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?r. Jahrgang. AK 192 Abenö-Ausgabe Montag, rz. April 192» Gegründek ISS« U«»y>r«ck>n.S-mmUnummer: 2S 241 »« stk »0 011 -justkvM,« st»« H<u-> t.s« »««. - — Dik «iqelnrn »rrdrn «och «oldmark berechnet: die einIvaM«« »» »m> brekte Zelle Bezug-.S-bühr HLÜ« ^ Pio»ai April b Mart ohne Poftjullellnagkaebühr. »l«,el»»m«e> t» Otemrl«. ^ Bi»- !ür aulwin« «0 Plg. gamllienan,eigen und Stellengesuche ohne «abatt /lllgstlgstkl^ ^IlblfL. Pjg., ausierhalb rs Plg., die so mm breite ReNamezelle roo Ptg., autzerhalb ' ^ Ollertengebühr so Plg. Auswärtige «ustrLge gegen Borau»be,ahlung. sso SchrffkleNnng »nb tzonvtgekchStMtekl», Mnrteuftrah» 3S/42 Druck und Vertag von rieplch » »etcharbl in Drelde» Postlcheck-kkont» 10SS rrritde» »ochdruck nur »it deutliche, Quellenangabe <,Dresdner Rache.'» »ulLiltg. — Unverlangte Echrislstücke werden «Ich» ausbeivahrt. 427 Stichwahlen in Frankreich erforderlich. Günstige Ausfichten für einen Endfiieg Poinrares. — kalonder rechtfertigt das Rota-Lied-Verbot. Das Ergebnis »es ersten Wahlganges. Nur 17S Abgeordnete endgültig gewählt. Paris. 23. April. DaS Innenministerium Sarraui lässt durch die Havas-Agentur folgende Ncberstcht Uber das Wahl ergebnis veröffentlichen, die die Ergebnisse von KOS der K1L vorznnehmendcn Wahlen enthält. Es stehen noch aus ein Ergebnis aus Korsika und neun aus den Kolonien. Non de» KOL vorliegenden Ergebnissen sind 175 endgültige, d. h. Abgeordnete die im erste» Wahlgang gewählt wurden. In 4 L 7 Fällen hat Stichwahl stattzusinden. Die 175 Sitte verteile» sich anf die einzelnen Par telcn wie folgt: Rechtsstehende 18; NechtSrcpubli- ka « er sMarius 7S; Linksrepublikancrli: Rechts radikale fLoucheurj IS: Radikale tk: Sozialrepn- blikaner sPainlevös 4; Sozialisten 14: Kommu nisten 0. « Da im ersten Wahlgange nur 17S Abgeordnete gewählt sind, also noch nicht einmal zwei Drittel von der 612 betragen den Gesamtzahl der Kammer, so ist es ganz unmöglich, schon jetzt ein auch nur halbwegs abschließendes Urteil zu fällen. Einige markante Erscheinungen müssen aber doch heraus gehoben werden, da sie schon für sich allein auch ohne die Er gcbiiisse der Stichwahlen charakteristisch sind. In erster Linie fällt das völlige Nakuum der K o m m u n i st e n auf. Ter zielbewusste Kampf PoincarSS gegen die kommunistischen Ausschreitungen hat also unzweifelhaft seine Wirkung getan Auf die deutschen Verhältnisse übertragen heißt das. daß die Reichsregierung nicht zögern darf, auf dem mit dem Ver bot des Noten Frontkämpferbundes bcschrittenen Wege sortzuschreitcn. Die äußerste Rechte mit 13 Abgeord neten hält Sen Sozialisten mit 14 die Wage. Der Schwer punkt liegt t» dem Verhältnis der gemäßigten, bisher an der Regierung der Nationalen Union beteiligten Rechtsgruppe des PensionLministcrs Marin und der verschiedenen radikale» Richtungen. Die Nationalisten und Klerikale» unter Marin habe» 72 Mandate errungen, während es die Radikalen ein schließlich der Louchcnr-Grnppe auf 8S gebracht haben. Zählt man zu diesen 35 die 41 Mandate der Poincaröschcn Links- repnblikaner hinzu, so ergibt sich für die Mitte lPotncars, Louchcur, Hcrriot, Palnlcvö, Briands die Zahl von 76 Ab geordneten, gegen 72 der Gruppe Marin, also ein kleines Uebcrgewicht nach links. Dabei ist aber zu bedenken, daß die Marin-Gruppe in -er alten Kammer überhaupt nur 96 Mandate zählte, daß es also einen erheblichen Erfolg bedeutet, wenn sie jetzt im ersten Wahlgange gleich mit drei Vierteln ihres alten Ge- samtbcstandes durchs Ziel gegangen