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Oktober 1899. k'ür 6is ^lonLto vsrävn LsiussdesteHungon auck äio „vrssäoor L-aebriebtsn" für Veeselvii uns cbs Vororts vlasevltr, I»Iaovii nnä I.öttiau boi ctsr üiillpt-6osodütl88toilo, dLsrienstrasLe 38, und ollen dlsdon-Liwadmostolloll rinn Lroiss von Kr »osvÄrts boi öcm Lruserliebsn Lostunstaiton im Vvutseden lioioksiredisto ru 1 AIN. 81 11^., io OesterrsIcb-UvMrn ru t vaiÄe» vv ILromerii augsuommeu. Ultramontane Anzapfungen« Die ultramontane Presse liört mit der koufcssioncllcii Heize eigentlich niemals auf; sie lebt ja vom Hader und mus; deshalb stets und ständig aus die Schulung der gualmigen Gluth des römisch kirchlichen Fanatismus unter den ihr ergebenen Massen bedacht sein. Daran hat sich der evangelische Tbeil unserer Bevölkerung iui Reiche schon so sehr gewöhnt, daß er die landläufigen Ausfälle des Klerikalismus überhaupt nicht mehr beachtet. Mitunter wird aber die Sache doch zu bunt uiid dann erfordert es die Wahrung evangelischer Gewissenspflicht, daß auf einen groben Klotz ein grober Keil gesetzt wird. Solch' ein Fall liegt zur Zeit vor an gesichts der bodenlosen Aufreizungen. Verleumdungen und Ver dächtigungen. in denen sich die klerikale Presse gegen Alles-, was evangelisch heißt, ergeht aus Anlaß zweier Vorkommnisse, die an sich gar nichts miteinander zu tlmn haben, aber von den Ultra montanen künstlich zusammcngekoppelt werden, damit eine neue fröhliche Glaubenshatz nach längerer schmerzlicher Enthaltsamkeit in Scene geben kann. Es handelt sich um eine huldvolle Ant wort des bayerischen Prinzregenten aus ein an ihn gerichtetes Er gebenheitstelegramm des jüngst in Nürnberg versammelt gewesenen Evangelischen Bundes und um eine angebliche scharfe Acnßerung eines der Theilnehmer an der Nürnberger Versammlung über den Papst. Die fragliche Auslassung soll dahin gelautet haben, daß der Papst »das Haupt und der oberste Schntzherr aller Diebe" sei. Hieraus entnehmen die ultrcimontanen Hetzblätter die kühne Folgerung, daß der Prinzrcgcnt die Pflicht und Schuldigkeit gegen über den bayerischen »Katholiken" (soll heißen gegenüber den dortigen Hetzkaplänen) gehabt habe, den höflichen HnldigungSgruß der Nürnberger Generalversammlung entweder ganz unerwidert zu lassen oder ihn doch in einer kühl ablehnenden Form zu beant worten. Gleichzeitig leisten sich die klerikalen Duldsamkeitsapostel ein kleines Dcnunziativnchen wegen MajestätLbcleidigung gegen einen zweiten Redner in Nürnberg, der gejagt haben soll, die deutschen Bundcsfürsten seien im Vergleich mit dem Kaiser kraftlos »wie ausgeblasene Eier". Dieses ganze Gebräu von Entstellungen und Unwahrheiten wird mit einer solchen Fülle von Gehässigkeiten gegen das protestantische Bekenntniß gewürzt, daß man sich nur mit tiefem Widerwillen von solchen Früchten der jesuitischen Ver- dummungspolitik und des hierarchischen Menschen- und Vcrstandrs- drills abwenden kann. Die Wahrheit in dem vorliegenden Falle ist, daß weder die eine noch die andere der angeblichen Auslassungen auf der Nürn berger Tagung des Evangelischen Bundes in der von den Ultra- montanen behaupteten Form vorgekommen ist. Herr Pfarrer Dr. Gerbert hat seinen Aussvruch von den »ausgeblasencn Eiern" und Herr Pfarrer Buchwald den seinigen über den Papst bereits gegenüber