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Dresdner Nachrichten : 22.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188704220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-22
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.04.1887
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Dteieibe» warcn «o» einem »esttgen, einer «NiUericcharge »»uiichcin VIe"en de »leitet, kein Schaden ist geichedeu. um* ^ll>8vt«II«I»8 roll Lpp»v»«»» 5llr «Ivlttvlsvl»« «to. im ^uLÜseLsu LLbwöt, 19 081IA-M619. ^ üdvssllvt Voodsotkgll v. S—6 Ddr, Lonntaxs voll 11—6 Ekr. MlLbLrdor-Vvln, OMNstSrksnä, verällllun^dskvräsrllä, voklscllmsdtooä» vorroxlieder tznatilltt. Zgl. KssapHeke Zresöen, am HeoMlPr. ' Kerünkeslihe. z'erlen-Hr!lamente.Men-Sä1tel. Kerleil-Kpitzm kllr Süto unä Lloiäor, sovis all« kosamsnto» ompkoklt in xro8«6r ^.rmvadl «K. «,r688II1«,I1H, billulo: ^eii»vn^»nn,« L. ^ 8p«ri»I-(ev8ei»Lk1 »«» «elimr/,. ««. MN, ssiäsv, vollen u. dLuwvollM ^Z. ZU. FU<»V4»r jll». s. Llolckorstokksil Mä Voor«vtioll». ll°msk°r'i,t. Rr.112. W.J°h-o8LL^?L?^'! VMS-WLSSM-^, T°°»de«. ,887. Freitag. 22.April. M -ie NonaLe Uai un- Juni lverden Abonnement« auf die .Dresdner Nachrichten" in der Ex pedition. Martenftrvtze Nr. L». »u I Mark 70 Pfg., für a»S» ivLrts bei den Kaiserlichen Postanstalten im deutschen Reichsgebiet zu 1 Mark 84 Pfg.. in der Oefterreichiich«Ungarischen Monarchie ,u l Gulden Ü4 Kreuzer (excl. Agiozuschlags angenommen. «irrantwortliLer Redakteur kür PoltttscheT vr. ikmtl vlered »n Dresden Vor dem Osterfeste wurde mehrfach angekündigt. dem Leiter der auswärtigen Politik Rußlands, Herrn v. Giers sei eine Hobe Aus zeichnung zugedacht: bei der Osterfeier solle er den Wladimirorden erhalten. Man erläuterte diese Handlung kaiserlicher Huld dahin, daß der Zar damit seine Uebereinstimmung mit der friedlichen, deutschfreundlichen Politik drS Herrn v. Giers Öffentlich bezeugen wolle. Das orthodoxe Osterfest ist jetzt in der ganzen griechischen fluche gefeiert worden, die Petersburger Zeitungen bringen ausführ liche Schilderungen der Osterfeier im Mischen Winterpalars, ein langes Verzeichnis! von Ordensverleihungen ist erschienen, aber den Namen v. Giers sucht man vergebens dann. Hat sich der Wind wieder einmal in Rußland gedreht? Ist die Stellung des Herrn o, GicrS erschüttert? Leiht der Zar den Einflüsterungen der Pan slawisten von, Schlage Katkvw's wieder mehr sei» Ohr? Es wäre dies in hohem Grade zu bedauern. Giebt der Zar Herrn v. Giers öffentlich den Beweis, daß er mit seiner Politik übereinstimme, so wird dies den Deutschenhaß im russischen Bolle zurückdrängcn. Unterbleibt dies, so wird der Grund zu künftigen Zwistigkeiten zwischen Rußland und Deutschland gelegt. Der Zar kann, das wird jeder Unbefangene zugcben, die mächtige Partei der Panslawisten nicht vor den Kopf stoßen. Gerade jetzt am wenigsten. Rußland macht soeben eine neue Staatsanleihe im Betrage von 100 Mill. Rubel. Die Versuche, die Anleihe im Anslande unterzubringcn, stießen auf so heftigen Widerstand, daß man sie alsbald ausgab. Tas Geld soll in Rußland selbst beschafft, namentlich sollen die isinlnizkreise deS reichen MoSka» zur Zeichnung herangezogcn werden, zs» Moskau aber sitzt da« Altrussenthum, hier ist der Hanptherd der Panslawisten. Wahrscheinlich will der Zar erst den Erfolg der ucucn Anleihe abwarten, che er zum Verdruß der Panslawisten «einem Minister v. Stiers die erwartete Auszeichnung verleiht. Die allgemeine