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Dresdner Nachrichten : 07.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188406074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-07
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.06.1884
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»r Iv» — L» »r «lt» » de»m Eintreffen Liebknechts Waniunassignale vor dem „_._,jirn" zu finden. Mit der Brüderlichkeit scheint eS datier weder auf der einen noch der anderen Seite weit her zu sein. (So schreibt man dem Bert. Tgbl.) Li-Ite«. Deputirtenkammer. Bei der Beratlmng des KriegidudgetS trug der Deputirte Branca. ob die Armee für sede auswärtige Eventualität bereit sei. Der Minister deS Auswärtigen, Manrini, wirdecholte, daß seine Politik der Friede sei, der Friede mit Würde und daß er diese Politik durch All tanzen zu fördern demiibt gewesen sei. Die Regierung fahre fort, die Armee allmülig zu orgamslren, er würde, wenn eS nothwendig sein sollte, dao Vaterland und dessen Ehre oder Interessen zu vrrtlieioigen, der erste sein, der an die Armee appellmc, deren Verhalten sicher den ruhmvollen Traditionen derselben »ntsvrcchen werbe. Nuhland. In Batnm brannte das mit Petroleum beladene österreichische Segelschiff „Aiidvlette Fiume" im Hafen nieder und eS zeigte sich dabei wieder, daß in diesem von Rußland so theuer er worbenen .Hasenvrte am schwarzen Meere fast gar keine Reltuiias- vorrichtungen vorhanden sind. DaS deutsche Schiss „Wieland", so wie mehrere in der Röhe befindliche griechische Segler entfernten sich eilends. Nachdem der Brand l'/-> Stunde gedauert hatte, kam eine elende, mit Büffeln bespannte Dampsspritze langsam anaesahren. doch was sollte sie gegen Petroleum ausriclsten? Man versuchte ver geblich, das Schiss in das Meer hinauozuichleppen und als dasselbe, nachdem cs aus eine Sandbank gcrathcn war, i» Stücke ging, würden die mächtigen Fcuerbrandc bei ungünstigem Winde unberechenbaren Schaden verursacht hixben, denn alle Schiffe und die ungeheuren am Ufer ansgestapelten Petroleum Borrathe wären ein Raub der Flammen geworden. Man hat hier eben fast gar keine Borrichtungc», um einem Feuer Einhalt zu thu». In Jcknterinvslaw soll ein sehr blutiger Itrawall statt- gesunden habe». Eine neue Sekte, welche den Mennoniten ähnelt, habe in dem Bezirke viele Anhänger gewonnen, allein de» im ortho doxen Glauben anserzogcnen Banern seien diese „lieber" ein grobes Aergerniß und als am Donnerstag ein Haufen Bauern aus die im Freren verfammelte neue Gemeinde stieb, kam es zu Thätlichkeiten, die bald den Charakter eines blutigen Kampfes annahmen. IM Per sonen lagen bereits schwer verlegt auf dem Boden, als endlich das Militär eischicn und die Streitenden mit Gewalt auseinander trieb. Türkei. Ter österreichische Botschafter in Konstantinopel, Baron Ealice hat in einer Privalnudienz dem Sultan ein Dank- scl, reibrn des österreichischen Kaisers überreicht. Um dem Diplo maten die Zeit zu vertreiben, lieb der Sultan seine Pcchliwnne(R»ig- tämpfer) in die Arena rufen. Auf einem im Garten ausgcbreiteten Teppich wurde der Kamps ansgeffchrt. Die Kerle — es waren ihrer vier — waren ganz mit Lei eingcschmiert und hatten, um sich nicht gegenseitig an den Haare» fassen zu können, dieselben entweder ganz kurz abacschnilten oder völlig abrasirt. Als einziges Kleidungsstück trugen sic dicktederne Hosen, deren jede vielleicht 10 Kilo gewogen haben mag. Der Sultan hatte seine wahre Freude an den Athleten »ud schien mit Interesse dem Ansgang des Kampfes cntgcgenzusehcn. Nach 2o Minuten war der Spab und die Audienz zu Ende. Jetzt wird nun