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Dresdner Nachrichten : 02.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189607029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-02
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.07.1896
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oft" orm. M. »iNemiEIä, .... ^ dsioodkrem tarit Nil>« «Mttöar nur araen .. vorauLbäailun,. Aiunaen nkiimkn 'Smmllich, me >nn«.ncrnbi,r«aur an, ,«r wr^«tt mit >a Bi», »»»»»»»»»chft.U, Nv. U. llcvcg/u.1 /siftiillsttt^äiisitzLXLo »e>>v 4L. Jahrgang. Herr««-»lin»I)tzii-L»rIlLtz, Ililntel, -lappen SvIlInIrOOZt-FK«^«! , ^SUSN8l L8S6 s. Dresden, L89K. Lctiokolsclen OO pk 7/0i,0 ',^Ulk1lIfiii L7»» «ks L7oIo«fLrs, doekksiuvk, ürLftitcad, oiLons-, vostiiürt in lloümaan'i k»t«üt kluckea mit 8«,«rv,t»rlk. ü I-'I. l Lllc. 8«IoI-»nti»iiI»i»-HI>ru«Iva»,i,vn» ^ kl 1,50 Lllc. irivvr«« llanprvi»"««! vt«. NonIi-itiiMIl«, »rsrilsii, Nilüllrinli'. M»kr««««WiSB»SMS«« Ui-esckeu, tZsostr. 5. Vsrliv, 8r«>l3i>, Lülll, llsmdurg. listpite, kttatkgarl. UiNix, rvs!l, dorbsiUtijx, vetuwll. äiikriuk von I^rünännLon. Ir ^ S«rL»»L»^o »R ill,. ««»!,,n« ludubor: t'ai'I Inniziiurlit IuekkLnälM§, LcdsMLtrLLLö §. E t« I^»ik«»r in evlit «-nzrltKolivii u «Ivrit„« Uvn ^ ^nieurr- » > I Iloisii-toN« ii. 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Dagegen war bei der Prager Zusammenkunft der leitende Zweck die politische Neuorganisation des Dentichthums in Oesterreich, das infolge des Mangels einer festen Organisation und zielbewußten Führung mehr und mehr in eine außerordentlich bedrängte Lage gerathen ist. Die „Vereinigte Deutsche Linke", die in früheren Zeiten zum Schuhe der deutschen Interessen berufen war, war infolge der Greisenhaftigkeit ihrer Koryphäen und einer verhängnißvollen .Hinneigung zu jüdischen Ctnflüssen allmählich in den Zustand eines politischen Winterschlafes gerathen, der auch im Sommer durch kein Erwachen unterbrochen zu werden pflegte, sodaß schließ lich der Zerfall der einstmals blühenden Partei nicht mehr auszu- hallen war. Seitdem steigerte sich die Anmaßung der deutsch feindlichen Elemente aus der ganzen Linie, und es geschah von jener Seite Alles, um dem Deutschthum die Luit zum Athmen zu benehmen. Aus solchen Verhältnissen heraus ist die deutsche Oppositionsbewegung erwachsen, die zu der wtzigen Parteineubild- ung in Prag gekühlt hat. Daß dabei die Deutschen Böhmens die Führung übernommen haben, darf nicht Wunder nehmen Angesichts der in's Ungemessene gesteigerten Herausforderungen, die sich das dortige Czechenthum gegen die Deutschen erlaubt, ohne daß die Wiener Regierung bei den leidigen dermaligen Parteiverhältnissen mit einem Hnos cxo dazwischenführe. Das Ergebniß der Prager Konferenz hat über das Schicksal der Vereinigten Linken endgiltig entschieden. Nicht zwar, alS ob ein Zweifel über die völlige Abwirthschaftung dieser Partei bis dahin noch möglich gewesen wäre: denn todt war sie bereits längst vor dem Tage in Prag. Die in Prag versammelten Deutschen aber haben das gethan, was bisher noch fehlte, indem sie der Vereinigten Linken den offiziellen Todtenschein ausstcllten. Die neue Partei will eine „Deutsche Fortschrittspartei"' sein. In der von der Versammlung einmüthig angenommenen Resolution heißt es in Kennzeichnung des cinznnehmenden Standpunktes, die Partei wolle für eine entschiedene