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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19191005019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919100501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919100501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-10
- Tag 1919-10-05
-
Monat
1919-10
-
Jahr
1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1919
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«e «,HMe »er «reihern, l>. «ckardßel». lLrahtmrkdungunsrervrrrtnerSchrtftlettung.f 8erli«, 4., Okt. Die Memoiren des früheren Bot schaftsrates Freiherr» v. Eckardstein werden nunmehr demnächst bei Paul List in Leipzig erscheinen, und z,par der erste Band mit de» Lebenserinnerungen Mitte Oktober, der zweite. Band mit zahlreiche» Dokumenten »nd Fak similes im November. Die Veröffentlichungen EckardstcinS sollen als ein hochpolitisches Dvtument ersten Ranges zu bewerten sein. Durch rücksichtslose Bekanntgabe einer An zahl diplomatischer Aktenstücke soll zum ersten Male die Wahrheit enthüllt werden über die Ursachen, die zum Weltkriege führe» muhten. Diese persönlichen politischen Geheimdokumente wurden i>» Stuttgarter Heim Vckard stetns In einer Stahlktste ausbewahrt. Am 3. November 1914 wurde Eckardstein in Stuttgart verhaftet, die Stahl- kiste auf Ersuchen des Staatssekretärs v. Jagow beschlag nahmt und in das Auswärtige Amt nach Berlin gebracht Eckardstein hat einen jahrelangen Kampf mit dem Aus- ivärtigen Amt um ihre Herausgabe geführt, bis sie jetzt am 13. September ü. I. dem Eigentümer von Her mann Müller auSgeliescrt wurde. Seine Verhaftung und -die Beschlagnahine der Dokumente führte Eckardstein darauf zurück, daß Herr v. Jagow im Einverständnis mit Herrn v. Vethmann-Hollwcg es verhindern wollte, das; die wahre Vorgeschichte des Weltkrieges, in sonderheit die fehlerhafte Politik der Wil- ihelmst ratze, mit ihren dokumentarischen Be legen der Welt bekannt würde. Es besteht für Eckardstein keinerlei Zweifel darüber, das, es in erster Linie darauf abgesehen ivar, ihm die Briefe Ehamberlatns, Devonshtres, Graf Hanashis, Holsteins und vieler anderer Staatsmänner und Monarchen zu entreitzen und ihre Ver öffentlichung für alle Zeit zu verhindern. Eckardstein be schuldigte v. Bethmann-Hollweg und v. Jagow. datz cS ihnen besonders daraus angekommen sei, die Abweisung der englischen B ü n d n i ö a n g c b o t e von 1895, bis 19«>1 durch Wilhelm II. und den Fürsten Bülviv dem Blick des deutschen Volkes zu entziehen, da aus ihr die Annähe rung Englands an Frankreich und Nutzlnnd, die Ein kreisung Deutschlands und schlictzlich der Weltkrieg hervor- gegangen seien. Jer Untersuchungsausschuh als geheime Feme. lvrahtmeldung unsrer Berliner Schriftleitun g.j Berlin. 