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Attila«, 8. «WNft I»z» Fmntanö Befprechunsen gescheitert Kündigung des Sandelsvertrages in AMM vradlmolcknnp nosoror Sorllnor SvkrtlUoltnna Berlin, 8. Aua. Die deutsch-finnischen Privatvcrhand- lungen über eine Sonderregelung der Butter- und Käseaus- snhr Finnlands nach Deutschland sind jetzt endgültig gescheitert. Die Reichsrcgterung steht damit vvr einer neuen Lage und wird demnächst einen Beschluß darüber saßen müsse», ob sic nunmehr die Kündigung des deutsch-finnischen Handels vertrages vollzieht oder nicht. Die Kündigung dieses Ver trages, in dem die -um Schutze der deutschen Landivirtschast nicht ausreichenden Butter, und Käse-ölle gebunden sind, ist an jedem Tage zulässig. Drei Monate später tritt iann der Handelsvertrag außer Kraft. Auf Grund dieser deutsch-finnischen Privatverhandlungcn ist bekanntlich iv Holland und Dänemark eine Boykottbewegung gegen die deutsche Industrie eingeleitet worden. Es stellt sich nunmehr heraus, wie voreilig diese Kreise vorgegangcn sind. Man Kat den Boykott eröffnet, ehe überhaupt heraus war, ob diese Berhandlunge» zu einem positiven Ergebnis führen würden. Die Verhandlungen sind jetzt gescheitert, und es wird nun an der Zeit sei», daß man sowohl in Holland als auch in Dänemark schleunigst mit dem ungerechtfertigten Boy kott Schluß macht. jlkine neuen Zollvcrdandlungen mit Wen Warschau, 8. August. Die polnische Presse veröffentlicht die am 4. August überreichte Antwortnote der RetchSregierung auf die polnische Note uv», 15. Juni, in der Polen angesichts der deutschen Zollerhöhungen neue Zollvcrhandlungen mit Deutschland forderte. In der deutschen Antwortnote werden unter dem Hinweis auf die grundsätzliche Gleichartigkeit der von Polen beanstandete» Zollerhöhungen mit den früheren, sowie aus die deutsche LandwirtschastSkrise die Verhandlungen abgclehnt. Die polnische Presse versieht die deutsche Antwort- uote mit einem Kommentar, in dem es heißt, daß die polnische Forderung in Uebereinstimmung mit der Genfer Konvention erhoben morden sei. Aus der deutschen Ablehnung gehe hervor, daß die deutsche Schutzzollpolitik den Grundsätzen einer Stabilisierung des Zollnivcaus widerspreche. Gegenüber dieser polnischen Darstellung ist darauf hin- zumciseu, daß im Genfer Handelsabkommen vom 24. März 1080 den vertragschließenden Teilen ausdrücklich das Recht Vorbehalten ist, in dringenden Fällen Zollcrhöhunge» vor- unchmen, ohne daß die dadurch betroffenen Vertragsstaatcn cökalb neue Verhandlungen beanspruche» können, und daß Polen selbst vor kurzem eine sehr bedeutende Erhöhung der landwirtschaftlichen Zölle beschlossen hat. König Faisal kommt inkognito vradtmolckuon aaooror SsrUnsr Sobrittloitnng Berlin. 8. August. Mit dem fahrplanmäßigen LD-Zug trisst am Freitagnachmittag König Faisal vom Irak von London kommend in Berlin ein. Im Gegensatz zu dem Be such der Könige Aman Ullah und Fuad wird es aber diesmal keinen festlichen Königseinzug geben, da der Emir inkognito unter dem Namen eines Prinzen Usama Europa zur Erholung bereist, um der mörderischen Hitze in Bagdad zu entfliehen. Auf dem Bahnhof werden sich lediglich der Ehes des Protokolls Gras Tattcnbach sowie zwei höhere Beamte des Auswärtigen Amtes zur Begrüßung einfinden. Der König Faisal wird im Hotel Adlon Wohnung nehmen. Es sollen diesmal auch keine großen Empfänge gegeben wer den, sondern vom Ehes des Protokolls ist ein Programm mit einer Reihe von Vorträgen, Besichtigungsfahrten, Theater besuchen usiv. ausgearbeitet worden. Es bleibt dem Belieben des »lorgcnländischen Herrschers überlassen, welchen Teil des Programms er absolvieren will. Sie Bolttvmlei über die SommlmMtimen Die parteiamtliche