den klerikalen Verdrehungen richtig gestellt. Darnach liegt absolut nicht das Geringste vor, worüber die Ultramontancn berechtigten Grund hätten, sich irgendwie auszuregen; es stehen lediglich eine Kritik kraftloser ausländischer Fürsten im Allgemeinen im Vergleich mit der markigen Persönlichkeit unseres Kaisers und ein in geschicht lichem Sinne gehaltenes Citat von Luther in Frage; von Bezug nahme aus den gegenwärtigen Papst und auf deutsche Bundes fürsten ist dabei gar keine Rede. Wie verhält sich nun die ultramontane Presse gegenüber diesen Richtigstellungen? Vorbildlich ist in der Beziehung die Berliner .Germania", die man mit Recht als »das Haupt und den Schutz- Heim aller Hetzkapläne" bezeichnen kann. Das Blatt will unter kein« Umständen das schöne Schlagwort von dem Papste als dem Haupte und Schutzherrn aller Dieb« vreiSgeben; es stellt sich des halb so. al» set ein einfache- historisches Eitat mit Bezugnahme aus vergangene MWände überhaupt unmöglich; als müsse stets eine Kritik gegenwärtiger Zustände damit vertnüpft sein, und er klärt «S für ganz gleichbedeutend» ob Jemand ein Urtheil von Lacher au» einer 4vvjährtgen Vergangenheit avführt oder ob er ata eigene» Urtheil über die gegenwärtigen Zettverhältnisse auS spricht. Gegenüber der zweiten Berichtigung in Betreff der „ansgeblasenen Eier" verfangen allerdings solche dialektische Mätzchen nicht. Die „Germania" muß daher wohl oder übel von der veränderten Fassung der Acnßerung Notiz nehmen» mit dem Eingeständniß, daß ihr Bericht unzuverläfsig gcwcicn sei. In dessen — das macht nichts: das Urtheil des Blattes bleibt trotz dem unangefochten bestehen! Sb BnndeSiürstcn oder fremde Souveräne, ist unter ultramontanen Hctz-Kamcraden ganz egal. Auch auf eine kleine Fälschung kommt es dabei nicht au, wenn sic nur dem Zwecke dient. Während .Herr Pfarrer Dr. Gerbert in Wirklichkeit nur von »fremden Landen" gesprochen hat, macht die „Germania" daraus eigenmächtig „fremde befreundete Lande" und denunzirt daraufhin den Pfarrer Tr. Gerbert der baycriichen Staatsanwaltschaft, weil er „die Ehcfs befreundeter Bi ächte" als „ansgcblascne Eier" bezeichnet habe! So wird'S gemacht. Ist es nicht eine schwere Majestätsbeleidigung moralischer Art, wenn eine solche lichtscheue Eligue durch falsche Machenschaften den bayerischen Prinzrcgentcn zwingen will, von der Höhe seines über den Parteien stehenden Hcrrschcrbcrnscs in die Arena der ultramontanen Begehrlichkeit hinabzusteigcn und den klerikalen Finsterlingsgclüsten in Allem und Jedem, sogar in einfachen Fragen der höfischen Etignctte zu willfahren? Es kommt aber noch besser. Das führende ultramontane Organ in Bayern, die „N. Bayer. Zig ", erklärt, daß gegen das prinzregentliche Tankestelegramm „im Prinzip" nichts cinzuwenden sei, da ,a Bayern ein paritätischer Staat sei. „Allein," so folgert das Blatt munter darauf los, „die thatsächlichen Verhältnisse zwingen eine andere Behandlung auf." Darin ist mit nackten Worten das cynischc Eingeständnis! enthalten, daß nach ultramon taner Auffassung die vielbernscne »Parität" nur für die in der Minderheit befindlichen Katholiken zum Zwecke ihrer völligen Gleichstellung mit den Protestanten gelten soll, daß dagegen dort, wo die Katholiken der Zahl nach übcrwiegen, die Parität nur ans dem Papiere stehen