4. Okt. Im Unterausschutz der Nationalver sammlung zur Prüfung der KriegSschuldsragc gab Präsident F chrcnvach. der Ansicht Ausdruck, datz nur die Satzungen öffentlich sein solle», die zur Beweiserhebung dienen, so datz für gewöhnlich keine O e ff e n t I i ch k e i t besteht. Auch andere Redner waren dafür, datz nur die Ver nehmungen öffentlich seien und autzerhalb des Reichstagsgcbälkdcs stattfindcn sollen. Angeregt wurde, die Zeugenvernehmung im GeiieralstallSgcbäude stattfindcn zu lassen. Die Mehrheit entschied sich dafür, datz die Beratun gen und Vernehmungen zunächst im Reichstagsgebüude statt- sindcn sollen. Oesfeutlich sollen nur die Sitzungen ent sprechen- den Berfassnngsbestimmilngcn sein, in denen Be weis erhoben wird. Dr. Quarck kam dann auf die von ihm entworfene Geschäftsordnung für die Ausschiitzarbciten zurück, indem er auf das Beispiel anderer Länder verwies. In Belgien, Frankreich und England stehe in dem Unter- suchungsverfirhrcn, datz es keine gerichtlichen, sondern poli tische Untersuchungen seien. Die französische Kammer habe cs ganz entschieden abgelehnt, einer Forderung des .Kriegs- Ministers über Aushändigung von Aktenmatcrial sta-itzn- gebcn, und erst besondere Aufklärung verlangt über den Zweck der Forderung. Ucberall sei das mündliche und schriftliche Verfahren üblich. Da mit dem- Ende der Nationalversammlung auch das Mandat des Ausschusses erlösche, mütztc intensive Arbeit ge leistet werden,- kein Tag dürfe verloren gehen. Die erste Aufgabe würde es sein, zunächst zu bestimmen — namentlich für die Vorgeschichte des .Krieges —. welche Personen zu vernehmen seien. Fetzt hätten wir den Mut und die Mög lichkeit. alle demokratischen Mittel zur Ermittlung der Wahr heit nach dem Beispiel anderer Länder anzuwcnden, »nd das würde auch dem Auslände gegenüber Eindruck machen und Vertrauen s!1 erwecken zur deutschen Solidität und Wahrheitsliebe. Als Sachverständige beschlvtz der Ansschutz, zunächst Professor Bonn und Graf M vnts zu vernehmen. Heber die Frage, ob zunächst ein Unterausschutz über die Geschäftsordnung beraten soll, wird in der nächsten Sitzung am Dienstag entschieden. Vorsitzender des ersten Unter suchungsausschusses iVorgcschichtcl ist Dr. Quarck, des zweiten Dr. Warmuth. Referent ist Dr. Sinzhcimcr kSoz.j für das gesamte Gebiet. Vorsitzender des dritten Ausschusses imiUtärische Fragcnl ist Allg. Bell (Zcntr.j, des vierten lwirtschastlichc Matznahmcni Dr.' Landsbcrg sSoz.j. Ein Vorschlag für die nächste Präsidentenwahl. lEigncr Drahtbcricht der „D r e s d ». N a ch r i ch t e »".> Hamburg, 4. Okt. Ein von mehreren tausend Personen -unterschriebener Aufruf fordert das deutsche Volk auf. bei -der nächsten Wahl des Reichspräsidenten einen Mann zu n» ö h l e n, d e r a u tz c r ha s v der Parteien st e h t. Der Aufruf bezeichnet als Kandidaten für den Posten des Reichs präsidenten den bekannten Bodcnresvrmcr Tr. h. c. Adolf Damaschke. Seüllcher und Sächsisches. Zur Neubildung der Negierung, Das Gcsamtintniftcrium hielt infolge -er Neubildung der Reglern«»» am Freitag zum letzten Male ein« Sitzung in seiner bisherigen Zusammensetzung ab. Aus öiesem An latz richtete, der Ministerpräsident Dr. Gradnauer Herz ktche Worte »es Dankes n»ö der Anerkennung an die aus- scheidenden beiden Minister Kultusminister Buck und Finanzminister Nttzfchc. Diese antworteten, datz sic aus dem demokratischen Prinzip gern die notwendigen Folgern», gen ziehen, und gaben ihrem Gefühl der Dankbarkeit für das kollegiale und freundschaftliche Zusammenarbeiten im Gesamtministertnm lebhaften Ausdruck. Ungeheure Wohnuug-not in Sachsen. Tie Wvhnuugsnot in Sachsen hat in der letzten Zeit immer