Lage Rußlands ist ernst genug; daS bedarf keiner Schwarzscherei oder Malerei. Wohl erhält sich die Annahme, daß Rußland den Frieden nicht brechen wird; wenigsten; wegen Bul gariens wird es nicht zu ernsten Auseinandersetzungen kommen. Was sich in Asien, betreffs Mghanistans, vorbereitet, steht aut einem anderen Blatte. Die verworrenen Zustände im Innern deS Landes hrn'chcn dringend einen Reformator. Vergebens aber sucht man nach ichöpferischcn Gedanken in dem wetten Reiche des Absolu tismus und aus den Millionen Mensche», die Rußlands Steppen bewohnen, ragen nirgends fähige Tenkerköpfe und staatsmünnische Genies hervor. Ter vorgestern erwähnten Schrift des nationalliberalen Abge ordneten Occhelhäuser „Die sozialen Aufgaben der Arbeitgeber" bläht das tn Deutschland seltene freundliche Geschick, auch seitens der politischen Gegner hohe Anerkennung zu finden. Hervorragende konservative und klerikale Zeitungen (Kreuzztg. u. Westsäl. Merkur) liilmien sie mit unverkennbarer Aufrichtigkeit, während die eigene Partcipresse des Verfassers sich mit allgemeinen Redensarten um sie hcrumdrückt und die deutsch-freisinnigen Zeitungen sie mäglichst todtichweigcn. Was an dem Buche Occhelhäuser'S so sympathisch berührt, ist der sittliche Emst, mit welcher dieser Mann sich mit Gzialcn Reformvorschlägen beschäftigt und daS ehrliche und edle Wohlwollen. daS er für die Lage der arbeitenden Klassen bekundet. Ta nun die Konservativen und daS Centrum die Besserung der Lebenslage der Arbeiter auf ihre Fahne geschrieben haben, so sind sie auf's freudigste überrascht, daß auch aus dem nationalliberalcn Lager ein hervorragender Mann ersteht, der seine Partei und die in ihr so zahlreichen und einflußreichen Industriellen und Fabrikanten ans den Banden des ManchesterthumS zu befreien bestrebt ist. Eine wahrhaft vornehme Gesinnung spricht sich in den Worten aus. daß kein Arbeitgeber, der sich um daS Wohl seiner Arbeiter bemüht, auf Tank rechnen soll. „Wer auf Dank spekulirt, meint Oe., verrechnet sich in der Regel; wer aber nicht darauf rechnet, wird sich weit öfter freudig überrascht, als Jener getäuscht finden". Ein nicht minder treffliches und auf tausendfacher Lebenserfahrung be ruhendes Wort Öechcthäuser's tautet: „Was man für die Arbeiter lhun will, thue man auch möglichst durch dieselben I" Wie oft geht man an diesem Fundamentaiiatz, an dem die Wirksamkeit aller arbeitersreundlichen Bestrebungen hängt, achtlos oder gar prinzipiell ihn ablehnend vorüber! Zu den praktischen Vorschlägen kommend, die eine Besserung der menschlichen Beziehungen zwischen Arbeit guten ände. uaeber vielfach in einer ihm durch die Konkurrenz dlktirten Zwangslage, die ihn sogar wider Willen nöthiarn könne, Löhne herabzusetzen und Arbeiter zu entlassen, wenn dies auch gegen sein eigenes Gefühl gehe. Trotzdem fordert Oe. mit ^ " selbst bei günstigen Zeiten höhere . auch das Gebot der Billigkeit beachten solle. Ilan- . an dem Gcgentheil deS Gewinn-, an dem Verluste einer Fabrik zu be- «heiligen. Im Arbeitslohn liegt eigentlich schon die Gcwinnbethei- ligung des Arbeiters. Steigt aber der Unternehmergewinn, so hat der Arbeiter vollkommenen rühmlich dann, wenn «S reir Lohnhöhe handelt. permanent eine steigende Tendenz. Es ist das auch ganz natürlich, weil im Allgemeine» dir Anzahl der Bedürfnisse sich ebenfalls steigern, und der Lebensunterhalt des Arbeiters stets kostspieliger wird. Dabei ist auch sestznhalten, daß in den Länder» des