und in der Praxis wider Gesetz und Recht nicht geübt werden soll. Das ganze Handeln des Ultramuntanis- mnS ist nach dieser Grnndaufsassnng zngeschnitten. Auf den Katholikentagen wird gegen den Protestantismus gehetzt, daß ein Peter Arbuez noch im Grabe seine Freude daran haben muß; das ist »gutes katholisches Recht"; fällt aber auf einer evangelischen Tagung einmal ein scharfes Wort gegen Nom, dann niuß gleich die „Parität" in allen Tonarten herhalten; — der Papst in Rom beschimpft in seinen Encyklikcn und Ansprachen den Protestantis mus fortgesetzt in der abscheulichsten Weise; das darf sein; wird aber von evangelischer Seite dem Papste die Meinung gesagt, so ist das eine „unparitStische Hetze"; — wird von römischer Seite in Mischehen- und sonstigen Fragen eine Unduldsamkeit bewiesen, ob der das mit Füßen getretene christliche Prinzip zum Himmel schreit, so findet man auf ultramontancr Seite das ganz in der Ordnung ; verthcidigen aber die berufenen Vertreter des Protestan tismus die heiligen Güter des evangelischen Glaubens, so „beugen" sie das »gleiche Recht" des Katholizismus; — verlangen die Ultra montanen von den Prvtestanlcn in katholischen Gegenden Hnt- abziehen und sogar Kniebcugnng vor dem „Sanktissimnm" bei Prozessionen, so findet darin die ultramontane Presse durchaus nichts Anstößiges: fordern aber die Protestanten von den Katho liken nichts weiter als die Heilighaltung des Eharsrcitags, w macht der ganze UlkramontaniSmnS flugs mobil gegen eine solche „Gcwisscnskncchtung"; mit einem Worte, der Ultramontanismus darf sich überall Alles erlauben, der Protestantismus dagegen hat selbst in seinem eigenen Hause sich nicht mausig zu machen, sonst 1 Das Alles ist längst von dem UltramontanismuS in der Praxis befolgt und beobachtet worden, so daß das Eingeständniß der »N. Bayer. Ztg." keinerlei neue Offenbarung enthält. Immer hin aber ist eine solche unvorsichtige Offenherzigkeit von großem Wcrthc, insofern sic den heuchlcrifchcn Charakter der gcgentheiligen Versicherungen enthüllt, mit denen die ultramontane Presse bei den Dummen im Lande hausiren geht. Recht hübsch nimmt sich in dieser bengalischen Beleuchtung u. A. die hohe moralische Entrüst ung aus» die ein leitendesultramontunes Blatt, die„Köln.Volksztg.", über die „Dresdn. Nachr." ergoß, als diese vor längerer Zeit zu der Paritätsfragc bemerkt hatten, die »Parität" sei nicht als „Gleichheit", sondem höchstens als »Verhältnißmäßigkeit" auszusassen. Wenn also beispielsweise das Verhältniß zwischen Katholiken und Pro testanten rm Staate wie 2:3 ist, so haben die Katholiken auch nur nach diesem Verhältniß „paritätischen" Anspruch auf Heran ziehung zu den Staatsämtern, aber auch dieses nur unter der Vor aussetzung, daß von ihrer Seite eine genügende Anzahl gehörig qualifizirtcr Bewerber gestellt werden kann, die insbesondere in nationaler Hinsicht völlig einwandfrei sind mid denen die Interessen de» deutschen Kaiserthums höher stehen als diejenigen des römischen Papstthums. Ob dieser ganz entietzlichen Ketzerei wurden die „Dresdn. Nachr." von ultramontaner Seite dermaßen grimmig angeknurrt, daß sogar die offiziöse ^eipz. Ztg." sich veranlaßt fand, ein sonst nicht gewohntes Wort zu Gunsten der »Dresdn. Siachr." einzulegen. Und nun kommt ein ultramontaneS Blatt selbst und erklärt