auch der Tod des gewesenen Scheikh - nl - Islam, Hairnllah Efendi, gemeldet. Es ist dies binnen .Kurzem die dritte Todesnachricht, welche aus Taif, dem Berbannungsortc der im Prozesse Abdul Aziz Bcrurtheiltcn, einläust. Ter Scheikh-itt- Islam hatte den Fetwah ausgestellt, welcher den Sultan für ab gelebt erklärte. Angeblich ist man in Konstantinopoler Regierungs treuen durch die so rasch aufeinander folgenden Todesfälle in Taif stutzig gemacht worden. Ter Sultan hat eine nachträgliche Autopsie der Leichname Mrdhat's, Mahmud Damal s mid deS Scheikh-ül-Jslam nngeordnet. Serbien. Die serbische Regierung verlangte von der bulga rischen innerhalb dreier Tage Satisfaktion wegen der Toleri- niiig der serbischen Emigration cm der Grenze, der Einfälle von Eniigiantenbandeii ans serbisches Gebiet und widerrechtlicher Besitz nahme eines serbischen Grenzwachpostens. Sollte diese Forderung nach Ablauf der gestellten Frist unerfüllt bleiben, hat der serbische Gesandte Bulgarien zu verlassen. Rninänien. Durch königliches Dekret wird die Bildung von 02 Miliz-Regimentern angeorduct. Dänemark. Der dänische Dampfer „Nordsven" ist in der Nabe von Lissabon, infolge einer Explosion gesunken, der Maschinenmeister büßte durch die Exvlosion das Leben ein. die übrigen Ma»ii>chc»tcn sind »nbcichädigt gerettet- England. DaSKabinetGtavstoncwintin der gegenwärtige» kritische» Zeit mit Macht um die irischen Stimmen. Es hat eine neue irischeLanddilt eiugehracht. Dieselbe will den Pächtern die Erwerbung von Grundbesitz erleichtern und stellt 20 Millionen Pitilid Stelling aus Staatsmitteln zur Verfügung, aus welchen den Pächtern die nöthiacn Ke.usjumnicn ganz vorgesckioffcn werden solle». Für die Zurückzahlung soll allerdings der ganze Distrikt hasten, iiwcsscn erblickt man darin nur eine Formalität, beslimnst, den An stos! zu mildem, welchen die Bill in englische» Kreisen errege» muß: in denselben äusiert sich nämlich die Furcht, den schottischen und englischen Pächtern könne, wenn den Ire» ein solches Geicbenk in de» Sckiooß falle, der Appetit nach Staatsaeldern ebenfalls kommen.! Die Irländer nehmen die Dill recht kühl aut oder weisen sie mit unvmöbnlichem -hasse zurück. So erging sich in einer Bcriamm-i lnng in Wcstmcath am Sonntag Abend Mr.hcali) in einer äußer» heiligen Rede gegen die Bill und erklärte, daS irische Volk werde nicht dulden, dal« den Halsabschneidern von Gutsbesitzern Hilfe ge leistet werde. Tic Raste luüsse auSgerottet und nicht vom Unter gänge durch Staatsmittel gerettet werden. In seinem amtlichen Bericht über die Lage Helgolands verzeichnet der Gouverneur O'Brie» die Tliatiache. daß im vorigen Jahre die Helgoländer Fischer zum ersten Male sich dazu bewegen liehen, alS Matrosen in die brrtischc Marine zu treten- Am 0. Juni Nachmittags entgleiste, wie bereits kurz ge meldet . auf der London and South Weile», Eisenbahn ein Eiscn- hahnzug in der Nähe von Salisbur». Ter ganze Zug. i» welchem sich über 100 Passagiere besandc», entgleiste aus einer Brücke über den Avon; merlwürdigrrivcise bliebe» aber die beiden Lokomotiven aut dem Geleise^ so dasi der Z»g mit einer Geschwindigkeit von 00 Km. in der Stunde läng? einer langen Eurve noch einige hun dert Meter weiter lies und dann einen 00 Pieter hohen Damm hinnnterstürzte. Ein Waggon siel über den ander», so dnsi der ganze Zug zertrümmert wurde. Ein Wagen versank in einem klei ne» Teich. Unter solchen Umstanden ist es gerade;» wunderbar, dass mir 4 Personen gclödtet worden sind, während M Personen Pcrlctziingen davontrugen. Als Grund der Entgleist»»; wird an- gegeben, daß die eiserne Kette