Darstellung Berlin» 8. August. Wie bereits gemeldet, sind die unter j Führung des Bolksparteilcrs Dr. Scholz unternommenen versuche, ein engeres Zusammengehen der Gruppen zwischen Hugenberg und der Staatspartci herbcizuführcn, gescheitert. Auch die Aussprache zwischen Dr. Scholz und Dr. Höpker- Asch off, dem Führer der Staatspartei, blieb, wie zu er warten war, ergebnislos. Hierzu veröffentlicht die „Natio nalliberale Korrespondenz" eine parteiamtliche Darstellung, die von besonderer Bedeutung ist, da in ihr klar zum Aus druck kommt, daß die Volkspartei in Zukunft eine stärker als bisher nach rechts gerichtete Politik für unerläßlich hält. Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt: Im Weiterverfolg der staatsbürgerlichen SammlungS- destrcbungen der Deutschen Volkspartet, die zum Ziele haben, zur Ueberwtndung der Vormachtstellung der Sozialdemokratie eine geschlossene Front aller staats- bejahenben Elemente unter Zurückstellung des Trennenden zu schassen, fand am Donncrstagnachmittag im Reichstag die letzte entscheidende Aussprache zwischen den Vertretern der Landvolkpartei, der Konservativen Volks partet, der Wirtschaftspaktes und der Deutschen Volkspartei statt. Nachdem auf Grund der bisherigen Verhandlungen Aussicht bestand, daß in der Besprechung ein Ergebnis dahin würde erzielt werden können, die Parteien aus einen gemeinsamen Wahlaufruf mit dem Ziele späterer Fraktiousgemeinschaft zu einigen. gab der Vertreter der Landvolkpartei die Er klärung ab, daß seine Partei zu seinem großen Be dauern der Aktion, die er seither mit allen Kräften ge fördert habe, ihre endgültige Zustimmung versagen müsse. Darauf erklärte der Vertreter der Konservativen Volkspartei, daß hierdurch eine neue Lage geschaffen sei und er daher heute seine Zustimmung nicht geben könne. Der Vertreter der Wirtschastspartet betonte, daß, wenn die eine bcrufsständischc Partei sich zurückziehe, dann auch seiner Partei keine Möglichkeit der Mitwirkung mehr gegeben sei. Damit war der Versuch, noch vor den Wahlen zu einer großzügigen staatsbürgerlichen Sammlung zu kom men, gescheitert. Im Verlaufe der Auseinandersetzung zwischen der Deut schen Volkspartei und der neuen Staatspartet hatte Dr. Scholz aus Anlaß des bekannten Briefes des Herrn Dr. Koch eine Unterredung mit diesem vereinbart. Nachdem Herr Dr. Koch sich unter Hinweis auf eine tbm ärztlich ver- orbncte Kur entschuldigt hatte, war auf Einladung des Herrn Scholz Herr H v p ke r - A s ch o f f zu der im Reichstage vor gesehenen Aussprache erschienen. Hierbei betonte Minister Dr. Scholz, daß die grnndsätz- liche Verschiedenheit in der Auffassung der Dentfchen Volks- Partei und der Staatspartei darin bestünde, daß di« Deutsche Volkspartei, auch wenn sich zur Zeit noch «nüberwindltche Echwieriglette« in de« Weg stellten, beharrlich sesthalte an einer Sawmlnng »o« links «nd rechts, während die StaatSpartei, insbesondere Herr H»»ren*Lsch»ßI in seinem bekannten Aufsatz in der „Kölnischen Zeitung", aus drücklich die Bindung an ein solches Programm abgelehnt habe zugunsten der Bildung einer neuen liberalen Partei. Die Deutsche Volkspartei habe niemals grundsätzlich ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie abgelehnt; wohl aber halte sie es jetzt für unerläßlich, der sozial demokratischen Vorherrschaft im Interesse einer Ge sundung von Staat und Wirtschaft einen verstärkten bürgerlichen Einfluß zur Durchführung des Hinden- burg-Programms entgegenzustellen. Jeden Schritt, der diese Entwicklung fördere, würde die Deutsche Volkspartei mitmache«. Jeder Schritt, der davon wegführe, sei für sie unannehmbar. Würde die Deutsche Volkspartei sich der GtaatSpartei anschließcn, so wäre da mit infolge der