mit der größten Gemüthsruhe, man brauche sich in einem vorwiegend katholischen Lande an die theoretisch gewährleistete Parität in der Praxis überhaupt nicht zu kehren, evtscheldend wüßten allein die »thatsächlichen Verhält nisse". d. h. die ultiamontanen Herrschaftsbedürsnijsc sein. Ein solches Verfahren ist ganz spezifisch ultramontan: es zeigt, mit wem man cs zu thun hat: mit Elementen, denen man mit Lessing zurufen möchte, sie sollten doch wenigstens darüber crröthen, Laß nichts sic mehr crröthen macht. Kernschreib- und Aernsprech-Berichte vom 21. Oktober. Berlin. Die »Nvrdd. Allg. Ztg." bestätigt, daß es nicht in der Absicht der Heeresverwaltung liegt, die im Frühjahr d. I. mit dem Geietzentwuif betr. die Feststellung der Friedensvrälenz- stärke des Heeres seitens des Reichstags abgesctzten 7060 Mann in der bevorstehenden Tagung des Parlaments nachzusordern. — Die „Kreuzztg." tritt der Behauptung entgegen, daß die Konser vativen bei Berathung der Kannlvvrlage ein Vorgefecht für den Kamvs um die Handelsverträge lieseni wollten, das zugleich eine Kraftprobe darstclle. Die künftige Gestaltung der Handelsverträge Ecnttumspartei ankvmmen, wie >a bekanntlich das Eentrum bei den jetzt geltenden Verträgen ebenfalls den Ausschlag gegeben habe. Für den vom Bunde der Industriellen angeregten deutschen Jndustrierath lann sich das genannte Blatt, vorläufig wenigstens, echt erwärmen, der ziemlich inhaltlosen :r Form mehr auf persönliche Jnierestcn-Bestrebungcn, als aus ein wirkliches Bedürf nis; der Industrie znrückzusühren sein. — Der sächsische Militär- bevollmächtigte in Berlin Maior Krug von Nidda, ü !a saft« des Gencralstabcs, erhielt den Königt. Kronenorden 3. Klasse, der Schloßhauptmann. Kammerherr von Veltheim das Kvmthurkceu; 2. Klasse des Sachs. Albrechtsordcns. Berlin. ^Prozeß gegen die Vorstände des „Klubs der Harm losen". Der Oberstaatsanwalt rechtfertigt in seinem Plaidoyer eingehend die über die drei Angeklagten verhängte UnteriuchnngZ- haft. Nach den damaligen Verdachtsgründen iei dieselbe durchaus begründet gewesen. Er verwies u. A. darauf, daß Wolfs sofort nach dem ersten Kanonenschuß seine im Zuchthaus gestärkten Knochen in Sicherheit gebracht habe. Für die Einführung Wolff's seien v. Kröcher und v. Kaiser verantwortlich gewesen. Dazu kämen die schweren Belastungen seitens der Bekannten der Angeklagten, namentlich des Grafen Königsinarck, dessen Brief an v. Krocher nicht ini Scherz geichrieben gewesen sein könne. Es sei richtig, daß zahlreiche Zeugen ihre Auslagen in der Houptverhandlung eingeichränlt hätten, sie hätten das Günstigste für die Angeklagten herauSgejucht, und das möge wohl in dem Umstande begründet fein, day Jeder dieser Zeugen unter dem Eindruck stand: es ist eigentlich meine eigene Sache. Weiter vertheidigte der Oberstaats anwalt mit großer Wärme den Kriminalkommffsar v. Manteuffel gegenüber den gegen ihn erhobenen Angriffen. Manches, was v. Mniitcusfcl gethan. könne er allerdings auch nicht billigen, so seinen Brief an Tr. Leipziger und die Thatsache. daß er die Ver- thcidigungs chrift dem Grafen Königsinarck zugänglich gemacht habe. Aber man ivlle ihm doch nicht Vorwürfe machen wegen einer Maßregel, die auf der anderen Seite in viel stärkerem Maße vorgciwimnen worden >ci. Rechtsanwalt Dr. Schachtel habe