erschreckendere Formen angenommen. Der drin gendste Wohnungsbcdarf Sachsens für oas laufende Jahr ist im Januar 1919 vom Ministerium üesLnnern auf lOVlKi bis 12 000 Wohnungen veranschlagt worden. Im Juli sind aber in ganz Sachsen nur 197 Baugenehmigungen erteilt worden, im August gar nur 80. Diese 8t> Häuser sollen 282 Wohnungen enthalten. Autzerdcm wurden 71 Bau genehmigungen gegen 87 im Juli erteilt für Um-, An- und Ausbauten mit zusammen 280 Wohnungen, von denen 19 Not und Behelfsbauten mit 129 Wohnungen sein wer den. Llusgeführt würden 13 Neubenteu mit 32 Wohnungen, durch ausgeführte Um-, An- und Aufbauten entstanden weitere Wohnngen. Es ist also ganz ausgeschlossen, die erforderliche, von der Regierung gcwitz nicht zu hoch ver anschlagte Zahl von Wohnungen zu gewinnen. Das Ge- ämtministcrium hat daher bei der Reichsrcgicrung drin gende Vorstellung erhoben, um sie zu veranlassen, für Sachsen durch Erhöhung des sächsischen Anteils an den bis? her vorgesehenen 300 Millionen Mark oder durch vermehrte Bereitstellung von Reichsmitteln helfend elnzugreiscn. Zu der Berhasturisi des Wendenführers Barth teilt der vom Reichsgericht gestellte Untersuchungsrichter est: Der Haftbefehl gegen Barth, der bekanntlich wegen versuchlcn Landesverrats erfolgte, stützt sich ans den Verdacht, der sich aus einem Aussatz des Pariser Hetz blattes „Matin" vom 13. April 1919 ergibt. Nach diesem Aussatz hat Barth einem Vertreter dieser Zeitung erklärt, Deutschland mobilisiere insgeheim von neuem, um über die Tschechen »nd Polen herzusallen. Der Sitz dleser Rttstungcn sei insbesondere die Gegend von Bautzen, Königswarlha, Honerswerda und KottbuS. Barth ries die Ententemächte aus. sofort Matznahmcn gegen diese Rüstun gen zu ergreifen. Bei der damaligen Lage war es nicht ausgeschlossen, datz diese Erklärungen Barths auf ein neues bewaffnetes Vorgehe» der Feinde gegen Deutsch land hinivirkten, insbesondere eine scindlichc Besetzung des erwähnten Gebietes zur Folge haben konnten. Barth hat gegen den Haftbefehl Beschwerde eingelegt. Die Entschei dung hierüber steht dem ersten Strafsenat des Reichsgerichts zu, dem die Akten bereits übersandt worden sind. Haushalt und Wirtschaft. Neuer Anogabetermin für Landcskartosfelkarten und Landcs-Gasthans-ttartoffclmarken. Nachdem dem Lcllensmittelamte die Landeskartoffel- lartcn früher zugcgange» sind, als bei Erlatz der Bekannt machung vom 27. September angenommen werden mutzte, wird der bisher auf den 10. und 11. Oktober festgesetzte Ausgabetcrnrtn der La u d e s k a r t os f c l k a r t c n auf den 7. und 8. Oktober zurückverlegt. Die neuen Ländes- G a st h a u s - Kartossclmarkeu können bis dahin jedoch nicht fertig gestellt werden. Um eine zweimalige Sonderausgabe zu vermeiden, werden sie bei Gelegenheit der nächsten all gemeinen Lcbensmittclkartcnausgabc am 23. und 24. Oktobcr mit ausgegeben werden. Schwierigkeiten entstehen dadurch nicht, da in- Dresden die blau-grünen Lanücs-Gasthans- Kartvffelmarken noch bis zum 23. Oktober gelten. Kartoffelpreisc. Im Anzeigenteil befindet sich eine Ratsbekanntmachung über die Preise der auf Landcskartvssclkartc bezogenen Kartoffeln. 