Vertheidigung des in seinen heiligsten Gütern und Rechten bedrohten deutschen Volkes cintcetcn, an den Grundsätzen der Freiheit und des Fortschrittes sesthaltcn und für die Behebung des wirthschaftlichen Nothstandcs nachdrücklich wirken. Tie Befolgung dieser Grundsätze soll überäll, wo es nöthig Ist, mit Hilfe einer geschlossenen Opposition, mit „rücksichtsloser Thalkraft nach oben unv unten" duichgcsetzt werden. Zur Vorbereilung der nächsten Wahlen und zur Feststellung des Wahlaufrufs wurde eine Kommission eingesetzt, in der sich bezeichnender Weise kein einziges Vorstandsmitglied der Vereinigten Linken befindet. Ob die Prager Beschlüsse wirklich einen Wendepunkt in der politischen Geschichte des österreichischen Deutschthums bilden wer den, ob sie eine That bedeuten oder nur eine Aufwallung, darüber kann heute noch kein Urtheil gefällt werden. Die Möglichkeit ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß der Wechsel auf die Zukunft, der in Prag ausgestellt wurde, nicht eingelöst wird, daß die Kräfte im Kampfe versagen, weil Führer und Geführte nicht die einhellige dauernde Begeisterung zu finden vermögen, die von der Lage ge fordert wird, sodaß sie im Kampfe wanken und schließlich ebenso die Flinte in's Kom werfen, wie es in recht unrühmlicher Weise die Deutsche Linke gethan hat. Wie gesagt, das ist möglich. Ganz entschieden lassen aber die gesummten Umstände, unter denen der Verlauf der Versammlung erfolgt ist, das Vorhandensein von Keimen erkennen, denen Ursprünglichkeit und Lebensfähigkeit nicht bestritten werden kann und die daher wenigstens zu der Hoffnung berechtigen, daß der Weg der neuen Partei aus eine Höhe führen werde, auf der die wallenden Nebel zerflattern und dem Blicke des österreichische» Deutschthums in die Zukunft eine lichtvollere Aussicht eröffnen als bisher. Mit mehr als dieser Hoffnung wird allerdings kein skeptischer Politiker zunächst zu rechnen sich unter fangen. Auf der anderen Seite ist es aber auch grnndvcrkehrt, wenn man von vornherein mik tendenziösen Verdächtigungen gegen die Prager Kundgebung zu Felde zieht und sie gar, wie das die antisemittschen Blätter thun, auf lüdische Einflüsse znrückführt. Mit dem Juden lium hat die in Prag neu gegründete Partei zur Vertretung der Interessen des Deutschthums in Oesterreich zu nächst wenigstens absolut nichts zu rhun. Es war eine durchweg deutsche Versammlung, gebildet aus den Vectretem aller Stände und Berufsarten. die in Prag tagte und auS der unmittelbaren Eingebung des Augenblicks heraus sich zu einer eindrucksvollen Kundgebung vereinigte. Da war nichts von lener „wattirlen" isteruiig z Begeisterung zu lpüren, die das Merkmal früherer deutsch-liberaler zu ihrer wurden ung, daß thum in Oesterreich auch ferner die Stellung zu erhalten, die ihm nach seinen hohen civillsatorlschen Eigenschaften gebührt. Wenn die antisemitische Presse dielen Grundgedanken auS der Prager Zusammenkunft nicht herauSzuschälcn und zu würdigen vermag, so zeugt daS von einer im wahren deutschen Interesse recht beklagen-. werthen politischen Kurzsichtigkeit. Wem das Wohl und Wehe des Deutschthums in der habövurgischcn Monarchie aufrichtig am Herzen liegt, der wird nicht umhin könne», der neuen Partei wenigstens ohne Zorn und Leidenschaft den herzlichen Wunsch auf den Lebensweg zu geben, daß eS ihr in ernster Arbeit gelingen möge, an die Schäden der