erfolgten Festlegungen der Staatspartci die Brücke nach rechts abgebrochen. Um aber auch die letzten für die Deutsche Volkspartei im Sinne ihrer allgemeinen Einigungsbestrcbungen bestehen den Möglichkeiten auszuschöpfen, machte Dr. Scholz für sich persönlich ohne vorherige Befragung irgendeiner Partei- instanz folgenden Vorschlag: I. Die neue Deutsche S t a a t s p a r t e i, die stets erklärt hat, daß es ihr nicht auf die Form, sondern aus den Zwecke ankomme, geht in der Deutschen Volkspartei auf. Die neue Partei trägt den Namen „Deutsche Volkspartei sStaats- parte ij". 2. Um alle persönlichen Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, verzichte ich aus die Führung. — Herr Höpker-Aschoff erkannte zwar die Loyalität des zweiten Vorschlages an, erklärte aber mit aller Bestimmtheit, daß der Gcsamtvorschlag sowohl nach der programmatischen wie nach der organisatorischen Seite für die Staatspartei un- anneh m bar sei. Bei Fortsetzung der Anssprache stellte sich heraus, daß weitere Verhandlungen vor den Wahle» zwecklos sind. Berliner Vreffe Kommentare vrablmolckung ausoror Vvrllnor Sckrtltlsltnug Berlin, 8. August. Die gestern gescheiterten SammlungS- bemühungen des Führers der Deutschen Volkspartei Dr. Scholz einer- und der Bemühungen des Mitglieds des Aktionsausschusses der Deutschen Staatspartci, Minister Höpker-Aschoff. anderseits finden nur in denjenigen Blättern eine längere Würdigung, die sich von der einen ober anderen Aktion etwas versprochen hatten »nd die immer noch gehofft hatten, dieses oder jenes werbe sich doch noch erzielen lassen. In der demokratischen Presse ist man offensichtlich darüber enttäuscht, daß es nicht gelungen ist, die Deutsche Volkspartei an die Staatspartei heranzuztehcn und sie dadurch auf eine mittelpartcilichc Linie endgültig fcst- zulegen. „Berliner Tageblatt" und „Vossische Zeitung" werfen deshalb Dr. Scholz vor, er habe freie Hand behalten wollen, gegebenenfalls auch mit den Dcntschnattonalcn und den Nationalsozialisten eine Koalition einzugehen. Di« Deutsch« Staatspartei hat sich demgegenüber scharf >ach rechts vnb links abgegrenzt, maber allerdings die Abgrenzung nach rechts scharfer zu sein scheint als die nach links, denn aus den Ausführungen Dr. Höpker-Aschoffs geht allzu deutlich hervor, daß die Staatspartei eventuell auch die alte Schaukelpolitik des Zentrums, nämlich einmal einer Koalition mit rechts statt einer Koalition mit der Sozialdemokratie machen möchte. Bemerkenswert in diesem Zusammenhänge ist auch die Feststellung der „G ermani a". daß es von vorn herein wenig aussichtsreich gewesen sec, den Versuch zu machen, ausgesprochen konservative mit ausgesprochen libe ralen Elementen in dauernde Verbindung zu bringen. Sehr enttäuscht äußert sich die „Deutsche Allgemeine Zeitung", die den AuSgang der gestrigen Verhandlungen als einen „schwarzen Tag des Bürgertums" bezeich net. Das ist denn doch wohl ein wenig übertrieben. Viel mehr scheint cs, daß Dr. Scholz klug daran getan hat, sich aus Bindungen mit der Staatspartet unter gar keinen Umständen einzulassen. Man weiß nicht, wie die parlamentarische Ent wicklung der nächsten Zeit ist, und es ist vielleicht nicht ganz so ausgeschlossen, wie cs die Linke wahrhaben möchte, daß eines Tages sich Konstellationen ergeben, die ein Zusammen gehen der Deutschen Volkspartei mit Parteien, die rechts von der Konservativen Partei stehen, notwendig machen. Tie „B e r l i n e r B ö r s e n z e t t u n g", die von Anfang an wenig Wert aus ein Zusammengehen von Volkspartei und Staatspartei gelegt hatte, die aber immer unterstrichen hatte, daß es notwendig sei, daß Konservative Bolks- partei, Deutsche Volkspartet, Wirtschaftspartei und Landvolk