1 Siitzstoss-ki-Packnng wird auf Ausweis „353" der D r c s d n e r Lebensmittelkarte verteilt. Ausgabe DonuerSrag, den 9., bis Mittwoch, den 13. Oktober. Preis 30 Psg. . ! M — Beerdigung des Geh. Konsistorialrats U. Benz. In dem schlichten Gotteshause zu Hosterwitz, das der Heim gegangene so herzlich geliebt, wo er als ehemaliger Ephorus bei Kirchenvisitationcn manche gcistcsmächtigc Predigt gehalten und wo er nach dem Ausscheiden aus seinem Amte die letzten fünf Jahre Sonntag für Sonntag auf seinem Kirchcnplatze gesessen, halte sich am Sonnabend nachmittag eine grotzc Trauervcrsammlnng am Sarge des Geh. Kon- sistorialrats l). Benz eingestellt, darunter Ministerial direktor Dr. Schulze, Ministerialdirektor a. D. Dr. Roscher. Geh. Rat v. Baumann, Geh. Rat LotichiuS. der Präsident des Ev.-l-nth. L-andeskonsistoriums Dr. Böhme, Oberhos prediger 1) Ti-bclius, Hosprcdigcr Sicdcl, Geh. .Kirchenrat 5>. Kaiser und viele andere Geistliche aus der ganzen Epboric Dresden-Land. Nach feierlichem Orgelvorspiel und Eiemeindcgcsang des Chorals .Jerusalem, du hochgcbautc Stadt", stellte Pfarrer Kretz sch mar, Hosterwitz, i» er greifender Rede das Lebensbild des Entschlafenen in das Licht de- Bibelwortes aus St. Johannis: an mtchf glaubet, wie die Schrift saget, von des Selbe werden Ströme des lebendige» Wassers fliehen". Der Entschlafene sei ein» Held des Glaubens gewesen. Im Glauben hätten die- Wurzeln seines unermüdlichen Wirkens und seiner reich- gesegnete» Erfolge gelegen. Der Glaube habe ihn zu einem, iveitl-iu bekannten und vielgenannten Manne, zu einem ge feierten Kanzclredner und viel-begehrten Seelsorger ge macht, der Glaube habe ihm die ung-ciuchte Würde und wunderbare Frische bis ins hohe Alter, den .-sauber seiner Persönlichkeit, seine herzgewinnende Milde und in Gott ge festigte Haltung gegeben. Neben der tiefen Trauer erfülle uns die Dankbarkeit gegen Gott Zxrsür, was er iriis in dem edlen Manne gegeben und datz er ihn uns so lange gelassen. Daraus ergriff Oberkirchenrat Superintendent Reimer, der Amtsnachfolger des Heim gegangenen das Wort, um ihm einen herzlichen Abschieds- grutz darznbringen. Wie er innig geliebt gewesen sei im ganzen Kirchenkreisc, so trauerten um ihn die F-raucn-- kirchgemeinde, der er bald 23 Jahre gedient und in der er so fest wurzelte, der Hnusväterverband, der Fraucnvcreln, die Jugenbvereine und nicht znletzt der Kirchenvvrstand und die Amtsbrüüer, mit denen er viel für das Wohl der Gemeinde gearbeitet, und daneben die grotz-e Personal gemeinde, die allsonn täglich -u seinen Flitzen im Gottes hause gesessen. Ter Heimgegangene sei eine starke, charak tervolle Persönlichkeit gewesen, die nur ein? gekannt habe: für die Wahrheit cinzutrcten, und diese Wahrheit sei ihm das Bekenntnis seiner Kirche gewesen. Der Dank gegen ihn solle nicht blotz in Worten und Blumengrützen bestehen, sondern in dem Gelübde, wie er zu kämpfen für den Hei land und seine Kirche. Nachdem noch Pfarrer Mätzold im Namen der Oberlausitzer Predigergcsellschaft dem Ent schlafenen warme Abschiedsworte unter Nicdcrlegung eines Kranzes gewidmet hatte, ivurdc der Sarg von den Angestellten der „Pietät" aufgehoben »nd unter Noran- tritt einer Fahncnabvrdniing vom Jünglingsverein der Frauenkirche hinausgetragcn nach