Vergangenheit die bessernde Hand zn legen und, um mit den Worten des Hauptredners zu sprechen, „einen Wandel der trostlosen Gegenwart süc eine bessere Zukunft vorzubereiten". Der gleichzeitig mit der Prager Versammlung tagende deutsch- mähriiche Bauerntag in Brünn vereinigt sich mit der Prager Kund gebung zu einem erfreulichen Beweis von der Friiche und Stärke, die das österreichische Deutschthum trotz aller Mängel in seiner bisherigen Vertretung immer noch beseelt. Die Versammlung sprach sich für die obiigatvrische berufsgenosienschaftliche Organisa tion der Landwirthe auf nationaler Grundlage aus, ferner für ausgiebige Förderung der verschiedenen landwirthschaftiichen Produktionszweige durch genügend hohe staatliche Subventionen, für eine günstige Regelung der Kreditgewährung an den Klein grundbesitz. für den Schutz gegen unredlichen Wettbewerb, ins besondere auf den Gebieten der Wein- und Butter-Erzeugung, für den Schutz der landwirthschaftiichen Produktion durch das Verbot von Ringen, staatliche Beaufsichtigung der Kartelle und Ausheb ung als ichädlich erkannter Kartelle, sowie für das gesetzliche Ver bot des Terini'ngcschäfts nn den Getreidebörsen. Äemcrkenswerth war die im Laufe der Erörterungen hecvortretende Einmnthigkeit. niit der die Nothwendigkeit eines Zusammengehens von Industrie und Landwirthichast in richtiger Eckenntniß ihres Wechselverhält- »isscs betont wurde: ein Zusammengehen, das allein die gedeih liche Grundlage kür die allgemeine wirthschastlichc Blükhc einer Nation herzustcllen vermag und das auch vom Fürsten Bismarck stets nachdrücklich empfohlen worden ist und neuerdings wieder empfohlen wird. Zum Schlüsse kam es zu einer großen patrio tischen Kundgebung. Bereits während der Verhandlungen war stürmischer Jubel ausgebrochen, als der Brünner Bürgermeister in seiner Begrüßungsansprache an Kaiser Joseph ll. erinnerte. .Sic sind hierher gekommen", sagte der Bürgermeister n. A.. „um Mittel zur Abhilfe der Nothlage zn finden, die nicht nur den Landmann in Mähren, iondern aus dem ganzen Kontinent bedrückt. Ihre Becalhungen werden gewiß auch von jenem Geiste des uns Allen unvergeßlichen und von den deutschen Bauern geradezu vergötterten Volkskaisers Joseph II durchdrungen lein." Bei diesen Worte» ertönte minutenlanger Bestall, und als die Verhandlungen ge schlossen waren, zog die Versammlung zu dem Denkmal Kaiser Joseph's II.. an dem zwei Kränze niedergeleat wurden, während ein Redner gelobte, das Andenken dieses Volkskaisers, der den Bauernstand >o hoch geehrt habe, den Kindern und Kindeskindern i» unveränderter Reinheit und Frische zn überliefern. Die vielen Hunderte deutscher Bauern, die das Denkmal umstanden, entblößten daraus das Haupt, brachen in stürmische Hachrnfe aus und sangen die Nationalhymne und das „Deutsche Lied". Alles in Allem sind die beiden Versammlungen in Prag und Brün» zwei kräftige Lebensänßernngen des deutsche» Geistes in den habsburgiichen Landen gewcsc». die hoffentlich zn einem Merk- und Wahrzeichen werden, daß das österreichische Deuischthum nicht gewillt ist, sich von seinen Feinden unter die Füße treten z» lassen, sondern daß es den Willen und die Macht besitzt, die Achtung seiner verbriesten Rechte von den fremden Nationalitäten ebenso zu fordern, wie es leibst sich vor leder Verletzung der verfassungsmäßigen Ansprüche jener allezeit gehütet