höchsten Ar beitslohnes die Unternehnulngen aller Art sich am besten, irr Ländern des niedrigen Arbeitslohnes am schlechtesten rentircn. Mit der ge steigerten Anwendung von Maschinen aller Art. Motoren rc. geht von selbst auch immer der Arbeitslohn in die Höhe, schon weil dann von der technischen Befähigung der Arbeiter immer mehr gefordert werden muß und zugleich die Rentabilität der Unternehmungen wächst. Der Einführung eines Maximalarbcitstages steht der Verfasser zweifelnd gegenüber, doch erklärt er sich für die „Herabsetzung auf eine 10-, höchstens llstündige Arbeitszeit für alle Gewerbs,zweige", indem er zutreffend bemerkt, der schlechte Gang der Geschälte, die Uebervroduktion der letzten Jahre habe wenigstens das eine Gute im Gefolge gehabt, in immer weiteren Kreisen der Arbeitgeber der Ueberzeugnng Balm zu brechen, daß eine übermäßige Anspannung der Arbeitskräfte gar nicht eininal in ihrem eigenen Interesse gele gen sei. Auf das, was Occhelhäuser im einzelnen an Forderungen erbebt, können wir nicht näher eingehcn. Viel Gutes wird gestreift. Occhelhäuser weist u. A. aus die Pflege batrivtischec Gesinnung durch Kciegcrpereine, aus Feste, Ausflüge, Vergnügungen bei pntuo- tischen Gedenktagen und frohen Ereignissen in der Familie des Ar beitgebers hin; ferner auf die gute Bebandlung auch durch die Beamten und Meister der Fabrik, ans Unfallvcrbüruiig, gesunde Äelriebsräume, Arbeiterwohnunaen, persönliche Tbeilnahmc am Geschick der armen und kranken Arbeiter, aus die wohlthäligc Ein wirkung des weiblichen Eleiiients, aus Beschaffung von Spar- gelegenheiten, Kvnluinvcreine, Bekämpfung der Trunksucht, Arbeits kammern und Schiedsgerichte, für die er sehr enlichicdc» eintntt, u. m. andere hin. Sehr behcrrigcnswcrth sind iciuc Vorschläge wegeil der Fabrikordnungen: die Arbeiter sollten mit berathen und begutachten, meint er, wo eö sich um Einführung derselben, um ihre Straffestsetzungen u. s. w. handelt. Man vergesse bei dieser Fülle von Vorichlägcn nicht, daß Occhelhäuser kein Lehrbuch der Arbeiler- Wohltabrtseinrichtunge» schreiben, sondern nur anrcgcu will. Er wird selbst wissen, daß fast für jede dieser Ideen eine besondere, ost umfangreiche chevretische wie praktische Mcratur vorhanden ist. was, könne. ^ ^ . nicht bloß an die Mitarbeit der evangelischen Geistlichkeit appellirt, liefern seine Erfolge doch den unwiderleglichen Beweis» was ein unerschrockenes, »inihiges Auftreten ans sozialem Gebiet zu erreichen vermag, und hierin tu»» er allerdings alle» Denjenigen zur Nach eiferung empföhle» werden, welche ihre Pflicht zum Kamps, gegen die Sozialdemokraten ruit". Die „Kreuzzts " rühmt diese Stelle der Schrift Oechethänier'S ninsomrhr, als dem Veriasser augenscheinlich noch das Verstäiidniß dafür fehle, daß daS Judenthum einen intc- grirenden Bestandtheil der sozialen Geiahr bilde. Jedenfalls kann die Sozialdenwlralic nur aus dem Boden der christlichen Weltvid- nung wirlunasvoll bekämpft werden. Die Wurzel aller, auch der materiellen Roth, ist die Selbstsucht, die in dem Reichen die An betung des Kapitals, den Tanz um's güldene Kalb, in dem Armen den grimmen Haß und den bitteren Neid gegen das Wohlergehen Anderer erzeugt hat. Diese Selbstsucht kann nur durch christliche werklhötige Liebe überwunden iverden. NrarfteT<le«r««»e der „Dresdner Ra»r." vom 21. April Berlin. Abgeordnetenhaus. Die Tribünen sind . , ^ - Br - . _ Detzem politischen Gesetze. Abg. Tr. Gneist (n.