ist, mährend die Sozia listen, die in der alten Kammer mit 146 Abgeordneten ver treten waren, es nur auf 14 gebracht haben. Es muß also damit gerechnet werden, daß die Stichwahlen am nächsten Sonntag statt der bisher erwarteten leichten Verschiebung nach links ein Uebergcwicht der Rechten bringen könnten, und dann würde Patncarö genötigt sein, seine Negierung der Nationalen Union noch weiter nach rechts zu orientieren. Das würde für die deutsch-französischen Beziehungen einen Rückschlag bedeuten. Daß Poincars wieder der Herr der Lage sein wird, erscheint sicher. Abgeordnete, die wiederkommen. Paris, 23. April. Bon bekannten Persönlichkeiten wurden Rrtand und Hcrriot mit starker Mehrheit wieder, gewählt. Ebenso der PcnsivnSmintster Martn-Nancy IRepubltkanisch-Demokrattsche Untonj und sei» Parteifreund Taittingcr. Arbettsminister Tardieu lLinlsrcpnblikaner', wurde gegen einen Radikalsoztaltsten gewählt. Auch M a r i » e i» i n t st c r LeygueS lLiiikörepublilancrl und der frühere Kriegsniiiitstcr M a g i n o t fLinkSradilals wurden wicdergcwählt. Ebenso wurden ivicdcrgewählt der Präsident der bisherigen .Kammer, V o u i s s o n fSoz.s, der Nadtkal- sozialist Malvn tVvrsitzendcr der Finanzkommissions, der Pazifist und Nobelpreisträger Boutsson-Marseille, der Sozialist Paul Boncour und der HandclSiniiitster Bvkaiioivskt. Ferner kehren Maurice de N o t h s ch i l d und der frühere Minister Le Trocqucr ins Parlament zurück. Das Echo in -er Pariser Presse. Paris, 23. April. Die Morgenblätter besprechen die bis her vorliegenden Ergebnisse des ersten WahlgangcS. Die „Victvtrc" schreibt, daß die Zahl der zweiten Wnhlgängc so beträchtlich sei, daß man sich vor jedem überstürzten Urteil hüten mü"c. Leon Blnm erklärt im „Pvpnlairc" fSoz.s: Der Ruck »och rechts ist offenbar. „M a t i »" führt auS: Der gestrige Tag ebnet den Weg znm Sieg der nationalen Kräfte unter Ser Aeglde des Ministeriums Poincar^, und er bedeutet die säst nicht wieder gutzumachendc Niederlage der Rande, die im Solde von Moskau steht. .Journal" schreibt: Die Mehrheit der künftigen Kammer wird es ohne Zweifel Ministerpräsident PoincarS erlauben, seine Politik der finanziellen Sanierung sortzuseven und zu vollenden. Die Morgenprcsse stimmt weiter darin überein, daß die Beteiligung größer gewesen sei, als bei den letzten Wahlen, und hebt als besonders charakteristisch die voll kommene Ruhe und das Fehlen von Zwischen- fällen hervor. Tie Wiederwahl Briands, Hcrriots, Tardieux' und Lengues' wird begrüßt, während die Wahl Nokanowskis und Marins geteilte Gefühle auslöst. Bisher uberwiegt der Eindruck, daß die Rechte und Mitte stark im Vordcrtrefsen sind, während insbesondere die Radikalen, so- Der Ruhr-Schiedsspruch verbindlich. Berlin. 23. April. Der Reichsarbeiksminisler hal den Schiedsspruch im Ruhrkohlenbergbau im öfsenk lichen Interesse für verbindlich erklärt. wie Radikal-Sozialisten und Kommunisten eS nur in ver einzelten Fällen zu einem Siege gebracht hätten, obgleich sie überall eine beträchtliche Anzahl von Stimmen aus sich ver einigten. Der „New Aork Herold" stell« fest, daß die Wahl eine gewaltige Stärkung der Negierung PoincarLs bedeute. Ae Heimatbewegung in Elsaß-Lothringen siegt. Die Franzosensreunbe im Lande unlerlegen. tDraht Meldung unserer Berliner Schrtstleitung.l Berlin, 23. April. Das Wahlergebnis in Elsaß-Lothringen lnur das Ergebnis der Wahlkreise Diedcnhosen Ost und West steht noch auös stellt selbst die kühnsten Erwartungen der Freunde des Heimattreuen Ellaß-Lothringen in den Schatten. Die