zwischen dem Gepäckwagen und dem ersten Personenwagen gebrochen sei. Piiicrika. Tie historische Gesellschaft von Missouri hat dem Kaiser Wilhelm zu dessen letzten 87. Gctmrlstage nachträglich eine aus einem Steine (dem sog. heiligen Stein) geschnittene, zwei Fusj lange Indianerpski'e, wie solche von de» Rothhänten her feier lichen Gelegenheiten benutzt wird, geschenkt. Die Pfeife hat die Farbe von dunklem Earniol und eine sebr geschmackvolle Form. Oitzr- toii. vom 4. Jiuii. Paris. >- Seit einigen Tagen bemnben sich gewisse hiesige Zeitungen eine ciaenthiimliche Hetze zu cntriien: sie veröffentlichen ganz absurde Details über Prrstimmungcn zwischen Teutichland und Oesterreich und wollen ihren Leiern cinrcden, dag der Tag nicht weit ist, an dem daS Haus Habs- bnrg seine Rache für Sadoiva nehmen wird. „La Revanche de Tantzig" betitelt sich der Leitartikel der „Bataille", in welchem ans die Zusammenkunft unseres Kaisers mit dem Zaren znrückactommen und darin ein Bcrrath am „Treikaiscrbnndniß" reets Oesterreich amindcn wird. Ich signalisire Ihnen nur diese Thatsache, um den Beweis zu liefern, welche absonderliche Bliitben der Chauvinismus zu treiben anfängt. Dann noch eins. Gestern Abend cirkulirte ans den Boulevards das Gerücht vom Tode des Prinzen von Uranien. In Folge dessen war natürlich die holländische Erbfrage in Aller Munde und fand der AnSipriich den meisten Glauben, der sagte, daß Fürst Bismarck, um Holland rascher annektiren zu können, den Prinzen habe früh sterben lassen!!! Tie vierjährige Prinzessin erbe nur Holland lant dem Gesetz, aber kleine Mädchen seien auch sterb lich. und da Lnrembnrg so nahe an Lothringen liegt, wird Preußen es gewiß nicht dem legitimen Erbe», dem Herzog von Nassau, den es schon von einem Tyron vertrieben hat, überlassen: die Königin Wittwe muß dann irgend einen preußischen General heiratben und die Sache ist arrangirt I Ja, man wollte sogar die Garnisonen kennen, die nach Holland dislociren sollten! Frankreich dürfe sich natürlich so etwas nicht an seinen Grenzen gefallen lasse» und der Nimm belli ist dal Gelegentlich der Verheirathung der holländische» Königin, deren Gatte nom lebt, sei gleichseitig eiaes nndeni Bruils Erwähnung gethan. der nicht minder hier .zuroic macht und Gläubige findet: nämlich die Verlobung des Ceiarewilsch mit einer Tochter unseres Kronprinzen. Die Afsaire soll sehr gehcminißvoll behandelt und eist in l bis 2 Iabrrn pnblieirt werden, trotzdem kennt man liier an der Seine schon alle Einzelheiten. A»s das Haager Gerücht hin haben sich auch die Radikalen gerührt und volemiiiren liestig für die Republik der Niederlande, in wüthenden Ausdrücken die säumigen Anarchisten dort zu schnellem Handeln aiiffvrdernd, waS ihnen gleich Veranlassung giebt, anch sür die irländischen DynamitarS eine Lanze zu brechen, England zu verdanimen und Amerika aus- zufvrdern, noch mehr Tapfere zu entsenden und die Fabrikation der Sprengstoffe zu unterstützen. — Nachdem die Politik der irischen Opportunisten während zweier Monate die öffentliche Meinung erregt hatte, erschien sie gestern vor der Kammer. Die Interpellation Saint- Elnie bot Laguerre Gelegenheit, sein oratorische- Talent glänzen zu lassen. Er begann seine Rede mit der Erklärung^ daß er nicht ans politischen Partciinteressen, sondern um der Menschlichkeit und Ge rechtiakeit halber rede, dann ries er aus: „Wir haben in dieser Afsaire eine skandalöse Verleugnung jeder Inst »Pflege gesehen, wie sie die größte Sckande für die franz. Benvallnng ist." Sodann bewies der Redner, baß Saint Elme von seiner Ankunft auf der Insel bis zu seinem