dem stillen Friedhof am grünen Bergcshang, wo bereits die Gattin und ein Sohn des Entschlafenen die letzte Ruhestätte gefunden haben. — Kein Abba» der sächsischen Gesandtschaft in Berlin. In dem au leitender Stelle im gestrigen Sonnabcnd- Morgenblatt verösfentlickten Artikel über die deutschen Bundesstaaten wirs u. a. von der Möglichkeit einer Auf lösung der sächsischen Gesandtschaft in Berlin gesprochen. Wie wir hierzu von zuständiger Seite erfahren, denkt die sächsische Regierung nicht daran, ihre Berliner Vertretung auszugebcn oder sie auch nur in ihre» Befugnissen^zu be schränken. — Neue Forderungen der Arbeitslosen. Ans einer Kon ferenz der E r m e rll s l v s e n r ä t c für Ostsachsen, die am Freitag hier stattfand, beschäftigte mau sich in stundenlangen Verhandlungen mit Organisativnsfr-ageu. Das einzige Mittel, eine Berringerung der Arbeitslosen zu erreiche», sei die Einführung des Sechs-Stunden-Arbeits- tages. Mau beschlvtz, für jede Amtshauptmannschast einen Vertrauensmann zu wühlen, dessen Ausgabe cs sein soll, in den Gemeinden, wo Arbeitslos-envertr-etungen noch nicht bestehen, E r w c r b s l o s e n r ä t e ins Leben zu ruscu. Weiter beschlvtz die .Konferenz nach lebhaften Debatten, fol gende Forderungen zu stellen: Erhöhung der Unter- stütznng auf die im Reichsgcsetzcntwurf vorgesehenen Sätze, Unterstützung für Männer und Frauen in gleicher Höhe, Erlatz der Steuern, Gewährung von Ent schuld u n g s s u m m e n von 300 bczw. 200 Mark bis zur endgültigen Regelung der Materie und endlich Weiter zahlung der Mietzinsbcihilsen. ro <1! Die morschen Ghen. »* « § v« A S-» 8 K «3 p» » «o Die 4. Zioillammcr des Landgericht» Chemnitz halte an einem Dag« nicht weniger air 201 Verhandlungen in Chescheidungssachcn angeletzt. Schnell geschlossen ward in Kriegestagen Ueberall so mancher Shcbund, Aber heute seh'n wir schon mit Klagen, Wievlel Kriegesehen ungesund. -paare, die sich einst zur Kriegestrauung Drängten ohne Frist und Aufgebot, Sahen bald bei näherer Beschauung. Daß nur rasche Scheidung ihnen not. Wenn an einem Tage eine Kammer Schon zweihundert Ehesachen zählt, Ach, dann ahnen wir der Leute Jammer, ^ Die sich einst so überschnell vermählt, Und erkennen, daß im deutschen Lande Unterm Wirrsal der betörten Zeit tzA Morsch ward auch das festeste der Bande, Einer Ehe stille Heiligkeit. Darum prüfe, wer sich ewig bindet, Wie einst unser Schiller schon gemahnt, Daß nicht wie ein Hauch die Liebe schwindet, Die allein zum Glück die Wege bahnt. Leichtentstammte Leidenschaft sie scheue Jenen Ring, der steter Liebe Pfand, Und der Himmel schenke wieder Treue Unserm Volke auch im Ehestand: „Luginsland" in -er» »Dres-ner Nachrichten* Nach-ruck un- Vsrtraq nur mit -ieser Luellenangabe gestattet. Kunst uud Wissenschaft. Jean Louis Rieodä Ueberraschend kommt die Nachricht vom Tode dieses hochgeschätzten Musikers. Mau wutztc wohl, dntz Nicode se-it einiger Zeit leidend sei, aber keinesfalls dachte man, datz der kaum Sechsundsechzigjährig-e schon das Ziel seines reichen Lebens und Schaffens finde» würde. Ein gut Teil dieses Wirkens hat vorzugsweise dem Dresdner Kstnsttebcn gegolten. 