hat. Aernfchrtib- >mv Acrus-rech-Berichte vom 1. Juli. * Berlin. Der Abgeordnete v. Plötz (kons.) und Genossen haben zum Margarinegeseg folgenden Zusatz beantragt: Gast- wirthe, Rcstauratenre und Bäcker, welche sich bei Herstellung von Nahrnngs- und Genußmitteln der Margarine bedienen, haben solches durch augenfälligen Anschlag in den Speise- und Verkaufs- Räumen ihres Gewerbes, und falls Speisezettel geführt werden, auch durch Vermerk auf letzteren kundzugeben. * Wien. Eine Ver>amml»ng der Tischlermeister beschloß, die Arbeit in sämmtlichen Tischlerwerkstätten Wiens von heute au einzustellen. Der über mehrere Meister von den Gehilfen ver hängte Boykott ist aufgehoben worden. * Rom. Die Kammer ertheilte mit 171 gegen 89 Stimmen der Negierung ein Vertrauensvotum nach einer längeren Rede des Ministerpräsidenten Nudini über die auswärtige Politik der Regierung. * Kopenhagen. Prinz Heinrich von Preußen hat seinen Besuch angemeldet, um mit der Nacht „Gududra" an der bevor stehenden Regatta tbeilzunchmen. * New - Uork. Mrs. Beecher-Stowe, Verfasserin von „Onkel Tom s Hütte", ist heute gestorben. Berlin. Reichstag. Ter Vorlage betreffend Ver tagung des Reichstages bis zum lv. November wird debattelos stimmt. — Die 3. Berathung des Bürgerlichen Gesetz- S wird fortgesetzt bei dem 2. Buch, Titel „Grundbuch", bg. v. Plötz «kons.) befürwortet einen Antrag Mirbach auf Streichung der fämmtlichen, von der Grundschnld handelnden Paragraphen, da dieselben den Anforderungen der Zeit nicht ent sprächen. Er selbst würde, wenn der Antrag abgelehnt würde, gegen das ganze Gesetzbuch stimmen müssen. — Abg. Gras Mir bach «kons.) erklärt dagegen, daß er den Antrag zurückziche, obgleich er allerdings -bei der Ansicht verbleibe, daß die betreffenden Be stimmungen eine zn große Mobilisirnng des Grundbesitzes hcrbei- führen würden. — Da Abg. v. Plötz, der sich nochmals zum Wort gemeldet hatte, ans dasselbe verzichtet, so weiden ohne weitere Debatte die Paragraphen genehmigt. — Es folgt das 3. Buch. „Familienrecht". 8 1288 setzt nach den Beschlüssen der 2. Lesung die Ehemündigkeit auf das vollendete 21. Lebensjahr fest. Anträge der Abgg. v. Stumm (Reichsp.) und Rintelen (Eentr.) wollen die Ehemündigkeit bis zum 25. Lebensjahre hinausziehen, wogegen ein Antrag Enneccerns lnl.) die Ehemündigkeit nur für männliche Personen erst mit dem 25. Lebensjahre eintreten lassen, dagegen für weibliche Personen eS bei dem vollendeten 21. Jahre belasten will. — Aba. Rintelen lCentr.): Die Sache sei von höchster Be deutung für die Familie. Welche- Interesse habe nicht ein Familieu- baupt daran, daß nicht sein Sohn durch eine gar zu frühe Heirath Jemanden in die Familie hineinbringe, den er in derselben nicht gern zu sehen Anlaß habe, und welches Interesse habe nicht auch das Jamilienhaupt daran, daß nicht der Sohn sich durch allzufrühe Heirath wirthlchaftlich in Ungelegenheiten stürze und womöglich ihm zur Last falle. — Aba. Bebel (soz.) bekämpft lämmtliche Ab- änderungsanträge. — Geh. Rath Manfred ersucht um Annahme des Antrags Stumm, ev. wenigstens des Antrags EnnccceruS. Die Beschlüsse der 2. Lesung bedeuteten doch eine zu große Ab weichung. einen zu großen Sprung von den bestehendenBestimni- ungen. — Abg. Grober «.Eentr.) erklärt, die Mehrzahl seiner Freunde werde an den Beichlüsscn 2- Lesung sestbaUen. Nachdem ma« einmal die Volliähcigkeit nach vollendetem 