Tode der Gegenstand gemeinster Bersolgungcn gewesen sei. Er erinnert an die Drohungen, welche gegen den Journalisten a»s- gestoßen wurden, wie nur die eche Nummer seines Blattes erschienen war, er beschrieb ganz dramatisch die Szene,.wo derselbe im Kaffee- Hause unter den Augen des Präfekten geschlagen wurde, den daraus folgenden aelieimnißvollen Prozeß mit der 07tägigen Einkerkerung und endlich den fürchterlichen Auftritt, der dem Redakteur des „Sampicro" das Leben kostete. Ruse rechts: „Das ist der elendeste der Schurken!" Hier trat nun ein Zwischenfall ein, wie er nicht oft in den parlamentarischen Annalen verzeichnet stehen wird. Laguerre beklagt sich beim Post- und Tclegraphcnminister Cochery, daß ihm seine Priesschaften und Telegramme unregelmäßig zuginaeir. „Lesen Sie die Depesche, welche Sie heute früh aus Ajaccio erhalte» haben!" antwortete ruhig der Minister, was den Deputirteu erlaubte, zu prätcndiren, dasOder Minister vor ihm die Depesche lese und fügte er hcftigst hinzu: „niemals hat man solch' gemeine Ausstellung des schwarzen Kabinets gemacht, wie hier unter dieser famosen freien Republik!" Redner machte nun ganz erstaunliche Enthüllungen über die Verwaltung der Iistel, wonach z. B- der Präfekt blvs Präfekt ist, weil er ein Schwager von Piötri ist; Beamter könne nur werden, wer ein ganz serviler Ministemiccht sei u. s. w. Mit den Richtern ist dasselbe Verhitttniß, die urtheilen nur wie ihnen befohlen wird, nicht nach den Gesetzbüchern rc. So ist es mit allen Verwaltungs zweigen »i Corsika I Die Antwort des Großsieaelbewahrers war sehr matt, unsicher und verworren und wurde auch vom Hause mit nur sporadischem Beifall ansgenommen t— In der Revisionsfrage ist ei» Sieg der Regierung zu verzeichnen: mit einer Majorität von 17 gegen 3 Stimmen wurde beschlossen, daß die Durchsicht der Ver fassung nur eine beschränkte sei. — Eine Depesche des Generals Millot meldet, daß die am Rothen Fluß gelegene Stadt Tupen Quam von zwei Bataillonen und fünf Kanonenbooten angegriffen und sich nach schwachem Widerstande ergab. Der Platz war von den Resten der Banden von Bac-Nint und Hong-Hoa vcrtheidiat. Nachdem dort eine Garnison installirt ist, wird sich General Millot nach Hanoi begeben, alle Maßregeln sind getroffen, um Garnisonen in Lang-Tou-Ehat-Ke und Eno-Boug zu legen. Ein Theil der Schwarzstaggen hat seine Unterwerfung angezcigt. - daß Frankreich von Marocco sich die Oase Fignig seine Grenzen bis zum Fluß Malvnija ausdehnen also der Friede l Es verlautet, annektiren und wird. Das ist Kcutlletou. 's Kgl. Hoftheater. (Altstadt). Mozart s „Zauberstöte" gehört zur Freude aller Kunstfreunde zu den vom hiesigen Publikum ebenso wie von den Fremden am meisten bevorzugten Opern. Das bestätigte lvorgestcm ein sehr zahlreiches Auditorium, welches der unvergleichlich erhabenen, köstlichen Musik andächtig lauschte, die Prnchtansstcittung bewunderte und oft durch lebhaften Beifall Sänger und Sängerinnen auszeichnete. Mit Ausnahme des Sarastro, mit welchem Herr Wilhelm Jost aus Königsberg sein Gastspiel eröfsnete, waren bei der diesmaligen, von Herrn Hoftapellmeister Schuch vor trefflich geleiteten Ausführung alle Partien in schon bekannter Weise besetzt. ES genügt daher, zu bestätigen, daß von den Hiesigen Herrn Jensen, einein gesanglich und (durch Spielkomik gleich ex- cellenten Papageno, ani reichlichsten Applaus gespendet wurde. Ihm ist in Frl. Tullinger eine munlere und annnithige Papaacna zngeiellt, deren Stimme freilich etwas schwach klingt. Außerdem kamen auch Frau Schüller lPamina), Frl. Frieomann (Königin der Nacht) n»d Herr Erl (Tamino) nicht zu kurz. Des Letzteren musi kalische Piiäzisiv», besonders m den schönen Necitativen bewährte sich wiederum trefflich. Heutzutage besitzen die Opernbühnen außer ordentlich wenig Bassisten, welche sich in jeder Hinsicht derSarastro- Ausgabe gewachsen zeigen, während es an Baritonen fast nirgends mangelt. Die stimmlichen Anforderungen sind eben sehr große be züglich der Tiefe. Daher ist es »nr Auserwählten vergönnt, die „heiligen Hallen., mit des Basses tiefster Grnndacwalt wirklich zu süllcn. Auch He» Jost zählt nicht zu den timten Bässen, aber trotzdem ließ sein Sarastro ein recht günstiges Urtheil über seine Leistungsähigkeit als Sänger und Darsteller berechtigt erscheinen. Seine hohe stattliche Figur, die ruhige Würde in der Repräsentation und manche Vorzüge des Sängers erweckten gleich beim ersten Aus tritt Wohlgefallen. Seine Stimme entfaltet in Höhe und Mittel lage reichen Wohllaut, Fülle und Kraft, welche freilich nach der Tiefe zu merklich abnimmt, obwohl auch die tieferen Töne noch gut ansprachen. In der Tonbildung zeichnet er sich durch Noblesse und Rundheit des Tones aus. Offenbar hat der Sänger fleißige Stu dien gemacht und wirklich singen gelernt. Manches klang allerdings etwas zu breit, auch nicht hell genug, wenigstens wäre r» der Bo- kalisation noch ausznlichten und bei Konsonanten viel zu verschärfen. Sehr glücklich gelang ihm der Dialog, in welchem die Sonoritüt der Sprechslimme allgemein gefiel. Glanzpunkte seiner Leistung waren die erste Szene des 2. Aktes („O Isis und Osiris") und der Vortrag des herrlichen Liedes „In diesen heiligen Hallen". Stür mischer Beifall und Dacapornw wurde» laut, aber aus löblicher Bescbeidenbcit gab Herr Jost den letzteren keineFolge. Ans der Totalität der Darbietung könnte man schließen, daß gclragene Par tie» das eigentliche Gebiet des Künstlers sein dürften. Ta er aber demnächst als Mephisto in „Margarethe" anftreten wird, muß erst nbgewartet werden, was er i» dieser dem Sarastro diametral ent gegengesetzten Rolle leisten wird, um den Uinsang seines Könnens nchcrer zu beurtheilen. B- S>euberlich. -j- Tie zweite Gastrolle des Frl. Scdweigbofer am diesigen Hofthcatcr war vorgestern Abend tn Neustadt dir „Eva" in Paul Lindau'L „Ein Erfolg" Die geringeren Raumvcrliältnisse dcsNe»- slcibtcr .Hauses waren dem sehr wolnklingenven aber nach schwachen Organ der jungen Gastin weit günstiger, als die des Altstäbler -Hauses: die angenehme, nativ liche und wolilgcbildete Art der Rebe kam daher zu vollerer Geltung und gewann sofort, wie denn die ganze Leistung, zumal in derselben nichts Unsicheres, UntluaeS oder gar Unschönes zum Vorschein kam, rinen srenndlichen Eindruck machte. Gleichwohl läßt sich nicht sagen, daß diese Leistung aus derjenigen Höbe Nand, auf welche man. wenn es sich um Neu- rngagcmciitS für daS Hoslheoter handelt, dock halten muß. Die wem, auch hübschen, doch zur Zeit kleinen Mittel legen Frl. S cbwcig- lwicr noch eine gewisse Reserve auf. Ihre dermaligc darstellci licke Lc>slli»gssähigkeit wie ihr zartes Naturell, werden vor der Hand da von der besten Wirkung sein, wo sie in den Dienst gehakt- und pocsievoller Dichtungen gestellt werden, in den Dienst solcher Rollen, die ihren Darstellern eine bestimmte Individualität sclbst aus drücken, wie etwa daS neulich gespielte „Kälbchen" und die über morgen zu spielende „Iolanthe" in „König Rene's Tochter" u.dcrgl.; bei Lustspielfiguren von so flacher Alltäglichkeit wie diese „Eva" muh dagegen die Darstellerin ibrer Rolle die Individualität aus- vrngen und in dieser Umsicht fehlte es hier an einem, über das Verständige und Löbliche hinausragrnden, fesselnderen, charakteri stischeren Impuls. Neu war in der diesmaligen Ausführung auch Hr. Buffe, welcher als Baron Fabro eine gar zu vcrblahte Gestalt bot; aus dieser Charge wuhtc der frittiere Vertreter weit mehr zu machen. Sonst wurde mit prächtigem Humor gespielt. Frau Bauer und Hr. von der Osten, welche die umfangreichsten Rollen (Hkrmine Trossen und Fritz Marlow) vertraten, waren ungemein natürlich und liebenswürdig. 