die Verthcidiaungsjchrift vervielfältigen lassen und ein Exemplar der selben habe hier im Zcugenzimmer ansgelegcn und im Hotel „Prinz Wilhelm" unter einigen Zeugen circulirt. Der Oberstaatsanwalt weist die Annahme zurück, daß die Zeugen im Vorverfahren prä- vktüpirt gewesen fein könnten. Wenn Herr v. Manteuffel die Kunst besitze, einen in Nizza vernommenen Zeugen leinem Willen zu unter,ochcn, so könne er sein Amt ruhig niederlcgen und sich als hypnolisicender Wnndermann sehen lassen. Dr. Kornblnm habe den Stein in» Rollen gebracht, der letzt als Lawine zu Thal gehe. Ter Oberstaatsanwalt verzichtet indeß auf sein Zeugniß und lagt: Ein Mann, der, nachdem er die Sache eingerührl hat, sich znrückzicht und spurlos verschwindet, indem er cs kalten Blutes zuläßt, daß die Angeklagten monatelang in Untersuchungshaft sitzen mußten, ist für mich gerichtet. Auch vom Zeugniß des Generals v. Kröcher macht der Oberstaatsanwalt keinen Gebrauch. Vor der Vaterlieve. sagte er, trete der Staatsanwalt zurück und lege keinen Werth auf ein Wort, welches dem gequälten Vaterherzen entschlüpft sein sollte. Ihnen aber, Herr Hans v. Kröcher, möchte ich ein langes Leben wünschen, ans daß Sie in den Stand gesetzt werden, Ihrem Vater die schwere Stunde, in welcher er hier vor Gericht für Sie Zeugniß abzulcgen sich entschloß, zu vergelten." Der Oberstaatsanwalt führte aus, das Falschspiel sei nicht erwiesen, dagegen sei rechtlich und thatiachlich an der vollen Ueberzeugung festzuhalten, daß alle drei Angeklagten des gewerbsmäßigen Glücksspiels schuldig seien. Tie Strafbarkeit beginne, wenn man den Vorsatz fasse, durch fort gesetztes Spielen sich ein Vermögen zu erwerben, und dieser Vorsatz iei bei den Angeklagten vorhanden gewesen. Sie hätten fortgeielw in der Absicht gespielt, zu gewinnen, uni aus dem Gewinn ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Keiner der Angeklagten habe rm bürgerlichen Leben auch nur einen Groschen redlich verdienen können. Daß v. Kanser das Spiel gewerbsmäßig betrieben habe, gehe aus dem Umstande hervor, daß er mit einer Schuldenlast von 5300 Mark abschloß, dagegen aber etwa 15,000 Mark außenstehende Forderungen hatte, v. Kröcher habe einen bescheidenen Zuschpß von IIOMark monatlich gehabt, und ieine Ausgaben hätten allein im Jahre 1898 argen 30,000 Mark betragen. Ich glaube doch, erklärte der Oberstaatsanwalt, mir wäre die Schaniröthe in das Gesicht gestiegen, wenn ich beim Eintreffen der kleinen Zulage von 110 Mark an den Lebenswandel gedacht hätte. Nach Begründung seiner Anträge schloß der Oberstaatsanwalt: „Um eine tiefernste Sache handelt es sich hier Miß - - einschlagen in die 5 d?r Pointeurs, der .... und der Verhörten, auf daß sie aus diesem Prozeß die richtige Lehre ziehen, die Lehre, die in dem Worte gipfelt: „o'dt-ut Io äsrnivr «mp, risa as v» plus". Hierauf ergriff der Vertheidiger Justizrath Dr. Sello das Wort, ihm folgte Rechtsanwalt Dr. Schachtel, der sehr kurz sprach, um. wie er sagte, Sello's Ausführungen nicht abzuschwächen, dagegen machte Rechtsanwalt Dr. Schwmdt längere Ausführungen. Das Urtheil der Strafkammer bautet gegen alle drei Angeklagte« auf Freisprechung. AZ* r » -L ich hier Möge das Urtheil wie ein Donnerruf Herzen der Sptelerkreise, der Bankhalter und Verführer und der Verführten, der Bcthörer