sich zu einer einheitlichen Front zusammen- sänden, gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die beteiligten Par teien in dem Wahlkamps untereinander Burgfrieden halten werden, und daß sie wenigstens im politischen Wahl kamps das durchsetzen, was sie am grünen Tisch nicht aus eine gemeinsame Formel bringen — nämlich daß das gemeinsam einigende Moment der bürgerlichen Parteien tn diesem Wahl kampf die Abwehr der roten Welle ist, die bereits die Fundamente der bürgerlichen Staatsordnung zu unterhühlen beginne. Die Volkspartei Wuppertal unzufrieden Wuppertal, 8. August. Die Deutsche Volkspartei. Orts gruppe Wuppertal-Elberscld, hat an Dr. Scholz jolgendcs Telegramm gesandt: „Hanptvorstand Ortsgruppe Wuppertal ist einstimmig der Auffassung, daß das durch Rundfunk bekanntgegebenc Angebot Höpker-Aschoff, bei einem Zusammenschluß der Volks- partci mit der Staatspartci solle unser verehrter Senior Kahl den vorläufigen Vorsitz übernehmen, hätte unbedingt angenommen werden müssen. Gegenvorschlag Dr. Scholz' vollständig verfehlt. Verlangen sofortige Einberufung Zentral vorstandes. Tilmanns. Vorsitzender." Wie wir hierzu erfahren, kommt nach Ansicht führender Kreise der Deutschen Volkopartci in Berlin die sofortige Ein berufung des Zentralvorstandcs nicht in Frage. Dazu wäre das Verlangen von mindestens 50 Mitgliedern erforderlich. Die nächste Sitzung des Zentralvorstandcs zur Vorbereitung der Wahlen ist planmäßig für den 24. August vorgesehen. Dabei dürste es nach diesen Informationen bleiben. Ae M-Mern-koiMte der Staatsvarlei Berlin, 8. August. Wie der „Deutsche Gerichts-Presse- Dienst" von authentischer Seite erfährt, wird der für den 16. August dieses Jahres anberaumte Gcrichtstermin in der Sache „Deutsche Staatspartei" gegen „Deutsche Staatspartei" sHall-Halscrn gegen Mahraunt nicht durchgcführt werben. Zwischen den Funktionären der neuen Staatspartei und dem Namensinhaber der alten Staatspartci, Hall-Halfern, sind Verhandlungen im Gange, um den peinlichen Namens streit auf gütlichem Wege aus der Welt zu schaffen. Man ist sich in Kreisen der neuen Staatspartei darüber im klaren, daß ein Prozeß vollkommen aussichtslos wäre, um so mehr, als nicht nur der Name „Deutsche Staatspartci", sondern auch Zweck und Ziel der beiden Parteien im Vereinsregtster gleichlautend eingetragen sind. Die Verhandlungen mit Hall- Halsern gehen nun dahin, eine Verschmelzung der beiden Parteien zu erzielen. Diese Verschmelzung würde nur for malen. aber keineswegs politischen Charakter haben, d. h. Hall-Halfern und seine Anhänger würden eine Geldcnt- schädigung erhalten. Die Aussichten für eine Einigung sind gegenwärtig nur gering, da die Gelbfvrdcrungen Hall-Hal- ferns zu hoch sind. Sollten die Verhandlungen scheitern, so wird die Deutsche Staatspartci noch vor dem IS. August aus eigenem ihren Namen ändern. * Bei der Deutschen Staatspartei ist, wie uns aus Rück frage mitgeteilt wird, über diese Vorgänge zunächst nichts bekannt. Es wird lediglich daraus hingewiesen, daß der Parteiunternehmer Hall-Halsern den Versuch macht, aus dem Rechtsanspruch, den er aus die Bezeichnung Deutsche Staats partei besitzt. Geld herauszuschlagen. Man spricht von einer Forderung von 100 000 Mark. In staatSpartetlichen Kreisen wird erklärt, daß eine Abstandssumme in dieser Höhe nicht i» Frage komme. Dr. CurttuS -er Staatspartei nicht betgetreten Berlin, 8. Aug. Die von verschiedenen Seiten in Umlauf gesetzten Nachrichten, der Reichsaußenminister Dr. Cur- tiuS sei aus der Deutschen Volkspartei ausgetreten, um sich der Deutschen Staatspartei anzuschließen, haben sich auf Rückfrage tn Baden-Baden, wo sich der Reichsaußen- mintster zur Zeit aufhält, al» irrig herausgestellt.