0. X. -j-,, Tri st an und Isolde" wird voraussichtlich noch drei oder viermal vor Beginn der Sommcrscricn zur Aufführung gelangen. Die Aussichten des Herr» Droe scher vom Holtheater in Mannheim, für daS Kgl. Hostbeatcr cngagilt zu werde», haben sich nunmehr günstig gestellt. Wahrscheinlich wird in den nächsten Tagen sein Engagement erfolgen und er soll hauptsächlich in Kon versationsstücken Verwendung finden. ß Bespelr in der.Kreuzkirche, heute 2 Ubr: l) Letzter Satz der 4. Orgel Sonate von F. Mendelssohn - Bartholdy, gelpiclt von Herrn Schröpfer: 2) „Von! sanets Spiritus" Motette von E G. Reissiaer: 3) .Die Vögeln» regen ihre Schwingen" Motette, <z. 1. MO von Friedrich Reichest: 4) „Meine Seele ist stille zn Gott" Psalm snr Alt Solo mit Begleitung von Violoncello und Orgel von Karl Heß. Das All-Solo hat Frau Bächi >2chittcriiU deS Kal. Konservatoriiuno, Klasse des.Konzertsäimers Herrn Hildach-, das Bivloneello der Kgl. Kammermnsikus Herr Stenz, die Orgel der Organist Herr E. Löpner gefälligst übernommen. 7..I» der Katholische» Hofkirche wird morgen «Sonn tag) „Messe ui 0-clur" von Mozart, „Benediktns" von .Kretschmer, „Laudate von Mozart. „Vesper" von Schuster: am Mittwoch „Litanei" und Donnerstag (d. 12. d.) zum Frohiileichiiamsseste «An lang KM Uhr Vm-mI „Mefse i» O-äur" von Mozart, „-Vve verum" von Mozart. „Laneo liimua" und „Hymnus" lProzeffions Hymnus von Schuster, endlich „To 4enm" von Haste zum Vortrag tvmme» ch Am Mittwoch Abend fiel -war i», Eoncert des Kgl. Bel vedere die an diesen Tagen regelmäßig zur Aufführung gelcn- gende Linsonie auS, dock bot Herr Kapellmeister Mnunsieldl ein gutgeiväblteS Programm, dessen Mannigsaltigkeit Len zahlreich an- weienden Pfingst-Tourislen nach den gehabten preislich zerslreucndei, Natur- und Kuiistgenüffen zusprechcndcr gewesen sein wird, als irgend eine Simonie, zu deren Genuß man niit Sammlung heran- tretcn muh. An Anerkennung der schöne» Leistungen der wenn auch kleinen, so doch ganz ticffiicbcn Eonccrtkapelle fehlte cp nicht. Unter den Vorträgen an diesem Abend war die Perle der orchestra len Leistungen die Leonorcn-Ouvertüre Beethovens <Nr. 2 früher 0). die mit entzückender Feinheit und empfindriuaoalhmeud geipretl wurde. Das seinsühlige, musikalische Naturell Mauusieldt'a bietet seinen Muffet die immer lcbeussrische Anregung und gewinnt ff» l» kein Publikum. Am nächsten Mittwoch koiuint die Mitt wochs-Regel des Sinfonie-Programms wieder zur Geltung. ch Herr Proteffor Or Wüllner wird leider schon Am'ang Oktober Dresden, die Stätte seiner rrchmwürdigc» Wimamleil, verlassen, lieber die Nachfolgerschaft in seinen Funktionen sind die Meinungen oder Vcrmnthunaen verschiedenartig. Für die Tirel- tion in der Kirche soll ein Wechsel der beiden Herten Hoftapcll- ineister, Hosrath Schuch und Hagen, beabsichtigt sein. Tie Leitung der Sinfonie-Eoncerte wird, wie man hört, Hcir Hosrath Schuch nun allein zu übernehmen haben. ch Ans Berlin ist die gewiß allseitige Zustimmung erregende Kunde wcitergeffagen worden, daß Herr Genecalinlendant v. Hülsen nun doch der „Walküre" den „Siegsried" Nachfolgen lassen, vielleicht sogar den ganze» Nibelungenring