzung der in Thvtry begonnenen nnd in Aussicht ge nommenen Verhandlungen besonders in Betracht kommen. Spanien für Deutschlands Kvlvnialansprüche. Madrid, 24. September. Der offiziöse „Debate" kommen tiert die von Stresemann vor der deutschen Kolonie in Genf gehaltene Rede und schreibt dabet: Deutschland habe unbestreit bar ein Anrecht aus ein Kolonialmandat. Deutschland mit seiner wachsenden Machtstellung »nd seiner kulturellen Be deutung müsse dle Möglichkeit zn einer kolonialen Expansion besitzen. DaS sei eine Frage der Gerechtigkeit und ber poli tischen Notwendigkeit. Inlernakionale PolizelausskeHuna ln Berlin. Berlin, 24. Sept. Die große Berliner Poll-eimlsstellnn« würbe am Freitagabend in einer Borbcslchtisung ben Ver tretern der Presse gezeigt, wobei der preußische Innenminister Severrng einen 'Vortrag hielt, ln bem er auSsührte, bi« Polizeiansstellung solle einen praktischen Anschamun-gsunter- richt über bi« nrannigsachen Ausgaben der Polizei der Gegen- wart geben. Nach bem Krieg seien Zweifel laut geworden, ob bie Polizei überhaupt noch imstande sein »»erbe, ihrer große» Ausgabe gerecht zu werben, nämlich Ruhe und Ordnung auf- rechl zu er halten und da» Verbrechen zu bekämpfen. Leiber habe sich bet dem Neuaufbam der Polizei gezeigt, daß Deutschland nicht mehr sein eigener Herr sei, denn seit dem Jahre 1019 hätten di« ehemals feindlichen Staaten hinsichtlich ber Stärke und Organisation -er Polizei immer neue Forderungen ausgestellt, Noch seien nicht alle Schwierigkeiten überwunden, aber die Ausstellung liefere de» Beweis dafür, daß man ein gutes Stück vorwärts gekommen sei. Von grösstem Wert sei eS, daß ans dieser Ausstellung auch die Staaten, die sich bis zum Jahre 1918 feindlich gc-gewtl-er- standen, zu summe »getan haben zur Erfüllung der großen Auf- gäbe, dem internationalen Verbrechertum Krieg anzusag«. Der große Vorzug dieser Ausstellung sei es, daß fast all« brut schen Staaten sich an ihr beteiligt haben. Ministerialdirektor Abegg vom preußische« Innenministerium erläuterte dann -cn Ziveck der Ausstellung, die dazu dienen soll, die ^Zusammenarbeit zwischen Reich und Ländern, die Fortbildung und Ausbildung der Beamten und den Zusammenhang zwischen Polizei nnd Ocsfenilichkeit zu fördern. Im Anschluß an weitere Ansprachen fand dann «in Ruiidgang durch die drei mächtigen.Hallen statt, in denen dir Ausstellung untergebracht ist. Beschlüsse -es Nelchsrals. Berlin, 24. September. Der Reichs rat nahm heute mit Mehrheitsbeschluß eine Verordnung an, wonach das Ge setz über Wertbeftimmuug der Einfuhrscheine für eine lieber- gangSzett bis zum 1. Oktober ausgehoben wird. Von diesem Zeitpunkt an treten sür die Wcrtbcmessung der Einsuhrschetne die jetzt geltenden Zollsätze in Kraft. — Angenommen wurde auch die Verordnung der ReichSregierung über die Anwen dung des vorläufigen Handelsabkommens mit Finnland. Die Hansestädte gaben dazu eine Erklärung ab, in der sie die Erfüllung gewisser Wünsche forderten, insbesondere auch. Laßt» Finnland die RetchSangchörtgcn hinsichtlich der BerusSau»- ubuilg die gleichen Rechte genießen sollen, wie die Finnländer in Deutschland. ——. Die Umgeskallung -es russischen Kan-els- kommissarials. Unterstellung unter de« Obersten BolkswirtschastSrat. Berlin, 24. September. Wie der Asien-Osteuropadtenst auS Berliner Sowtelkreisen hört, ist das russische Handelt- kommissariat mit seinem Leiter Mikolan soeben bem Höch sten Volkswirts chaftsrat der Sowjet-Union unterstellt worden. Es ist damit HilsSapparat dieser höchsten Wirtschaftsbehörüe -er Sowjets geworden, an deren Spitze Knibyschow steht. Von ihm wird in Zukunft der Arbeitsplan des HanbelSkommissariatS selige legt und kon- trolliert. Damit ist der alte Plan DscherschinskiS, ben er noch kurz vor seinem Tode der Parteikonferenz als dringend empfahl, nunmehr verwirklicht werden. Gleichzeitig erhalte« folgende russische Handelsorganisationen daS Recht, ohne Vermittlung der Handelsvertretungen ihre Erzeugnisse ins Ausland zu exportieren und im Ausland« Waren einzukaufen. Der Allukrainische GenosscnschastSverbaitd, die Allrussische Genossenschaftsbank, der Genossenschaftsverband dcS Fernen Ostens, der Allrussische landwirtschaftliche GenvsscnschastSvcrband, die ZcirtralflachS-HandelSstelle. In Verbindung damit nehmen die Handelsvertretungen tn Pari», und London eine Verkleinerung ihres Personalbestandes vor, Aegierunaskrise in Warschau. Warschau, 24. September. I» her heutigen Sitz««« des Sejm «nrde nach Annahme beS Bndgctprovisoriums i« der von der Regierung vorgelegte« Fassung dem Minister de» Innern «nd dem Unterrichtsminifter auf einen christlich-uatio« nalcn Antrag i« namentlicher Abstimmung mit bedeutender Mehrheit das Mißtraue« ausgesprochen. Ministerpräsident Bartel erklärte in ben Wandelgänge». daß er infolge dieses Mißtrauensvotums mit der ganze» Regierung, «rück, «trete» beabsichtige. DaS Kabinett tagt zurzeit, um einen formelle« Beschluß zu fasse«. lWTB.j Chamberlaln komm! zu Mussolini. Lo « don. 24. September. „Wcstminstcr Gazette* meldet, daß Ehamberlai» «ud Mussolini Anfang Oktober i» Geuna zusammeut resse«. Tauger werde der Wichtigste Gegenstand der vesprechuuge» sei«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)