Franzosensreunbe im Lande, die den Elsaß- Lothringern mit Gewalt ihre Nolkskultur nnd ihre deutsche Sprache nehmen wollen, haben Rückschläge erlitten, die als beispiellos bezeichnet werden können. Zwar sind nur wenige Kandidaten bisher als fest gewählt zu betrachten. Endgültig gewählt ist im Kreise Erstem der Hcimatrcchtlcr Seltz. und im Wahlkreise Schlcttstadt Dr. Obcrkirch, der zwar nicht hundert prozentiger Freund der HeiiiiatrcchtSbcwcguiig ist, immerhin aber als dieser Bewegung ivohlgcsonnen bezeichnet werden darf. Im Kreise Gebweilcr ist der Kandidat Ailger, ein im inne der HcimatrechtSbewegiiug guter Manu, durchs Ziel gegangen. Im Kreise Ehateau Salins ist der französische Nationalist Dr. Francois dem katholischen Bolksschnllehrer Woiss. der als h e i m a t f r e u n d l i ch bezeichnet werden kann, unterlegen. In den übrigen Wahlkreise« wird cs voranssichtlich zur Stichwahl kommen müssen, da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. Dabei hat im Wahlkreise Straß- bnrg-Land der Kommunist Hucber, der heimat- freundlich eingestellt ist, große Aussichten. Das gleiche ist in Moldhelm für einen Autviwmistcn der Faü, sowie auch Im Kreise Zabcrn. Ebenso dürfte Im Kreise Hagenau bet der Stichwahl ein Autvnomist durchkvmmen. In Weißen bürg ist es allerdings unentschieden, ob die prvfraiizösische oder proelsässische Gruppe siegen wird. Be stimmt kommt in Kolmar der Präsident des Elsaß-Loth ringischen Hcimatbundcs, der jetzt im Gefängnis sitzende Pro fessor Rosts, durch, während im Kreise Mülhausen- Stadt der Ausfall der Stichwahl noch unbestimmt ist. In Mülhausen - Land steht der Autonomist Brogly in günstiger Stellung für den zweiten Wahlgang. Im Kreise Altkirch müssen dem Autviiomistenführer und früheren Präsidenten des Elsässischcn Landtages Dr. Nickitn große Aussichten zugcsprochen werden. Im Kreise Thann wird voraussichtlich auch ein Autonomist Erfolg haben. Für den Kreis Nappoltswetler gilt das als sicher. Fraglich ist der Ausgang der Wahl im Wahlkreise Metz!. Hier hält sich die Zahl der im Gefolge der Kom munisten marschierenden Hcimatsrechtler mit den profran zösischen Stimmen etwa die Wage. Im Kreise Metz H ist der Franzosen- und Autonomistcngegner Ssrot gewählt. Im Wahlkreise Dieben Hosen-Ost dürste die Lage der Heimatsrechtler nicht schlecht sein, und da in Dicdenhosen-West die Kommunisten führen, so kann hier auch mit einem Siege der heimatfreunölichen Kreise gerechnet werden. In Bolchen und Forbach haben heimatfreundliche Kandidaten gute Aussichten, während im Wahlkreise Saarburg das Stich- wahlergebnis als unsicher bezeichnet werden muß, da ein großer Teil des Wahlkreises schon rein französischsprachlich ist. Im Kreise Saargemünd haben die Heimatsrechtler stärkste Aussichten für einen Sieg. Betrachtet man das Gesamtergebnis im Hinblick auf die Stichwahlen am nächsten Sonntag, so wird man sagen können, daß alle Boranssctzungcn für einen Erfolg der hcimatrccht- lichcn Bewegung sprechen. In diesem Falle würden im ganzen 14 bis 15 clsässjschc Heimattreue Abgeordnete in das französische Parlament einziehcn. Bei einem schlechten Ausfall der Stich- umhlen ist immerhin mit l6 heimotfreuiidlichcn Abgeordneten zu rechnen. Bei den Stichwahlen werden die Kommunisten, aber auch die bürgerlichen Heimattreuen Kreise überall die jenigen Kandidaten gegenseitig unterstützen, die eine Gewähr für den elsässischcn Hciiiiatgcdaiikcn bilden. Franzosen und F r a II z o se nfr e III! d e in Elsaß-Lothringen sind über den Ausgang der Wahlen aufs peinlichste