zur Aufführung bringen wird. Möglich wäre es aber, daß bas Gerücht nur einer sanguinischen Hoffnung entstammt — die Bestätigung bleibt abzuwarten. ch Originalkorrespondeiiz aus Berlin:" Wachtel, Botel, Götze' Welcher Hochgenuß für den Berliner, dem es vergönnt war, diele drei berühmten Tenöre gleich nach einander zu hören! Nennt ei doch nicht einen einzigen großen Tenor sein eigen, denn Niemami, der nur während der Winkcrsaison in Berlin wirkt, gehört ihm ja nur halb! Th. Wachtel, der schon vor einem Bieneljahrhündeir die Welt entzückte, erschien zum letzten Male in der Stadt, die ihm einst so große Trininphe gebracht hatte. Natürlich sang er außer den Troubadour, seine alte berühmte Lieblingsrolle, de» Postillon von Lonjnmeau. Selbstredend brachte man dein Sänger viele Ovationen dar, aber diese Ovationen waren der Ausdruck des Tankes, nicht des Lobes. Wer wird auch von dem 00jährigen Sänger noch bedeutende stimmliche Leistlingen erwartet haben? Nur noch wenige Töne erinnerlen an die einstige Pracht der Stimme: sein hohes 0 war nicht mehr daS, welches cmsl die Welt mit Be wliilderniig erfüllte. Nicht nur durch die äußere Aehnlichkeit der Lebensschicksale ist ein Vergleich von Bötel und Wachtel naheliegend, Bötel hat auch die Stimme Wachtcl's geerbt. Ter junge Ham burger trat in denselben Rollen wie dieser ans. Seine .Höhe, die die gewöhnliche Höhe eines Tenors noch überschreitet, ist von einer wunderbaren Klangsrische. Dabei macht ihm selbst der höchste Ton keine Schwierigkeiten: ohne zn ermatten wiederholte er im „Trou badonr" zweimal, unter enthusiastischen Beifallsstürmen den Schluß gesang des 3. Aktes. Botel wird sicherlich ein zweiter Wachtel, denn er ist zur Erbschaft berufen ! Auch der dritte dieser excellenten Te nöre, der Kölner Opernsänger Götze ist ein Sänger von Gottes Gnaden, aber er ist außerdem auch^ein Schauspieler — und das sind Wachtel und Bötel nicht. Seine Stimme steht in ihrer gl ünzeiidsteii Periode; sie ist in Höhe und Tiefe gleich elastisch, gleich wohlklingend, sie wirkt vorzüglich im Forte und ist wohl unvergleichlich im Piano. Seine Hauptrollen sind: Walther („Meistersinger"), Lohengrin, Siegfried (in dieser Rolle lernte ihn Berlin natürlich noch nicht kennen), Jaust, Lyvncl (Martha) rc.: auch als Don Jose hörten wir ihn. und er verstand es, aus dieser Rolle einen Charakter zu schasse», dem man dasselbe Interesse zuwendet, als der Carmen selbst. Ein Berliner Rcceiisent schrieb: „Götze wird nicht, »ein, er ist Ricmaiin !" Dieses llrtheil ist irrig, denn Götze ist nicht und wird nicht Nie mann. Niemann ist vorzugsweise ein dramatiicher Säimer, Götze ein lyrischer. Tie größten Rollen Niemanns sind Siegmnnd, Tristan, Tannhänser. Nieiizi re. In diesen Rollen aber ist Götze nicht ausgetreten. Wenn man beide Sänger vergleichen will, io darf man dies mir in „Lvheiigriii" und m den „Mcistcrsingem" thiiii. Beide gaben darin große Leistungen — Niemann mehr als Schauspieler, Götze mehr als Sänger. Vergleicht man znm Schluß Wachtel, Bötel und Götze niit einander, so kann man sagen: Wachtel ist ein großer Tcnor gewesen, Bötel will einer werden, aber Götze ist es tchon! 