2l. Lebensiahre fest gesetzt habe, lovaß jeder junge Mann und iedc Tochter auS dem elterlichen Hause hinaus in's Leben treten und sich selbstständig machen könnten, sollte inan es doch auch den Betreffenden nicht verwehre», ohne Eimvilligung der Eltern zur Ehe zu schreiten. — Die Anträge Rintelen sowie Enneececns werden abgelehnt. — Bei dem Titel „Eheliches Güterrecht" bedauert Abg. v. Stumm, daß das eingebrachte Vermögen der Frau der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterliegen solle. Ec habe die fest liebcr- zeuguna, daß die Majorität des Hauses später zn einem anderen Beichnsse kommen werde. Ohne Debatte wird der Paragraph ge nehmigt. — Bei dem Titel „Ehescheidung" beantragt Abg. Munckel Wiederherstellung des Paragraphen der Negienmas- vorlage, welcher die Scheidung wegen Geisteskrankheit zulasten sollte: nicht das Gesetz scheide hier die Ehe, sondern die Natur, welche das geistige Band zwischen den Ehegatten durch geistige Umnachtung des Einen gelöst hat. Wo eine Ehe 'hatsächiich nicht mehr ist, soll man sie auch nicht vor dem Gesetz gegen den Willen des einen Gatten fortbestehen lassen. Justizminister Schönstedt bittet dringend, den Antrag Munckel anzuiiehmcn. Ec erinnert an einen Fall, in dem die geisteskranke Frau zwei ihrer Kinder tödtete, sie sei seitdem 5 Jahre im Jrrenhauie, unheilbar. Das letzte Kind des Mannes sei ictzl 9 Jahre alt. Der Mann halte es für dringend nöthig, durch eine neue Ehe für sein Töchterchen besser als bisher zu sorgen Wolle man das miß billigen, wolle man da sagen, der Mann wirft seine Frau aus die Straße? Der Minister sich hier um ein Gras Hohenthal Haus, den Paragraphen wieder herzustellen. — Badischer Bevoll mächtigter v. Jagemann schließt sich der Bitte kurz an. — Abg. Pauli (Rp.) verwahrt sich dagegen, neulich alle die als Schurken bezeichnet zu haben, welche sich wegen Geisteskrankheit des Anderen scheiden ließen, er habe nur gesagt, er würde es von seinem Ge wissens-Standpunkte aus als Schurkenstreich anschen, wolle er fcldit sich ans solchem Grunde scheiden lassen. — Der Antrag Munckel wird mit 16l gegen 133 Stimmen angenommen. Dafür stimmen die Linke, die Nationalliberalen, die Retchspartei und eine Anzahl Konservative. Das Ergebniß der Abstimmung wird mit Beifall begrüßt. Nun wird auf Grund der GeichästSorvnung über den Antrag Kardorff, der gestern nur handschristlich Vorgelegen hatte, betreffend Schadenersatz für Ver letzung durch Hausthiece die Abstimmung wiederholt. Der Antrag, welcher die Schadenersatzverpffichtung einschränken will, wird heute abgelehnt. — Aba. Vielhaben iAnlis.) be antragt Streichung der Zulassung der bloßen Trennung von Tisch und Veit. — Der Antrag wird abgelehnt. — Bei dem Abschnitt! „Rechtliche Stellung der unehelichen Kinder" befniwortet Abg. v. Bnchka einen Antrag, den in zweiter Lesung! beschlossenen Zusatz wieder zu streichen demzufolge auf Antrag eines Ehemannes, dem rmehelichen Kinde seiner Frau sein Namcj werksorganisalionsvorlage im Bunvesrathe ist jetzt cingcholt. Ende dieser oder Anfangs LU L, LL DLL ss ZS cs- Vs? in der 2. Lesung abgelehnten Antrag, die oxcaptio piurium z» streichen. — Auch dieser Antrag wird abgelebnt. Der Nest des Bürgerlichen Gesetzbuches wird debatlclos erledigt. Bei dem Ein- führuiiasgesetz (Artikel VO). wonach die landesgcsetzlichen Vorschriften über Rentcngüter und