1878 kam Nicodö, der ans Jersitz bei Posen stammte und in Berlin seine künstlerische Ausbildung und erste selbständige Betätigung gefunden hatte, hierher als .Klavierlehrer des Dresdner Konservatoriums. Bereits Mitte der achtziger Jahre begann er sich aber als Leiter der Philharmonischen Konzerte auch als Dirigent zu be tätigen. Dann kamen von 1893 an die „Nicod<--Konzcrtc" mit der Chemnitzer Kapelle und einem eigenen, 1896 ge gründeten Nicodö-Ehor, die in erster Linie für schwer auf führbare moderne Werke eintraten und dadurch der da mals airsstrebenden jüngsten Richtung deutscher Tonkunst eine Gasse öffneten. Der grotzcn Verdienstlichkeit dieses Unternehmens entsprach leider nicht sein äutzcrer Erfolg: um die Jahrhundertwende mutzte Nicodö die so wertvollen Konzerte aufgeben. Damals zog er sich nach Langebrück, wo er nun auch gestorben ist, zurück, freilich, um nach oft als Gastdirigent eigener und fremder Werke s— er war einer der wenigen, die sich auf ausgczeichri-cje Bruckner- Aussühruugen verstanden —1 hier wie auswärts aufzu- ireten. Als solcher hat er bis zuletzt seinen Ruf eines klar disponierenden, begeistert nachempfindenden Interpreten bewährt. Im Reiche drantzen kannte man Nicpds freilich doch wehr als Komponisten. Hier galt er zeitweise als bcson- Lers kühner, moderner Himmelstürmer. Früh schon hatte er sich den Sollen der Lisztschcn Programmusik angeschloffen, freilich, ohne je ganz aus dem Bannkreise der absoluten Mustk hera-uSzukommen. Dadurch kam ein gewisses Schwanken nach zwei Richtungen hin in sein Schassen. üaS sein« Werke schneller hat veralten lassen, als ihrem inneren Werke gemäh ist. Selbst feine noch vor anderthalb Jahr zehnten als Typus eines an die Sterne greifenden Sturm und Drangflierkcs angcstaunte, riesenhafte Gloria-Si-nfonic trägt für uns heute schon den Typus des tKestern. Aehnlich geht cs uns mit sinfonischen Dichtungen wie „Maria Stuart" oder „Jagd nach dem Glück", während eine von vornherein rein musikalisch gedachte Partitur wie die „Sinfonischen Variationen" trotz ihrer rückschauenden Form uns noch wett lebendiger dünkt. Stets geschätzt werden ob ihrcr kllhncn Eigenart auch einige Ehorkompvsit-ioncn des Meisters bleiben. Autzer-dcm weht ans allem, was Nicodü geschaffen hat, jener heilige Ernst, jenes Wissen um die höchsten ethischen Ziele der Kunst, das über allen Zeit geschmack hinweg einen Künstler und seine Werke adelt. In diesem Sinne ist mit Nicodö ein wahrhafter künstlerischer Edel-ing hcimgegangen. f Dresdner Theaterspiclpla» für heute. Opern haus: „Ariadne" f7); Schauspielhaus „Das Kon zert" s7): Residenz-Theater: „Die Förstcr-Christl" j!-l4),- „Waldmeister" lllkj; Albert-Theatcr: „Die Jungfern vom Bischofsberg" llL8j; C e n t r a l - T h c a t c r : „Die Esardasfttrstin" l3>; „Eine Ballnacht" <7j. -s Mitteilung der Sächsischen Landestheater. Opern haus. Die Besteller von Eilttrittskarten zu der am 20. Oktober stattfindenden Erstaufführung „Die Frau ohne Schatten" von Dr. Richard Strantz werden gebeten, der in Frage kommenden Verkaufsstelle bis spätestens zum 13. Oktober mitznteilen. ob sie, nachdem diese Vorstellung infolge Verlegung des Aussührnngstagcs nutzer- halb der Herbstspicle gegeben wird, ihre Bestellungen auf recht erhalten oder nicht, andernfalls