0. öl. -ß Die Aufführung von Richard Wagner's „Tristan und olde" in der Wiener Holoper init .Herrn Vogel und Iran ,uckier als Gäste i» den Titelrollen verlief glänzend; es mag jc- docki nicht niieriväbilt bleiben, daß das Haus zumeist von Wagneria ner» gefüllt war. Der erste Akt hatte äußerlich den größten Er folg, beide illustrcn Gäste wurden wohl 8-bis lOmal hcrvorgejnbelt; der zweite fiel gegen den ersten und dritten bedeutend ab. Wenn man nun in eriter Linie Herrn Vogel vic höchste Kü.isllcrschast zu- crkeinien muß. so darf nickt verhehlt werden, daß seine stimmlichen Mittel für die Wiener Hosopcr sür die Dauer nickst auszureiche» scheinen; die Stimme klingt (in München ist das nie ausge fallen) leicht ermüdet. Von Frau Sucher ist dasselbe zu sagen; gern sprechen mir der hochgeschätzten Künstlerin die Palme zu in dramatischer Auffassung, m ftnnvathischem energischem Spiel, in tadelloser Phrasirung, — die Btüthczcil ihrer immer »och herrlichen Stimme scheint uns jedoch vorüber. Daß die brutale Orcheftcr- begleilung deS Hcrm Kapellmeister Fuchs nicht geneigt war. dies Manko minder fühlbar zu machen, liegt auf der Hand. !tt. !'Das-Hofbuigtbcater in W i e n wird ani l-i. d. geschlossen, aber die Schniisplelvorslellungen werden bis zum Beginn der ommerscricn rcsp. bis 30, d. im Hofopcrntbeatcr statlfinvcn. Das neue Drama „Alexander" von R i ch. V o s;, der nach seinem Roman „Bergaiul" dramntisirte, wird in den nächsten Rio naten mil Frau Franziska EUmcnreich in der.Hauplrolle am Belle Alliance Theater zn Berlin amgeffihil. -s Im Kgl. Hofthcaler zu k ajsel mi. .vorryeaier zn .na, ier wurde Wagner's „Walküre" am t. Psiiigstseicrtage zum ersten Mal auigesiffnt n»d damit ein wahrhaft glanzender Erfolg erzielt. Die Intendanz hat sich durch eine vorzügliche I»ffciiimng »nt Ruhm bedeckt, aber auch von den Leistungen der hervorragend Mitwirkenden wird viel Gnies berichten »ach den Aktschlüssen wurden dieselben, von denen Frau Naumann Ginigl (Priinhilde) und Herr Ratjeus (Wotan) hcrvorzuheben, e»!hu siastisch ayplaudirt, zum Schlüsse auch der verdienstvolle Dirigent Herr Treiber hervorgernfen. f In Pretzlau beginnt am 15. d.M. das siebente schlesische Musikfcst. dessen ans drei Tage vertheilte Mnsitaufsiihnmgen abwechselnd von Hrn. Musikdirektor Prof. Tr. Schaffer und Herrn Ludwig Deppe geleitet werde». Als Gcsaiigssolislcu wirken mil: Frau B. Brblbvk, Frl. Hcnnine Spieß (Berlin». Herr E Tiericy (Weimar), Herr F, Betz (Berlin) und Herr E. Frank, als Violm spielcr Herr Prof. De Ahna, als Pianist Herr Engen d Alberl. Am 15. bietet das Programm: „Ter Fall Jerusalems", Hratorinm von M. Blunmer: am 10. „Jubelonverturc" von Raff, Pialm von Ja dassohn, „Des Sängers Fluch" von Schumann, Smwnie von Bollo Graf von Höchberg, „Christvsorus" von Rheinberger: und endlich am 17. (3. Festtag) Ouvertüre zu „Käthchen von .Hellbraun" von E- Naumann: Es-dur-Klavierkonzcrt von Beethoven, klavierloiueil von Pt. Bruch und eine Anzahl anderer Solovorträge. !' Auch ei» Weltwcyer wie Sokrates ist nicht mehr vor dei Tramatisirung sicher. Ein Pariser Schriitfteltrr Nameiis Theodoie de Banville hat ein einaktiges Sliickchc» „Sokrates und seine Frau" geschrieben, dessen Aufführung im TlMtre ftanoais hevorslel». Coqnelin sen. spielt den SvkratcS und Frl. Dudla» die ä'anlipve. ß In einem Briese von E. Vulpms «Verfasser des „Rinaldo Rinaldini"), der als literarisch interessanlel Anlograyh im Antianariai von L. Liepmannssohn (Berlin) zur Versteigerung gnsgebvteii ist. findet sich die Angabe, oaß seinerzeit GoeI h e seinen „Götz von Bcrlichingen" für 20 Louisd'vr als Manuftriyt an öie Bühnen ab gegeben hat. — Ans solche Honorar Bescheidenheil niiiffen die jetzigen Dramen- oder Biilniciffffick Verfasser, denen cs io gliicki wie z. B. G. v. Moser, Schöiilhan n. A. mit einem milleidigen Lächeln herab j sehen. Ter billige „Götz von Bcrlichingen" hat Epoche gemachl — letzt wird freilich nicisl nur Geschält gemacht. Fortsetzung des lokalen ZheilrS Seite v.
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