AnsicdelunaSstellen unberührt bleiben sollen, werden die Worte „und Ansiedelungsstcllen" gestrichen. — Bei Einleitung und Ucverschrift zu dem Gesetz aiebt Abg. Liebcr Namens des Centrums die Erklärung ab. die Bedenken des Cen- krums, namentlich hinsichtlich deS Eherechts, seien durch die be schlossenen Aenderungen und Zusätze noch nickt völlig beseitigt. Ebensowenig aber verkenne das Cenlrnm, daß das Bürgerliche Gesetzbuch eine Besserung des bestehenden Rcchiszustaiides bringe, dessen Ablehnung es nicht verantworten wolle. Dazu komme der hohe Werth eines einheillichcn Rechts. Wenn somit das Ecntrnin in der Schlußabstimmung zustimme, so gebe es doch in keiner Weise Etwas von seiner grundsätzlichen Stellung in Ehcfraacn auf. Indem es zustimme, lege cs für alle Zukunft Zeugnis; dafür ab. daß es immer bereit gewesen sei, dieses Werk als einen Mark stein in der Geschichte unseres Vaterlandes auizurichten. — Abg. v. d. Decken (Welfe) erklärt, seine Freunde würden sich bei der Schlußabstimmung der Siimmenabgabe enthalten. — Abg. v. Ezar- linski (Pole) erklärt, die Polen würden trotz vieler Bedenken für das Gesetzbuch im Ganzen stimmen. — Ans Antrag deS Abg. Richter wird der GeichäftSordnungs-Kominifsion ausgetragen. darüber zu berathen. ob solche längere Erklärungen, wie Lieber sic abgegeben habe, am Schluffe der Berathungen zulässig sein sollen. — Tie von derKommission vorgrschlagenen Resolutionen betreffend Aenderungen an der Eivilvrozeßordiiniig werden angenommen, dagegen über eine weitere von der Kommiffion auf Antrag der Sozialdemokraten beschlossene Resolution betreffend einheitliche Regelung der Rechtsverhältnisse der Bernftvercine, gewisser ge werblicher Arbeitsverlräge. Beamtenhaftpspcht. Bergrecht u. s. w. die Berathung und Beschlußfassung bis nach Abians der Vertagung ausgesetzt wird. — Es erfolgt wdann die GeiaiiinNabsliminnila über das Bürgerliche Gesetzviich. Tic cndgiitigc Anna h ni e desselben ersolgt mit 222 gegen -18 Stimmen. Da gegen stimmen nur die Sozialdemokraten, die 2 Bayern Tr. Sigl und Druckmeicr, die 3 Kanicrvariven v. Plötz, Hinaendors nnd v. Werdcck. Der Abstimmung enthielten sich die Aiitffcmiien. Welse», Elsäffer. Nilter-Wirsitz, v. Werder und v. Langen ins- gesammt 18 Enthaltungen. Als der Präsident daS Resultat ver kündet. erschallt lebhaftes Bravo. — Das Mandat des Abg. Köhler (Rcsormp.) wird alS durch seine Ernennung zum Postagenlen süc erloschen erklärt. — Morgen: Margarinegesetz, Interpellation des Grafen Arnim: „Ist es der Regierung bekannt, daß die Loco- Notirnngen für Getreide an der Berliner Börse den thatsächlich gezahlten Preisen nicht entsprechen?" Berlin. DaS Kaiserpaar wohnt am 18. Oktober der Ein weihung des Denkmals Kaiser Wilhelm'« I. an der Porta West- pbalia bei. Das von der Provinz ungebotene Frühstück wurde abgelehnt. — Ein parlamentarischer Berichterstatter will wissen, daß Kultusminister Dc. Bosse in den Ruhestand zn treten beabsich tigt. — Die kaiicrliche Ermächtigung zum Einbringen der Hand- n Bundesrathe ist jetzt cingcholt. nächster Woche wird gleichzeitig der Wortlaut des Entwurfs publizirt und der öffentlichen Kritik über geben. — Der Goiwernenr von Teiitsch-Ostafrika, Wißman». hat sich heute nach Lantcrburg a. Harz begebe», von wo ans « nach Beendigimg seines Urianbs noch Ostaftika zurnckkehrt. In einer
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