-l.) pluidirt gegen die Vor lage. Von der Herstellung eines dauernden Vcrbältumes zwischen dem Staat und der katholischen Kirche könne keine Rede lein; es werde sich immer um ein Kompromiß handeln, bei dem der eine Thcil Toleranz zu üben, der andere ovn seinen Grundsätzen etwas nachzugeben hat- Bei einer solchen Sachlage dürfe der Staat nicht feine Waffen ganz aus der Hand geben. Er dürste nicht aut seinen Einfluß auf die Vorbildung der Geistlichen verzichten, ebensowenig aus die Mitwirkung an der Benennung der Geistliche». Wollte er sein Einspruchsrecht ausgeben, so würde er damit sich selbst ansgebcn. Durch die Aushebung der Maigcsetze würden wir auf den Stand punkt zurückgesührt, auf dem wir 1830 standen. Man sage, die Gelctze könnten ja wieder Angeführt iverden, wenn sich das Be dürfnis; hierzu herausstrlle; dabei sei aber doch nicht zn übersehen, daß sich unsere Gesetzgebung unter dem Einfluß des allgemeine» Wahlrechts befinde, und daß sich daraus erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Die Vorlage würde das Fricdcnswerk eher hemme» als fördern. — Aba. Dr. Windthorst: Er müsse sich ini gegenwärtigen Stadium die Befriedigung versagen, dem Vorredner auf seine Rede zu antworten. Er habe im Namen des Centrum eine von diesem einmüthig beschlossene Erklärung abzugeben. Dieselbe gehe dahin: Von Setten des hl. Stuhles sei zu erkennen gegeben worden, daß die vom Herrenhause angenommene Vorlage mit Rücksicht aus die gegebenen Verhältnisse wohl tolerirt werden könne, daß sie dem, Frieden den Zugang eröffne, und daß eine friedliche Vereinbarung de- Einspruchsrechts heroeigcsührt werden solle. Das Eentrum werde dieser Aufforderung Folge leisten. Würden Aenderunge» an der Vorlage zum Nachcheilc der Kirche vorgenonimc». io würde das Centrum gegen die ganze Vorlage stimmen. Kommissionsverweisung werde nicht für nöthig erachtet. Er hoffe, daß die Vorlage den Frieden anbahnen werde. (Rufe: Anbabnen? I) — Aba. Richter (freist kann sich mit der vorgeschlagenen Regelung des Emsprnchs- rrchts nicht einverstanden erklären. Gegen die übrigen Tbcile des Gesetzentwurfs würde er keine Bedenken haben, denn dieselben stellten sich im Wesentlichen als Konsequenzen der früheren Gesetze dar. Die vorgelchiagene Regelung des EinsprncbSrechls sei nichts weiter, als ein allgemeines politisches Bestärigungs- recht, das im Interesse der augenblicklichen Mochlhaöer werde aehandhabt werden. Ein solches politisches Einspruchs recht sei nur geeignet, den ServiliSmnS und das Streber» thum zu fördern. Ter Reichskanzler Hube im Hcrrcnhause erklärt, daß er eigentlich wenig Werth auf das Einspruchsrecht lege; aber vielleicht habe bei dieser Aeußrrnng die Sprache zur Verbergung des Gedankens gedient. Daß von dem politische» Einspruchsrecht ein sehr starker Gebrauch gemacht werden werde, ergebe sich aus der ganzen jetzigen politischen Richtung. Die geistliche Autorität soll silr politt auch für weltliche Dinge anerkannte. Leider aber hätten die Par teien. die sich national zn nennen beliebten, die Einmischung eines Ausländers m unsere inneren Vrrhällnisse unterstützt. Das wäre in keinem nnderen Lande vorgckommen. Nach den jüngsten Ver öffentlichungen zur Geschichte des Kulturlanifstes sei derselbe nicht aus sachlichen Gründen eröffnet, sondern als Repressalie gegen eine Partei, er sei eröffnet worden, weil sich damals der Papst in Misere inneren Verhältnisse nicht einmischen wollte. Das Bestreben des Reichskanzlers, die kirchliche