wird-üller die ursprüng lich bestellten Karten anderweitig verfügt werden. i- Sinfouiekonzerte im Opernhaus. Im heutigen An zeigenteil ist die Ordnung für die 14 Sinfonie-Kon zerte in der Landesoper abgedruckt. Die Ausgabe der Karten erfolgt von Mittwoch (8.) all an der Kasse des Opern- Hauses. Unter den angekündigten Gästen findet sich dies mal auch wieder ein Dirigent: Arthur Nikisch. der öle Neunte von Beethoven leiten soll. s Sraße Ptzil-ar«»»ische Ka«4«r««. SS sind noch einige Abonnement« zu hoben. Ab Montog gibt e« auch Stnzelkarten für da« 1. GeoffePhtlharmontsche Kon»»rta« 11. Ok tober. Leitung: E d w i n L i n d » c r. Dresdner Philharmonisches Orchester sctma wo Mitwirkcndci. Solistin Wer« S ch a v i r a. Abonnements und Sinzellarten bei F. Nies. -s- Reranstaltunge». Heute 1Z8 Uhr im Künsticrhaus: Vor tragsabend Senfs - wcorgi. Montag: Liederabend Reichelt- Barisch: Klavierabend Paucr: Klanterabend Aron: Bor trag Witkowski (Literarische Gcsellschasti. Dienstag: S tr leg te r - Quartett: Lautcnabciid Albert: Tanzabend K r e in o ,- Konzert der V o l k S s i n g a k a d c m i e <„Schdps»ng">. Mittwoch: 2. ,-iykluskonzcrt (Zadora): Dresdner Trio: 1. Bolks- s i n f o n i c k o n z c r t. Donnerstag: Klavierabend Paurr: Tanzabend T r o p l o in i c z. Freitag: Toiikiinstlerveretn tUebnngk- abcndi: Woliltättgkcitslonzert. Sonnabend: Tanzabend Falke,- Licdcrabcnd Petri. Sonntag lll Uhr vormittags: Klopstock-Bor- trag Erhard: nachmittags: Rusch-Vortrag Hcckert: abends: Klavierabend Mttja Ntkisch. ! Kleine Thcaternachrichten. Der Dircltor der Wiener Volksbühne ist infolge sinanzicllcr Schwierigkeiten znrück- getreten. Sein Rachsolgcr dürfte voraussichtlich Direktor Alfred R e r » a » werden, der bereits zwei Wiener Bühnen leitet. — Das S t a d t t h e o t c r S t. G a l l c ii ist nach fünfjähriger Pause wieder eröffnet worden. Als neuer Leiter jülirte sich der frühere Hallesche Qberregisseur Dheo Modcs mit Moethks „Ursaust" sehr glücklich ein. — FdaNoland wurde für einen Teil der nächsten Saison den Münchner K a in m c r s p! c I e n verpflichtet. — Adolf Winds, der langjährige Dresdner Hvischauspielcr und spätere Oberrcgisfeiir des Leipziger Stadtthcaters, läßt ein Buch „Quer über die Bühnen" erscheinen. Er nennt dos Werk „Belege zur Naturgeschichte des TheatcrteufelS". f Sächsischer Kuustorreiu zu Dresden iBrühlsche Terrassel. Infolge verspäteten Eintreffen« einer Samwiung Gemälde kan» die neue Ausstellung erst Sonntag, den t 2. Oktober, er- öffnet werden. -f Galerie Arnold. Sondcranssteltung von WtlhelmTrüb- ner, sowie zwei graphische Ausstellungen von Han« Thoma und Lonis Eorinth. xcrncr sind ausgestellt: Neuere Plastiken vou Hildebrand, Böcklln, Gaul, Tuaillo», Barlach u. a. Die Au», stellt,ng ist bis auf wettere« SoiintagS von 11 bi« 2 Uhr wieder geöffnet. s «unstansftellnng Liuz «Prager Sirasic). Ab Montag Sonder- Ausstellung de« künstlerischen Nachlasse» von Prosessor Max Uth iBerltn). Al» Einleitung wird Krau Gertrud Uth morgen, Montag, von s-s7 bi» >18 Uhr über „Erlebte« und Erlauschte«" sprechen. Im Graphischen Zimmer Arbeiten von Hedwig RuwpeU und Gertrud Schäfer, beide Dresden.
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