überrascht. Der Sieg des Hcimatgedankcns ist «m so höher zu be werten, als sämtliche Führer der Autonomisten im Gefängnis sitzen und keinerlei Möglichkeit hatten, in den Wahlkampf persönlich ciiizugrciscn. Vollkommen zusammcu- geb rochen ist die B e r r ä t c r p a rt e i am Heimat- gcdankcn, die S o z i a l i st i s ch e Partei, die ihre Stimmen teils an die Hcimatsrechtler, teils an die Kommunisten ver loren hat. Fast in allen Kreisen erhalten die Frankophilen in der Stichwahl gefährliche Gegner von der HcimatSbund- scitc. Zur allgemeinen Verblüffung hat in der katho lischen Hochburg einer der ersten Führer der katholischen Bolkspartci, Walter, dessen Stellung gegenüber der Hcimats- bewcgung fragwürdig und schwankend ist, das Mandat um ein Haar an den Autonomisten Hauß verloren: ein glän zendes Zeichen für die Stärke der Heimats bewegung! Wilkins über seinen Nordpolflug. Begeisterung in -er A. S. A.-Presse. Ncuyork, 23 Avril, lieber den Polarflug von Narrow in Alaska nach Green Harbonr Svalbard über eine Entfernung von 3166 Kilometer gibt Kapitän George W-ilkinö folgende Einzelheiten: Wir stießen schon beim Abflug infolge der tarkcn Belastung des Flugzeuges auf Schwierigkeiten. Dreimal brachen die Mctallkufen des Apparats, biS cS endlich gelang, aus der 1890 Meter langen Abflngbahn einen guten Start z« bekommen. Während der ersten 79 Kilometer des Fluges war das Wetter günstig. Dann kam Nebel anf und entzog das „Land" für 150 Kilometer unseren Augen. Nach dem der Nebel überwunden war, flogen wir über offenes Wasser bzw. kleineren und größeren Eisspalten, die klar er kennen ließen, daß nirgends Land vorhanden war. Es waren dies Gegenden, die vorher noch von keinem mensch lichen Auge erblickt worden waren. Die klare Sicht hielt bis ungefähr 856 Kilometer vor Svalbard an. Dann durchflogen mir wieder eine dichte Wolkendecke und waren ganz auf unsere Instrumente angewiesen. Der Brenn stoff hatte inzwischen bedenklich abgenommen. Zudem vcr- bindertc ein sehr starker Schnrestiirm jede Sicht. Trotzdem gelang eS Eielson, eine glatte Zwischenlandung vorzniielimcii. Die Schwierigkeiten beim Start waren wieder sehr groß. Ncnqork, 23. April. Die Presse feiert de» Flug von Wilkins und Eiiclson von Alaska »ach Spitzbergen als die größte Tat der bisherigen Luftfahrt. Staatssekretär Kellogg, KrtegSsekrctär Davis und Marincsekrctär Wilbur haben Kapitän Wilkins telegraphisch ihre Glückwünsche aus gesprochen. fW. T. B.) « Für die deutsche Luskfabrtspen-e! Leipzig, 23. April. Für die Deutsche Luftfahrtspcndc erläßt die Sachsengruppe des Deutschen Lustfahrervcrbandes im Namen der sächsischen Luftsahrtvcrcinc folgende Kund- gcbung: Die Sachscngriippc unterstützt den Ausruf des Deutschen Liiftsalirtvcrbaiides aufs wärmste und hofft zuversichtlich, daß auch ans Sachsen reichliche Mittel zur Förderung des deutschen Flugsportes, der Grundlage des Luftverkehrs, zur Verfügung gestellt werden. Gcz.: Der erste Vorsitzende Professor Dr. Deickmann. Die Ozeanflieger Ehrenbürger Neuyorks. Ncuyork, 23. April. Oberbürgermeister Walker be absichtigt, den Ozcanfl.egern bet dem Empfang in der Stadt. Halle die Ehrcnbürgerurkunde und die Tapse keits. medaille zu überreichen. Der Flieger Nenett, der auf dem Flug nach Greenln IS- land schwer erkrankt ist, mußte i» Qncbeck in ein Kranken- Haus ciiigeliescrt werden. Sein Freund, Commander Byrd, ist »ach Qucbcck unterwegs. Der Ozeanflieger Chamber- I t n ist nach Nciieiiglai'd gestartet, um, wenn cs die Wetter, Verhältnisse zulasten, nach Grcenly Island zu fliegen.