Autorität sich nutzbar machen zu köruien, sei erklärlich, da schon nach 3 Jahren die freisinnige Hochfluth ein brechen könne. Er könne iür diese Novelle nicht stimmen, da sie nur den Kanzler-Abiolutismus fördere. (Zischen rechts, Beifall links.) — Fürst Bismarck: Die Vorlage sei verschieden beur- theilt worden; dem Einen gehe sie nicht weit genug, dem Ruderen zu weit. Den ersterc» Staiidvuukt habe Richter vertreten, der kn- tholischer sein wollte als der Papst. Aus welchen andereu Gründen als aus politischen solle denn sonst das Eiinvruchsrecht verlangt werden, etwa aus dogmatischen? Herr Richter scheine doch von seinen Auftraggebern nicht genägeud eingcwciht zu sein. Richter sage, kein Land dulde die Einmiichuug eines Ausländers. Ja. hat ec denn in den Zeitungen, die er iclbft schreibt ober schreiben laß», nichts von dem Einflüße gelesen, den man in Frankreich russischen Stimmen ciuräunit? Weiß er nicht, daß England die Einwirkung des Papstes in Irland wünschte? Das Papstlhum ist übrigens für die Kntholiken schwerlich eine ciusländifrhe Institution. Richter habe eine recht kleinliche Stutze gegen ihn augewendet, wenn er sagte, er (Fürst Bismarck) wolle bws an der Spitze einer Majorität stehen, um im Amte z» bleiben. Er sei über 25 Jahre >m Amte und Jeder, der ihn kenne, werde wissen, daß er recht gern ansscherden würde, wenn er es mit Anstand vermöchte. Em derartiges Unter schieden unwürdiger Motive sei bei Richter indes; nichts Neues. Er bitte Diejenigen der nationalen Parteien, die Bedenken gegen die Vorlage haben, diele Bedenken »allen zu lassen und das Uemerc Nebel zn wählen. Das Bild, das Gneist r ntworfen, »ei doch etwas übertrieben. Die Vorlage schasse annähernd die früheren Zustände, unter denen doch große Erwlge erzielt worben. LwchiragendcT oetruien habe der Kirchcn- lonfllkt nicht verursacht, wie den» überhaupt politische Gründe für ihn den Ausschlag geben mußten. Er sei als Diplomat darauf angewiesen, die sich darbictenden Chancen im Interesse des Landes zu venverchen. Er erhebe nicht gegen einzelne Mitglieder des Centrnms Anklage, sei vielnrehr dem Centrum vielfach recht danlbar, ohne dessen Par- tiknlariömuS wir vielleicht zn wett in den Unrtarrsmus hineinge- trieben und zu Konflikten gekommen wären. Die evangelische Kirche könne sich nicht znriickgesetzt fühlen, da sie auf ganz anderen Fundament--.' beruhe, als die katholische. Der coongcmchie» Kirche könne nur mit reicherer Dolirunq geholfen werden, nicht mit Ver fassungsänderungen. Die Vorlage sei das Ergebnis; langer, schwie riger Verhandlungen. Er bittet die nationalen Parteien,, den gün stigen Moment, zum Frieden zu gelangen, nicht unbenutzt zu lassen. Wenn man zu ihm nach Ajahriger Probezeit Vertrauen habe, so inög» man der Vorlage zustimmen. Andernfalls sei es ihm unmög lich, länger an diesem Staatswesen mitzuwirken ; er werde sich daun ans das auswärtige Ressort im Reirhsdienste beschränken. Wenn seine besten Freunde gegen ihn stimmen, werde man im Auslände nicht glauben, daß das ohne feine geheime Zustimmung geschehe. Seine polilsiche Ehre sei engagirt. Angesichts eventueller innerer und auswärtiger Prüfungen wünsche er alle überflüssigen Streit fragen zu beseitigen (lebhaiicr Bestall rechts). — Graf Schwerin erklärt sich namens einer großen Mehrt,est der Deutsch-Konservative» für die Vorlage in der Fassung des Hcrrenhanlcs und hofft, daß die Regierung ihre schroff ablehnende Haltung gegen die Anträge wegen größerer Selbstständigkeit der evangelischen Kirche fallen lassen werde. — Birchow : Die Fortschrittspartei halte daS Zustandc- kommen derMaigelctze erst ermöglicht, verlcstct durch die Annahme, daß damit eine definitive Regelung geschaffen werde. Hätte sie dir Intentionen der Regierung gekannt, hätte sic nicht mitgcwirkt. Er erklärt sich gegen die Vorlage. — Fürst BiSmarck: Er habe die Maigesetzgevnng nie für eine dauernde Institution gehalten, sondern für eine Knmvfgesetzgebung, die niffzugeben sei, weil» cur Frieden möglich. Sein Bestreben, die friedliebenden Katholiken zufrieden zu stellen, könne sich Nicht dazu bcrgeben, die katholischen Mitbürger dauernd zu vergewaltigen. — Gerlach (kons). ist als alter Gegner des Kulturkampfes für die Vorlage. — Die Weitervcrathung folgt morgen. Berlin. Zum Nachfolger des Breslauer Fürstbischofs Herzog ist Dr. Stumpf, Eoadjntoc des Straßburger Binhoss auscrsehcii, für den Straßburger Coadiutvrppsten Elerikcr, ein Deutscher. Die Berliner Börse eröfsnete fest mit höheren Kurse» in Anschluß an Wien. Die in Aussicht stehenden großen Subslrip- tiopcn veranlaßtcn Käufe. Die Spekulation schritt zu Deckungen Banken waren nur zeitweise lebhaft. Kurle meist ctwuS höher. Für Eisenbahnen bestand reges Interesse zu meist besseren Kursen, Franzose» aogcscknoächt. Bergwerke auf Glasgowcr Notirungcn nachgebend, fremde Reuten fest und höher. Spater trat eine vor übergehende Adscbwächung ein, der Schluß war fest, die Nachbörie schloß schwach. Im Kasfavcrkeln waren Bahnen fest, Banken leb hafter, Bergwerke und Industrien gleichfalls fest, von deutschen Fonds 3V»proz. Anleihen matt. Prioritäten still. Privrildiskont 2 Prozent. 8 r » » r»» r» m.. ri. »Vrtl. «rk»I« LR'8»aat«»,«n l88>/,. e,m- »ardrn KL>/„ Sallzlkr —. Savntcr 7L,k». «»rer. Nnnar. «oldrent« dl.ZO. Dl«c»nt» >93,70. «vcr Ruffku —. st!i»»a —. Matt. « i e N. LI. April. UrkdU L83.Lb. SlaalSOadn L3S.OO. L,mLar»rn 8L,00. ««rluneftd. 183.00. Marlnoken «2.3». U»,. «>k«ii L8>',.:».' Schwach. «artt», 2l. «prtl. «Schlußa »icuic 8».!X>. «nlrtlik 109.7«. .gtaNenrr 98.L3. vtaaiObaim Z7l>,00. vimbardcn 183,7ö. »o. ÄrZorttittru —. Sv,,ater 61'/,. Egildier 380,00. vttomankn 010. «r»c Tlnlcche —. Türken —. Weichen». «an »an. 21. »Ipril, «or«. II M,r 10 Min. «onfol» l»L'/,. 1873er «nflen 9L'/.. Ataltenerr 97'/,. Lombarden ?»/>,.' «ouv. Türkei, 13' .. Iproc. fmidirte «mertkaner E>,. «proe. Nnnar. «owrente 81',.. Oefterr. «oir- rentc 89. vrrutz. Sonsol« I-IO. Ka»»«cr 7«-/,. Neue E«>i»tcr 9«'Garant. Ikayptcr l»0. Vttvmanbank 10'/,,. Suez - «ctteu 81. Spanier 01 — Stimm«»,: ffeft. Wetter: Schön. 9, ms« rr » am . Ll. tiprtl. «rodukten s«chl»»>. Wetze, »er Mal LL». »er Siovember —.7 Ron»eu per Mai ns. »er O»«o»rr 1». S»sr z ^ ° rs> ß . Z L8 2 Lokale« und Sächsisches. — Die heutige Weihe der neuen Feldzeichendes neu er richteten Jusanterie-NcgimciitS Nr. 139 und der 5 Landwehrba- taiUone wird ein glänzendes militärisches Schauspiel sein. Sc. Majestät der König und Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg als kom- mandrrendcr General werden dem festlichen Akte beiwohnen, an dem auch zahlreiche Generäle theilnchmen werden. Nachdem die goldenen Nägel in die Stangen ciugcichlagcn und die Fahnen den Tnivpcnlheilen übergeben worden sind, crsolgr im Hose des k,st. Schlosses Parademarsch der Ehrcnkoinpagnien. Für das Publikum ist der Schlvßhof während der Feier nicht zugänglich.
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